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vermeinte revolutionäre Agitationm hat so langt keinen Sinn und Erfolg, al< nicht die Ursachen gehoben sind, welche diese vermein ten Agitationen hnvorgerusen haben. Der König wild eine An zahl von Personen nach vernommenem Bericht und Vortrag«, nicht aber sämmtlich« Verurtheilte in Bausch und Bogen amnesti- ren. — Wie das „Preuß. VolkSbl.' wissen will, hat der König zu dem Oberbürgermeister KrauSnick gelegentlich dessen neulicher Audienz auch noch di« folgenden Worte gesprochen: .Ich weiße-, daß in meinem Lande eine Partei cxistirt, die bestrebt ist, die Zu stände de« Jahre- 1848 zu erneuern. Wa- damals der Ueber- raschung gelingen mochte, soll nicht wieder gelingen, man wird mich vorbereitet finden. Vom Taunus. 8. Jan, Bekanntlich haben die Besitzer von Hamburger SpielhauSactien im letzten Sommer eine sehr schmale Dividende gehabt, da. der Dirrctor Blanc ein zu gro ße« Risico erlaubt« und da« einigen Spielern blühende Glück sehr bedeutende Summen entführt«. Entweder hat sich da- Glück gewendet, oder hat Herr Blanc mit seinem Vorfahren im Sommer einen klugen Plan gehabt, um desto mehr Glücks ritter herbeizulocken und desto höhere Gewinn« rinzustreichen. Seit etwa zwei Monaten geht da« Spiel nicht nur stärker al- je, sondern die Bank ist auch in außergewöhnlichem Dortheile. Eine Menge Fremder hat in Homburg seit dieser Zeit, oll' ihr Hab' und Gut verloren, und e« wird un« au« Frankfurt versichert, daß eine dortige Gesandtschaft eine« großen deutschen Staare« fast täglich von LandeSangebörigen überlaufen wird, du in Homburg Alles verloren und Nicht- mehr hatten, um nur nach Hause reisen zu können. Auf solche« Unglück muß nicht blo« Selbstmord folgen, und auch diese kommen nicht gerade in Homburg und Umgegend vor, sondern oft erst in weiter Entfernung. Und doch hatten wir solcher Fälle schon mehr als genug zu erwähnen! Alle- abermal« nur Mahnungen, daß endlich einmal diesem Treiben Einhalt getban werde. Pari«, 11. Jan. (Tel. Dep. d. Dr. I.) Da-Bülletin de- heutigen „Moniteur" bestätigt, daß die Unterhandlungen we gen eine- Waffenstillstandes in Gaeta ohne Resultat geblieben find. Dessenungeachtet habe Sardinien sich bereit erklärt, die Feindseligkeiten bis zum 18. Jan. einzustellen, und in Folge dessen der französische Admiral Tinan den König Franz 11 aufgefordrrt, tin Gleiche- zu thun. Da- französische Geschwader werde sodann unverzüglich den Hafen von Gaeta verlassen, mit Ausnshme eine- Schiffes, welche- bi- zum Ablaufe der Was- senruhe dort verbleiben werde. Italien. Die „Patrie" schreibt au- Turin: Man hat die Wohnung Garibaldi's (aus der Insel Caprera) photographisch ausgenommen, und der Anblick der sie umgebenden Fel-blöcke ist so traurig, daß sich in den bedeutendsten Städten SubskriptionS- gesellschaften gebildet haben, um dem General ein Nationalgeschenk zu machen. Der General empfängt oft Besuche in seinem mehr als bescheidenen Hause. So kam jüngst der Neffe Lord I. Russell- nach Caprera und lud Garibaldi an Bord seine- SchoonerS zum Essen ein Der Exdictator erschien und wurde bei der Ankunft und beim Weggehen mit 21 Kanonenschüssen begrüßt. Man zeigte ihm die baldige Ankunft einer englischen Deputation an. Der Neffe de- englischen Ministers verkündete ihm gleichzeitig, der Echooner, dem die Ehre dieses Besuche- zu Theil geworden sei, solle als glorreiches Denkmal in einem Londoner Dock aufbewahrt werden. Auch Birio und Medici haben unlängst Garibaldi be sucht. - Turin, 6. Jan. An verschiedene Journale wurde nach stehende- Circular geschickt: „Hr. Redakteur! Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie die anliegenden beiden Briefe Gari- baldi'S in Ihr geehrte- Blatt aufnehmcn möchten." Friedrich Bellazzi. .Lieber Bellazzi! Bei dem gegenwärtigen Au-nahmS- zustand kann ich kein« Landidatur al« Deputirter annehmen. Ich wünsche, daß die- allen Wahlcovegirn mitgetheilt werde, um etwa entstehende Jnconvenienzen zu vermeiden. Caprera, den 28. Dec. 186V. G. Garibaldi." — „Lieber Bellazzi! Ich wünsche, daß alle italienischen Comitä« zur großen Befreiung einträchtig Mit wirken. So kann Victor Emanuel diescn Frühling mit einer Million bewaffneter Italiener da« zurückfordern, war Italien noch fehlt. Auf dem heiligen Weg, der nunmehr »erfolgt wird, soll ^ jeder Schein von Partrigeist entfernt werden. Unser« Widersacher find eine Partei. Tie wollen Italien ohne un- mit Hülfe der ^ Fremden constituiren. Wir find di« Nation. Wir wollen keinen andern Führer al- Victor Emanuel. Wir schließen aber keinen Italiener aus, der offen unserer Meinung ist. Vor allem predige man also Eintracht, deren wir so sehr bedürfen. Caprera, den 23.^Dec. 1860. G. Garibaldi." Nevpel. 3. Jan. E« ist «in Temperament-fehler, daß di« seuerige Phantasie dem armen Neapolitaner so bereitwillig und so arg, oft bei der geringsten Veranlassung, mitspielt. Ein Druck, ein Stoß, rin bo-hast aufgebundcner Bär, und da« Zündhölzchen hat gefangen, da- Hau- steht in lichterlohen Flammen. Se t gestern raunt man sich unter Furcht und Angst gar sonderbare Dinge in die Ohren. Dem Neapolitaner schwebt verworren vor seinen verwirrten Sinnen ein blutige- Schreckmsbild. In- Klare kann man über da-, was in Kurzem hier Vorfällen soll, durch aus nicht kommen, so viel erhellt jedoch, daß wenigstens da- Volk ein« bevorstehende „Hauptreaclion" in der Houpifladt besürchret, und behaupret, daß alles dazu Nöthige aufs Schlaueste eingele gt sei, so daß ein günstiger Erfolg teis.lben und in Folge d»ssm cm immenses Blutbad gar nicht fehlen könne. Am meisten fürchnt man sich vor der eigenen Natwnalgaide, deren kle nerer aber kern- hafterer Theil fortfahren solle, mir der nat>onol>n Bewegung zu schwimmen, während den andern Schelmen umer der Na ionai» uniform ein treu bourbowscke- Herz schlafen, und sie daher nicht nur bereit sein, sondern vor Ungeduld sogar darnach brennen sollen, bei der ersten Gelegenheit über ihr« Unisormbrütcr herzu« znsallen. Stellen Sir sich daher vor. mit welchen mrßirau,scheu Blicken sich die Nationalgardisten mustern D>« Armen w ss.n ja nicht mehr, ob sie im Nebenmann dm finnverwandren Freund oder den erbitterten Todfeind erkennen sollen. Genug, der Glaube an eine bevorstehend« große Reaction in der Hauprstatt, welcher die bereits in den verschiedenen Vnrteln vorgcsallenen unbedeuten deren nur als kleine Probcmanöver hätten dienen sollen, ist zur fipn Idee geworden. Und wiederum wird die hier anrres.nd piemontisische Militärmacht dabei gar nicht in Anschlag gebracht* man scheint von ihr gerade anzunehmen, daß sie sich wie ein» Mann, der bei einer Balgerei erzürnter Weiber anwesend ist. passiv verhalten, und in gemütlicher Ruhe zuschauen werde, wenn sich die erbitterten Parteien in die Haare gerathen. Nicht wenig wurde dieser RcactionSglaube durch die Nachrichten bestärkt, daß sowohl au- Sicilim al« auch au- Calabrien Deputationen in Gaeta bei dem Köniz Franz II. eingetrcffen seien, um, ihn ihrer Unterwür figkeit versichernd, demselben ihren kräftigsten Beistand zur Wieder- eroberung seine- Königreich« anzubieten. Ferner läßt da- Gerücht den Grafen von Aquila (Oheim de- König- Franz II.) gegen wärtig in Sicilien anwesend sein, wo er mit Freuden und Jubel empfangen worden sei. In Summa, das L.edchen von der großen Reaction ist schon so allgemein — wenn auch der Luogetencnte und seine Consigjieri sich schämen, ihren Glauben daran zu ver lachen — daß eS Sperlinge zwar nicht auf den Dächern, denn die giebt's hier nicht, wohl aber doch auf den Dachrinnen singen und die Lazzaronijungen auf der Straße. — Nachschrift: Es wurden furchtbar viele Veihaftungen vorgenommen, darunter nicht weniger als acht Gmerale. Die Gefängnisse sind überfüllt. Phrenologie und Erziehung. Von v. Scheve. I. Ernährung und Wachstum. I. Die Zeit und da« Ziel des WachSthum«. Der Mensch wächst von der Geburt an ungefähr 18-Lv Jahre. Nur diese Zeit de- Wach-thunis ist voraus bestimmt, nicht da- Ziel desselben, d. h. nicht da- Maaß der allemal er reichten körperlichen und geistigen Kraft. Diese« Maaß der Kraft, verschieden je nach der mehr oder weniger zweckmäßigen Erziehung, ist mit dem beendigten WachSthum für'- Leben scstgcstcllt. Wa< dabei durch di« Erziehung versäumt ist, läßt sich später nicht nach holen oder ersetzen. 2. Der Stoff und die Kraft. Da- Wachsen de- Menschen ist «in Wachsen an Stoff und an Kraft. Die Kraft ist an den Stoff gebunden und da- Maaß der Kraft durch die Beschaffenheit de« Stoffes bedingt. Wenn