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«m Seftnmirii »er -IMiikiMem Verschmelzung -es englischen und -es sranz-stschen Vorschlages London. 4. Februar. Heute mittag wurde folgende» Aooimuntqns über die Flottenkonferenz ausgegeben: Der HauptauSschuß trat vormittags 10 Uhr tm St.-James- Palast zusammen. Es lagen ihm der französische jkompromißvorschlaa. eine Reihe von Entschließungs- entmürsen der fünf Delegattonsführer und das von der eng lischen Delegation vorgeschlagene Kompromiß vor. Wie in der vorhergehenden Sitzung vereinbart worden war, wurde die Aussprache auf der Grundlage des französischen Koinpromißvorschlages eröffnet. Nachdem die Auffassungen -er einzelnen Delegationen über die grundsätzliche Seite des Vorschlages dargelcgt morden waren, beschloß der Ausschuß, ihn im einzelnen paragraphenweise zu beraten. Ein weiteres Koinmuntgns besagt: Um 11M Uhr sind die Delcgationssührer zusammengctrcten, um das von der Konferenz einzuschlagende weitere Perfahren zu erörtern. ES herrschte allgemeines Einverständnis darüber, daß die Methode der Besprechungen zwischen den Delegationen, die sich zur Vorbereitung von Vereinbarungen bewährt hat, fort gesetzt werben müssen. Morgen abenb S Uhr werden die Delegationsführer wiederum zusammenkommen, um ihre Be sprechungen aus der Grundlage der Arbeit de» HauptauS» IchusseS fortzusetzen. Reuter erfährt in japanischen Kreise«, mau habe de« Eindruck, baß das SiS jetzt gebrochen sei. ES sei zu keinem eigentlichen Beschluß gekommen, da die grundlegende Frage, Gesamttonnage oder Kategorien, an die Delegattonsführer verwiesen werden mußte, jedoch werde die Ansicht vertreten, baß das englische und französische System in Wirklichkeit nicht sehr weit voneinander abweichen, und daß die Lösung wahrscheinlich eine Nebakttonssrage sein werde. Von der nächsten Zusammenkunft der DelegationSführer und des Hauptausschusses wird nunmehr die »Harmoni sierung" des englischen und des französischen Vorschläge» erwartet. Semrolmirlfs mit die »euMen «elmien! Xenion, Sine Kundgebung -er Deutschen Kolonialgesellschaft Berlin. 4. Febr (Eigene Drahtmeldung.) Die Deutsche K o l o n i a l g c s c l l s ch a s t verbreitet eine Mit teilung, tn der cs heißt: .Die Mandatsinhabcr glauben nach ihre» Haager Erfolgen den Zeitpunkt für gekommen, nun auch hinsichtlich der deutschen Kolonien ihr offenes Spiel mit osscncn Karten spielen zu können. Auf der Flotten- kvnscrcnz in London sinken vertrauliche Verhandlungen zwischen Tardien und Gran di über den Ausgleich der französischen und italienischen Interessen in Nordafrika statt. Gran di ha» die Erklärung abgegeben, er betrachte das Problem der Grenzziehung zwischen Tripolis und Tunis als lösbar, wenn eine Ncnvertctlung der Mandate unter Berück sichtigung der Interessen Italiens vereinbart werde. Der sranzöfische Ministerpräsident zeigte sich um so eher geneigt, aus diese italienischen Vorschläge «in» zugehen, als die Erfüllung der italienischen Kolonial» anspriichc ja keineswegs ans Kosten Frankreichs erfolgen würde, sondern aus Kosten Englands und Deutschlands. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre erwartet man offen bar von Deutschland keinen W i d c r st a n d, obgleich in der englischen Presse immer wieder erklärt worden ist, die Deutschland bet seinem Eintritt in den Völkerbund und bei der Vorunterzeichnung des Locarnovertrages gemachten Ver sprechungen würden dann eingclöst werden, wenn eine Neu- rerleilung der Mandate erfolge, bzm. ein Mandat frei werde. Wie sehr die Mandatsinhabcr die Mandatsform als ein bloßes Schemen betrachten, zeigt eine Erklärung des südafrikanischen Premierministers Hertzog vor dem Unionsparlament. Hertzog scheute nicht, offen aus zusprechen, er habe nicht den mindesten Zweifel, daß Süd afrika unter Beseitigung der Mandatsform völlig tn die südafrikanische Union ausgehen werde. Er er klärte dabei ausdrücklich, auch die Mandatskommission des Völkerbundes werde sich dieser Erkenntnis nicht entziehen können. Hertzog Übersicht dabei, daß das entscheidende Wort tn dieser Frage nicht die Mandatskommission, sondern der Vül kerb» ndsrat zu sprechen hat. Für die Ent schließungen des VölkerbundsrateS ist aber Einstimmig keit erforderlich. Wird Deutschland als Mitglied des BvlkerbundSrate» einer Aushebung des Mandatssystems für Südwcstasrika znstimmcn? NeichSaußcnminister Dr. S t r e s c m a n n hat mehr als einmal erklärt, zuletzt noch in feierlicher Form bei der Kolonialdcbatte des Reichstags vom Juni vorigen Jahres, die deutsche Regie rung werde sich einer tatsächlichen Bedrohung des Mandats- systemö mit allen ihr zu Gebote stehende» Mitteln widersctzen. Wir sind der Meinung, jetzt ist die letzte Stunde gekommen, die «ns zum Handeln anfrnst. Man weiß, daß die Mandatsinhaber den Artikel 22 der Dölker- bundssatzung in ihrer Weise auszulegen unternahmen, als sie sich selbst für die Verwaltung der Mandatsgebiete besondere Statuten gaben und sie vom Völkerbund sanktionieren ließen, die tn allen wesentlichen Punkten dem Sinn und Wortlaut des Artikels 22 der VölkerbundSsatzung widersprechen. Hier ist der Punkt, au dem die deutsche Politik einsetzeu muß. Eine Revision sämtlicher Mandats st atute wird von deutscher Seite tm Völkerbundsrat zu fordern sein, und zwar unter Hinweis darauf, daß Deutschland an der Auf stellung dieser Statute nicht teilgenvmmen hat und als Mit glied des Völkerbundes sich verpflichtet hält, die Aufhebung der dem Artikel 22 der VölkerbundSsatzung widersprechenden Bestimmung der Mandatsstatute zu verlangen. Bekanntlich berufen sich die Mandatare bei ihren Verschmelzungsplänen auf diese Mandatsstatutc. Das gilt besonders von England hinsichtlich der geplanten Vereinigung von Dentsch-Ostafrika mit Kenya und Uganda. AuS all den Pressemeldungen der letzten Zeit ergibt sich, baß die Gegenseite, nachdem sie im Haag die Reparationssragc tn ihrem Sinne gelöst hat, nunmehr zum Generalangriff aus die deutschen Kolonien schreiten will. Unmöglich werben wir zugebcn können, daß die gewaltigen volkswirt schaftlichen Werte der deutschen Kolonien von den gegenwär tigen Verwaltern aus alle Zeiten geschluckt werden. Dr. St rese mann erklärte zur Zeit der Rcparationsverhand- lungen tn Paris und Im Haag, Deutschland werde die Kolonial- frage aufrvllen, wenn die Rcparationssrage gelöst und der Rhein befreit sei. Vorläufig sehen wir nur die Gegenseite ihre kolonialen Ansprüche anmclden. Es ist die letzte Stunde gekommen, die uns zum Handeln ruft." Ser britische Botschafter -am Spserkete siavüSn Drehers Hamburg, 4. Febr. Im Verlaufe eines vom Hamburger Senat anläßlich des Besuches des britischen Botschafters Sir Horace Numbold gegebenen Frühstückes bei Bürgermeister Roß führte der Botschafter u. a. aus: Wir haben erst vor ganz kurzer Zeit wieder einen erhebenden Beweis jener Secmannstrcuc erlebt, die alle seefahrenden Nationen eng miteinander verbindet. Ich denke an den heroischen Tod des Kapitäns der „Monte Cervantes". Ich weiß, daß ich dem Gefühl des englischen Volkes Ausdruck gebe, wenn ich Ihnen mein tiefstes Beileid zu dem Verlust dieses hervor ragenden Seemannes ausspreche, dessen Andenken stets überall in Ehren gehalten werben wird. Sorthy zehn Jahre tu» A.mt Zu Ehr»» d«» »ogaittch«» !X»lch»v«r«»s»r» oo» Korthv, Sa» am 1. Hllärz y»t»a Jahr» tu, Amt («tu mtrd, wird»» tu Budapest tür dt»s»u Tag grotz» N»ftlt«hk«l1»u vorb«r»lt»t. V,- plaut ist für d»u 1. 2Närz »to» g»m»tukam« Arftflhuvg der brtdru Häuf,» d», R»lch»tag»« tm ^lubsaal dr» spar>am»»t»- grbSod»», zu d«r auch der R»tch»v»rm»t»r «rschriurv soll. Dt» Birdänd« und B»r«tu, u»otl»u thm »tu au» LOOO Bänd»» b»g»h,od»» Ertuu»rung»album mit Brgrögung»woit»u und U»t«rjchrtjt»u oou ot»l»u LVUltiou»» Bürger» Lb«rr»tch»u. Schober bei Mussolini Er will für Südtirol eintreten ^ Rom, 4. Febr. Der österreichische Bundeskanzler hatte a« Dienstag eine erste Unterredung mit Mussolini im Palazzo Venezia. Schober hat der italienischen Regie rung sein Beileid zum Tode des Ministers Btancht auS- gedrückt und einen Kranz an der Bahre des Toten nieder» legen lasten. Wie ein christlich-soziales Wiener Blatt berichtet, Hai Bundeskanzler Schober vor seiner Abreise nach Rom mit den Führern derSüdtirolerBewegungam Sonn abend eine Aussprache gehabt, bei der Schober erklärte, daß er in Nom — obwohl er natürlich bezüglich Subtirols keine Forderungen zu stellen in der Lage sei —, doch daraus Hin weisen werde, daß ein herzliches Einvernehmen zwischen Italien und Oesterreich einzig und allein von Italien selbst abhänge. Er werde versuchen» Mussolini «ns gewisse Härte« der italienische« Politik tn Tttdtirol hinzuweife«, die einer A»S» söhnung der beiden Völker im Wege stünden. Die Abendblätter widmen dem österreichischen Bundes kanzler einen herzlichen Willkommengrutz. Die „Tribuns" schreibt: Schober sei ein Staatsmann, der folgerichtig handelt und Kompromisse sowie parlamentarische Schwächen ablehne, um Oesterreich ein organisches und selbständiges Leben zu sichern. Auch das halbamtliche „Giornale d'Jtalia" hebt die Verdienste Schobers um sein Land hervor. Der Bundeskanzler überreichte Mussolini den Groß- korbon mit goldenem Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Oesterreich. Theaterfiouren im Wandel der Teil Von Wilhelm Lichtenberg Vor kurzer Zeit noch erhielten die Schauspieler — be sonders jene der kleineren und mittleren Bühnen — Kon trakte. die auf ganz bestimmte, engumgrenzte Fächer lauicten. Das Theater hatte damals, mehr als heute, seine feststehenden Figuren, und dte Darsteller wurden sorgsälttgst nach einem Schema ausgesucht, das die Direktoren nie tn Verlegenheit und dte Künstler nie über dte Grenze ihres an gestammten Rollenfaches brachte. Es gab also — um mit den Frauen zu beginnen — die erste Liebhaberin und Salondame, dte Naive und dte muntere Liebhaberin, die bürgerliche Mutter, dte Heldenmama, die komische Alte. Die Männer wieder schieden sich tn den ersten Helden und Bonvivant, den schüchternen Liebhaber und Nalurbnrschen, den bürgerlichen Vater, den Heldenpapa: etne ganz besondere Type aber war der Charakterdarsteller und isiilrigant. Jedes Ensemble mußte diese Garnitur beisammen habe». Nollenzwistigketten gab cs nicht, denn es wäre ja absurd gewesen, den Bonvivant eines Stückes vom Intri ganten spielen zu lasten. Und niemals dürste es sich ereignet haben, daß dte komische Alte Anspruch auf etne bürgerliche Mutter erhob. Das Publikum wäre einfach nicht mtt- gcgangen. Daraus, baß eS diese Fächer am Theater von heute nicht mehr gibt, darf man aber nicht den Schluß ziehen, als wären die alten Theaterftguren einfach ausgestorben. Nein, sie haben sich nur. dem Zeitgeist entsprechend, gewandelt, geben sich heute anders als vor dreißig Jahren und haben etwa dte Entwicklung der neuen Generation mttgcmacht, die sich ja auch im Leben vollzog. Theaterftguren haben eine gar feine Witterung für dte Wandlungen des Lebens, sie sind immer bemüht, aus der Höhe zu sein. Dafür sorgen schon ihre Papas, die Herren Autoren. Was ist also aus den Theaterftguren von einst geworben? Wie bringt sich zum Beispiel dte erste Liebhaberin und Salondame fort? Und vor allem, wie sah sic einst mals auö? Wenn sie nicht gerade Sappho oder Orstna oder Lady Milsord war, stellte sie etne Witwe dar, reich, möglichst aus Ucbersee — begehrt, fest entschlossen, ihr Ziel zu erreichen. Das Ziel mar immer der erste Liebhaber und Bonvivant, der aber nicht recht wollte — entweder, weil ihm dte erste Liebhaberin zu reich, oder weil er von ManneSstolz um und um gebläht war. Das gab natürlich immer etne Katastrophe, die sich glücklicherweise beim letzten Borhangsallen tn eitel Wohlgefallen auslöste. Die reiche, stolze, begehrte Witwe ist heute schon vie»x j«-u. Man trägt sie nicht mehr am Theater. Wen» heute der Vorhang ausgcht. hat die erste Liebhaberin bereits ihren ersten Liebhaber. Die Konflikte der Stücke be- stehen eben darin, daß der erste Liebhaber nicht der letzte Liebhaber der ersten Liebhaberin ist. und dte erst« Liebhaberin nicht auch die erste Liebhaberin des ersten Liebhabers. Etwas verworren — aber das ist der Zug der Zeit. Sehr verändert hat sich die Naive und muntere Liebhaberin. Zwar liebt sie auch heute noch sehr munter drauf los. aber naiv — nein, naiv ist sie nicht mehr. Wäre sie cs, sie könnte nicht munter lieben. Früher lief sie mit Blondzöpfchcn und Piepstöncn durchs Leben, verliebte sich ans den berühmten ersten Blick, ohne zu misten, was Liebe eigentlich sei. und alles märe in schönster Ordnung gewesen, hätte nicht der Papa / bürgerlicher Vater! / gesagt: „Niemals! Meine Zustimmung kriegt dieser Herr nicht! Und ich heiße Scbaldus Lebrccht. Man kennt mich." Das Mädel weinte und sagte in seiner himmlischen Naivität: „Der oder keiner!" ES mar jetzt eine Frage des Genres, wie die Sache aus- gtng. War es ein Lustspiel, kriegte sie ihn. trotzdem der bürgerliche Vater Scbaldus Lebrecht hieß: war eS ein Trauer spiel, kriegte sie ihn nicht, eben weil er Scbaldus Lebrecht hieß. Heute? Nun, vor allem ist die Naive kein Mädel mehr, sondern ein Girl. Das ändert schon alles. Früher war sie eine junge Dame, die sehr viel Anstößiges tat und von nichts wußte: heute weiß sie sehr viel Anstößiges und tut nichts. AuS dem Blondzöpfchcn ist ein Flapperkopf ge worden, aus den Piepstöncn dte neue Sachlichkeit. Sie ver liebt sich nicht mehr auf den ersten Blick, sondern auf den ersten Scheck. Auch gibt cs keinen bürgerlichen Vater mehr, der „niemals!" sagt. Heute heißt es: „Um Gottes willen, nimm ihn! Bei diesen Zeiten . . .!" — .„Ich denke nicht daran! Wo der Mann nicht einmal ein Auto hat...!" — Eines ist freilich auch heute noch wahr: es ist eine Frage des Genres, wie dte Sache ausgcht. Nur eben umgekehrt. Ist es ein Lustspiel, gehen sie auseinander: ist eS ein Trauer spiel, kriegen sic sich. Die bürgerliche Mutter ist allerdings nicht mehr am Theater zu finden. Die Mütter sind am Theater so gut wie auSgcstorbcn. DaS liegt daran, daß sie auch im Leben nicht mehr viel z» sagen baden. Was sollte man auch mit einer Thcaterftgur beginnen, die Immer zu sagen hat: „Lies- chcn, benimm dich, bitte . . Und: „Ottchen, zieh dir den Rock herunter, man sieht deine Knöchel . . ." Und: „Kind, wenn's Papa erlaubt, gehen wir nächstes Jahr mal tanzen..." Auch die Hclücninnttcr ist so gut wie tot. Denn heutzutage kann keine Mutter mehr große Töne riskieren. WaS aber ist a»8 der komischen Alten geworden? Man erinnert sich: Eine Dame, an der bas Alter da» würdigste war. Jugendlich gekleidet, rot ausgefchmtnkt. im Dezember ihre» Lebens hielt sie noch beim Mai ihrer Be- gierben. Nun. man ia§t heute nicht mehr: Würdige» Alter. Man sagt: b-nli-e <ie„x »«es. Auch die jugendliche Kleidung ist längst nicht mehr da» Spezifikum der komischen Alten. Denn selbst die würdigsten Damen schätzen unter allen Freiheiten, die sie errungen habe», die Knicsrclheit am allermeisten. Rot anfgeschminkt? Wer könnte heute noch über Farben- srendtgkett am weiblichen Antlitz lache»? Dezember de» Leben»? Gibt eS nicht mehr. Der Kalender der weiblichen Eitelkeiten hak nur «ehr «cht Monat« nn» schließt »»««tger. lich mit dem August. Schlimmstenfalls. Eine Frau Ist jung zwischen Sechzehn und Dreißig und zwischen Vierzig und Siebzig. In den Paulen nur ist sie eine alte Frau. Nein, die Dame cmi-e ilcux L«es ist heute die beliebteste Theatersigur. Kein Mensch findet sie komisch. Und die schüchternen Lieb haber und Naturburschen schwärmen überhaupt nur für die reiferen Jahrgänge. Wie hat sich nun der B o n v l va n t, der veilchenfrestende, schwerenötige Venividivici-Bonvivant verändert? Wir haben schon fcstgestcllt. daß er heute kaum mehr tn die Lage kommt» der erste Liebhaber zu sein: das ergäbe keinen Konflikt mehr. Auch steckt er nicht mehr tn der Uniform. Ein Leutnant der Reichswehr frißt keine Veilchen mehr. Vorbei. Seine Nöte liegen heute aus anderem Gebiet, als tn der Schwerenot. Und — veni viäi viel . . .? Auch nicht mehr. Der Bonvivant von heute Ist der Ehemann in tausend Gefahren, der Mann» der drei Akte lang um seine Frau zu kämpfen hat. Der Theaterheld von heute fragt nicht mehr: Sein ober Nichtsein? Er darf bestenfalls fragen: Finden Sie, daß Constance sich richtig verhält? Der schüchterne Liebhaber hat keinen Sprach fehler mehr, keine heimliche Glatze, ist nicht mehr kurzsichtig und kommt auch nicht mehr bet allen Gelegenheiten zu spät. AuS dem schüchternen Liebhaber ist ein dreister Liebhaber ge worden. Ich weiß nicht, ob man diese Bezeichnung in Theater verträgen von heute findet, aber cs ist ganz bestimmt ein neues Fach für snnge Schauspieler. Der Naturbursche des heutigen Theaters ist ein geometrischer Begriss geworden: die Hypotenuse für regelmäßige Dreiecke. Der bürge rliche Vater von einst ist inzwischen auch seine Abwege gegangen. Man ertappt ihn kaum mehr — e» sei denn auf Seitensprüngen. Aus dem besten Mann tn den Jahren ist ein Mann in den besten Jahren geworden. Früher einmal verstand er die Welt nicht mehr: heute versteht die Welt ihn nicht mehr. Und wenn einer tn den modernen Komödien Veilchen frißt, dann ist eS der bürgerliche Vater. Wenn einer venividivicelt — bann ist er eS. Tja. die Alter», grenz« der Interessanten Theaterftguren hat sich sehr »ach oben verschoben. Bliebe also nur noch der Charakterspteler ««- Intrigant. Merkwürdig! Unter Charakterrollen ver stand man früher jene, die keinen Charakter hatten. ES war der Man» der auf Gummisohlen ging, und besten Sport e» war. a»e Brunnen zu vergiften: außerdem spielte er die gewissen Schruzttücher tn eifersüchtige EhemannShänd«. dte dann «nf-hlbar zur Katastrophe führten. So was gibt » heute glücklicherweise nicht mehr. Ersten» gehen schon dl« lautersten und ehrenwertesten Männer ant Gummisohlen, die »enerdinl» so modern sind: Brunnen gibt e» nicht meb . die zu vergUtei: wären Na, und Taschentücher nach JagoS Art braucht man heute auch nicht mehr, um einem Mohren wa» »miß zu machen. Der Intrigant bat seine Roste am Theater ansaekpielt: denn der moderne Ehemann kommt schon von selbst daraus, daß ein Eassio im Spiele ist. Und dt« «oder»« D«Sde«»»ck betet «icht mehr s«r R«cht — st« t»»»t....