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Dresdner Nachrichten. IV2. Sette ». d Tonnerittag. ll». Juli LSV Bergiverkdn von Ttdirleu veru»teilt. — An» TifliS wird gemeldet: Gestern wurden in der Borstadt Awlabar aus einen Polizei« leutnant drei Schüsse adgefeuert, die diesen tödlich verwundeten. Bald daraus wurde auS einem Waaeu an der Eck« der SolovinSkaja und OlginStaja. im belebtesten Viertel der Stadt, von einem als Studenten gekleideten Individuum eine Bombe geworfen. Die Wirkung der Bombe war ein« schreckliche. 15 Personen, darunter einige Pvlizeibeamt«, grauen. Kinder, wurden getötet. Der Täter ist verbastet worden. Pari». »Priv.-Tel.) AuS Tiflis wird berichtet: Gestern abend wurde ein Arbeiter verhaftet, bei dem 52 Bomben ausaesuudrn wurden, ebenso ein junges Mädchen, das sich im Besitz von drei Bomben bewirb. Weiler« 57 Bomben wurden bei einem Arsenalarbeiter aufgefunden. BreSlau. sPriv.-Tel.j Ein peinlicher Borfall spielte sich in Lodz zwischen zwei Offiziere« der dortigen Garnison ab. I» einem Hotel grüßten zwei angetrunken« Kosakenoffi ziere nicht oorjchristsmätzig den Dioisionsgeneral Szatrlow. Auf dessen Mahnung erwiderten sie: „Wenn die Panzerschiffe revoltiere», können wir eS auch!" Dabei drohte» sie dem General mit den Fäusten. Mau ries Dragoner herzu, dre beide Offiziere arretierten uird dem Kriegsgericht übergaben. Ein großer Teil der in Lodz garnisonierenden Kosaken . Solnie» wurde loegen Plünderungen und Morden ebenfalls dem Kriegsgericht überwiese». Täglich sieht man aus der Straße arretiert« und gefesselte Kosaken unter starker Eskorte. Bei den Kasernen-Revisionen fand inan viel Gold, Uhren, andere Wert gegenstände und bares Geld in Massen vor. Die Eigentümer der gestohlenen Wertsachen sind meist ermordet worden. Bukarest. Die Meidling, daß daS russische Knegsschiss „P o 1 e in k in" ein türkisches Dorf au7 seiner Irrfahrt an der Küste von Dobrudscha geplündert haben soll, wird von unterrichteter Seite als durchaus unzulresseiid erklärt. Gestern abend 6 Uhr ist das vom Konteradmiral BesarabeSky befehligte Geschwader mit dem „Fürst Pvlemkin" im Schlepptau nach Sebaslopoi abgegangen Die Maschinen des „Potemkin" find verdorben. Biel bemerkt wird, daß der rmsische Konteradmiral den rumä nischen Behörden keinen Bestich abgeslattel und bei Abfahrt deS Geschwaders die üblichen Salutschüsse nicht abgegeben hat. Berlin. sPriv.-Tel.j 'Der Kaiser hat dem Verein für Kinderbork in Spandau auf dessen Immediatgesuch zum Bau einer Anstalt zum Zwecke der Kinderversorgnng aus ieinein Dispositionsfonds eine Beihilfe von zwei, Drittel der 2lausnmme, 14 OM Mark, zugesagl. Die Ansicht soll die Be- Zeichnung: „Sonnen!,of, Kaiser Wilhelm il" führe»: sie ist in ver Hauptsache zur Berpslegung für Kinder der Arbeiter der Mililäriverkslätteu bestimmt. Berlin. sPriv.-Tei.) Sächsische Orden erhielten nachgenannte Offiziere rc. in der Schutztrup p e für Südtveft- afriki: Major und BataillonSkommandeiir Aieister das Ritter kreuz I. Klasse des Berdienstvrdens mit der Kriegsdekoration: Hauptmann Freiherr v. Humdrachl die Kriegsdekoration und die Krone zum Ritterkreuz l. Klasse des Aldrechtsordeiis: Haupt- mann Freiherr o. Welck das Ritterkreuz 1. Klasse mit der KiciegSdekoraiwn desselben Ordens: Oberleutnant Kirsten das Ritterkreuz 2. Klasse deS Verdienstordens mit der Kriegsdeko- rakion: die Leutnants Müller v. Berneck, Köhler und Ttübel das Ritterkreuz 2. Klasse des AlbrechtSordens mit der Kriegs- dekoration: Zahlmeistec-'Aipiranl Schurig, Vizeseldwcdel Geb- Karin, Sergeant H>rsthi»ann, Sanitäts-Sergeant Schneider, die Unteroffiziere Musisch, Schüße, Breilenstein und Könier, die Gefreiten Weigett, Svnch, Schweißer, Messerschmied, Nestler, Rettke, Sommer und Pfeiffer, die Reiter Schindler, Tierfelder, Reuden. Rechenau, Lnehnndon und Kofchorrek das Allgemeine Ehrenzeichen mit der Kriegsdekoration. Prenzlau. In der heutigen Landtags-Erjah- wähl »n Wahlkreise III Potsdam wurde Landrat v. Äuch- Anaermünde skons.j mit allen abgegebenen 260 Stimmen ge wählt. Kiel. sPriv.-Tel.j Tas neue L i n i e n s ch i s f „P r e u ß e n" stellte heute Probefahrten an. Tie Schiffsjungen- und Sce- kadetten - S ch u l i ch i s s e erhielten heute Befehl, an, 18. Juli eine achtmonatliche Auslandsreise anzutreteu. Hamburg. Gegenüber der Meldung von neuen Zwistigkeiten unter den am Verkehr von Newnork nach dem Mittelmeere beteiligten Reedereien schreibt die „N. Hamb. Börsen!,.", daß an hiesiger maßgebender Stelle von neuen Differenzen nichts bekannt sei. Schwerin sPriv.- Tel.) In Spornitz wurde durch Blitz- schlag das Wohnhaus oe-S ErdpächlerS Hinrich einge äschert. Dieser verbrannte hilflos, da er gelähmt war. Koburg. sPriv.-Tel.l Der Regent Erbprinz von Hohenlohe ist mit Familie heute mittag endgültig nach Langenburg abacreisi. 'Ans dem Bahnhvfe mären anwesend: Herzogin Marie, die geschiedene Großherzogin Bistoria Pieiitta von Hessen, die Krviipri»ze>su> von fliumäiiien, die Grvßiiirslen I Ehrilf und Boris und die Tvitzcn > menge brachte dem scheidenden gungen dar. der Behörden. Die Bolks- Regenten lebhafte Huldi- H a l le. «Priv.-Tel.) Beim heutigen:I!ektvratswecl,sel an der hiesige» Universität isolierte die Skndentenschaft durch Veran staltung einer besonderen Wage»a„ssahrt die katholischen Verbindungen „Snlesia" und „Haniea". Bücke bürg. iPciv.-Tel.) Im Prozeß gegen den K c l l n e r M e n e r ivcge» Rleineids lehnte der Gerichtshof den 'Antrag der Verteidigung, den Kriminalkommissar v. Mantenfsel als sachverständigen ;>> laden, ab. v Bcantenssei sollte besingt werde», ob Pokern ein ttzlncksipiel ist und in welcher Weise „Lustige Sieben" geivielt wird. Ra slen bürg. Prinz Adalbert von Preußen traf mittags z»m Besuche des 2. vstpreiißischen Grenadier-Regi ments Nr. I. bei dem er a ln mntv steht, ein. Er schenkte dem Regiment einen silbernen Pokal W i e n. Bei einer tleöimg des Kreuzers „St. Georg" im Go!' von Fasana bei Pola tvnrde eine D a m p f b a r k a s s e durch ein Torpedoboot z n m Sinken gebracht. Tie Mann schaft wurde gereuet. B n d a p e st. In Pelroizciui tvnrde gegen einen Bergwcrks- beamten, soivie gegen zwei Lehrer von einem unbekannten Täler eine B o m de ge s ch l e n d e r t Der eine Lehrer wurde schwer verletzt, die beiden anderen Personen leichter. Paris. lPrio.-Tel! Der Schah von Persien trifft kommendcn Sonnabend inkognito hier ein. Am Montag wird er dem Präsidenten Loubet einen offiziellen Besuch abstatlen: dann begibt er sich nach Havre, um den Regatten beiznwohnen. Ferner wird sich der Schah nach dem Haag und nach Ostende begeben und auch der Königin Wilhelinina einen Besuch ab- sratlen. Paris. Die T e p u t i e r t e n ka m m e r bat in der heutigen Vormitkagssitzung die ersten 18 Artikel des Gesehent- Wurfs betr. die Zwangsverjlcherung von Greisen und Siechen angenommen. Der bereits von der Kammer angenommene Enlwurf war vom Senat abgeändert worden. Nancy. Die ausständigen Arbeiterin Plavigny zogen gestern nach Neuoes-Maison, um die Metallarbeiter zu veranlassen, sich dem Ansstandc anzitschlteßen. Der Präfekt ging ihnen mit einer PolizciaEskorte entgegen und forderte sie ans, auseinander zu gehen. Infolge eines unvorhergesehenen Zusammenstoßes schlugen die mit Stöcken und Werkzeugen be waffneten Arbeiter dem Präfekten über den Kopf, ohne ihn jedoch ernstlich zu verletzen. Die Ausständigen wurden dann zerstreut: drei Berlmstungen wnrden vorgenommen. R o ui. sPriv.-Tel.j DaS Ersuchen des Kardinals Perraud, anläßlich des französischen Nalionastestcs, das in diesem Jahre auf einen Freitag fällt, daS Fastenverbot aufzuheben, ist vom Patrkan rundweg adgelehnt worden. Belgrad. Zur Feier des heutigen Geburtstags des Königs wäre» ans allen Teilen des Landes Deputationen er schienen. Dem feierlichen Tedenni in der Kathedrale wohnten der König, der Kronprinz, Prinzessin Helene, Prinz Alexander, die Vertreter fremder Staaten und eine ungeheure Volksmenge bei. Die königliche Familie wurde bei der Hin- und Rückfahrt be geistert begrüßt. Nach dem Tedeum fand der Empfang des diplo matischen Korps, der Offizierkorps und der Spitzen der Behör den statt. Newyork. sPriv.-Tel.j E» wird bekannt, daß Ryan, der durch Aktienbesitz dieEauitable kontrolliert und in ahn- sicher Weise auch anverMutual-Gesellschaft beteiligt rst, vor längerer Zeit mit der bankrotten Wast «inen Geichästskniff Gesellsaästen die D „ Levy Morton gehörigen Morton-Tr ustkompagni« »u verdienen, in der Kapitalien aller drei Gesellschaften eitsomwen- komen. Der Verdacht liegt »ah«, daß er. durch da» Kapital der Mutual-Gesellichast. wie der Equitatle di, bankrott, Washington-Gesellschaft stützte. Washington. Wriv.-Tel.) Der Durchstecherei» Skandal im Ackrrbau-Departement nimmt immer größeren Um fang an. Ä scheint jetzt, daß gefälschte Berichte de» statistischen Bureaus auch de» großen Preissturz in Wetzen im April verur- sachten, wodurch Tausenve zu gründe gerichtet wurden, u. a. auch der bekannte Bankier Bigelow «n Milwaukee. der jetzt im Gefüna- ni» sitzt. Ferner ist noch vor der Ausführung «in Plan enthüllt worden, wonach die Beteiligten durch Ausnützung de» vor einer Woche veröffentlichte» Banniwollberlchte- für Just 10 Millionen Dollars zu verdienen hofften. Die „Newvvrker Times" behaupten, auch die Tabakschätznnge» de» statistische« Buieau» seien „bearbeitet" worden und zwar >m Interesse de« Tabaktrust-. In dein Bericht werde gesagt, die mit Tabak bebaute Fläche sei um 30 Prozent gewachsen, während eS zweifelhaft sei, ob überhaupt irgend ein Zuwachs eingetreten sei. Tanger Hadjahmed el TorreS, der Vertreter des Sultans in Tanger, erhielt ein Telegramm, das einen glänzenden Sieg der kaiserlichen Truppen über die Anhänger des Prätendenten in der Nähe von Ndida meldet. Der Prätendent entkam, doch ließ er auf dem Schlachtfeld« viele Tote und Ver wundete zurück. lViacktt» eingebrnd« Devrlck,en deNnden Nck, Gelte 4.) Sra»n»rt «. M. >SchI»«-> «red» ÜV7.40. Li«»«'»o ttto.ro «reidner «anl —. «laarob»!,» >««,»«. romdarden —. vaurahtiu» —. ll»,»r. Gold —. Pprlugiej«,, . rurk»»tol» —. «uhir- Vart». t» »vr nachmni-^.t Renle »».>». I>ati»,«r Spante» IM.it». Neue Poringi-sen »?.»?>/,. Dirken luniftc Anteil,«) M.ro Mrteniot« Iir,- . Otto- manbanl cot,—. «caatadal)» —^eomdarde» —. eieger. Bart«. Nrodu»>n»>»rtl. »«>,«» per au» e«.r» per »tppd» <8«dr. «.«. matt. Spcr»»« per Juli »!«.—. per Januar-April «0.—. lest. AudSi «er IuU «I,-, per Nanuar-Aprci. di,—, »utzm. Amsterdam. Pradukte» - tiericht. Weaen per Ottoder —, per Miir» —. Äogaen per Otioder —. »er Mär» —. Sieicdätldiod. >p»»o». »Gelretdemart! , Unal. Westen nominell unperäntert, tremder rubia de» »etnem Steichäft. Amerik Mol» ruhig, Donaner nominell unverändert, tiäiie. stierste sieng Haler mau. — Wetter: Schwül. Mehl Lertliches und Sächsisches. — Der Besuch des Königs Friedrich August in Döbeln. Die Ansprache, die gestern Herr Bürgermeister D r. Lehmann an Se. Majestät den König richtete, batte folgenden Wortlaut: „Merdurchlauchligster, Grvßmächtigsler König! Allergnädigster König und Herr! Ew. König!. Majestät wollen Allergnädtgst geruhen, den alleruiiterlänigslen Tank der Stadt Döbeln und ihrer berufenen Vertreter dafür eittgegenjunebmen, daß es uns beute vergönnt ist, Ew. Königl. Majestät unsere von Herzen kom mende Huldigung und den ehrerbietigsten Willkoinmeiigruß dar zubringen. Ist doch der heutige Tag, an dem Ew. König!. Majestät zum erste» Male jett Allerhöchstihrcm Regierungs- antrttle in unseren Mauern Einzug Hallen, ein Freudeittag nir die gesamte Einwohnerschaft, ein Merkstein in de'' Geschichte unserer Stadt, die bis >n das 10. Jahrhundert zurückreicht und Zcugnis gibt, daß unsere Stadt eine der ältesten Niederlassungen der Mark Meißen, des Stammlandes unseres engeren Vater lands. ist. Leider haben sich in den Jahrhunderten die Ge schicke der Stadt so wechselvoll gestaltet durch Krieg und Pestilenz, Hungersnot und Fenersbrünsie, daß wir nicht, wie andere Städte, Ew. Königl. Majestät von den Vätern ererbte Schätze, Prunkstücke und Iuivclcn vorzeigen können. Und doch haben auch wir eine» Schatz uns durch die Jahrhunderte gerettet, der bester leuchtet, als manches Juwel: eS ist die Liebe und Treue zu unserem angestammten Herrscherhause, der wir auch heute erneut Ausdruck gebe» möchten. Wir besitzen einen Fonds, dessen Zinsen alten, würdigen Bürgern in einem Hospitale einen sorgen freien Lebensabend bereiten sollen und der mittMerhöchster Gc- »ehinignng oen 'Namen „König Albert-Hospitalsonds" trägt Dieser Fonds ist durch städtische Zuweisungen im Inyr« 1882 gegründet und aus Anlaß des Regierungsjubilännis c-r. Ma- icstcit des hochseügen Königs 'Albert im Jahre 1893 erhöht worden, und ibm wollen wir heute mit Ew. Königl. Majestät Genehmigung 15 000 Mk. zum ehrenden und bleibenden Gedächt nis an den erstmaligen Beiuch Ew. Majestät in Töbe'n Zufuhren Um auch unseren 'Armen den benligen Tag zum Festtage zu ge- nulte», habe» wir eine Armensveisung veranstaltet, die 300 Per sonen zugute kommt. Es sei uns noch als de» Vertretern der Stadt vergönnt, an dieser unserer schlichten Arbeitsstätte im Namen der Bürgerschaft Ew. Königlichen Majestät erneut das Gelöbnis unwandelbarer Treue und Hingebung abzustatten. Gott, den Allmächtiaen. aber bitten wir auch in dieser unsere Herzen erhebenden Stunde: Er wolle Ew. Königl. Majestät und das ganze Königliche Haus schirmen und segne» bis in die fern sten Zeiten. Das waite Gott." — Se. Majestät der König erwiderte hierauf etwa folgendes: ..Hochgeehrter Herr Bürger meister! Meine Herren! Ich danke Ihnen sehr für de» schönen Einpsang, den Ich hier gefunden habe, wie in anderen Städten, oie Ich bisher seit Meinem Regierungsantritte besuchte. Ich bin Ihnen aber auch zu großem Tank« vervslichtet für die hoch herzige Svende. die Tie gelegentlich Meines Besuchs gemacht haben. De treffen damit ganz Meine Ansicht und Meine Meinn-w "e Ich in, Fruhjabre vor dem Antritt Meiner Reise durch das Land anssvrach und die in dem Wunsche bestand, daß keine äußere» Dekorationen bei Meinein Komme» vorgcnoiniiien würden, sonder» daß die Mittel für diescUwn zu Werren christ licher Nächstenliebe verwendet werden möchten. Sie haben diese Ansicht mit Ihrem Werke ganz richtig getroffen. Ihre Stadr ist Mir noch wenig bekannt. Erst diesmal bi» Ich in der Lage gewesen, hierher zu kommen. Wenn Ich. aber Döbeln per sönlich bisber nicht kennen lernen konnte, so kannte und kenne Ich doch sebr viele Döbelner Herren. Ich «rinnere nur an den früheren Bürgermeister Thiele, mit deni Ich in der Ersten Kammer znsammenkaiil. Ich freue Mich. Gelegenheit gehabt .gl haben, einmal hierher zn kommen, und betone, daß Mir Döb«ln gerade so sehr am Herzen liegt, wieIeder andere Teil Meines Landes und daß Ich das Wohl der Stadt in jeder Be ziehung wünsche." — Auf dem Schießstande gab der König ans die Gedenkscheibe „Döbeln" und auf die Iagd- scheibe je zwei sehr gute Schüsse aufgelegt ab, was ihm viel Vergnüge» bereitete und lebhafte Hurras veranlaßt«. Bei der Tafel unterhielt sich der König sehr lebhaft. — Der Amtshauptmann Rittmeister der Reserve a. D. v. Erd mannsdorff in Kamen; ist zuin Kammerherrn ernannt worden. — Der LandgcnchtSrat Schmidt in Leipzig ist zum Land- genchtsdirektor beim Landgericht Leipzig und der Assessor Günther in Leipzig zum Amtsrichter beim Amtsgericht Leipzig ernannt worden. — Tem in den Ruhestand tretenden Rechniingsführer in der Königl. Hvflichtkammer Weise ist das Verdicnstkrenz verliehen worden. — König Friedrich August hat genehmigt, daß der Geh. Bäumt a. D. Göde l in Dresden den Preußischen Roten Adler- Orden 3. Klasse annehme und trage. — Die Herren Stadtverordneten Dr. med. Hops und Rechts anwalt Hans Kohlmann sind aus der Fraktion der Reformer im Dresdner Stadtverordneten-Kolleginm ansgetreten. — Ter in den Jahresberichten tzcr Sächsischen Gewerbe- Ausfichtsbeamten für 19V4 enthaltene Bericht der Gewerbe-Auf- sichtsbeamlin für die Kweishauptmannschaft Zwickau, betr. Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben, wurde bereits an anderer Stelle gewürdigt. Außerdem sind noch die Berichte der Gewerbe-Aussichtsbeamtinnen der KreiSbauptmannschaften Dresden und Chemnitz, di« sich über denselben Gegenstand eingehender äußern, zu beachten. In dem Dresdner Bericht heißt e» u. a.: „Der Verkehr mit den Arbeitgebern gestaltete sich für die Beamtin insofern nicht immer leicht, al» eine große Unzufriedenheit mit dem Kinderschutzaesetze vorherrschend vor und mfolgedessen die an demselben geübte Kritik nicht selten den Charakter persönlicher Gereiztheit annabm. E» war daher di« Beobachtung größter Ruhe und Selbstbeherrschung erforderlich, um unliebsamen Zwischenfällen vorzubeugen. Bei Geleaenhett der Revisionen ließ «S sich die Beamtin angelegen sein, überall dort, wo sich ei» gewisser Mangel de» AäwallungSvermögenS an dir durch da» Gesetz geschaffene Lage demerkvar mach»», belsend und beraieud euiznareisen. Hierdurch wurde in oer Regel sehr bald der richtige Ton für eine gegenseitige Berftändi- gung grsu»»den. und d«e sich darau» «rgebeitd« AuSsp währte der Beamtin oft sehr werwoll« und für di« ric Übung und Auffassung de» Dienstes unerläßlich notw« blicke i» die praktischen Bedürfnisse und Lebensfragen ^ . Aussicht unterstellten Bürgerkreise. Der dienstlich« Verkehr i« den Familien ^fordert ebenfalls viel Takt und ein freundliche», duldige» Eingehen auf di« Bedürfnisse und Lebensfragen der m»industriellen Bevölkerung: der amtlich« lHarakter solcher uche muß «in« tunlichst geringe Betonung erfahren upieri» gestaltete sich die Stellung der Beamtin i» ewigen .raüen. w» mit angetrunkenen Bätern zu verhandeln war: hier konnte nur größt« Ruhe und Besonnenheit vor peinlichen Aus einandersetzungen schützen. Im allgemeinen lassen sich di« bis- der gemachten Beobachtung»« und Erlahrungen dabin zusammen- fassen, daß die Gesetzgebung des Kinderfchutze», soweit hierbei die Heimarbeit in Frage kommt, mit einem gewissen Ueber- gangSstadium rechnen muß. innerhalb dessen der hausindustriellen Bevölkerung Zeit gelassen wird, sich wirtschaftlich und geistig den Forderungen dieses Gesetzes anzupassen. Die konfeaueitte Durchführung desselben dürfte daher nur allmählich und unter möglichst schonender, individueller Berücksichti - aung der wirtschaftlichen Lage einzelner Ge biete erfolgen. Besondere Aufmerksamkeit erfordern die Grenzdl strikte. Dort werden die gesetzlichen Schutz- bestimmunaen durch Beschäftigung der Kinder in Fabriken des österreichischen Reichsgebiets einfach illusorisch gemacht, da das Ueberschreiten der Grenz« die Kinder dem deutschen Reichs- gesetz« entzieht. Verschiedentlich wurden von Gemeinde» Vorständen und Privatpersonen Bedenken gegen ge- wisse unausbleibliche Folgen der eingeschränkten Kinderarbeit geäußert. Schon jetzt mache sich eine Zunahme von Sachbescl-ädi- gungen, Verübung von Nnsug und Unarte» aller Art seltenS der unbeschäftigte» und jeder Aussicht entbehrenden Jugend bemerk- bar. I» größeren Iiiduslrieorten, wo die Eltern der Kinder tagsüber in de» Fabriken ihrem Erwerbe nachgehen müssen, dürften sich diese Uebelstände ganz besonders fühlbar machen." — Die Chemnitzer Beamiin erklärt: „Die größten Schwierig keiten bei der Durchführung des Gesetzes liegen mit darin, daß nian sich allgemein bereits zu sehr auf die Kinderarbeit ver lasse» und daran gewöhnt hat. Viele Arbeitgeber zeigen nicht einmal den guten Willen, die Kinder unter Beachtung der ge- schlichen Besttliiimmaen zu beschäftigen, mögen die Vorteile einer ziveckmäßigen Aenderung ihrer bisherigen Arbeitsteilung nicht einsehen oder praktisch erproben und erklären hartnäckstz, daß gerade bei ihrem Erwervszweige bezw. in ihren Werkstätten das Kinderschutzgesetz undurchführbar sei. Als solche kommen kaupisächlich die in Betracht, in welchen ausschließlich Kinder beschäftigt werde». Oie Rückwirkung der verkürzten Arbeitszeit auf die Löhne der Kinder ist natürlich für die aus bedürftigen Familien stammenden Kinder recht bedauerlich. Ein ganz be trächtlicher Teil der erwerbstätigen Kinder wird aber nur darum den Werkstätten zugesührl, weil die Eltern — wie diese selbst sich gar nicht scheuen, züzugeben — ihre eigenen Kinder nicht zum Gehorsam bringen können. Noch trauriger aber ist, daß manche Mütter, nur um sich der Mühe der Beaufsichtigung zu «mtheben, ihre Kinder in die Nächstliegenden Werkstätten schicken. So fand die Beamtin z. B. im Wohnzimmer eines Strumpfwirkers fünf Kinder, alle im Alter vvn 6 bis 9 Jahren, mit Umwenden und Legen von Strümpfen beschäftigt. Auf ihre Fragen erfuhr sie von den Kindern, daß letztere drei- oder viermal in der Woche von bis 8 Uhr »achmittaas in genannter Weise beschäftigt und für diese 6'Istüiidige Arbeitsleistung mit 2 Pfennigen be lohnt würden. Biele Eltern und Arbeitgeber, welche die für sie tätige» Kinder noch nicht in der gesetzlich zulässigen Welse be schäftigten. behauptete», daß die Kinder ihre freien Nachmittags- stnnden nur dazu benutzen würden, »m im Freien zu tollen und Unfug zu treiben. Sie wollen jedoch nicht einschen, daß der Au»enthal> in der frischen Luft den Kindern auch gesundheitlich förderlich ist und daß diese das mehrstündige Zusammenarbeiten derselben mit erwachsenen Arbeitern und Arbeiterinnen sittlich noch mehr gesährden kann." — Am gestrigen zweiten Verhandlungstage der Fuhr werks-B« r u s s g e n 0 s s e n s ch a f t wurde zunächst ein 2. Nachtrag zum neuen Statut durchberaten und angenommen Darauf zog die Sektion Hannover ihren Antrag, beim Reichs- versicherungsaiitle vorstellig zu werden, daß zur Deckung der Kosten die Zinicn des Reservefonds angegriffen werden dürfe», zurück. Ebenso wurde der Antrag der Sektion Magdeburg zurückgezogen: „Der Geiivssenschastsvorstand wolle darauf hin- wirken, dag die Schiedsgerichte und das Reichsversicherungsamt den 8 9 des Gewerbe-Unsallversicheruiigsgesetzes dem Sinne entsprechend auslcgen und nicht die Renten als Belohnungen zubilligen. Nur hierdurch könne eine Verminderung der Bei- tragslasten entstehen und die Härte gegen die einzelnen Arbeit geber sich ermäßigen." .Hieraus wurde durch Mehrheitsbeschluß ein Antrag Berlin ans die Tagesordnung gesetzt, di« Zentral verwaltung nach Berlin zurnckzuverlegen. Nach längerer Debatte »ahm man den Antrag an, zumal sich das Mitglied Fedkenhauer- Bcrlin bereit erklärt hatte, die sämtlichen nötigen Umzuaskoste» bis zur Höhe von 12 000 Mk. selbst zu tragen. Nach Prüfung und Festsetzung des Verwaltungskosten-Eoranschlags für 1905/1906 in Höhe von 222 000 Mk., Vornahme der verschiede nen Wahlen und Erledigung einiger interner Angelegenheiten wurde die GenossenschaftSversammliing geschlossen. — Mil dem bekannten Verbot des AushSnaens der M 0 n t i g n 0 s 0 - K a r t e n batte sich jetzt das Ober- v e r w a l t 11 n g s g e r i ch t zu beschäftigen. Wie erinnerlich, erließ die Königl. Polizeidireklion am 4. November 1904 an säst sämtliche Pvstkartcnhändler eine Verfügung, in der ihnen das fernere öfsenlliche Aushängen der Bilder und Karten der Gräfin Monügnoso in ihren Schaukästen, sowie deren Ankün digung bei Androhung einer Geldstrafe in Höhe von 50 Mk. oder 5 Tagen Hast untersagt wurde. Die Verfügung wurde damit begründet, daß das Aushängen des Monlignoso-Bildes einen provozierenden Charakter angenommen und Anlaß zum öffentlichen Aeraernis gegeben habe. Gegen diese Verfügung erhoben der Postkarlenhäirdlcr Emil Exner und der Kaufmann Gustav Karl Wilhelm Sch in i d t, Inhaber eines Dresdner Kunstverlags, sowie eine größere Anzahl Genossen Rekurs, in dem die Gründe der Polizei als nicht stichhaltig bezeichnet wur- den, da nur nach der subjektiven Ansicht der Polizei das Aus hängen der fraglichen Bilder einen herausfordernden Charakter angenommen habe. Es wurde ferner bestritten, daß das Ver halten der Rekurrenten Anlaß zur Erregung von Aergernis gewesen sei, und daran» hingewiejen, daß daS Gesetz nur den bestrafe, der durch Ansstellcn unsittlicher Bilder Anstoß errege. Wenn dies nicht der Fall wäre, könnten diejenigen, die Heiligen oder Bismarck-Bilder ausstellen, auch zur Rechenschaft gezogen werden, weil Andersdenkende bezw. Gegner daran Anstoß näh men. Die angefochtene Verfüguna, so wurde weiter ausge- führt, sei ein Akt polizeilicher Willkür, denn der Grundsatz der Gewervesreiheit beziehe sich nicht nur aus die Zulassung, sondern auch auf die Ausübung des Gewerbes. Da die Pouzeigewalt in Dresden geteilt sei und die Polizeidirektion nur aus sicher» heitspolizeilichem Gebiete maßgebend lei, sei sie zum Erlaß einer derartigen Verfügung gar nicht berechtigt gewesen. Die Kreis- hauptmannschast Dresden als Verwaltungsgericht wies den Rekurs, ohne aut die geltend gemachten formellen Bedenken eia- zugchen, als sachlich unbegründet zurück und führte zur Begrün dung aus, das Gebaren der Rekurrenten stelle sich als Majesläts- beleidigung dar, so daß sogar die Beschlagnahme jener Bilder gerechtfertigt gewesen wäre. Wenn indessen die Polizei nur das Aushängen der Bilder verboten habe, so sei dies «ine außer ordentlich milde Maßnahme. Der Polizeidirektion wurde zu* gleich ausgegeben, bei der Staatsanwaltschaft die nötigen Schritt« zu tun, damit gegen di« Rekurrenten wegen Maiestätsbeleidigung vorgeganaen werde. Die letzteren reichten nunmehr die Ansechtungsllage ein. in der geltend gemacht wurde, daß ein Vergehen gegen 8 95 des Straf gesetzbuchs nicht vorliege, weil da- Ausstellen der Montignoso- Bilder lediglich den Zweck gehabt habe, diejenige Bevölkerung, di« noch mit der Frau — ob mit Recht oder Unrecht sei dahin gestellt — sympathisiere, darauf aufmerksam »» machen, daß sie Gelegenheit habe. Bilder und Andenken an di« grau käufli abgelebnt. da der Ditbestaud der «dd« t»