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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.12.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051215016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905121501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905121501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-12
- Tag 1905-12-15
-
Monat
1905-12
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.12.1905
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die Intereslen des Frieden», die Sicherheit drS Sand«» ihren Polen begleitet dieser mir Interesse, obwohl jene Beitrebun gen ohne Schädigung unserer nationalen Interessen nicht durchführbar sind. Dies« Kautskyschen Aeußernngen sind eine ondlche Illustration zu der angeblichen JrtedenSliebe der Sozialdemokraten. KauISky hält einen Krieg, >ogar einen An aristskrieg, nicht für miter allen Umständen verwerflich. In Vorjahre hatte ja auch die sozialdernokratische Presse «uS An las, i>«s Dogger-Bank-Vonalles unS am liebsten i» einen Krieg mit Rußland hineingchetzt, ebenso an- Anlaß der Vorgänge, die dem Könimiberger Prozesse zu gründe lagen. Weshalb leugnet Bebel diese Tatsachen, die KautSkv ollen zugibt'? Die <v :cyÄ OL O Friedensliebe der Sozialdemokraten ist eitel Schaumschlägerei Während Käulsky sagt, das sozialdemokratische Programm miß- billige nicht den Krieg, ja nicht einmal den AngrislSkrieg, ver weigern die Herren uns hier die Mittel zur Abwehr auch uw gerechter Angriffe. Welche Sprache dabei geführt wird, zeigt eine Aenßernna der „Münchn. Post", die mit bezug aus den Hererokrieg und die Opfer unserer dortigen Landsleute das Bild gebrauchte, „sie verblutete» wie Schweine". sLeblmste Pfuirufe.! Es gibt eben in Deutschland Dinge, die erkennen lassen, wie weit hier der Parteihak gehen kann. Die Führer der Sozialdemokratie denken nicht national, sondern stellen sich überall in bewußten Gegensatz zu den wirklichen Interessen des Landes. Bon einem Führer der Partei soll gesagt worden sein, es wäre aut. wenn Deutschland aus ähnliche Weise zu einer Republik käme, wie Frankreich im Jahre 1870. Sollte diese Aeußerung wirklich gefallen lein, so fehlt mir der Ausdruck, sie richtig zu charakterisieren. tLebbasler Beifall.! Die fran zösischen Politiker, die eine Revanchevolilik gegen Deutschland betreiben, rechnen für die Erfüllung ihrer Hoffnungen auf die deutsche Sozialdemokratie: deshalb werde« die Reden unserer Sozialdemokratie dort immer mit besonderer Befriedigung aus genommen. Man begt dort die Ansicht, daß die Stellung Teutichlanös in der Welt um so schwächer lverde. je stärker bei iiiis die Sozialdemokraten werden. So kann eS kommen, daß Rudyard Kipling zugleich eine freundliche Stellung entnimmt ionvhl zum eiHlijchen Imperialismus, wie zur deutschen Sozial demokratie. ^o kann es ferner kommen, daß Mütter, die uns wnst nicht freundlich gesinnt sind, wie die „Times" und der „Temps", und die in ihrem eigenen Lande die Sozialdemokratie bekämpfen, sie in Deutschland gern wachsen sehen. So lieht ein Kaufmann, der sonst im eigenen Hause strenge Grundsätze yat, nicht ungern, wenn der Konkurrent von innen auS in die Luft gesprengt wird. Wenn Sie, die Sozialdemokraten, das Heft in die Hand bekommen, dann wird cS um Teutschland bald nieder genau so jämmerlich bestellt sein, wie wahrend einer nur allzu langen Zeit deutscher Geschichte. Teutschland würde wieder Lum Tummelplatz fremder Beutegier werden. Man hat unsere Sozialdemokraten mit den Jakobinern verglichen. Der Bergleich stimmt wohl in bezug auf einen ge wissen Fanatismus und Dogmatismus, vielleicht auch in bezug aut eine gewisse freundliche Gesinnung der Herren untereinander. iGroße Heilerkeil.> Aber zwischen ihnen und den Jakobinern besteht doch ein großer Unterschied. Die Jakobiner waren patrio- lisch durch und durch. Frankreich ging ihnen über alles: unsere Jakobiner dagegen wollen, daß Deutschland überall zurückweiche. Widerspruch links.! Jawohl, Sie wollen Deutschland verklei nern. Ihnen mangelt jedes Verständnis für die Forderungen der Nation, ohne welche sie ihre Stellung in der Welt nicht behaupten kann. Herr Bebel verglich unsere Zustände mit den jenigen Frankreichs vor der Revolution. Niemals war ein Vergleich lnitüoier. Damals Rechtlosigkeit der unteren, Frivoli täl bei de» herrschenden Klassen, heute bei uns Rechtssicherheit und Rechtsgleichheit, und auch sonst gesunde, gute Verhältnisse. Verschonen Sie uns also mit solchen Vergleichen, seien Sie überzeugt. Laß, wenn Sie bei uns einen Sturm gegen die Bastille versuchen wollen. Ihnen das übel bekommen würde. Gehen Sie von de» Reden zu Taten über, so werden Sie sehen, was kommt. (Lebhci'ter Beifall.! — Abg. Erzberger lZeiitr.I ergeht sich über die Wertlosigkeit unserer Kolonien und deren schlechte Ber- waltung und fragt, ob es wahr sei. daß Tr. Peters wieder in den Reichsdienst übernommen werden solle. In den amtlichen TenkschriNen über die Kolonien lwbe es an Offenheit gefehlt, wogegen sie an Widersprüchen reich gewesen seien, namentlich be treffs der Bahn von Swakopmund aus. Seit den vorjährigen Ver handlungen der Budgetkommission über die Kamerun-Eisenbahn >eie» in der Kommission von der Regierung tatsächlich zwei irrige Mitteilungen gemacht worden. Tatsache sei. und zwar entgegen amtlicher Behauptung, dag das Renösche Buch kein rein privates gewesen sei, denn laut Protokoll über die Abfindung des ursprünglichen Kamerun-Eisenbahn-Syndikats seien vom Reiche 5000 Mk. Beitrag zu den Truckkosten jenes Buches aus drücklich zngesichert worden. Ferner sei der Kommission fälschlicher weise angegeben morden, daß wegen Abtretung der Bahn mit hier namentlich genannten 'Vertretern des Syndikats verhandelt wor den sei. Tatsächlich sei nicht mit diesen, sondem mit anderen Herren verhandelt worden. — Staatssekretär v. R i cd t h o se» geht zunächst aus die budgetrechtlichen Bedenke» des Vorredners ein. Von hier aus ließen sich eben nicht gleich alle Erfordernisse in den Kolonien ini voraus übersehen. Ter Wunsch, man solle »den. sei dorthin die besten Männer senden, sei berechtigt, aber die Aus wähl sei nicht groß. Im großen »nd ganze» haben wir dort aus gezeichnetes Beamtenmaterial. Der Vorredner übersieht, eine wie ungeheure Arbeitslast ans dieser Verwaltung ruhe. Auch Dr. Zkübel hat bis zum Zusammenbruche seiner Kräfte gearbeitet. Geh. Legalionsrat Hclffeuch konstatiert, daß das Rcnmche Buch in keiner Weise einen amtlichen Eharakter gehabt. Die 5000 Mk. leien vom Geh. Kommerzienrat Le»; gezahlt worden. Als sich bei der Finanzierung der Kamernnbahn Schwierigkeiten ergaben, hat die Kolonmlabteilnng mit der Berliner Handelsgesellschaft verhan delt. Ob das ursprüngliche Syndikat,-das sich ebenfalls mit der Handelsgesellschaft in Verbindung setzte, sich dazu der anfänglich legitimierte» Vertreter bediente, darauf habe die Kolmrialabtei- Iu»g keinen Einfluß nehmen tonnen. In bestimmte Details- abnmchnngen zwischen Syndikaten »nd Bankkonsortien habe sich die Kolonmlabteilnng überhaupt nicht cinmischen können Das von Ercherger aiigezogene Protokoll sei völlig apogniph. Endlich leien, entgegen der Angabe Erzbergers, alle Anstrengungen ge macht worden, um das Projekt überhaupt ohne Reichsgarantien diirchzrmihren Znm Schluß bedauert Redner, übcrhmwt genötigt ui sei», solche 'Angriffe gegen ohnehin überlastete Beamte im öffentlichen Interesse znrnckweiien zu müsse». (Lebhafter Beifall von rechts und auch links.! — Schluß der Sitzung 7>» tlhr. — .'.Kargen 11 Uhr Fortsetzung, vorher zweite Lesung der Vorlage betreffend die Bahn Lnderitzbncht—Kubnb. Berlin. (Priv.-Tel.) Die B u d g e t k o m m i sii o n des Reichstags nahm heute die Vorlage über den Bau der B a b n l i n i e L ü d c r i tz b u ch t - K n b n b mit 22 Stimme» an. Zugleich wurde ein Antrag Errberger angenommen mit einem Amendement des Aba. Tr. Müller-Sagan, wonach sämtliche, für den Bahnbau »ebst Ncbenanlage» erforderlichen Gelände von den Grundeigentümern dem FisknS des Schutzgebietes unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden, ebenso alle Quellen, die über de» .. - - ..... Bereich hinaus liegen, ferner wurde ein Antrag angenommen, wonach in den deutschen Schutzgebieten der von der Reschsverwal- tung zu gewährende Polizeischutz ans je einen möglichst engen Bezirk beschränkt werde» soll, wohin die wirtschaftlichen Interessen gravittiercn. Ter Bericht der Kommission wird heute abend wrtiggestellt, so daß er morgen gedruckt vorliegen kann. Wenn die Sozialdemokraten keinen Widerspruch erheben, kann die Vor lage »och vvr Weihnachten zur 'Verabschiedung kommen. Aus der Debatte ist mitznteilen, daß seitens der Regierung erklärt wurde, die Konnnission für die Landsrage trete im Januar zusammen. Tie Proklamation gegen die Herero habe das Plenum des Reichs tags bereits aus Mitteilung des Reichskanzlers erörtert. Die Proklamation gegen die Hottentotten sei zuerst aus englischer Quelle bekannt geworden. Der inzwischen eingctrossene Wortlaut, der in der Kommission mitgeteilt wurde, beweise, daß sie sich in den Schranken des Rechtes und der Menschlichkeit hatte. Daß auf Ergreifung von Mördern Preise cmsgcicht würde», geschehe doch auch in Europa. Man brauche da nur die Berliner An- ichlagsäule» zu studieren. Ter Reichskanzler habe niemals in die Verhandlungen zwischen Trotha und de» Eingeborenen eingegrisfen. Tie Kenntnis des Abg. Ledebour könnte nur ans der Untreue eines Beamten beruhen, der den Inhalt, nicht aber die Adresse des frag lichen Telegramms milgeteilt hätte. Es sei nämlich i» Wirklich- len nicht an den Reichskanzler, sonder» an den Generalstnb gerietet gewesen. Es wurde auch weiter über die 'Verhandlungen mit Morenga im einzelnen berichtet, v. Trotha habe auf Wunsch Morenga» Verhandlungen «tngelettrt. Abgabe der Gewehr«. Die» «geleitet. Verlangt worden sei die ... sei jedoch nicht zngesichert worbe». Morenga habe darüber erst mit seinen Unterführern, besonder» mit Mont», der nach dem Oranje zu gestanden bab«. verdandrln «vollen. Die Truppen seien angewiesen gewesen, 14 Tage tan, nicht auf Morenga zu schiehr«. Morenga aber habe diele Zrl nur benutzt, sein Vieh Mammen zu treiben, sich Munltlon zu besorgen und den Deutsche» Vieh adzunehmr». Hon der Regie rung wurde übrigens dir Heranziehung der Landgesellschaft zu Kosten de» BahudaueS. wie sie im Anträge Erzbeiger ben ver langt wird, in Au-sicht gestellt. Den Maßltab dafür soll die im Januar zusainmenttelende Kommission sestslellen m Januar zusainmcntrelende Kommission Das französische «eldbnch über Marokko. Part». Gelbbuch. ll. Fortsetzung s Drlcass» berichtet daß Fürst Radotin ihn über dl« Tag- zuvor eingetrostru« marokkanische Botschaft und den wahrscheinlichen Zweck dieser Misston befragt Hove. Drlcass» erwiderte, er bade die Mit- atieder der Botschaft noch nicht «eschen, uud e» jei deshalb schwer. Auskunft zu geoen. Radolrn machte dann ans die Zeitungs artikel aufmerksam, in denen vor, einem Protektorate Frank reichs über Marokko di« Red« sei. Delcassö erwiderte, wenn »ran unter dem Wort« „Protektorat" verstände, daß Frankreich, der Herr von Algerien und Tunis, in Marokko eine ganz besondere Situation einnehmen und bewahren solle, io scheine ihm dies sehr otienkundig zn Tage zu liegen. Radolin habe daraus ge» antwonet, jedermann wäre sich über die Situation klar. Uluerin 27. März 1904 machte Delcassö dem Botschafter Bibvurd Mit teilung von einer Unterredung, d>e er m»t dem Botschaster Radolin gehabt und t» der er diesem versichert habe, daß Frank reich daraus abziele, in Marokko den »latus qua ausrechtzuerhal- kcn, aber ihn zu verbessern. Am 21. April 1004 meldete der Botschaster Bihourd, daß Kaiser Wilhelm bestrebt sei, eine aktivere und kühnere Marokko-Politik zu treiben. Delcai'sü gab am 6. Oktober den Mächten de» Abschluß des französischckpaui scheu Abkommens bekannt. Bihourd versieb ert« den Staats fekretär. Freiherr,, o. Richchofe». daß diese- Abkommen in keiner Weise die den deutschen Interessen durch das französisch-eng lische Abkommen zngestandenen Garantien abändere. Jn'olg« der Erklärung des deutschen Reichskanzlers, er wisse nichts von dem französisch-englischen und dem sranzösttch-spanischen Abkom men, betonle Bihourd Bülow gegenüber dir Aufrichtigkeit und Offenheit der Haltung Frankreichs. Die folgenden Aktenstücke behandeln die Landung des Deutschen Kaisers in Tanger, dessen dem Sultan übersandten Erklärungen bezüglich eines freien, dem Wettbewerbe aller Nationen geöffneten Marokko und den deutschen Anirag auf Einberufung einer internationalen Kon- sereiij. Delcalso gab am 18. April 190b dem Fürsten Radolin die Versicherung, daß Taillandier sich niemals als Träger eines europäischen Mandats cniSgegeben habe. Bihourd berichtete am 28. April über die kriegerische Haltung Deutschland» und die Not- Wendigkeit, mit demselben zu verhandeln. Ein Brief des G« sandten Taillandier an Delcasss, datiert: Fez. den 27. Mai 1905, meldet, daß Kaio Maclean erklärt habe, alle RVormen würden bis zum Zusammentritt einer internatio nalen Konferenz ausgeschoben werden. Am 8. Juni teilte Ministerpräsident Rouojer dem französischen Botschaster in einer Note der deutschen Reeierung mit, daß sie den Man einer solchen Konferenz unterstütze. Am 11. Juni berichtete Nouvier in einem Schreiben an den Botschafter Bikourd über eine Unterredung mit dem Botschafter Fürsten Radolin über die marokkanischen Angelegenheiten. Fürst Radolin habe er klärt. daß Deutschland dem Sultan versprochen habe, seine Un abhängigkeit ansrecht zu erhalten und die Reformen auf dem Wege eurer Konferenz zu regeln: wenn nicht, werde es beim status guo bleiben müssen. Fürst Radolin habe hinzugesügt, es stehe bei ihm, zu urteilen, ob man wegen einer Formfrage Gefahr laufen solle, die Beziehungen zwilchen Frankreich und Deutschland nicht zu verbessern. Daraus baoe er, Rouvier. er widert, er habe stets erklärt, daß er ocm Gedanken einer Konferenz nicht zuneige. Die ausgesprochenen Erwägungen haben seine Auffassung nicht geändert. In jedem Falle würde eine vorgängige Vereinbarung nötig sein. Man könne aber befürchten, daß eine Konferenz, die nicht zum Ziele führe, eine ichlechlere Lage als vorher schasse. Radolin wiederholte, wenn die Konferenz nicht stattsinde, so müsse Frankreich wissen, daß Deutschland kuizter Marokko sichen würde. Eine Note Radolins an Rouvier v-m 16. Juni sagt, che man über das Programm der Konferenz berate, müsse Frankreich die Einladung zur Kon ferenz förmlich angenommen haben. Er setzte hierauf die An sichten Deutschlands über die Reformen auseinander. Eine Note RouoierS an Radolin vom 21 Juni hält dessen frühere Ansichten über die Konferenz aufrecht, weist sie jedoch nicht entschieden zurück, sondern wünscht nur, das Programm zu wissen. Der Botschafter in Berlin, Bihourd, schrieb am 23. Juni an Rouvier, Bülow habe in knappen und energischen Worten gesagt, das; die vorige Note für Deutschland eine Neberraschung und Enttäuschung sei und daß er ihre Schlußfolgerungen nicht akzevtieren könne. Bihourd fügte hinzu: Ich habe Bülow sehr höflich gefunden. aber er legte Nachdruck auf die Notwendig- keit, in diese schlimme, sehr schlimme Sache sich nicht hinein- ichen zu lassen und sich nicht auf dem Wege am Rande des Abgrunds enstzuhalien. Bülow betonte ausgiebig den Wunsch nach Wiederherstellung guter Beziehungen zu Frankreich. Die Konferenz würde zu vielem Ziele führen. Bihourd schloß: Die Dringlichkeit, mit der der Reichskanzler v. Bülow eine baldige Lösung anempfahl, machte auf mich einen lebhaften Eindruck. Sie ist dazu angetan, ernstliche Unruhe zu erwecken und die Entscheidung unserer Konferenz zu beeinflusse». Dagegen ver sicherte er mir. wenn wir die Konferenz annehmen, würde die deutsche Diplomatie in den späteren Verhandlungen eine Hal tung einnehmen, mit der wir Grund haben wurden, zufrieden zu ein. Botschafter Bihourd schrieb unter dem 25. Juni an Rouvier, das; Fürst Bülow nochmals erklärt habe, die Kon- erenz beabsichtige nicht, der deutschen Diplomatie eine arm- clige Genugtuung der Eigenliebe zn verschaffen, noch die Würde einer große» Nation zu schmälern, sondern «mach aus einer üblen Lage heranszukonnnen. Bülow habe hinzugesügt. man müsse eine Organisation in Marokko durch Mithilfe der Mächte . nstrebcn. Venn der Versuch mißglücken würde, werde Frank reich die Rolle, die es wünsche, übernehmen können. Bülow habe feierlich erklärt, daß weder der Kaiser, noch er selbst dazu ihr- Zustimmung geben werden, daß auch nur die geringste Er niedrigung. Frankreich ans der Konferenz zugedacht werde: aber er habe sich entschieden geweigert, bereits jetzt Einzelheiten des Programms seilzustellen. Unterm 26. Juni schrieb Rouvier an Bihourd. er würdige den Wunsch Bülow», tede Reibung zu beseitigen und fügte hinzu, wir hätten uns nicht M einer begeben kör Zusammenkunft hegeben können, die die Gefahr mit sich brächte, darauf hinauszulaufen, daß die Würde Frankreichs in Frage gestellt würde. Ein Schreiben RouoierS an Bihourd vom ). Juli erinnert daran, daß Radolin die Versicherung gegeben habe, dos Abkommen Frankreichs mit England und >spanien ei aus dem Spiele gelassen. Das Gelbbuch gibt dann die Er- slärung Rouviers in der Kammersitzuna vom 10. Juli wieder, in der er die mit Radolin bez. der Annahme der Konferenz aus- getauschten Schriftstücke und Erklärungen beider Regierungen mit- teilt. Am 1. August stellte Rouvier Radolin daS Programm der Konferenz zu. Das Gelbbuch enthält dann mekrereDokumente über Schritte des Grafen Tattenbach hinsichtlich der KonMion für die Hafeiiarbeiten in Tanger und hinsichtlich der Anleibever- handlungen, ferner zahlreiche-Schriftstücke über die Angelegen heit des Bumzian. Am 30. August beantwortete Rouvier in einem Schreiben an Radolin die Bemerkungen Deutschlands über das von der französischen Regierung vorgeschlagene Pro gramm der Konferenz. In diesem Schreiben drückt Rouvier die Ansicht aus. daß die Polizei und die Ueberwachung de- Wastcistchmuggeis an der französisch-marokkanischen Grenze eine ausschließlich zwischen Frankreich und Marokko zn erledigende Angelegenheit bleiben müßte. Die Einigung sei dem Vorbehalte der beionderen bezüglichen RechtSsrecheit untergeordnet. Am I. September erhielt Bihourd von Rouvier den Auftrag, Bülow gegenüber den guten Willen Frankreichs heroorznheben. Rouvier Rnstatierte indes die Schwierigkeiten, Deutschlands angebliche einfache Sorgen für die Wahrung seiner Interessen mit den Sondervorteilen in Einklang zu bringen, die Graf Tattenbach zu erhalten suche. Ein Bericht Bihourd» an Nouvier vom 4. September kündigte an. daß Rosen nach Paris gesandt werde, um ein schnelles Einverständnis lierbeizuführen. DaS Gelbbnch legt hierauf die vorläufigen und endgültigen Ver einbarungen zwischen Frankreich und Teutschland und schließ, lich schon die letzten Dokumente, die Annahme des Programm». OrteS und Zeitpunkte» der Konferenz dnrch Marokko dar. sowie die« und S«r S«»» t» N»stl«,d. die nächst« Zeit beabsichtige der itbechauv« nicht ,u verlassen. _ Peier»buro. lPriv.-Tel.! Der Reich»,«t bei Durchsicht de» Budget» de» Bergdeparlement» einen Fehl- betrog von g>G Millionen Rubel entdeck», für den der Vera- Ingenieur Ä>wosch1>chii>»ki. der frühere Direktor der Mineral- auellrn tm Kaufest,», verantwortlich gemacht vlrd. Ehwosch- tschinski ist jetzt Mitglied de« Minister»«!«»». Der Reichsrat hat den Fman-minister Schipov mit der Untersuchurig der An. gelegenheit beauftragt. Warschau. Die katholische Geistlichkeit von 7. Polnische» und g litauische» Diözesen veranstaltete gestern rin M o n st e r - M e e t i n g, an dem 417 Priester teilnahmri, Man beschloß, an der Nationalreformarbeit terlzunehmen mit dem Verlangen nach AutonomiefürPolen und einem eigenen Landtag nach allgemeinem Wahlrecht. Ferngc will man zur moralischen und materiellen Hebung des Proletariat» bei- tragen, auch die Einführung der polnischen Sprache tn den Kirchenkanzleien verlangen. Außerdem forder» das Meeting die Aushebung der Todesstrafe und allgemeine Amnestie. Das offizielle Organ de» Erzbischof» wurde einer scharfen Kritik und Droschkenkutscher. Ei» Meeting aller Beamlen der amt- der London. (Priv.-Tel.) Der Petersburger Korrespondent des Daily Telegraph" hatte eine zweite Unterredung mit Gras Witte, der sich jetzt etwas hoffnung-voller ausspricht. Graf Witte betonte, daß er nililmebr keine Absicht habe, zurückzutreten. Die Armee sei dem Zaren treu geblieben »nd werbe auch fernerhin dem Zaren treu bleiben. Die Meute reien seien nur vorübergehende Erschein»» aeu. Die rnssifchen Finanzen seien vollständig gesund und Ruß land iverdr sämtliche Verpflichtungen gegenüber dem Auslände pünktlich erfüllen. — Van anderer Seite wird aus Petersburg ge meldet. die russische Regierung habe die Absicht, das Kriegs recht in der Hauptstadt zu proklamieren. Die Angestellten der Post- und Telegraphenämter haben da» nordisch« Kabel von Petersburg »ach Kopenhagen durchschnitten. Berlin. lPrlv.-Tel.i Der Kaiser begibt sich am Sonn- abend abend zum Besuche des Regenten nach Braun schweig. — Justizminister Dr. Be > eler ist »um Mitglied« de» Herren hauses auf Lebenszeit und zugleich zum Kronsyndiku» bestellt wor- den. — 'Der sächsische Oberst v. Schlieben, Kommandeur deS 2. GrenadierKllegimentS Nr. 101, und Oberst Edler v. d. Planitz, Abtcllungschef im Kriee.sministerinm, erhielten den Roten Adlerorden 3. Klasse. Die sächsischen Offiziere Major Neubauer und Hanvtmann Richter, beide im Kriegs- ministcriuin, der sächsische Hauptmann von Uslar- Gleichen im 2. Grenadier-Regiment Nr. 101, sowie die säch sischen Rechnungsräte Louis Schreit er und Robert König >m KriegSminifterium erhielten oen Roten Adlerorde» 4. Klasse. Der Geb. expedierende Sekretär Hofrat Bauer ta> preu- zischen Kriegsministerium, beschäftigt un Militärkabinett, erhielt >as Ritterkreuz 1. Klasse des sächsischen Albrechtsordens. Berlin. Der BundeSrat stimmte heute dem Ver trage mit der Schweiz über die Errichtung deutscher Zollabfertigungsstellen auf den linksrheinischen Baynhösen in Basel zu. Die Vorlage, betreffend Ergänzung der Prüfurias- vorschriften iür Tierärzte, wurde angenommen, ebenso dn Sc- etzentwurf. betr. die Handelsbeziehungen zum britischen Reich«. Berlin. lAmtliche Meldung.! Auf dem Güterdahnhose Frankfurter Allee überfuhr heute früh 4l4 Uhr der Lok» motrvführer eines von Moabit nach dem Alexander-Platz per- kehrenden Markthallenzuges daS aus Halt stehende AuSfahrts- ignal und streifte dabei eine» gleichfalls in der AMahrt aus Slchtenberg-Friedrichsselde auf einem Nebengleise deS Bahnhofes begriffenen Güterzug derart, daß die letzten beiden Wagen dieses Zugcs, ein Gepäck- und ein Güterwagen, entgleisten und nmstürzten. 'Beide Gütcrzug-Hauptißclie wurden gesperrt. Der Betrieb wurde durch Leitung über den Südring aufrecht- erhalten. Gegen 9 Uhr vormittags waren beide Gleise wieder betriebsfähig. Der Zugführer und zwei Bremser, die sich in dem umgestürzten Packivage» befanden, haben anscheinend mir leichte Verletzungen erlitten. Berlin. sPriv.-Tel.! Ter Archäologe Professor Dr. F r i e d r i ch D e l i tz l ch ist von einer längeren Forschungsreise nach dem Orient hcimgekehrt und hat seine Amtsgeschäfte in dem Museum wieder übernommen. Berlin. «Priv.-Tel., Wegen Kuppelei wurde dieser Tage von der Staatsanwaltschaft in Straßbnrg i. E. der Ober kellner Karl Seidel vom „Restaurant Valentin" verhaftet. Während seiner fünfjätirigen Tätigkeit in dem Restaurant gelang es ihm, 40000 Mk. auf die hohe Kante zu legen. Bei der Ver haftung fiel der Polizei eine Liste in die Hände, die schwere Bloßstellungen enthält »nd selbst für Ehefrauen koinprommitierend ein soll. Ebenso fiel der Polizei ein Verzeichnis in die Hände, das die Spielschuldiicr des Oberkellners tn Chiffrlerung aufführte. — Steckbrieflich verfolgt wird Oberleutnant Schöneberg vom iö. Train-Bataillon in Straßburg, der vor einiger Zeit nach Unterschlagung von Dienst ge ldern flüchtig ge worden ist. Diese Gelder sind bei 'Valentin verspielt wachen. Gotha. lPriv.-Tel.) In der vergangenen Nacht wurden jier bei einem Rentier Jungheinrich ein E i n b r u ch SV t e b- tahl »nd ein Na n b m ordn er j u ch verübt. DaS sich zur Wehr etzende alte Ehepaar wurde überwältigt. Der Mann erhielt >urch verschiedene Messerstiche mehrere schwere Wunden am Kopse. Ans das Hilscgeschrei der Nebersallenen eilten Leute "erbet, worauf die Diebe im Dunkeln entkamen. Wie sich erausstellte, scheinen ihnen ziemlich bedeutend« Geldmittel i» -ie Hände gefallen zn sein. Von den Einbrechern fehlt jede Spur. Weimar. In der heutigen Sitzung deS tvtimarischen Landtags wuroe der -LtaatSvcrtrag mit Preußen für oie Lotteriegemeinschaft ohne Debatte angenommen. Erfurt. DaS Kriegsgericht der 38. Division v e r- urteilte den Oberst v. Donop vom 96. Infanterie-Regiment zn 6 Monaten Gefängnis und Dienstentlassung. Der Obcr- lhlmeistcr Michaelis desselben Regiments wurde zu 4 Wochen efänoniS und Amtsenthebung verurteilt. Adjutant Leutnant Klöden wurde sreigesprochen. Essen. In der gestrigen VorstandSsihung deS Berg baulichen Vereins wurde Berarat Kleme-Dortmund zum Vorsitzenden, Direktor Bingel von der Gclsenkirchener Berg- werrSaktiengesellichaft zum ersten Stellvertreter gewählt. Kom- merzienrat Funke-Essen behielt auf eigenen Wunsch die Stellung als zweiter Stellvertreter. Wien. In Wiener-Neustadt brach beute durch Heiß- lauseu der Maschine in der Spinnerei Nohrbach bei Ternltz ^euer aus, das das vierstöckige Gebäude einascherte. Ein rbeiter ist verbrannt, die Zahl der Verwundeten noch nicht stgestellt. . . Mäh r isch-O stra u. Auf dem hiesigen Bahnhöfe der ikoiser-Ferdinono-Nvrd-Bahn sind die llnterocamten und De- riensteten aus^Wcisunp des Wiener OrganisationSburcautz in dix p a s s i v mit dem Eis begleitet sind gestellten der Privatbohnen in die passive Resistenz eintreteu. Pest. Um allen ausacstreuten Gerüchten entaeaenzutretr», wird die Regierung wahrscheinlich noch vor der Auflösung des Reichstags den Gesetzentwurf, betr. Einführung des allgemeinen, geheimen, gemeindeweise auSzusührenven Wahlrechts nlblizteren. — In parlamentarischen Kresten ailtalS feststehend, >ah das Abgeordnetenhaus am 19. d. M. auf längere Zelt vertagt wird. .. - Tun,S. lPriv.-Test! Heftige Sturme »erstörten den Wellenbrecher von Biserta. Dl« deutschen Bevgevampfer Berger" und „Wilhelm" find gestrandet, der Schlepp.
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