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Nr. 1. Leite S. MW Donnerstag. L. Januar 18V1 wattiger Unternehmniiaen sind vvrderrttel. Ich erinnere an di« viert« Elbbrucke. an die Ringstraße. au di« Markthalle, an da» AusstellungSgebäude. an da» ijkleltcizilätStverk, an die Neustädter Realschule, an da» Bürgezchospttal. an verschiedene Tchulanlagen, an die Errichtung der zur Erinnerung an den Kaiserbesuch de» schlossenen Ausführung van Matte« an der Neustädter Hauptstraße. Diese Pläne, welche mit dreier Ausiählung noch nicht erschöpft sind, satten mir gerade ein. Ich denke «der. es genügt schau diese lang« Reihe, um darzuthun, daß wir die Zeit erkannt haben, daß wir nicht stille strhen — denn Stillstand rtt in einer großen städtische» Verwaltung Rückschritt — und daß die Losung de» hentigen Dresden .Vorwärts'' itt. Redner gedenkt sodann speziell der Au»icheidend«n und wendet sich besonder» an den bisherigen l. Vice Vorsieber, OberamlSrichtrr Düriich: tzerr Oberamtsrichter Düriich bat lO Jahr« lang wichtigen Ausschüsse»» früher dem RechlSauSjchusse. später dem VerwattungSlM-schnjse al» Mitglied bez. al» Vorsitzender angehört, n»d er hat noch überdies 5 Jahre lang die Funktion de« ersten Vice-VorfteherS de» Kollegiums «nnegehabt. — Redner spricht den Dank des Kollegiums und den seiner eigenen Person aus mit der Bemerkung: Leben Sie wohl, Herr Bicc-Vorstehcr; wenn e« Ihnen möglich ist, kommen Sie recht bald wieder zu un». (Vielfaches Bravo!) — Ter Bice-Vorsteher Herr OberamtSrlckter Düriich erhielt sodan» das Wort zu folgender Ansprache: Ich sage dem Herrn Vorsteher für die freundlichen Worte des Abschiede« und der Anerkennung meinen besten Dank: mir wird die Zeit, die ich mit ihm und den andcren Stadtverordneten hier zutanimen gearbeitet habe, ewig »»vergeßlich bleiben. Ich danke ibm aber auch weiter für die sorgfältige und gewisserchasle GeschästSsührnng, für die geichicktc und unparteiliche Geschäslsleituna auch in diesem Jahre und ich bitte, meine Herren, sich zum Zeichen der Anerkennung von Ihren Plätze» zu erbeben. (Geschieht.) — Damit schloß die lehte öffentliche Stadwerordnetensitzuiig de« JabrcS 18!V. — Heute Morgen 0 Uhr !X) Mi», fand da« Wecken, soge nannte große Rcvcllle. von dem Horiilslenkorps de» Köuigl. Pion- nier-BataillonSNr. 12 zunächst mn dem Waffcnplatze der Altttädtcr Hauptwriche. atSdaim im Hose dcS Königl. SchstyseS und hieraus im Hofe de« Palais am Taschenberge statt. Bon dem Hornisten» korps des Königs. Schüben- (Füsilier-) Regiment» »Prinz Georg" Nr. 108 wurde das Mecken im Hofe de» Palais Sr. König!. Hoheit de» Prinzen Georg auf der Langcstraße ausgesührt. — Das Eriiincrungskrenz von 1819 erhielt der Ober- kontroleur Gramer bcint hiesige» Hauptstcueramt; da» 180304er Kreuz erhielten der HauplsleueranitSaisistent Fcrd. Herm. Holz und der Ceniraliveichenwärlcr Carl Ed. Trenter, hier. — Mit besonderer Geiiugtliuung blickt man in der hiesigen oster- reichisch-uirgarischen Eolonre auf die am vorigen Sonnabend stattge« iundenc Ehlislbelcherilllg dcö vstcrret tt> rsch - unaar > schen Hilssvereins. welcher sich unter dem Protektorate Sr. Exc. des k. k. Gesandten Herrn Grafen Ebolek cincS so vorzüglichen Gedeihens erfreut, zurück. Es ist diese Genngthnnng umso größer, als das genannte Feit nicht nur die Mitglieder dieses Vereins, sondern auch die Vorstände und zahlreiche Mitglieder der anderen kiesigen Vereine österreichisch- ungarischer Staatsangehörige» vereinigte, nämlich die des Vereins der Deutsch'Oeslerreicher lind der beide» czechischen Vereine „Wla- tlimit" und .Sokol". ES zeugt dies von dein vortiesslichen Ein vernehmen . weiches zwischen den sämmtlichrn hier bestehenden Vereinen Deutsch - Oesteneichisrber StaatSangehönaer herrscht. Tiefem einmüthigen Ziisamniengehen ist nicht ;nm Wenigsten auch das reiche Ergebniß der Sammluiigrn zu danken, aui Grund deren 152 bedürftigen Kindern beschert werde» konnte. Einzelne Mit glieder der hiesigen Kolonie haben sich allerdings durch besonders reiche Spenden hervvrgclhan: unter dielen »st in erster Linie die Gemahlin des LeaationsiekretärS von Velics. Frau von VclicS, ged. Gräfin Mkßala, zu nennen. Andererseits hat sich um das ae- schäsiiiche Arrangement der Festlichkeit der Kaiizleiiekretär der hie sigen Gesandtschaft Herr Dcitl hochanzuerkeiinende Verdienste er worben. — Wie schon dieser Tage mitgetbeilt wurde, will die hiesige FI c ii cde r - I » >t iin ^ nnbcichadet der witteren Einführung der rvleöchbcschail ans ihrem Scksiachlhrff vom 5». Jan. an die Fleischbeschau in Kraft treten lasse» n»b dnS thierärztliche Personal aus 2 Amts- thierärite und ebenso viel Aisistcüzärjle erhöhen: Jedes ans dem Viehhof ankoinmcnde Stück Schlachlvieb soll ntcht nur in lebendem Zustande, sondern auch nach dem Schlachten auf »einen Gesund heitszustand unkeriucht werden. Das bankwürdig befundene Fleisch wird durch den Aufdruck des Stempels „Schlachthof Dresden" ge kennzeichnet und ist bierdluch in Zukunft jeder Käufer von Fleisch in der Lage, sich zu überzeugen, ob das ihm gebotene Fleisch von einem gesunden Thiere stammt. Das wegen geringer Erkrankung der Schlachlthiere als nicht bankwürdig. aber auch nicht als gesund heitsschädlich oder ungenießbar erachtete Fleisch wird mit dem Stempel .Freibank Tre-den" der Freibank, deren Geschäftsstelle den Eoin'umcnlen noch besonders bekannt gegeben wird, überwiesen und gelangt daselbü unter Angabe des Grundes der Nicht!,ank- wüidigkeit in Stücken bis 5 Pinnd für einen niedrigeren Preis zum Verlauf. Auch diese Freibank untersteht der lhieräritttchen Aufsicht. Vorsorge itt ferner dahin getroffen, daß der Perkänser eines beanstandeten Scbiachtslückes auf Erfordern durch ein Zengniß des betreffenden ThierarzteS sich vergewiffcrn kann, ob in der Thal und wieweit das von ihm verkaufte Schlachtthier als nicht genieß bar oder nicht bankwittdig befunden worden itt. Es ist selbst redend. daß diese Neuem,ichtung der Flciiclnrinnnna ganz bedeu tende Opfer auierlegl, bedenkt man aber, daß durch diese Maßregel die Einsührung eines längst erstrebten sanitären Schuhes wiederum ein gutes Stück gefördert wird, so ist kein Opfer als^u hoch zu erachten, als daß es nicht gebracht wcrden müßte. Sicher ober werden die Fleischer, welche in Zukunft nur untersuchte Waare führen, vom Publikum mehr berücksichtigt werden, als ander«, welche keine Gewähr zu bieten vermögen — Seitens der Gcneraidirektion der iächs. Staatseiienbahnen wurde» die Herren Finanzräthe Bergk und Peters, ferner die Herren Richard Kiien, Maschinenbircktor, und Tr. R. Ulbricht. Betricds- telegraphen-Oberiiffvektvr, nach Wien delegirt, um daselbst das System der elektrischen Fernleitung mittelst Transfor matoren, das in der elektrischen Centralanlage der Jntcrnarionalei, Eierlrizitätkgcicllschast zur Anwendung gelangt, zu sludiren. Tie Herren Telegirlen besichtigten die elektrische Eentralstation der ge nannten Gesellschaft in der Engerthstraße. von welcher ans der elektrische Strom für die Beleuchtung und Kraftübertragung nach den unterschiedlichsten und cntscrnteiten Stadtlheilcil geleitet wird, in eingehender Weise. Wiederholt sprachen sie sich über diese An lage. ihre maschinellen und elektrischen Esnrichtungen. sowie über die besondere Eignung des angcwcndeten Systems für Städtebc- leuchtung sehr lobend aus. — Um unseren Leiern de» NeujahrSgruß unserer dieswöcheiit- lichen humoristischcn Beilage nicht zxiatlrmtum in bieten, ist diesellv bereits der heutigen Nummer beigcgcben. Die nächste humoristische Beilage erscheint daher erst Sonnabend d. 10. Januar. — Tie priv. Scheibe n sch üyengescllschaft veran staltet am 4. Februar in Meinhold'S Etablissement ein großes Kostümfest. — Ter Allgemeine deutsche Frauen-Verein bereitet ein Gesuch an den deulschen Reichstag vor. betr. die Zulassung der Frauen zirm StudiumderMedizin und zu den UniversitütSprüsungen. In der Begründung desselben finden sich folgende Ausführungen: Die Steigerung unheilbarer Frauenkrankheiten ist zum großen Thell aus den Umstand zurückzuführen, daß da» angeborene und Erzogene Schamgefühl der Frau die Leidenden hindert, sich beim Beginn de» Nebels einem Arzt anzuvertrauen. Wenn die Krank heit soweit vorgcichritten, daß daS Zartgefühl »urückttitt, ist die Hilfe schwierig, oft unmöglich! dirw Thatsache. ivenngletch sie nicht statistisch nachgcwieien weiden kann, wird icder gewissenhafte Arzt bestätigen. Jahrelanges Siechlbum könnte den Frauen er spart werden, wenn es ihnen ermöglicht würde, sich einem weib lichen Arzt, einer GrschlechtSgenossin, anvertrauen zu können. Weiter hebt da« Gesuch hervor, daß in Seminaren für Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen und rn Mädchenschulen der Unterricht in GriundheitSlebre von einem weiblichen Arzte vorgrtrageu werden sollte. Das Heranwachsende Mädchen kann über Vorgänge und Vorsichtsmaßregel», di« daS weibliche Geschlecht betreffen, am betten von einer Frau belehrt werden. Weiter verlangt da» Ge such Freigabe der Praxis an opprobtrte Acrztinnen. Wer die Pe tition durch seine Unterschrift unterstützen will, möge sich von der ersten Vorsitzenden des genannten Vereins. 8»« Luise Otto- Peter», Leipzig-Reudnitz, einen Abzug derselben auSbltten. — Wie vor 3 Jahren mit dem ZeitungS-Katakoader Aimoncen-Expedttion Rudolf Mosse zum ersten Male «in vollstän diger Tages-Notiz-Kalender vereinigt wurde, eine Einrichtung, die ungelhriltesten Beifall fand, so hat in dem soeben erichicnenen 1891er JnsertionS-Kalcndcr daS Vorwort eine wesentliche inhaltliche — Im Sitzungssaal« der Krel-Hauvkmannschaft Bautzen hat am M Dezember die Entlassung de» in da» Ministerium dr» Innern berufenen Herrn Geheimen RegierunaSratheS von Erlegern aus seiner dienstlichen Stellung vor versammeltem Kollegium und sämmtlichen Beamten der hohen Behörde in feierlicher Weise statt gesunde». — In der vorgestilgen letzten öffentlichen Sitzung der Stadt verordneten sUr daS Jahr 1899 fühlte den Vorsitz Herr Geh. Hofratb Ackermann. Betreffs der Bcscbleusung de» Areals oberhalb veS Wassrlwcrks bebuis Sicherung desselben vor Leninreinigungen und der Ucber»ak»ne der von der Beschleuß»»« betroffenen fiska lische» Strecken der Radeberger- und Bautznerstraße in städtische Unterhaltung tritt »»an allenthalben dem Rath bet und bewilligt zur Ausführung 12,033 Mk. aus dem städltichen Betriebsvermögen. Zu zwei Winlcrsensler» im Edescl'lleßiingszimmcr de» StandesamIcS, Kreuzstraße 10. werden 70 Mt., zur Ausstattung der im Stadt- Irren- und Siecbeuhauie erbauten Entseuchungsanstalt 3635 Mk. und zur Bcichleusiliig und Pflasterung der Floßhvsslraße 50rO Mk. bewilligt, letzterer Betrag vorbchälttich der Kiedereinsordening von den Anliegern. Einer vom Rast, dargelegten Äeiamintplanuiia zur Beschaffung der bei de» städtische» Volksschulen erforderlichen Uuternchksrälime wird ebenst, zugettimmt wie der neuerlichen Regelung der Dienst- und Gehalt? Verhältnisse der Schulgeldcin- ucbmcr. Es gicdt neun solcher Einnehmer,tellen, und der Jahre«, geholt beträgt nur bet di« Stellen 2700 Mk.. bei den nächsten drei Stellen 2!ö-> Mk. und bei de» letzten drei Stellen 3100 Mk. Ferner wird die Begründung einer A'si>te»te»slellk für die 14. Hebestclle der indirekten städtischen Abgaben gemhmigt und die Erhöbung des Johirslohnes des Apoihefeiiardeüers im Stadk- krankenlianie bewilligt Hiernach werden die Zuichüsse feslgeuellt, welche das Schulwesen für 1891 erwidert, nnd zwar sind dies: 11,350 Mt. für das Schulamt, 05,Ml Mk. fürdas Krenjgymiiasilim, 7470 Mk. für das Aliimiienm der Kreuzsihule, 09,014 Mk. für das Wettiner Guniuasium. 4l,10!> Mk. für daS Neiiflädtcr Realgym nasium. 51,08l Mk. für das Anneü-Realgyninasium, 77M Mk. für die Realichnle in der Johann,ladt, 17,172 Mk. für die städtische höhere Töchterschule, 13.205 Mk. für Pensionen au Lehrer und Beiträge an Erziehungs Institute u. s. w., 38,359 Mk. für die Kindcrbessecuiigsaiistalt. Für das allgemeine Vvlksschulwcsen eraiebl sich folgender Abschluß: 'Ausgabe 1.982,800 Mk.. Einnahme .507,800 Mk., st'daß ein Zuschuß von überhaupt l.t75,0M Mk. erforderlich ist. der durch die Schulaniage gedeckt weiden muß. (Gegen 188!) ist der Bedarf wieder um 75.000 Mk. gestiegen.) Bezüglich der Erhebung des ersten Termine« der Genieindecinlngeir und der Kirchen-Anlagen für das Jahr 1891 schlug der Finanzaus schuß folgendes Votum zur Annahme vor: »Kollegium wolle nach der Rathsoorlage feine Zustimmung dazu erlhcsteii. daß in dem auf den 3l Januar 1891 aiizuictzenden Sleuertermiue die Gcmeiude- abgabe mit je 0 Pfg. von je 100 Mk. Grundwerid und mit 3, 1 bez. -,b Pfg. von »e 1 Mk. Mielh- oder Pachtzinsen erhoben werde, und genehmige», daß auch gleichzeitig, vvrbehältlich der Feststellung der Hohe derselben, die nächstiährigeu Kirchenabgaben der hiesige» cv.stuth. Kicchcngemcindeii nach dem Regulaiive vom 20. Juii l8t>3 an demselben la euuine mit erhoben werde»." St.-V. Hartwig wandte sich gegen dieses Votuin und beantragte, dir RathSvvrlage übecimupt avzniehnen. Die Zustinimnaa der Regie rung zu der neuen Sstucrrudnimg werde ledensaUS sehr bald ein- trcffen, und daun sei inan im Stande, die Steuern nach dem neuen Modus zu erheben. Die Bürgerschaft werde bei der jetzt beichloffeneii Ausschreibung erstaunt sei», die allgemein verhaßte», lästigen „Miethziiistn" wieder vorznsinden. Es könne dem Ralh nickt da raus ankommen. mit der Erhebung der Steuer noch etwa 2 Monate zu warten: Geld sei genug in Reserve-, Betriebs- und sonstigen Fonds vorhanden, die laufcndcn 'Ausgaben seien also ohne alle Gefahr ganz leicht zu decken. Für dieie Hartwig'scbc Anschauung der Dinge rrcteu noch ein die St.-V. Wiücnbrock, Winter ll. nnd Günther ein, während sich die St,-V. Weigaudr, Hofratb Osterloh lind Bicülug dem Ausstchußgulachlen aiifchwffeli. welches auch durch die Begrilnduiigcu seitens Bürgermeister Bönijch's und Stadtrnih Händel's als das durch die Rolbweiidigkeit tzsebolenc sich über zeugend darstcllt. Büraermeistcr Bvnisch fiihrt aus. er habe nicht einen '.'lügenblick daran denken können, daß man in diesen, Kolle gium gegen diese Vorlage auch nur die leiseste Einwendung machen werde. Wottw inan den Hariwig'ichen Antrag zum Be schluß erheben, io würde mau die Flnauzwirthschatt Dresdens aus das Aergite geiahiden. Die Tinge lägen ganz anders, als sie sich Herr Hailwig denke. Tie neue Liteuerordiiuug babe die Geneh migung der Regierung noch nicht, und man wisse auch noch gar nicht, ob diese Geilchiingung schlankweg ersolgenwerde: man könne ja rrgiernngtt'eiiig über Das oder Jenes anders denken, wie die städlitchcn Kollegien. Bor der Genehmigung der Regierung dürfe die Abgabe mir nach dem bisycrigen Modus erhoben werde», also könne mau jetzt gar nicht anders verfahren. Tie Stadtkaffe brauche not!,wendig Geld: Gehalte. Rechnungen u. s. w. seien mit hoben Summen zu begleichen, und die Entnahme von Geld aus irgend welchen Fonds ici durchaus nicht angängig, weil es regulativwidrig sein würde. Da ober die Genehmigung der Regierung infolge der Jnstanzcngänge, die die Sache durchzuinacheii habe, ganz sicher noch Monate, vielleicht ein halbes Jahr und noch länger aus sich warten lassen werde — was solle dann werden? Woher Geld nehmen? Und wie Karl würde die Bürgerschaft getroffen. Erhebe man jetzt keine Steuer und wolle man io lange damit warten, bis man sie nach dem neuen Modus erheben dürfe, dann sielen vielleicht alle Steueriermlne ans einen zuiammen. und daß das namentlich für die Minderbegüterten ein harter Schlag sein werde, daran könne dock wohl Niemand zweifeln. ES hieße m Wahrheit die Bürgerschaft vor eine jetzt ganz unberechenbare Gefahr stellen. Treie Steuervorlage fei gerade die erste große Frage, die an den neuen Herrn Kreisbrupinionii hcrantrele, und er werde sich daher mit derulben vielleicht etwas eingehender beschäftigen wollen. Dann erst gehe die Sache an das Ministerium. Nun habe aber nicht allein das Ministerium des Innern, sondern auch das Kultus ministerium (bezüglich der Schul- und Kirchenabgaben) Stellung zu der Sache zu nehmen — das 'Alles werde Monate beanipruchen. Und wenn daun auch die uneingeschränkteste Genehmigung ersolgc, so machten sich dann immer nach die AussnhrniigSardeilen nöthig, die auch einige Zeit bew'pruchteii. Oes fei nach Alledem nur im Interesse der Gemmnttliest, der Ratlstvoriage, wie sie der Finanz ausschuß empfehle, ziizuirimmcn. Das Kollegium lehnte dann auch den Harlwigff'chen 'Antrag mit 37 gegen 18 Stimmen ab. — Schließlich gielst der Vorsitzende den alljährlichen Schlußbecicht über die Thättgleit des Kollegiums im eben beendeten Jahre: Die bei der Kanzlei zu verzeichnen gewesenen Eingänge beziffern sich auf 790. Von diesen wurden 253 sofort erledigt, 117 dem Rechts-, 188 dem Finanz-, 177 dem Verwaiiunqs- und üff dem Wahlausschuß zunächst zur Berichterstattung überwiesen, Tie Zahl der vffenl- licken Gesaminlsitziuigeu beziffern sich aus 43. die der geheimen auf 27 und die der gemeinschaftlichen mit dem Ralh 3. Die speziellen Sitzungen der Ausschüsse beziffern sich aui 49 beim RechtL-, an» 45 beim Finanz-, aur 49 beim Verwaltung!)- und aus 27 beim Wahl-AuSichu! An jeibflslänörgen 'Anträgen winden aus dem Schooß des Kollegiums 32 gestellt, von denen 26 sofort erledigt werden konnten. Es folge» dann noch Emzelheiien. Aus der anschließenden 'Ansprache des Herrn Vorsitzenden entnehmen wir folgende Bcmertungen: Unter den Aufgaben, die un» in diesem Jahre gestellt waren, steht obenan die Steuerreform. Man kann darüber getheiiier Meinung sein, welche Art der Steucrerdebung die lichügc ist, aber allseitig muß zugegeben werden, daß die Lösung, welche die Frage jetzt durch gegenseitige Nachgiebigkeit beider städtischer Kolikgien gefunden hat, sich deö Bestall» der weitesten Kreffe der Bevölkerung erfreut, und darum dürfen wir auch hoffen, daß die Ausführung den gehegten Erwartungen entiprechen wird. Wir sind ferner in diesem Jahre der Frage der Einverleibung be nachbarter Lrtschaitcn näher getreten. Eine solche Angliedcrung ist nicht »urückznweiscn. wenn es sich »m die Befriedigung lokaler Bedürfnisse Handel!: aber b!os um tm WachStbum der Einwohner zahl hinter anderen Großstädten nicht znrücrjuvleiben. werden wir andere Orte nicht der Stadtgemeinde einverleiben, Orte, von welchen man keinerlei Nutzen z» erwarten hat und welche unser AuSgabe- Budget nur belasten würden. (Sehr wahr k) Wir wissen, daß die neuere Gesetzgebung riesige Anforderungen an die Verwaltungsorgane des Staates stellt, und wir haben darum bereitwillig die Forder ungen genehmigt, die an uns gekommen sind zur Vermehrung von Geschäftsräumen und zur Neubegründiing von Beamtenslelle». Wir dürfe» uns der Nebrrzeugung hingeven, daß der Rath von uns nicht mehr fordert in dieser Beziehung, als unbedingt geböte» ist. und daß er mit uns einerlei Meinung ist darin, daß bei An stellung neuer Beamten das Zuviel eben so sehr von Uebel ist. wie da» Zuwenig. — Redner gedenkt nun noch der verschiedenen Ankäufe von Gnttidttlickeil und sagt dabei: Diese Elwerbuiigen . . mögen ihre Rechtfertigung baden, allein wir werden doch daraus > Bereicherung gefunden. Dieser einleitende Theil, der dem Gelchüftr- Beoacht nehme» mtiffen, nicht allzuviel Wechsel auf die Zukunft, mann wertyvolle Winke gicbt, ,wie man zweckmäßig annoncict", weiter zu ziehen (Sehr richtig ff und auch der Nachkommenschaft! bringt diesmal in sauber ausgefuhrten Entwürfen einige Vorschläge » och etwas zu überlassen. (Bravo st Eine ganze große Reihe ge-! zur wirluygsvollen Ausstattung der Anzeigen. Außer dieser wert«- « fmoen wir wv a. die Jeder««« < ie Zeitung-verhältr er aus gutem Schr »ollen Bereicherung tzM Jniertstmtz-Kalender» findxn wir wi n, demselben die altbttvähiten ÜÄmkchtun schnelle und zuverkWäe Ortentirung über ... de» In- und Ausland«« gestatten. Auch der , ^^ papte^gchluckte Notizklender sitr jede« Dag des Jahres ist wieder erst« Verein für Aanarienzucht. vogrlschu» und Pflege hie, erWiet «m 4 Januar seine neunte große all gemeine Ausstellung im Sladlwaldschlößcke» am Postvlatz. erste Etage. Außer vielen wlrvtch seinen Kanartenhähnrn. welche tbrrl» von Mitgliedern sowie auswärtigen Züchtern geschickt sind, wird ein« große Anzahl sprechender lettener Papageien, exotischer Zicrvöael und Liede, pfeifender Dompfaffen und «time vertreten lein, sowie unsere belniilchen Körner- und Weichtreffer. Um zu beweisen, wie Thiere, welche tm Freileden sich feindlich gcgenübersteben. in der Gefangenschaft friedlich mit einander leben, wird «ine „Europäische Einigkeit" ausgestellt sein, in welcher Katzen, weiß« Rallen. .Hamster. Eichhörnchen. Meerschweine. Igel sowie eine Anzahl größerer Vögel friedlich zusammen leben. Ferner hat da» Ausstellungr-Ksmitce mehrere hochinteressante SeheuSwllrdia- keiten gewonnen, worunter m erster Reihe ein hier noch nie ge zeigtes Srewaffcr.Aguarium mit lebenden Seetbirren genannt wird, welchen sich die sehr werthvolle Schnlettertlilgsianiinluiia der Frau verwittw. Doktor Schatz, Radebcul, antchltkßt. Ferner werden Sammlungen von Muscheln. Mineralien. auSgestovfte» Thierrn. sowie von Gegenständen, welche dem Bogelschtike dienen, ausgestellt sein. Dir Ausstellung währt bis 7, Januar. Ein etwaiger Ueber- schub der Ausstellung wird »um Schutze nnserer heimischen Sing vögel verwendet, — Mit heute gebt bis auf Weiteres auf der Linie Neumarkk« Strehlen der letzte Wagen der Dresdner Straßenbahn Abends N Nhr, statt wie bisher halb ll Uhr. — DaS dicSiählige Dresdner Adreßbuch wird erst Mitte Januar erscheinen, aus Gründen, die wohl reu« technischer Natur und. — Strehlen. Bei de» am 30. Dez, ttattgesuudcue» Eraän- zungSwablen für den hiesigen Gcmcinderath wurden Herr Gutsbesitzer Alfred Mendel als Ausschußperson für die Klasse der Gutsbesitzer, die Herren Rechtsanwalt Georg Schubert und Villenbesitzee Philipp Lcykaus als 'AuSschußpersoncli für die Klaffe der Hausbesitzer, und Herr Bctriebssekrctär a. d. StaatSbahn Ernst Moritz Schlicke als AnSschiißversoil für die Klaffe der Uiiansässigen wieder gewählt, wäh rend als Ersatzmänner Herr Gutsbesitzer Ernst Winkler für die Klaffe der Gnlsbcsiher, die Herren Privatus Wilhelm Kiingner und Restaurateur Heinrich Hebeilstreit für sie Klaffe der Hiusbesitzec und Herr Bureauaffisteut a. d, Slaatsbahii Oswald Ursinus für die Klasse der Unaniäfsigen gewählt worden sins. — In einem Schachte zu Zw i cka u wurde der Häuer Emil Richter und in einem weiteren »schachte der Häuer Friedrich Mvckel von hereiilbrcchcnder Kohle, ivelchc sogar die Baue wegschlug, gänzlich verschüttet. Beide wurden alsbald wieder aus der Masse nrrnnsgcbrachk, doch erlitt Richter schweren Beinbruch und gefähr liche Quetschungen, während Möckel wunderbarer Weise mit leich terer Verletzung davvnkam. — Ter sruhere Ziegcleibesitzcr Knobloch in LangburkerS- dorf verunglückte durch einen Sturz von der Treppe tvdtlich. — Der .üjährige, auf der Bergstraße ln Eheinni tz wohnhafte Greis, der aus dem Holzmarkie daselbst von einem durchgehenden Ge schirr so unglückitch übersahrcu wurde, daß er einen koiiwltzirten Schenkclbruch davontrug, ist seinen Verletzungen im städtischen Krankkuhausc erlegen. Fsorlsetzunl» deS örtliche» TsteileS Seite v. Tagessieschichtt. Deutsches Reich. In dem wirthichaftlichen Jahresbericht, welchen die ,Natlo»al-Zeitt»ig" dieser Tage veröffentlichte, wird in Bezug ans den Fürsten Bismarck gemgt: „Wäre da« Jahr 1890 ganz verödet in Bezug ans Ereignisse des nationalen Lebens, hätte Europa in diesem Zeitabschnitt nichts aufzuwcise» gehabt, was den Griffel der Gefchichte ui Bewegung setzen könnte, so würde die Verabschiedung des deutsche» Reichskanzlers Fürst BiSmarck, seine Enlictzung, wie er selbst seine» Rücktritt vom Amte bezeichnele, genüge», um den politischen Inhalt des laufenden Jahres zu ernem äußerst gcwichiigcn zu erheben. Tie Tage des letzten Drittels dcS Mär;, an welchen Deittschland mit Zagen und Trübniß, ganz Europa »nt Staunen und tbeilweise mit «schrecken das fast Unglaubliche zum Ercigniß werben sah, werden Diejenigen, denen der gcicbichliiche Sinn nicht unter dem vlinden Haß der Parteiung abhanden gekommen ist, als dunkle und ichmerzersüllte im jungen Leben des Reiches bezeichnen. Wa» Ranke von de» Ideen und Plänen des großen Kurfürsten sagte: er scheute selbst vor dem scheinbar Unmöglichen niemals zurück und lenkte durch alle Klippen hnidurch nacb dem klar erkannten Ziele des plastisch Möglichen, das kann vollständig ans Fürst Bismarck angcwendet wc,den. Ein Heros, der die nationale Kraft, da» nationale Be- wußlicin weckte, hob und verkörperte, der ein neues Reich mitten in Europa schaffen Hais, der in seinen Händen Krieg und Frieden unseres Weittheilc» während dreier Decennien truH. mit der Ueber- macht seines Geistes die Feinde der Ruhe in Schach hielt, mit seiner gewaltigen Energie stets den gefährdeten Frieden rettete, hörte plötzlich aus. als Faktor im polttstcven Cailul Europa» zu gelten Alle erkennen an, daß icdes Wort aus dem Munde des Reichskanzlers von einer geniale» Selbstständigkeit zeugte, welche estren mächtigen Zauber auf das In- und 'Ausland ausübte, daß feine Faust so oft die Fäden der Jntciauen zerriß, die gegen die freundlrchrn Beziehungen der Völker gerichtet waren, daß ihm selbst die i-unde r»ertra»tcu, weil er kein höheres Gut kannte al- den Frieden, weil er stets Klarheit des Wollen», Bcttlinmtheit im Denken und Sicherheit in der Ausführung mit einer pcinlicheu Vorsicht verband, die immer Maß zu batten wußte und Verwicke lungen mied. Vor ieinem Antehen beugte sich die Diplomatie, al» Meister der hohen Politik IvieS er dieser ganz neue Bahnen an und leitete eine neue Epoche der Behandlung coulincutalcr und inter nationaler Fragen ein. Der Ausruf dcö „Sieclo" am Tage des Rücktrittes des Fürsten: „Edles Frankreich, das ist deine Revanche" ist da» erhabenste Lob. daS ihm gespendet werden konnte. Sic Summe deö höchsten Dankes, das er sich seitens der ruhevedürs« tigcn Völker erworben. „Er hat ein 'Anrecht darauf", schrieb dasselbe Blatt, „daß wir uns vor ibm verneigen und ehrerbietig seinen Rück tritt begrüßen, denn seit Napoleon gab es in unserem Jahrbundert keinen Größeren als BiSmarck. Wir lvcrden sottirihre», sei» An denken zu verabscheuen, ihn aus ganzer französischer Seele zu hassen, aber wir werde» ihn stets bewundern als die hervorragendste Ver körperung dcö deutschen Patriotismus." Ein Riese, der zu viel der Lasten allein tragen wollte, der wie Mirabcan von der Na tionalversammlung so von sich sagte: „Das bi» ich", vermochte nicht Stand zu halten, als cs galt, sciuc Unabhängigkeit zu be schränken, seinen Willen »ntcr den Willen eines g-krönten Hauptes zu beugen, das sich mit dem Wunsche trug, etwa» Großes zu leisten. Nicht Krieg, nicht Eroberung »röchle der junge Kaiser als Blätter in seine» Ruhmeskranz winden, wildern eine irurr gewal tigen Reformen, die, wenn sie kühn und treuherzig unternommen werden, ob sic glücken oder nicht, in der Geschichte der Menschheit eine leuchtende Spur ^urücklasscn. Dem Riesen aber bangte davor, die Verantwortung für Unternehme» zu tragen, welche sich ko weite Grenzen steckten, daß diele im Redel veiichwanden. Er rech nete mit der Wirklichkeit, mit den Lcidcnichaflen der Menschen, mit den wachsenden Begehrlichkeiten der Masse, die, einmal ent fettest, schwer zu dämmen sind. Er dachte mit dem großen italie nischen Staatsmann Cavour: „Bei gewissen Dingen kommt e» , in erster Linie nur darauf an, daß man vor Allem klaren Kopf be- sich nicht selbst lauscht, indem inan glaubt, daß fromme c die Logik der Ziffern zu brechen vermögen. Das Einmal- . stärker als wir Alle. Ich alanbe, wir hätten schon mehr erreicht, wenn man uns 'Allen von Jugend auf strikte beigebracht hätte, daß die freudigsten Schläge d«S Herzens doch nicht bewirken können, daß zweimal zwei mehr al» vier ist." Der Kaiser hat für die diesjährigen Abiturientenprüsungen der Kadetten, welche ausnahmsweise schon Ende Januar vollzogen werden, bestimmte Erleichterungen vorgeschriebe», welche sowohl materiell die Anforderungen an daS Wissen, als auch formell die Art der Zusrunmemecbnuiia der Eensurrn nach Punkten betreffen. Fürst BiSmarck soll gegenwärtig von einem Hamburger Litho graphen mehrere Hundert photographische Abdrücke von Auto graphen Herstellen lassen, welche in den Text seiner Memoiren ein» geschlossen werden sollen. > Der Staatssekretär deS Innern, Herr v. Bötticher, hat an den Herrn NnteistaatSsekretär und die Beamten de- RclrhSaiiitS deö Innen, folgende Verfügung erlassen: Vvrgc'etzte Kollegen und Untergebene sind gegenseitig zu der Annahme berechtigt, daß einer dem anderen und dessen Angehörigen ein glückliches neues Jahr wünscht. Eines besonderen Ausdrucks bedarf dieser Wunsch nicht Ans Anregung de» Herrn Reichskanzlers stelle ich daher den dem