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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 11.12.1909
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19091211015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909121101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909121101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-12
- Tag 1909-12-11
-
Monat
1909-12
-
Jahr
1909
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 11.12.1909
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Dresdner Nachrichten. Sir. Ä4S. Sette 2.»^ Sounabend. II.Dezember IVUV Fürst Bülow. woran er hier erinnern müsse. Leu Konser vativen ün Juli nachgckagt. daß sie ein frivoles Spiel mit Sen Interessen der Monarchie getrieben litten. Wir ver langen, fast Redner zum Schluss, eine liberale Regierung, d. Rechtsgleichheit für alle Staatsbürger. Schuh -vgen alle Bersuche. die Staatsmacht zugunsten rventaer auszu beuten. Meine freunde wolle» gute Beziehungen zu der bcuachbartcn nationalliberalen Bartei. aber kein« Ber» »chmelzuna mit ihr. Wir wollen nur rin taktisches Zu- cammengehen gegen einen gemeinsamen Feind. Wir wer- den entschlossen dahin wirken, das, das liberale Bürgertum in Stadt und Land dir Stellung erlangt, die ihm zukommt. iBeisall UukS.i — Rach dem Abgeordneten Wiemer nimmt das Wort Reichskanzler v. Rethmann-Holkwea: Der Abg. Dr. Wiemer lntt eine Reihe Etnzelsragen be sprochen. bei denen ich ihm nicht folgen kann: io nicht auf seinem Exkurs aus sächsische Verhältnisse. Ich werde ihm also auch nicht die gewünschte Erklärung über die vreutzische Wahlrecyisfrage abgcbcn können. (Lebhafte .lustimmung rechts,- Unruhe nnd Zurufe links.> Es ist dies ein Gegen stand. über den iä, mich vor dem preußischen Landtage aus- 'orechen werde. (Lache,, links.) Auch darüber hoffe ich der 'iilstiuliinnig der Mehrheit dieses hohe» Hauies sicher zu fei», wenn ich i» eine Erörterung über die Kleidung -er Minister usm. bei Eröffnung -eS Reichstages nicht eingel>e. tSehr richtig! rechts: llnruhe links.) Der Abgeordnete Vasserman» h«,l gezilaubt, miS meinen gestriaen Worten eine Kritik in der Haltun», seiuer Partei zu den Steuer Vorlagen herauShören zu müssen. Er hat insbesondere ge meint. da« ich seiner Partei den Vorwurf aemacht hätte, Lei jener Gelegenheit mit ihren Traditionen gebrochen zu l'Lüeu. Ick) hoffe, der Abgeordnete Baisermann wir- sich beim Lese» meiner Rede davon-überzeugen, das, er sich im Irrtum befindet. Ich lwbe mich absichtlich von ieder Kritik der Berggngenheit serngchalten und habe nicht an eine einzelne Partei, sondern an die Gesamtheit der Parteien gedacht. Ich habe dio Erinnerung an die Geschichte, an die Traditionen herangezageu. um zu beweisen, daß sich unser vielgestaltiges politisches Leben nicht in daS Schema Radikalismus ccder Reaktion spanne» lässt. Wer. wie lch, dort tätig zu sei», so „ua das weitgehende Uedrrtretbungen. Der Staatssekretär weist daraus hin. daß guck die Kongo srage einer friedlichen Entwicklung entgegengebt. Die Verhandlungen werde» demnächst in Bxljßek beginnen und boffendlich zum guten Ende führen, vedauerltch sind die übertriebenen alldentsche« Angriffe gegen den Botschafter Grase» Bernstorss in Amerika, dem ntemanü zutrauen wird, daß er geg«« gute deutsch« Patrioten ketnolich g«. sinnt ist. — AL«. Gcheidemaun tSvz.i wendet sich in scharfen Ausfällen gegen die Regierung und aegrn die konservative Partei. I» der kvniervattveu Press« sei er klärt worden, der König brauche in dieser Frage das in der Thronrede gehaltene Wort nicht zu halten. Gegen diese GesinnungSschusterei l»be sich der Reichskanzler nicht verwahrt. Glauben Sie nicht etwa, daß ich an das Wort lauten preußischer Könige glaube. Der Wvrtbruch gehört sg zu den erkrabeuften Traditionen der Hohenzvllern. (Der amtierend« Vizepräsident Prinz Hohenlohe ru/t den Redner zur Ordnung.) Die Rationalliberalen hätten leine politische Uoberzeuguug. Bet ihnen Heide «S: Hier iü Geld, wo ist die ützarev freilich trete das nicht immer offen zutage. Da sei der Bund der Landwirte offener, Lru- tater. Wie es in unserem sozialen Staate, in unserer sozia len Monarchie stehe, das erhelle aus den Vorgängen im Mansselder Bergbaurevier. Gegen die streckenden Berg arbeiter habe man Maschinengewehre ausgesahrcn. Redner schlicht mit der Bersicherung. daß der Sozialdemokratie die Zukunft gehöre. — R e i ch s k n » z l« r v. V e t h m a n » - Hollwcg: Abg. Schetdcmann hat es für gut befunden, meine Ausführungen zum Etat mit einem Exkurs über Preußens Ge'chichtc und mit den heftigsten Schmähungen gegen Preußens Könige zu verquicken. iRu, bei den Sozial demokraten: Wahrheit!» Er ist dafür bereits zur Ordnung gerufen worden, aber ich muß Verivahruna einlegen gegen eine solche Leriingltnipsung preußischer Küniae. (Lcb- haster Beifall rechts.) Ich kann mich mit dieser Benvahrnng begnüge», dg das im preußischen Bvlke. was seine Könige geleistet habe», in vielen zu fest wurzelt, als daß die Ausführungen des Abgeordneten Schcidcmann ge eignet wären, daran zu rütteln. (Leblcaftcr Beifall rechts. Lärm links.) — Abg. v. Gamp iRcichso) bemerkt, die Uche Erklärung abge,u'ben, daß seine Partei wegen der Bor gänge bei den Stenerdcbatten nicht eine Politik der Ver bitterung treiben, sondern sich, getreu ihrer Geschichte und rrcrdiiivn. mittätig an den Arbeiten des Reiches erweisen wolle. Wen» ich zu fragen der auswärtigen Politik übergehe, so sehe ich davon ab. allgemeine Be trachtungen über die Weltgeschichte anzuitelleu. Ich lralte es auch nicht für erforderlich, von so festgearünüeten Ver hältnissen, wie unseren Beziehungen zur österroichisch- ungarischen Monarchie, zn spreche». Was das allgemeine Ziel unserer Politik bildet, ist in der Thronrede ausge sprochen. Dagegen geben mir einzelne Fragen, die im bisherigen Verlaufe der Debatte an mich aericktet worden sing, zu folgenden Bemerkungen Anlaß, wobei ick die Er teilung von Auskurnt zu einzelnen Frcigen. wie z.B. der so eben von Dr. Wiemer berührte» Manncsmanni'che» Ange legenheit und die von verschiedenen Herren gestreifte Kongosrage. dem Staatssekretär des Auswärtigen überlassen dari. Zunächst das M a r v k k v A b k o in m e n mit Frank reich, Wie bereits in der Thronrede augedeutet worden ist, hat seit seinem Abschluß ein fortgesetzter Meinungs austausch zwischen uns und der französischen Regierung stattgesundeu, nnd rS ist dem beiderseilig gezeigten guten Willen gelungen, iu wichtigen Punkten llobereinstimmung zu erziele». Auf Grund des bisher erzielten Ergebnisses darf ich der Zuversicht Ausdruck gebe», daß sich «ns der selben Basis eine der Beüeninng der beteiligten deutschen wirtschaftlichen Interessen entsprechende Lösung auch der noch auSstchenüeu Fragen vollziehen wird. Den Stand der amtlichen deutsch - englischen Beziehungen alanbe ich durch folgende Erklärung zutreffend kennzeichnen zu können: Englisch« Staatsmänner, vor allem der zurzeit kettende Premierminister, haben in Reden der lebten Zeit die Her stellung guter Beziehungen zwischen Enaland und Deutsch land als eine wichtige Aufgabe einer weisen Staatskunst bezeichnet. Ich kann die Bekundung dieser Ansicht und Ge sinnung auch von dieser Stelle aus nur aufrichtig und aus voller llcberzcugung erwidern. iBravo! rccbts.l Ich bin gewiß, daß wir unS dem beiderseitig erstrebten Ziele um so eher nähern und damit zugleich den wahren Zittere,'sen beider Länder um so besser dienen werden, je freiwilliger und loyaler diese Gesinnung in der Behandlung und Lösung von Fragen betätigt wird, die beide Länder be rühren. (Sehr gut.) Gegenüber dem Vertrauen, mit dem >ich die Thronrede über den Bestand dcS Dreibundes gr- (iußcrt Hai. ist die Auftnerksamkeit darauf aclenkt worden, daß in Italien im Anschluß an den Besuch des Kaisers von Rußland in Raceonigi Stimmen laut aewvrden sind, die dem Dreibunde wenig freundlich waren. Diese Er scheinung, die «ich allerdings wohl nur aus eine Minorität erstreett und nicht den ivahren Ausdruck der Wünsche des italienischen Volkes darstellt, hat nicht übersehen iverden wesentlichen billigt. Er wünscht eine Bermtnderunq dcS BeamienbeereS, bessere Telephonanlagen für das Land und eine weitere Aus prägung von Lilhcrmünze». In den Worten des Reichs kanzlers, daß ohne Zustimmung der verbündeten Regie rungen zu den Lleiierbeschlüsseii der neuen Mehrheit eine Gesundung der Reichssiiianzen nicht möglich wäre, liegt die Rechtfertigung auch des schließlich zustimmcndcn Votums der Ncichspartci. Diese habe, wie jedermann anerkennen müsse, alles getan, um die Gegensätze auszugleichc». Sic habe auch niemals den Verdacht, etwa den Nativuallibe- ralen oder auch nur den Freisinnigen nationale Eiesinnuiiq abzusprechen. Auch die Freisinnigen Hütten nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, sich sogar auch bereit er klärt. /uo Millionen direkte Steuern zu bewilliaen. "»roße -Heiterkeit bei den Sozialdemokraten. Rufe: Hört, hört!) Er sei auch überzeugt, daß das Zentrum niemals so viel bewilligt hatte, wenn ihnen Nativnalliberale Und Frei sinnige nicht mit gutem Beispiel vvrangegangen wären. (Erneute stürmische Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Aber darum sollten die Freisinnigen doch auch nicht die schließ lich en Mehrheitsbeschlüsse gar zn schlecht machen, (Heiterkeit.) Sachlich sei seine Partei für die Erbatisallsteuer ciugetreten, bei der auf den Grundbestv jede nur mögliche Rücksicht ge nommen war. Das müsse er den Konservative» Vorhalten. Zugleich müsse er die Besorgnis ausdrüeken, daß eine künf tige ErbanfaUstener wahrscheinlich nicht entfernt so gün stig für den Grundbesitz ausfallen werde. Nachdem aber einmal die ErbansaUstener an deni konservativen Wider stande gescheitert sei, bab« die Reichspartri nicht anders handeln köinren im Interesse dcS Zustandetouimens der Reichssinanzresorm. Er sei auch überzeugt, daß die nächste Steuer, tfte kommen werde, die Rcichsvermögenssteuer sein werde. Schon in der vorigen Tagung wäre diese sicher auch von de» verbündeten Negierungen angenommen wor den, wenn sich im Reichsttrge eine Mehrheit dafür gesun de» hätte. IGrost.c Heiterkeit.) Was die Zukunft anlange, so furchte er nicht, daß sie sich so gestalten werde, wie Scheldemann sie sich in seiner Phantasie ausmale. Redner schließt mit dem Wunsche, daß sich alles zu praktischer Arbeit hier zusammewfindc. - Abg. Kürst Radziwill «Pole) erklärt, daß die Stellungnahme seiner Freunde zur Fi- nanzresorm von dem Gesichtspunkte des kleineren Uebels diktiert ivar. Im übrigen fordert Redner Gleichberechti gung aller Staatsbürger, also auch der Polen. Unter Bülow seien Gesetze ergangen, die eine Verletzung allen Rechtes und aller Kultur darücllten. T-a müsse er wün schen, daß solche Zustände nicht wieder vorkämen. — Wcitcvberatilng morgen ll Uhr. Au> Vorschlag des Prä sidenten werden die zugleich mit dem Etat zur Beratung gestellten Nachtragsctats sofort der Budgetkommission über wiesen. Schluß Uhr. Berlin. (Priv.-Tel.) Die nationalliberale Partei die bereits Ui Anträge eingebracht hatte, hat nöch können. Ich habe indes keine Wahrnehmungen zu machen gehabt, die irgendwie dahin gedeutet werden könnten, daß , ^ - die verantwortliche Leitung der italienischen Politik den ^weitere h nzuaerugt. die stch mit dem Zeugni-Mang- gegen ------ «»n S-», z-ehungcn erfüllt und. hat uns daun auch der 'etthcrtge Ministes des Aeußeren Mitteilungen über die Unter redungen in Raceonigi gemacht, die ergeben, daß Italien in seiner Balkanpolitik keinerlei Ziele verfolgt, die mit unseren Vertrligcn in Widerspruch stünden. Auch die laiscrl. russische Regierung hat nun in Betrüstiguna der guten Beziehungen, die die beiden Regierungen untereinander unterhalten, die durch die wiederholten Begegnungen Seiner Majestät des Kaisers mit dem ihm persönlich befreundeten Herrscher nachdrücklich in Erscheinung getreten sind, Mit teilungen von dem Inhalt und von dem Eraebnis der Unterredungen in Raeconigi gemacht. Bei der Betrachtung unieres Verhältnisses zu Rußland hat, wie seit Jahren, so auch jetzt wieder, die wenig freundliche Sprache eine Nolle gespielt, die ein Teil der russischen Presse gegen Deutschland führt. Es ist nicht zu bestreiten, daß es dort ebenso wie anderwärts gewisse Kreise gibt, die es sich zur Aufgabe zu machen scheinen. Deutschland abenteuerliche, den Welt frieden bedrohende Absichten anzudichten. Mit Recht und einmütig leitet die deut'che Ration daraus die Forderung an ihre Regicruna her, daß die deutsche Politik, die der artige Ziele nicht kennt, mit um so größerer Ruhe und Stetigkeit, frei von aller Nervosität gekühlt wird. (Bei fall.c Einen guten Dienst hierbei wird auch unsere Publi zistik leisten, wenn sic diese Forderung auch für sich gelten läßt und ln der Erwiderung aus deutschseindliche Treibe reien und in der Kritik an der Politik anderer Staaten und von deren Sta«ttSmäinier» dasjenige Maß von Reserve bewahrt, das dem eigenen Taktgefühl und der Achtung vor dem Nachbar entspricht. iSehr richtig!» Durch ein solches Znsammcmvirkcn der ösicittlichen Volksstimmuna mit der auswärtigen Politik werden die Geschäfte des Landes am besten gefordert. «Beifall.) Staatssekretär des Aeußeren v. Schot» : In bezug 'a»i die Organi'ario» unseres diplomatischen Dienstes, die gestern der Abgeordnete Basscrmann besprach, haben wir getan, was wir tun konnten, und haben auch schon vieles erreicht. Eingehende Mitteilungen darüber werde ich ln oer Kommission machen. Die Marokko-Frage ist ist ein ruhiges Fahrwasser gelangt. In vielen Punkten ist Heber- einstimmuna mit Frankreich erzielt. Wenn es mitunter so hingcstellt wird, als ob die Lage in Marokko noch so sei, daß cs sich für den deutschen Handel kaum mehr lohne, mit der Lehrlingsausbildung im Handwerk und anderen Hand werkerfragen, mit der Festlegung des Osterfestes und mit der Organisation der Reichsämter befassen. Berlin. iPriv.-Tcl.i Dem Reichstag ist der Ent wurf eines tvesetzes über die A u sa^ab« n kleiner Ak tien in den K o nf u l a rbe z i r k e n und dem Schutz gebiete Kiautscho». der schon cincnal dem Haufe vorgelegt worden war, wieder zugcgangen. Berlin. «Prui.-Tel.) Die AusschmückungSkom- mMon des Reichstags beschloß heute, das Original- gcmäld« .Bismarck" von Franz v. Lenbach, das bereits gestern in der Wandelball« des Reichstags zur Besichtigung der Reichstagsmitglieder ausgestellt war, anzukaufen- AuS dem BnudcSrat. Berlin. «Priv.-Tel.» Der Bunücsrat stimmte gestern der Vorlage betr. die N e i ch s c rb > cha f t s st c »« r st a t i - st i k zu und erklärte sich mit der Ueberweisung des Ent wurfs «incr deutschen Arzn « itaxc 1 » l 0. un-d einer Ver ordnung beit, den Verkehr mit K r a s tsa h r z e uge u L'us öffentlichen Wegen oder Plätzen einverstanden. Zur mecklenburgischen Bersassungsreform. Schwerin. Die Regierung weigert sich in ihrer Antwort auf die Ablehnung der Nerfassungsvorlage durch den Landtag, die Antwort der Stände entgcae n zuneh me n . erklärt sich mit dem Beschlüsse der Landschaft iist wesent- lichen einverstanden nnd äußert ihr Befremden über das Ver hallen der Ritterschaft, das um so größer sei, als sich diese unter bestimmten Bedingungen auf de» Boden der Regiexung stellen wollte. Bei dieser Sachlage verspreche sich die Regierung keinen Erfolg von einer vorläufigen Fortsetzung der Verhandlungen. Die Verantwortung für die Lage treffe die Ritterschaft. Bei den tage werde sie ans die Bersassungsreform zurückkommen und sie unbedingt mit allen ihr geeignet erscheinenden Mitteln zum Abschluß bringen. Die Antwort der Regierung von Mecklen- burg-Sttelitz auf die Ablehnung der Vcrfassungsvorlage ist in haltlich dieselbe, nur etwa« schärferen Tones. «>» pestrnRch. Pten. l*v««o,buat«»ban».) y» ch»ptg>esetzt«r erster Lesung d«L BubgetpropisoriUnrs «rblärtc Sustiepsic, die slawische Union verlange nicht» und gäbe bedingungslos die Obstruktion auf. Sie tn« nichts and« rr», als was jeder Partei und jeder» Abgeordneten frei st«-«. dt« Regierung »u «botchnpfe». dt« sie als Verkörpe rung eines durch und Lurch sÄl«rhost«n Systems be trachte. Rödner trat der Behauptung entgegen» als ob die Annexion von «osntqn und der Hrrzsgawina den Aus gangspunkt der Sris« gebildet hött«, und betonte, di« über wiegende Mehrheit der slawischen UNkon sei für dt« An nexton mit allen Konsequenzen eingetreten. De« weite reu habe die slawische Union, als man an st« mit der Frage herantrat. o>b,st« «von der oppositionellen Stellung zu post tbver Mitarbeit, zur Erledigung des Arbeitsprogrammes des Hauses, übergehen wolle, erklärt, Latz sie hierzu bereit sei. Ein Hindernis hierzu bilde di« gegenwärtige Regie rung. Zu Verhandlungen über eiu Kompromiß sei sie be reit. bei dem keine Partei Sieger oder Besiegter sein solle. Die gegenwärtig« Situation fei jedoch zu unsicher, als daß daraus ein festgefügtes parlamentarisches System ausgerich te» werden könnte. Darum habe die Union di« Vil dun« eines außerparlamentarischen Kabinetts angeregt, das die Merkmale der Unvartoilichkeit gegenüber allen Parteien an sich tragen müßte. Einem solchen Kabinett würde sie alle Staats- und Vokksnctwendigkciten bewil ligen. Wen» ein KouiPromiß dauerhaft sein solle, müsse es von Block zu Block, nicht zwischen den einzelne» Par teien geschlossen werde». Redner schloß mit der neuer lichen Erklärung, daß die slawische Union zu einem ehr lichen, die Gleichberechtigung der Rationalitäten sichern den Kompromiß bereit sei, niemals aber den Nacken unter das caudtnische Joch beugen und daher der gegenwärtigen Regierung nichts bewillige» werde. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Zur Kreta frage PeterSbur g. Der Minister des Aeußeren übergab heute dem türkischen Botscliafter die schriftliche Antwort auf das Zirkular der Pforte an die vier Kreta- schntzuiächtc, in dem die ottomanische Regierung ihr« Ansicht dahin ansgsdrückt hatte, daß cs wünschenswert sei» jetzt zur endgültigen Lösung der Kretafrag« zu schrei ten. In feiner Antwort äußerte sich -er Minister »ach Verständig»»« mit den Kabinette» m London, Paris und Rom dahin, die vier Schutzuiachte konnten zu ihrem Be daner» die Ansicht der ottunianifche» Regierung nicht teile», daß der Aieginn diplomatischer Versfandlungen zur end. gültige» Hiestaltnng Kretas gegenwärtig «»gezeigt sei. Die Verhältnisse aus der Insel seit der Abberufung dek aus wärtigcn LruppenabttilAiigcn seien niicht veränbert. Iu, Falle einer L/cvletzung des Statuoqup rvekbe dieser un verzüglich wieder hcrgostcllt werden. Die Sicherheit der Molnttnmedancr auf der Insel fei wiihrcnd dieser Zeit doch nicht bedroht. Tic ottomoittichc Ragictuya braucht nicht zn zivcifeln. Saß. falls irgcndioelchc neuen Verletzungen des Siatusano drohen sollten, non den vier Schutzmächlen ener gische Anstrengungen gemacht werden würden, um den Ver letzutilge» vorzüben,gen. Die Schutzmächke nehmen in bezog auf die Hoheitsrechde des Sultans ans der Insel Kreta nach wie vor de» von ihnen fchon seither sestgZegien Standpunkt ein. Daher fänden sie gegenwärtig keinen Grund, um Ver handlungen zu beginnen, welche eine Erregung der Ge müier sowohl in der Türkei als auch in anderen Staate» des Orients Hervorrufen und dadurch statt der dort Herr sch enden Ruhe den Frieden bedrohende Verwicklungen er zeugen könnten. Das Revolveratteutat ,»r de« Reichsgericht. Leipzig. (Priv.-Tel.) In ber Vernehmung des Kaufmanns G rosser wird fortgcfahren. Von seinen, Attentat will er nichts wissen: er will wohl Geräusche ver nommen haben, die wie Schüße klangen, und ettvas haben aufblitzcn sehen, vor seinen Augen hätten viele grüne Lampenschirme herumgetanzt. Er habe dann einen Mann vor sich stehen sehen, der ihn. vorwurfsvoll anacbtickt habe. Man l-abe ihn dann gepackt und aus dem Saale geführi. Darüber sei er sehr empört gewesen, denn er kcabe nichts gemacht. Daß er gesagt habe, er habe ein Erenwel statu iercn wollen und sich als Rächer der doppelten Rechi- sprechnnq bezeichnet, sei nicht wahr. Er saat dann weiter aus. daß er mit seiner Frau in der allerglücklichsten Ehe gelebt habe. Mit de» Worten: »Ich habe kein Verbrechen begangen!" schlicht er seine Aussage. Er stellt dann noch einige weitere Anträge, u. a. den, daß der am Preffcttsch sitzende Schriftsteller Professor Lehmann-Hohenbera darüber vernommen werden solle, daß in der preußischen Justiz die fürchterlichsten Dinge möglich wären. Der Angeklagte will damit beweisen, daß diese ibm bekannten Dinae im Zu sammenhänge mit dem, was ihm selbst passiert wäre, ihn in die höchste Erregung gebracht hätten. Der als Zeuge Benannte muß den Saal verlasse», lleber den Antrag Grollers soll später beraten werden. — Darauf erfolgt -er Aufrufdcr Zeugen, etwa 20 au der Zahl. Als erster wird Grossers Rechtsbctstand bei seinem RcichsaerichtSpro- zeß Rechtsanwalt Axhausen vernommen. Er ist vom An geklagte» der Schweigepflicht entbunden und saat auS- daß Großer sehr aufgeregt gewesen wäre, als er vor der Ver handlung mit ihm konferiert hätte. Den Prozeß hätte er sZeugc) nür übernommen, um Großer znsriedenzustellen, da die Revision von vornherein aussichtslos gewesen wäre. Für geisteskrank habe er Großer nicht gehalten. Er hätte von Grosser den Eindruck gewonnen, daß er zu jenen Menschen gehöre, die sich einbilücn. um ihr Schicksal drehe u»i kümmere sich alle Welt. Der Angcklaate Groller greift darauf den Zeugen in der heftigsten Wette au und wirft ihm stigar Pflichtverletzung vor. — ES folgt dann die Vernehmung des von Grosser durch eine Kugel ver letzten Reichsgerichtsrats Männer, eines 79 Jahre alten, aber noch rüstigen Herrn. Dieser gibt eine ausführliche Schilderung des Prozesses, den Grosser geaen seine Schwester angestrengt hatte. Nach der Verkündung des Urteils hatte der Angeklagte eine Wendung nach recht» ae macht. Der Zeuge sei Großer dann eiitgcgenaetreten und habe verschiedene Gegenstände, wie Mtcnständer, einen Sessel usw., auf ihn geworfen. Darauf habe Grosser die Waffe auch auf ihn gerichtet und drei- oder viermal auf ihn geschossen. Der erste Schuß sei fehl geaangen: der zweite habe feine Kleidung durchlöchert, und der dritte Schuß sei ihm durch die Brust gegangen. Bestimmt wisse er. daß Grosser mit der rechten vand geschossen habe. Aehu lich >agen auch die RcichSgtrichtsrätc Höffmann und von Schwartze aus. Die Verteidigung bcantraat darauf die Ladung eine» gerichtlichen Sachverständigen für Schuß ivgsfe», der sich darüber auslassen soll, daß einer, der, wie Grosser, eine verkrüppelte rechte Hand habe, tn normalen Fällen stets mit der gesunden linken Hand zu schießen pflegt. Der Gerichtshof gibt diesem Antrag« statt. Zu gleich soll ein medizinischer Sachverständiger über die Gc brauchssähigkeit der verkrüppelten Hand Grollers verhört werde». Der als Sachverständiger vernommene Sanitätsrat Tr. Richter gibt sei» Gutachten über den Tod deS Rechnungs rats Straßburg ab. Dicker sei durch einen Schuß in die rechte Lcndengcgend getütet worden. — Tan» werden der Neichsgcrichtsbot« Liebau und der Fabrikbesitzer Rpckftrvh aus Heidenau vernommen. Zwischen ihren beiden Aus sagen herrschen Widersprüche. Ieder will der erste gewesen sein, -er in den Nerhandlungösaal nach Grollers Schüsse» cingetreteu ist; außerdem will jeder zuerst den verwundeten Retchsgcrichtsrat Männer aufgehoben haben. Auf beide bat Grosser einen verstörte»» Eindruck gemacht. Der ReichS- qcrichtsbotc ThieMe sagt au-, er hqHe Grosser au« den, Saale geführt und thu einem Schntzütann üveraebeu. Er bestreitet. Grosser geschlagen zu haben. Freilich hätte er den Angeklagten nicht zart angefaßt. Solche Leute, wie den Grosser, fasse ein alter Soldat kräftig,<m- Die Verhand lungen dauern noch fort.
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