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Dresdner Nachrichten : 08.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189608086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960808
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960808
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-08
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.08.1896
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Dk,8osi. Ztw" vnvffentlickt fotzende Lefremdkickr Mittheil- «i r .Für die Rücksicht, die aus das Centrum genommen wird, ist ein Vorfall an- dm längsten Tagen kennzeicknrnd. Wie wir H0re», bat sich der Prinz Friedrich Leopold als Protektor der drei alte» Beniner Großioarn veranlaßt gesehen, in einem Schreiben vom 1L rsturl 1896 der den, Kaiser über die Angriffe, dir die Frei maurerei erführt, Beschwerde zu führen. ES ist in dem Schreiben von den .unsinnigen Mittheilungen" di< Rede, die .besonder- in dm Blättern der katholischen CentrumSpcirtei" erhoben werben und die .ein eigenthümliches Licht aus die Intelligenz der Leser werfen, für die sie geschrieben sind", und sodann von einem Ausfall des -Deutsch. AdelSbl." des Organs der deutschen AdelSaenossenschast. Darauf ist «in Bescheid von dem El,es des Eivilkabinets. Herrn v. LucanuS. an dm Hofmarschall Nickisch v. Nosenegk ergangen unter dem 22. Jum 1896: über die Angriffe des »Deutsch. AdelSbl." drückt Herr v. LucanuS lebhaftes Bedauern auS: mit Hilfe des Protektors der AdelSgenossenschast, des Herzogs Ernst Günther, sind bet dem Vorsitzenden der Genossenschaft, dem Grasen Schulmburg-Beetzendorf. die »geeigneten Schritte" gethan worden. Die »unsinnigen Mittheilungen" der Blätter der katholischen EentrumSparter vergißt Herr v. Lucanus auch nur mit einem Worte zu erwähnen, geschweige zurückzuweisen. Oder hätte er es nicht vergessen, sondern absichtlich unterlassen, so könnte man eben ersehen, welche Rücksicht das gegenwärtig größeren Einfluß als trüber ausübende Civilkabinet auf das „katholische Centrum" nehmen zu müssen glaubt. Urber die Beschwerde bei dem Kaiser wird man verichiedener Meinung sein dürfen. Wichtiger aber als die Beschwerde ist die Antwort des Civilkabinets, für die aller dings nur der Geheimrath v. Lucanus verantwortlich ist. Die Ultramontanen werden an dem Einschreiten gegen das Adelsblatt Anstoß nehmen, aber um so befriedigter sein, daß der Chef des Civilkabinets an ihren eigenen Ausfällen keinen Anstoß nimmt oder dieses Gefühl wenigstens nicht kundgiebt Und auch auS die sem an sich unbedeutende» Umstand werden sie schließen, daß sie nicht ohne allen Grund prahlen dürfen: Katholisch ist Trumpf!" Der britische Konsul in Mozambique sagt in seinem lebten Amtsbericht: »Allmählich, aber immer mehr treten deutsche Jnduslrie- prvdukle und deutsche Schisse, ich will nicht gerade jagen an Stelle der britischen Produkte und Schiffe, aber In immer größere Kon kurrenz mit ihnen. Die englische Einfuhr in die Rnvkvionie steigert sich nicht so schnell wie die deutsche." Was die Route längs der Ostküste betrifft, schreibt der Konsul: „Die deuischc ostasrikanischc Linie bildet seht das Hnuptkominiinikatioiismittel zwischen Europa und den portugiesischen osiafrikanischen Besitzungen nördlich von der Delagoa-Bal. Die Union-Gesellschaft läßt ihre Schiffe nicht mehr nach Bcira, Jnhnrnbane, Ebinde und Mozambique fahren. Es besteht jetzt die seltsame Thatsache. daß Beim, der künftige Endpunkt der Eisenbahn, welche eine britische Besitzung mit der See verbinden soll, zur Zeit hauptsächlich von einer deutichcn Dampferlinic wegen seiner regelmäßigen Verbindung mit der Außenwelt abhängtT In Ellrich ist das ganze Magistratskollegium zilrückgetreten. In der dortigen letzten Stadtverordnetensitzuiia theilte der Bei geordnete Wagner mit, daß sich der Magistrat aus Anlaß von Klagen gegen den Rektor Panier beschwerdcfübrcnd an die Ne gierung (zu Erfurt) zu wenden gezwungen iah. Aus diesem Grunde sei dann der königliche Schnirnth hier gewesen, nin die Sache zu untersuchen. Ter Magistrat sei aber hierbei nicht gehört worden. Nun sei von der Regierung eine Antwort auf die Be schwerde eingeaangen. in der letztere als nur theilweise gerechtfertigt und übertrieben bezeichnet und dem Magistrat nahegelegt wird, daß er mit solchen Beschwerden die Interessen der Stadt nicht fördere. Aus Anlaß dieser Antwort, erklärte der Beigeordnete, habe der Magistrat in der kurz vorher abgehaltcnen Sitzung ein stimmig beschlossen, daß sämmtliche Mitglieder ihr Amt niedcr- legcn. Diese Mittheilnng rief die größte Ueberraschung und leb hafte Debatte hervor: es wurde beschlossen, eine geheime Sitzung über diese Angelegenheit abznhalten. Ein entsetzlicher Unglücksfall ereignete sich in Kottbus. In der neu erbauten Spinnerei der Firma Klopp und Mittelkamp sollte der Gang eines neu anfgeslclltcn „Wolfes" erprobt werden. Kaum war die Maichine im Gang, als dieselbe in Stücke zersprang. Die Trümmer wurden mit solcher Gewalt emporgeschleudcrt. daß ein großes eisernes Fenstcr und ein Theil der Umfassungsmauer durch dieselben zertrümmert wurden. Vier Arbeiter verunglückte». Einer von ihnen ist todt, die übrigen drei sind sehr schwer verwundet. Die Kotze-Broschüre des ehemaligen Rechtsanwalts Fricdmann (die nach der Voss. Ztg. in Verl!» von der Polizei mit Beschlag belegt worden ist) erweist sich als ei» ganz elendes, inhaltloses Machwerk, mit dem das gehetzte Edelwild von Neuem auf die Taschen derer spckulirt, die nicht alle werden. Es kann auch nichls Neues bringen, da der „geniale Anwalt" schon während des gegen Herrn v. Kotze schwe benden Verfahrens Alles, was er in seiner Eigenschaft als Ver- theidiger erfuhr, brühwarm an die Berliner Sensationspresse gegen klingende Münze abgab. Wenn Friedmann sich in dem Truckheft den Anschein giebt, als kenne er den Schreiber der anonpmen Briese, so ist dos dieselbe Flunkerei, mit der er seiner Zeit von Bordeaux aus das gegen ihn eingeleitete gerichtliche Verfahren zu feinen Gunsten zu beeinflussen suchte. Welch' ein abge'>rühtcr Mensch dieser ehemalige »berühmte Vertheidiger" ist, geht übrigens auch daraus hervor, daß er leine Geliebte Anna Merlen veranlaßt hat. ihre Memoiren zu schreiben und gleichfalls im Buchhandel er scheinen zu lassen. Mit der größte» Unverfrorenheit, jeden Scham gefühls bar, schildert sie die Erlebnisse mit ihrem Fritz auf der ge meinschaftlichen Flucht von Berlin durch Sachsen, Böhmen. Nord- asrika und Frankreich bis nach Bordeaux. Und diese Gesellschaft findet nach wie vor in der Sensationspresse liebevolle Erwähnung und warme Unterstützung. Das „Kl. Journ.", das ehemals die Kotze-Nachrichten von Jnedmann lür lheures Geld kaufte, höhnt den „Berl. L -A-". weil er sich spaltenlange Auszüge aus der nichtsiagenden Kotze-Broschüre desselben Fricdmann für schweres Geld telegraphire» ließ. Das „Kl. Journ." schreibt dann weiter: „Die Kvtze-Litteratur wird immer größer und scheint sich doch zu einem recht knkrativen Geschäfte entwickeln zu wollen. Es gehen uns nach dieser Richtung hin zahlreiche Mittheilungen zu, die immer neuere und sensationellere Enthüllungen in Aussicht stellen. Andererseits wird behauptet, daß Herr v. Kotze auf der Neichsbank hunderttausend Reichsmark deponirt habe als Belohnung sür Den- lenigen, der den wahren Schuldigen der anonyme» Briefe ermittelt, und daß der Herr Ceremonicnmeister nach der Rückkehr von seiner Festungshaft wieder Nachforschungen nach dem Verbrecher an- stellen will." In Dessau wurde ein Fabrikant auS Zerbst wegen Abgabe einer unrichtigen eidesstattlichen Versicherung mit einer Woche Gc- fängniß bestraft. Der Angeklagte hatte sich für das Steuerjahr - - - - - M - 1891/95 mit einem Einkommen von 2601 aus Kapitalzinsen und Renten eingeschützt und diese Einschätzung im April l8i»5 bei der herzoglichen Kreisdirektion in Zerbst mit einem Eide bekräftigt. Auf Grund der Ermittelungen wurde aber sestgestellt. daß die Einschätzung unrichtig und daß das Einkommen aus Kapitalzinsen viel zu niedrig angegeben war. Oesterreiil». Aus Brüx wird gemeldet: Im Rutschterrain fand nach Mitternacht aus bisher unbekannter Ursache eine unter irdische Bewegung statt. Menschenverlust ist nicht zu beklagen Zwei Häuser wurden nahezu zerstört, mehrere erhielten Risse. Ter Eisenbahnverkehr »ach Komotau wurde eingestellt. Seit 4 Uhr früh ist keine Verschlimmerung eingetreten. Furchtbares Unwetter richtete in der Umgebung Bozens bc deutenden Schaden an. Die Blumauerstraße und die Straßen durch das Eggenthal und das Tierferlhal wurden unterwaschen und durch Abrutschnngen arg beschädigt; der Verkehr Ist gestört. — Ein heftiges Ungcwitter, wobei taubeneigroße Schloßen fielen, ver nichtete in Mittel- und Unter-Steiermark euren großen Theil der Ernte. Der Sturm entwurzelte Bäume und richtete große Wald- bestände zu Grunde. Vielfach zündete der Blitz und äscherte Gebäude ein. Die Bäche sind ausgetreten und überschwemmen das Land: daS Elend ist groß. Belgien. Ueber den Schlußakt des Prozesses Lothaire wird noch gemeldet: Der frühere Minister Granx erklärte als Ner- theidtger, daß Lothaire bisher keinen Ankläger gefunden. Deshalb hätte er. Granx, auch ursprünglich die Absicht gehabt, auf die Äertheidigungsrede zu verzichten. ES liege ihm jedoch viel daran, die Schuld StokeS' und demgegenüber die richtige Handlungsweise Lothaire'- vor der ganzen Welt nachzuweisen. Der Vertheidiger rekopitulirte dann alle während des Gerichtsverfahrens gegen Stokes gemachten Au-sagen. „Stokes war nur ein mächtiger, von Deutsch land protrgirter Händler. Wir wissen das von der deutschen Reichskanzlei selbst Der Bericht derselben macht sogar glauben, daß Lothaire auS Konkurrenzneid den angesehenen Europäer er mordet habe." (Heiterkeit.) Der Verkauf von Pulver und Waffen sei dl« einzige Einnahmequelle des deutschen Protektorats: das hätten die Zeugen ja ausgesagt. Am Tage, wo die Araber Ver trieben oder unterworfen worden seien, hätte der Waffen- und Munition-Handel «tt Stokes aufgehört. Demnach hätte also Stoke» ein Interesse daran gehabt, die Araber gegen den Kongo- staat ru unterstützen. Er. Graux, wolle die große Nation durchaus nicht dafür verantwortlich macken, aber alle Diejenigen, welche an der Spitze de- Deutschen Reiche- stehen, möchten Ihre Augen nach dieser Richtung hin nchten." Weiterhin brachte der Vertheldtger dem König Leopold wegen dessen AntisklaverriunternehmrnS Hul digungen dar und fügt oinzu: StokeS habe die größten Anstreng ungen gemacht, um diese- crvilisatorische Werk zu Nichte zu machen. Sodann erinnerte Graux an die blutigen Kämpfe der Kongotrupven gegen die Araber. StokeS wäre Mitschuldiger der arabischen Häuptlinge gewesen. Daß er Ihnen Pulver und Waffen geliefert, diese Thatiache sei einaestanden worden, und bewiesen sei auch, daß Lothaire, nachdem er Kibonghe besiegt hatte, von Romalize — er wisse nicht, ob auch dieser von Deutschland protektionirt sei (Heiter keit) — angegriffen wurde. In der Schlacht fielen zwei belgische Offiziere, die ihren Tod durch aus deutschem Gebiet gekaufte Munition (!) erlitten. Dann protestrrt Graux äußerst heftig gegen die Einmischung der fremden Mächte in daS Konaountemehmen. Wie bereits gemeldet, erkannte der Gerichtshof aus Freisprechung Lothaire's. Ter Urtheilsspruch wurde mit enthusiastischen Ova tionen sür Lothaire ausgenommen. — Die im Verlauf des Prozesses gegen die deutsche» Behörden in Ostasrika erhobenen Beschuldig ungen werden hoffentlich bald eine energische amtliche Zurückweis ung erfahren. Norwegen. In Christi ania brach ein Großseuer aus, durch welches eine Holzkistensabrik und 4 benachbarte Häuler zerstört wurden. Bei dem Einstürze einer Mauer wurden 6 Personen ge- tödtet und 13 schwer verletzt. Von den Verletzten starben drei aus dem Transporte nach dem Kronkenhause. Es verlautet, drei Kinder seien in dem Feuer umgekommen. Ein verwundete? Walroß griff im Eismeer ein Fangschiff an und stürzte dasselbe um. wobei der Harpunirer und zwei andere Personen ertranken. lkuglan d. DaS Oberhaus lehnte mit 96 gegen 77 Stimmen den Artikel 5 der irischen Bodengesetznovelle ab, obgleich die Re gierung den Antrag auf Ablehnung bekämpft hatte. Tie „Times" führen aus: Die Prozesse Lothaire und Jameson böten einen auffallenden Kontrast. Es sei unmöglich, die Schluß folgerung zu vermeiden, daß der Gerichtshof in Brüssel durch viele irrelevante Erwägungen beeinflußt worden sei. Es sei schwer, zu sagen, welche weiteren Schritte gethan werden könnten. Der Fall sel erledigt. Das wichtigste Resultat sei, daß die Händler im Kongoslante überzeugt würden, daß sie ihr Leben risktrtcn und keinen Schutz von ihrer Nationalität erwarten könnten. Die anderen Blätter konstatiren den Ausgang des Prozesses in bitteren Ausdrücken, stimmen jedoch darin überein, daß der Fall erledigt sei. Türkei. Nach Meldungen aus Athen sind das englische Kriegs schiff „Hood" und das sranzösischc Krieastchiff „Linois" eiligst nach Kandta abaegangen. In Athen tritt mit Bestimmtheit das Gerücht auf, die Muselmanen seien in die Stadt Kandia eingcdrungcn, hätten mehrere Häuser geplündert und zahlreiche Personen ermordet: eine amtliche Bestätigung liegt nicht vor. Privaldepeschen melden, in Kandia seien ernste Ruhestörungen vorgekommen, die Musel manen seien in die Stadt eingedrungen, hätten mehrere Personen getödtet oder verwundet und andere Grausamkeiten verübt. In das russische Vicekonnilat ffi mit Gewalt cingedrungen worden, der Vicekvusul Sarros, ein Grieche von Geburt, sei mißhandelt, der Gcneralgonverncur schwer verwundet worden. Die Truppen seien nicht im Staude, die Ruhe wiederherzustellen. 1200 Flüchtlinge, welche aus Kandia im Piräus eintrafcn, berichten, die Lage m Kandia sei eine drohende; die Flüchtlinge sprechen sich sehr lobend über den neuen Gouverneur aus. In Kandia (Kreta) ereignete sich ein Massacre. Der Gouver neur Hassan Pascha wurde wiederum angegriffen und erheblich verwundet. Nach einer anderen englischen Meldung aus Kandia ist die Stadt setzt ruhig, aber die Läden sind geschossen und Truppen patrouilliren in den Straßen. Der Gouverneur ist wieder hcrgestellt. Es sind jetzt 20,000 muhamedaniiche Flüchtlinge in der Stadt. Tie Zahl der Chrislcnhäuser, welche von den Muha- inedanern in Besitz genommen wurden, steht noch nicht fest. Das englische Kriegsschiff „Hood" mit dem englischen Generalkonsul ist in Kandia angekommen. Bulgarien Am 2. August hat sich im Bezirk Haskioj ein schwerer Grenzlonflikt zugetragen. Eine aus 80 Mann bestehende türkische Truppenaiicheiinna ist auf bulgariiches Gebiet eingcdrungen und hat die bulgarischen Posten angejchvssen. Tie Türken zogen sich dann zwar zurück, scheinen aber verstärkt wiederkommen zu wollen. Afrika. Eine englische Kolonne unter Oberst Plumer schlug eine große Streitmacht eer Matabele unter Secombe Umlugulu und drei anderen Führern. Kommandant Kershaw und 4 Sergean ten sind gefallen, >5 Mann sind verwundet. Der Verlust der Matabele wird auf 300 Mann geschätzt. Kunst nutz Wissenschaft. -sArnold' s K » nstsalo n. ES sind nur acht bis zehn Sachen neu ausgestellt: daS könnte wenig scheinen, aber es ist viel, denn es sind bemerkenswcrth feine Figuren- und Landschafts bildec darunter. Von den erstcre» z. B- ist gleich C. Hartmann's „Sonntagsruhe", ein im Waldesschatte» eingcschlummertes klein bürgerliches Ehepaar, in Bezug aus das MalcrOche eine ungewöhn lich seine Leistling, in deren mit großer und sicherer Geschicklichkeit gegebene Einzelheiten man sich mit Vergnügen vertieft. Erstaun- licb ist dabei auch die Selbstverständlichkeit, mit der doch Alles zur farbigen Gesammterschcinung ruhig zusammengeht: drinn steht — wie man sagt. Um so schmerzlicher empfindet man neben diesen Vorzüge» einen Mangel, der sich ans die Auffassung der Figuren bezieht. Gegen den Vorwurf an sich ist gar nichts einzuwenden, er könnte sehr wohl erfreulicher Gegenstand künstlerischer Darstellung tcin; aber der Maler hat hier zugleich einen Witz machen wollen das zeigt sich in der Art, wie Frau, Mops und der dicke Mann schläft: sie sind angejchaut mit den Augen eines Zeichners für humoristische Blätter! Witze aber, das ist ichon einmal an dieser Stelle ansgeführt, sind nur gut, wenn sie kurz sind, d. h. mit wenig Mitteln vorgetrngen werden, darum kann man sie wohl zeichnen, aber nicht malen. Malt man sie, wie hier mit großer Darstcllnngskilnst oder spielt auch nur etwas von jener An sch au ungSweise hinein in eine vornehme Arbeit, so entsteht ein Zwie spalt: mttere Empfindungen sind auf's Feinere, Höhere anacstellt und werden durcy's Burleske verstimmt. Es giebt übrigens Bilder, bei denen das ärger ist als hier, wo immer nur von einem starken Ansatz die Rede sein soll, den aber die hervorragenden sonstigen Eigenschaften uni so schärfer empfinden lassen. Ein anderes Figurcnbild von Hermine Laukota-Pcag giebt gleichfalls viel zu loben und auch viel zu tadeln. Dem Aeußeren nach ist es eine Arbeit von rasfinirl seiner Farbe und Technik; ein Gemisch elwa von den bezüglichen guten Eigenschaften Makart'S, Max'S und Fritz August Kaulbcich's. Es nimmt in dieser Hinsicht ohne Zweifel gefangen, nur vom Augeneindrnck aus beurtheilt. Geht man ein auf das, was es vorstellt, so verschiebt sich diese Werth schätzung einigermaßen. Bezeichnet war das Bild zur Zeit noch nicht, indessen wird man auf einen Titel wie „Der Weg zum Glück" oder dergleichen schließen dürfen: kann sein auch, daß es eine Sündfluthscene sein toll, oder eine Flucht vor irgend etwas. Jedenfalls sicht man eine bunt be- und entkleidete Menschenmenge auf eisbedeckten Pfaden zwischen steilen Felswänden lnniagen. Leben und Bewegung daran ist aber konventionell: die Gestalten scheinen nur da zu sein, um eine koloristische Aufgabe im Bilde zu erfüllen: sind nicht wahr empfunden, sondern nur von Theater- leben erfüllte Statisten: hierin liegt die Schwäche der in den Mitteln so ungewöhnlichen Arbeit. Ungetrübte Freude gewähren einige Landschaften, io Ad. Lins' Motiv vom Niederrhei», das ganz prächtig nngesuchi und sein angeschaut und wiedergegeben ist; nicht Natur mit dem Stempel irgend einer Richtung, sondern eben Natur. Vorzüglich schön ist auch ein anderes Bild, das in völligem Gegensatz z» dem Lins'schen steht in Bezug auf Auffass ung, nämlich O- Reintger's „Feldstniimung zu Wintersendc" Sucht Lins die Natur zu fasse», indem er allem Einzelnen ge wissenhaft nachgcht, so nimmt R. die Details zu breiten Massen zusammen, und auch ihm gelingt es. Sein Bild hat sogar eine gewisse Größe, die dem anderen, wenn man'S darnach ansieht, ge fährlich wird Als Dritter schließt sich diesen Beiden ein anderer Künstler mit einer sehr reizvollen Arbeit an: O Strützel-Tölz. der ein an sich schon wunderhlidscheS Motiv mit einer schönen Spiegel ung im Wasser, weich und farbig fein, an die Weise Corot s er innernd, zum Vortrag bringt. K Oenike's poetisch ausgesaßte breite ^arbenstudie „Waldteich" ist anspruchsloser, aber auch sehr gut. „erdinand Koch's ernste und gediegene Heidelandschaft und eine andere, die gleichfalls gut. aber fast etwas absichtlich modern ge stimmt ist, mögen sür heute de» Beschluß machen. 0. f Heute Abend findet im Aussteilun gsparke das letzte roße Brillant-Feuerwerk mit vollständig neuem Programm und lberraschendrn Neuheiten von der englisch-amerikanischen Pyro» teckniker-FInna Jame» Dain and Gon- (London, New-Dorkt statt, verbunden mit drei großen Concerten von 4 bis halb 7 Uhr Nackm. und von halb 8 bis 1V Uhr Abend« im Ausstellungspark auf der Teichterraffe vor dem Hciuptrestaurant, ausgesühct von der Kapelle des Allgemeinen Musiker-Vereins unter Leitung des Kapellmeisters Rudolf Drllinger. und von 5 bis 9 Uhr Abends vor dem Hosbräu und dem Haupt-Eals Krüger, auSgesiihrt von der Kapelle des 1. Ulanen-ReatmentS Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Oesterreich" unter Leitung des König!. SlabstrompeterS O. Linke, Oschatz. V Eine hochinteressante Publikation hat vor Kurzem dieKunft- und VerlagSanstalt Vv» Albert Langen (München, Kaulbachstr.» verlassen: es sind die Briese von und an Georg Herwegs,. die unter dem Obertitel .1848" gesammelt sind. Sie geben ein Kulturbild von allgemeinstem Interesse aus dein großen Entwickel ungsjahr, in welchem der Dichter io vieler freiheitdurchglühtec Lieder eine Rolle geipielt hat, die durch diese, bisher unverösseiit- lichten Dokumente in eine ganz neue Beleuchtung gerückt wird. Ueber die innersten und letzten Beweggründe der Stellungnahme zu de» gewaltigen Ereignissen der Zeit, über seine Ansichten undUr- theile, von seiner Zeit unv seinen Zeitgenossen, und nicht zrini Mindeslrn über seinen inneren Entivickeiungsgang, der gerade bei Herwegh so manches Näthselhaste enthält, erfahren wir eine Fülle bemerkenS- weither neuer Thatsachen. Von den Briefen an den Dichter dürfen die aus der Feder Bakunin's, des Begründers der modern sten politisch-sozialen Strömung, und die von Karl Marx, des be rühmten und berüchtigten Nalionatökonomen. die weiteste Beacht ung finden. Daneben finden sich Episteln des Philosophen und Kunsthistorikers Arnold Rüge, der in der ruhigen, klar sach lichen Weise seiner Diction über das Paris der zweiten Republik spricht und kulturhistorischeReflexionen von hoher geisligerOriginalität und Tieie an die lebendigen Thatiache» zu knüpfen weiß. Ueber die Ereignisse aus den Tagen dcS badischen Ansstandcs erfahren Wir Näheres, wenn auch nicht immer Komveteirtcs. von dem Re volutionär Hecker, dessen Auslassungen uns einen Begriff davon geben, wie es in den Kopsen der kühnen Freidenker ans den 40er Jahren ausaeiehen haben mag. Inmitten dieser Briese, die sür jeden gebildeten Leser von Interesse sein müssen, steht eine Schilderung der Schicksale der deutschen Frelschaarenlegion, die keine Andere zur Verfasserin hat. als die in Paris lebende Witlwc des Dichters: Emma Herweg!,, die Barrikadenheldin, wie sic ihre Zeit genannt hat. In lebendiger, hochdramatischer Form berichtet sie über den Zug der deutschen Legion, der von Slroßburg ansging, durch den Schwarrwald sich bewegte und in dem unglücklichen Gefecht bei Dessenbach ein frühzeitiges Ende nahm, daS Emma Herwegh übrigens als junger Kämpfer, verkleidet, versönlich mit erlebt hat. Etwas von dem auslodernde» Enthusiasmus, der durch diese Zeit ging und sür sie so charakteristisch ist, der für Viele echt nationale, lang anhaltende Begeisterung, für Viele nur rasch verflie gendes Strohfeuer bedeutete, ist in diese Schilderungen übergegangen, ein warmes Herz, das im Sturm der Jahre jung geblieben ist und noch beiß schlägt sür die große Sache des Vaterlandes, spricht aus jeder Zeile. — In der Memoiren-Ltttecatur der letzten Jahre, die nur zu oft in der unermeßlichen Fülle von Nichtigkeiten überzu fluthen droht, nimmt „1848" nach zeder Hinsicht eine» hervorragen den Platz ein. Historiker nnd Kulturhistoriker werden es in Zukunft nicht entbehren können, und der Laie wird aus ihm immer neue Anregungen zu schöpfen wissen. VV. ck Zum Besten der Hinterbliebenen der aus dem „Jl'is" ver unglückten Mannschaften planen verschiedene BerlinerTheater großartige Wohlthätigkeitsvorstellungen in den nächsten Wochen. — Hoffentlich findet dos schöne Beispiel ln allen anderen Großstädten des Reiches bald Nachahmung. ck Frau Gulbranson, die gefeierte Primadonna der dies jährigen Bayreulher Festspiele, wird gleich nach Beginn der Winter- saison eine große Gasttpiel- und Concert-Tournöe durch Deutsch land und Oesterreich unternehmen. Berlin, München, Frankfurt a. M. und Prag haben die Künstlerin bereits verpflichtet. 's Der Festsommers der Mitglieder des Internationalen PlychologenkonaresseS zu München nahm einen glän zenden Verlauf. Pros. Stumps-Berlin toastete aus den Prtnz- regenten und den Prinzen Ludwig Ferdinand von Bayern. So dann begrüßte Prof. Lipps-München die Gäste. Unter zahlreichen weiteren Trinksprüchen sind noch hervorzuheben die des Professors Sergi-Nom auf die Stadt München, des Professors Sidgwick- Eambridge auf die deutschen Universitäten, des Professors Exner- Wien auf das Lokalkomitee des Kongresses. Unterstaatsiekretär a. D. Mayr-Straßburg hob in seiner beifällig begrüßten Rede Folgendes hervor: Jede Wissenschaft müßte die nationalen Wissen schaften zusammenfassen: aber keine Wissenschaft dürfte allzu eng herzig national bleiben. Die Gelehrten der verschiedenen Nationen müßten getrennt marschiren, aber vereint schlagen. f Der bekannte Liederkomponist Pros. Gustav Graben- Hosfuiann. der im Alter von 76 Jahren als Musiklebrer in Potsdam lebt, ist bedenklich erkrankt. f Von der erfolggekrönten Verfasserin des großen Tendenz- Romans „Die Waffen nieder!", dieser enthusiastischen Kriegs erklärung an den Krieg, der mit einem Schlage den Namen Bertha v- Sn ttner's berühmt nnd bekannt gemacht, wird in nächster Zeit eine neue belletristische Arbeit erscheinen: „Einsam nnd arm" «Verlag von E. Pierson, Dresden), die in fesselnder Weise wiederum das Jriedensmotiv behandeln wird und die früheren Vorzüge der unbedingt hochbegabten Schriftstellerin aufweisen »oll. i Sn derma nn'S „Heimath" brachte neuerlich den TheaterdirektorSölzle, der im Frühjahr im Karlsruher Neichshallen- theater seinen Thespiskarren aufgeschlagen hatte, vor die dortige Strafkammer. Er hatte die „Heimath" zweimal unbefugter Weite aufgeführt und war zur Anzeige gebracht worden. Erfolg und Einnahmen waren ausgebliebcn, denn er erklärte vor Gericht mit kläglicher Stimme, daß bei der „Theilung" der Einnahme aus irden Akteur nur 35 Pfennige gekommen seien: die Noch und die Hoffnung, mit der »Heimath" einen Kassenerfolg zu erzielen, hätten ihn zu der widerrechtlichen Aufführung bewogen. Der Gerichts hof vernrcheilte ihn zu 25 Mark Geldstrafe. f Im Kölner Sommertheater hat dasMauthncr - Ensemble, welches früher Jahrelang während der Sommer saison in unserem Residenztheater gastirte, augenblicklich mit einem neuen Pariser Schwank, der allerdings ziemlich gepfeffert sein soll, allabendlich einen großen Erfolg zu verzeichnen. Das Stück betitelt sich „Die Nachbarinnen" und hat die bekannten Schwankautoren Raymond und Gastynct zu Verfassern. -s Leoncavallo beendet soeben zwei Kompositionen, die — wie die „D. Ztg." etwas bissig bemerkt — ihrer Widmungen wegen Interesse erregen werden. Eine Romanze „a Xiaou" nach Derlen von Müsset ist — der Frau Meyer-Cohn, ein Walzer »Vatss coguetto" — der Frau Clara Goldberger gewidmet. f Einmal ein heiteres Plagiat hat sich ein „Schrift steller" Leopold Schiener im »Markt-Redwitzer Tageblatt" geleistet. Wie im „Recht der Feder" milgetheilt wird, bat der Herr in jenem Blatte unter dem Titel „Auf immer" eine Novelle veröffentlich!, die eine wörtliche Abschrift der leider nicht mehr ganz unbekannten Hauff'schen Novelle „Die Bettlerin vom Pont des Arts" darftellt. f Vor wenigen Tagen wurde in Mailand der Vertrag unterzeichnet, durch welchen der Mnsikvcrlcger Eduardo Sonzogno den Herren Enrico und Temislocle Pozzali die Wetter führung des Scalatheaters überläßt. Da Sonzogno erklärte, im Falle einer Nichteinhaltung der Vervstichtungen aus eigenem Beutel zu zahlen, so acceptirte die Stadtverwaltung mit ziemlich großem Mißvergnügen die neuen Direktoren auf eine Saison zur Probe. Sonzogno feierte das Loswerden der Scala durch ein Fest. 's Ein glaubwürdiges ,.on ckit" will wissen, daß der unglückliche englische Dichter OscarWilde. der Verfasser der wunderbaren Novelle „Das Bildniß des Dorian Grey", der bekanntlich eine längere schwere Kerkerstrafe zu verbüßen hat. in kurzer Zeit be gnadigt und auf freien Fuß gesetzt werden wird. s Von dem „Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes" vom 27. Mai 1896 ist von E. Grünemald, Amts- zerichtsratb in Metz, dessen Name in der juristischen Litteratur wohl be> annt ist. eine TertauSgabe mit kurzen, erläuternden Anmerkungen und Register zum Preite von 60 Psg. (kartonn.) erschienen im Verlage von C. H. Beck. München. * Ein Zögling der Ecole Polytechnique in Paris, Edmond Blois aus Lille, den die „Libre Parole" zum Israeliten gestempelt hatte, der aber nach Anderen einer katholischen Familie anachören oll, ist wegen einer Reihe von Diebstählen, die in der Anstalt be langen worden sind und deren er überführt werden konnte, ver täflet worden. Tie Diebstähle, die zuerst einem Hausdiener zur Last gelegt wurden, dehnten sich auf alle erdenklichen Gegenstände, aus Schwämme und Zahnbürsten, wie auch auf Uhren und mathe matische Apparate aus, so daß nun versucht wird, Blois durch un widerstehliche Kleptomanie zu entschuldigen. Nach dem eine» säße er noch im Militärgefängniß der Rue du Cherche-Midi. nach den anderen wäre der angehende Offizier schon in eine Strafkompagnte zu Rührigem Dienst als Gemeiner versetzt worden. Dresdner Nachrichten. Nr. 218. Sette 3. M» Smmabend. 8.August 18»«
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