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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.10.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051012018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905101201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905101201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-12
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.10.1905
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Staates und dle kommunale Sozialpolitik. Diese- P beschlossen, den ^ Grundlagen de form de- , ^ .. Programm «Se angenommen und beschlossen, den sozialen Ausbildungs- kursus am W. April 1906 -eainnen in lassen. An dem Kur»,» werden Arbeiter an» de» verschiedensten Gegenden Deutschlands teunehme«. — Die prlv. Scheibenschübengesellschaft er öffnet« gestern nachmittag Uhr die Reitze ihrer dieswinter- lichen sesnichen Veranstaltungen im oberen Saale des König!. Belvedere mit dem üblichen Herrrndiner. Der Saal war mit der Gesellschastssatznt und Schützen-Emblemen reich geschmückt. Au» einer Blattpslanzen-Gruppe erhob sich wirkungsvoll die Büste Sr. Majestät des Königs. Unter den Ehrengästen ge nährte man neben dem König!. Kommissar Herrn Kammerherrn v. Gtammer Se. Erzellenz Herrn Stadtkommandanten General leutnant v. Schlvclnitz. ferner die Herren Polizeipräsident Koettia, Stadtrat Dr. May, Polizeibauvtmann Klahre, Platz- majotMaior Heinicke.StadtratWeiganot als Vertreter oerVogen- schübengilbe, Stadtverordnete Mötzrilm. Laube und Glöß. Die trefflich ausgestattete Tafel, in deren Verlauf die Schützenkapelle ein sehr gewähltes Programm bot, wurde durch zahlreiche Trink- sprüch« srok belobt, deren erster vom Vorstand der Gesellschaft. Herrn Stadtrat Bo rack, ans S«. Majestät den König und da» königliche HauS auSgevracht wurde. Redner führte in be redten Worten auS, wie König Friedrich August überall, in der Residenz wie in der Provinz, die Liebe des Volkes ent- Menschlägt.Auch im Kreise der Scheibenschützen, deren langjähriges Mitglied der König sei, begegne chm nur Liebe und Vertrauen. ,Äir wünschen ihm und dem königlichen Hause auch im neuen Schützenjahre Gesundheit und Zufriedenheit!' Begeistert stimmte man in die ein, Hochrufe, die diesen 'Schlußworten folgten und die Kapelle spielte die Nationalhymne. Hm direkten An schiub an die Huldigung für den König erhob sich der Königliche Kommissar, Herr Kammerherr v. Stimmer, und dankte für di« outen Wünsche und das Gelöbnis der Treue und Ergeben heit für Se. Majestät und das königliche Haus i», allgemeinen, hlergel und leerte sein Glas aus das Wohlergehen und lange Fort bestehen der Schcibcilschiitzenaesellsihaft. — Hiernach pries Herr Konigl. Hoflieferant v. Böhme in längerer Rede den dieS- hützenköni seine große ig. Herrn Kominissionsrat Böhr, sein Schirhfertigkeit und Freigebigkeit hervorhebcnd. Die crstere habe chm als jungem Mitaliede die Königswürde eingebracht, und die lHtere habe eine Ehrcnscherbe geschaffen und eine an- sehnliche Stiftung, deren Zinsen an tüchtige Schützen verteilt werden sollen. Unter großem Jubel stimmte man in das Hoch aus die Familie Bähr ei». — In humoristischer Rede stattete Schutzen <—c .- ----- ^ e den S Herren Baumeister Rickol und Rest mann, die bei ihren Meisterschicßen 181 bezw. 175 Ringe erzielt haben, toastete Herr Schützenmcisler Königlicher Büchsenmacher Wünsche. Schlagfertig replizierte Herr Rickol mit einem freudigen Hoch auf den Schießausschuh. — An Stelle des durch Krankheit behinderten Herrn Stadtrats Dr. Lehmann sprach Herr Dekorationsmaler Obermeister Reißmann »nd trank ans daS Wohl der Militär-, Staats- >md Stadtbehörden. Für diese Ehrung dankte zunächst Herr Stadtkommandant Generalleutnant v. Schweinitz und weihte sein Glas der Liebe, dem Ernst, Eiter und Geschick, mit denen die Herren Schcibcnschützen ihres Amtes walten. — In mit großem Beifall anfaenommencr, geist- und gedankenreicher Rede dankte Herr Polizeipräsident Koettig, die Gesinnung schildernd, die die Scheibenschützenkreisc belebt. Die Haupt- fache sei eine berechtigte Propaganda. Die Schützen sollten kämpfen, wirken und werben und allezeit Träger vaterländischer und monarchischer Gesinnung sein und bleiben. — Als sich der diesen Worten folgende Beifallssturm gelegt hote, sprach Herr Stadtrat D r. M a y im Namen von Rat »nd Stadtverordneten. Redner führte des Längeren ans, wie die Scheibcnjchützcngilde mit der Stadlbehörde stets in schönster Eintracht gegangen sei und weihte sein Glas auf Vorstand und Gilde. - Auf die neuen Mitglieder, Gäste und die Presse wußte das Vorstands mitglied, Herr Rothe, höchst ehrende Worte zu sagen, die auS der Mitte der Gefeierten erwidert wurden. — In von großem Beifall unterbrochenen Worten feierte, pointereich, Herr Stadt- rat W e i ga n d t die aufrichtige Kameradschaft zwischen Bagcn- —«-L.--.—"gjied oiing . . . .... , Carl Mar stabt auftrat und über „diversen Blödsinn" und anderes mehr Iprach. — Zum Schluß wurde mitacteilt, daß Meister- schastSorden erhielten: die Herren Vorstandsmitglied Rothe auf Standscheibe, Herr Baumeister Rickol auf Feldscheibe und Herr Magnetiseur Straube auf Pistolenscheibe: ferner wurden an 28 Schützen die sogenannte» Spezicsmünzen verteilt. Gegen Schluß dankte Herr Stadtrat Bo rack, nachdem er ein Tele- atamm des Herrn Stadtrats Dr. Lehmann verlesen hatte, allen, die treu zur Gilde stehen und ihre Ziele fördern, und weihte unterJirößtem Beifall sein Glas den Behörden. — Der Vorsteher ^miedcberg, Herr Krönert, brachte . der dortigen Gilde dar. Dann fand ihrem offiziellen Teile gegen 8 Uhr ihren Schluß. .— .Zum weitaus größten Teile vom Baugerüst befreit, Präsentiert sich jetzt die aus dem Räcknitzer Tonberge zur Er richtung gekommene B i s m a r ck - S ä u l e den Blicken der Beschauer. Die Wahl des Standortes in unmittelbarer Nähe der als Aussichtspunkt wegen ihres entzückenden Rundblickes über die Stadt, das Elbtal, sowie die anliegenden Höl^n und weiterbin nach der Sächsischen Schweiz sehr geschätzten „Franzens-tzöhe" ist an sich schon eine höchst glückliche. Hinzu tntt noch di« wuchtige Art der Ausführung des Bauwerkes nach dem Entwürfe deS Professors W. KreiS, der aus dem seinerzeit ausgeschriebenen Preisbewerbe als Sieger hervor- gegangen war. Der aus Sandstein gesügte Säulenausbau ruht auf einem gegen 3 Meter hohen Manerwerk, das die Wirkung »och beträchtlich steigert und einen freieren Neberblick über die Stadt zuläßt. Die Oberleitung des Baues hatte der Erbauer deS neuen Rathauses, Herr Stadtbourat Bräter, übernommen Tiefbauamtes mit der Herstellung einer Erda uff üllnng rings um den Bismarck-Säulen-Bau vorgegangen werden. Diese An lage ist jedoch nur eine interimistische. Späterhin ist eine Ausgestaltung des so geschaffenen PloteauS in größerem Um fange geplant, auf dem ein Eichen-Hain zur Anpflanzung kom men soll. Eine entsprechende Abänderung der bereit» cnifge» stellten Bebauungs-Pläne oon Altstadt-Süd und Zschertnitz in der Umgebung der Säule ist aus diesem Grunde schon zur Aus führung gelangt. Zunächst wird zu dem oben angegebenen Zeit punkte auch sie Inangriffnahme einer ZugangSstraße er folgen. — Zur Beförderung der ein berufenen Re krut e n waren gestern noch einige Sondcrzüge nötig »nd zwar traf vormittags gegen -'Fll Uhr ein Sondenua von Leipzig- Riesa auf hiesigem Neustädter Personenbahnhöfe und nach mittags kurz vor 2 Uhr ein gleicher Zug von Chemnitz auf dem Hauptbabnhofe ein. Ein dritter Zng wurde von Chemnitz nach Leipzig benötigt. — Der Direktor der Winter-Tymian-Sänger-Gesellfchast, Herr Emil Winter-Tymian, feierte am Dienstag abend sein 2kjährigeS Künstler- und lOjährmes Direktor- und GeschäftS-Iubiläum durch ein Festkonzert im völlig qusverkauften großen Gewerbehaussaale. Die Kapelle des 177. Jnsanterie-Regiments führte unter Leitung des Königs Musikdirektors Herrn Röpenack den orchestralen Teil des Konzertes in vorzüglicher Weise aus: u. a. gelangte ein vom Kapellmeister der Wurter-Tymian-Gesellschast, Herrn Fritz Munkel. komponierter, Herrn Direktor Winter gewidmeter JubiläumS-Festmarsch »um Bortrag. Die beliebte Herren- ab unter allseitigem großen Beifall ihr Bestes sowohl eidiae Tvm> ^ „ deS Konzertes bildete die von dem , irkungSvolle Posse ^Auch eine klein« Garnis »ngen wurden zwei Lieder von Emil Neumann „Koppen» "4tI- Jubilar verfaßte aison". Tadellos und hes Tanzlied". Nemnann selbst, der Nestor und Begründer der Leipziger Quartett- »nd Couplet- Sä»ger-Gesellschaft. der als unübertrefflicher „Blienichen-Dar- steiler" bei den älteren Dresdnern noch in guter Eriiuieruug steht, war nach langjähriger Abwesenheit von Dresden zu Ehren seines Freundes Wuiter-Tymian von Berlin gekommen und trat als „Bliemchcn" aus; er entzückte in dieser durch ihn topisch gewor denen Figur als nahezu Siebzigjähriger daS Publikum gerade noch so. wie vor Jahrzehnten. Den Mittelpunkt der schlichen Veranstaltung bildete natürlich der Jubilar, der bei jedem Auf treten gefeiert und durch Ueberreichung zahlreicher Lorbeer- kränze, Älumenspenden und anderer kostbarer Gaben geehrt wurde. Zwei kleine Mädchen brachten unter einer poetischen Ansprache einen silbernen Lorbecrkranz. Herr Freycr übergab namens der Mitglieder der Sänaer-Gcjellschast dem Herrn Direktor einen kostbaren Maiolikavlumenstäudcr, der Lokal verband Dresdner Artisten sandte einen Lorbcerkranz mit dem Wunsche, daß Gott den Jubilar noch viele Jahre in Gesundheit erhalte, damit er die Menschheit weiter mit seinem köstlichen Humor beglücken und erfreuen könne. Herr Direktor Winter- Tymian mußte wiederholt seinen Dank für die ihm gewordenen reichen Ehrungen aussprechen, besonders zeichnete er seinen alten Freund Neumann aus. der für ihn und sein künstlerisches Wirken vorbildlich gewesen sei. Es ivar ein Etzrcii.ibeiid sür Herrn Direktor Wintcr-Tomian, wie er ihn wohl selbst nicht erwartet hatte, «in Beweis dafür, welcher Beliebtheit er sich mit seiner vortrefflichen Herrcn-Gescllschoft in den Musik und Humor liebenden Kreisen Dresdens, ja ganz Sachsens und darüber hinaus, erfreut. — Bereinsnachrichten. Der Bezirks» und Bürgerverein Dresden -Friedrich st adt hält morgen im Mittelsaale des „Keglerheiins" seinen ersten Vor tragsabend im Winterhalbjahre ab, in welchem Herr Lehrer Hermann Müller über seine Wanderung in Neapel, Pompeji, Wintervergnügungen mit einem Jubcl-Trubelsest L I» Münchener Oktoberfcst. — Der von der Frauenortsgrnppe Dresden des Allge meinen Deutschen Schulvereins heute und morgen im Gewcrbchause veranstaltete Wohltätigkeits-Basar wird an jedeni dieser Tage mittags 12 Uhr eröffnet und abends 9 Uhr geschlossen. Bon 4 Uhr an finden aller zwei Stunden Matrosinnen- und Winzerinneutänze statt. — Im Verein für Gesundheitspflege spricht morgen abend 81,4 Uhr Frl. Hammachcr über „Das reiche Arbeitsfeld der Frau in der Naturheilmethode". Frauen und jungen Mädchen, für welche der Vortrag bestimmt, ist der Be such sehr zu empfehlen, liegt doch die häusliche Gesundheits- und Krankenpflege zumeist in den Händen der Frau. Ter Vortrag findet in Hammers Hotel, Augsburger Straße, statt. — Morgen begeht Herr König!. Hoffriseur Ludwig Weymuth, Hauptstraße, Hotel „Kronprinz", sein 25jährigcs Geschäflsjnbilänm. — Obcrkriegsgericht. Der 1878 zu Großenhain ge borene. wiederholt und erheblich vorbestrafte Stallschweizer und vormalige Soldat deö 178. Jnsanterie-Regiments in Kamen; Emil Arthur Alfred MoscS bat im Sommer 1992 seinen Kompagniechef um Urlaub, um seine kranke Platter besuchen zu können. Das Gesuch ninßte abgelehnt werden, weil M. selbst mit einer üblen Krankheit behaftet war. Dieser lief darauf eigenmächtig von der Truppe weg nnd begab sich, als ihn seine Mutter nicht anfnahm, nach Verübung mehrerer Einbrnchsdiebstähle in der Lommntzscher Gegend nach der Schweiz. Wegen der Eigcntiiiiisoergehen wurde er jedoch an Deutschland auSgclrefert und dnranshin vom Kriegs gericht z» 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus, 4 Jahren Ebrverlnst und zur Entfernung aus den, Heere verurteilt. Da M. nach Ver büßung der Strafe innerbalb einer bestimmten Frist den deutschen Boden nicht verließ, wurde er abermals festneiivinmen, »m wegen der militärischen Delikte, Fahnenflucht nnd vorsätzlicher Preisgabe oon Dienstgegenständen, abgcurteilt zu werden, dercnthalbcn seinerzeit iirsotgc der Bestimmungen des Auslieserimgsvertragcs eine Bestrafung nicht hatte cintreren können. Das Kriegsgericht der 32. Division hat ihn darauf erneut zu 6 Monaten 5 Tagen Gefängnis verurteilt, die erlittene Untersuchungshaft aber mit 14 Tagen in Anrechnung gebracht. Während sich der Angeklagte dem Urteil sofort unterwarf, legte der Gerichtsberr Berufung ein, lediglich jedoch deshalb, weil die Anrechnung der Untersuchungs haft in zu weitgehendem Maße erfolgt sei. Das Berufungsgericht erachtet das Rechtsmittel sür begründet nnd ändert das Urteil insoiern ab, als von der Strafe nur 1 Woche als durch die Unter suchungshaft verbüßt gilt. — Oberverwaltungsgericht. Das an der Ecke brr Wormser und Tittmanstraße in Vorstadt Striesen gelegene, dem Privatmann Demnih gehörige Grundstück wird von der neuen S t ra ße n f l u ch tl r n i e geschnitten. Im Falle seiner Bebauung soll sein GesiHer einen größeren Teil des Grundstückes zum Zwecke der Straßcnverbreilernng un entgeltlich an die Stadtgemeinde obtretcn und außerdem 4109 Mark Anliegerleist„ngen entrichten. D. hält sein Grundstück dann aber nicht mehr für bebaubar, iveder vom wirtschaftlichen, rrock vom gesundheitlichen Gesichtspunkte aus, und stellte des halb beim Stadtrat den Antrag, das Grundstück käuflich zu übernehmen. Die Baupolizeibehorde war aber nach Anhörung eines Sachverständigen, sowie infolge des Gutachtens des Stadtbezirksausschers der Ansicht, daß das Grundstück noch be baubar sei. und stellte selbst einen Anschlag auf, nach welchem ein vier Geschoß hohes Gebäude mit einer Hauvtstmshöhe von 16,5 Metern vorgesehen war. Die vom Grundstücks-Eigentümer vom hygienischen Standpunkte aus geltend gemachten Bedenken wurden als hinfällig bezeichnet, zumal das Grundstück an einer ctiva 39 Meter breiten Straße liege und die Sonne bis zum ersten Stockwerk Zutritt habe. Die KreishauDtmannschaft lehnte den llebernahme - Antrag ebenfalls ab, hielt aber ein Wohnhaus, das nur aus drei Geschossen mit Dachausbau be steht, sür zweckmäßig und zugleich rn gesundheitlicher Hinsicht für unbedenklich. Es wurde bemerkt, daß auch den wirtschaftlichen Interessen des Besitzers damit Gerechtigkeit widcrfahre, da sür die Grundstücke der gegenüberliegenden Straßenseite sogar nur die offene Bauweise zugelassen sei. Soweit die Anlieger- leistungcn sür die zu beiden Seiten deS Grundstückes frei bleibenden Landstreifen in Betracht kämen, wäre der Nachbar im Baufalle gehalten, diese Reste des D.ichcn Grundstückes an- zukoufen und di« Anlicaerbeiträge zurückziierstatten. In der Anfechtungsklage führt D. aus. daß der Begriff „bebaubar" nach § 16 der Dresdner Straßenbauordnung auf sein Grund stück nicht mehr anwendbar sei. Würbe das Gebäude nach dem Anschläge des Stadtrats errichtet, würde es unverhältnis mäßig kleine Wohnungen enthalten, die sich nur schwer und dann nur unter Preis vermieten ließen, ganz abgesehen davon, daß das projektiert« Wohnhaus den Nachbar,- und Hinter- aebäuden Licht und Lust wegnehmen nnd in seiner ganzen Aus führung dem Straßenbilde nicht zur Zierde gereichen werde. Von seiten des Vertreters der Stadtgemeinde wird dem ent gegengehalten, daß di« Bebaubarkeit eines Grundstückes in das pslichtmäßige Ermessen der Banpolizcibehördc gestellt sei, welches der Nachprüfung des Lberverwattungsgerichts entzogen sei. Der erste Senat hebt die angcfochtene Entscheidung ans »nd weist die Sache nochmals — di« Angelegenheit ist bereits einmal bis zur höchsten Instanz getrieben worden — an die Vor instanz zurück. Die Kosten werden der Stadtgemeinde auferlegt. Zur Begründung wird ausgcführt, daß daS Recht hob«, zu verlangen, daß er in wirtschaftlicher, wie in gesundheitliche . . und angemessen bebauen dürfe, und daß von diesem Gesichts punkte insbesondere die Höhe der zu entrichtenden Anlieger- leistungcn in Betracht zu ziehen seien. In beiden Punkten lasse daS angefochtene Urteil Lücken und Mängel erkennen, wetckalb eine nochmalige Prüfung des Sachverhalts durch die Vormstanz, namentlich die Feststellung deS GrundstückswertcS vor und nach Jestsetzuna der Fluchtlinie. ,anaezeigt erscheine. — In einer Anzahl hiesiger Wirtschaften hat die Aktiengesellschaft für automatischen Verkauf in Berlin automatische Gewichtswagen aufgestellt, dre sofort in Tätigkeit treten, sobald nach ihrer Belastung ein Zehn- pfennigstück in die dazu bestimmte Oeffnung geworfen wird. Unter Hinweis aus die Bestimmungen deS Ortsgcketzcs vom 10. Dezember 1690, die Erhebung einer LustbarkeitSsteuer betr.. fordert« daS Ärmenamt dr« Gesellschaft auf, sür jeden dieser Automaten «iue Jahressteuer oon 25 Mk. an die Armenkasse abzuführcn. Die Gesellschaft wendete hiergegen Rekurs ein. der jedoch vom »treisauSschuß ais unbeachtlich zurückgewiesen wurde mit dem Bemerken, daß die Automaten den Zweck hätten, das Publikum durch sofortige Feststellung des Körpergewichts zu er freuen, ein Zweck, der, wenn auch nicht bei allen, so doch bei vielen Personen erreicht werde. Es handle sich demnach um eine Belustigung, die unter das angezogene LrtSgesetz falle. In der hierauf von der Gescilscliast erhobenen Anfechtungsklage wird geltend gemacht, daß von einer Lustbarkeit im Sinne des Ge setzes nicht die Rede sein könne, denn wenn sich jemand bei Be- „ützung der Wage freue, so sei es höchstens über die Erfindung. Das Publikum zu belustlgcn. fei bei Aufstellung dieser Auto maten nicht einmal Nebenzweck, viel weniger Hauptzweck gewesen. Es sei überhaupt eine Ver keimung des Begriffs Lustbarkeit, wenn man alles, was das Publikum erfreue, als eine Belustigung be zeichnen wolle. Unter Lustbarkeit sei die Zusanimcnsührung einer größeren Anzahl Menschen zu einem bestimmten Zwecke, sei es zu einem ideellen oder zu einem realen, zu verstehen. Dies treffe hier aber nicht zn. Die in Frage kommende Besteue rung sei aber auch ungerecht, weil die Automaten schon von der Gewerbesteuer getroffen würden. Der 2. Senat unter Vorsitz des Senatspräsidcnten Dr. Wächter vermag ebenfalls eine Luß- barkeit nickt als vorliegend anzuerkcnnen, hebt deshalb die a»- gcsochlcne Entscheidung.aus und bringt die Lnstbarkeitsstener in Wegfall. ——_ A»S den amtlichen Bekanntmachungen. Den Inhabern von Gasbeleuchtungsau lagen wird folgendes zur Beachtung empfohlen: Wird Gasgeruch in geschlossenen Räumen wahraenommen, so sind zunächst etwa brennende Flammen zu löschen oder zu beseitigen, Türen und Fenster sofort zu öffnen und der Hauptabschlußixihn der Gas- leitung zu schließen. Mit Licht dürfen Räume, in welchen sic,: Gas angesammelt hat, nicht betreten werden. Das Ableuchteu von Gasleitungen zwecks Ermittlung von Rohrundichtbeiten ist unstatthaft. Die Brennerhähne sind während des Nichlbrenueus der Flammen geschlossen zu halten. Gasenlwsichun.geu oder sonstige Störungen an der Gasanlage sind sofort dem nächsten Gaswerke oder der nächsten Gaswache zu melden, oder es ist ein Gasschlosser zu Rate zu ziehen. Die Gaswerke liegen in: Dresden-Neustadt, Lößnihstr, 14. Fernspr. 4718, Tr.-Tracka», Indnslriestr. 19, Fernspr, 3760, Dr.-Reick, Fernspr. 3979, Dr.- Löbtau, Noonstr, 18, Fernspr. 4669: von früh 8 bis abends 19 Mr geöffnet. Gaswachcn beimden sich: Königstr. 13, Fernspr. 386», ununterbrochen geöffnet, Concordienstr. 23, Fernspr. 1331, von früh 7 bis nachts 1 Uhr geöffnet, Scheffelstr. 9, Fernspr. 362, ununterbrochen geöffnet, Krenzstr. 23, Fernspr. 1357, Eomeiien- straße 3, Fernspr. 3483, Poblandstr. 23, Fernspr. 3945, Po!ie> straße 15, Fernspr. 474«!, Ostbahnstr. 8, Feriüpr. 846, oon früh 7 bis nachts 1 Uhr geöffnet, Dr.-Planen, Habsburger Straße 1, Fernspr. 4359, von früh 7 bis abends 10 Uhr geöffnet. Vertagung des ungarischen Reichstages. Seit dem Bestehen des Ministeriums Fejervary erfolgte am Dienstag die dritte Vertagung des ungarischen Reichstags durch königliches Handschreiben, und zwar bis zum 19. Dezember. Die Vertagung des Hauses vollzog sich diesmal unter ungewöhnlichen Umständen, indem das ganze Ministerium der Sitzung fernblicb, was in allen Kreisen pein liche Ucberraschung hervorrief. Da das Fernbleiben des Ministeriums im Reichstage als Nichtachtung dergesetz- gebcnden Körperschaften bemängelt wurde, wird maß- gebendcrseits erklärt, das Kabinett werde nach wie vor den gesetzgebenden Körperschaften die gebührende Achtung bezeugen, doch >ei es nur ein Recht, nicht aber eine Pflicht des Ministe riums, in den Sitzungen des Reichstages zu epcheinen, außer, wenn die eine oder die andere Kammer ihr Erscheinen wünscht, was aber bis jetzt von keiner «Seit« geschehen sei. Die Vertagung des Reichstags für ungefähr zehn Wochen bis knapp vor Weihnachten ist ein Beweis, daß die Krone sür alle Fälle die nötige Zeit gewinnen will, um eine neue Politik in Ungarn vorznbereiten. In diesen zehn Wock-en dürste sich zeigen, ob jede Beziehung zwischen der Majorität und der Krone abgebrochen wird, ob das Ministe rium Fejervary den Auftrag bekommt, die Auflösung des Parlaments einzuleiten, ob grnndstürzende Veränderungen be- chlossen werden oder ob der Weg zum Frieden noch einmal ver- ncht wird. Wenn der Reichstag am 19. Dezember wieder zu- ammentritt, wird er vermutlich eine ganz neue Situation finden. Ob das Ministerium Fejervary einem Mißerfolge entgegengeht, ob die Opposition sich im letzten Augenblick entschließt, eine durchsiihrbare und praktische Politik zu machen, ob die Krise mit voller Schärfe onsbricht, das wird sich in diesen zehn Wochen entscheiden. Wenn der Reichstag für den 19. Dezember und noch vor Schluß des Jahres wieder einberusen wird, so zeigt sich darin die Absicht, die gesetzliche Form so weit zu be rücksichtigen, daß wenigstens die theoretische Möglichkeit besteht, noch die Delegationen einzuberusen »nd die gemeinsame Regierung zur Bestreitung der Ausgaben für das Jahr 1996 zu ermächtigen. Nur unter den cillergünstigsten Voraussetzungen könnte jedoch diese theoretische Möglichkeit praktisch werden. Wahrscheinlich ist cs nicht, daß die Delegationen noch im Jxchrc >995 zusammentrctcn, wenn nicht die Ucberraschung eines Silvesterfricdcns sich wiederholt. Die Vertagung bis zum 19. Dezember muß eben als Beweis gelten, daß die .Krone im Bedarfsfälle entschlossen ist, die gemeinsamen Ausgaben obnc Delegationen und ohne Ermächtigung des ungarischen Parlaments bestreiten zu lassen. Immer breiter wird der Raum, der das sogenannte Not recht inbeiden Staaten der österreichisch-ungarischen Monarchie einnimmt. Jetzt setzt sich der Absolutismus in den gemeinsamen Ausgaben fest. Wen» dringen. In der Dienstag-Sitzung des Ma g n a t e n h a ns« 3 wurde nach mehrstündiger Debatte ein Beschlußantrag Baron Pronavs, durch welchen gegen die wiederholte Vertagung des Reichstags cncraffch Einspruch erhoben wird, mit 59 gegen 42 Stimmen abgelehnt nnd ein milderer Antrag Bcoethns einstimmig angenommen, in welchem über die wiederholte Ver tagung das Bedauern ausgcdrückt und die Hoffnung auf eine friedliche Lösung der Krise ausgesprochen wird. Die Eröffnung -es böhmischen Landtages. Der böhmische Landtag tvnrdc in Prag am Dienstag wieder eröffnet. Nach Erledigung der Tagesordnung wurde die Sitzung ohne Zwischenfall geschlossen. Vor Beginn der Sitzung veranstal teten die Sozialdemokraten eine Kundgebung für das all gemeine nnd gleiche Wahlrecht, woran sich etwa 59009 Arbeiter beteiligten. Tie meiste» Fabriken feierte». Die Manifestanten begaben sich in langein Zuge zum Oberstland- marscball, sowie zum Statthalter, welchen eine Deputation einen Protest gegen die beabsichtigte Wahlordnuna für den böhmischen Landtag und das Kurjeuspstem überreichte. Beide erwiderte», daß einer so wichtigen Frage volle Ausmerkiamkeit geschenkt werde nnd daß die Bestrebungen zur Erweiterung des Wahlrechts mit dem gebotenen Interesse verfolgt würden. Hieraus löste sich der Zug 1» voller Rübe aus: der Verkehr, welcher vorher unterbrochen war. wurde wieder nufgcnoiiuucii und die Läden, welche geschlossen worden, wieder geöffnet. Des Näheren wird über diese Massenkundgebung aus Prag acnieldct: Die Riesendemoustralion der tschechischen «ozialdemv traten sür das allgemeine Wahlrecht, an der auch deutsche Abord nungen teilnabine», war die größte, die jemals in Prag geseben wurde. Sic bat allenthalben großen Eindruck htiiterlasscn, hgnpt- sächlich deshalb, weil sie in musterhafter Ordnung verlief. Aller dings batte die ganze Veranstaltung nur einen akademischen Wert: weder ans der Antwort des Statthalters, »och ans der dcs Oberst- laiidmarschalls an die Deputation ist auch ocr leiseste Schimmer zu entnehme», daß das Landtagsmahlrecht bereits in der nächsten Zeit in dem von de» Sozialdemokraten gewünschte» Sinne erwei tert werden wird. Wenn der Sprecher der deutschen Ab ordnung ausführte. daß insbesondere die deutsch-böhmische Ar beiterschaft das Wahlunrecht schwer empfinde, so ist bei der Zu sammensetzung des privilegierte» böhmische» Ständelandtages kZ»c Hoffnung vorhanden, daß die Arbeiterschaft das böhmische Wahl recht nach dein Beispiele Deulschlauds in absehbarer Zeit abae- Nachrichten. Nr. 28S. Seite 3. Donnerstag. IS. Oktober N»«S
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