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Briefkasten. Etne von vielen Unglücklich« n. (20 Psg). »Al< Tochter eine« 27jährigen Abonnenten wende ich mich in meiner Not um Rat an L>ie. Ich bin seit 13 Jahren verheiratet und als wir uns kennen lernten, war mein Mann ein ossener. gerader Charakter, so daß ich vertrauensvoll der Zukunst entgegen- iah. und die ersten sechs Jahre unserer Verheiratung waren auch io glücklich, daß ich keine Sorge kennen lernte. Mein Mann arbeitete ui einer Eisengietzerei, ich verdiente durch Näharbeiten neben der Versorgung der Kinder und der Wirtschaft, irden Lohn tag wurde zur Mete zurückgelegt und ivaS notig war anaeschaift. Waren Steuern fällig, so war das Geld da. und nebenbei füllte Hunderten anaesammelt hatten. Lustschlösser wurden gebaut, aber alle« für die Kinder, an diese sollte cs gewandt werden, sie sollten etwas Tüchtiges lernen! Wie flog da die Arbeit! Vormittags freuten wir uns aus den Mittag, dann auf den Abend, wenn der Papa kam, und an Sonn- und Feiertage», wie waren wir da zufrieden und reich ! Dann kam das Unglück! Mein Mann wechselte infolge einer Plänkelei mit dem Wcrlsührer die Stellung und arbeitet seit dem in Zigaretten- und Kartonnagenfabrikeu. Anfangs schien cs. als würde eS noch besser, der Verdienst war noch ui» einige Mark höher, und auch an meinem Manne merkte ich keine Veränderung, nur daß ihn, daS Zusnmmenailieiten mit weibliche» Personen und der zwischen betde» Geschlechter» herrschende Umgnngöton und Verkehr nicht gefiel. Damals ahnte ich »och nicht, welches Schicksal mir bevorstand. Es ging aber nur zu schnell. Von Sparen war bald keine Rede mehr, nirgends langte es mehr, kam die Miete, so mußte daS Geld dazu von der Sparkasse geholt werden, waren Steuern fällig oder sonst eine Ausgabe, ebenso, bis der letzte Groschen 'runter war. Für all' mein Bitte» und meine Vorstellungen erntete ich Spott und Hohn; „die Kinder mögen sich auch kümmern, ich habe mir auch selber müssen fort- helsen", das ist alles, was ich zur Antwort bekomme. Ist Sonn tag, so geht mein Mann allein, kommt mit durchschwikte» Kleiden, nach Mitternacht vom Tanzsnal heim, oder gar erst Montags gleich von der Fabrik. Wie oft in der Woche abends erwarte» wir den Vater vergebens am Tisch! Ich sitze und arbeite a» meiner Nähmaschine, daß ich oft nicht weiß am Abend, waö sür Wetter am Tage gewesen, um nur die nötigen Kleidungsstücke und das Schulgeld sür die Kinder aufzubringen, und wie oft schon, wenn ich glaubte, etwas anschasscn zu können, kam der AuSpsänder für die Steuern und ich mußte die paar mühsam ersparten Mark hin geben. Ich schreie es in die Welt hinaus in niemer Verzweiflung, und mit mir gewiß zahllose von SchicksalSgenossinnen. Wie oft schon bin ich mit meinen Kindern dnngrig zu Bett gegangen, wenn wir Sonnabends vergebens ans meines Mannes Heimkehr gewartet, so auch letzten Sonnabend, der daS Maß meiner Ver zweiflung volljsemacht hat. Ich wartete von Stunde zu Stunde, hatte meine Kinder hungrig zu Bett gebracht und wandcrte ruhe los unihcr, weiß ich doch, was sür ein Brocke» für uns bleibt, wenn mein Mann mit deni Wvchenlobn in der Tasche in einer Gesellschaft znbringt, die ein verheirateter Plan» und Familien vater unter allen Umständen meiden müßte. Mir zerriß cö das Herz, wen» ich meine Kinder ansah und jener glückliche» Tage gedachte, wo ich sie frisch und rotwangig des Sonnabends in ihre Kettchen brachte. Wie oft haben wir da Hand in Hand da- gesinnden und uns unseres Glückes gefreut und jetzt — diese blassen, welken Gesichter! Mein erster Gedanke war, meine Kinder in die Arme zu nehmen und zum Fenster 'runter, doch ich war wie erstarrt, ich habe Alles ertrage», die Zähne zu- sammengebissen, damit kein böses Wort in Gegenwart der Kinder über »reine Lippe» kam. nur um den Kindern nichts merken zu lassen und ihnen das Betragen ihres Vaters zu verheimlichen. Ich habe vor meinem Manne aus den Kniee» gelegen und ihn angefleht, sich zu mäßigen, wenn er angetrunken heimkam und in die gemeinsten Schimpfworte und Roheiten ansbrnch. Was ist doch das Wasser für eine Versuchen» für Unglückliche! „Komm, komm!" murmelten die Wellen, als ich heute über die Elbbrücke ging, „hier ist Friede!" Glauben Sie nicht, daß ich ein Mittel unversucht gelassen, meinen Mann wieder ans bessere Wege zn bringen, aber es war Alles umsonst. Was soll aus meinen Kindern werden! Bitte, raten Sie, helfen Sie!" —Raten? Ja! Helfen steht leider nicht in melnerMacht. Vor allem gilt es, der Verzweiflung zu wehren, wie bisher tapfer nuSzuhalten und die Hoffnung nicht ausgeben, daß die Stunde doch noch schlägt, wo Ihr früher so braver Mann zur Besinnung kommt imd, von seinem jetzigen Treiben angeekelt, sich in alter Liebe und Pflichttreue den Seinen wieder zinvendet. Er wäre der Erste nicht, der durch einen schein bar geringfügigen Anlaß zur Umkehr bewogen wird und dann reuevoll vergeblich nach einer Erklärung sucht, wie er so auf Ab wege bat geraten und sein Fanrilienglück mit Füßen treten können. Klammer» Sie sich an das Wort: „Wenn die Not am größten, ist Gottes Hilfe am nächsten!" Es ist doch undenkbar, daß Ihr Mann nicht selbst Stunden haben sollte, in denen er Vergleiche zwischen seinem früheren und seinem jetzigen Leben anstcllt! Geschieht dies, wie ja zwischen den Zellen Ihres nicht vollständig für den Abdruck geeigneten Briefes deutlich zu lesen ist. nun so soll er sich aufrafscn, sich andere Arbeit suchen und damit der Versuchung aus dem Wege gehen, wenn er doch einmal nicht Mann genug ist, Widerstand zu leisten. Vielleicht wäre es das Ratsamste, wenn Sie sich einmal mit dem Psarrer Ihrer Parochie oder mrt dem Vereinsgerstlichen der Innern Mission in Verbin dung setzten. *** Alter Abonnent. l50 Psg.) „Fm Juli d. I. vertauschte ich meine Landvilla gegen ein hiesiges Zinshaus zum Hypothelenstandc. Der Mictcrirag wurde mir mit 2850 Mark angegehen, der tatsächliche Mietertrag aber betrögt nur 2660 Mk., mithin habe ich einen Verlust von 190 Mk. pro Jahr. Aus Vorhalt teilte mir der Vorbesitzcr mit, daß ihm seine jetzt mit 300 Mk. pro Jahr vermietete Wohnung 360 Mk. wert gewesen sei. Die wertere Differenz von 130 Mk. erklärte er damit als abgetan, daß er mir für eine» aus Gefälligkeit nach Abschluß deS Kaufvertrages überlassenen Platz im Hose, bis zur Bejchas- suim eines neuen Lagerplatzes, monatlich 0 Mk. gibt, und den Rest aus den Garten rechnet, der mir schon ohne Nutzbringung pro Jahr 40 Mk. so wie so kostet. Kann ich den Vorbesitzcr für den Mietaussall gegenüber seinen Angaben haftbar machen? Des weiteren hat er mir das Grundstück in tadellosem Zustande verkauft: gleich drei Tage danach kommt der Hausmann, daß di- Scheiben in der einen Wohnung der ersten Etage zufolge verfaulter Wetterschcnkel herausgesallen waren: kurz darauf mutzte die zum Ucberlausen volle Grube geräumt werden, die Rauchniederschläge durch dir Esse, deren Aufbau ihm schon seit Jahren aufgegeben war, mußte ich vornehmen lassen, der Kessel, von ihm als Baugewerken selbst gebaut, fiel ein u. >. s., so daß ich in dem Vierteljahre etwa 300 Mk. an Reparaturen ausgeben mußte. Ist der Mann nach dem Gesetz haftbar zn machen?" — Wenn Sic in der Lage sind, den Beweis dasür zu erbringen, daß Ihnen die Mieterträgnisse des Grundstücks mit 2850 Mk. beziffert worden sind, so können Sie den geschlossenen Tausch- vcrtrag mit Aussicht auf Erfolg anscchlen und, wenn Ihre An fechtung für begründet erachtet wird, verlangen, daß der frühere Zustand wiederhergestellt wird. Weniger günstig erscheinen die Aussichten einer Klage auf Kauf- bezw. Tauschprcisminderung oder gar Schadensersatz wegen Fehlens zugeslcherter Eigen- sämsten. Denn auf Grund einer neuere» Entscheidung des Reichsgerichts wäre es fraglich, ob die Ertragsfähigkcit als eine Eigenschaft des vertauschten Grundstücks anzujehen wäre und ob demgemäß ern Anspruch wegen Fehlens einer zugesicherten Eigen- jchaft begründet erschiene. Was Ihre weitcrgehenden Ansprüche arriairgt, so erscheinen sic, namentlich was das Fenster und den Kessel anlangl, nicht gerade aussichtslos, aber auch nicht beson- dcrs aussichtsvoll: denn wenn das Grundstück sonst in cinn>and. freiem Zustande war, so würde daraus, dak ein Fenster und ein Kessel der Reparatur hedurjtcn und ein Essenaufban wünschens wert und vorteilhaft erschien, kein Anspruch herzulciten sein, selbst wenn ihnen nachweisbar ausdrücklich zugcsichcrt worden wäre, daß das ganze Haus in tadellosein Zustande fei. Die Zusicherung ist zu allgemein, die Mängel sind im Verhältnis zum Ganzen zu gering. »** Nichte E G. W. W Pfg.) „Um mein Wissen zu bereichern, wende ich mich an Dich mit der Bitte, mir oefl. mitzuteilen. wie oft ein großes Dctailgeschäst mit doppelter Buchführung Inventur machen muß. und welches die Strafen sind, die bei Unterlassung der Inventur in Frage kommen?" - Alle Kaufleute großen und mittleren Betriebes, sowie alle Hc-ndclsgesellschaften haben bei Beginn ihres Geschäfts und am Schluß eine» jeden oder auiinahmSweife eine« jeden »weiten Geschäftsjahres über ihr gesamtes Vermögen nebst den Werten der einzelnen Stücke oder Telle ein Verzeichnis aufzustellen. Wer eS unterläßt, ist nicht ohne weiteres strafbar, sondern erst, wenn er in Konkurs gerät und es sich dann zeigt, daß er den'gesetz lichen Vorschriften nicht uachgekommen ist. »»»Alte Abonnentin, <20 Pfg.) „Mein Mann zahlt keine Miete (die muß ick verdienen), keine Stenern und gibt mir auch kein Kostgeld, wenn ich zu Hause bin. z. B, kürzlich Sonn tags 40 Pig, sür den ganze» Tag und, als ich mir für mich und meine Kinder selbst etwas Fleisch kaustc, warf er den Sckmiortvps in die Kokken. Er belegt mich mit de» allerschlechtesten Schimpf namen in Gegenwart meiner Kinder, mißhandelt mich in empören der Weise und hat mich, wofür Zeugen vorhanden, einmal sogar mit dem Messer zu erstechen gedroht und an der Kehle gewürgt. Ob wohl er Schuhmacher ist, »inß ich meine Schuhe auswärts flicken lasse», um sauber vor den Leuten zu gehen. ebenso das Schalt werk der Kinder fertig kaufen. Die Nächte sitzt er in der Stach barschaft am Biertische oder im Branntiveinladen, der i» unserem Hause ist, während die Kinder in meiner Abwesenheit darben und hungern müsse» und infolgedessen körperlich herunterkomme»: auch habe» sie unter seiner schlechten Laune zu leiden und oft Schläge nnverdienterwcise zu erdulde». So habe ich mir vorgeiiomme», von ihm wcgziiziehe». Ich hatte nun mit meinem Man» den Kontrakt beim Wirt unterschrieben. Er weiß aber, daß ich die Miete allein verdiene» muß, ist auch aus mich geschrieben, kann ich da allein kündigen und »nitz der Wirt vierteljährlich annehmcn ? Ferner droht mir mein Mann, daß er in meiner Abwesenheit die Sachen, die ich eingebracht, verkaufen will Wie schütze ich mich da ? Auch meine Außenstände, die per Post eingehen, steckt er selbst ein und ich niuß doch meine Waren davon bezahlen! Wie schütze ich mich da ?" — Wenn Ihr Ehemann Sie körperlich miß handelt und es andauernd unterläßt, sür Sie und die gemein schaftlichen Kinder zn sorgen, so können Sie aus Grund von 8 1568 des Bürgerlichen Gesetzbuchs auf Scheidung klagen. Das dürste wohl nach Lage der Sache das Beste sür Sie sein. Wird die Ehe geschieden, so bleibt die Unterhaltspjlicht Ihres Mannes den Kindern gegenüber unter allen llmiländen bestehen. Wird i,n Scheidungsurteil Ihr Ehemann als der allein schuldige Teil er klärt. dann ist er sogar Ihnen gegenüber zur Gewährung des standesgemäßen Unterhalts, soweit Sie denselben nicht ans dem Ertrage Ihrer Arbeit bestreiten können, verpflichtet. Diese Ver pflichtung zur Unterhaltsgewährung wird sich nun allerdings nicht anders als im Wege der Klage und Zwangsvollstreckung realisieren lasse». Davor brauche» Sic ober nicht znrückznschrecke», da Ihnen ans diesbezüglichen Antrag das Armenrecht »lchcr erteilt werden wir'. so daß Sie nichts zu riskieren haben. Auch die Zwangs vollstreckung ist nicht aussichtslos: denn nach 8 850 der Zivil prozeßordnung ist wegen der den Verwandten und dem Ehegatten oder deni früheren Ehegatten für die Zeit »ach Erhebung der Klage zu entrichtenden UnterhaltSbeiträge die Pfändung des Ar- beits- und Dienstlohnes unbeschränkt zulässig. Sollte Ihr Ehe mann arbeitsscheu werden, so müssen Sie nötigenfalls daraus be dacht sein, daß er in einer ArlieitSanstnlt nntergebracht würde Sind Sie nicht gewillt, sich scheiden zu lassen, jo gibt Ihnen das Verhalten Ihres Mannes wenigstens das Recht, von ihm getrennt zu leben. Damit Sie aber nicht doppelt Miete bezahle» müssen, wird eSFch empfehlen, daß Sie sich mit dem Hauswirt einigen, daß er Sie mit Rücksicht aus die liesonderen Verhältnisse vorzeitig aus dem Mietverträge entläßt. Läßt er sich dazu nicht bereit finden, dann müßten Sie sür Ihren Teil sür den nächsten nach dem Mietverträge zulässigen Termin kündigen Welche Kün digungsfrist einzuhaltcn ist und für welchen Zeitpunkt die Kün digung zulässig ist, wird sich ans Ihrem Mietkontrakt ergebe» Dagegen, daß Ihnen Ihr Mann eines Tages Ihre eingebrachlc» Sachen verkauft, gibt es leider keinen Schutz Dagegen, daß er die per Post an Sie eingehenden Gelder kassiert und verbraucht, können Sie sich dadurch schützen, daß Sie aus dem Postamt An weisung geben, daß die Auszahlung nur an Sie persönlich erfolgen darf. *** Treuer Leser in P, „Sind die von mir bez. meinen Firmen für mich früher in Sachsen gezahlten Beiträge zur Alters- und Invaliditäts-Versicherung verloren oder habe ich noch irgendwelchen Anspruch an dieselben, event. wenn ich wieder nach Deutschland zurnckkehre? Hat es einen W:rt, wenn ich mir die letzte Versicherungskarte von der dortigen Ortskrankenkasse, welche sic wohl seit 5 Jahren noch aufbewahrt, schicken lasse ?" — Sic waren allerdings berechtigt, die Versicherung freiwillig sortznsctzcn <8 145 des Gesetzes), ober jetzt ist dies, weil der Anspruch verfallen, nicht mehr möglich. Ein Anspruch aus Beitragscrslattung bestand nicht: die Karte Hut für Sie keinen Wert mehr. *** M., Dresden. s20 Psg.s „Unsere Tochter, 8 Jahre alt, laboriert seit ungefähr 5 Jharen an einem Leiden, welches nach vvrangegangenem größten Wohlbefinden plötzlich folgender maßen austritt. Entweder mitten in der Nacht oder auch in einer Schulstunde bekommt das Kind aus einmal Flimmern vor den Augen, so daß es nichts mehr sehen kann. Gleich daraus stellt sich einseitiger rasender Kopfschmerz mit stundenlangem Schleim- brechen ein. Nachdem dies endlich vorüber, schlaft das Kind drei Stunden lang so fest und ties, daß es kein Geräusch zn stören vermag. Daraus erwacht es regelmäßig mit riesigem Appetit. Ist das Unwohlsein gegen Morgen aufgetreten, jo g ht sic nachmittags sidel und guter Laune zur Schule. Sage mir Du. lieber Onkel, wird denn das Uebel sich nicht einmal wen den? Du weißt doch immer guten Rat und kannst vielleicht mit ein paar Worten uns beisen. — Die Patientin leidet an ausgeprägter Migräne, wogegen sich aber zunächst nicht viel mehr tun lassen wird, als ans gute Ernährung, aus guten Schlaf, und zivar in einem geräumigen, gut gelüsteten Zimmer, und auf -Schonung der Kräfte zu sehen. Weiter ist zu empfehlen: Darreichung eines Eisenprävarates, Regelung des Stuhles,-leichte Zimmcrgymnastik. Im Sommer empfiehlt sich ein mehrwöchentlicher Aufenthalt -aus einer Nord- seeinsel (Kaiserin Friedrich-Hospiz in Norderney!. Ratsam wäre wohl, vor dem Anfälle Chinin oder ein Scstizylprävarat zu geben, doch da ein solcher zu schnell austritt und daher nicht vorauszujehen ist, so dürfte sich eine solche Behandlung als un möglich erweisen. *** P. -B. 150 Pfg.s „Ich habe jahrelang rn Südamerika gelebt und bin der portugiesischen Sprache mächtig. Es wäre mir nun lieb, wenn ich erfahren könnte, ob hier in 'Deutsch land Aussicht vorhanden wäre, das Portugiesische zu verwerte», vielleicht durch Ucbersetzen sür Konsulate oder durch das Ucber- setzen von Geschäftspavieren für Exporthäuser und dergleichen. Würde sich nicht in einer Hafenstadt wie Hamburg oder Bremen günstige Gelegcnlxit dazu bieten ? Wäre es am Ende auch mög lich, durch das portugiesische und das brasilianische Konsulat in Dresden Arbeit zu bekommen?" — In T-rcsden dürste sich schwerlich Gelegenheit zur finanziellen Ausnutzung portugie sischer Sprachkenntnisse bieten, zumal von seiten des Konsulats keine Beschäftigung in Aussicht gestellt werden kann. Weit eher natürlich in Hamburg oder Bremen, doch ist vorherige Anfrage beim dortigen Generalkonsulat bez. Konsulat wegen eventuell schon vorlmndener Konkurrenz dringend zu empfehle». *** A. Z. (50 Pfg.) „Bitte um Beantwortung »cichstehendZ- Fiagen: 1. Ist es richtig, daß in Sachse» die Erhebung der Erbr schastsstcuer prozentual in verschiedenen Abslnfniigeii besteht, d. b, ie nach dem Verwandtschaftsgrad des Erhen zum Erblasser? 2. Erbe zwischen Ehegatten, und Erbe der Kinder von Eltern, bleiben stenersrei? 3. Wie würde der Prozentsatz der Steuer sei», wenn ich Erbe eines VermächtiiisscS von meinem Bruder bin ? 4. Wie würde der Prozentsatz der Steuer sein, wenn ich Erbe eines Vermächtnisses von nieincm Schivager «Gatte ,»einer ver storbenen Schwester) bin?" — l »nd 2,: Ja! 3, Zwei vom Hundert. 4. Regelmäßig acht vom Hundert; nähere Ausliinft hierüber erhalten Sie hei der Erbschaflssteiicrverivallung deS dortigen König!. AnitsgerichtS. *** Langjähriger Leser. (30 Pfg.) „Bitte beiliegen des Kranken-, Unfall- :c. Kasscnstatiit zn müsen und mir mit- zisteilc», ob betreffende aut und lebensfähig ist: und ob mit der Bezeichnung Eingeschriebene HilfSkaffe" eine gewisse Garantie ver bnnden ist." — Eine Prüsung des Kassenftattits geht doch weil über die Ausgabe binans, der der Briefkasten dient Weder die Bezeichnung: „Eingeschriebene Hilfskasse", »och die Bescheinigung der Behörde über die Eintragnag der Kasse ist eine Sicherheit dafür, daß die Kasse leistnugssähig wird und bleibt. Die Beiträge sind niedrig, die Leistungen groß, und es wäre somit nicht gerat,, verwunderlich, wenn die Kasse das Schicksal vieler Vorgängerinnen teile» müßte. *** O. R. Antwort: Nach Ihrer Schilderung dürfte ein Zulammcichang der in Rede sichenden Geschwülste mit der von Ihnen angenommenen Urlachc ausgeschlossen sein. Eine solch« Kiankheit entwickelt sich vielmehr ohne nachweisbare Veran lassung. ES bilden sich Fettgcschwulstc im Unterhautzellgewebc, meist von rundlicher oder gelappter Farm. Sie sind unschuldige, Natur und gehen keine Umwandlung in Geschwülste ernsterer Art ein. Auch beschränken sic sich nur aus das Hautgebict und ergreifen keine edle» innere,, Teile. Diie Krankheit tritt nicht zu selten auf. Sie belästigt gewöhnlich nur dann, wenn die Ge- Ichwülste Druck auszuholten haben, wie z. B. aus der Schulte, oder wenn sie die Beioeaung hemmen, wie an den Gelenken Allerdings scheinen Sie von dein Leide» etwas stärker befallen zu sein, als cs in der Regel austritt. Die Krankheit wird nun wohl ihren Höhepunkt erreicht haben. Wenn die Geschwülste durch die Kleidung verdeckt bleiben und wie gewöhnlich nicht schmerzen, so würde ich nichts Weiler dagegen tun Operativ entfernen lassen würde man nur dann eine Geschwulst, wenn sie Beschwerden verursacht oder zu groß wird. *** Eine alte Abonnentin. l2<> Psg > „Heute möchte ich mich über die Rabattgewährung an Bereinsmitgticdcr bc- schweren! vom»,,-» da zwei Käufer m hiesig« große und kleinere Gcichäste und kaufen Waren ei». Da der Verkäufer den Leuten nicht ansehen kann, ob Bereitster oder nicht, jo verlangt er den festgesetzten Preis. An der Kasse erhält das Vercinsmitglied seinen Rabatt, der andere Käufer muß aber voll bezahlen, also de» den Erstercn gewährten Nutze» tragen. Dies ist doch eine schreiende Ungerechtigkeit! Ich habe nun seil 25 Jahren in einem altrenommierten Geschäft meine Bedürfnisse, und zwar stets per Kasse, gekauft, ober niemals ist vom Rabattgeben etwas zu sehen gewesen, höchstens erhielt man ein Täfelchen Schokolade. Und auch diese ist bei den letzten Warensendungen, die ich mir ins Haus schicken lassen muhte, ausgeblieben. Tic Schokolade ärgert mich ja nicht, denn diese kann ich mir selbst noch leisten: aber daß auch dieses Geschäft Vereinsmitglieder bevorzugt, wie ich jetzt erfahren, läßt in mir den Gedanken auikommen, meine Bedüri- nisse anderweit, wo dies nicht der Fall ist. zu decken! Ties« Ge schäfte sollten sich doch sagen: Was dem einen recht, ist dem anderen billig!" -- Sie stimmen da eine Melodie an, die schon längst nicht mehr neu ist. Die Gepflogenheit zahlreicher Ge schälte, den Mitgliedern bestimmter Vereine Rabatt zu ge währen, ist schon so oft Gegenstand von Klagen und Beschwerden scitcns solcher Kunden gewesen, die keinem Vereine ongehären und daher keinen Rabatt genießen, daß es Wasser in die Elbe tragen hieß, da noch langatmige Betrachtungen über das „Für" und ,,Wider" des Rabattwesens oder -Unwesens anzu- stellen. Es ist am besten, jedem es selbst zu überlassen, ob er in einem Geschäft, das mit zweierlei Matz mißt, kaufen will oder nicht. *** Abonnen t „Nach dem neuen Gesetz, Grundbuchfoide rung betr., ist jede Eintragung im Grundbuch dem Antragsteller dem eingetragenen Eigentümer und allen, deren Rechte durch die Eintragung berührt werde», mitzuteileii, Bitte um Auskunft, wie das Rechtsverhältnis nach dem Gesetz von >900 gewesen ist." - Nach 8 l92 der Sächsischen Gerichtsordnung vom 9, Januar 1865 hatte die Hypothekenbchvrde von jeder Eintragung demjenigen Mitteilung zu machen, der dabei insofern beteiligt war, als gegen ihn ein Reckt erlangt oder ein ihm znstchendes Recht auf gehoben. geändert oder aus einen anderen übertragen wurde. Die MUteilung konnte unterbleiben, wenn der Beteiligte darauf ver sichtet hatte. *** Zwei Streit köpfe. „Behufs Schlichtung eines Streites bitten wir Dich »m Auskunft, wer Nena Sahib war und ob der Name nur ein Pseudonym ist." — Von einem „Pseu donym" kann gar keine Rede sein, denn Nena Sahib war eben Nena Sahib. Führer des vstindischen Aufstandes 1857. Er war 1825 geboren als Sohn eines Brahmnnen im Dekhan und späterer Adoptivsohn von Baschi-Rao, dem letzten Peischwa der Marathen, nach dessen Tode Nena Sahib mit seinen Erbansprüchen von den Engländern abgewiesen wurde, aus dem Prozeß aber noch so viel von seinem Vermögen rettete, um in seiner Residenz Bithur wie ein Fürst leben zu können. Nach dem Ausbruch der indischen RebKlion i857 übernahm Nena Sahib den Oberbefehl über die aufständischen Sipoy-Soldate» von Khanpnr und verübte hier beispiellose Grausamkeiten gegen alle Europäer, selbst Frauen und Kinder nicht verschonend. Nach Niederwerfung des Ausstandes wurde Nena Sahib nach Nepal znrückgeworsen, wo er gestorben sein soll. *** G, W. in Rapallo. l95 Pfg.j, „Wiederum muh ich Ihre Güte in Anspruch nehmen, und Sic bitten, mir über folgenden Casus Auskunft zn erteilen: Als König Victor Emanuel III. vor kurzem in Genua zu Besuch war. haben die dortigen ansässigen Deutschen italienische Flaggen zur Dekora tion ausgehängt. Mil zwei hiesigen, mir lehr befreundeten Aerzten entspann sich folgende Streitfrage: Der eine italienische Arzt behauptet, die dort ansässigen deutschen Geschäftsleute hätten mit deutschen Fahnen dekorieren müssen. Die Genueser sind etwas beleidigt, daß nur eine deutsch« Fahne, die des Deutschen Konsulats in Äiazza Jonte Marosa, ausgehangen war. Das sei die einzige gewesen. (Der „Seccolo XIX?" behauptet das nämlich.) Meine Ansicht und die des hiesigen Gcmeindearztcs ist folgende: Da der König von Italien zu Besuch in Genua war, mutzten die Deutschen mit itolicniichcn Flaggen dekorieren. Wäre z. B. der Deutsche Kaiser zu Besuch gekommen, so hätte mau die deutsche und italienische 'Fahne gekreuzt aushängen müssen. Aber niemals die deutsche allein. Unsere Compatriotev haben meiner Ansicht nach auch so gehandelt, und infolgedessen sind natürlich die Dekorationen nicht >o ins Auge gefallen. Das deutsche Konsulat konnte doch aber niemals die italienische 'Flagge allein aushängen, wohl aber die deutsche und italienische zu gleicher Zeit, nms unterlassen wurde. Wer hat bitte nun Reck» von uns Strcitköpsen? Bekanntlich hängt jedes Schiss, gleich welcher Nation, wenn es in einem italienischen Hofen vor Anker geht, die italienische Flagge aus und am Mast die seiner Nationalität. 'Der italienische Arzt gibt das zu, sagt aber, cs sei damit kein Vergleich zu ziehen." — Die Konsulate hissen bei allen offiziellen Anlässe» die Fahne des Staates, den sie ver- treten, und kennen offiziell nur eine solche. Ausländische Privat- oder Kaiifleute werden wohl meistens die Fahne des Landes, in dem sie sich befinden und das ihnen eine zweite Heimat geworden ist, bissen, oder aber die Fahnen beider Länder: selten wohl nur die Fahne des Heimatlandes allein, was oft etwas Auffälliges an sich hat und nickt immer angedrockt ist. Wenn z. B. der Deulscke Kaiser nach Genua kommt, so wird man dort wohl mehr deutsche Fahnen sehen: die italienischen Behörden selbst würden wohl Paläste, Ehrenworten usw. mit italienischen und dculichen Fäbncn schmücken: wenn aber der König von Italien »ach Genua kommt, so liegt für die dort wohnenden Ausländer kein Grund vor, ihre Nationalität besonders zu. betonen, und eS erscheint nickt reckt glaubhaft, daß die Genueser durch dos Fehlen sreinder Flaggen in Vielem Falle beleidigt sein könnten *** Langjährige Leserin. >20 Pfg.) Antwort: Ich würde an Ihrer Stelle die Sache noch eine Weile geben lassen und abwarten, ob sich der Schließmuskel kräftigt, etwaige kleine Lücken vernarben und Hali eintriit. Wenn Sie aber auch dann noch zn klagen haben, so müßten Sie sich doch noch einmal an einen Operateur wenden. Ein leider verstorbener Dresdner Arzt hat solche Fälle in Menge operiert und alle mit sofortigem Enolae. *** Treuer Abonnent. s40 Pfg.) „Ich komme auch einmal mit einer dringende» Bitte. Es bandelt sich um die Deklaration zur Einkommensteuer, bezüglich deren ich wissen möchte, ob es erlaubt ist, den Betrag i-500 Mk,), den ich alljähr lich inr eine kranke, 20 Jahre alle Tochter, die sich wegen ihrer' gebrechlichen Zustandes in einer Anstalt aushallen muß, von: Einkommen aozuzieheu? Mein Einkommen beträgt etwa 3250 Mail." — Zn den bei der Berechnung des steuerpflichtigen Einkommens abznzieheiideii Ausgaben sind gemäß 8 >5, Ziffer 4, linier Iss. nicht zu rechnen: die Koste!' des Unterhalts des Bei ticigspflichttgcn »»a seiner non ihm zu iiiilerhallcnden Ange hörigen lWobniing. Kleide». Nahrung, Bedienung, Unterricht der Kinder »sw ) unichiießlich des AuNvands für Vergnügungen. Demnach ist der begehrte Abzug sür de» AitstaltSuntcrbalt Ihrer Tocktcr an sich n > cv t stammst Es steht Ihnen aber dessen- ungeachtet frei, in Ihrer Einkominenserklärung lDeklarattoist eine Rücksichtnahme bei der Sleucrbemcssuna zu erbitten, falls besondere die Sicncrsäbigkeit wesentlich vermindernde wirtschaftliche Verhältnisse bei Ihnen tatsächlich voriiegcn sollten. " H a » d i ch r i i t e n b e u r t e l l » n g. Nickte Selma . P,g.). Die rinn, lnnncworstnc Sännst verrat lebhaftes Tenweramem, nnd der Umstand, daß die Buchstaben oben offen erscheinen, läßt aus Frei- irMisteil lind starke Nittcilmmlcll'ckllesien, — Nickte Frieda (Sb Vss,,). Die cüigrmndlc männliche Lcmdschnsi gib! ,u irgend weichem ungünstigen littest keine Veranlassung, namenilich erscheint da» von Dir in di« Offen heit des Schreibers gesetzt« Mhlrauen vollständig unberechtigt. Er mg« Dresdner? Nachrichten. LLL. Sette 3. >M» Montag. Ltt. November 1VVS