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U und Ar. 20»« verugrgedW: «ierieliUNi»»» »—», bei tiialie» Moetmalie« Zutraauua durch uuler, votka «oben»» und «or,«n». an Tonn- und Monta,«« nur einmal) «VN «o«>. durch auSwürtiaetkom- «ilNaudn » VN. de«. » Mk »o «f. »Ki «iumaliaer Zufkellun, durch dt« «o«»M'. iobutveftrllarld). im«u«> Ißnd mit p,»vreche»d«m Lulchla,«. N achdruL aller blrtitel u. Oriainal- KNueilunaen nur mit deutlicher Quell« »anaabel.DreSd.Nackr'» Uildlsia. Kiachlriialich« So» »rar- anlvriiche bleiben unbeiül»ichi),i: «uxrlanat» Manulkrivle werde« nicht auidewahrt. »«lesramm-Ildreile: «»chricht«,, »re«den. Stgrkudtt 1856. SauptaeschiiltSstclle: viarteustr. S8,4«. L ««Kvr Ludsdörlejls n»»» L'Lulre. A kflsK, II. Lsniliscill, 8ti nxei<> 48, II«, >«I«« 81. »r^rrrrmri ürüsstv» I-azvr! in »ckrvLrr vöer rotk Oummi^ ucl» in ttnus unä ttsns eummirt. rv-- u»a/ Oä^e/ee- Rabatt SvkISuvkv keinksrät I^eupolt. Hvjurl LslnksrÄl, Lsestr.1L SevLiirto krSrlsioiu- oaä kurautv Vdrev jeävr Lrt. Usser toinel-sr Udrlrs'.'.chn und «U" »a>>»> »l »evarltdlSUa 5il> bonipllellef« n»< I'rlirl.ioa^-Udraa. 'HM Vuedvarvu. Im^ar Iioolisoinei cloulsülier »iiil cw^Ii^elwr Isc>8on-, Uulcstvt- mv> IVaüteiwtoffs in allen moclornan 1''nll)vn uucl Uiimn-tjimlitütan ?.» lrillißisteii Uisison. V«-,I<a»ksteIIe clor vom l<^I. kinnn/.iniiiistsriuin llsnxvwülilton v<u86lniNsi»ii88i86N Iluifoiinslolfo für liöni^I. 8L6>>3. ZtLals-k'orst.bsrtmt«. Ilvrmnnn pürsvilvl 8vksüe!8trs88v IS (»L'LLu«.). Nr.L1>4.ö,ltiikIl Bl»sf. Hofnachrichteii, Bvlks^hlima, B>md dentichcr Biichbindcr-Jiii»m>ic», Fvciiideuversehr in Dresden. Kaiser Wilhelm und Zar Nikolaus, Bmulienaltcutat in Kcmstantiuvpel. 2». Juli IM». Bluff! Die Sensationen überstürzen sich förmlich in diesem Sommer: blutige wechseln mit unblutigen, grelle mit unschein baren ab, und in diesem schier endlosen Wirbel von in Prestissimo-Eile dcchinjagendcn Tagesereignissen weih der Be- obachter oft wirklich kaum, wie er ihnen folgen mag, wo er zuerst Hinblicken und mit der kritischen Betrachtung einsetzen soll. Kaum ist die blutfarbene Tragikomödie des russischen Panzers „Potenikin" vorüber, wird die Oeffentlichkeit schon wieder alarmiert durch den Bombenwurf gegen den türkischen Sultan, der, wenn auch nicht diesem selbst, so doch vielen anderen am Selamlik in Uildizkiosk Betciliglcn das Leben kostete. Aber das zwanzigste Jahrhundert lebt schnell: es ivatet seit seinem Be- ginn förmlich in Strömen von Blut, und alle Welt ist nach den Geschehnissen der letzten Zeit schon so abgestumpft gegen die uns umblitzenden und umdonnerndcn Knalleffekte der Zeitgeschichte, dah man nur flüchtig noch von ihnen Notiz nimmt, wenn nicht ganz besonders grausige Umstände sie begleiten. Heute denkt man kaum noch an das blutige Bild des letzten Selamliks in Konstantinopel, unwiderstehlich hingezogen wendet sich nach kurzer Ablenkung der Blick wieder dem grandiosen, welthistorischen Schauplätze des äuheren und inneren Krieges zu, den das russische Reich bietet. Eine Uut von Fragen antwortet jeder neuen Nachrichtenwelle, denn fast jede Meldung bringt einen neuen Ejnschlag in das alte Bild, bringt neue Einzelheiten, die es ver vollständigen. weckt neue Sorgen oder auch.Hoffnungen. Zu den überraschendsten Botschaften auf diesem Gebiet gehört die Meldung von der Z u s a mm en ku n f t Ka i s e r W i l h el m s m i t d e m Z a r e ir in den Gewässern der Ostsee, die — anfäng lich überall mit großer Vorsicht ausgenommen — nunmehr ihre offizielle Bestätigung gefunden hat. Der Telegraph meldet aus Petersburg, daß der Zar am Sonntag, vormittags 11 Uhr, Peterhof verlassen hat, und daß Kaiser Wilhelm am Sonntag abend vor Björkö, gegenüber Kronstadt, eingetroffen ist. Es ge hört keine große KombinationSgabe zu der Vermutung, daß beide Monarchen sich diesen Nachrichten zufolge bei Björkö im finnischen Meerbusen auf hoher See getroffen und gesprochen haben, Wenn auch der Telegraph mit keiner Silbe erwähnt, dah eine solche Zusammenkunft tatsächlich stattgefunden hat. Daß dir Unterredung der beiden Herrscher nur verhältnismäßig kurze Zeit gedauert haben kann, geht aus der weiteren Depesche her vor, daß die Jacht. „Hohenzollern" bereits Montag vormittags wieder von Björkö abgedampst ist. Es haben also nur wenige Stunden zu einer Aussprache zur Verfügung gestanden, und eS kann mit Sicherheit behauptet werden, daß schon die Kürze der Zeit es verboten haben muß. über Haupt- und Staats aktionen weitausgreifende Erörterungen zu pflegen und wichtige Entscheidungen zu treffen, denn solche erledigt man nicht zwischen Tü: und Angel, beim Abendessen oder beim Frühstück, wie cs vier doch nur der Fall hätte sein können. Es war übrigens für den Kundigen schon auS dem Verhalten unserer Offiziösen zu er- sehen, daß das am Freitag voriger Woche aufgetauchte Gerücht von der Kaiserzusammenkunft sich bestätigen würde. In ihrer SonntagSausgabe schwieg sich die „Nordd. Allg. Ztg." ganz aus, und die „Köln. Ztg." hauchte in der auch von uns wiedcrgcgcbe- nen, anscheinend inspirierten Auslassung mit vornehm-vcr- schleierten Tönen das bekannte: Es kann sein, aber cs kann auch nicht sein! hi». Der Kenner wußte also, was die Glocke geschlagen hatte. Man kann annehmen, daß der Wunsch des Zaren, an Bord seiner Jacht „Polarstern" eine Reise zu unternehmen, um in den finnischen Gewässern mit Kaiser Wilhelm zusammen- zntressen, sehr vernünftigen Erwägungen in Petersburg entsprungen ist. Aus dem verwirrenden Milieu seines Hofes, wo ihn die verschiedensten Parteien, Richtungen und Strömungen bald hier-, bald dorthin zerren, wollte er auf kurze Zeit flüchten, um sich zu entscheidendem Entschluß zu sammeln und zu kräftigen. Daß der Zar durch das revolutionäre Grollen seines Volkes an allen Ecken und Enden ein bißchen sehr nervös geworden ist, ist ebenso bekannt wie die Tatsache, daß gerade Nervösen ein Luftwechsel und besonders die Seeluft sehr wohl tut. Ein Zar macht darin kein« Ausnahme vor anderen gewöhnlichen Sterblichen, und man kann ihm ein paar Tage der Erholung wohl gönnen. TaS russische Volk wird hoffentlich einen realen Gewinn daraus ziehen, denn eS scheint, als ob der Zar, deS entnervenden Hin- und Herschwan- kenS satt, sich jetzt endlich zur Entscheidung onschickt. WaS ist da verständlicher, als daß er aus dieser Reise Gelegenheit nimmt, mit dem ihm innig befreundeten Deutschen Kaiser sich auszusprechen! Unser Kaiser ist das gerade Gegen teil von dem unstät schwankenden, unselbständigen Nicolai: er hat sich vor aller Welt als «in Herrscher von beinahe schroffer Energie, bedeutender Intelligenz und großem, oft impulsivem SelbständigkeitSdronge gezeigt. Auch hat er «ine 17jährige Er- sqhrung als Regent hinter sich, und die Jahre seiner Regierung waren, wie selbst ein englisches Blatt neiderfüllt zugeben mutz, für Deutschland «ine Zeit deS Friedens und fast beispiellosen Aufblühens auf alle» Gebieten. Nimmt man dazu, daß Kaiser Wilhelm außerdem an Lebensjahren dem Zaren überlegen ist, so erscheint es bei den freundschaftlichen Beziehungen der beiden Herrscher als leicht erklärlich, daß der russische Kaiser gern den Rat des älteren Freundes, des gereifteren Regenten, des festeren Charakters, des wcilschauendcn Politikers in Anspruch nehmen will, bevor er zur Entscheidung schreitet. In seinem eigenen Lande, in seiner eigenen Umgebung ist cs schwer, ja beinahe ausgeschlossen für den Zaren, einen uneigennützigen Ratschlag zu erhalte», und fast noch schwerer ist es für den Selbstherrscher aller Reußen, zu glauben, daß ein Ratschlag, der von einem seiner Untertanen kommt, uneigennützig ist, selbst wenn er es in Wirklichkeit wäre. Was wunder, wenn er sich bei seiner hochgradigen nervösen Erregung und seinem nur allzu berechtigten Mißtrauen seiner Umgebung gegenüber nach einer Aussprache mit jemand sehnt, von dessen Aufrichtig keit, Uncigeunützigkcit und Wohlwollen er überzeugt ist. Nicht etwa bloß schwache Charaktere haben von Zeit zu Zeit ein solches Bedürfnis nach klärendem Meinungsaustausch, auch die größte» Männer der Weltgeschichte haben es gekannt und befriedigt. Wenn das englische Bureau Reuter, bekanntlich die raffinierteste und skrupelloseste Lügendepeschenfabrik unserer Zeit, jetzt von Petersburg aus die Meldung in die Welt setzt, die Anregung zur Kaiser-Entrevue sei vom Kaiser Wilhelm aus gegangen, so trägt diese Nachricht von vornherein so deutlich den Stempel der gehässigen Erfindung und Tendenzmache im Gesicht, daß es sich nicht erst verlohnt, näher darauf einzugehen und sie langatmig zu widerlegen. Und welche Probleme und Schwierigkeiten harren für Ruß land der Erledigung?! Sie sind, das muß jeder billig denkende Mensch zugeben, so zahlreich und so groß, wie sie nur je einen Monarchen beschäftigt haben. Daß Kaiser Wilhelm dem Zaren nur auf dessen ausdrückliches Befragen hin seine Meinung darüber sagen wird, ist ebenso selbstverständlich, wie die unumwundene Offenheit, mit der er es tun wird. Wie seine Meinung über die inner- und äußerpolitischen Verhältnisse Rußlands lautet, ist bis jetzt vollständig unbekannt. Jedoch hieß cs vor einiger Zeit in eingeweihten politischen Kreisen, daß Wilhelm II. bereits in direktem brieflichen Verkehr mit dem Zaren zu einem baldigen Friedensschlüsse geraten habe. Natürlich hat die Nachricht von der Kaiserzusammenkunft alles, was politisch denken, deuten und schreiben kann, in die leb hafteste Erregung versetzt. Wie zu Zeiten des Kaiserbesuches in Marokko steht die Welt vor einem Muss. Den Reigen der Betrachtungen erössnete sofort nach dem ersten Auftauchen der Nachricht die Londoner „Morning Post". Sie macht cs für ein englisches Blatt übrigens noch sehr mild. Nachdem sie ein leitend einen Rückblick auf die historischen freundschaftlichen Be- zichungen zwischen Preußen-Deutschland und Rußland geworfen und dem Deutschen Kaiser ein sehr günstiges persönliches Zeug nis ausgestellt hat, sagt sie u. a.: „Es ist deshalb wohl mög lich, daß der Zar in einem Meinungsaustausche mit einem Freunde und einem starken Manne, wie der Deutsche Kaiser es ist, Er leichterung sucht. Der Deutsche Kaiser besitzt große Eigenschaften. Er wird zweifellos die Tatsachen in der Unterredung mit dem russischen Kaiser deutlich darlegen und dem Zaren dadurch einen Dienst leisten. Wenn er sich äußert, so wird er sich als Freund äußern." Trotz dieses Lobes ans den Deutschen Kaiser und trotz der hohen Anerkennung, die das englische Blatt den vorzüg lichen Eigenschaften unseres Herrschers zollt, gibt es nach dieser Einleitung der Befürchtung Ausdruck, daß der Kaiser bei aller Freundschaft politische Ziele verfolgen könnte, die in Deutschlands Interesse liegen. Er werde sicherlich mit Freuden die Dienste Rußlands zur Vermittlung mit Frankreich annehmen, um seinen Lieblingswunsch, den eines Dreibundes zwischcnDeutschland, Frankreich und Rußland, der Erfüllung nähergerückt zu sehen. Sollte Rußland ein Bündnis mit Jaimn abschließcn, so werde wiederum Deutsch land gern ein Mitglied des Bundes werden. Außerdem sei zu bedenken, daß Deutschland in verschiedenen Fragen, deren Lösung mit der Zeit erfolgen müsse, Rußlands Hilfe gebrauchen könne. Als solche Fragen betrachtet das Matt: die unsichere Zukunft des österreichisch-ungarischen Reiches, die Lage l„ Nor wegen, die Bagdad-Eisenbahn-Angelegcnheit und die Marokko- Konferenz. Es sei, so meint die „Morning Post", die traditio nelle Politik Deutschlands, Rußland in inneren Unruhen behilf- sich zu sein und sich dadurch in internationalen Ange legenheiten die Unterstützung des Zarenreiches zu sichern. Woher das Blatt seine mindestens sehr phantasievolle Weisheit bezüglich der politischen Bedeutung der Zusammenkunft hat. ist nicht ersichtlich. Eins ist in seinen Ausführungen sicher richtig und erst kürzlich an dieser Stelle betont worden, daß sowohl Rußland wie Deutschland ein dringendes Interesse daran haben, sich gegenseitig gut miteinander zu stellen, besonders im Hinblick auf mehr als eine Frage, die die Zukunft beiden zur Lösung auf- geben wird. In der Pariser Presse machen sich ebenfalls gewisse Beklem mungen angesichts der Zwcikaiserzusammenkunft bemerkbar, und an einer Stelle konnte man sogar folgenden SommeniachtStraum sich an das bloße Gerücht von der Entrevue spinnen sehen: „Wenn die Begegnung mit dem Deutschen Kaiser stattfinden sollte, so würde dies die Bedeutung dieser Zarenreise ins Ungeniessene steigern. Eine Entrevue in diesem Zeitpunkte, in dem man an der Schwelle der Friedcnsvechandlnngcn steht, i» der Herr von Witte in Paris mit den französischen Staatsmännern konferiert, in der Rußland im Innern vor neue», noch unbekannten Entwicklungen sich befindet, wäre ein Ereignis ersten Ranges. Sie wäre ein Zeugnis dafür, daß sich Rußland entweder zur Entlcdignng seiner äußeren oder seiner inneren Schwierigkeiten der Hilfe Deutschlands versichern will, sie wäre ein Appell an das Deutsche Reich, bei den FriedenS- ocrhaiidsimgcn vermittelnd an Rußlands Seite zu treten oder dem Zarentum gegen seine inneren Bedränger beizusichen. Es hieße, sich ans das Gebiet des Fabelreiches begeben, wenn inan jetzt schon die Konscgiicnzen ausspinnen wollte, die sich an diese Zu sammenkunft knüpfen könnten." Dem letzten Satze können wir mir bcipslichtcn. alles andere ist Ausgeburt einer überhitzten som merlichen Phantasie. Niemand kann wirklich sagen, was bei dieser Moiiarcheiibegegnung vor sich gegangen ist, auf was alles sich die Aussprache erstreckt hat und ob es zu irgendwelchen Abmachungen gekommen ist. Die Wahrscheinlichkeit aber und der Umstand, daß die verantwortlichen Leiter der auswärtigen Politik beider Länder nicht anwesend waren, lassen daraus schließen, daß die unmittelbare Bedeutung der Zusammenkunft mit einer gründ lichen Aussprache zwischen beiden Monarchen erschöpft sein dürste, wobei ja nicht ausgeschlossen zu sein braucht, daß die Entrevue in mittelbarer Wirkung auch politische Ergebnisse von grö ßerer Tragweite zeitigen könnte. Die Zeit wird es lehren, und daun» ist daS einzig Bermmftige, bei der heurigen Schwüle sich nicht unnötig de» Kopf für andere zu zerbrechen, sondern ruhig abziiwarten, was die Zukunft bringen wird. Die Richt linie» unserer Politik Rußland und den anderen europäischen Ländern gegenüber stehen so fest, daß auf besondere! Ucber- raschnngen kam» zu rechnen ist. Deutschland wird aus seiner wohlerwogenen Reserve und Neutralität auch Rußland zuliebe nie heraustrcten und sich weder in dessen innerpolitische Verhält nisse mische», »och in den Krieg mit Rußland. Trotzdem kann man schon jetzt auf das Wutgeheul der sozialdemokratischen Presse gespannt sein, das sie anstimmen wird, weil unser Kaiser trotz ihrer Parole: Los von Rußland! — es „wagt", mit dem ihr so verhaßten Zaren freundschaftlich zusammen zu kommen. »N 8k° ZV Z2 Z « .8 ZA e-Z Eine Bestätigung der vorstehend entwickelten Auffassung über die Bedeutung der Zwelkaiserzusammenkunft bringt folgende telegra phische Nachricht ans Berlin: Die „Nordd. Allgem. Ztg." beschränkt sich auf die Mitteilung der Tatsache, daß in den finnländischen Gewässern eine Begegnung des Kaisers Wilhelm und des Kaisers Nikolaus stattgefundeir habe. Dagegen bringt der „Lokalanz." folgendes, anscheinend offiziöses Com- munigilc': „Tie Initiative zu der Kaiser-Begegnung in den finn- schen Gewässern ist, wie, entgegen den Meldungen der fran zösischen und englischen Presse, hervvrgchobcn sei, vom Zaren ausgcgangen. Bei der herzlichen Freundschaft, die den Zaren und Kaiser Wilhelm verbindet, ist die Anregung des Zaren na türlich auf der „Hohenzollern" sehr freudig begrüßt worden: denn Kaiser Wilhelm wird den Zaren nach so langer ereignisreicher Zeit gern haben Wiedersehen wollen. Als eine haltlose Unter stellung aber muß die in der englischen und französischen Presse ausgestellte Behauptung bezeichnet werden. Kaiser Wilhelm be absichtige, dem Zaren gute Ratschläge ouszudrängen zu den Ereignissen im Innern sowohl, wie in Ostasicn. Kaiser Wilhelm hat cs immer weit von sich gewiesen, wenn ihm zugemntct wurde, sich in die internen Angelegenheiten eines anderen Staates zu mischen. So wird er auch in diesem Fall handeln und von sich aus gewiß nicht die schwebenden Fragen, die jetzt ganz Rußland bewegen, selbst zur Sprache bringen. Sollte jedoch der Zar, dessen Wertschätzung für den Deutschen Kaiser bekannt ist, Kaiser Wilhelm um sein« Ansicht bitten, so werden diejenigen sehr enttäuscht sein, die da meinen, der Deutsche Kaiser werde raten, unbekümmert um Reformver- sprechungen, kräftig outokratisch weiter zu regieren. Die Aus fassung Kaiser Wilhelms dürfte, nach seiner Denkweise zu urteilen, darauf hinauslaufen, daß Macht und Ansehen, wie auch die Ruhe im Lande lediglich auf der Basis vertrauensvollen Einvernehmens zwischen Herrscher und Volk oufzubauen sind. Was die Jriedensfrage anbetrisst, so weiß man ja, welch großen Anteil Kaiser Wilhelm an der Einleitung der Friedens- aklion seitens des Präsidenten Roosevelt hat. Man kann also sicher sein, daß die Sache des Friedens durch die Begegnung nur gewinnen wird. Der Umstand, daß weder Fürst Bülow. noch Graf Lamsdorff an der Entrevue teilnehmen, soll deren durch aus privaten, freundschaftlichen Charakter klar vor Augen führen. So hat auch, wie wir wissen, der russische Ministerpräsident v. Witte die Begegnung aufgefaßt, die er mit lebhafter Be friedigung begrüßt." Die neuesten Meldungen lauten: Petersburg. jPriv.-Tel.l Der Deutsche Kaiser undKaiserNikolaus trafen sich gestern nachmittag auf See in den Scheeren bei Björkö. Abends fand auf dem „Polarstern" «in Galadiner statt. Heute um 2 IHr nahm der Kaiser von Ruß land daS Frühstück auf der Jacht „Hohenzollern" «in. Nach de»