Volltext Seite (XML)
- «8 - ..das ist etwa» neues! Kannst Du nicht ohne Hilfe von, Pferde herunter? Nun. komme» Sie. meine Herren, kommen Sie hinein: wir wollen sehen, od meine Richte, Miß Scully. den Tee bereitet hat." Mit dielen Worten führte er die Herren durch eu> Seiteupsörtchen auf einen grobe» Kiesplad. der vor dem verfallenen Herrenhaus« lag. Als er ine ^stufen zu der öden Glasveranda emporsueg. zeigte er prahlerisch auf die lange Reihe von Eien umrankter Fenster: «Hier das Billardzimmer, dort die Gesell» fchaitsraume! Es »>ar seinerzeit ein «robartiger Bau. Aber wir sind kleine Leute, »mr beschranken «ins aus einen Winkel. Ich habe zuerst die Ställe in Ordnung gebracht. ES ist mein Stolz, wenn sie sagen, bei dem alten Riatt Scully wohnen die Pferd« zehn mal besser als er selbst." «. Kapitel. Der erste Eindruck, der sich beim Eintritte in das Haus bemerkbar machte, war ein sckarser, durchdringender Geruch von Kohl und schlechtem Tabak: der zweite die un klare Ericheinun« einer schlampigen, sckuvarzauaigrn Dirne, die mit dem entsetzten Rufe: „lim Gottes Willen!" blitzschnell verjchivänd. Die Borliallr an sich war sehr ansehnlich, hoch und aeraumig. der Fußboden mit schwarzen und iveiben Marmorsliesen belegt. Ver schiedene hohe, starke Mal-agvnietüren, deren untere Teile durch Hunde zerkratzt waren, rührten nach mehreren Richtungen ins Innere. Unter einem antiken, schön geschnitzten Tische sah man die Ueberreste von HundedinerS: die übermütigen Tiere hatten Gemüse und Kartvsseln übrig gelassen; um die Schüffeln herum lagen noch die verstreuten Knochen. An den mächtigen, aber arg milgenommcnen Wänden hinge» billige Sport bilder. Hüte, Röcke. Peitschen. Ein Wagenkissen und zwei Wagenlampen lvaren in einer Ecke aui dem Fußboden nachlässig auseinandergelegt. An einem ins Auge fallenden Platze hing ein. großes Oelbild, daS eine junge, gewöhnlich aussehcNde Person, mit vollen, lächelnden Lippen, gepudertem Haare und prächtigem Pcrlenhalsoande dar- slellte. Das ganze verriet den früheren Glanz und jetzigen Verfall. «Rur hinein, hinein!" drängte der Wirt mit lauter, ausdringcudcr Freundlichkeit. Er öffnete eine der Mahagonietüren und fügte hinzu: „Tilly, hier sind einige Herren, die Dich um eine Tasse Tee bitten." Man hörte plötzlich einen raschelnden Fall: Mist Scully hatte mit Geistesgegenwart einen alten Rock, den sie gerade slickte. hinter das Pianino geworfen. Als Money mit Dohne in das Empfangszimmer trat, sah er eine leidtlch hübsche Dame von einem Stuhle aufspringen und ihnen entgegenkommen. Die Dame hatte volle, rote Wangen, sowie glänzende braune Augen uiid eine wunderbar gebrannte, schwarze Lockenfrisur: ihr Mund tvar groß, aber bei ihrem strahlenden Lächeln zeigte er zwei Reihen vortrefflicher, Weiber Kähne. Mib Scully schien etwa 28 Jahre alt zu sein. Eine überaus freundliche Miene sollte den nachlässigen Anzug vergessen machen: den schäbigen Rock, die unsaubere rote Bluse, die alten Tennisschuhe: denn so entzückt sic von dem Ucbersallc war, wütete sie doch innerlich über ihr Mißgeschick, daß sie nicht ihr neues, blaues Kleid angelegt hatte und die goldenen Armringe. „Herr Dohne, Herr Money, gestalten Sie, meine Herren, dah ich Sie meiner Nichte, Mib Scully. vor stelle . . . Na, Hobe ich das nicht in bester Form gemacht?" fragte der Pferdehändler und sah sich selbstgefällig beifallsucheird um. Tilly reichte den Herren die Hand — sie hatte rote, kalte Hände — und gab ihrer außerordentlichen Freude Ausdruck: „Ich bin so überaus glücklich, einmal Besuch zu haben in unserer Einsamkeit!" Mit leichtem 'Nicken gegen Cajcy Walshe sank sie in einen Lehnstuhl. ..'Na, Tilly." schrie dieser, indem er sich der ganzen Länge nach aus das Sosa warf, „wie geht es? Man wird stark, he?" Tilly lackte, dab man ihre Backenzähne sehen konnte und rief: „Jerry, läute und laß Tee bereinbringen." Jerry gehorchte, obgleich Money aufsprang, um ihr zuvor- zukommen. Miß Scully. die überglücklich >var, die Bekanntschaft des Honorable Ulick Doyne zu macken, nahm ihn sofort in Beschlag und verwickelte ihn in eine eifrige Unterhaltung, in die Malt Scully ab und zu „kapitale Witze" - wie er sie nannte — einstreute, wäh- rcnd Erste» Walshe von seinem Lager in der Ecke aus verschiedene rohe, anzügliche Be- merkungen machte. Ter junge Money, der sich außerhalb der Bahnen dieses glänzenden Kreiles Wähler kühlte, ivar aus die Gesellschaft von Miß O'Bierne sozusagen angewiesen und versuchte, näher mit ihr bekannt zu werden. „Sie freuen sich gewiß auf eine Tasse Tee." begann er, indem sie Platz nalmien. Seine Blicke schweiften über das große, kable Zimmer mit den drei hohen Fenstern, Re auf einen einsamen Rasenplatz gingen. Es war ein vornehm angelegtes Gemach, — Wände und Decke bildeten Wunderwerke alter Stuckatur: der Fußboden von poliertem Eichenholze ivar halb mit einem schäbigen Teppiche bedeckt: zwei hohe, in die Wand eingelassene, unsauber gehaltene Spiegel prunkten noch als Zeugen besserer Tage, und ihnen entsprach ein wundervoller, weißer Marmor kämm. Alles, was man sonst sah, war äußerst gewöhnlick und billig. Den ehe maligen feinen. weißen Salon von Lad» Bryda Eonnel Ritte Miß Tilly Scully in ein geschmacklos ausgeputztes Empfangszimmer verwandelt, das nach ihren Begriffen allerdings ein Muster von Vornehmheit darstellte. Hatte sie nicht ihr Taschengeld für einen grellfarbigen Ofenschirm, für Lampenverzierungen aus rosa Papier geopfert, für gelbe Musselinvorhänge und mehrere Chromobilder, welche die Augen verletzten? Die - «S - Rückwand de« Pianino» war mit dem Theatermantel der verstoßene» Iran Scully ver tier«. der Sosauberzua zerrissen, di« unschönen Korbstühle hatten de» Lack verloren. Auf einem runden Tische bemerkt« Money m friedlicher Gemernschast verschiedene Pfennig- Novellen, «ine Bonboaniöre, eiue Vas« mit verwelkten Blumen, «inen Fingerhut und Brrnnkcheeren. „Lesen Sie gern. Miß O'Bierne?" fragte er plötzlich. Da» junge Mädchen, da» zu Pferde so voll sprühenden Leben» gewe en, war jetzt ganz ernst und schweigsam. „Io." — sie folgte seinem Blicke — «aber nicht diese Bücher, die gehören Miß Scully." „Welche denn, wenn ich fragen darf? Diese?" Er legte die Hand aus «inen Stob von Büchern, in sonderbaren alten Ledereinbänden. „Ja. e» sind geliehene; ich wollte sie gerade zuruckgebrn." „Darf ich hineinschen?" Er wartete kaum die Erlaubnis dazu ab. öffnete sie der Reihe nach und la« laut die Titel: „Häusliche Abende, von Mrs. Bavtxmld . . . Moralische und literarische Ab handlungen über Wahrhaftigkeit und Treue. Da» denke ich Mir nicht besonder» an» regend und unterhaltend . . . Herveys Meditationen, fkit: 1810. Schon etwa» der- öltet, wie? . . . Wahre Erzählungen und Anekdoten über junge Personen, bestimmt. in bescheidenen äbensverhältnisien. bestimmt. ie nicht, daß e» mir gut tun könnte?" „Ich meine, daß «s recht langweilig wäre," sagte Dem», indem er einen andern alten Band aufnadm. „Lektionen für Mige Mädchen ^ ^ her ztzunst de» Lesen» zu fördern. ' ' Pflichten ihre» Berufe»? änge einer gewöhnlichen, ^ Zahlung. Und der PreiS: vier Schilling und sechs Pence, sehr viel Ä«d nach meiner Meinung. Darf ich fragen, zu welchem Zweck Sie diese» Opu» arlese» haben, ' . .Wer v ' Kerne?" „Um mich zu unterhalten!" „Au unterhalten! . . .Wer versorgt Sie. mit so angenehmer, unterhaltender Lektüre?" „Die Misse» Dwyer leihen mir so viele Bücher, als ich haben will; sie besitzen eine zahllose Menge." „Smd di« Misses 'Dwyer Ihre Freundinnen und Allersgenossinnen?" „Alters- genossinnen? O nein! Miß Narcissa ist mein« Palhin; ich glaube, sie war meines Großvaters Spielgefährtin. Sie ist 80 Jahre alt." Der junge Money drehte nun ver ächtlich die vergilbten Blätter um. ..Sei gut, und Du wirst glücklich sein," laS er. ..Davon bin ich nicht ganz überzeugt . . . „Eine Lüge ist verhängnisvoll und zieht oft viele andere Lügen nach sich, um unentdeckt zu bleiben." Hm, das ist richtig! DaS weiß ich aus Erfahrung," bekannte er. „Das Sprichwort: So leicht wie eine Lüge ist ein grausamer Betrug." Miß O Bierne, die mit dem Rücken gegen daS Licht gewandt sab. betrachtete ihn schweigend, aber ihre Augen drückten strenge Mißbilligung au». WaS für ein seltsames Mädchen war sie! So schweigsam! Und ihr Gesicht hatte einen so sonde,baren 'Ausdruck, so blaß und gedrückt! War sie krank? Zürnte sie ihm» oder war es Schüchternheit? Er nahm ein anderes Buch aus, einen kleinen Band in grüner Seide, und sagte: „Was ist das ? Perlenreihen- ausgewählte Stellen von berühmten Schriftstellern . . . Poesie natürlich! Und einige sind angestrichen, dm>pelt angestrichen! O Miß O'Bierne, das hätte ich nicht gedacht!'^neckte er und blickte ihr mutwillig in die Augen. ^Nicht ich habe die Anmerkungen gemacht, sondern Miß Narcissa!" rief sie schnell. „Wie ich sehe wurde es Miß Narcissa von ihrem treuen Freunde Brian O'Bierne 1835 gewidmet. Vermutlich war das ihr Herr Großvater?" „Ja!" Sie streckte halb die Hand auS. um das Buch an sich zu nehmen; aber ihr schüchterner Versuch blieb von Denis völlig «n» beachtet, der sich eifrig in den Inhalt vertieft hatte. „Das Hosmachen besteht in einer Folge ruhiger Aufmerksamkeiten," las er laut und langsam, mit Betonung, „nicht so stürmischer, daß sie erschrecken, und nicht so unbestimmter, daß sie unverstanden bleiben könnten." Er blickte mit schelmischem. Lächeln auf. „Hier^ist ein« Stelle unterstrichen, wie ich sehe. Und hier ' ich glaube, es ist Fingern empor. „Bitte, lege, . „ . . .. . finde ich noch eine andere Stelle mit drei dicken, blauen. Bleistiftstrichen, die muß sicher besonders schön sein: „Vergebens suchen wir das Glück, Schon fassen wir danach mit gier'ger Hand — Es weicht zurück!" Ach. arme Miß Narcissa!" rief er und schüttelte 'bedauernd den Kopf. „Darauf folgt ein Vers über Enttäuschung, er beginnt: „Komm, Enttäuschung, komm!" Das ist Miß Narcisses Liebesroman, natürlich! kündigte er triumphierend an. „Ich kann ihn zwischen den Zellenlesen, Kapitel für Kapitel!" „Nein, nein, das dürfen Sie nicht!" unterbrach das junge Mädchen ihn erregt, indem sie sich halb vom Stuhle erhob. Ihr Antlitz flammte vor Unwillen. (Fortsetzung folgt.) Visse vrlolLS wurden erzielt durch Auwenduug von klm». ImiEosstt. Tas edelste Kovkwasscr der Welt! wegen vollständiger Auflösung der Firma»lk«rt Nao»«^tn, hier. Friedrichs-Allee S, Vicwriahaus, Prameuadenseite. I»l« »»«stkestäuel« »« uiiil luxunrvuivii, als: Figuren, Büste», Gnipveii. Baien, Schnle», Nipves, Wandschmuck uiw. in Elienbcstimasse. Porzellan, Terrakotta. Bronze und Majolika, seiner Säulen, Konivle, Alabasterkreuze. Fenster- bilaer, Ostereier, Schmucksachen usw. werden rar SiUltv llor lrüksrvn krsiss ausverkauft. xvxxriLuÄvt L8V8. Ibitinlv «oellissti. 8 <Veo> seoUakle) ^ols>»tion 20V1. 'l>I.-äär.: „«etobonlc" ^virale: Mkrm. 26 kiMen in kiinlLnä. 4 kilialen iw Luzlanäe. LL«pLt»1r LOOVQOOO «nkvl. Lareinlugen ÄO OOOEVOO Rubel oirea. Vlrvlrtv VvrbIu«IiLN8 mit »II«« I?ILtL«>» »«s»»I»nÄ«. 4kkro<1itlvo» Inknsso voll ^evllsvl« uuS Voklimvnt6n /u Kul,mtv8lvn vvlllUSUVLVN, vlsKvuUvroUK und Vonil/ildtollv Mr IVvellsol. 4ll- Ullti Verkauf voll IVvrt- paplvrvll unil »U8inuül8vllvll Nuten. VerLieLsrMA von krLmisnIosslr ZsZsü Lursvsrkst 2U msäriZLtsL LLtrsn. Uir iidc-lnokinon clio Vsrsiekoruvzs von «os8. tz«lel»,a8rart»»oltlo>«o ru <ler -uv LS. Nlat ». e. stnttsilläeuckoll Liolmax rum s-rtrs vou lU. 0,Stt pro ditüetc. keinIM» all« Ult Eingetr.SchuKm. Zu habe» iu allen Drogerien, Barbier« u. Friseurgeschästcir. Engros-Verkaufr Höoll LeLsvsrmLrw, Anncustraste SS SS. heilbar ohne Operation! ohne BerufSstönmg! fast schmerzlos! nach der bewährten Ozol- Metbode des vr. woa. Hamburl». Alleinberechtigt zur Führung der echtr» vr. Strahlschen Ozvl-Verbäiide für Dresden u. Um- aeariid: «I. «übln»»»», DreSden-Altft., Echristianstraste SS, hart. link». Sprech. stunde» täglich von 9-l2 und 3-5 Uhr, Mitt woch und Sonntag kein« Sprechstunde. o kilMtl Setrlicli, 8pieZtzI. killet. killei-kinrrililliiiiiW. Z tvMxv Sptoxvl, «anck-, Dollotteo-, ketnesptegel. kdotoxr.-knsimsv. t l UUlktlUX vou 4« ««rlL all. v.r lstoMPSoilL öeisenpulver isl6oL beste, Lparscimsle im Oebnaucb dilliZsle V-oscdtmittel. 3«S N«t«r i»d»r 0«» N«»r». vnodertrolk»»« »rkolg. d«i: »««»>15», »»»N—, «»«, kr«i«,I»>e»», vt»- 8»wrttoi> kokl»n»»ur»» Ltsdldsil llsdsilstotll L-I. (S»olr»«o n»tat»r«i, riiltrtvr« rroep-Ilt» k-«I e,r»Ii v>« n»0»-01r«nn»». LrälltvrsLtto ,« FriibiahrSknre». täglich krisch gßreshtz kon». haltbar für Bersand. 1 Flasche — 10 Portionen 2 Mark. LSmrl. üolWtliet«, llrMi. LeorpMor.