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4 »Dresdner Nachrichten" 4 Sonuta«. ». Derbr. L8SS »» Nr. SSS angebliche große Sieg ver Engländer gm Mvdderfluß beschränke sich aus das Zurückweiche» der Aurenstreitmacht von 2000 Mann, welche der Uedermocht wich Ter Kolonne Metbuen'S sei es bis- ber nicht gelungen, den Modderfluß zu überichreilen. Was es mit der Pbraie Lord Metbuen'S aus sich hat : rr>u» zwi. . Lord Melkuen's stieße» geller» bei Koo'fvnte>n auf die Bure» unter Cronic. Tie Llttillrrie eröffnete gegen 6 Ul» morgens das Gefecht, während die Reiterei dir Burenvorposten vergeblich abrulchneidcn suchte. Gegen 7 Ubr griffen die Gülden in aufgelösten Zügen die feindliche Stellung vor Srvenfontein und die Infanterie deren rechte» Flügel an, während Artillerie, und Marine- trupveu gegen das Centn»» wirkte». Die Buren-Artillerie dezimirte die Angreifer furchtbar. Bis Mittag stürmten die Garden vergeblich unter schwersten Berlusten, besonders an Ossizieren, Im Centrunr dcmontirte das Äurenfeuer zwei unserer Geschütze. lli'achmittags brachte Metbuen kämmtlicke Reserven in's Feuer und brach um 6 Uhr Abends den unentschiedenen Kampf ab. ohne den Buren zu folgen, welche ihre Borposten zurückzogen und Metbuen in ihren Hauptstelluugc» erwarteten. Tie Buren kämpften den ganze» Tag vollständig gedeckt, während die Engländer in brennender Sonnrnglulb deckungslos nngriffen und wahrscheinlich über zwanzig Prozent Todte und Verwundete hatten. Alle Offiziere der Marincbrigade sind getödtct bis aut zwei. Einzelne Gnrderegimenter verloren über die .Hälfte der Ossiziere. Ob Lord Methrien morgen fähig ist, den Kamps fortzusetze». ist unentschieden. Eronje erwartet den Feind ans den Höhen Spy- sontcins. Aus Pretoria in Amsterdam eingetrofscne Nachrichten melden, entgegen den englischen Dementis, neuerdings die Kapitulation von Ladhsmitb. Am 27. November vaffirte der Damvfer „König" Dar-cs- Salaam mit Major von Rcitze »stcin an Bord. Maior von Reitzeustein trifft am 5. Dezember in der Telagoabai ein, uni sich bald darauf zum Burcnhcer zu begeben. Kunst uns Wissenschaft. Mit der Erstaufführung von Otto Ernst's deutscher Komödie „I ugend von beut c" errang das,K önig l. Hof - sch auspiel gestern dlbend einen in jeder Hinsicht außermdent- lichen Erfolg, wie ihn das Neustädter HauS seit dem glanzvollen Siege von Rosland's .Chrono von Bergerar" in den lebten zwei Jahren nicht erlebt bat. Schon nach dem ersten Akte muhte sich der Vorhang acht Mal heben, und der Dichter — ein wirklicher Dichter, nicht das. was man sonst den Autor nennt — nnirde immer wieder gebieterisch vor die Gardine gefordert. Das Werk behan delt in einer wunderbaren Mischung von Humor, Snthre und Gemüth ein echtes und rechtes Lnst'pielthcma, spiegelt dabei ei» Stück modernes Leben in scharfer Beobachtung wieder nnd ist un endlich reizvoll im Detail. Ein Hauch von Frische und Gesund heit geht durch die ganze Arbeit, die klug nnd feinsinnig, liebens würdig nnd gcmüthvoll zugleich, sich rühmen darf, die weitaus meisten Erzeugnisse ähnlichen Genres, die in den letzten Jahren entstanden sind, an littcrarifchen Qualitäten zu nbertresfen. — Ge spielt wurde die Komödie ausgezeichnet, nur manchmal vielleicht 'noch zu schwer im Tempo. Um vas Gelingen der A uffükrnng. die von einem gntcu Geiste getragen wurde nnd in dem nahezu ausvcrkauften Hanse von vornherein ein schönes Echo fand, machten sich die Herren Wiecke nnd Froböse. sowie die Damen Wolfs und Basis besonders verdient neben Herrn Lewinacr. der das Stück, das bei uns seinen ersten Bülwengang wagen durfte und vor einem großen Siegeszuge über die deutschen Theater sieht, vornehm und stimmungsvoll inicenirt hatte. — >V. f. Im König!. Hosopernhause gelangt heute „Mignon" zur Aufführung. Das König!. Hosscbauspicl gicbt die Ernst'sche Komödie „Jugend von heute". f Spielplan der König!. Hofovcr: Sonntag: „Mignon"; Montag: „Lohengrin"; Dienstag: „Die Jüdin": Mittwoch: „Der Barbier von Sevilla": Donnerstag: „Lucrezia Borgia": Freitag: „Hansel nnd Gretbet". Ballet-Divertissement: Sonnabend: Znm ersten Male: „Rubin": Sonntag: „Ter Freischütz". — Königl. H o fs ch a u s p i el: Sonntag: „Jugend von heute": Montag: „Macbeth": Dienstag: „Eslbcr". „Die Neuvermählten"; Mittwoch: „Jugend von beute"; Donnerstag: Neu einstudirt: „Klein Däumling": Freitag: „Die Journa listen": Sonnabend: „Krieg im Frieden"; Sonntag: Nach mittag i/s4 Uhr: „Klein Däumling"; Abends V-8 Uhr: „Cyrano von Bergerac". f Im Residenztheater finden heute zwei Vorstellungen statt: Nachmittags geht zu ermäßigten Preisen „Die Fledermaus" in Scene: Abends das Schauspiel „Fuhrmann Henlckcl" mit Herrn Nittner a. G. ch Im König!. Hofovernhanse ist nächsten Sonnabend die erste Aufführung der drciaktigc» Over „Rubin" von Georg Herrsche! zu erwarten. Das Werk wird hier im Beiiei» des Komponisten ans der Tarife gehoben werden. Tie dichterische Unterlage bat Max Kalbeck nach der gleichnamigen Novelle von Richard Voß geliefert, in den Vorgängen ziemlich treu nach dem Vorbilde, nur der tragische Ansaang ist anders, dem Wesen der Over entsprechend, gehalten. Die Handlung geht zum größten Thcil in Saracinesco vor sich, einer» abgelegene» Orte im Scibinergebirgc. unweit von Nom. Hier ans diesem Fleckchen Erde hat sich bis auf unsere Tage ein Volkslhpns in Sitten und Gebräuchen fast vollständig intakt erhalten, der. von dcnSarnccne» abstammend, von der Welt gänzlich abgeschieden in und sür sich lebt Um der Existenz willen verlasse» die Männer im Fiühling ihre Berge und Hütten, sie steigen von den frischen, geinnden Höhen hinab in's Thal und verdienen sich hier in kärglichem Lohne für Ernte- und andere Arbeite» ihr Stück Brot jür den Winter. Im Winter sind sie wieder dabeirn. Biele dieser stolzen Armen erliegen gewöhnlich den Ficberkrankhcikcn, der Malaria und anderen epidemischen Erscheinungen, die wärend der Sommer zeit aus den Ebenen und Sümpfen, ans der Cnmpagna, cmpor- steigen.. Umsonst warten dann zur Herbstzeit Weib und Kind aus die Heimkehr des Vaters, vergebens bangt die Braut nach dem Bräutigam. ErgebnnySvoll, als ob das gleiche Schick'al ihrer wartete, blicken die Heimlchrendcn auf den Jammer der Wittwen und Waisen: „Der Tod, der in der Diese wohnt — Nicht Alle hat er uns verschont — Nicht Alle dürfe» wicder!chauen: Die Heininth ... die Kinder ... die Frauen!" In diesem roman tisch schönen, bizarren Milieu spielt die Handlung. Ein junger deutscher Maler Heinrich steigt in dem Moment zu dem an wilden Natnricenen reichen Bergland hinan!, wo der Frühling cinzieht, wo die Männer scheiden müssen. Geschieden von der schönsten der Mädchen von Saracinesco, von Nubia, ist auch N maule. ein junger Mann aus dem Orte, der von Rubin einen Zchunmcr von Liebe, die Hoffnung ans eine spätere eheliche Verbindung mit zunehmen glaubt. Das Schicksal will es anders. Heinrich wird als Gast von Teresa, der Mutter Nubias, ansgenominen und was nun folgt, ist das alte, ewig neue Lied: „Tie konnten zusammen nickt kommen..." Ei» fanatischer Mönch Girolamo wacht über Rubin, zu der Heinrich in Liebe ergiübt. ohne ^»nächst scheinbar wiedergelicbt zu werden. Als Heinrich endlich den Frauen von Saracinesco ein Marienbild malt nnd stiftet, das die Züge Nubias trägt, bricht Girolamo in flammendem Zorn über den vermeintlichen Treubrnch Nubias gegen Araante ans. zugleich auch über die Prvsanation. die er in dem Muttergottes- vilve erblickt — er verbrennt zum Entsetzen der Weiber das Bild, in dem er unter Anderem der Verehrung, die dickem Bilde zu Theil geworden, die Ursache des Todes zahlreicher Männer aus Saracinesco beimißt, die dem Fieber in den Ebenen erlegen sind. Vor und während dieser Vorgänge kommt es zwilchen Hein rich und Nubia wiederholt zu Liebcsl'cenen. Heinrich ist ganz Gluth und Flamme. Nubia liebt still, ohne äußerliche Anzeichem Hierüber verliert sich Heinrich in schweres Brüten, er martert lein Gchiin. ihm einen, nur einen belebenden und tröstenden Gedanken zu geben, doch es gelingt ihm nicht. Trost zu finden. So saßt er, an Nubia gänzlich verzweifelnd, den Entschlich, den Ort zu ver lassen. Nubia zu entsagen nnd das ohne jedes Zaudern. Beim Scheiden giebt er der Mutter Nubias einen Ring: „Von Deiner Hand einmalige ihn die Braut: die Braut Argnntes". Als sich Nubia von Heinrich verlassen sieht, den sie innerlich glühend liebt, glaubt sie an ein elendes Spiel, das Heinrich mit ihr getrieben, und als Nrgantc heimgekclirt, Rache drohend dem Rivalen (Heimichi, legt Nubia, einer Rachegöttin gleich, die Hand aus Argantes Haupt: „Wenn ich Tu schwöre, daß ich den Maler hasse tief und iödtlich — Und wenn ich fragte Dich: Willst Tn mich rächen? Was gäbst Du mir zur Antwort?" „Ich räche nur mein Weib!" erwidert Araante „Ha, Mutter," ruft Nubia triumnbirend. lächer N „sieh' hier ... Araante. meinen FreundI" Ter . standen. Heinrichs Schicksal besiegelt. ES vollzieht Rom. während des Karnevals. Im Moment aber, wo Argante den tödtlichrn Streich gegen Heinrich führen will, bricht die aanze Macht der Liebe NubiaS zu Heinrich wleder dewor: sie Wim sich zwischen den Mörder nnd ihren Geliebten und sinkt, tödtlich von Ar« gante getroffen, in Heinrich» Anne. Der Mönch Girolamo. der den Mord verhüten will, kommt zu spät. Im Wahnsinn ersticht sich auch > Araante. Nubia schlägt noch einmal die Augen auf und blickt ! lächelnd den über sie hingebeugten Heinrich an: „Ich liebte Dich. ! Enrico ... Nu» sterb' Ich gern ... Leb wohl." Sie stirbt. Es ^ ist Stacht geworden. In der Kirche der Santffsima Trinitt wird das Zrs geläutet. Die Mönche steigen zu Girolamo herab und intoniren mit ihm. um die Leiche Argantes geschaart, das Möerrrc. Zu gleicher Zeit tobt von der Straße her rin neuer Schwarm von Masken. Die Gesänge beider Chöre vermilchrn sich. Mönche: ..blisorors nobis, Domino!" Chor: „FrilchePoknle j Winken z»m Mahle > Daenrns valo!" Der Borhcma fällt. - Für die Jniceiie des Werkes ist Alles gethan. was ein Theater ersten Ranges zn leisten Im Stande ist und jedenfalls sieht man einem außergewöhnlich interessante» Abend in dieser Premiöre entgegen. Die Rollen sind vortrefflich besetzt. Die Nilbia singt Frau Wlttlch, den Heinrich Herr Anthcs: der rächende Argante ist Herrn Scheidemantel, der Mönch Girolamo Herrn Perron übertragen: die Mutter Teresia singt Frl. v. Cbavanne. Tie Figuren werden »mso mehr fesseln, als sie ausnahmslos als Charaktere gezeichnet sind. Tie neuen Dekorationen: Saracinesco im Sabinergebirge und die Piazza di Cvagna mit der spanischen Trevpe in Rom zur Zeit des Karnevals sind in entzückender Schönheit von Herrn Hof theatermaler Rieck ausaesührt. Hält das Werk, was eS in den Proben verspricht, so sieht man einem großen Erfolge entgegen. L. 8t. -f Dem Residenztheater war es Vorbehalten, der vor weihnachtlichen Saiion die iitteraritche Sensation zu bringen: GerhartHauptmann's „Fuhrmann Henschel" erlebte vorgestern Abend seine späte, wenn auch nicht verspätete Dresdner Erstaus führung. Bon dem Stück, seinem Werth und seinem Inhalt, ist an vieler Stelle schon io oft und ko ausführlich die Rede gewesen, daß heute, nachdem das Schauspiel, das seinem Schöpfer — merk- würdin grn»a! — den Grillparzcrprcis einaebrnckt hat. nun be reits über nahezu hlindert in- nnd ausländische Bübnen aegange» ist. ein bloßes kurzes Erinnern an seine Vorzüge nnd seine Schwächen genügen wird, »m über seine Wesensart zn orien- tiren. Was die Schöpfung bedeutend macht, ist zunächst eine bis znm höchsten Raffinement gesteigerte Virtuosität rn der Znstands- fchlldernng. die nuf der allcrintimsten Kennlniß der Verhältnisse nnd Sliiiimnngen beruht, und eine Vcrintilität des technische» Talentes voransseht, die bei Hanplmann immer auf s Neue über rascht. Das Millen ist mit ein paar Strichen verblüffend echt und treffsicher wiedergegeben, wie es vordem feinem der vermeintlichen „genialen" Naturalisten je gelungen ist. Wenn der Vorhang a»f- geht und man nur einen Älick ans das dültere Bild in der nied rigen Soiilcrrainstube geworfen bat. in der dieser Herkules im Pcmernkittel mit dem Herzen eines Kindes — den» das ist der Fuhrmann Henschel — mit seiner sterbenden Frau und der kraft strotzenden Magd haust, so ist jeder nach wenige» Minnlen Io be drückt gestimmt, daß er dem Dichter w.lUg aus seine düster», immer tiefer tührcndcii Pfade folgt. Genial in der Anlage und Durch führung ist ferner die Ebaralteristik der handelnden Personen, die mit einer Knappheit gcbandhabt wird, die bei der Dürftigkeit der Fabel doppelt bcwnndernswerlh. ist und eine sabelbnste Selbstkritik am eigenen Schaffen Scene für Serne verräth. Auch die Orkonomlc der Stossvcrtheilnna ist vortrciflich ausgefallen: wie geschickt Haupt- mann die kurze Fabel, deren Inhalt sich mit zwei Sätzen cmdcntcn läßt, anf fünf Akte anszndehne» gewußt bat, von denen allerdings der erste reckt gut wegbleiben »nd mit rin paar Worten als Vor fabel abgethan werden tönntc, ist geradezu verblüffend: an der Fülle von ritnrdirenden Momente» und allerhand episodischem Beiwerk würde der selige Dickens, der freilich Novellist und nicht Dramatiker war, seine belle Frende baden. Aber — »nd dieses „Aber", das die Schwächen des Werkes zniamniensassen soll, dars nicht unterdrückt werden — diesen in's Ange fallende» Vorzüge» stehe» doch so gewichtige Bedenken »nd zwar ästhetischer Statur gegenüber, daß man an dem Stücke nur leiten euren ungetrübten Genuß haben kann. Das bedrückende Milien nnd die niedere Sphäre wirken, io sehr sich .Hanvtmaiin auch abmüht, beides von den vcrichicdensten Seiten ans z» beleuchten, aus die Tauer ermüdend, und das Geschick der Fnniilic Hcnsckel vermaa, io trcmriq cs auch als Einzeliall betrachtet iein maa. nicht so intensiv tragisch z» in- tereisircn, daß man den fünf Akten ohne Abspannung folgen kann. Eslst eben immer die alte Geschichte von der „Wahl der Stoffe", die bei den verschiedenen Künsten von lehr verschiedener Wichtigkeit ist. To kann man in der Malerei über das rein Technische vielleicht das Sujet der Bilder einmal vergessen, ja eine virtuos gemalte Häßlichkeit vermag vorübergehend zu fesseln; in der Poesie aber d!c von Hcrns aus durch ihr Material schon mehr ans das Geistige gewiesen ist. wird die Wahl bedeutender Vorwürfe immer maßgebend sein für die Wertbschntziing und Tarier der Wirkung, so daß die Leidrnsgcichickrte des kleinen ManneS.maa sie noch jo genial inCinzel- I,eiten drirchgcführt iein, mit der Tragödie einer faustischen Natur nie sich wird an Interesse messen können. Darum kann die dramatische Litteralur, mögen das die Modernen auch »och w heftig bestreiten, ans die Dauer nicht große Probleme eulbehren; die kwnckrircl rvorlcü unicrer drnmatöchcn Litteralur. von der Antigone bis zum Hamlet, von denr E>v bis zum Faust, beweisen das zur Genüge. Ludwig Speidel hat dieser Ueberzeugung in so lapidarer Weise Ansdruck gegeben, daß seur Gesamnitlirlbeii über das Werk hier Platz finde» möge. „Kein Zweifel, „Fuhrmann Henschel" ist das dramatische Meisterwerk des deutschen Naturalismus. Es ist freilich nicht Jedermanns Vergnügen, wenn eine Handlung vor ihm abrollt, wie ein Stück Wirklichkeit, okne sogenannte Idee, ohne auSgeiprochene Absicht, ohne ein einziges geistreiches Wort, dazu noch in einer Sphäre der bürgerlichen Gesellschaft, die für höhere Kreise gar nicht vorhanden ist. Man wird dem Naturalis mus erlauben müssen/ Urpliänomciie der Menschheit aus tiefen Schickte» beworziiholen. Das wird freilich nickt die letzte Auf gabe der Kunst sein. Gesättigt und gekräftigt von irdischen Stoffen, wird sie sich wieder in hohe »nd höchste Regionen empor- schwingen. ohne sich die Flügel zu verieiigen." — Daß für eln solches Werk niederer Kultur die Darstellung viel, wenn nicht Alles bedeutet, woiern nicht äußerliche, sondern küirstlciiiche Wirk ungen erzielt werden lollen, ist selbstverständlich. Tie Aus führung des Schauspiels >m Nesidenztbeater wurde durch die Mitwick»»» Rndoli Nittner' s. für den bekanntlich Hauvt- mann den Henschel geichrieben hat. zu einem theatralischen Errigniß. Tie schauspielerische Leistung dieies Künstlers, der als Schlesier auch den Dialekt virtuos handhabte, war genau so echt und stack i» Auffassung und Tariiellung wie die Kunst der Mitieruchilderung des Dichters: ein höheres Lob bat die Kritik nicht zn veigeben. Trefflich wurde der illnstre Gast vom „Deutschen Theater" zu Berlin von den Mitglieder» des Residenztheaters unterstützt; namentlich Frau Kronthcil als Hanne that sich hervor, wie sie mit entschiedenem Nachdruck die Energie des brutalen weib lichen Egoismus in diesem beinahe dämonischen Bauernweibe zur Geltung brachte. Aus der Reihe der zahlreichen übrigen Mit- wirkeiiden verdienen noch Erwähnung: Frl. Blanden, die in der Rolle der Franziska ein seines Eingehen auf die Intentionen des Dichters vecrielh, Herr Witt, der die sarblo'r Figur des Wirtbes Siebcnhanr mit einigem Leben erfüllte, Herr Frieie, der als sächsiicber Kellner lehr amüsant war. und Herr Bcher, der den frühere» Schmierei'komodianten »nd nachmaligen Sckünk- wirth Wermclstirch ganz wirksam chargirte. Ein volles Lob ge bührt Herrn Stotter. der die sür die Wirkung des Ganzen so bedeutungsvolle Stimmung durch eine tadellose und echte Jmcenir- u»g iingcmrin geschickt herc»isgec>rbeitet hatte; da war Alles „vor schriftsmäßig" bis auf das dampfende Sauerkraut, das im ersten Akte verweist wird, und das Seiienwasier. das dir resolute Hanne nim Waschen von allerhand Undefinirbarem benützt. — Ter Beifall, den das Stück fand, war während des ganzen Abends reckt lebhaft, nach dem dritten und vierte» Akte, sowie am Schluß jedoch cmßerordentlich: wie viel man von diesem Applaus auf das Konto der Darstellung bringen will, wird davon abhänge», wie hoch man das Stück einickätzt. P. A. Wolfs. ß Gestern war ein Zeitraum von vierzig Jahren vergangen, daß Sr Majestät unserem König Albert und Sr. Königl. Hoheit Prinz Georg die Würde eines „vootor honoris osuii»" von der Universität Leipzig feierlich zuerkannt wurde. ck Aus Antra z eines AuSlchuifes der Berliner Stadtverordne'en ist eine neue Bestimmung in die Berliner Polizeiverordnung ein- aettiqt worden, die lautet: „Kinder unter 12 Jahren dürfen zu öffentlichen Schaustellungen nicht verwendet werden." Der Beschluß ist von außerordentlicher Tragweite. Wie soll man sich eine CarloS-Ai'ikübnma ob», die kleine Infantin vackieüen? MÜ einer I4iäbr«gen Schauspielerin wich wohl dte Rocke nicht zu b«> ^ Tkll'S Ikknder? Oder die Kinder m bei . oder der kleine Prinz in der »Jüdin kleine Mädchen in Moliöre» „Eingebildetem Kranken?" Von der modernen Litteratur, in der kleine »nd kleinst« Kinder so oft nicht unwichtige Menschen sind »nd vom Ballet ganz zu schweigen. Man denke nur an die niedlichen Cbampaanergetstn in den „Phantasien Im Bremer RathSkeller I" Wie ioll ferner ein Regisseur eine große Bolks-Massenicene ohne Kuder bewirken? Namentlich heute, da naturalistische Treue das höchste Geletz ist. Wie viele kleine Virtuosen, die Wunderkinder mit der Geige und dem Klavier, müßten ihre >unge Kunst verbergen! Wie viele Artisten würden ferner aus ihren Produktionen, in denen die Leistungen der Kinder oft die schönsten Effekte sind, den Relchthum der Variationen, oder die Eraötzllcbkeit verlieren? Eine solche Verordnung bedeut« jedenfalls den Gipfel der Prüderie. -f Zum Besten des Christlichen Vereins jung« Männer wird morgen. Montag. Abend ein Concert in der Hof- und Sophienkirche abgehalten unter Mitwirkung hervorragender künstlerischer Kräfte. -f Von Ludwig Jacobowski werden nächsten Mittwoch im Dichter-Abend des Vereins „Dresdner Preise" zunächsl eine Anzahl Gedichte aus seiner neuesten Sammlung „Leuchtende Tage" zum Vortrag gelange», darunter das vom „Handlanger" Bismarck und das aus Bismarck's Tod. Von leinen Prosawerken wiid aus „Loki, der Roman eines Gottes" d»S wunderbar er greifende Schlußkapitel: „Die Träume der Alen" vorgetragen. Daran schließt sich der Vortrag einer bisher uiigedruckten Legende Jacobowski's „Tie vier Räuber", die der Komponist Karl Gleitz- Beckin mit musikalischen Illustrationen auSaestattet hat. Die Be gleitung am Klavier und Orgel slilnen die Tonkünstler Clemens Braun und Hans Menzel, die Deklamation selbst Herr Mar Laurence vom Schiller-Theater in Berlin aus. Dr. Jacobowskl wird dem Vortrage seiner dichterischen Schöpfungen persönlich bei wohnen. ck Die Dresdner Musikschule (Direktor R. L. Schneider) wird außer den bereiiS bekannt genebenen Vortragsabenden noch einen solchen am 4. Dezember in den Schulräumen Neumarkt einichalten. Am 8. Dezember findet ei» öffentlicher Vortragsabend im Muienbause statt. Concert-Mittbeilungen der Königl. Lofmuffkalienhand- lung von F. Nie S. Kai-Ibaus. Montag findet Im Muienbause der zweite Trio-Abend der Herren Sbcrwood, Kratina und Smith statt. — Der zweite K a m m e r m n s i k a b c n d der Herren Henri, Be tri, Egon Pelri »nd Georg Wille, unter Mitwirkung des Herr» Alfred Spitzner <V!ola> findet am I I. dS. im Muienbause statt. — Herr Alfred Neisenauer giebt am IS. ds. einen zweiten Klavierabend im Mulenbnuie. — FrauLilli Lehmann bat für ihren Liederabend ani 12. ds. M. folgendes Pro gramm gewählt: N. Wagner: „Der Engel", „Stehe still", „Im Treibhaus". „Schmerzen". „Träume" ; F. Schubert: Gesänge des Sarfner's: „Wer sich der Einsamkeit", „Wer nie sei» Brot mit Tbränen aß", „An die Tbüren will ich ichleichcn", „Im Griincn" : Schumann : „Mondnacht", „Waldcs- neipräch" : Locwe: „Lied der TcSdcmona", „Des Giockentbürmer's Töchter. lein", „Walpurgisnacht". — Im dritten Deutschen Dichterabcnd des Vereins „Dresdner Prelle", am 6. ds. M. im Vereinsbause, kommen Dichiunacn von Ludwig IacobowSki durch den Regisseur des Sänllertlieaters zu Berlin, Herrn Max Laurence zum Bortrag. Die Klavier-und Orgclbegleitung baben die Herren Clemens Braun und Hans Menzel übernommen. — Der Vialinvirtuoie Fritz Kreisler giebt am ll. dS. M. ein eigenes Concert im Muicnbauie. ck Tie Nolls uß'sche Mnsikakademle vcranfialtet Mittwoch »nd Sonnabend Abend »vei weitere Echülervortraasabende, erlteren sür AkadcmieläiMcrinnen, letzteren slir Elemcntarichülerinrien. Zum Vortrag kommen Werke sür Klavier und Gelana. Beide Aufführungen finden ln den Anstaltsruumcn statt. Ee. Majestät der König bat die Widmung des dritten Bandes der von dem bieiigcn Mnfikschriitsteller Otto Schwid in's Leben genisencn Sammlung „Musik am sächsischen hole" iVerlaa von Breit- kovs L- Härtel, angenommen. Die Veröffentlichung wird — tbeils in, Arran gement sür Klavier zu zwei Händen, the-ls im Original — Kompositionen von Mitglieder» des Königl. Hauses aus Vergangenheit und Gegenwart I ringen. Job. Geora II., Maria Antonia, Friedrich August der Gerechte, Anton der Gütige, Marimilia». Amalia und Luisa find die Name», die Zcugniß davon ablcaen solle», daß der sächsische Los sich nicht nur durch ein preisenswertbes Mäccnatentlium auSzeichuete. 'andern daß er auch eine Ställe war, an der Liebe und Verständlich sür die Musik neben einer selbst- Ibätigen Pflege dieser Kunst auch ei» erfolgreiches ielkstschövienickes Eich-Verstichen zeitigten. Zugleich wird als ein litterarisclier Niederschlag der Studien -u dieser mnffkalischen Publikation im gleichen Verlag eine Bro schüre „Die sclbslschöptcriiche musikalische Begabung im sächsischen Königs- Hause" erscheinen. PSächsis»er Kunst verein. Neuanfgesteltt wurde: OSkar Nolla» (Tresdeni Nclicsbildnlß deS P Dr. Frengang in Bodenbach. Verlaust wurden: N. Birnstcngel „Fruchtitudie", M. Kaufimavn „Tauben- iokel", Ernst Hesse „Kinderscene", v. Escbwcge .huiarenvatroiiillc", Helene Noack „haidekraut". — Vom s.—8. Dezember werden die architektonischen Entwürfe der Architekten der Könlal. Kunstakademie ausgestellt. Nach dieser Ausstellung kommen die bereits eingcgangenen Gemälde zur Ausstellung. P Im „Dresdner Knnftlalon" von Arno Dolffraimn lVictoriahaus) wurden u. A. ne u a u s g e st e l l t: Gabriel Mar „Mäd- chenkors" nnd acht Werke von Prof. A. n. Menzel; eines von dicicn Bildern „Mannskops" ging bereits in Vrivatbesttz über. P Für das Preisausschreiben über saoa M., da? Im Inie- ratentheil der heutigen Nummer von der Verlagsbuchhandlung W. .derlei in Berlin betress einer gemeinverständlichen Erläuterung des Bürgerlichen Gesetzbuches ausgeschrieben wird, sind als Preisrichter folgende Herren ae- wäblt: Dr. für. Fvmmbold, ord. Professor der Rechte on der Universität m Greifswald, Dr. jur. Kautz, Negierunasratb in Berlin. Dr. für. Lcichinsl», Amtsrichter ln Cbarloltenburg, Dr. jur. und phil. Oertmann, Proiestnr an der Universität zu Berlin, Dr. jur. hevl. Professor an der Universität zu Kiel. Alexander der Große". Von Pros. Dr. Fr. K o e v v. Mit einer Kunstbeilage und 85 authentischen Abbildnnaen. Monogravinen zur Weltgeschichte, hcrausacgeden von Pros. Dr. Ed. Heyck. «Verlag von Velbaaen L Klastng, Lcivna.» Die inhaltlich überaus werllwollen und äußerlich sehr eleganten Bände der „Monogravhien zur Weltgeschichte" — es sind bereits neun Bände erschienen — dürsten eine erwünschte Auswahl sür Weihnachtsgeschenke einsachcr und doch vornehmer Art bieten. P Ein vrächtigeS BuchDer Plauderer an der Jahrhundert wende" von Gerhardt v Nninntor, das sich mit der Tülle kleiner hüb- icher Aufsätze und knapp wiedergcgebener Gedanken in geiSlllger Form auch besonders als Weitznachtsaeschenk eignet, ist soeben im Berlage von Sam. Lucas in Elberfeld erschiene». Auch die Ausstattung des Merkchens, das den greisen Schriftsteller vor Allem in der ganzen Frische seines beriersreuen- den Humors zei u, ist recht geschmackvoll, was es sür den Gabentisch unter m Lichterbaum noch besonders empfiehlt. ZV. P.Retnkard Flemming'S Abenteuer zu Wasser und m Lande" von Heinrich Seidel. Mit der Publikation dieses Werk-tzens macht die Cotta'iche Vcrlaasbandlung in Stuttgart, die fick durch die Aus gabe der Gesammelten Schriften des Lübnchcn-Auiars Verdienst und Aner. kenmmg in reichen! Maße erworben bat, allen Verehrern Seidei's ein«rechte Weibnachtssreude. Möchle das berziae Buch, eine aus Iugenderinnenmgen unv Knabenträumen erwachsene Robinsonade, deren teste troniicher Beige schmack die prächtigste Gegenständlichkeit nicht ausschließt, dafür aus recht vielen Weihnachtstischen zu sehe» iein. tz Iuliu« Duboc, der eckt unlängst seinen 70. Geburtstag feiern duckte, bat im Verlage von C. A. Koch <L. Edler«) in Dresden soeben ein Bändchen Gedichte „Früh- »nd Abendrotb" vublicick, das den greisen Dtcht-r in einem beneidenswertben Optimismus zeigt und «ine Reihe vortrciflich gelungener lvnschcr Verle bringt, dt« den Freunden und Verehrern Duboc's ganz gewiß hoch willkommen sein werden. Reizend find u. A. die „Kinderlieber" und vartreikUw dte Uebecketzung de« Long- fellow'ichen „Ererlstor". Har W»nd. ! Wetter. Tv Ort. klar Ätnd. Wetter. r». 71» 0 kelcht'dedeckt - » gdrmmtz 7«» 8SV k-ttch balbbed. 4-2 f.0 K leichtjdetter —14 Lun «4 still Nebel - I 47 >V'8W mäsilq bedeckt 4- 7 Prag 62 mützig bedeckt i-r 58 mcisnawoltta 4- 6 leeres. 72 lchwach bkdeckt -dl" Hennübt. «2 ,rv „El, bedeckt -i- 7 rrie'i 65 All wo skia 4-u 67>xrriV stark.bedeckt o »verdren 68 X stark, dedear -t-« Wetterbericht des Kai. Stichs. Metevrolva. Institut- tn Cdemnttz vom 2. Dezember, 8 Ubr Morgens lTemveratur nach Celsius'. 0ri. Podo Hcwnrand. Memel Hamburg Eherbourg Verlm MünLei, Südwestliche Winde brachten am l. Dezember überall Aufklärung und fand infolge der ungehinderten.Wärmeausstrahlung eine stärkere Tnnvera- tnrabnabmc statt. Nackstkrvst stellte sich allerdi iS nur im Gebirge eia (Reitzenhain — 3 Gr ), die Miitelwertbe blieben aber zwischen 0 Gr. tElster) und 8,5 Gr. (Fickstelberai, sodaß Temveraturuinkehr eintrat, Schneetiese auf dem Berggipfel 10 Cmlr. Der Kern der nordwestlichen Devreistan bat sich nach der mittleren Ostlee verlegt und ruft an den Küsten vielfach ttacke. bi« stürmische Westwinde hervor. Mit der Ausbreitung de« tiefen Drucks in südöstlicher Richtung weicht der hohe Druck über Südwesten nach Welten zurück. Auch bei un« weben auffrischende Slldwestwinde, welch« wolkiges Weller wit zeitweise,, Niederschlägen bringen. Di« Temveratur liegt in Norddeutschland ziemlich hoch, im übrigen Kontinent schwankt sie um den Nullpunkt. Dresden. S. Dezember. Barometer von Ovttker Wiegand (vorm. Otto Böiold), Wallstratze Abend« « Nbr. 783 Millimeter, « g«. sollen. Au«sut»en: Niederschläge. Tdermometroorovb nach Eelbu«. Tem veratur: höchste 7 Gr. Wärm«, niedrigste Eispunkt. Bedeckt, Siegen. Westwind. 1. L«zem!>er ». Lez-nüxr . . . . W>alI»uK>»»r» d-v «">»,« ,,e,k -tzk«t»>«„. iv-dwet» «raq Pardubi, Mein» LeitmMtz » 4 ll — , -« 4. « lg - II -II« -14 -»«