Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 17.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189604175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960417
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960417
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-17
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 17.04.1896
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
VA giebt keine andere Chre für den Meisten als di« Ehr« Sattel... An dem Todten achtet nicht nur Im. sondern auch du- Fiennde seine ManneStreur, seine Ehre und Pfttchtbewußtseln. die Aereit- ichaft. einzukreten mit seiner Person im Frieden wie im Felde im Kainps für König und Vaterland. DaS soll Euer Trost sein! Ihr tollt Euch nicht bi »rieben der Trauer, nicht der Erbitterung gegen die, die an ihm fehlten. Wir wollen scheiden mit der Mahnung : „Wandelt im Licht und glaubet an da- Licht!" Möge diese Stimme blnausgehen in alle Stände. vor Allem an den christlichen Adel deutscher Nation. Wie unsere Väter wollen auch wir sest- balten daran: wir wollen nicht Menichensatzung stelle» über Gotte- Gebote. Suche Jesum und sein Licht, alles Andere Hilst dir nicht. — Rittmeister Hans v. Kotze, ein Mitglied der v. Kotze'schcn Fciinillr, batte rbensalls einen Kranz niederlegen lassen imd nahm nach den, „Lok.-Anz" auch an der Trauerseier theil. In dem beachtenswcrthcn Artikel der „Köln. Ztg." über die Duellfragc. der bereits kurz erwähnt wurde, heißt es u. A. «Wir meinen, daß. so lange das Duell nicht geradezu als ehrenrührig gilt, kaum ein schwererer Anlaß zur DueMordening gegeben war. als dieses hier der Fall war. Für Männer, die allen Anlaß haben, die perjönlichc Ehre als ihr höchstes Gut zu schätzen und ,eve Antastung dieser Ehre unter Einsetzung des eigenen Lebens ziirückzilweiien, giebt es zur Zeit in Deutschland bei dem überaus indugeibasten. viel beklagten gerichtlichen Verfahren und dem er fahrungsgemäß überaus niedrigen Strafmaß leider kaum eine andere Genugthuung. einen anderen Ausgleich. Kein Geringerer als der berühmte Nechtsgelehrte Rudolf von Ehering hat daS in überzeugender Weise in seinem „Kamps um's Recht" dargeiegt. Er hat mit Recht darauf hingewiesen. daß, was dem Bauern daS Eigenkhuni, die sichtbare Gestalt seiner ArbeilSveraangenheit, was dem Kaufmann der Kredit ist, dessen Ausrechterhaltnng für ihn die Lcbrnssrage bildet, das für den Offizier die Ehre ist. „Ein Osfizler. der eine Ehrenbeleidigung geduldig ertragen bat. ist als solcher numöglich geworden. Warum? Weil der Ossiziersstand das richtige Gefühl hat, daß die muthiae Behauptung der Persönlich- teit gerade für ihn eine unerläßliche Bedingung seiner ganzen Stellung ist. daß ein Stand, der seiner Natur nach die Ver körperung des persönlichen Muthes sein soll, Feigheit seiner Mit glieder nicht dulden kann, ohne sich selber preiszugeben." Sehr .»treffend fuhrt Jherina ans: „Jeder Berechtigte vertheidigt m ,einem Rechte seine ethischen LebenSbedingungen. Der Umstand nämlich, daß die höchste Reizbarkeit des Rcchtsgesühls bei den drei genannten Ständen sich gerade bei jenen Punkten knndgiebt. in denen wir die eigenthümiichen LebenSbedinaungen dieser Stände erkannt haben, zeigt uns, daß die Reaktion des Nechtsgefühls sich nicht wie ein gewöhnlicher Affekt lediglich nach den individuellen Mameuten des Temperaments und Charakters bestimmt, sondern daß bei ihr zugleich ein ethisches Moment mitwirkt: das Gefühl non der Unentbehrlichkeit gerade dieses Rechtsinstituts für den be- wndcreii Lebenszweck dieses Standes oder Individuums. Der Grad der Energie, mit dem das Rechtsgefühl gegen eine Rechts verletzung reagirt, ist in meinen Augen ein sicherer Maßstab für den Slärkegrnd, in dem ein Individuum, Stand oder Volk die Bedeutung des Rechts, sowohl des Rechts überhaupt als eines einzelnen Jnslituis, für sich und seine speziellen Lebenszwecke empfindet." Tieicr grundsätzliche Standpunkt schließt über nicht ans einerseits, daß die absterbende Sitte des Duells mit ernsten Schranken umgeben werden muß, andererieits, daß jedes Duell einen eigenmächtigen Eingriff in die staatlich geordnete Rechts pflege danicllt. der eine entsprechende gesetzliche Strase erheischt. I» elfterer Hinsicht beklagen wir seit Langem, daß jene Schranken nicht genügend stark gezogen sind, daß für ein Duell ost mehr die slarrc Form als das gute Recht maßgebend ist. Wir würden es > .ir einen großen Gewinn erachten, daß jedes für ehrenrührig erklärt wurde, das nicht zuvor der Entscheidung und Vermittelung eines Ehrengerichts unterlegen hätte. In dieser Hinsicht könnten die p isizicrkorps, die selbst das größte Interesse haben, gegen wüste Klopsflechtereien sich zu wehren, ein größeres Entgegenkommen be weisen. indem sie auf die Anrufung eines jeden geforderten Ehren mannes, auch wenn er nicht Offizier wäre, die Bildung eines Ehrengerichts übernähmen. Vor Allem aber haben unseres Er achtens die verantwortlichen Rathgeber unserer Herrscher dafür zu wegen, daß diejenigen, die den Duellstrafgesetzen entgegenzuhandeln sich gezwungen gesehen haben, nicht grundsätzlich durch Begnadigung ihrer gerechten Strafe entzogen werden. Sie sind die Hüter des El»scbcns der Krone, und eine der wichtigsten Pflichten der Krone ill. über die unparteiliche Vollstreckung der Gesetze zu wachen. Wird die Begnadigung für gewisse GesetzeSverletzungen zur Regel, w wird damit ein versassungSmäßig ergangenes Gesetz thatsächlich und widerrechtlich ungiltia gemacht, ganz abgesehen davon, daß bei einer solchen Regel zur Verletzung der Gesetze geradezu anfgesordert wird. Gerade in dieiem Punkte ist das öffentliche NechtSbewußt- win ganz besonders empfindlich, und rede Kränkung desselben ivmmt ausschließlich den Gegnern der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung zu Gute." lieber ein „neues Kartell" äußern sich die „Hamb. Nachr." in offenbar inspirirter Form folgendermaßen: „Beim Wieder- lisammcntkiti der Parlamente richtet sich der Blick naturgemäß von Neuem auf die herrschende Partciniisöre, die jedes eriola. reiche Fiinktioniren der legislativen Maschinerie in Frage stellt. Tie .wnuptnrsache besteht in dem andauernden Mangel einer zuverlässigen Majorität. mit der die Regierung die Gesetzgebung m nationalen, staatSerhaltenden Stirne ansübcn kann. Wir ballen die Herstellung einer solchen Mehrheit selbst unter den obwalten den Partcivcrhältnissen für möglich: es kommt nur darauf an. daß ie richtige Basis dafür aefiinden wird. Man müßte versuchen, ein Kartell der unter sich nicht einigen Fraktionen hcrziistcllcn, das. wie wir schon früher einmal ausgefiihrt hoben, den Charakter eines Bündnisses zwilchen selbstständigen Mächten hätte, wie beispiels- weisc der Dreibund, und der an keinen der Betheiligtcn die An- wlderiiiigen stellt, aus die Wahrnehmung eigener Interessen Ber icht zn leisten. Das „Kartell", wie es früher erstrebt wurde, hatte minier nur den Zweck. Maioritäken für Interessen zu gewinnen, welche von alten Vetheiligten als zweifellose Ncichsinteressen an- -wkannt wurde», also den Kamps gegen gemeinsame Feinde ohne Präjudiz sür die spätere Aussicht»»» derienigen Differenzen, welche das Programm der einzelnen Bnndcsgenosscn von einander 'chcidcii. Es rcchtsirffgte sich daraus die viel getadelte Scheidung -wischen Rcichsfrcundcn und Ncichsfrindcn. Als Neichssreunde erkannten sich diejenigen unter einander, welche das bestehende deutsche Reich unter monarchischer Führung wollten und ver traten. und es war nicht unbillig, diejenigen als Reichsfeindc zu kennzeichnen, welche dieses monarchische Kaiserreich entweder über haupt nicht wollten oder doch nicht so. wie es besteht. Die Ucber- einstimmung in Betreff dessen, was sie nicht wollen, zwischen den reichsfrcundlichen Fraktionen herznstellcn, muß man nach wie vor doch als die defensive Aufgabe aller derjenigen Politiker betrachten, welche die Verwirklichung sozialistischer Utopien als den Bankerott unserer staatlichen Einrichtungen ansrben, der nach Möglichkeit ver hütet werden muß. Aber die staatSerhaltenden Fraktionen sind bisher viel eifriger bemüht, die Punkte anfzusiichen, in denen sie uneinig sind, als diejenigen, über welche Einigkeit herrscht. Für Aiiscincinderictznngen über crstcre Punkte würde sich eine gefahr lose und schickliche Zeit finde», wenn man die staatlichen Grund wahrheiten erst zur allgemeinen und von keiner Seite mehr be strittenen Anerkennung gebracht hat- Wir haben unter „Kartell" nie etwas Anderes verstanden, als die Abwehr von Gefahren, mit denen wir von dem zügellosen Anstürmen auf die bestehende staat liche und gesellschaftliche Ordnung der Dinge bedroht sind. Ein Kartell dieser Art würde keiner der Parteien, die cs früher gebildet haben, Verzichte anscrlegcn, die einer Abdication glelchkämen: was zum Opfer gebracht werden müßte, wären höchstens persönliche Strebsamkeiten der Parteileitung, die allerdings die Fraktion rn Wege bringen kann, welche die defensive Stellung der »ns vor- schwebende» Kartellbildung erschweren und schädigen kann. Aber wir sind der Ansicht, daß die Träger der Jraktioiisstrebcreien. wie sie in de» letzten Jahren immer mehr nnr sich gegriffen haben, durch verschiedene Vorgänge und Wandlungen der jüngsten Ver gangenheit doch zum Nachdenken über ihre Stellung und ihr schllcßliches Verbleiben i» unserer Gesammteiitwickeluiig gebracht wordcn sind. Wir sind der Ansicht, daß nachdem die Bekämpfung der sozialrevolntionäreii Gefahr einerseits und die Pflege der wirth- schafilichen Interessen andererseits weitaus Vas Uebergewicht über alte Fragen erlangt haben, durch welche früher die Programme der vorhandenen Parteien maßgebend beeinflußt worden sind, es nicht schwer halten kann, zur Vilvung eines Kartells zu gelangen, wel ches den Hauptaiffaaben der Gegenwart entspricht und das, was dir vorhandenen Parteien trennt, einstweilen in den Hintergrund treten läßt. Wir halte» es sür die Aufgabe aller an der Staats- erhalt»»» interessirtc» Elemente, der Regierung wie der Volks vertretung. nach Mitteln und Wegen zu suchen, welche die Bildung einer derartigen Majorität gegenüvcr den reich-feindlichen Bestreb ungen der «Sozialdemokraten. Polen, der Cleriko-Demokratie und der fonsliaen Aijill.lrtcn dieser Eoterie ermöglicht." ESmmtliche Mitglieder der Boykott-Kommission kn Altona, i welche, wie gemeldet, den Boykott über die Abnehmer von Mar aarine au- der Fabrik des LandlagSnbgeordneten Mohr verhängten, sind verhaftet worden. In Berlin werden in diesem Sommersemester an der Univer sität Vorlesungen über die Nationalökonomie der Eisenbahnen, tn-belondere das Tariswelen und über de» Betrieb der Elsenbahiikn gehalten werden. In Köln finden Vorleiungen über Eisenbahn- Betriebslehre statt. Dem „B. T." geht folgende Mittheilung zu: „Die Angabe de- Pros. v. Below, daß sich ei» Hoheuzoller niemals duellirt habe. Ist eine irrige, da „ans Grund Erlaubniß und Befehls Friedrich Wilhelms III. sein Sohn Prinz Karl von Preußen im Duell den Fürsten Malte von Putbus, einzigen Sohn des alten Fürsten Putbns, erschoß." In Tremessen, Provinz Posen, wurden Nachts auf dem evangelische» und jüdischen Friedhöfe sämmlliche Denkmäler rer trümmert und Gräber zertreten. Der Staatsanwaltschast ist An zeige erstattet worden. 17 Personen von der Genickstarre besaiten wurden in dem Orte Sandow tKrelS West-Sternberg» Von diesen 17 Personen sind nenn verstorben, während sieben noch krank darniederliegen. Eine Person ist genesen. Eine große öffentliche Protestversammlung der Interessenten au- der Uniform-, Militäressekte»- und Herrenmodenbranchc in Berlin hat durch eine Resolution gegen die dem Reichstage vor liegende Novelle zur Gewerbevrdnnng, speziell gegen Artikel Vlll 8 4t. durch welchen für die Uniform . Militäreffekten- und Herren modenbranchc das Trtailreisen verboten werden soll. Stellung ge nommen. Ueber den Tod des Freiherr» v. Schräder ist eine Reihe falscher Nachrichten verbreitet worden, die die „Post" zu berichtigen in der Lage ist. Es bandet sich dabei »m den Verkehr des Ver wundete» mit seiner Familie: dabei ist sestzustellr». daß Frhr. v. Schräder in der Zeit zwischen deni Duell und dem um 0 Ukr 20 Minuten (am tt. d. M > erfolgten Tode nur ein Mat und zwar kurz vor der Operation seine Gemahlin gesprochen hat. Alle übrigen Mitglieder der Familie oder deren Freunde wurden deni Krankenbette bis nach Eintritt der Agonie, also kurz vor dem Tode, fern gehalten. Alle in der Presse mitgetlieillen Gespräche des Verstorbenen sind demnach unwahr, namentlich die Mittheilung, daß Frhr. v. Schräder seinem Sohne irgend ein Versprechen abge nommen und einen Brief an Se. Majestät hinterlasscn habe. Auch haben sich in der Umgebung der Baronin Schräder während des zweitägigen Krankenlagers nur die älteste Tochter des Verstorbenen und die Baronin Reischach geb. Prinzessin Natibor befnnden. In einer Versammlung von etwa lOO Mitgliedern der Deut schen Kolonicllgcsellichnst, Abtkeilung Berlin, die mit der Vor standswahl Dr. PeterS' nicht einverstanden sind, erklärten dieselben ihren Austritt aus der Abtheilnng Berlin und beschlossen, sich als neue Abtheiluna zu konstituiren. Als vorläufiger Ausschuß wurde gewählt: Prinz Arenberg. Eontrcadmiral Strauch. Selbcrg. General tentnant Teichmann. Bergrath Ammon. Konsul Bohsen und Rechts anwalt Jmberg. «Wiederholt.) Ans Cottbns wird gemeldet: In einer Versammlung von Streikenden erstattete der Werkmeister Heidet Bericht über seine Vermittetnngsversilche bei den Fabrikanten. Letztere wollten An fangs in Anbetracht der hohen Löhne dieie um 15 Prozent redu- ciren, setzt aber würden sie den alten Lohnsatz bestehen lassen. Nachdem mehrere Redner für und andere gegen die Ausnahme der Arbeit gesprochen, wurde die Versammlnng'geschlossc». ohne daß es zu einem Beschlüsse gekommen wäre. Wann der Streik, der nun schon zwei Monate dauert, beendet werden soll, ist noch gar nicht abrusehen. Ter „Frkf. Ztg." zufolge veröffentlicht der Fabri- kanten-Verein in Cottbus eine Erklärung, wonach die Kommission der Vereinigung einstimmig beschlossen hat. an den früheren Be schlüssen sestznhalten, selbst wenn durch die Verlängerung des Aus standes die Anfertigung der Sommermiister verhindert werden sollte. Dem „Typograph" zufolge ist der erste Vorsitzende des Ber liner (N.-B.) Bnchdruckervereins C. Knabe, wegen Unregelmäßigkeiten bei der Kaffenführung seines Amtes entsetzt worden. Es soll ein Fehlbetrag von 800 M. vorhanden sein. Oesterreich. Bei der Frühstückstafel in der Josefstädter Nelterkaierne in Wien sagte Kaiser Wilhelm in Beantwortung eines Toastes des Obersten des 7. Husarenregiments nach herz lichen Dankeswortcn: „Eö tvar mir heute eine besondere Freude, mein Regiment dem Kaiser Franz Josef voczuführen. Es war das letzte Mal 1881. wo ich als junger Offizier cr In nnito des Infanterieregiments Nr. 84 von meinen Großeltern geschickt wurde, um dem Kaijcc bas Regiment im Paradefelde vorznjnhren. Mein Großvater, der fest an seinem Regiment gehangen, ist leider nicht mehr und mir ist es als regierender Herr beschieden gewesen, mein eigenes Regiment heute deni Kaiser Franz Josef vorznsühreii. Ich bin überzeugt, der Dolmetsch Aller zu sein, welche hier bei Tische sind und heute bei der Parade Gelegenheit hatten, die herrliche, frische Erscheinung des Kaisers zn bewundern, wenn ich freudig bewegten Herzens- ausrnse: „Kaiser Franz Joies und seine Armee Eilen, Esten, Esten !" Nach der Frühstückstafel führten 200 Offiziere, Unteroffiziere und Husaren vor dem Kaiser Springübnngen ai» »ngesatlelten Pferden a»s. Der Kaffer äußerte seine Anerkennung über die Leistungen und verließ gegen 8 Uhr die Kaserne. Die Versammelten brachen in brausende Elsenrufe aus. die Musik spielte die deutsche Hymne. «Wiederholt.) Der deutsche Kaiser hat am Mittwoch unmittelbar nach seiner Rückkehr von der Kapuzinerarnst den deutschen Botschafter Grasen zn Eulenbnrg zum zweiten Mute in Audienz empfangen. Uübereinstimmenden Berichten zufolge äußerte sich Kaiser Wil helm gegenüber dem Kaffer Franz Josef sehr günstig über den höchst gelungenen Verlaus der Parade. Bei der Rückkehr vom Paradefelde waren beide Kaiser Gegenstand enthusiastischer Kund gedungen des massenhaft hcrbeigcstromten Publikums, welches über haupt jeden Anlaß ergreift, seiner Freude über den Kafferbesnch in herzlicher Weise Ausdruck zu geben. Als beide Kaiser, aus Schön- bninii beimkchrend, die Marinliilserslraße passirten und dann durch die massenhaft zurücksahrenden Eguipagen und Wagen, sowie durch die gleichzeitig einherniarschirende Artillerie eine augenblickliche Stockung entstand, so daß die kaiserliche Eanlpage Halt machen mußte, drängte das Publikum unbekümmert um das Wagengewirr unter stürmischen Hochrufen zur kaiserlichen Equipage. Der deutsche Kaffer war durch diese unmittelbare Ovation frcndigst berührt und dankte lächelnd nach allen Seiten. Kaiser Wilhelm ist Mittwoch Abend 8 Uhr niit Sonderzug der Wcstbahn von Wien nach Karlsruhe abgcrcist. Kaiser Franz Joses gab seinem erlauchten Gaste das Geleit zum Bahnhof, wo sich auch der deutsche Botjchaster Graf zn Eulenbura mit den Votschasts- mitgliedern. die Gräfin zu Eulenburg, die Gräfin Hülscn-Hnsclcr. sowie die Herren des Ehrendienstes zur Verabschiedung eingesunden hatte». Kaiser Wilhelm unterhielt sich mit den beiden Damen, lüßtc ihnen zum Abschied die Hand und verabschiedete sich in leutseligster Weise von jedem Einzelnen der anwesenden Herren. Die beiden Monarchen nahmen bcrzlichst Abschied von einander und küßten sich zweimal. (Wiederholt.) Der vorgestrige Wiener Militär-Stationskommandobcichl giebt den Truppen bekannt, daß der Kaiser sehr erfreut war, die schonen Truppen, welche die besondere Anerkennung mid das Lob des deutschen Kaisers gesunden habe», demselben vorführcn zu können. Der Kaiser spricht insbesondere über die schöne Haltung. daS vor zügliche Aussehen »nd die starken Bestände keine bcjondcre Zu friedenheit aus. Zn der Ordensverleihung an den Minister des Aeußeren Grafen GolnchowSki berichtet das „Fremdenblatt" ergänzend, daß Kaiser Wilhelm dem bei deni Diner ihm gegenübersitzcnden Grafen GolnchowSki den Orden eigenhändig über die Tafel hinübcr- gereichk habe Der Grazer Gemeinderaty Feichtinger wurde unter Beschuldig ung mehrfacher Veruntreuungen verhaftet. Feichtinger ist Führer der Grazer antisemitischen Gcwerbeparlei und der antisemitischen Fraktion des GnneinderatheS „nd hat als Herausgeber dcS Grazer antisemitischen „E> trablattes" wegen Geldbeschaffung sür dtejes Blatt sich das genannte Verbrechen zu Schulden kommen lassen. Frankreich. I» Paris verlautet, der französische Minister Präsident Bourgeois Hove eine Note an die europäischen Mächte über die britische Okkupation EghptenS »nd die Neutralität des Suezkanals entworscn und deni russischen Botschafter Baron v. Mohrenheim unterbreitet, der nach Vornahme perjchiedenerVer änderimgen vorschlng. die Note tolle vor ihrer Versendung der russischen Negierung unterbreitet werden. Nachdem dies geschehen, dürfte die Note Ende dieser Woche versandt werden. Sie soll kurz, aber versöhnlich England gegenüber gehalten sein. Präsident Fcliz Jaurc nt Mittwoch Abend mit dem .Kriegs minister Cavaignac nach Verdun abgereist und kehrt Sonnabend früh nach Paris zurück. Die meisten Pariser Blätter meinen, die Rene sei durch den Wunsch dcS Präsidenten veranlaßt, in keiner Eigenschaft al» Vorsitzender de» obersten Krieg-rache« den Ver suchen mit den neuen Panzerknppeln kür die Ostforts, sowie de» Schießübungen beizuwohnen. Die bis jetzt von den Generalräthen ergangenen Aussprüche über das Einkommensteuergesetz ergeben, das, diese Körperschaften dem Gesetz zn migefähr drei Vierteln scindlich geaenübersteben. Italien. Die goldene Tugcndrose gedenkt der Papst, wie der Londoner „Daily Ehionicle" zu melden weiß, der Fürstiu Marie Luise von Bulgarien zu verleihen. Spanien. Nach einer Meldung aus Havannah bat eine Ab theilnng der Aufständischen aus Euba zehn spanische Soldaten in San Antonio ermordet (Kugland. Ter Hvchmutt, der Engländer grenzt nachgerade an Verrücktheit. Beweis dasür ist solgende Leistung der „Mvrmng Post", also seines Organs, das sich der Inspiration durch Lord Salisbury rühmt: „Die öffentliche Meinung Englands würde den deutschen Kaiser mit einein herzlichen Willkommen begrüßen, wenn er in Per folg seiner Nord fahrt in dieiem Sommer einen Pinnck in Evwes machte, aber lediglich unter der wohlverstandenen Bedingung, daß seine ! Regierung zuerst de» Gang nach Canossa angctreten haben niüßtr " ! Schwcsilvlaie! Weiter lann man dazu nichts sagen. In der Willingtvn-Gulbc (Graffchast Dnrham, in der, wie ! gemeldet, eine Erploswn stattgesnnden bat. sind noch nenn Mann ! klngkjchlosscn und verninthlich verloren. Ter Rest der Bel cg ich aff ! wurde gerettet. Beim Einlaufen in den Hasen von Dover scheiterte eine Fischerbarkc, deren Beiajcirng. sechs Man», in den Wellen ninkam. Nustland. Ter „ ^ imes" wird geschrieben, daß bei der bevor stehenden Krönung in Moskau nur die russischen Inden nicht durch eine Deputation vertreten lein werden. Alle religiösen Sellen, selbst die Kvrailcii, die nur 5000 Mitglieder zähle», seien eingeladen worden, Abordnungen zu senden, dagegen sei die rigenlliche indische Religion, zn der jich 0 Millionen Unterthanc» des Cznre» be ke»ne». abnchllich a»Sgesch!osse» wordcn Ruh, Rabbiner diirff bei der Krönung zugegen sein. iklriechenland. In Athen kand am Minwoch in Anweff»! ff! von über 100,000 Personen iin Stadion die feierliche Preisvcc- lheiluna durch den König statt. Tic ersten Sieger cchicttcn ein: Medaille, ein Diplom und einen Oelzweig. viele erhielten aus,in dem besonders gestifiete Ehrengeschenke. Tie zweiten Sieger er- hielten Lorbeerzweigc. Alle Preisgekrönten machten hieraus einen Rundgang durch die Arena. Hieraus trat der Deutsche Gebhard! vor de» Kronprinzen, hielt an ihn als den Präsidenten der Ost»» pischen Spiele eine begeisterte Ansprache Namens seiner auweien den Landsleute und überreichte ihm einen mächtigen Lorbeertrai;; Der Kronprinz dankte in längerer Rede. Nach der Fesieanlare er klärte der.König die Spiele snr beendet. - Erste Preise erhielten Schumann. Hosman». Flatvw. Weingartner. Thraun. Am Sester reich fielen 2. Ungarn 2. Frankreich 5. England 8 Schweiz j. Däncniark 1, Amerika Io. Anstratien 2, Griechenland io erste Preise. Zweite Prelle erhielten Hofmaim, Schumann, Flamm. Weingartner und der Athener Goendrich. Ferner sielen ans Ena land 4. Frankreich ö. Amerika 4, Schweiz 2, Dänemark l. Schweden I, Ungarn 1. Oesterreich 1. Griechenland 18. Egypten. Die „Köln. Ztg" erhält aus Kairo eine» Berich!, demzufolge man dort dem Ausgange des Feldzuges gegen die Mali disleir nnt größter Bciorgniß entgegenstcht. Unter den egyptilchen > Truppen mache sich Widerstand gegen den Waffendienst bemertbar. 'Der Korrespondent versichert, man fürchte sich vor dem neuem- sachten Wettbrand i:n Sudan und vor den ungezählten Schämen, über die der Nachfolger des Mahdi verfüge. Sollten die egyp tischen Streitkrüfte vernichtet werden, sv sei England allein nicht inr Stande, eine zum Schutze Eghvtens genügende Trnvpcnmacht anfznstellen, weshalb man setzt bereits ernstlich aus die italienischen Regimenter rechne, die durch den Waffenstillstand in Erythrüa verfügbar werden. Aha! Also wie imnier! England allein kann nichts machen, fremde Truppen müssen für Old England fechten. Ob sie's thun werden? Indien. Ein verheerendes Feuer suchte den Ort Ehctla bei Kalkutta heim. 300 Hütten sind zerstört und 4000 Menschen, obdachlos-. Asien. Nach einer Meldung aus Singapore breitet sich der Amstand der Mohammedaner in China immer mehr aus. — Ties Deutenpest in Hongtona ist noch im stetigen Zunehmen begriffen. Kunst und Wissenschaft. f In der Koni gl. Hosoper gelangte gestern vor sehr gut beiuchtem Hause das zwciaktiae musikalische Schauspiel „Der Evangeliman n" von Dr. Wilhelm Kienzl zum ersten Male zur Aufführung. Während des ersten Akres verhielt sich das Publikum abwartend und zurückhaltend, im zweiten Theilc belebte sich die Aiitheilnahme aber von Scene zu Scene und nach dem Schlußbilde bis zur Begeisterung. Die Höhepunkte des T^t- bucheS, wo Kienzl das rein Menschliche mit dem Göttlichen geschickt verschmelzt, wo er die Klangphrase vermeidet, vor Allem das tief ergreifende Schlnßbild, treten zugleich a»ch als die bedentendsten musikalischen Momente hervor. Diese Momente haben gestern zündend cingcschlagen und dem Werke eine nicht gewöhnliche, herz liche Aufnahme bereitet. Daneben sprachen die urwüchsigen VolkS- scenen lebhaft an. Die Kienzllsche Musik zeichnet sich zunächst durch I leichten Melodiensluß aus. der allerdings nur selten tief acht. Die > musikalische» Ausdrnckswrmen hört man fast ohne Ausnahme ! vollendet beherncht, die Orchcstcressekte schön und farbenreich. den Worttezff trefflich deklamirt. da» Dramatische mit hervorragendem Talente zum Schwerpunkt dcS Ganzen erhoben. Dagegen vermißt man fühlbar die entschiedene Eigenart. Nicht direkt entlehnt, sondern warm anempffinden tönen uns aus der Partitur Waginr. Schumann, Weber, Lortzing und sogar Neßler entgegen. in den Volksscenen hören wir Marschncr und Strauß und am Schliff': den sterbenden Tristan. Diese zahlreichen ReminiSccnzen muffen naturgemäß dem Werke den Stempel der Stillpsigkeii ausdrücken und werden speziell den Musiker mehr zur Bewunderung kür die technische Arbeit zwinge», als zur Anerkennung einer ansgesprochenen erfinderischen Begabung. Trotzdem werden die beiden letzte» Bilder . ibrc große Wirkung nirgends verfehlen und die naiven Gemnllier z bis zu Thräncn rühren. Die Ausführung unter Gcileralmnsikdircttp'. Schuch verlief glänzend. Die Herren Scheidcmaittel (Johannes. AnlhcS lMathias) waren ausgezeichnete Träger des Werkes und ! auch Iran Wittich und Frl. Fröhlich machten sich um den Erfolg ! verdient. Der Komponist wurde niit den Hauptdarstellern naci, !den Aktschlüssen oft und stürmisch gerufen und zum Schlipse auch Herr Schuch. Die Vorstellung wiirde durch den Bestich der Ztönig! ;. Prinz und Prinzeß und Prinzeß Jobann II Liegni tz Die heutige erste Aufführung von KicuzlS musikalischem Schauspiel „Der Evangelimann" im hiesigen Stadl thcater hatte großen Ersolg. v K vnig I. Hosschan > pie l. Ans „Die Piccolomini" folgte vorgestern als der sechste Abend in unserem Schillercoklns die grandiose Schlnßtrngvdie im LebenSdrama des stolzen Fried ländcr's „W al le» sl e i n 's Tod", die mit ihren gewaltigen Entladungen und kühnen Bilder», in denen d!c Idee des Ganzen klar und bestimmt zn Tage tritt, mit der erschütternden Tragik im Schicksale ihres Helden den Höhepunkt in der ersten Periode des dramatischen Schaffens sür den Dichter ansmacht. Ter Ausbau des Wertes ist bei Weitem korrekter, als der im „Don Carlos", der in der Chronologie der Schiller'ichen Stücke vor der Wallen stein Trilogie steht, und wetteifert auch in der Prcicision der dramatischen Emwickelnng nnr mit der in „Maria Stuart", mi einheirlicher Gestaltung schließt sich „Wallenstcin s Tod" dagegen mehr an die ersten Dramen des Dichters an, die cs lr:cdeuiin durch seinen geiäulcrlen Kimststil um ein Vedriuendes Übertritt! Schiller selbst hielt viel von der Tragödie, vor Allem bettntte er ihre „Vollständigkeit" ans das Nachdrücklichste, nachdem er sich ent schlossen hatte, die dramntisclie Gliederung dcc- Stoffes — in der erste» Fassung begann „Wallenuein s Tod" erst bei dein ictzigen dritten Akte — vollständig zn ändern. Aber man kann dic..Pirev loniini" auch so nicht entbehren, sic bilden eine einzige große Er Position, welche die Schlußtragödie zur »olhivendigeü Voraussetz ung und Erläuterung hat. mid zn der „Watleiistein's Lager" den stimmenden Allvrd giebt. Auch der Charakter des Titelhelden, der vielfach — und nichl ganz mit Nnrechi angcsochien worden ist. wird dadnrch in ein helleres Licht gerückt: ganz klar wird i»a» sich freilich auch dann, wenn man die „Piccolomini" und „Wallen stein'S Tod" als ein GanzcS betrachtet, noch nicht über seine Pliiochologie. Das ioiiilisirendc »nd restcklirendc Element »immt zu stark überhand und nrlet «chließlich in kleinliche Pedanterie ans: namciitlich im „Tod" befällt den Schiller'ichen Wallenstelir eine starke Neigung zum Dektamirc». Vielleicht darf man den Cha rakter des Herzogs von Fnedtand als ein Eoperiment Schiller scher Acsthetik und Philosophie betrachten. Denn als sich der Dichter zum erffcn Male mit dem Rirlenstoff bcjchäftigtc. von dem er übrigens von vornherein wußte, daß er sich nickt in das Prokrustes- ?'8- - s * j cocrr ^ryncy. ^ce noriieuiiiig wnroe ourcy oei ^ Majestäten, der König!. Hoheiten Prinz Georg, i Friedrich August. Prinzeß Mathilde, Prinz n ! Georg und Prinz Albert ausgezeichnet. so
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)