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Dresdner Nachrichten Sonnabend. 21. Januar ir»«»5 Ttr. 21 vorzug-weise mitzuwirken haben, was die Gewissenhaftigkeit und Treue, mit der Tie für das städtisch« höhere Unterricht-Wesen in erster Lutte einzutrclen haben, zweifellos gefährden mühte.* Bemerkt sei noch, daß Herr Oberlehrer Tr. Börner bereit- lech- Jahre alS Gemelnderatsmüglted von Blasewitz fun giert bat —* Im ..Allgemeinen Mietbewobnerversiu" wracken gelter» abend im „Plauenichen Laaerkeller" die Herren Ockerlehrer Tr. Rahn und A. Sommer über „Kommunale Ä ohau na sp ol it i k " Herr Tr. Nab» führte in erster Linie aus, daß in der Stadtverwaltung einseitig die Interessen der Hausbesitzer vertreten würden, und ging dann auf die Not- »'endlgkeir einer energischen Bekämpfung der Bauland- und Grundstücksspekulation über, die allein die Ursache an der trotz aller gegenteiligen Bersicherungen bestehenden Wohnungsnot sei. Die steigende Bodenrente sei eine ungesunbe Erscheinung und habe dazu geführt, das, 60 Prozent aller Häuser Dresdens sich ,n schwachen Händen befinden: dies müsse bei einer eintreten- ften allgemeinen wirtschaftlichen Depression erneut zu zahlreichen Katastrophen führen. Nur 66Hj, Prozent oller Einwohner per- igten über ein Einkommen von 1100 Mk.: diese «eien daher ge- wungen, bis zu einem Drittel und mehr ihrer Einnahmen tür Wohnungsmiete auszuwenden. was zur Folge habe, das; der Ans- -all nur Kosten der Ernährung gedeckt werde. So erkläre sich die Erscheinung, daß die Polkskchüler um ein Jahr durchschnitt- Ilch gegenüber den Büraerschülern. die aus besser situierten Kreisen.stammen, im Wachstum zurück seien: so erkläre sich auch die Erscheinung des sinkenden Prozentsatzes der Militärtaug- icheii. Die «steucrfrage greise ebenfalls i» das Gebiet der Wohnungspolitik hinüber, und hier seien die Dresdner Verhält nisse so rückständig wie in keiner zweiten Stadt Deutschlands. Ganz verwerflich sei die Kopfsteuer. Einwohner- resp. Bürger- Neuer, nicht minder die Verzehrsabgabe, die pro Kopf der Be völkerung etwa 5 Mk. ansmache. Die seit 'Anfang vorigen wahres bestehende Besteuerung des Grundbesitzes nach dem Wert bedeute allerdings einen Fortschritt, sei aber viel zu niedrig be messen, niedriger als in allen anderen deuttckxn Städten. Dringend erforderlich sei ferner eine hohe, etwa bis zu be tragende Wertzuwachsstencr des Grundbesitzes, die allein geeignet iei. wie sich in Kiantschou gezeigt hcibe, der ungesunden und schädlichen Spekulation ein wirk'-imes Paroli zu bieten. Redner 'vßte seine Forderungen zum Schlüsse dahin zusammen: Ab- uchafning aller rückständigen und vera loten Lteiierwrmen, Reduk tion der Einkommensteuer. Erhöhung der Grnndwerlstcucr, und vor allem hohe 'Werlzuwachssteucr — Daraus erhielt Herr A. Sommer das Wort, der anssührte. dag von den als leer stehend angegebenen etwa 6000 Wohnnnaen nur ein kleiner Teil diese Bezeichnung verdiene. Gesunde und preiswerte Wohnungen mühten vor allem unserer ärmeren Bevölkerung geboten werden, und diese eben fehlten. Nicht daraus komme es an. das; der Ber- Mieter «eine Räume als „Wohnungen" bezeichne, wildern daran?, oö diese dem Mieter das bieten, wa-Z er unter der Bezeichnung .Wohnung" «ordern kann und mutz. Die Verhältnisse lägen !>euie so, daß mit der Einführung der jetzt noch suspendierten Wohnunqsordiiuna. mehr als 0000 Mieter aur die Strohe ge- -:tzk werden müßten. Ganz oerwentich und höchst schädlich von wttitärem Standpunkte «eien die in Plauen ipezioll noch vielfach vertretenen Soulerrainwobnnngen. die ebenw bekämpft werden «nützten, wie das Schlaw:irftben»nwewn. Redner 'chloß mit einer Darlegung der Ziele und Bestrebungen des Allgemeinen MietbewohiieroereinS, der jetzt auch den Ban eigener Häuser und deren Vermietung zu angemessenen Rieften an die Mit glieder in die Hand genommen babe. und «orderte zum Beitritt aus, indem er heroorhob. daß nur durch Zuianimon'chluß und starke Organisation der Micier Erfolge gegen die steigenden lleberariffe der Hausbesitzer erzielt werden könnten. — In der anschließenden Debatte trat Herr Ber »dt. Vorsitzender des H i r i ch - D u n ck e r s ck« e n G e w e r k o e r e i n s in energischer Weile sür die Verpsiiftilnng der Ztadroerwaltniig zum Bane kleiner Wohnungen, zur Herabsetzung der Strahenbakn- sahroreiie und zur 'chleunigcn Inkrait'etznng eines Wobnungs- regulaiws ein. Herr M e tz. öän'ig von ironischem Bestall iinler- brocken, iuchre als HanSöesiker die Nolwenvigkeit und Harm losigkeit der Grnndsiöckssockii'aiion zu verteidigen, während die Herren D a m m und .'t rnger dein Slandonnkt der Referenten voll beitraten. Nach einem Schln»Worte der Herren Bericht erstatter schloß die Versammlung in später Millernachlssiunde. —* Der Exportverein i m K ö n i g r e i ch Sachsen. Dresden, unter dem Protektorat König Friedrich Augusts von j Sachsen, wird demnächst wieder im Interesse seiner Mitglieder j und auf Kosten des Vereins eine Neije nach Aegovteli anSnibren! lassen, um einesteils den bereits dort arbeitenden Fabrikanten Gelegenheit zur Erledigung schwebender geschäftlicher Angelegen-1 beiten zu bieten, anderer'efts noch nicht in Acgvptcn eingeftibicen > Firmen nach Möglichkeit dort ein neues 'Absatzfeld zu erschließen. Anmeldungen nimmt der Vorstand des Erporlverems im Laufe der nächsten Tage noch entgegen. —* Die ftir das Verkehrsleben so überaus wichtige Ein richtung der P o st b r i e«k ä s! e n vermag morgen auf ihr achniaiährigcs Beiichen am hiesigen Platze zuröck^ublicken. Am fti. Januar 1825 wurde bei hiesiger Hotpoftciint-Erpedition „zu beguemerer und nicht anftxillcnder Ausgabe der unbeschwerten und unfrankierten Briefe an dem ersten Fenster des Poslhaistes § neben der Haustür ein Briefkasten errichtet". Wenige Jahre! water, am I. Januar 1820, sind im örtlichen Posttvesen in dieser Beziehung bereits nennenswerte Fortschritte zu verzeichnen. Zu ^ dem genannten Zeitpunkte erwlgte nämlich die Einiührung einer ! versessenen Bricfbestellnng. In Verbindung hiermit wurde eine! besondere Stadtpoftanftcftk eingerichtet. Gleichzeitig entstanden :ur größeren Bequemlichkeit des Publikums an verschiedenen i Punkten der Stadt Briessammlungen. Der Bau des neuen j Vosigebäudes auf dem Wilsdrn'fer Platz ldem heutigen Poslp'atzt! wurde am 10. August 1630 begonnen. Die Eröffnung des um- j «änglichen Bauwerks für den Betrieb des Hofpostamtes und der Stadtpost-Expedttion fand am 8. Oktober 1832 statt. Das aus der der» auch an anderen Plätzen de- «Ptadtgebietct angebracht. So wird unterm 1k. August 18K1 berichtet, daß auf mehreren Straften der Stadt und der Vorstädte 82 Aasten angebracht worden sind, um unfrankiert« oder mit Frankomarken versehene Briefe einzulegen, wie die Inschrift befagte. Der rapide Auf schwung. den seitdem da- Posttvesen genommen, datiert namentlich von der Uaiwandlmm in «ine Reuhspost. Mit Beginn de- Jahre- 1872 wurde Dresden Sitz einer Kaiserlichen Ober-Post- Direktion, der außer den LerwaltuiiaSgesckäfteu die Beaufsich tigung und oberste Leitung des Dienstoctriebc- bei sämtlichen in den Ärei-haupimannschaft-beztrken Dre-den und Bautzen ge- leaenen Post- und Telearaphen-Anstalten obliegt. Diele Post behörde konnte Ostern 1881 in den nach dem eigenen Plane de- Herrn Poslbaurats Zopfs an der Ecke Am See und Annenstroße errichteten Monumentalbau übersiedeln. Durch die in de» letzten Jahren zum Abschluß gebrachten bezw. noch in der 'Ausführung begriffenen umsangreichen Bauten hat das Gebäude eine erbeb liche Erweiterung erfahren. Es bildet gewissermaßen ein Häuser- viertel für sich. Der ältere Pottbau am Postplatz, der heute noch die Paket-Amiahme und -Ausgabe beherbergt, soll später ebenfalls erweitert werden und nur dem Telegraphen- und Fernsprech- bctriebe dienen. Gegen dreißig Postämter vermitteln jetzt den Verkehr am Orte und weit über die Grenzen deS 'Deutschen Reichs nach aller Herren Länder. Riesensummen in bar und Wert- gegenständen werden alljährlich oeriandl, und ein Heer von Beamten isi zu dem Zwecke «llerorten tätig. Tie 'Anzahl der Post- brieskästen in dem Häuscrmcer ist ans mehrere Hunoert gestiegen und der Betrieb bei mehrmaliger Tagesbestellung ein inusier- ltzifter zu nenne». Dabei ist noch i» Betracht zu ziehen, wie viele 'Aufträge durch die neuzeitliche Errungenschaft des Telephons zur mündlichen Erledigung gebracht werden können unter Beihilfe der Post. — lieber das kommunale Wahlrecht der Frau sprach Frl. Dr Eliiabcih G ot t h e i » e r - Berlin Im DirSdnrr Beiei» .. Rechts «chiitz sür Frauen". Fit. Tr Gotlliciner trug »mächtt einen kurze» Abttß der kommunale» Wahlberechtigung der F«an in de» wichtigsten Kult»lstaalen vor: Zittölde-st nannte sie Grossbtttaliitte» und seine Kolonien. Auttralie». Noid-'Anieüka, Schweden. Finnland und Noiwegen als weit vorgeschrittene Ge- meindewe'en mit weiblichen Burger» n»d Wählern in Dottgeincinde». ohschon bieies Recht saft immer an Giundbesitz gebunden ist. In R'nsstand vertritt dlr Bäuerin i» Gemeindewahltacheii den oft ab- wetendkn ttznlle», der seiner Aibeit answäits nnctigeht. In Oesier- ikich und Ungarn besieht tür nuveibeirateke Giiindbei'ibeiinncn ein Wahl echt, verehelichte übettiagen es dem Gatte». In allen Län der» romanischer Zunge tFrankieich Italic«». Rumänien. Belgien, Spanien) sind Frank» von jedem Wahlrecht ausgeschlossen. In Preußen besiehl'ür StrueuahIciinnen lind Giundbesitzeunnen auch ein komiiiunaleS Wadliecht. doch wie überall nicht pettönlich. OieickStags- »nd Landtagsivahl ist den Frauen veimgt. Eintig in Sachsen sind G!»ndbk>itzcritt»en bekugt. pettönlich aktiv wie passiv ein kommunales Wahliecht gnStuüven t? 31 der Landgemeinde-Otdniing vom 21 April 187!). Nach dirsrm Nachweis, daß die Brsirebnng nach Stimmdelkchtignng der Frau im Prinzip anerkannt iei. riet die Nedneiin. au« eec gewonnenen Basis weiter zu bauen. Tie Debatte wai «eckt lebhaft, ot'wohl unter den Redner» lnir«st Heiren) kein p«i»ziv>ellcr Gegner der Bewegung war Die etwa 200 Hoier, voiwiegend Dame», spendeten donkbaien Beifall. —"ImBeretn sür Verbesserung der Frauen- kleidung besprach in dr, gesiern im Saale der Kaiisiiiannschait unter dem Vonätz von F,l. Ella Laaw abgebaltenen Bottrags- Vei>ainml>lna Frau Filda v. Rüden, die Schriftführeii» de§ Wiener Schwetteriivcreins. „kosinmltlstoritche Betrachtungen". Oiednerin glisl zurück bis in die biblischen Antänge der Welt und behandelte die Kleidung in itnen verschiede,«sie» Entwtcklnngs- t'haien. die mit der Kultur aus- und niederginge». Die Fiau hakte schon von srühesiee Zeit das Bestreben, sich zu tchmücken und die Männer wollten sic geschmückt sehen. Religio». Sitte, Ebarakter finden ihren Ausdruck »> der Kleidung: da die Fm» nicht g»t Lcde«wams und Kotter anlegen konnte, preßte man sie in da-Z Koisctt. Dieie eimetzliche Mode bat tick über ganz Europa vertueiiel. Raicker Wecktet der T'.achtenso'ineii herr«ckie im ll Jahrhundert Tie damalige Mode aus späterer Zeit gesehen, er'ckcuit lächerlich, obwohl sie im großen uiw ganzen damals nichts a»de«es war. als was sie in unieier Zeit isi. Auch die Männeuiwde war wechtelvoll. Von den Siadtobiigkftten wnrdrn Verordnungen sür die Kleidung erlassen. Eine Umkehr ans dieser Willkür, dieser ästhetischen Gesetzlosigkeit der Kostüme, tat not. Der mit der Reformation ringezogene Ernst machte sich nunmehr geltend »nd heeinslnßte auch die Kleidung. Frankieich? Ruhm aus den, Gebiete der Kosiümftage wuide »m die Milte des 17. Iahlhiindeils begiündct: in Baris enlivickilte sich geselisckatt- licbrs Leven. Rcdneun bebandettc an der .'.«and von Kosiüni- biivern die antiken Grwänder der Griechen. Römer :c.. Ine tnn- iictnlich ihrer 'R'alürlichkeit in der Struktur für die damalige Zeit nickt zu veiwktsen sind. Redner!» hvsst. daß es gelingen weide, »ach ulfteien heutigen Anschauungen ein Gewand zu ichasse», das zweckmäßig isi und d!e Linien des Franenlöipkrs voll in d«e Er- ickeiniing nelen läßt. Etwas beiter iei es bereits in den letzten 15 Jahren geworben, da ans dem Gebiete des Kunltgewccbes grosse Wandlungen vor sich gegangen sein. Heute bezögen wir nicht mehr nmeie Wohnungsetniichtung fertig znsammengesiellk vom Möt>klliä»dler bcz«v. Tapezie,cr. tondem suchten »ns Stück sür Stück nach unserem persönlichen Wunsch und Geschmack aus Redneiin wünicht, daß die Frauenkteidung einl'«oge» weiden mochte in ine Gebiete, die wir knnstlriiich gesialtel sehen möchten. Te> Anblick einer baimonisch gekleideten Flau trage viel dazu bei, nur das Schöne und Zweckmäßige gelten zu lasse». Künstler. Tcbneideftn und Bestellerin müßte» daher zutammcnwirken. Z»m Schluß führte Redneiin aus. baß wir eS bei den Bestrebungen nach Verbesserung der Fiauenkleionng mit einet Kultur zu tun lillur elner hätte», die im engste» Zusammenhang mit der allgemeine» K» stünde und daß die Bestrebungen nicht aus dte Launen einze zurückzuführen seien. Dt« Kleidung sei «in inteakt««nder Teil der Kultur. — Der Dortrag fand eine belsäüig« Ausnahme. Innuna Lreidner «uwdruck,r,id«It»»r birlt am r,kn«lag. den 17. Januar da I.. tdr« erit« orventltid« «tertel jadrsversanrmlun, unter «orki» de« Herm v»ear Sl» g »lin den 0leiell!»atr»ia»me» der Obd Felloiv-Loaen ad. jzerr Lieget »earühie die Ersanenenen und wUnichle »tnem jeden »ur Jahreawand« ooll« «eumd- deil und guten Ge'rbrlstaaan,. Hterau, ,«langten di« omsLtedmen iLw «dnae des ledien Kierlelsabres »um Bortrage, wonach u. o. ein Wechsel m der Perion de» Innung«»«»»»»» ei»,«treten ist und dl« vureaurüum, vom l. itorrl d«. I. nach GrUneslnch, » verlegt werden. Von der »utgeklun,«. «dmimislon tn twremberg, aus welcher »t« Fachschule tm v. I. Lchtlier arbeiten »utgettclU barre, war der Innung ein Dtvlom «ugegaugen. gm Sprach« kamen noch ber Sketch» Staiillik-gragebogen ttd«r da« neu« -and werkergeled und ei» Luszug aus dem Veitchi der Dresdner Bewerbe rn,„mer, sowie ein Schreiben »es Adalat. Stich«. Ministerium« de« Innern, womit oasselbe di« Innung ,ur Beschickung der lm Jadr« l90s ln Dr««dea ltaitssiibenden ,1. Kunitgewerbe.LussteUuug aussordert Dieter Lussorderun, soll rntll«rochen werden. In den ttebrplan der Fachichule wird «ln, Be- lebrung ber Schüler über die rilasseuen UnsallveiyUtuugsvorschrifien aus genommen und »u Obern leiten« der Innung dir Gehilfe,»» llkung nach den Bortchrltten der Gemerbekammer vorgeuoinmen werden. Nach den bekleben den aeledlicben Bestimmungen ist die Ablegung diese,Prüfung für das iro lere Foritomme» der Gehilfen von weittragender Wichiiakeu. Dadet würbe konstatiert, daß e« letber tmnirr noch Buchdruckereien gibt, welche ihre Levr linge nicht »ur Prüfung anmelven und die PiUsungaarbeiten nicht aus- tilbren lassen. Wetter berichtete Herr Milch über den Ardrittmachivtt». dessen Koiwilionüloie,lullern im Bergletch »um vorjabre etwa« bdhere find, un» Herr Weicher über dte UntersiUbungskaffen des Deutschen Buchdrucker- Bered««, dabei ,m» Eintritt tn den De„i'ch«n Buchdruckrr-B«r>m aufsordernb. Herr Arthur Schdnselv trug var»»s die Jahre«r«chnui>g iur >90« ber Innung intl. ber FachtGute, nieiche i» Cuiliahm, und Aueaabe mit l0bS2M. ad schließt, und der Stillungen vor. woiaus dl« Bersammlung dem P«rttand und Kassierer Entta'iung erteitle. Nachdem noch rmtgr deruffiche Fragen ,ur 'Besprechung g»ko»i«»en waren, schloß Herr Siegel unter Lank an die Erschienene«, gegen tti Uhr die Bersammluna. —* Die Kön iktin-Witwe besuchte heute da- Wäsche- und Bettei,geschäst der Firma E. W. Thiel, Bictoriastraße 13. und machte dort Einkäme. —* Im Grundstück der Dr. Güntzschen Stiftung, Breite- slraße 7, in welchem sich im zweiten und dritten Obergeschosse die beiden städtischen Geschäftsstellen Schulamt und Baupolizei- amt befinden, ist ein elektrischer Personenaufjuq in Betrieb gesetzt worden. Es ist dies, abgesehen von den städti schen Krankenanstalten, das erste städtische Grundstück, welches einen solchen erhalten hat. Der Auszug ist von der bekannte» Firma A. Kühnscherf snn.. früher F. Wachsmuch, Eisengießerei unü Malchinenlcibrik, Borwerkstraße 8, erbaut worden. — Die Klemickische Handels-Akademie und büber« Fott- bildmias'chule «Morihstraße 3> unter Direktion L. O. Klemick veröffentlicht den 39. IalireSbenchl vom abgelauscnen 3S. Sckuliahre. Die Anslatten wurden bisher von tl0lv, im Jahre liiktt von 473 Studierenden und Schülern betucht, darunter l33 weibliche und 198 Fortbildungssckmlvflickmgc. ES gehörten an 3l6 de««i kausmännischen Berus, 39 dem Gewerbe. 67 dein Beamienberusc, 4 dem Gelehrten- und Künltlerberuse, 9 der Landwirtschasi. 8 dem Militär. Bon vielen waren 18 selbständig, bd Gehilfen, l'26 Leb, linge, 27l Studierende, 8 Offiziere und Mittiärbeamtc. Uitter den weit lichcn Besuchern waren 5 Ehefrauen und lL8 «nvachsene Mädchen. Nach der Slaaisanaevörigkeit enitallen 425 aus Deutschland, 45 aus daü übrige Europa «Bulgarien, Däncmark, Englanb. Frankreich, Holland, Norwegen, Oesterreich Ungarn, Rumänien. Nußland, die Schweiz), 3 aus andere Erd teile «Amerika, Atien). An den wählbaren Lehrfächern beteiliglen sich 3W in einfacher Buchsübrring. 257 in doppelter Duchuchrung, 24l in deultcher Sprachlehre, 282 in Stilistik, 2-«2 i» Neckusch eiben, 402 tn deutscher «toi rcipondcuz, 5V in Lileralur, l3» in eiialitchcr Sprachlehre, 49 m englischer Korrespondenz, 83 in französischer Sprachlehre. 58 in sranzüsitcher Korrcipon denz, l24 in Geographie, 42 in Geometrie, 356 in kausmännischem Rechnen, 43 m geometrischem Rechnen. 296 in Schreiben, 41 in Rundschrift, l48 in Maschinenicl» eiben, l8b in L lenogram«»al«k, t56 in stenographischer Debattcn- schrisl, 256 in Gcieb «künde, 247 in Poikswirlschast, 254 in Wechselkmidc, >2 in Zeichne». Weiler gibt der Jahiesberichl Auskunft über Tagesschul verkehr, Lehrer, Beamte, Unterrichlsieit, Lehrfiundenplan. Gedenktage und Feieilichkeilen, Gennidheiismstand. Schulstraien, Sludicnbeibilsen rc. und mm Schluß bietet er eine Akhandlung über die ständige Vervollkommnung neuer Auslagen des Kleinichiäien Verlags, dessen Lehiinittel von jeher eine wesentliche Grundlcigc der Eigenau des Fachunterrichts bilden. - * P o l iz e i beri ck t. 20. Januar. Am 16. d. M. isi ein 31 Jahre alter Musiker (Zigeuner) fest genommen worden, der sich daduick Geld verschaffte, daß er diesigen Einwob nern ein wettlmes Stückchen Wurzel, welches er in einem Säck chen bei sich trug, in Papier gewickelt übergab und dabei äußerte, daß es gut gegen Krankheit sei, es müsse aller in die linke Taichc gefleckt und daran geglaubt weiden. Sodann hat er vier Silber- müiizen gefordeit. >tt nach deien Empfang in die Knie gefallen iind hat »nveisländlicke Worte gesprochen, woraus er sich entternle mit den Woiten. er weide tn drei Wochen wiederkommen. bis dahin möge es ihnen wolileigehen. Etwaige weiter Geschädigte, die eine Anzeige noch nicht e«statlet haben, werden eisucht, der Kiimiuol-Ableiluna, Hanpivolizei. Notiz zu geben. — Wie bereits miigeteilt, ist am I. d M. eine etwa 50 Jahre alte Frau, die sich „ Herinine von Marwitz " auS Dresden genannt Kat. in Begleitung eines kleinen Mädchens in Wien in ei» Hotel ge kommen «nv bat doit rin Zimmer bezogen. Unter dem Vor wände. Besorgungen allsiilhien zu müsse», hat sich die angebliche von Maiwitz unter Zuiücklaisung des Kindes aus dem Hotel ent lernt, ohne w«eder dotthin zurückgekvmmen zu sein. Das Kind ist angeblich am 3 Oktober 1002 geboren, soll den Vornamen Lniie baden. wi>d Lul» gerufen und läßt in der Sprache deutlich säch si'cbe Betonung erkennen Tie hier aiigesiellten Erörtelunpen haben ergeben, daß eine Hermine von Marwitz hier noch nicht vorgekommen und daß datier der Name zweifellos ein angenom mener ist. Auch die Herkunst des Kindes war nicht zu ermitteln. Mitteilungen, tue zur Eimittlnug der angeblichen von Maiwltz und der Herkunft des Kindes führen könne», werden an die hiesige Krimlual-Abteilung eckete». —* Gesiern abend gegen 2ft>0 Uhr und heute vormittag nach 1P10 Uhr rückten Feuerwehr-Äbteillingcn zu Bränden nach den Grundstücken Bictoriastraße 9 und Elisen- straße 7a aus. Während der erster« rrgendtvelchen Sa>adeil nicht onrichtetc, wurden durch den anderen, in einem Schlaf- Achtung wert sich aus der Aftäre zog. Ganz vortrefflich beivährte sich das Orchester bei dem das Konzert av'chließenden Bortrage des Liszttcken RLköczq-Marickes. sowie bei der Begleitung des Adnzerlslücks sO-mollj von Weber, deiien Klavierpart Herr Richard Burmeister hinreißend schön ausftihrte. Ob mai: oie Neuinstrunicntierunq dieses Werkes durch Herrn Burmeister und die von chm oorgenommenen Aenderungen der originalen Klavierftimme gutheißen will oder nicht, hängt davon ab, wie man zn der Frage steht, ob man die Werke unserer Klassiker nicht lieber in ihrer Fassung unangetastet lassen soll: effektvoll und äußerlich wirksam war die neue Bearbeitung zweifellos. Der gewandte Instrumentator dankte für den ihm gewidmeten itürmi- chen Aopiaus mit einer Zugabe ill-ckur-Nocinrnc von Ehopin). Eine Zugabe mußte auch der zweite Solist des Abends. Herr Mrian Raovoldi, nach seinen drei ausgezeichneten Geigen- 'ortraaen s„Air" von Bach. „Elegie" von Sinding und „Zigenner- veisen" von Sarasates spenden, und das von Rechts wegen: zeigten roch die ivon Herrn Kantor R. Schmidt feinsinnig begleite- ien) Vorrräge des Herrn Rapvoldi den jungen Geigenkünstler als aut dem besten Wege, dem Vorbilde «eines berühmten Vaters immer näher zu kommen. Das Konzert dauerte bis kurz vor 10 Uhr: allzuoiel ist ungesund! —ät. Napoleon in Dresden. ii. Man wußte in Dresden zwar schon von dem Rückzuge der Franzosen und der für sie so unglücklichen Schlacht an der Beresina, ohne aber doch entfernt die Wucht des Schlages zu ahnen, der Napoleon betroffen. Da hielt in der 'Nacht des i t. Dezember 1812, früh 2 Uhr, vor dem Hause ^tzreuzslraße Nr. 14/15, dem Hotel des französischen Gesandten, Baron de Serra, ein einfacher Schlitten. Napoleon war begleitet vom General Caulinconrt im sirengsten Inkognito aus Rußland an gekommen und wollte hier absteigen. Der Fuhrmann, des Weges nnkundlg. hatte zuerst in der Moritzstraße vor dem Hanse Nr. 721, in dem noch Licht zu bemerken war. gehalten und gerufen. Der Arzt Seegert, der das Fenster öfinete, beschrieb den Fremden vie Wohnung des Gesandten, lehnte ober eine Aufforderung, herunterznkommen und den 'Weg zu zeigen, mit der Antwort >rb. es sei zu kalt, außerdem sei er kein Wegweiser, man solle sich an oen Nachtwächter wenden. Tiefer brachte die Reisenden an ihr Ziel. Ter bereits von der Ankunft unterrichtete Gesandte empfing den Kaiser. Sofort nach dem Eintressen Napoleons schickte man -um Könige und ließ ihn Wecken. Friedrich August kleidete sich in fliegender Eile an und ließ sich in einer Miet- sänfte in de Serras Wohnung tragen. Der Kaiser lag im Bette und unterhielt sich nahezu ^wei Stunden mit dem Könige, sprach von seinen Verlusten und Hilfsquellen, seinen Befürchtungen und Hoffnungen, gab dem Könige politische Verhaltungsmaßregeln und oeriprach bald mit neuen Streitkräften wieder zu kommen. Als der König sich zurückgezogen hatte, erschien Napoleon bald daraus reisefertig im Salon, einen Gassenhauer trällernd, nahm eine eilige Mahlzeit und bestieg bereits um 7 Uhr früh mit seinem Begleiter einen der Königin gehörenden Schlitten, um nach Erfurt weiter zu reilen. So zeichnet der damalige Minister des Auswärtigen, Gras Scnsst^ diese Begebenheit in seinen Memoiren aus. Anders lauten die Schilderungen, welche in verschiedenen Privatbriesen damaliger Zeit enthalten sind. Danach sei Napoleon sofort nach seiner Ankunft zum König ins Schloß geeilt, rücksichtslos in dessen Schlafzimmer gedrungen und habe den Monarchen ii drohender Haltung mit den 'Worten angercdet: „Sire, ich hoffe, daß Sie Ihrem Bündnis treu bleiben werden." Es wai Napoleon oftenbar um eine Ueberriimpeliing des Königs zu tun Hätte er, wie Senfft die Sache darsicllt. den König zu sich be- schieden, so hätte er gewärtigen müssen, daß der König, sich seiner Fürstenwürde und des Umstandes, daß er wohl 'Napoleons Ver bündeter. aber nicht dessen Vasall sei, erinnernd, nicht gekom men wäre; außerdem wäre dem König auch genügend Zeit zun« Nachdenken geblieben. Das mußte Napoleon vermeiden, unk deshalb ist die ziveite, wenig bekannte Lesart plausibler alS die Darstellung Scnssis. So befand sich Friedrich August in einer üblen Lage, stand er vor einem kritijche». entscheidungsvollen Momenr. Hätte er es sofort vermocht, die gegenseitigen Krästc abznschätzen, die Tragweite seines Entschlusses zu ermessen, und wäre er vor allem nur d'esmak von seiner peinlichen Gewissen Hastigkeit und Gerechtigkeit abgcgnngen, er hätte der Diener schaft geklingelt und dem Korsen ruhig erklärt: „Sire, Sie sind mein Gefangener!" Welche Wendung hätten die Ereignisse nehmen müssen. Aber Friedrich August war mich nur ein Mensch, er unterließ den Schritt, der ihm sein halbes Land ge- rettet und Europa Ströme von Blut erspart hätte. Eine Erinne rung an diesen, unter denkwürdigen Umständen erfolgten Besuch Napoleons in dem Hanie Krenzstraßc 10 bildet der Schlitten, mit dem der Kaiser hier ankam. und der von einem Edelmanne in her Gegend von Wilna verrührte. Er war zerbrochen, wurde deshalb znrückgelassen und aus dem Boden des Hauses aus bewahrt. Jetzt bildet er eine hervorragende Merkwürdigkeit des Stadtmusenms. Der lietztc Anfenthal« Napol«o«ns in Dresden fällt in den Lonmer des Jahres 1813. Er währte Monate und verwandelte die Stadt der Reihe nach in ein Krieaslaoer, eine Residenz, einen militärischen Stützpunkt und schließlich sogar in ein blutiges Schlachtfeld. Schon im Januar verbreiteten sich Gerüchte, daß die Kosaken bis zur Elbe streifen sollten. Die Verbündeten waren im Anmarsch. König Friedrich August hatte sich zunächst nach Plauen, dann nach Prag begeben: er wollte sich nickt «her für die Verbündeten erklären, bis ihr Aufenthalt in Sachsen durch entscheidende militärische Erfolge gesichert er schien. Atkch in Dresden schritten die Ereignisse rasch vor- wäris: General Rcynier rückte Anfang März mit den Trümmern seines Korps, der Nachhut aller von der großen Armee bis Dresden gezogenen Reste, in die Stadt ein. Mm folgte Davoust mit 12 000 Mgnn, der am 19. März friib 10 Uhr die Augustus- brücke sprengen lreß, eine Tat roher Barbarei, die durch die Kriegssührung durchaus nicht geboten war. Dann kamen russische und preußische Truppen und wurden mit heiligem Jubel als Be freier begrüßt. Mit eine», schnell zusammcngcbrachten Heere siegte Napoleon bei Lützen, oder besser gesagt, bei Groß-Görjchen, und zog in Eilmärschen mit der Hanptarmee nach Dresden. Aus der Freibcrgcr Landstraße hinter der Löbtaner Brücke erwarte ten die vom König eingesetzte Jmmcdiatkonumssion und eine Deputation der Stadt Dresden am 10. Mai 1813 den von Wilsdruff kommenden Kaiser. Der Empfang Napoleons war ziemlich ungnädig. An die Immcdiatkommission richtet« er «Agende Ansprache: ,,Meine Herren, sind wir Freunde oder Feinde? Ich will wissen, woran ich bin", und trug ihr unter Vorwürfen »nd Drohungen seine Beschwerden über Sachsen vor. Tic Vertreter der Stadt donnerte er mit den Worten an: „Wer seid Ihr? Mitglieder der Munizipalität der Stadt DreÄxm? Habt Ihr Brot? Es muß Brot. Wein und Fleisch herbei- geschasfl werden. Ihr hättet verdient, daß ich Euch wie ein er- obcrtes Stück Land behandelte. Ich kenne alle Eine Hand lungen während der Besetzung der L-tadt durch die Verbünde- ten, Eure Häuser zeigen noch die Ueberreste von Kränzen, und auf Euren Straßen sieht man noch die Blumen, die Eure Tochter dem ttaiser Alexander und den, König von Preußen gestreut haben. Sorgt dafür, daß Euer König znriickkehrt, dann werde ich dies mal alles verzeihen. Jetzt geht Eurer Wege!"