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- UM - / Hier im Aohngemach sah eS traulich aus. Bon liebteseinen Junkenturm wie ihn Claus Berndl und Adalbert vor ihm geliebt batte». Cr trug hier Jagdtrophäen, Büder und Erinnerungen au seine Wahrten seit seiner Knabcnzcil zujammen. Der Raum hatte dk?i Zensier, schmale Bogenseniter, die Wände waren »nt dunkelgrüner Oeliarbc gestrichen, die Diele mit einem rvlen FricSleppich überzogen. Eine mit Bären- sell behangene Ruhebank stand mitten im (Gemach. Ten Bären hatte er vor zivei fahren in Ungarn geschossen. Ein Gcwehrichrank, ei» Schreibtisch, ein Rauchtiich, ein Bücher» Ichrank bildeten die Cinrichtnng. Was an den Wänden an Geweihen, Gehörnen und auSgestopsten Raiidvögcl» angebracht tvar, slammte alles auS Wildeck. Bon der Decke hing ein kunstvoll gearbeiteter dreiarmiger, eiserner Leuchter, voll welchem auch „der alte Herr'' nicht zu sagen vermochte, wer ihn dereinst dort ausgehängt I-atte. Die Decke selbst war mit brauligebeiztem Hol; getäfelt. I» einer Ecke des Zimmers, am Dsen. batte Pel sein Lager. Dort lag er lang auSgestreckt auf einem Ziegcnsell und hob gerade nche'.nd den langen, schmalen >!opf, denn draußen in der langen Galerie hörte man schritte nnd nach raschem Klopsen trat ei» in Groom-Livree steckender sunger Bursche ein, nahm militärisch siramni die Hacken .zusainmeii and überreichte leinem jungen Herrn die soeben eingelanseneu Postsachen. Er niußle diese vorher einer Prüfung unterworfen baden, denn nun blieb er wartend an der Düre stehen. Dieser Jüngling. Franz Wiprcchl genannt, war in seiner Eigenschaft alü Reit knecht. Kammerdiener, Büchsemvanncr des Junkers sieter Begleiter ans Reisen Boy Halle ihn sich selbst unter dem Dlaliperwnal ausgesucht, mit Bewilligung deS Majorats» Herr», welcher meinte: kein Funker ohne Knappen. Franz Wiprcchl war anstellig und mverlässig und lein junger Herr, welcher glaubte, in bezug aus Abhärtung und Unab hängigkeit von verweichlichendem LnrnS sich zu den Spartanern zählen zu können, hätte »ich! gemuht, wie er ohne Views Faklolnin diirchkominen solle Wiprccht wußte unter wtnen Dachen besser Bescheid als er selber, »»d wußte vor allem besser, was einzupacken nötig war, se nachdem man zu einem Rennen, einem Tennisturnier oder ins Hoch gebirge reiste, an einer Regatta teilnahm oder z» einer Hetzjagd geladen war. — D:r Junker ließ die empfangenen Briese nachlässig durch die Hand gleiten und legte sie dann aus den Schrei blilcki. „Was willst Tn noch?" -- jragte er. „'Bitte, es ist eine Postkarte dabei, die ich mir erlaubte zu lejc». Warte ans Befehle." Run iah Bon ans vre Starte. Die enthielt nur die Worte: 12.50 passiere ich Station Unter-Wildeck. Wär's erlaubt, oorgnjprecheil? Edwin. Der Junker lachte. „Hattest recht, Schlingel. Also cin- spannen — i»'o->tissiniv!" — Dann nahm er selbst den Hut, steckte Zigarren ein und ging rasch durch die Galerie nach dem Ro'enzimmer. Er suhlte sich plötzlich von seinen hypochondrischen Grillen er löst - ein Liiitzng aus der Welt, in welcher er wurzelte, wehte hinein in die bereits etwas »agitierende Stille seiner Idylle. Roch vor zwei Wochen Hölle er den Besuch eines freundes als Störung empfunden, heute war er ihm schon eine Erlöinng. Die Unter richtsstunden, die ihm selbst schon zur Pein geworden, die ihn mürbe machen und Rose oerprcllen. sie bören nun natürlich für eine Weile ans. ohne daß er es gewesen, der die Flinte ins Korn warf. Denn er muß sich seinem Gasle widmen. Außerdem freut er sich ans diesen Gast, welcher einer seiner treuesten freunde ist. MechlhilS saß an ihrem Schreibtisch i,n Rosenzimmer, an welchem sie immer Wirt- ichastlickic Angelegenheiten zu erledigen »siegte. Reben ihr stand stramm und rundlich Mamsell Mieke, die blanlen, drallen Arme unter dem Bnwii verschränkt, das runde Gesicht vom Herdwuer glänzend gerötet. Als die Türe schnell, wenn auch geräuschlos geöffnet,wurde, blickte auch sie sich um und ein breites Lächeln ging über ihr Gesicht. ..Unser Herr Junker!" sagte sie, „wie patent er doch wieder ansschänt, der junge gnädige Herr!" „Mamachen! — Mamselt!" — ries Boy, i» der offenen Türe stehen bleibend, „ein Gedeck mehr bei Tisch! Bernberg kommi." „Wer ist das nun wieder?" — fragte Mechthild lächelnd, „ich dachte, ich kennte all Deine freunde." „Ach, Du wirst schon when. Ein netter Kerl! Ich muß zur Bahn." — Es tag die Wichtigkeit, die für ihn alles hatte, was mit seinen Freunden zu- jammcnhing, in seinem Wesen. Mechthild saß, als die Türe sich schloß, gedankenvoll da — nichts konnte ihr erwünschter kommen, als ein Besuch aus jenen Sphären, denen er in letzter Zeit völlig entrückt zu sein schien. Die vergaß, weiter zu rechnen, hielt den Bleistift zwischen den Lippe» nnd achtete nicht aus Mamsell Mieles tiesgerührtcn Seufzer und sentimentalen Augenausschlag: „Ach, unser Herr Junker! Immer so schön und ritterlich. Wir können alle ans ihn stolz sein, gnädige Iran!" — Nun fuhr Bon aus seinem schmucken kleinen Kiilichierwagen nach der Bahn. Rücken an Rücken mit Franz Wiprechk, welcher, die Arme vorschriftsmäßig über' der Brust gekreuzt, in die znrückglei lende Landschaft blickte, während sein Herr die Bügel führte. Die flotten Jucker griffen aus, daß Ser -lies knirschte und spritzte, und mit ernster, kritischer Miene musterte Boy Tiere. Änipann und Wagen. Tadellos bis ins Kleinste mußte sein, was vor seinen Augen Gnade finden sollte — namentlich wenn er snhr, um Bernberg ab zuholen, denn dieser Bernberg verehrte und bewunderte ihn wie Sterbliche einen Halb gott verehren, und er sollte immer Ursache haben, dies zu tun. Als das leichte Gefährt -Mi die Haltest«lle Uitter-Wildeck erreichte, wurde der Zug bereits hörbar. AuS der Skich» ^Wittelsberg Einend, durchquerte er die jommerliche Gegend, dröhnend und .stehn Minuten später war die Jucker-Equipage bereits in voller Fahrt rückwärts. Vorn neben dem »ungen Rosselenker saß ein sehr blonder, rosiger Mensch mit gutherzige», blauen Augen und etwas knabenhaft schüchternem Wesen. Aein Anzug, ganz hell und sehr ichick, harmonierte mit seiner fröhlichen Natürlichkeit. Boy hatte die Bekannt- lchaft des inngen Bernberg aus einem Rennplatz gemacht und sich gewundert, im Sohn clneS neugeadellen Großindustriellen, der über einen namhaften Rennstall verfügt«, einen so bescheidenen Jüngling kennen zu lernen, bis er die Familie kennen lernte, in welcher cm fache Natürlichkeit und ein völliger Mangel an Protzentuni herrschte. Edwin von Bernberg gehörte bald zu denen, die der junge Matador aus all seinen Kampfplätze« zu feinem Gefolge zählen durste. Laß er drei Jahre älter war, als Boy, sah lhä« »leinand an. „Nett, daß Du gekommen Lift," sagte dieser — „wirklich, ich sing schon an zu verumpeln . . „Na, na — Du und versimpeln!" — lachte der Blonde — „aber weißt Du, gewundert haben wir uns ein wenig, daß man so lange nicht« von Dir hörte, lind ich kriegte Lust, mal nach Dir z» sehen, und da war ich denn so frei... 's ist wohl ein bißchen »rech, wie? — Was werden Deine Eltern sagen?" — „Oh, die freuen sich natürlich, um so mehr, als sie Dich ja noch nicht kannten. ES wurde Zeit, daß Du mal kamst, Bernberg, Du weißt, ich habe immer gewünscht. Dir mal Witdeck zu zeigen. Nu» paß mal aus. gleich kommen wir um die Ecke und dann siehst Du das alte Nest!" — Der Weg zog sich um einen Hügel hin und wenige Minuten später blickte man ins Witdetal und sah das graue schloß mit seinem mächtigen, viereckige», stumpfen Turm aus der Höhe liegen, an welcher sich die Häuser des Marktfleckens zusammendränaten. Die Lonne schien aus die hohen rotbraunen Ziegeldächer, wie sie sich^hinter- und über einander aussteigeud bergan bauten. Dazwischen das Grün einer mitten hindurch -um Schloß heraufsührenden Kästanieiiallee. Das Ganze umschlossen von der bavaldeten Hügelkette des jenseitigen Fluhusers. „Donnerwetter, das ist mal feudal!" — sagte Bernberg - „jo was lieb ich nämlich riesig — wirklich famos! — Na, und sag' mal, hier hat schon Dein Urgroßvater gewohnt? Was?" ..Urgroßonkel. Der berühmte „alte Herr". „Das mußt Du mir noch erzählen. Ist ia riesig interessant! Ein Gespenst habt Ihr wohl auch? So einen Familiengeist, der keine Ruhe findet und umgeht, weil ihn, mal Unrecht geschah und sich rächt und eines Tages das ganze Schloß in einen Trüiulnerhansen verwandelt." „Nun höre aber aus!" sagte Boy, halb lachend, halb ärgerlich — „sieh' mal dorthin — am Horizont . . . Das sind Colmans Werke!" — „Was, der Tausend!" — rief Bernberg — „in die Villi Claudia muß ich auch! — Vom alten Colinan hat mir mein Vater oft erzählt. Ein riesiges Kapital muß in dem Kohlenbergwerk stecken. Also hier leben die Jansens im Don'Nicr! Das ist aber gelungen! — Ahnte es nicht, obwohl ich gerade un ver gangenen Winter sehr viel in ihrem Hanse in der Tiergartenstraße verkehrte." „Was? Hm!" — sagte Boy, und steckte die Peitsche in ihr Futteral. „Nein, nein/wehrte Bern- berg — „Fräulein Ruch ist ein kapitales Mädchen, aber Du weißt, ich habe einen ganz anderen Geschmack - und sie wohl auch." „Ich dachte, Du wärst wieder mal —" „Vcr- liebt? DH, nein! Ich trauere noch um Elsa ... wie konnte sie nur jenen Kerl heiraten! Darüber werde ich ewig untröstlich sein!" — „Bis zur nächsten Gelegenheit." „Für mich gibt es kerne „Gelegenheit" mehr," sagte Bernberg melancholisch — und wenn ich in die Billa Claudia gehe, so bitte, denke Dir nichts dabei! — Die Werke interessieren mich. Ich muß sie besichtigen." „Denke Dir, daß Frau Aansen diese Werke seit dem Tode ihres Vaters ganz allein leitet." „Ja. mein Vater sagt oft, in dieser Frau steck« cin Geschäftsmann ersten Ranges! Wohnen Sie dicht bei den Kohlenbergwerken?" — „DH, nein, Frau Claudia hat sich ihre Villa in einen Eichwald gebaut, den sie dann in einen sehr schönen Park verwandelt hat. Dieses Grundstück ist etwa zwei Kilometer von den Kohlengrube» entfernt nnd grenzt dicht an Burgmnhle." „Langweilt sich den» Fräulein Ruth nicht entsetzlich ans dem Lande? Wenn ich denke, wie gesellig sie in Berlin lebt!" — „Na, hier auch, darauf kannst Du Dich ver lassen. Die ganze Nachbarschaft kommt dort zusammen — die Jugend nämlich, zum Spielen, Reiten, Tanzen. Der Bruder einer verwitweten Gräsin Jbenstein macht ihr neuerdings riesig den Hof." „Sie muß doch zuletzt alle Männer verachten," sagte der Blonde philosophisch — „hübsch ist sie nicht, und doch kommen sie in Hellen Haufen heran- gcschwärmt um der Millionenerbin ihr Herz zu Füßen zu legen. Trübe, nicht?" — „Das hat sie Dir wohl auch in einer Tanzpause geklagt? — sie ist doch unglaublich offenherzig! Run, uns beiden kann sie das ja anvertrauen, denn vor uns ist sie ja wohl sicher." „Sicher, weil wir ihr Geld nicht brauchen! Dieser Gedanke muß sie doch auch wieder kränken!" — „Hm! Also geh' und mache ihr einen Heiraisantrag!" Beide lachten. „Edwin. Du hast wirklich ein gutes Herz!" „Du nicht?" — „Nein, ich nicht. Wahrhaftig nicht. Ich fürchte, mcins ist von Stahl." (Fortsetzung folgt.» M«Mk Alifmbkl. »«Itsopria'« in verschiedenen AiiSjühnmgcn. neueste Systeme. Al». Wltiiidk. «ctl- Lb«isklW>lts zus.-leg- bare große Auswahl, billige Preist, empfiehlt kiel». lNitvne. 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