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Sonntag, 12. November IttOS Nr. 314 Schweinitz. Hofniarschakl Gras Rer. Känimerer v. Criegern, Generaldirektor Erzellenz Gras Seebach. Generäle Bartcky, Barlh, Mehlhor». OderlaitLeSgerichlspräsident Loßnitzer, Prä iidenl Freiherr v. Berneioitz. Ministerialdirektoren Geh. Räte Waentig, Merz, Generaldirektor v, Kirchbach, Oberbüraer- eister Beutler. Bürgcrineisici Leupotd, Hetschel, Ooerposldirektor Geh. Obcrposlrat ^alke, Polizeipräsident Koettig, Landgerichtsdireklol Dr Becker. Ämtshauvtleute v. Eraushaar, Krug v. Nidda, Oberiuslizrat Bähr. Generalstaatsanwalt Gekler, Geh. Hosrcu Professor Tr Gurlitt, Neichsbankdircklor Schmidt, Geheimer Hofrat Professor Prell, Geh. Kommerzienrat Lingner, Ge». Hvf- rat Dr. Unruh, Konsul Mende. Stadträte Baurat Adam, Dr. May, Lcntemaii», Wokurka. Weigandt. Hostheatermaler Nieck, Architekt Lossow, Baumeister Schrvth. Hosrat Tonadini u. a. m. — Nachdem Ihrer Majestät der Königin zwei herrliche Blumen gebinde: Weiße und grüne Nelken, weihe und rote Alpenveilchen, von den Damen o. Oppel und v. Tümpling überreicht worden waren, begann sofort der Rundgang durch die Säle. Die Königin begab sich zunächst an den von Iran Oberhof. Meisterin v. d. Gabelentz geleiteten gelben Drachenpavilloii — ein Geschenk Sr. Majestät des Königs —. um Einkäufe zu bewirken. Von hier aus besuchte die hohe Iran unermüdlich sämtliche Verkaufsstände der Daineil-Patroiiesseii: Ir. Minister v. Metzsch, Kr. Generalleutnant v. Kirchbach, Fürstin Hanau. Kr. Generalkonsul Wunderlich. Kr. Generalmajor o. Allrock, Kr. Generaldirektor v. Kirchbach. Kr. Minister Dr. Rüger, Kr. Minister Schurig und Kr. Geh. Rat Oencl, Kr Oberhos meisterin p. d. Gabelentz. Kr. Kreishauptinaiin v Beust und Kr. Hosrat Dr. Klemm, Kr. Oberhosmeister v. Malortie, Kr. Dr. -schloßmann, Kr. Generalarzt Dr. Sellc, Krl. Lau. Kr. v. Kap-bcrr-Lockwitz, Gräfin Mvntgelas, Kr. v. Mangoldt, Gräfin Reuttner. Kr. Genera! v. Broizcm, Kr. Direktor Herz (Spitzen!, Kr. Geh. Medizinalrat Dr. tLchmaltz, Kr. Dr. Pantynski, Krl. ». Nauendorss, Fr. Kommerzienrat Esche. Kr. Dr. v. Pslugk. Kr. Fleischhauer, Kr. Dr. Schanz und Kr. Türk sPostkarten-Tischej, die vom Hoflieferant Knauer reich und prächtig auSgestalleten BIunicn-Kioskcn usw. Währenddessen machte auch ^e. Majestät der König reiche Ein käufe an fast allen Verkausssländen, in erster Linie an dem herr lich ausgesmtteten Japanstchen Pavillon, gestiftet und präsidiert von den Damen: Krau Bankdirekwr Günther, Krau Direktor Millington Hernnann. Krau Oberstleutnant Wilhelm und Krau Geh. Kommerzienrat Konsul Menz. Im „Tee-Hause" zu Java» nahm der König, von Frau Oberstleutnant Wilhelm gereicht, den Tee ei». Von hier aus begab sich der Monarch an die großen Büfetts, zunächit an das Büfett der Krau Oberbürgermeister Beutler, dann zu den von Frau Muu'ler Freifrau v. Hausen präsidierten Speisentischen. Nachdem der König noch den Orientalische» Rauchsalon der Krau Rötzschke besticht, verab- schiedete er sich von der Königin-Witwc und verlieh den Basar. — Mit bewundernswerter Ausdauer, freundlich und leutselig im Gespräch mit den Damen der Verkaufsslände, setzte Ihre Maieslät die Königin-Witwe ihren Rundaang fort. An den Büfetts der Krau Minister v. Hausen und der Krau Oberbürgermeister Beutler lief; sich die Hohe Frau kurze Zeit nieder, besuchte darnach den Rauchfalon, den Japanischen Pavillon und das Tee- hciils, hier besonders lebhaft mit Krau Geh. Kommerzienrat Menz konversierend. um sich dann, etwas nach 2 Ukr — »ach fast dreistündigem Besuche des Basars — in den Königssalon zurückzuziehen und kurz daraus den Ausslellungspalast zu ver lassen. nicht ohne ihr Erscheinen i» den Abendstunden, zum Besuche des Bunten Theaters, wieder in Aussicht zu stellen. — Kurz nach der Eröffnung wurde der Basar dem öffent lichen Berkehr »vergeben. Der Besuch setzte gleich über- aus lebhaft mit zahlreichen Damen und Herren der ersten Ge sellschaftskreise und der Fremdenkolonie ein, so daß sich bald ein von festlicher Stimmung getragenes Leben und Treiben inmitten der Pracht und des Glanzes der Säle entfaltete. —* Der Verband sächsischer Industrieller ver öffentlicht in der letzten Nummer teines Organs einen Artikel über die Vertretung der Industrie in der Ersten Kammer, lieber das schon so vielfach von dieser Seite de- leuchtete Tbema wird darin u. a. ausgeführt: „So erfreulich es ist, das; der König von seinem Rechte, fünf Mitglieder der Ersten Ständekammer nach eigener Wahl zu ernennen, in dem Sinne Gebrauch macht, daß die der Industrie fehlende Ver tretung wenigstens zum kleinen Teile auf diese Weile geschaffen werden soll, jo unbedingt müssen wir jedoch andererseits daran festbalten. daß die Berufung einiger Mitglieder der Industrie durch den König die berechtigten Wünsche der sächsischen In dustrie nach einer angemessenen Vertretung in der Ersten Ständekammer nicht erfüllt. Seit der Begründung unseres Ver bandes sind wir dafür eingetreten, daß unter Abänderung der jetzigen verfassungsrechtlichen Bestimmungen neben der Land wirtschaft auch Sachsens .Handel und Industrie ein verfassungs mäßiges Recht auf ein« aus den Wahlen von Angehörigen der betretenden Bernte hervorgegangene Vertretung in der Ersten Ständekammer erhalten, und zwar mindestens in derselben Stärke, in der derzeit die Landwirtschaft in dieser vertreten ist. — — Es ist nichts als ein Gebot der Gerechtigkeit, daß dem insbesondere von unserem Verbände schon seit Jahren erhobenen Auniche nach verfassungsmäßiger Vertretung der Industrie in der Ersten Kammer endlich stattgegeben wird. Wenn in der Ersten Kammer die Landwirtschaft eine verfassungsmäßige Ver tretung eingeräumt erhalten hat. so kann dies nach den Zu ständen, die bei Erlaß der Verfassung vom Jahre 1331 herrschten, wohl als berechtigt erscheinen, da der sächsische Staatshaushalt zu jener Zeit fast allein auf der Grundsteuer beruhte, die noch 1814 acht Zehntel aller direkten Steuern aufbrachte. Seit der damaligen Zeit sind jedoch die Leistungen des sächsischen Grund besitzes für den Staat dauernd znrückgcgangen. — — Auch die konservative Partei hat einen Antrag eingebracht, wonach die Staatsregierung in Erwägung darüber eintreten soll, in welcher Weise bei Zusammensetzung der Ersten Kammer den veränderten wirtschaftlichen Verhältnis!en und einer entsprechenden Berück sichtigung der Industrie, des Handels und des Gewerbes Rech nung getragen werden kann. Wir müssen aber bei dieser Ge legenheit von neuem betonen, daß die Industrie nur an einer wichen Vertretung ein Interesse haben kann, welche ihrer Bc- dcutung und Leistungsfähigkeit entspricht und zum mindesten der- Glücksspielen, die sind grundsätzlich verbannt. Dagegen ist außer einem Lese- und Bibliotlwkssaal auch ein Billardzimmer vor handen, während man hier allerdings einen Festst- und Box- saal. der in Pariser und Londoner Frauenkluvs längst obliga torisch ist, vergebens suchen wird. Den denkbar ichärssten Geacniatz zu diesem „Millioiienklub", wie er spöttisch genannt wird, bildet der Berliner „Frauen- klub von 1900". der tatsächlich den eingangs ermähnten Zweck zu erfüllen jucht, alleinstehenden, selbständigen, tagsüber ihrem Erwerbe nachgehenden Mädchen und Krauen die mangelnde eigene Häuslichkeit möglichst zu ersetzen. In den bescheidenen Räumen dieses Klubs ist alles ans Behaglichkeit und Gemüt lichkeit berechnet. Jeder Luxus ist Vermieden worden. Alles rst unter dem Gesichtspunkte der Zweckmäßigkeit eingerichtet, die in dem Bestreben gipfelt, den Mitgliedern möglichst viel für möglichst geringe Ausgaben zu bieten. Der Beitrag ist so niedrig bemessen, daß ihn auch unbemittelte Mitglieder leicht aufbringen können. Er beträgt nur sechs Mark jährlich. Dafür wird Erstaunliches geboten: außer den anheimelnden Klubräumen und den zahlreichen Büchern und Zeitungen ein täglicher guter und sehr billiger Miltagstisch in angenehmer Gesellschaft und ohne Trink- und swas auch nicht zu verachten ist) Trinkgeld- Zwang. außerdem gediegene Vorträge über alle möglichen Zweige des Wissens und des Lebens mit daran sich anschlietzen- den Erörterungen, an denen sich jedes Mitglied beteiligen kann, theatralische und musikalische Veranstaltungen, kurzum harmlose Vergnügungsabende mit abwechselndem und darum doppelt er götzendem Programm. . ^ ^ ... Der dieser Tage neu eröffnest dritte Berliner Krcmenklnb ist wesentlich von Len ebengeschildcrten beiden Vereinigungen verschieden Er nennt sich „Lvceum-Klub" und, fremd ländisch wie sein Name, ist anch^ seine Art. Er ist international und steht mit den entsprechenden Klubs im Anslande, zunächst in London und Paris, wozu weiterhin noch gleiche Einrichtungen rn Newyork. Rom. Wien und anderen Hauptstädten treten sollen, r» einem engen Karlellverhältnis. Mitglieder eines dieser Klubs solle» jü>em anderen bei ihrer etwaigen Uebersiedlung dorthin ohne weiteres angehören. Auch will man eine internationale Verwertung der geistigen Erzeugnisse der Klubmitalieder ver- tzrcheo. Diese sollen sich nämlich vorwiegend auS den Reiben jenigen der Landwirtschaft gleichwertig i>t. Dadurch, datz ettva bestimmt tmiide, di« fünf vom Könige zu ernennende» Mitglieder der Erste» Kammer müßten durchweg Industrielle sein, oder daß neben den jetzige» Mitgliedern der Ersten Kammer eine neue vom Könige zu ernennende Gruppe von Industriellen und Ge werbetreibenden i» Stärke von 5 oder 10 Mitgliedern geschaffen würde, dürste an de», tatsächlichen MehrheitsverliöllniS in der Ersten Kammer nichts geändert werden^ man würde nur formell der Industrie eine Vertretung eingeräumt haben. Unter Be rücksichtigung deS Umstandes, daß im Königreich Sachsen heute kaum noch mehr als 10 Prozent ver Bevölkerung von der Land wirtschaft leben, während 72 Prozent zu Handel. Industrie und Gewerbe gehören, muß es als ei» durchaus ger-ecktes und maß- volles Begehren ausaesakt werden, wenn diese Berufsgriippen, die heute der sächsischen Volkswirtschaft ihr Gepräge geben, nur eine der Landwirtschaft cheichwertiae Vertretung »n der Ersten Kammer beanspruche». Dabei muß besonders Wert darauf ge legt werden, daß diese Vertreter mindestens zu ihrem größten Teile aus den freien Wahlen der Industrie selbst Hervorgenen Ebenso wie der sächsische» Landwirtschaft das Recht zusteht, nach eigener Wahl 12 Abgeordnete in die Erste Kammer zu wählen so wird man auch wohl den Angehörigen des Handels, ver In dustrie und des Gewerbes zubilligen. daß sie ebenfalls in ver Lage sind, diejenigen sich ausznwähleii. die sie für geeignet halten, in der Ersten Kammer ihre Interessen zu vertreten." —'Prrsonalveränderung»». 4S Paannan», etnj.-kreiw. Arzt im 181. Ins -Rea., unte, Bcanstrapung mil W"b>n»bn»,ng «Mer bei dem Reg. offene» AstistenzarztlteNe mitWiiknng vom I. No», zum Unterarzt des akt. Tienftsiande« ernannt -iS Deich, StadSvetertnär der Landw. 2. Ausgeb. des Landw.-Bez. Planen, bebusS NeberMhrung zum Lands«. 2. Ausgeb der Abschied bewilligt. 4b Lrhnrrl. Intend -Bmecnidüttar für den Sekretarigtsdienst bei der Kniend tS. Armeekorps, zmn ffntend.-Sekr., 4b Zschaber, stabt»,str.-Slst.. Feldwebel vom !Z!>. Inf.-Reg. zum Inlend.- Bnreandiätar für den Sekrelnrintsdienst bei der Intend. 12. Armeekorps, — untern, 1. Dez. ernannt bczw. angeslellt 4b Jenner, Kaffenlekr. des Kadettenkorps in Dresden, als Rendant aus Probe zur Unlecossiziervor- iitmle in Mnrienberg, 4b Verlieh, Hausverwalter des Kadettenkorps in Dresden, als Kassensekr. aus Probe bei dieser Behörde, — unlerm 1. Febr. verseht bezw. angeitclll. 4b öänisie, ProviaiilamiS-Astilt in Leipzig, be- »us» llebertiitis zur Kaiserl. Schutzlruppe für Südwellascika, aus den, Heere auSgescdttden. —* Dem 12. Keldartillerie - Regiment ist von meh reren Angehörigen desselben der Betrag von 355 Mk. als Schen kung für die beim Regiment bestehende Stisliuig zu Unterstützun gen für Unteroffiziere überwiesen worden. — Der Neue Dresdner Tierschutz-Verein (unter dem Protektorate der Köniain-Witwel hielt am 7. d. M. in seinen, Vcreinslvkale (Helbigs Restaurants eine Monatsversammlimg ab. Es wurde beschlossen, eine neue Annahmestelle zur Entgegennahme von Anzeigen über Tiergnälereien bei Herr» Bürstenfabrikant Schmidt, Uhlandstraße l9. zu errichten. Man bewilligte die Be schaffung von 2000 Stück Tierschutz-Kalendern, die dieses Jahr, zum erstenmal von, Vereine selbst versaßt, zur Weihnachts zeit »»entgeltlich an Schulen abgegeben werden tollen. Von dem illustrierten Buche: „Märchen in», Schutze der Tiere", das in einzelnen Erzählungen fast alle Leiden der Tiere schildert, soll eine Anzahl Exemplare bezogen werden. Auch an R i cht in it g t i eder lvird das Buch znm Selbstkostenpreise abgegeben werden und kann in reichlich acht Tagen im Bureau des Vereins iKreuzstraße 7> in Empfang genomm«'» werden. Es wurde beschlossen, an den Rat ein Gesuch zu richten, daß die Erhebung der Hnndestener nicht im Januar, wo der Verdienst bei viele» Leute» »ehr gering ist, son dern im Sommer erfolgen möchte Da viele Hnndebesltzer ihre Tiere hinter der Straßenbahn hcrlansen lasse», will man einen Mahnruf ans die Rückseite der Straßcnbahnfahrkarte» drucken lassen, der dies rügt. Der Vorsitzende teilte mit, daß wiederum ein altersschwaches, gebrechliches Pferd und ein ebensolcher Hund vom Verein znm Töten anfgckanft wurden, um zu verhindern, daß die armen Tiere weiter geanält werden: zu demselben Zwecke hat eine dem Verein sehr gütig gesinnte Dame dieseni 500 Mk. znin Ankauf von ausgedienten Zugtieren zugewiesen. Der zuin zweiten Vorsitzenden des Vereins gewählte Herr Kommissionsrat Gustav Schaefer führte sich mit einer Antprache ein. Es fei ihm — so begann er — eine Freude gewesen, bei seinem Eintritt den Verein in guter Verfassung zu finde». Durch Vergleiche mit anderen größeren Tierschntzvereincn Deutschlands habe er gef»» den, daß der Nene Dresdner Ticrschutzvercin »rrf der Höhe der Zeit stehe. Zwar mache das Tierasrst zur Zeit äußerlich »och einen bescheidenen Eindruck; aber darauf komme es nicht an. Hauvt- sache sei, daß der Tierivärter auch ein Tierfreund sei, denn die Tiere können sich nicht beschweren. Bewährt babc sich das Be streben, die Organisation des Vereins auf möglichst einsacheni Fuße zu erhalten, den» die Erfahrung habe gelehrt, daß eine Zersplitte rung der Verwaltung schließlich zu Zuständen wie beim babylo- nischcn Turmbau führt. Die Pflege und Schonung der Tiere — namentlich der Zugtiere — erweise sich auch für de» Besitzer nützlich. Indes müsse die Schonung nicht des Nutzens Haider, sondern um der Menschlichkeit willen geschehen: dann findet sich das andere von selbst. Kein Geringerer als Goethe Hai es aus gesprochen : „Wir bleuen immer der Menschheit, wen» wir der Menschlichkeit dienen." — Nach Bekanntgabe geahndeter Tier- anälereien und Mitteilungen aus dem Schriftemvechsel teilte der Vorsitzende mit. daß im Asnl des Vereins «Görlitzer Straße l9t im Monat Oktober 31 Hunde 115 Tage und 58 Katzen 195 Tage Aufnahme und Verpflegung gefunden, womit die Sitzung ihr Ende erreichte. —* Polizeibericht, 11. November. Eine am Hause Tcrrassenufer 29 angebracht gewesene W o h n u n gs t a fe l rst in letzter Zeit wiederholt beschädigt oder böswillig heruntcrgerissc» und zertrümmert worden. Für die Ermittlung des T-sters hat der Geschädigte eine Belohnung von 10 Mk. ausgesetzt. Sachdienliche Mitteilungen werde» a» die Kriminalabteilung erbeten. — Vorgestern fiel auf dem Pirnaische» Platze eine Schneiderin beim lleberschreiten der Gleise infolge Ausaleitens aus dem schlüpfrigen Bode» unter das Pferd einer Droschke und wurde überfahre», wobei sie eine Quetschung der linken Brustfelle erlitt. — Ans dem Allstädter Güterempsangsbodei, fehlt seil dem 0. d. M. ein Ballen Polster, gez. H. Z. 6493, enthaltend zwei neue M a t ra tz e» b e l e g e in rotem Sastn, zwet dergleichen Kcilkissenbclcge und zwei gefütterte Matratzendccken. Da es nicht der geistigen Arbeiterinnen rekrutieren, also aus den Kreisen der Scyrittstellerinncn, Malerinnen und anderer Künstlerinnen. Im Mittelpunkte dieses Klubs sicht denn auch ein Bureau, das den Verkehr der Mitglieder mit Verlegern, Kunsthändlern und Konzcrweranslaltern vermitteln soll. Ein besonderer Theatersaal in den Räumen des Klubs ist für Probeaufsührungen drama tischer und musikalischer Werre von Klubmitgliedern bestimmt. Auch sonst weist dieier neue Klub, der gleich mit 600 Mit gliedern ins Leben treten konnte, bemerkenswerte llnterjchci- dungsmerkmale aegenübcr den beiden älteren Klubs aus. Aus diesen ist die Männlichkeit grundsätzlich verbannt und wird nur höchstens einmal im Jahr« ganz ausnahmsweise zu einem besonderen Feste zugelassen. Im neuen Lyceum-Klub hat jedes Mitglied das Recht, einen Gast männlichen Geschlechts emzu- führen, dock; wird dieser unter eine Art Vormnndlckxast gestellt, indem ihm das Recht genommen, bar zu zahlen, was er ver zehrt hat Diese Pflicht fällt vielmehr der holden Weiblichkeit ausschließlich zu. Die Männer werden hier also einfach sür zahlungsunfähig erklärt. Ob allzu viele unter dielen Umständen Verlangen tragen werden, hier die Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen, erlchcint zweisethaft. Uebrigens ist auch hier für gutes und sehr preiswertes Essen und Trinken gesorgt. Eine weitere Unterscheidung bildet die den Mitgliedern gcgcvene Ge legenheit, im Klub vorübergehend oder aus längere Zeit zn wohnen. Es sind mehrere iSchlafzimmer nach allen ve»tigen hygienischen Anforderungen und mit reichlichen Bequcinlichkciten Für diesen Zweck eingerichtet worden. Die Hauptsache dieses neuen, zukunftsreichen Klubs bleibt aber die mannigfache geistige Förderung seiner Mitglieder. An alles ist da gedacht. Selbst das große Heer der Ucbersctzerinnen wird hier Gelegenheit finden, mit fremdländischcn Autoren an- zuknüysen und die Uehecietzungcn vorteilhaft zu verwerten. Die von Ausstellungskomitees zurnckgewiesenen Malerinnen und Bildhonerinnen brauchen nicht mehr in einem Salon der Znrückgcwiesenen" ihre Zuflucht zu suchen. Sie können in den Ausstellungszimmern des Klubs ihre Werke einem weiteren Kreise zur Beurteilung vorsübren. Ganz besonders wird sich aber dieser Klub denjenigen seiner Mitglieder nützlich machen können, die im Auslande «in Betätigungsfeld suchen. So ist ^ diesem dritten Berliner Frauenklub ein Erfolg mit einiger aiisgefchlosten erscheint, daß daS Gut gestohlen, möglicherweise aber beim Verladen a»ch nur verschleppt worden ist. so wird gebeten, etwaige sachdienliche Mittelluiiarn an die hiesige Kriminalabtetlung gelangen zu lasse». — Am Dienstag erlitt aus der Dürrrstraße ein lliäbuger Knabe einen Unterschenrelbruch dadurch, daß er von einem Rad fahre r um ge rissen und überfahre» wurde. Dem Kleinen wurde ii» Säuglingsheim aus der Wormser Straße die erste Hilfe zu teil. Der unbekannte, etwa 18 Jahre alte Radfahrer, anscheinend ein Bauhandwerktr, war von mittlerer Größe, ohne Bart und mit arauem Jackett, grauem welchen Filz- Hute und graubraunen, mit Kall bespritzten Hosen bekleidet. —* Der frühere Expedient des Gemeindeamtes Stetzsch. Heinzmann, wurde aus der Flucht in Genua aufgegriffen und verhaftet. —* Im besten MaimeSalter verschied in Fireiberg vor» gestern »ach schwerer Krankheit ei» angesehener Bürger der Stadt. Herr Stadtrat William Senn, Mitinhaber der Banunternehmung in Firma Seim u. Riedel. In den Jahren 1893 bis l8S9 vertrat der Entschlafene den 6. städtische» Wahlkreis als Abgeordneter in der Zweiten Kammer der Ständeversaminlung. in der er der natioilallibeialen Fraktion angehöcte. Der hiesige Dur— ffches —* Boden dach, lO. November. Bodenbachcr Bahnhof bietet seit Donnerstag ein eiarntümlicheS Bild; die Gleise sind fast durchweg verstellt, träge schleichen oi« Maschinen dahin, alles ist in »»hetinlichrr Stille, bas „voll» dämpfige Draussahre»". das geräuschvolle Abstöße», das alles ist verstummt. Die Folgen für Bodenvach lassen stch jetzt noch nicht abichähe» Zu de» 5- bis stslündiaen'Verspätungen der ankoiinnetl- de» Znge gesellen sich edenwlche Verzögerungen der abfahrenden, die sich ans der Strecke noch vergrößern, da die Strecke etnglrisig ist und die Kiknzungen die Writersahrt beeinträchtigen. Am meisten ist i» Bodenvach der Transitvienst in Mitleidenschaft ge zogen. Schon am ersten Tage wurden I2stü»dige Transitver- spätungcn sestgestellt. Eine Verstopfung des Rosawitzer Uin- schlagplatzes ist vorläufig noch nicht zu besürchten, natürlich kommt das zurvllende Kohlenmaterial, etwa lOO Wagen täglich, später an. Aber der herrschende fliegen wird günstige Wasserver hältnisse und damit einen gesteigerten Umschlagverlehr bringen, vorausgesetzt, daß auch in der Bedienung der Kohlcnschächte eine Besserung ctntritt. Verhängnisvoll dürste» die Zustände auf den Bahnen werde», wenn sie noch lange aiidaner», und zwar hin sichtlich der höhmische» Brnnnkohle, da sich bereits ei» Mangel in den nicht deutschen Adsatzgedicle» demerkvar inacht, so daß zahl reiche Industrie» schon zu Blikettheizunacii gezwungen sind. Die Folge einer Beeinträchtigung des Kohienexporls oder dessen gänzliches Anfhoie» würde sur Nordhöhnieu und die böhmischen Eldumschlagplätze geradezu verhängnisvoll werden. — Amtsgericht. Der 29 Jahre alte Arbeiter Johann Eyba war am 4. August bei einem Gutsbesitzer in Mockritz als Kutscher in Stellung getreten: am anderen Lage erhielt er den Auftrag, vom Güterbahnhofe in Dresden eine Fuhre Röhren abznholen, wozu ihm 60 Mark übergeben wurden. Eyba jnhr auch nach den, Bahnhose, ließ das Geschirr aber dort stehen , das Geld behielt er für sich. Er tauchte dann in Radebeul ans, wo er am Schleusenvau arbeitete. Am 13. Oktober er folgte nach dem Ausjchreiben im „Gendarmerieblatt" Eybas Festnahme. Der Gendarm nahm ihn zunächst mit noch dem Ge meindeamt, wo er ihm den Haftbefehl bekannt geben tvollte. Auf dem Transporte nach Dresden leistete Eyba trotz der Fesselung nicht nur heftigen Widerstand, sondern unternahm auch Fluchtversuche. Eyba, der über starke Körperkräfte ver- fügt, iprengte zweimal die Handsesseln. Nur unter großen Kraftanstrengungen des Londgendarmen und zweier Schutzleute der Gemeinde Radebeul gelang es, den Beschuldigten zu über wältigen und ihm neue Fesseln anzulegen. Kurz vor dem Ein- gange ins Justizgcbäude zu Dresden versuchte der Häftling noch mals davon zn lausen: er rannte die Albrechlstrciße entlang, alle auf die „Halt auf!"-Ruse der Beamten hin ihm entgegentretende Personen beiseite stoßend. Ter aufsehenerregende Vorgang hatte ein« zahlreiche Menschenmenge angelockt, die der Flüchtige, nach dem er wieder ergriffen worden war, mit Drohungen, Schimps- reden und wüsten Renommistereien bedachte. Endlich konnte er hinter Schloß und Riegel gebracht werden. In der Verhand lung legt er sich aufs Leugnen und bestreitet schon bet der Eröffnung der Sitzung die Richtigkeit seines Strafregister-Aus zugs, der auch zwei Zuchthausstrafen entlfält, sowie, daß er der jenige sei, der am 4. August bei dem Mockritzer Gutsbesitzer in Stellung getreten ist und die Unterschlagung begangen hat. In der Beweisaufnahme wird indes die Identität der Person des Angeklagten mit der des Täters zweifellos sestgestellt und der Angeklagte daraus zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt. Bon der Untersuchungshast kommt mit Rücklicht aus Eybas Leugnen nichts in Anrechnung. — Der Jlcischergehilse Gustav Eduard Wehner aus Potfchappel besuchte am Abend des 10. August seine in Nickern aus einem Gute dienende Geliebte, obwohl ihm das Betreten des Gehöfts zuvor ausdrücklich untersagt tvorden war. Als er sich am anderen Morgen entfernen wollte, stellte ihn der Hausverwalter. Wehner trat diesem aber mit dem Taschen messer in der Hand entgegen und nötigte ihn durch die An drohung, daß er ihn erstechen werde, von weiterem Vorgeben abzusehen. Wegen Hausfriedensbruchs und Nötigung wird der Angeklagte zu 12 Tagen Gefängnis verurteilt. - Der aus der Untersuchungshaft vorgeführte Handarbeiter August Nitzschner wird wegen Beleidigung eines Gendarmen zu 1 Monat Ge fängnis verurteilt. — Drc Arbeiter Karl Konrad Weber, Gustav Adolf Schuster in Niedergorbitz, Ernst Richard Farak in Rade- beul und Hermann Ernst Zinke haben sich als Hilfskaffierer des Verbandes der Fabrik-Hilfsarbeiter Unterschlagungen in Höhe von etwa 25, 40 bezw. 30 Mk. zu schulden kommen lassen. Weber und Zinke erhalten je 4 Wochen, Schuster 2 Wochen und Farak 6 Wochen Gefängnis. — Der Fabrirjchlosser Eduard Bernhard Conrad verlangte am 9. August von seinem Werk- meister eine andere Arbeit, worauf der Meister nicht einging: es kam zum Wortwechsel zwischen beiden, bei dem C- dem Meister mehrmals mit der Hanv aus den Kopf und in das Gesicht schlug. Ferner ging er in das Kontor und stieß dort Be- Icldigungen gegen den Meister aus. Der Angeklagte erntet 10 Tage Geiängniel—. Sicherheit vorauszusagen. wenn er es vielleicht auch nicht allzu chnell to weit bringen wird wie der Londoner Lyceum-Klub, der bereits 3000 Mitglieder nmsasch obwohl er erst vor einem Jahre begründet worden ist. Er besitzt ein eigenes prächtiges Klub haus mit einer ganzen Diencrichar und eine Vorsitzende, die die Tochter des Herzogs von Argyll und eine Schwägerin deS Premierministers Balfour ist. Der Pariser Lyceum-Klub. der im Mai d. 2. eröffnet worden ist. befindet sich rn dem früheren alais der Herzogin von Uzös und Hai als Vorsitzende Madame aine, die Witwe des berühmten Geschichtsschreibers. Gegen diese beiden großen Vorbilder steht die Berliner Gründung allerdings von vornherein bedeutend zurück, obwohl auch sie in einem sehr stattlichen, für ihre Zwecke völlig um- und ausge bauten Hause in der Potsdamer Straße unteraebracht ist. Auch an vornehmen Gönncrinnen fehlt es dem Berliner Lyceum-Klub nicht. Tie Dichterin Carmen Sylva, die in ihrem ^auptberuse bekanntlich Königin von Rumänien ist, hat da« ^ rotcktorat übernommen. Erste Vorsitzende ist die Gräfin Harrach, die Gemahlin des bekannten Landschaftsmalers: unter den fünf stellvertretenden Vorsitzenden befinden sich die erfolg reiche BildniSmalerin Tora Hih und die vielgelefene Roman schriftstellerin Clara Viebig. Auch unter den Ausschuß» Mitgliedern entdeckt man weithin berühmte Namen, von oeuen nur angeführt seien: Frieda v. Bülow, Hedwig Dohm, Marie v. Ebner-Ejchenbach. Baronin Hcyking (Verfasserin der „Briese, die ihn nicht erreichten"!, Ellen Key, Lllli Lehmann. Berta von Suttner. Auch etliche Damen der höchsten Aristokratie, darunter die Gräfin Posadowsky, die Gemahlin des Staatssekretärs, deren begabte Tochter selbst zu den erwerbenden Frauen gehört, haben es nicht verschmäht, bcr diesem neuen Klub Pcitendlenste zu tun. Ter feierlichen Eröffnung wohnten Prinzessin Feodora, die jüngste Schwester der Kaiserin, die Erbprinzessin von Wird, eine Tochter des Königs von Württemberg, die Botschafter Groß britanniens und der Vereinigten Staaten mit ihren Damen und sonstige Angehörige der Hofgesellschaft bei. Die geistige Urheberin dieser neuen Klubart. Miß Constanee Smedl». eine in England geschätzte, verhältnismäßig noch jung« Schrift» stellerin, war au» London eigen» gekommen, nm diese Berliner Tochter des Londoner Klubs auS der Taufe »u Heven. Daß diese Dame die Crösfnunasrede in englischer Sprache hielt, wird