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PL4SSL»SS»^r-L?'^»-- er Wichtigkeit sei die Aufklärung der Betcilialcn und »ätzigr Anwendung der Bvlschriste» bei der Pflege au- Kmnker. deren gewissenhafte Haudhnbuua durch die Estzlrttausieher der Wobtsahrtspolizei in jeder Welse gewidert Wird. Leider seien im Publikum noch viele Bvmrteile gegen die nicht zu unterschädende »rankenhausbehoudlung vorhanden, die in de» meisten Hille» das Enipsehlen-werteste, ,a bei beschrüirkten Maumverbilltnissen und dadurch leichter Uebettragungsinögtichkeit waren, wirs der Bortragende aus die beiden öffentlichen bakterio logische» llntersuchungsanstalten hin. welche nach 24 stunden be reits das Ergebnis der Untersuchung bekannt geben. Nach lange» mühevollen Versuche» ist endlich ein passendes und wirksames Desinfektionsmittel gefunden worden, welches durch die hiesige Oeffentliche Zentrale für Desinfektion, Fabrikstratze 6 (einer Stif tung de- Herrn Geh, Kommerzienrat« Liiigner), in sachgemäßer Weife zur Anwendung gelangt. An der -Hand einer Zeichnung wurde ein in dieser Anstalt aufzustellender Dampsdcsinsek- lion--Apparat erläutert. in dem Kleidungsstücke, Betten usw, mit strömende», Wasserdainpf desinfiziert werden. Autzer- dem nehuien die geschulten Beainten dieser Anstalt auch die RaumdeSiiisektian vor, namentlich die Schlutzdesinsektion wird in höchst zuverlässiger Weise, sachgeinäsi und mit nutzer ordentlicher Gründlichkeit bewirkt. Die Bersainnilluia dankte dem Vortragenden durch Erhebe» vv» den Plätzen. Hierauf er griff Herr Desinscktionsinspektor Wollest» das Wort und erklärte, unterstützt von einem Beamten der Zentrale, die einzelneu DcS- infektronSniittel mit den genauen Gebrauchsanweisungen Zum Schlüsse führte er noch die Preise der Desinicklion an. Es wird für die Desinfektion eines Raumes von «iO Kubikmeter nur eine Tare von 20 Ml. berechnet, für jeden weiteren Kubikmeter SO Psg., wozu »och ein Transportzuschlag von 4 Mk. kommt. Leider wird von dieser segensreichen Einrichtung noch viel zu wenig Gebrauch gemacht. Das von Herrn Lingncr ins Leben ge rufene Institut arbeitet unermüdlich, möge es gelingen, die Strrb lichkeit an ansteckenden Krankheiten in Dresden, die bereits aus 17 Prozent herabgedrückt ist, »och weiter herabzudriickcn. — Im Verein für Erdkunde sprach am Freitag Herr Hauptmann v. Funcke unter Vorführung zahlreicher Licht- bilder über die Kosaken. Dem Herrn Vortragenden wurde für seine interessanten Ausführungen, die manche unzutreffende An schauung über die vermeintlich so bekannten Kosaken berichtigte, lebhafter Beifall zu teil. — Wie in ganz Deutschland, so findet auch hier die uneigen nützige und segensreich« Arbeit der Mitglieder de« Gut- templerordenS nicht nur die Anerkennung des einzelnen, sonder» auch der städtischen und ländlichen Gemeinde». So hat die Gemeindeverwaltung von Radebeul der dortigen Gui- templerioge .Elbestrand auf ihr Ersuchen ein Sitzungszimmer im Gemeiudegrundstück an der Criegernstratze zur Abhaltung ihrer Versammlungen eingeräumt. Dieser Beschlutz wnrde mit 28 Stimmen gegen eine Stimme gesatzt. unter ausdrücklicher An erkennung der aemeinnütziaen Tätigkeit der Petenten. Das ist woks der erste Hill von offizieller und über die gewöhnliche Höi- kichkeit hinausgebender Würdigung der Entyaltsamlests- bestrebungen im Königreiche Sachsen. In Dresden und de» Bororten zählt der Orden 12 Logen. — Die 7. Geldlotterie zu gunsten des Völkerschlacht- denkmals findet wiederum eine autzerordentlich freundliche Ausnahme. Der flotte Absatz der Lose ist ein Beweis dafür, datz in allen Kreisen das lebhafte Verlangen besteht. daS Ruhmesmal deS deutschen Volkes baldigst seiner Fertigstellung entgegenznführen. Die Lotterie ist die günstigste Treiniark- lotterie, sie weist bei 200 OM Losen 15 222 Gewinne im Betrage von 258 500 Mk. auf. Die Prämie beträgt 75 000 Mk. und fällt aus das zuletzt gezogen« Los. Die Gewinne werden ohne jeden Abzug bar auSgezahlt. Die Ziehung findet vom 16. bis 20. Mai statt. Lose find durch den Deutsch«,, Patriotenbnnd und seine Verkaufsstellen zu beziehen. — Die hier auf der G ü t e r b a h n h o s st r a ß e wohnende TischlerSehefrau Hortig erkrankte am Sonnabend unter ge- nickstarreverdächtiaen Erscheinungen und wnrde auf Anordnung d«S behandelnden Arztes in das Friedrichstädter Krankenhaus eingeliefert. Glücklicherweise hat die Untersuchung ergeben, dast keine Genickstarre vorliegt. — Ein nmer ähnlichen Symptomen erkrankter 13 Jahre alter Knabe aus der Gambrimisstrafie wurde gleichfalls ,n das Krankenhaus ge bracht, wo er zur Zeit noch genau beobachtet wird, da der eigentliche Charakter der Krankheit noch nickt festsleht. — Durch bezirksärztliche Untersuchung wurde sestgcstellt, datz der 21jährige, im Buchheimschen Baugeschäft in Planen i. V. angesiellt ge wesene Arbeiter Arno Otto Heinrik ans Bobenncuklrchen am M. April von der Genickstarrc befallen wurde. Der junge, kräftige Mann war am Osterheiligabrnd frisch und munler im Elternhaus« zu Besuch eingctrofsen. — Am 3. und 4. Juni findet in Freib c r g die diesjährige ^Mptversammlung der Sächsische» Schuldirektoren — Eine grobe Anzahl englischer Offiziere von der englische» Kriegsschule begaben sich am Freitag uuter Führung eines Generals nach de» böhmische» Schlachtfeldern, wn zunächst daS Königgrätzer Schlachtfeld zu besuche». Die Herren werden sich in Kviriggrätz einige Tage aushalte». — Entscheidungen des Königlichen Landes. Vers» cheru ugSa m t e S. Alma Hedwig Breu de! in Leubnitz, «in.junges Mädchen von 17 Jahren, ist vor etwa drei Jahren am linken Knie erkrankt. Im Krankenhause, in dem sic sich letzt noch befindet, ist das Kniegelenk resezier» worden. Sic bezeichnet ihr Leiden als die Folge eines Unralls, den sie im Iran ISO? als Aniegerin in einem Textilbetriebe zzi Rupperts- grün dadurch enrtt« habe, daß sie sich bei der Bedienung eines Lelfaktors mit dem linken Knie an «in Rad des Selfaktors ge stoben habe. Ihr Anspruch auf Entschädigung war von der Sächsisch« Tenll-Berussgenossenschast und auch vom Schieds gericht abgewiesen worden, weil «in ursächlicher Zusammenhang de- Leiden» mit einem Betriebsunfälle nickst anzunehmen sei. Ans den Rekurs de- Vaters der Klägerin HÄ das Landes-Ve» sicherungSamt umfassende Beweiserhebung cintreten lassen, ins besondere auch «in ärztliches Gutachten darüber eingeholt. ob aiPunehmen sei, datz das Leiden der Klägerin — Gelenk- tuberkulöse — sich infolge des bebaupteten Ltotzes entwickelt habe. Nach dem Gesamtergebnis der Beweiserhebung erlangte der Gerichtsbos die Ueberzeugunq, datz de- durch die Zeugen aussagen, erwiesene Stotz ans Kdiie die Ursache cur Ansiedelung vo« Bazillen im Kniegelenk gegeben und so die Eriverbsnnsähig- keit der Klägerin herbeigesührt habe, mW cS wurde deshalb die BerufSgenossensckiaft verurteilt, di» neschliche Unsallenlschädigung zu gewähren. Wegen deren Feststellung wurde die Sache an die Berussqenossenschaft zurückverwiesen. — Der Werkmeister Hermann Petzold in Kirchberg leidet an einer sogenannten Wanderniere. Dieses Leiden will er sich am 26. Januar 1904 durch das Heben eines Ärttenbaumes zngezoaen haben. Sein Anspruch aus Unfallrente war von der Sächsische» Textil-Berufs- genossenfchaft abgewiesen und die hiergegen von il»n eingcweiwete Berufung durch Schiedsgerichtsurteil zurückgewiesen worden, weil ein Betriebsunfall nicht erwiesen sei. Auf de» Rekurs Petzolds wurde die Berufsgenossenichast verurteilt, dem Kläger «ine Teilr«nte von 15 Prozent der Bollrentc z» gewähren. Hier» bei nahm daS Schiedsgericht nach Gehör seines ärztlichen Sach verständig« als erwiesen an. datz ein Betriebsunfall vorliege und daß dieser «rwerdsstörende Folgen hinterlasscn habe. -- Die Guts besitzerin Emilie Pauline verw. Donath geb. Ehrlich in Wallbach wollte am 30. Mai 1904 Tee für sich kochen, da sic sich etwas unwohl fühlte. Um zum Tee zu gelangen, der in einer Düt« in der Küche auf de», Topfbrette lag. stieg sie aut «in« Stuhl. 'Beim Herabsteigen kippte dieser um, die Donath fiel aus den Boden und zog sich einen Bruch des linken Hand gelenk» zu, der sie noch jetzt in der Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt. Sie verlangt von der land- und forstwirtschaftlichen Beruss- aenosseirschan Nnfallrente in der Meinung, datz ein Betriebsunfall vorlieoe. Die» bestreitet die Berufsgenossenschaft, und das Schiedsgericht hat die Berufung der Klägerin zurückgewiesen. Auch ihr Rekur» wurde verworfen, da sich de, Unfall nicht bei einer Verrichtung im landwirtsckxMichen Betriebe und auch nicht bei einer bauswirtschaftlichen Tätigkeit, die mit dem Betrieb« der Landwirtschaft zusammenhinge, ereignet habe. Der russisch-japanische Krieg. Der Korrespondent der „Daily Mail", der in einem Focher- boot aus der «am ran h bucht nach Saigon zurückgckehrt ist. meldet seinem Blatte von dort unterm 29. April, cs liege begründete Annahme vor, datz sich Admiral Roshestwcnski nach den Philippinen begeben habe, um dort mit den Schiffen aus Wladiwostok unter Admiral Skrydlow und mit bene» des dritten baltischen Geschwaders zusammenzutresfen. Aus Tsingtau meldet Reuter: DaS baltische Geschwader liegt mit dem dritten russische» Geschwader in der Nähe der Insel. Hainan. „Daily Telegraph" meldet aus Tokio, dort werde angenommen, datz das ganze zweite und dritte rus - sische Geschwader sich n», 2. d. Mt», vereinige» würden. — Dasselbe Blatt meldet aus Hongkong vom 30. April: Der Daiitpser „Brascombc" sichtete zwei Kriegsschisse und ei» Kohlenschifs nördlich von Stvaiow, die südwärts gingen. Der Dampfer nimmt an, datz es japanische Schiffe gewesen sind. Leutnant Dälitsckcnkv. der sich früher im Stabe des Admirals Skrydlow befand, ist jetzt aus Wladiwostok znrückgekchri. Er reiste vor drei Wochen dort ab. Nach seiner Angabe ist Wladiwostok glänzend befestigt. Der Zustand der Festung entspricht vollständig de» neuesten Anforderungen der Kriegs technik. Munition ist im Nebcrslusse vorhanden, ebenso Pro viant. Die Kreuzer „Nvssija", „Gromoooi" und „Bogaiyr" sind vollständig ausgebessert und haben die Docks verlassen. Sic müssen jetzt bereits ausgelaufen sei». Den „Times" wird aus Washington gemeldet, der japanische Gesandte, der sonst von seiner Regierung oo» jedem Schritte unterrichtet wird, hat keine Information über angeb lich, bevorstehende neue Jriedeiisverhandlungeu zwischen Japan und Rußland erhalten. Er erklärte, in der Situation wäre keinerlei Aenderung eingelreien. Die Gerüchte entstanden durch die Meldung von der Rückkehr des Präsidenten Noosevelt. Der „Morninq Post"-Korrespondent in Washington erklärt dagegen, obwohl die grösste Diskretion gewahrt werde, nehme man doch an, de, Präsident kehre nach Wachingto» zurück, weil er überzeug! sei, das, nach der bevorstehenden See schlacht Verbanblungen eingcleitet werden, in welchen Amerika eine wichtige Rulle spielen werde. Für den Fall, datz Togo eine Niederlage erleiden sollie, sei -rnznnchnie», saß sich der Präsident sofort die Kooperation von Frankreich lind England zu sichern suchen werde, mn aus Nntzland einen Druck auszuüben, damit es zum Frieden komme. Die Besorgnis, die den Präsidenten beständig erfüllt, sei, daß das bestehende Gleichgewicht in Ostasien ins Wanken geraten und die amerika nischen Interessen darunter leiden könnten. Aller Einflntz der Vereinigten Staaten werde aufgebotei, werden, um dies z» verhiudcrn. Ein russisches Geschwader ist in Port DaUot, 40 Pfeilen nördlich der Kamranhbucht, und st, der Binlchvo bucht außerhalb der territorialen Gewässer stationiert. Eine Anzahl Transportschiffe liegt unbeweglich am Kav St. Jacques und im Taigonflutz. Die Flotlendiuision von Eochinchina ist mobilisiert worden, um die Achtung vor der Neutralität in den französischen Gewässern aufrecht zu erhalten TlMssteschichte. L>O de« amtlicken Bekanntmachungen. Mt de« Kanal-Umbau im BiZ.chofSweg, zwischen Prietz- «A« und Lmrmtzwß«. soll am Lb. Mai begmmen werden. Zur marokkanischen Frage. Die e» glische Preise ist in der Kemizeichiuing der fran zösischen Absichten aus Marokko sehr ossenherzig. Der „Standard" (chrcibt: Tie Franzosen betrachten Marokko ganz einfach als ein Anhängsel zu ihrem algerischen Besitz: obwohl sie keine formelle Ami«, io», sei es st» Vertragswcge, sei es durch Waffengewalt, beabsichtigten, hoffen sic doch materiell dasselbe durch die soge nannte penstratiou pscitiquo zu erreichen. Die „Morning Post" acht noch etwas weiter und veröffentlicht einen Artikel, worin es heißt: Alles diplomatischen Jargons entkleidet, handelt es sich in der Marokkofrage darin», ob Marokko ein unabhängiger Staat bleiben soll, der nicht bloß für den Handel, sonder» auch zu sonstigen Unternehmungen allen Mächte», Deutschland eiiige- Ichlvsseii, offen steht, oder ob Frankreich eine dermaßen bevorrech tigte Stellung cingeräuint werden soll, daß eö das Sultanat früher oder später uutcr seine eigene Oberhoheit nchinen kann. Die Pariser „Librc Parole" gibt den Inhalt einer Unterredung mit einer Persönlichkeit wieder, welche über die Anschauungen Jules Eambons, des frauzösische» Botschafters i» Madrid und früheren Gcmcralgvnveriieiirs von Algier, so genau unterrichtet ist wie dieser selber. Jules Eambon schreibt seinem Bruder Paul, dem Botschafter in London, das Haiiptverdieust an dem Zustande kommen des fraiiko-englischen Einvernehmens z», welches durch de» Aufenthalt König Eduards tu Paris eine Kräftigung erfahren soll: Frankreich, so meint JuleS Caiiibon. müsse sich darein finden, aus Rußlands Unterstützung gegenüber der gegenwärtig von Deutschland verfolgten Politik zu verzichten. Die Regierung möge vhue de» gefährlichen Lärm, der alles zu verderben geeignet sei, was die Vorsicht zünftiger Diplomaten im stillen gestiftet hat, vom englischen Einfluß profitieren, aber nur in einem gewissen Ausmaße, denn Jules Eamboii niacht kein Hehl daraus, daß das Werk seines Binders Paal, die Euleiite cvrdialc, nicht ganz ohne Bo,liehalt als Frankreich günstig zu erklären sei. Die Stimme Jules Eambons gilt in diesem Augenblick ans »ichrcren Ursache» für wichtig. Als ehemalige, Gouverneur Algeriens kennt er genau die Wege, deren mn» sich für alle Eventualitäten der Partei gängerwirren in Marokko mit Nutzen bedienen kann. Die Rat schläge dieses politischen Regisseurs wurden und werden in Paris stets gern gehört. Dadurch, datz der englische Gesandte in Tanger den Befehl erhalten habe, sich an den maurischen Hof zu begeben, um dort sein Beglaubigungsschreiben nicdcrznlege», ist die marokka nische Frage wieder in eine neue Phase gelangt. Man meint, die Enttendung habe zu bedeuten, daß jetzt auch England in Marokko wieder in Aktion trete. Die „Times" leiten die Not Wendigkeit der britische» Gciandtschait nach Fez. die ihren, Danaer- Bcrichtcrst itter nach unter der britischen wie der französischen Kolonie der Stadt große Befriedigung Hervorrufe, aus de, Abscn- dung der deutschen Mission unter dem Graten Tattcnbach ab und schließen aus den jüngsten Ereignissen, daß die Ausgabe des letz teren sein werde, die Bestrebungen Frankreichs nach Reformen wett z» machen. Es wäre nützlich, den Sulla» zu belehren, daß »che» Frankreich und Deutschland auch andere Mächte Interessen in Marokko hätten. Ohne die Weitungen zu kennen, die der Gesandte Lowther emvsange» habe, dürfe man annehmeii, daß er den» Sultan Englands Zufriedenheit mit den von Franlrcich vor- zuscklagendcn Verbesserungen ausdrücke» werde, welche Verbesse rungen auf daS Wobl aller Nationalitäten abzicltc». 'Rach fran zösischer Auffassung handelt es sich bei der englischen Mission hin gegen darum, den französische» Forderungen durch de» englischen Einfluß größere» Nachdruck zu verleihen. Die srauzoseiifreniidliche Presse schmeichelt sich mit der Hoffnung, Herr Lowlher werde die Bemühungen der Republik unterstütze»: England habe das Be dürfnis. seine Vertragstreue handgreiflich zu beweisen. Ob das zutrisft, lassen wir dahingestellt sein. Wahrscheinlich liegt die Lache so, daß die englische Regierung ans der infolge der Hal tung Deutschlands veränderten Sachlage ihren Nutze» ziehe» will, wenn durch de» Einspruch der Signatarmächtc des Madrider Ver trages das franlo-cnglischc Marokkoabtoiiimcn gegenstandslos wer de» sollte. Die britische Regierung wird es für nötig halte», angesichts der veränderten Umstände auf alle Fälle ihre eigene» Jmercsscii zu wahren, nicht aber sich in den Dienst sranzötzscher Interessen zn stellen. Jedenfalls bezweifeln wir, daß die britische» Kreise meinen, die englischen Interessen würde» am besten ge wahrt, wen» Marokko »iitcr französische Herrschaft kommt. Mög licherweise bat Herr Dclcasss diese Reise deS englischen Gc- jandten betrieben, um den Anschein hervorzurilsen, daß, die Ge hieraus Schlüsse ziehen, so kann man folge,», daß Her,' Delcasss auch heute noch ein englisch-französisches Zusammenwirken gegen Deutschland einer Auseinandersetzung mit Deutschland vorzieht. Im übrigen, meinen die „Hamb. Nachr.", warten wir in aller Rnhe das „kollegiale LZorgehen" der Vertreter Frankreichs und länds^cgcn Deutschland die Rede sein kann. Der Sultan von Marokko aber müßte mit Blindheit geschlagen sein, wenn er nicht emjähe. daß die deutsche Politik nur darauf auSgeLt. seine Unab. yängigkeit zu erhalten und zu stützen und seine Unterstellung mt- eine einzelne Macht zu verhindern. Deutsche« Reich. Das Kaiserpaar begab sich gestern früh in Bari mit dem Prinzen Eitel Friedrich »nd de» D«men deS GefoiaeS ans Land, um einen Au sslug im Auto- ni o b i l zu unternehmen. Gegen abend ging die „Hohenzolle«" nach Venedig in Lee. Die Ankunft in Venedig ist für heute nachmittag vorgesehen. Es ist lehr heiß. lieber den Zeitpunkt des Inkrafttretens der neuen ausländischen Zol > tar > fe mit de» Abänderungen durch die Handelsverträge herrscht vielfach „och Unklarheit. Die An sicht. daß sämtliche Tarife gleichzeitig am 1. März 1906 in Kraft treten würden, ist nicht ganz zutreffend Der HaiidelSvertraAs- Bcrein hat vor kurzem in seinen Mitteilungen die Termine für den Ersatz der gegenwärtigen Zolltarife durch die neuen nach den in den Verträgen enthaltenen Vorschrift« zuiammengeftelll. Inzwischen sind über diese Termine, für die ln den Handels verträgen ein Spielraum von mebrere,, Monaten gegeben war. Abmachungen der Regierungen getroffen worden, nach den« sich folgendes gcnguerc Bild ergibt: Der neue deutsche Geveraltarst und alle durch Handelsverträge daran bewirkten Abänderung« treten zusammen am 1. März 1906 in Kraft. Gleichzeitig wer den in Geltung kommen die neue» Zolltarife und die mit Deutsch land abgeschlossenen Handelsverträge in Rußland, Oesterreich- Ungarn, Italien, Belgien, Rumänien, Serbien. Die nach den Zusatzverträgen dazu erforderlichen „Verständigungen" der ver tragsschließenden Teile haben stcftigesuiideii, ,mo Deutschland hat außerdem ja die sämilichen alten Verträge auf den 1. März 1906 gekündigt für de« Fall, datz die Auswechslung der Ratifikationen und s'onslige Formalitäten nicht rechtzeitig erledigt werden sollten. In Oesterreiclz-Unaarn ist Voraussetzung des neuen -Handels vertrages und Zolltarst'es natürlich ihre parlamentarische Ge nehmigung, die m beiden Reichshälften noch aussteht. Auch mir Serbien ist eine endgültige Abmachung über den Termin noch nickst getroffen, da auch dort der Handelsvertrag noch parlamenta rischer Genehmiauug bedarf. Doch hat die serbische Regierung eine ausreichende Zusicherung gegeben. Nur der oeutsch- schiveizeriiche Handele vertrag wirb teilweise schon am 1. Januar >906 Geltung erlangen gemäß dem Artikel 5 des Vertrages. Aus die deutsche Einfuhr nach der Schweiz finden schon vom I. Januar >906 ab die meist höheren Zölle des neuen Tarifs mit den Acndernngeii des ncncn Vertrages Anwendung, während De u,t ich land die schweizerischen Waren bis zum 26. Februar nach seinem allen Tarife und dem alten Vertrage behandeln wird. Außerdem ist zu beachten, daß der zwiichen der Schweiz und Italien abgeschlossene neue Handelsvertrag teilweise bereits gn, l. Juli 1905 in Kraft tritt, nämlich auf italienischer Seite. Da Italien keinen neuen aulonomcn Zolltarif ausgestellt und die Schweiz im neuen Vertrage mit Italien erhebliche Zugeständ nisse erreicht hat, der bisherige Vertrag Deutschlands mit Italien ruhig sorlbcsteht und Deutschland >n Italien die Meistbegünsti gung genießt, jo wird das frühere Inkrafttreten des schweize- riickpitalienischcn Vertrages auch für die deutsche Ausfuhr nach Italien vorwiegend günstig wirken. Das ietzt amtlicb veröffentlichte Gesetz über die Friedens vräscnzstä rkc erhöbt nach den Beschlüssen des Reichs«agcs vom l. April 1905 ab die Fricdenspräsenzstärte des denli'ckeu Heeres allmählich derart, daß sie im Laufe des Rcchuuiigsjahrcs 1909 die Zahl von eil 6<>5 Gemeinen. Gefreiten nnd Obergestcitcn erreicht und im Lause des Rechnnngsjahres 1910 auf 505839 erhöht wird. An dieser Friedcnspräsenfftärke sind beteilig!. Preußen, einschließlich der unter preußischer Militärverwaltung stehenden Kontingeute, mit 392979, Bayern mit 55 424, Sachsen, mit 37 7N und Württemberg mit 19 725 Gemeinen, Gefreiten und Obergeffreite». Soweit Württemberg nach Maßgabe seiner Be- vötteuiiigSzisscr die ihm imatzende Zabl nicht ambringt, werde» aus dem suenmiche» Konffngcifts-Verwnltnugsbeffrt io viel Rc- trnten an das ivürttembcrgiiche Kontingent abgegeben, als erforder lich sind, um dessen Fricdcnspräienzstärke zn erreichen. Bon der Fricdeiispräsenzstärke gehen 2000 Oetonoiiiiehandwerker ab, für deren Ersatz durch Zivilhaiidwerler die Vorbereitungen spätestens bis zmn 3>. März 1910 im Etat zn treffen sind. Die Vcrminde- ruug der Zahl tritt mit dem Eric.tz ein. Die Einjährig-Frei willigen kommen ans die Friedcnsvräienzstürle nicht in Anrech nung. Durch die Erhöhung der Friedcuspräseuzstärle wird die Zahl der Formationen bei der Jnsantcric auf 633 Bataillone, bei der Kavallerie ans 510 Eskadron -, bei der Fcldariillcue auf 571 Ballerieu. bei der Fußgrtillcrie »ui so Bataillone, bei den Pioniere» aus 29 Bataillone, bei den Vcrkehrstmvveu auf 12 Bataillone, bei dem Drain aus 23 Bataillone festgesetzt. Die Vermehrung erfolgt in der Weise, daß bei der Kavallerie io Eska- drvns vom I. April 1910 bis zum Schluffe dieses Rechnungs jahres, die übrigen Formationen bis zum Schluffe des RechniingS- jahrcs 1909 gebildet werden. Die ,,K'»sshänjer - K orresvonde n z" stellt gegen über der Mitteilung über die Stellung der Kriege «ver eine znm Deut scheu F l o t t e n v e r e i n als Tatbestand folgendes fest: „Die Organe des Deutschen Flottenvereins batten sich an die Knegervcrbändc und -Vereine gewandt, um sic zum korporativen Eimritl in den Flollcnverein zu veranlassen. Hieraus ist an verschiedenen Siellen Mißhelligkcii und Hader entstanden. Unter anderem waren Zweifel darüber anfgetaucht, ob der Ftollcnvcrei» als politischer Verein anzusehen wäre. In diesem Falle dürsten natürlich Kricgerocreinc als solche ihm nicht angehören, n>cil politische Erörterungen in den Kiirger- vcrcinen ausgeschlossen sind. Bei der Wichtigkeit der Frage hat sich der Ecsaiiitvorstcmd des Deutschen Kriegerbundcs in seiner Sitzung vom 21. Januar dieses Jahres mit rhr beschäftigt. Der G c s a m 1 v o r st a n d hat es dahingestellt, ob der Deutsche Floltenvcrcsti als politstcher Verein anzusehen sei oder nicht, da die Entscheidung hierüber nicht Sache des Deutschen Krieger- bundes sei. Der Vorstand hat indes nicht außer Acht lassen können, datz die Stellung der bürgerlichen Parteien zum Deut- schen Flotteiwerein verschieden ist: die einen sind seine begei sterten Verehrer, den anderen gehen seine Forderungen zu weit, wieder andere verurteilen seine Bestrebungen. Da nun die Kriegcrvereine sich aus allen bürgerlichen Parteien zusammen setzen, so darf »ach der Meinung des Gesamtvorstandes wegen der Einigkeit im Verein nur dann der Beitritt eines Vereins zum Flottenvereiu erfolgen, wenn alle Mtglieder damit einver standen sind. Sodann wurde in der Beratung darauf hinge- wiesen, datz der Beitritt zum Flottenverein den Vereinen Kosten verursacht. Da es nun ersahrungsgemätz den ÄriegervereinL- Oraanisationeu schwer wird, ihre auf die Unterstützung not- leidender Kameraden und deren Hinterbliebenen gerichteten Auf gaben zu erfüllen, so hat der Gesamtvorstand die Erwartung ausgesprochen, daß die Kriegcrvcreinc in erster Linie ihre Kräfte in den Dienst des Kriegervereinswesens stellen. Erst, wen» diesem genügt sei, und der Verein noch Mittel zur Versii- gung habe, sonnten für ihn andere Zweckbestimmungen in Frage kommen. -- Hierzu bemerkt das genannte Verbemdsorgon: „Dieie Auffassung wird jeder billigen, der die Dinge unbefangen prüft. Ter Gesanilvorstand Hai deshalb beschlossen, ldaß die Landes-, Provinzial-, Regierungsbezirks- und Kreisverbändc davon ab- sehen sollten, bei den ihnen unterstellten Vereinen für den kor porativen Beitritt zum Den sich en Flottenverein zu werben. Aus drücklich aber ist hinzugefügt, daß, wenn ein Verein aus freien Stücken als korporatwes Mitglied bestreik, so könne ihm dies nicht verwehrt werden. Man sieht hieraus, daß von einer unfreundlichen Haltung der Kriegervereine zum Flottenverein und seinen Bestrebungen nicht die Rede sein kann. Diese Tat sache tritt »och schärfer hervor, wenn man die im dritten Ge schäftsbericht des Preußischen Landes-Kriegerverbandcs ver- öfsentlichte» Grundiätze betrachtet, die der Gesamtvorstand in der erwähnten Sitzung ausgestellt hat. Der Gesamtvorstand Hot danach klipp und klar betont, daß cs in den nationalen Ausgaben des KriegervereinSwesens liege, ebenso wie der Deutsche Flotten- verein dafür einzutretcn, daß das Verständnis für die Notwendigkeit einer st arken Flott« im Volke ge- weckt »nd daß unsere Flotte möglichst bald zu ein«, ausreichende» Schuhe deutschen Handels und deutscher Industrie und zu einem machtvollen Hilfsmittel der deutschen Friedenspolitik auSgebaul werde. Es wurde ferner daraus hingewiesen, daß nicht allein das Blatt d«s Deutschen Kriegcrbundes, die „Parole", sondern sämtliche deutschen Kriegerzestungen und alle deutschen Landes- Kriegerverbände bisher in diesem Sinne eifrig tätig gewesen sind und auch künftig tätig sein werden." Nach Meldung des Generals v. Trotha au- Gib«»» (Deutsch-Südwcstafrika) ließ Hauptmrmn Welck, der Konimandant der Statioiisbcsatzung von Watcrbcrg, am 17. April eine große Hercrowerft, die die freiwillige Uebcrgabe ver- igettr. am Olondjachrbrrg ausheben. Po» Major -ecke »0«I r-M x vv„»r,G M, -x -,»-s krrr