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^ 626 - batte dazu gelächelt und gesagt: „Unter solchen Blicken werden meine Arbeiten herrlich gedeihen." — Und nun war sie leine grau und sah allein, und er sah auch allein. Sie irug die Schuld, dich es so war. Nur selten, nur wenn e« unumgänglich notwendig war. hatte sie die Schwelle seines Arbeitszimmers überschritten, und sie wühle, daß ihr Mann nie bitten würde: „Komm' zu mir." dah er aber glücklich sein würde, wenn sie kam. „Loh mir Zeit," war ihre wiederholte Bitte an ihn gewesen. Dann hatte sie ihm gesagt, dah der Gedanke an die geschiedene Frau trennend zwischen ihm und ihr Hebe. Das Phantom, das sie quälte und verfolgte. war nicht geschwunden, aber Milo rasste sich plötzlich aus und wollte dagegen kämpfen. Sie dachte an Elisabeths Bor» würfe darüber, dah sie, jene qualvolle Empfindung im Herzen, mit ihrem Mann vor den Altar getreten war. ihm Liebe gelobt hatte, ohne sie doch ihm zu beweisen. Wieder und wieder tonte es in ihren Ohren, dah Liebe stark ist wie der Tod. dah Liebe alles iberwindet, aber nur jene Liebe, die durchzogen und verklärt ist durch ein Etwas, das nicht der Erde, sondern dem Himmel angehört. Sie dachte an das, was Graf Sorma ihr über die Baronin Nehringen erzählt, und erinnerte sich daran, wie er die zarte Frau mit einem Ausdruck der Belehrung als ..iroinm" bezeichnet, und wie er gesagt Ixrtte, sie habe sich das Glück ihrer Ehe erdetet. Mila batte^auch gebetet, aus Gewohnheit, von Kindheit an, aber das war kein Beten, ,i»e Graf Sorma eS gemeint und auf das Elisabeth hingewiejen halte. — Wie tiefe Beschämung kam es über Mila. als sie sich klar machte, dah sie während der Wochen ihres strahlenden Glücks wenig an Gott gedacht hatte, und als das Leid so schnell über e kam, hatte sie erst recht das Beten vergessen. „Ihr habt beide falsche Wege ringe- chlagen," halte Elisabeth gesagt. Es nmr ihr jetzt, als habe jemand sie ausgerüttelt aus einem Schlaf, der mit wilden Träumen durchwoben tvar, als habe jeiiland sie an der Hand gefaßt und gesagt: „Wach' aus und schüttele den Bann ab, in welchem Du dahin- wanderst." Sie wollte jetzt kämpfen gegen das Phantom, das sie sich selber geschaffen, sie wollte Gott um Kraft bitte», wollte ihrer Liebe mehr Raum gewähren, dah sie wachse und erstarke zu einer Liebe, die die Wasser nicht auslöschcn können. Der Professor empfand jede kleine Schattierung im Wesen seiner Frau. ES wollte ihm plötzlich scheinen, als liege in ihren Augen nicht mehr jener Ausdruck der Abweisung, der ihm die Seele fast krank machte. Er bemerkte mitunter, wenn er aus gewesen war und zurückkehrte, dah Mila in seinem Zimmer gewesen sein muhte. Eine ierguiänng stand da, die nur sic gebracht haben konnte: >a einige Male hatte er Blümchen gefunden, und der zarte Dust, der ihm entgegenskrömte, hotte ihn fast be rauscht vor (Rück. Wäre es möglich, wäre es denkbar, dah doch noch einmal in seinem Leben eine Wandlung sich vollziehen könnte'? Unwillkürlich, wenn Stechow sich so iragte, schloß er seine Hände zusammen, und es rang sich ein „Hilf Gott!" über seine Lippen. Niemand wußte und ahnte, daß das Gefühl des Unrechts, das er begangen, und die Klage um das Glück, das er zu fassen gehont und das ihm mehr und mehr entschwand, ihn oft in der Stille in die Knice ge- zwangen hatten vor Gott. Manches: „Mein Gott, erbarme Dich!" war in seinem Herren ausqesliegen, wenn er in das bleiche Antlitz seines jungen Weibes blickte, in diese lodmüden Augen. Mila erschien ihm immer noch wie eine kranke Blume, der das Sonnenlicht fehlt, das sie dock zum Gedeihen nötig hat, aber er meinte, jenes Frösteln sei erstorben, das sie immer dnrchschültelt halte, wenn er einmal ihre Hand in seine nahm oder sie an sich zog. Als jetzt mehrere Einladungen ergingen und Stechow fragte, ob er ablehnen 'olle, schüttelte Mila den Kops: „Nein," bat sie, „laß uns gehen, es ist eine Anregung sür Dich und sie sind ja auch alle so freundlich zu mir," Der Professor hätte aus- subein mögen und rvagte es doch nicht, wagte nicht zu glauben, daß wirklich etwas ander-s und besser werden könnte. Halte Elisabelh seine Frau in irgend einer Weite oeeinsuißt? Das schien ihm möglich, war Elisabeth doch die einzige, der er die Maqt oes Einflusses zutraute. Mit keinem Worte wagte er anzudeulen, daß er eine Aenderung in Milas Wesen empfinde. Ihm war zumute, als steke er vor einer sich entfaltenden Mimose, die nicht die geringste Berührung verträgt. Mila kämpfte tapfer, kämpfte mit einem bittenden Blick nach oben, aber oft war die korverliche Schwachheit größer als die geistige Kraft. Es gab Stunden, in welchen sie trotz aller Mühe nicht imstande war, das sie quälende Phantom zu vertreiben. Sie war oft im Begriff, an Elisabeth zu schreiben, sie zu bitten, zurückzukehren, aber sie konnte sich doch nicht dazu entschließen und schob das Schreiben immer wieder auf. So waren fast fünf Wochen vergangen, seit Elisabeth nach Salzburg abgereist ivar. Wie im Umdrehen war aus dem Herbst der Winter geworden. Es war gegen elf Uhr vormittags. Draußen lobte der Sturm und jagte die Schneeflocken und wirbelte sie durcheinanoer. daß sie einen wilden Tanz aufzutührcn schienen. Mila saß in ihrem Zimmer. Sie hatte sich ein Kaminseuer anzündcn lassen und batte sich ihren Stuhl an den Kamin gerückt. Sie streckte ihre Füße aus und blickte m die knisternden Flammen. - 627 - Zwischendurch horchte sie auf jede« Geräusch von außen. Sie wartet« auf lh Sie hatte einen Brief von Hause erhalten. Ihre Mutter schrieb, sie und hätten Sehnsucht, da« Weihnacht«)«1t mit den Kindern ^verleben. Sie » freu nach München kommen. Mb freuen oder sollte sie ihn fürchten. Die Entreeklingel ertönte. Klopfenden die draußen erklang, die ihr bekannt schien, ob sie eigen fei. Da« Mädchen trat ein und r artet« auf ihre« Man». d der Later > zu verleben. Sie wollten de«. wußte selber nicht, tollte sie sich auf dielen Besuch te Mila auf die Stimme, icht ' sie im Augenblick nicht wußte, wem verreichte «ine Karte: „Der Herr läßt . . hx, ^rrr Freud«. „Er mochte und streckte ihre und ««« scharfer, prüfender Blick glitt schnell über die junge Frau. „Sie hierl" rief Mla. «Woher komme» Sie ? Werner hat mir nichts von Ihrem Kommen gesagt." „Da« konnte er auch nicht, gnädige Frau, da er selber keine Ahnung von meinem Kommen hat." „O, dann ist es auch sür ihn eine Ueberraschung. Kommen Sie." Sie rückte ihm einen Stuhl zum Kamin heran. Ihr tvar zumute, als fei kbr ein großes Glück begegnet, nun sie HanS Hagen» weißen Kopf sah, nun sie in seine schönen, neuen Augen blicken durste. „Werner muß bald kommen, sagte sie weiter. „Sie müssen so lange mit mir vorlieb nehmen." „Was ich als einen Vorzug und als ein Glück erachte, gnädige Frau. Ich wünschte mir, Sie allein zu treffen." Milas fragender Blick heftete sich ans Hagen, und plötzlich stieb sie hervor: „O. Herr Doktor, wären Sie gekommen, alS Werner Sie zu kommen bat. wenige Wochen vor unserer Hochzeit! Es wäre besser für uns gewesen." „Ich war elend, gnädige Frau, ich lag schwer krank, sonst hätte mich nichts zurückgehalten." „Ich weih," sagte sie leise utto fügt- schnell hinzu: „Sie wissen olles? „Ja, ich weitz alles, gnädige Iran. Freunde«- liebe «st. glaube ich, fast die größte Liebe. Verzeihen sie deshalb, wenn ich voll für den Freund «intrete." „Sagen Sie alles, was Sie zu sagen haben." „Ich habe Ihnen damals in , daß bei meiner Heimkehr aus Amerika ich den Freund, röhlichkeit, Schweden erzählt, gnädige Frau, den ich verlassen, sprudelnd nind überströmend von Juaendkrast und Fri. . wiederfand als einen ernsten Mann, der mit dem Leben fertig zu sein schien. Sie wissen jetzt, was den Schatten auf sein Leben warf. Ich habe feine Züge dann sonnig crhelll gesehen wie nie während der drei Jahre, seit ich wieder in Deulchland war. Ich wußte, >vas er empfand, was er hoffte. Ich habe es ihm damals zur Pflicht gemacht, daß er Ihnen alles sagen sollte, ehe er Sie für sich zu gewinnen suchte. Ich weiß, was ihn zum Schweigen trieb und konnte ihn verstehen, obgleich ich sein Handeln nicht Sie, gnädige Frau, nicht „Ich glaube gen irieo uno ronnie ryn verpetzen, oogv . , . billigte, doch ich habe Sie, gnädige Fra», nicht ganz verstehen können." es wohl," entgegnete Mila, „aber Sie wissen auch nicht, was ich gelitten habe, wissen nicht, was mich quält und martert." „Doch, gnädige Frau, ich weiß es. Es ist daS Phantom jener Frau, das Sic verfolgt, weil Sie immer fürchten, jene Frau könne noch einmal in Wirklichkeit zwischen Sie und Ihren Gatten treten." Mila nickte nur schweigend. „Würde cs Ihnen eine Beruhigung verschaffen, zu wissen, was aus dieser Frau geworden ist. ob sie lebt und vielleicht verheiratet ist oder ob sie tot ist?" Mila zuckte zusammen: „Mein Gott," flüsterte sie. „es wäre eine Sünde, jemand den Tod zu wünschen, der noch in der Blüte der Jahre sieht, aber wenn sie ver- heiratet wäre, — - das, ja, das würde mir die Ruhe wiederaeben. Fieberhaft leuch teten ihre Augen, und HanS Hagen begriff, was diese Frau gelitten batte. „Ich werde alles daran setzen," sagte er, „Ihnen Gewißheit zu verschaffen. Es soll die letzte Auf- gäbe sein, die ich mir,für mein Bagobundenleben stelle." Mila erhob beide Hände: „Ach ja," bat sie, „Helfen Sie mir, ineine Ruhe, mein Glück wiederzugewinnen, und bleiben Sie doch in München, in unserer Nähe." „Das kann ich noch nicht verspreche», gnädige Frau. Ich wollte mir eigentlich Königsberg als dauernde Heimat wählen." „Werner kommt!" rief Mila plötzlich. „O, was wird er sagen!" Ihr bleiches Gesicht färbte sich rot. und ihre Augen waren mit einem Ausdruck der Sehnsucht auf die Tür gerichtet, der jedoch schnell schwand und in Trauer sich wandelte. Hagen bemerkte alles. Als jetzt die Tür geöffnet wurde, hätte er beinahe «inen Ruf peinlicher Ueberraschung ausgestoßen, so verändert erschien ihm sein Freund. So ernst qnd hoffnungslos hatten seine Augen nicht geblickt, als Hagen aus Amerika heim- kehrte. Stechow trat ein. Er wollte etwas sagen, als Hans Hägens weißer Kopf ihm sofort in die Augen fiel. „Hans!" rief er und legte die Hand über die Augen, als glaube er sich von einem Trugbild genarrt. Doch der weiße Kops verschwand nicht, sondern bueb. (Fortsetzung Dienstag.) Vorgerückten Alters wegen löse ich mein B Jahre bestehendes Geschäft vollständig ans. lind Goldwaren schneller zu räumen, habe ich meine Preise nochmals bedeutend herabgesetzt. -- Um die enormen Vorräte an Uhren Lioläsus öerrsn-wirsQ, Alberne üsrren-IIKrsn, Ooläens ALmen-IIKren, Alberne l)Amsn-vkrsn, früher: «1» bis 40t» M. jetzt: 4« bis SSO M.. früher: 12 bis 8« M.. icht: 5 bis 4« M. früher: 20 bis 200 M.. jetzt: 15 bis 1.20 M. früher: 12 bis 40 M. jetzt: 7 bis 20 M , M-tleme Aaiul-Men »och über MO Stück am Laaer, früher: 20 bis 140 M.. jetzt: 10 bis 80 M Lotto», Lille». 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