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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.08.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050819020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905081902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905081902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-08
- Tag 1905-08-19
-
Monat
1905-08
-
Jahr
1905
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Dirk« Blatt wird drn Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereits als Abend-Ausgabe zugestelk während e« die Polt-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. öerrugsgedükn 8i«1cIU>b> t»t> t»r 2r«»»r>> bei täattck »w«linali»kr Zutia»»»a durck »nlere »ivien >«»«»»» und an Sonn und tt>o»ia»kn nur eininav »Mk »0Bi durck aiiSwOrtiocKom „itMouSn , Mt br. » MI so «I. itikt emmatiaer Zuiletlu»» durch dre lokurBtlikilaeldl. u»Au« >and «N enNvrrckeudci» Zuicklaae. Si ocktruck aller Artikel ». Onainal- Mittetlunaen nur mit deullicher OueUenanaabei.Dredd.SIachr'» tuiLika SiachtrüaUche »ouarar- aui»rüche dleiden unb»ruit>ickti,t: uuveriauate Manullrwlc «Verben nickt autdeivadri. lelearamm-Adretl«: M»chr«cht«n Lr»«de» Heg^LLrrSeL 18SV erlag von Ktepsch L Ueirtiardt. Knre!gen-cimt. Annnkime vo» Aukiiudiauuaeu NS »achmitlaaß » Nt» Toni« »>«d 8ei«ria»r nur Maneullraj» »» von U bis V»> Udr Die l waliiae SNnii« Ulle <c». » Nideni » PI» . «n kllndi»un»en «ul der Gnvallkil» Aeiie LPI» : die r!raUI»e seile au« jer> leite so Pta, als Ti»,ela»d> Zelte Sb Pta An Nunimern »ach Lau», und Ariertage» twaluat tt>ru»d»k>le so Pia. ani Privatictle «o Pig. rliiallige Zeile auf Terlieil« und »IS Emaciaud« sv Pi, AudwitriigeAm. träae uni aeaen r!orausve»al>I»ug. Beleabtäiier werden niil w Pig derecknei. fternivrechautchink: «m» I Sir ll und Rr. ittt»«. 2ni«a«I - Neueste Drahtbcrichte. Hofnachrichten, Wirtschciftl. Verhältnisse Dresdens, Kinderheilanstatt. Fvrstscst in Rainen;.! WUS»iV<4i v» vAllftkl. Friedenskonferenz, Das neue Staalsgrundgesetz für Rußland. „Vor Sonncnausgnng". GcsaugSwettstreit 1907.! SuttttnvettN» >Allttilst 1UOL. Neueste Drahlmcldungen vom 18. August Friedenskonferenz in Portsmouth. Portsmouth sNew-Hanipshire). Sämtliche russischen Bevollmächtigten und Delegierten bei der Friedenskon ferenz veriammelten sich gestern um Mitternacht bei Minister Witte. Die5 ivar die erste Sitz»»« seit Beginn der Konferenz, an der sämtliche Vertreter Rußlands teilnahmen. Da die vor läufige Beratung der Friedensbedingungc» im wesentlichen be- endet ist, wurde wahrscheinlich ein Bericht darüber entworfen und nach Peterhof übermittelt. Es verlautet, die Ansichten der einzelnen russischen Delegierten Weichen voneinander ab. Einige vefürworten die Abtretung von Sachalin, andere treten für die Zahlung einer Entschädigung ein für den Fall, daß ein Kompromiß angeboten iverde. Niemand wünscht aber, daß in beiden Punkten nachgegeben werde. Die einzige Gr> rdlage für den hier herrschenden Pessimismus ist die Tatsache, daß gestern kein Fortschritt gemacht worden ist. Einer der Bevoll mächtigten hat erklärt, der Artikel 10, der sich aus die inter nierten russischen Kriegsschiffe bezieht, sei nur deshalb zurück- gestellt worden, weil beide Teile die Zurückstellung in Anbetracht der Tatsache verlangten, daß die strittigen Hauptpunkte der Konferenz noch bevorstchen. Petersburg. iPriv.-Tel.s In gul unterrichteten Kreisen hofft man immer zuversichtlicher aus die Möglichkeit, mit Japan ein Arrangement zu erzielen, doch verhehlt man 'sich nicht, daß die Schwierigkeiten, die sich einem Friedens schlüsse noch entaegenstellen, sehr große seien. — Der Zar erchielt gestern abend ein längeres Telegramm von Witte, das, «sie in der Umgebung des Zaren versichert wird, auf diesen einen günstigen Eindruck aeinacht hat. Witte soll u. a. »och mitgcteilt haben, daß er alles daran setzen werde, um die Ver handlungen zu einem raschen Abschluß zu bringen, und er werde «folgedessen auch in keine längere Vertagung cinwilligen. Witte dem Monarchen eine Huldigung der Beamten und Bediensteten des 'Depots dargebr"cht. —* Zur Feier des Geburtstages des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich zelebrierte heute vor mittag Herr Kaplan Riedel ein .Hochamt in der diesigen katho Petersburg. sPriv.-Tcl.j Graf Lamsdorff hat seine Demission eingereicht, indessen hat der Zar bisher chm noch keine Antwort erteilt. Die Motive des Entlassungs- «suches sind unbekannt, doch glaubt man, daß sie mit den HriedenSverhandlungen im Zusammenhänge stehen. Gleiwih. Wrip.-Tel.s In dem großen beim Landgericht Gleiwitz schwebenden polnischen Geheimbund- Prozesse ist den Angeklagten nunmehr die Anklageschrift zu gegangen. linier Anklage stehen außer dem Hauptänaeklagten, dem großpolnischen Agitator Johann Wncisk aus Zabrze, der in der vergangenen Woche verlwftet wurde, noch 23 Personen, darunter Frauen, Mädchen und Lehrlinge. Die Anklage lautet auf Vergehen gegen tz 128 des Straiqejehbiichs. Ter Termin zur Hauptverhandlung ist noch nicht festgesetzt. Wien. Aus Anlaß des 75. Geburtstages des Kaisers lausen ans allen Teilen des Reiches Meldungen über festliche Veranstaltungen und feierliche Gottesdienste aller Killte ein. Sämtliche Blätter bringen Festartikel. Saloniki. Wriv.-Tel.I Griechische Banden er schlugen im Dorse Kladerop bei Florin 16 Bulgaren und brann> ten das Dorf Lescovetz nieder. Foggia (Apuliens. Heute früh wurde hier ein neun Sekunden dauerndes starkes Erdbeben verspürt. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 18 August. —* Se. Majestät der König begab sich beute früh von Moritzburg noch dem Truppennbungsplatzc Zeithain und wohnte dort der Besichtigung der 88. Jnranterie-Brigade bei. Auf der Rückfahrt nach Moritzburg besichtigte er die Unterbringung der Meute in der Paulsmühle. Am Remontedepot Kalkreuth wurde wohnten —* Prinz Alex. Murat, Prinzessin M. Murat und Fürst Czartoryski sind hier eingeiroffcn und im Hotel Bellevue abgestiegen. —* Die Carola-Medaille in Silber erhielt Frau Hofs- mann-Rühle, Lehrerin an der Schule des Direktors I. Leubncr, hier. —* Vorgestern begaben sich Herr Superintendent v. Seydc- witz und die Vertreter der Spezialkonftrenzen der Geistlichkeit der Ephorie Pirna zu Herrn Amtshauptmann Freiherr» von Teubern und überreichten ihm aus Anlaß seines Scheidens aus der Ephorie unter Ansprache eine Dankadresse der gesamten ev.-luth. Geistlichkeit der Ephorie Pirna. Der Herr Ephorus beleuchtete die Verdienste, die der Herr Amts- bauptmann um das Kirchenwescn sich erworben hat, und dankte für seine rcichgesegnete Tätigkeit. Mit bewegten Werten ant wortete der Herr Amtshauptmann. Er scheide mit Bedauern aus diesen schönen Verhältnissen und werde der Ephorie auch weiterhin ein treues Andenken bewahren. —* Die vereinigten Ordnungsparteien .;>> Meißen haben sich geeinigt, Herrn Fabrikdirektor Johannes H v j m a n n in Meißen als Ln n d t a g s-Ka n d i d a t e n anszustelle», de» übrigens auch die Ordnungsparteien von Nossen und Sieben lehn als den ihrigen bettachten. In einem Artikel „Zur Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse in Dresden" äußert sich die Dresdner „B.-Ztg.": In den letzten Wochen ist eine ganze Reihe von Artikel» durch die Dresdner Tageszeitungen gegangen, welche sich mit dem niedergehenden Fre in den verkehr unserer Stadt beschäftigten. Und in der Tot, wenn man die Zahlen der Besuchsfrcmden früherer Jahre mit den Zahlen dieses und des vorigen Jahres vergleicht, so wird man einen bemerkenswerten Rückgang der Fremdenslut Hierselbst nicht leugnen können. Das ist um so auffälliger, als Dresden von jeher als Fremden- stadt par axvaUsn«, gegolten hat und diesem seinem Ruse auch stets Ehre zu machen bestrebt war: musterhaft saubere Straßen und Plätze, erstklassige Hotels und Pensionen in großer Zahl, ein« Fülle interessanter Sehenswürdigkeiten, Sammlungen von höchstem künstlerischem und wissenschaftlichem Wert, Theater, Konzerte usw. mit hervorragenden Darbietungen — kurz, >vas eine Stadt den Fremden irgend zu bieten vermag, in Dresden ist es in größter Auswahl harmonisch vereinigt. Gleichwohl besteht die Tatsache der Minderung des Fremden verkehrs, und es muß deshalb mit ihr gerechnet werden. Es ist nicht überslüffig. dem Grunde dieser Erscheinung etwas nach zugehen. Freilich sind wir dabei auf Mitteilungen aus unseren Kreisen angewiesen. Diese Mitteilungen ober bestätigen alle, daß den Fremden die Erhöhung der Steuern in hohem Maße zuwider gewesen ist und daß für die Stadt Dresden nichts notwendiger wäre, als wenigstens ihre Steuern aus das frühere Matz herabzusetzen. Denn an die Minderung der Staats- steuern wird man erst herankommen, wenn sich die jetzige spar same Wirtschaft etwas weiter erstreckt hat und die Staats- sinanzen zufolge derselben in eine bessere Lage gekommen sind. Die Stadt Dresden hätte mit ihrem früheren Steuersätze doch wohl auskommen können, wenn sie ihre Ausgaben darnach ein gerichtet hätte und wenn sie es unterließe, fortwährend noch Ver mögen anzusammeln. Außerdem, daß die Steuererhöhungen den Fremden unbequem wurden, ist es aber in noch stärkerem Maße der Umstand, daß die Art und Weise der hiesigen Steuereinschätzung vielen Fremden sehr unbeauem ist. Es wird uns von reichen Leuten berichtet, denen die Aufforde rung, ihr Einkommen zu deklarieren, so unbequem geworden ist, daß sie Dresden alsbald wieder verlassen haben. Wir könnten Namen, Straßen und Hausnummern nennen, so bestimmt sind »ns diese Mitteilungen von Leuten gemacht «norden, denen wi. »»bedingt Glauben vermessen müssen. Daß sich eine Form sin- den läßt, in welcher sich mit solchen Fremden verstihren läßt ohne daß sie sich verletzt und vergrämt fühlen könnten. ist gar nicht z» bezweifeln, und cs ist daher dringend zu fordern, sür den Verkehr mit derartigen Zuziehenden eine solche Form zu wähle». Außer diesen beiden Gründen, Erhöhung der Steuern an sict. und die rauhe Form, mit welcher die Stenervilichl dem empfine lichen, vo» auswärts gekommenen Rentier nahekommt, ji» gewiß auch noch manche Grunde sür das Wegblciben de- Freindeiizuzugs zu berühren. Im allgemeinen hat die BerschIM. terung der wirtschaftlichen Lage, die vor einigen Jahren eiurrai gewiß mit Schuld am Wegble dar chuld am Wegbleibcn des Frcindcnznslusses, nne nn mag es auch aus ganz unbekannten Gründen — viellcich! »ur folgend einer inomenlanen Strömung —, man könnte an Ende sagen, Modcströnmng, gekommen sein, daß sich jeh« die Fremden mehr »ach anderen Orten wenden. Immerhin abc muffen wir die beiden oben angegebenen Gründe nach den »»' zugekommenen Mitteilungen als die hanplsächlichslen bc irachten. Die städtischen Steuern in Dresden müssen unbeding: wieder aus das vorige Maß berunlerkoniinen, wenn es wieder aufwärts gehen soll. Sie drücken auch die eingesessenen Tresö- ner, und Dresden kann recht wohl auf ei» paar Fahre das fori- währende Vermögenansammeln unterlassen. Es werden a»c! wieder bessere Zetten kommen, in welchen man intt dem frühere!! Steuersätze auszukommcn vermag. —* Der soeben erschienene 70. Jahresbericht der Kinder- Heilanstalt zu Dresden gedenkt in der Einlcittina m>i warmen Worten des verstorbenen Begründers der Anstatt. Hemm Geb. Hofrats Dr. med. Richard Förster, der nahezu vierzig Jahre hindurch sein reiches Wissen, seine unermüdliche Arbeüs- kraft der Kinderheilanstalt gewidmet hatte. Der Kraulet! bestand betrug am 1. Januar 1004: 20 Knaben und 17 Mäd che». Ausgenommen wurden im Laufe des Jahres: 475 Knabe» <1903: 3621 und 416 Mädchen >1003 : 348j. Im ganzen wurden danach im Jahre 1904 495 Knaben und 433 Mädchen verpfleg» Zum Vorsitzenden und obersten Leiter des Krankenhauses wuroe gewählt: Herr Geh. Hosrat Dr. med. Unruh, zum stcllverlrcte»- den Vorsitzenden und Hausverwalter Herr Hosral Dr. niee. Hübler, zum Kassenverwalter Herr Konsul Arnhold uno zum Schriftführer Herr Justizrat Dr. jur. P' Plcißner. Aus dem Hosrats Dr. Förster Herr Amtshauptmann Dt. jur. Krug von Nidda. Die wichtigsten Neuerungen in de» Satzungen sind di' folgenden: Bereinigung des Vorsitzes im Verwaltungsrate mu der obersten Leitung des Krankenhauses, Bereinigung der Vcr- mögens- und Kaffenverwaltung in einer Hand, die Nenei» fübrung des Amtes eines Sairiftsührers, die Aufnahme dcr Oberärzte der klinischen Abteilungen i» den Verwaltungsru! und die Vertretung des Rates zu Dresden durch zwei Mi! alieder im Verwaltungsrate, zurzeit die Herren Baumeister Hartwig und Rechtsanwalt Dr. jur. Lehmann. Aus der Reib: der Vorstandsdamen schied nach langer, ersprießlicher Dätig- keit Fräulein Ella Law wegen Uebernahme eures umsaffeudcreu Wirkungskreises. Neueingetrcten sind, neben dem seit Jahre: tätigen Fräulein Krohn, Fräulein v. Bosse und Frau verw. Hauptmann Geerdts. Am 31. März schied nach reichlich 22ici'u- riger Tätigkeit Herr Geh. Hofrat Tr. Unruh aus dcr Stellung als Oberarzt der inneren Abteilung. Von den Mitarbeitern in der Poliklinik am Zeughausplatze trat im Laufe des JabrcZ Herr Dr. med. Burckyardt aus. Als Hilssärzte im Kranken- Hause tvaren während des Berichtsjahres die Herren Dr. Ehren- freund, Dr. Bartholomäus und Dr. Angermann tätig. Tie Krankenpflege und die Bewirtschaftung wurde unter der be währten Leitung der Oberin Safwefter Adelheid Kießling von den Schwestern des Evangelischen Diakonie-Vereins auszeiibt. Die Bermögensrechnnng ergibt sür den 31. Dezember 1904 einen Bestand von 922 709,84 Mark. —* Da» „Forstsest" z„ Kamenz i. Sa. In der Bartbolv- mäus-Woche, dieses Jahr also vom 20. bis 25. August, findet in Kunst und Wissenschaft. s* Restdeiiztheater »Vor Toitiienausgang.- Soziales Drama in fünf Auszügen von Gcrhart H a up t in a n n. Gast spiel des Linsemannscheii Schauspiel-Ensembles. — Die Eindrücke, die das Drama bei seiner ersten Aufführung (1889) hervorrics, sind wohl noch in Erinnerung vieler Man war, neugierig und ge spannt, gekommen, das Erstlingswerk eines Dichters kennen, ihn auf der Bühne als solche» schätzen zu lernen und sah sich nun unvorbereitet, ahnungslos vor ein Chaos von Scheußlichkeiten und Lastern gestellt, vor eine Fülle vo» Gemeinheiten, wie man sie in Wirklichkeit aus einem Fleckchen Erde selten beisammen findet. Es war gleichsam die Quintessenz des Schändlichen und Häßlichen, was man da sah »nd hörte, noch dazu in einen Dialekt gekleidet, der das Ohr ebenso srcmdartia und unverständlich be rührte, wie das Auge von dcn szenische» Vorgängen verletzend be troffen wurde. Das Schlimmste war: man verstand nicht, was dcr Dichter ciaentlich wollte, welche dcr anftretende» Personen Recht haben, das heißt, welche denn nnn eigentlich die Meinung des Dichters aussprechen sollte. Die Schreie der ersten Entrüstung begannen sich jedoch ru legen und verstummten schließlich ganz, als sich ans dem Ärovcm des Elends und des Lasters, mitten aus dem Meere von Schmutz die Tochter dcr verkommene» Sänfer- familie, Helene, hcrnushvb, i» dcr sonnige» Poesie dcr ergrei fenden Szene, in der die Liebe diese Verlorenen retten will. Man fühlte, erst leise, dann mächtig und zwingend, hier gärt die Kraft, die durch Schmutz und Rot zur Schönheit der Natur ringt. Das Bild i» der Fliederlanbc, von dem aus die Wonne aus der Welt des Jammers und dcr Verzweiflung quillt, ließ das Wesen und die Bedeutung dcr Elendsdichtung erkennen. Nachdem so das Eis in dieser Erkenntnis gebrochen war, verfehlten auch die dichterische» Beigaben, die technische Ar beit ihre Wirkungen nicht: die Kraft der Charakteristik, die glühende Lrbenswärine, die Stimmungen, die in staunenswerter Intimität der Beobachtung mit dem Auge des Dichters geschaut sind. Es hatte sich, in Form und Inhalt, eine neue Kunst a»f- getan. Mit dieser Kunst zn gehen, sich zu ihr zu bekenne», ist lediglich Neignngs- und GcfchmaMache. Daß sic ein Recht des Daseins hat, beweist sie in der Kraft, mit der sie sich behauptet. Aber selbst ein wahrer Dichter sollte und dürfte um des Gegenstandes millen gelegentlich nur einmal so handeln und reden lassen, wie es Hailptmann hier tut. und fern bleiben sollt»« »ms alle dir traurigen Nachahmer, die aus Gründen niederer Act den Einzcl- fall zur Regel zu machen sich bestreben. Aus dem Cbarakterbild entstünde die Fratze, aus der uns die bloße Gemeinheit angrinst. Auch in Hauptmanns sozialem Drama wäre das vollgernttelte Maß menschlicher Scheußlichkeiten nicht zu ertragen, wenn uns die dichterische Idee nicht aus dem Sumpfe rettete, wenn sie nicht der Boden wäre, aus dem die Wunderblume der Liebe und des Glaubens blüht, aus der der göttliche Keim au'geht, der nach oben, nach Licht und Luft, nach Freiheit und Erlösung strebt, der vergehen und verderben muß in dem heiß herbcigesehnten Augen blicke, wo die Sonne des Lebens aufgehen soll über dcr Nacht des Elends. Das ist groß und schön gedacht, das versöhnt mit dem entsetzlichen Milieu, aus dem dcr Dichter uns in den Ban» einer wahrhaft poetischen Kraft zwingt. Ob es gutzuheißen ist, daß man dieses Erstlingswerk H upt manns, 16 Jahre nach seinem Entstehen, wieder hervottwlt, ist zweifelhaft. Den» im Vergleiche zn dem, was er »ns heute ist und bedeutet, erscheint sein „Vor Sonnenvnsgang" in der Blässe eines Versuches, als eine Skizze, die nur undeutet, was er »ns später vollendet hinstellt. Skizzenhaft sind die Vorgänge, die Vvrnussctziingen »nd Folgerungen und skizzenhaft ist auch dcr latente tragische Konflikt, der in der gewatlsuin herbeigcsührten Begegnung Loths mit dem Arzte hcrvmgerusen wird. Für den, dcr den Unterschied in Huiiptmnims Schaffen von damals und jetzt kennen lernen will, mag die Komödie auch heute noch gelten, im übrigen, namentlich i» dem, was uns Lotb von welterlvsendcn und -beglückende» Ideen und Bestrebungen erzählt, ist sic lins ein abgetaner Fall, von dem man längst zur Tagesordnung übcr- gegangen ist. Das Drama im Sinne dcs^ Dichters aufzilfükren, verlangt nach einem starken Grad dcr Selbstverleugnung dcr Darsteller. Im Schmutze förmlich z» waten, sich in das Häßliche und Gemeine zn kleiden, ist nicht jedermanns Sache und vielen ist dies, man kann sage», Gott sei Dank, gar nicht gegeben. Uebrigens darf man, so lange man dir Bühne als den Hort de? Großen und Schönen »och anzusehc» hat, durchaus zufrieden sei», wenn die Brutalität der Vorgänge, wie sic sich hier überstürzen, nur nnden timaswcise vor Ohr »nd Auge gestellt werden Unter diesem Gesichtspunkte, in dem man im Hinblick ans die moderne Strömung vielleicht recht vereinzelt dasteht, ist die Anffülniiiig als eine von Sorgfalt und Fleiß getragene Leistung z» rühme». Für die er greifende und rührende Figur der Helene ist Frl Hall manches gegeben: die Schlichtheit des Wesens, die Kruschhett des Fühlens und Denkens, die das bedauernswerte Geschöpf sich im Pstchle des Lasters bewahrt, versteht sie beredt zni» Ausdruck zu bringe» und im Ausbruch der Liebe, im Drange nach Erlösung sonnig aus ihrer ekelhaften Umgebung hervorzutreten. Ist das auch nicht alles, was Helene »us sehen und fühlen lassen soll, so bleibt cs doch eine Leistung, aus der Talent und Intelligenz herauslcnchtcn Die gleiche Anerkennung darf Herr Bildt für seinen Lotb bean sprnchcn. Er gibt ihn gut durchdacht, natürlich, ohne Aufdring lichkeit. Uns mitzureiße» iu seinen weltbcglückendcn Idee», uns in ihm einen dcr kommenden, werdenden Volkscrlöscr ahnen z» lasse», dafür geht ihm zur Zeit noch die starke Persönlichkeit ab. die er als Darsteller des Loth denn doch wohl sein muß. Riih- mcnd zu nennen ist Herr L e g a l in der Dollendete» Charakter- Zeichnung des ehrlosen, schuftigen Ingenieurs Hoffman» »nd nickt weniger scharf Umrissen ist das vo» Frau Caßmann unter Negierung alles Weiblichen dargestellte Scheusal von Schwieger mutter. Auch alle übrigen, die Herren Walde« lKrmises, Barlcbe» (Wilhelm). Mühlberg (Schiminclpfeiinig), Meinhardt (Beibsi. Fran Thomas (Frau Spiller) machten sich um die von Henn Direktor Linsemann szenisch geschickt gestimmte Aufführung verdient. U. 8t ^ f* D a s g o l d c ii e B u ch d e r S t a d I P l a u e n. Wenn Se. Majestät König Friedrich August im Lause der nächsten Woche auf seiner Reise durch das Vogtland Plaucn besucht, wird er der erste sein, der seinen Namen in das soeben scrtiggestelltc „Goldene Buch der Stadt Plauen" einlragcv wird. Das von Professor Schauer an der Kunstschule zu Plauen entworfene Buch wurde dem hiesigen König!. Hos- buchbinder Richard Oesterreich (Moritzstraßes zur Aus führung übergeben, und daß dieser sich der Eyre dieies Auftrages voll bewußt war, davon legt die jetzt vollendete Arbeit beredtes Zeugnis ab. Die zur Einzeichniing von Fürstlichkeiten und hervorragenden Personen bestimmten Blätter sind leingeleitet durch eine kurze Widmung von Professor Schauers in reinstes marmoriertes Kalblcder eingebunden. Der Deckel ist durch eine in ernsten Formen gehaltene Kante geschmückt, die goldenen Ecken mit Türkffen versehen und das i» Emaille ausgeseilte Wappen der Stadt Plauen ist von goldenen Lettern umgeben, die den Titel darsiellen. Der Goldschnitt des Buches ist in der Art des Ledcrickniltes gepunzt. Das in ruhiger, vornehmer Eleganz anscie'mbrte Buch, das auf kurze Zeit in der K unsl- Handlung Ernst Arnold ausge stc l l t ist, reoräseutiett in sick ein Meisterwerk dcr deutschen Buchbinderkunst und des Kunschandwerkes.
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