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grng es am Sonnaverw, am MouatSersteu. zu. da an diesem Tage die -leinen Wohnungen geräumt wurden. MietzinShäuser- Neudauten sind im letzten Vierteljahre nur wenige bezugsfertig geworden, io daß auch ru dieser Hinsicht der Umzug bloß schlvach m die Erscheinung trat: autzerdem sind in der Regel derartige neu entstandene Wohnungen bereits einige Zeit vor dem Viertel ladresichlub dezugSsahig. und infolgedessen tauchen die Möbel wagen, zumal di« gröberen, nur vereinzelt in den Straße» auf. — Da die von stadträtlicher Seite ergangene Warnung vor der Herstellung neuer Mietzinshäuser sicher allgemeine Nach» achtung finden wird, so wird auch in den nächsten zwei Jahren >in allgemeinen «in schwacher Wohnungswechsel sich vollziehen falls nicht vorher «in kaum vorauszusekender erheblicher Aus schwung in unseren wirtschaftlichen Verhältnissen eintreten sollte. —* Die nach der Marienstrake z» gelegene Front des Post Eiweiterlings Neudaues, dessen innere Einrichtung der Vollendung entgegengeht, hat jetzt eine weitere Ausschmückung er- batte» lieber den beiden mit ^ dezeichnete» Durchfahrten bat i» einer bisher frei gelassenen, gegen 1«/, Meter hohen Mauen,ische ein in Sandstein auSgestikrter Adler Ailsstelliing gesunden. Gleich seitig damit sind a» dem darüber angebrachten ornamentalen Slt»ii»ckwerk einige Verbesseriingeii vorgenommen worden. —* Zn der gestrigen Versammlung des Gewerbevereins, die von dein ersten Vorsitzenden. Herrn Zivilingenieur R Hart >v i g geleitet wurde, sprach zimächst Herr Rechtsanwalt Dr. jur. Hippe über das Thema : „Recht n n d H n in o rDer mit »einem Humor gewürzte Vortrag bestand kcineSwegS in eine» Auf- rablnng lustiger Vorfälle oder Anekdoten aus der Praxis des RechtSlebens und auS Gerichtsverhandlungen, svndeni griff viel mehr aus der Geschichte der Gesetzgebung und Rechtspflege in alter und neuer Zeit eine Reihe vrm Momenten heraus, die eines humoristischen Anstrichs nicht entdehren. So teilte Redner ans der Zeit unserer germanischen Vorfahren, deren Gerichtsbarkeit sich telbs'tverständlich noch aus ein ungeschriebenes, auf Tradition und Gewohnheit beruhendes Recht stützte, etliche Probe» von der Raivitat und Ursprünglichkeit, aber auch von der Ehrlichkeit und Liebenswürdigkeit einer derartigen Rechtspflege mit, einer Rechts- Handhabung, die beispielsweise sogar gegen unvernünftige Tiere Prorcise führte und Urteile fällte, die stets selbst i» dem schuldigen Verbrecher die Persönlichkeit achtete und dein flüchtigen Verbrecher durch Gewährung von Freistätten und durch gewisse andere ihm günstige Bestimmungen noch Vorschub leistete Insbesondere wies Redner auch aus die poetisch angehauchte, humorvolle Ausdrucks- weist der alten Gesetzesbücher hin Für todcswürdige Verbrechen sollte der Schuldige „einen Kops kürzer gemacht ' werden: der Richter sollte sich icden Rechtsiall „123>iial überlegen", bei der Verhandlung aber „dreinichanen wie ein griesgrimmiger Lowe" w'w. Nicht ohne einen humoristische» Beigeschmack ist für unsere moderne RechtSanschanung auch die Tatsache, daß im Mittelalter nck die Richter lind Schössen nach getaner Arbeit stets zu fröh licher Geselligkeit vereinigten und zumeist die Geldbußen, die in ernster Verhandlung dein Schuldigen auserlegt worden waren, beim kreisenden Becher verjubelten Daß aber auch in unserer Zeit nicht alle VerbindungSfäden zwilchen Rechtspflege und Humor zcr- 'chnitten morde» sind, das zeigte Redner an verschiedenen Beleg stellen auS Werken, die sich die Aufgabe gestellt haben, die schwer verdaulichen Paragraphen des neuen Bürgerlichen Gesetzbuchs in volkstümlich-humoristischer Art zu erläutern und aemeinsaklich zu um'chreiben. Als solche Werke nannte er: „Neue oentichc RechtS- 'pri chwörter" von SberlandesgerichtSral Lode Dresden: „Plaude reien über das neue deutsche Recht" von demselben Verfasser: „Das neue Bürgerliche Gesetzbuch in Reime gebracht vom Land richter Bersemann", sowie das unter dem Scherznamen „Der kleine Cokn" bekannte >ebr empfehlenswerte Büchlein : „Einführung in das Bürgerliche Gesetzbuch" vo» Professor Cohn-Zürich. Ter ebenso unterhaltsame wie belehrende Vortrag weckte bei der zahl reichen Zuhörerschaft allgemeines Wohlgefallen und lauten Beifall. — Aul vas Gebiet der neuesten technischen Errnngenschafte» führte der folgende Hauptvortrag des Herrn Professors Ernst Lewicki von der Technischen Hochschule über: „Die Dampfturbine". Der Kolbeiidampfinaschine sind bekanntermaßen in netterer Zeit zwei lebenskräftige Konkurrente» erwachsen m Gestalt der Gas- krastmaichinen und der Dampfturbinen. wenn auch z. Z noch nicht behauptet werden kann, daß der erstgenannten Wärme kraftmaschine durch solche Konkurrenz der Todesstoß versetzt worden st' Während bei den Kolbcndamp'maschine» der Damps durch »einen Ueberdruck auf einen bin- und hergehendcn Kolben wirkt, denen Bewegung durch den logen. KurbeliiicchaiiisnniS i» eine Drehbewegung uingesetzt wird, wirkt der Dampf in den Dampf turbinen durch die ihm in Leirtanäleu Düsen) erteilte Geschwin digkeit auf zahlreiche, am Umfange eines oder mehrerer Räder fitzende gekrümmte Schaufeln, ähnlich wie das Wasser in den Wasserturbinen wirkt. Charakteristisch für alle Tiirbinenkonstruk- kionen ist die außerordentlich rasche Bewegung des Turbinenrades lz B, 426 Meter in der Sekunde, oder bis zu M'OOO Umdrehun gen in der Minute). Könnte man dre Bewegung eines Durbinenrades dergestalt uniformen, daß sich dieses Rad (statt sich um eine feststehende Welle zu drehen) fortlaufend aus dem Schienen- strange einer Eisenbahn hinbewegte, io würde ein solches Rad die Reffe von Dresden nach Leipzig in l Minuten 43 Sekunden zurücklegen An der Hand von zahlreichen Lichtbildern, die zum großen Teil von hervorragenden Zinnen des Damptturbinenbanes zur Verfügung gestellt waren, beschrieb der Vortragende eingehend die beiden Hanpllnpen von Dampfturbine» Konstruktionen, die de Laval-Turbine und die Parlons-Turbinc. Bei der enteren wird der Danwf dem Tnrbinenradc durch sogen Düsen (sich allmählich erweiternde ^Dampfrvhre ziigestihrt. bei der letzteren durch ein mehrfaches Sifftcm von Leit- und Laufscbanfcln. Der Vorzug der Dampfturbinen vor den Kolbendampsmcffchiiien besteht in der direkten Erzeugung rascher Drehbewegung (ohne Kurbel und Schwungrad . ferner in der geringeren räumlichen Ausdehnung der Maschinen, kleinem Gewicht, geringerem Schmierinatcrialvcrbrauch, während die Ausnützung der Wärmeenergie bei großen Leistungen bereits heute diejenige der besten Kolbcndampsniaichinen erreicht. Die Dampfturbinen sind neuerdings mit sehr gutem Erfolge in Elektrizitätswerken, zum Antreibe» von Ventilatoren. Wasser- vumpen, Schiüsinaschinen. zur elektrischen Beleuchtung von Eistn- bahnzügen mm. angewendek worden. Auch dieser interessante Vortrag »and freundliche Aufnahme, zumal bei den zahlreich ver tretenen Fachleuten — Am nächsten Montag findet die ordentliche Hauptversammlung des Gewerbrverein- statt, auf deren Tagesordnung u. a. auch die Vvrirahme von Vorstairdswahlen —* Der Augenkrankeuheilverein hatte nach seinem soeben veröffentlichte« Jahresbericht im Jahre 19lst einen mäßigen Rückgang m der Zahl der unterstützten Personen zu oer. zeichnen (von 967 im Jahre 1908 aus 906 rm Jahre 196t >, doch scheint dieser nur auf einer vorübergehenden Sehsvankung zu be ruhen. da sich im lautenden Jahre bereit- 37b Unterstützungen gegen 223 in der entsprechenden Zeit nötig machten. In den Heilstätten de» Verein» wurde» 287 Personen verpflegt. Brillen und künstliche Augen wurden 763 bezw. 21 abgegeben. Als Ver> einsärzte haben d»e Herren Geh. Hofrat Dr. Engelhardt. Ober arzt Dr. Frih Schanz lCarolahauS). Generaloberarzt z. D. Tr. Heymann iDiakonissenanstaltsr Dr. W. L. Meyer (Säuglings- heiinl in dankenswcrter Weise uneigennützigste Hilfe geleistet. Am Schluffe des Jahres 1904 gehörten dem Vereine 176 Mit- «lieber (190 im Vorjahre) an. Es ist das für eine Stadt von der Größe Dresdens, sowie im Hinblick ans den Umstand, daß der Verein seine Wohltätiakeit-beslrebungen fast dem größten Teile des Königreichs Sachsen widmet, «ine ungewöhnlich geringe und leider sich immer weiter vermindernde Zahl: er richtet a» alle Freunde der Sache die dringende Bitte, in ihrer Unterstützung nicht müde zu werden und, wo nur immer möglich, neue Freunde zu werben Denn die Zahl derer, die Hilfe in Anspruch nehmen, ist groß und der zu bestreitende Ausivand beträchtlich: die Ge fahr. daß der Verein seine Tätigkeit einschränken muß, ist damit nahe genug gerückt. Anmeldungen als Mitglied sind an ein Aus- chußmitglied oder an die Vereins-Geschästsstelle (Sckulgntstraße Nr. 16, l > zu richten. An letzterer lVereinssekretär Kraußei ind auch Vordrucke zu Anmeldungen jederzeit zu erhallen. Im Jahre 1904 sind dein Verein durch Vermächtnis von Frl. Helene v. Earlowitz 3000 Mk. und von Frau verw. Oberst v. Lenh 1300 Mark -„geflossen, auch hat Herr Konsul Knoop den ihm als Rechnungsprüfer gebührenden Betrog abermals dem Vereine zu- geweiidet und ein Vereinsmitglied, das ungenannt zu bleiben wünscht, 50 Mk. geschenkt. Die Gesamteinnahmen betrugen 33 148,17 Mk.. die Ausgaben 31 866,79 Mk. Das Vereinsvermö gen beträgt 233 835,12 Mk. Die Olsufieff-Stistung erreichte die Höhe von etwa 37 306 Mk.. und der HauSbausonds, welcher stistungsgemäß nur zu dem durch seinen Nauien ongezeigten Zwecke veno endet werden darf, 13 110 Mk. —* Der Ortsverein Dresden des Vereins der Deut- chen Koufleute halte gestern abend eine Versammlung nach dem Musenhause einberusen, in welcher der Geichäfisleiter der Süddeutschen Zentrale des Verbandes in Nürnberg, Herr Matthens, über: „soziale Fragen der Handlungsgehilfen" sprach. Er begründete zunächst im Hinblick auf den woben beendeten Bergarbeiterstreik die auch von den kaufmännischen Verbänden ausgestellte Forderung der gesetzmäßigen Anerkennung der Be- russvereine bezw. ihrer Rechtsfähigkeit. Diese Forderung werde nach ihrer Erfüllung erst die gleichfalls dringend« notwendige Schaffung von Kaufmanns- bezw. Handlungsgehilfenkammern er- möglichen Redner trat für Kaufmannskammern, d. h. pari tätisch aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammengesetzte Kammern, ein, Werl die Regierung nur solche anerkennen und einer einseitigen Interessenvertretung des Gehilfeirstondes nie mals die nötigen autoritativen Rechte einräumen werde. Beide Forderungen dürsten nicht getrennt werden, denn ein« bedinge die andere. Weiter beleuchtete Redner die sich logisch hieraus ergebende Forderung von Handelsinfpektoren, die auch nur mit Hilfe der Kausmannskammern durchgeführt werden könne. Auch das Lehrlings-Unwesen, die Lohnfrage, die Frage des 8 - Uhr- Ladenschlusses würden erst nach Ansicht des Redners ihre ge- setzlich« Regelung nach Einführung von Kausmannskammern finden können. Näher ging Herr Matthens noch aus die Frage der erstrebten Arbeitszeitverkürzung durch den 8-Uhr-Laden- 'chluß ein, streifte kurz die Frage der Frauenarbeit im Handels gewerbe und schloß dann seine von lebhaftem Beifall gefolgten Ausführungen. —* Von einer Gärtner-Versammlung in der „Reichs- Halle" in Dresden, an der ca. 306 oder 26 Prozent der Gehilfen ans den gärtnerischen Betrieben in Dresden und Umgegend teil- nahmen, die bierbet in Frage kommen, wurde beschlossen, zur Auf besserung der Arbeits-, Lohn- und Wohn-Verhältnisse der in den Handels- und Gemüse-Gärtnereien, sowie Rosen- bezw. Baum schulen beschäftigten Gehilfenschaft in eine Lohnbewegung einzntreteii, de» Arbeitgebern bezw Gartenbesitzern einen neuen Lolmtaris vorzulegen und dessen Annahme bis zum 13. April d. I. zu erwarten, das weitere der Agitationskomnnssion zu überlassen, welche am Sonntag abend im Volkshause unter Anteilnahme von Interessenten die Angelegenheit eingehend beraten hat, sowie am Sonnabend, den 15 d. M, abends 9 Uhr in der .Reichshalle" in Dresden-Altstadt (Palmsttake) wiederum eine Gärtner-Versamm lung abzlchalten, um die Erfolge der Lohnbewegung sestzustellen und eventuell weitere Beschlüsse zu fassen, auch nach Befinden die Arbeitgeber dazu mit emzuladen. — Tie Gehilfenschaft fordert: eine Gleichstellung der Gehilfen und Arbeiter in Gärtnereibctrieben bezüglich der Lohnzahlung: Abschaffnim der monatlichen oder halbmonatlichen Lohnberechnung und Einführung wöchentlicher Löhnung, womit ein Mehrlohn von vier Wochen im Jahre erzielt wird: ferner einen Mindest-Wochenlohn von 16 Mk. bei freier Wohnung, Heizung, Beleuchtung und voller Kost, oder von l5Mk. bei freier Wohnung, Heizung. Beleuchtung, aber nur Frühkaffee, oder von 17 Mk. 30 Psm ohne jedwede Nebenaewähruna: die Festsetzung einer Normal-Arbeitszeit von ll Stunden an Wochen tagen und von 5 Stunde» an Sonntagen und kirchlichen Feier tagen: Gewährung eines freien Sonntags jedem Gehilfen aller 14 Tage: für Ueberstnnden an Wochentagen 30 Pfg., an Sonn- und Feiertagen oder nachts 36 Pfg.: da die ün übrigen noch weiter anzusticbende Abschaffung der Gehilfen-Wohnungen bei den Arbeitgebern innerhalb der nächsten beiden Jahre kaum schon durchführbar erscheint, nur solche Räume den Gehilfen zu Wohn zwecke» anzuweiscn, die den diesbezüglichen Anordnungen des Stadtrats zu Dresden und der beiden Dresdner Amtshauptmann- schnsten entsprechen, sowie schließlich die neuen Tarifsätze als vom 16 Avril d I ab biitdend zu bewilligen. — Die streng sachlich verlaufene Versammlung war namentlich van Interessenten aus den Dresdner Vorstädten Striesen. Gruna, Seidnitz, Strehlen, Planen, Löbtau. Cotta, den Westend-Ortschaften, dem Plaueniqen Grunde und aus den zarten ün obere» Elbtale, sowie zum Teil auch von LandschaslSgärtnern besucht. Letztere sind aber bei dieser Lohirbewegnng ausgeschlossen, da sie eine solche schon hinter sich und damit eme zehnstündige Arbeitszeit, sowie einen Mindest 'stundenlohi, von 33 Pfg. erreicht haben. — Am 27. März fand im „Eldorado" di« diesjährige Oster- Prüfung der Fach- und Fortbildungsschule der Barbier- und Friseur-Innung statt. Der Prüfung wohnten Herr König!. Gewerbejchulinfpektor Regierungsrat Enke. fung war «in« Ausstellung von ächülerarbeiten verbunden, die namentlich im Fachunterrichte große Fortschritte zeigte. An die Prüfung schloß sich die Entlassung der angehenden Schüler Aus dem Jahresbericht der Schule srr folgendes hervorgchobe»: Die Sckülerzahl hat sich seit Gründung der schul«, an der jetzt 9 Lehrer wirken, vervierfacht. Gelegentlich des Verbands tageS des Bundes Deutscher Barbier». Friseur- und Perücken- macher-Jnnungen in Barmen wurden die Leistungen der Schuir mit der goldenen Medaille ausgezeichnet. Borsttzeiloer deS Sa,ul- ausschusses ist Herr Friseur Äillgroth. —* In ver Abendausgabe vom 29. März baden wir fol gende Notiz eines auswärtigen Korrespondenten gebracht: „Gleich zeitig mit dem Geh. Kommerzienrat Viktor Hayn trat Mich der ehemalige Direktor und Auflichtsrat Hütlig jun. der verkrachten Hüttig-Aklicnaesellsctxisl in Dresden die ihm vom Landgericht znerkaniite Gefängnisstrase von ebenfalls 4 Jahren an." — Hierin find mehrer« durchaus falsche Angaben enthalte», die wir nur bedauern könne». Zunächst »ft die Hütt ig - Akt»«n - gesellschaft nickt im geringsten verkracht; im Gegen teil ist dieselbe dank des Eingreifen- der beiden Bauksirme» Dresdner Filiale der Deutschen Bank und Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt, Ablheiuna Dresden, über die durch dir Unter schlagungen Hüttigs verursachten Schwierigkeiten glatt hrnweagekommeu. Ganz unrichtig ist ferner die Mgabe, daß Hüttig Direktor und Aussichtsratsmitglied gewesen sei. —* Eine eiaenortiae Wette, in 40 Müuttr» die strecke Pulsnitz—Kamenz zu Fuß zurückzulegen, kam gestern zum Austraa. Um 7 Uhr begann der Start und 7,39 Uhr tros der Wettende. Herr Hause, rn Begleitung zweier Radsahrer i» Kamenz ein Somit hatte er 13 Kilometer in 36 Minuten zurückgelegt. Im vorigen Jahre legte derselbe Herr 19 Kilo meter (Pirna-Dresden» in 69 Minuten zurück. —-Polizeibericht, 4. April Aus der Grohenhainer Straße wurde gestern abend ein unbekannter junger Mann von etwa 20 Jahren, anscheinend eür Klempner oder Schlosser, ohne Besinnung pprgesunde» und zunächst in einen Hausflur gebracht, woraus mittels Unfallwagens seine Nedersührung in das Friedrich städter Krankenhaus erfolgte. Der Unbekannte hat dunkelblonde Haare, wellentörniia gebogene Nase, einen Anflug von Schnurr bart und längliche GksichtSbildung. Bekleidet war er mit blauer Bluse, blauen Hosen, schwarzer Mütze und Schnallenschuhen —* Beim Anlegen des von Schandau kommenden Personen, dampscrs „Schandau" an der Dampfschisshalteslelle in Pirna, der um 10 Uhr seine Fahrt nach Dresden sortsetzen sollte, faßte gestern infolge der hochgehenden Strömung der Elbe der Staken nicht, weshalb der Dampfer, um in die richtige Lage zu kom men, ein 'Stückchen rückwärts gehen mußte. 'Dem Steuermanne, der einen sehr schweren Stand hatte, eilte der Bootsmann zu Hilfe als erslerer plötzlich aus dem feuchten Boden ouSglilt und seinen Händen das Steuerrad entfuhr. Der Bootsmann faßte wacker zu, wurde aber, wie der „Pirn. Anz." mitteilt, durch den gewaltigen Druck des Wassers auf das Steuer mehrere- mal mit dem Rade »ii Kreise herumgerissen und bei dem dann erfolgenden plötzlichen Stillstände des Rades überford und in die Elbe geschleudert. Er stürztt oberhalb des Schiffskörpers in den Strom und wurde dem Schiffe zugetrieben. Am Rad- kästen des letzteren suchte sich der mit den Wellen kämpfend« Mann zwar sestzuhalten. dock gelang ihm dies nicht. Er wurde vielmehr unter das Schiff, das fast quer über der Elbe lag, gezogen, kam aus der anderen Seite wieder zum Vorschein und trisb ab. Herr Herold jun., der den Vorgang bemerkte, eilte mit seinem Uebersahrtsdampfer sofort an die Unsallftell« und ühr dem Ertrinkenden nach. In der Nähe von Försters Eib- terrasse wurde letzterer erreicht und konnte, als er sich bereits im Untersinken befand, glücklicherweise noch mit einem Haken erfaßt werden. —* Seit gestern ist unter den T i >' ch l e r n der Ve r ein > y - ten Eschebachs chen Werke in Radeberg ein Streik ansgebrochen. Tie Direktion der Werke zu Dresden erläßt Heine eine Erklärung im Radeberger Amtsblatt, in der sie die Streikenden auffordert, die angesangcnen Akkordarbeiten sofort erlig zu stellen. Wer dies nicht tue, gehe nach der Arbeits ordnung aller Lohnansprüche verlustig. Gegen die Vertrags brüchigen Arbeiter behält sich die Direktion alle Rechte vor Die Arbeitswilligen würden vor Belästigungen der Streiken- den beschützt. Eine Forderung der Streikenden, die Arbeits- willigen zu entlassen, wird von der Direktion in keinem Falle angenommen Tie Direktion bezeichnet den Streik als einen tzinz frivolen, da sämtliche Tischler im Jahre 1904 durchschnitt- >ch 24,20 Mark in 60 Stunden (viele bedeutend mehr) verdient zätten. Durch den Streik der Tischler werden die Klempner ,tark in Milieidenschast gezogen. —* Sa >sda (Erzgev ), 3. April Am heutigen Montag früh hatte cs hier wieder stark geschneit, io daß stellenweise der Schneepflug verkehre» nnißie. Die Temperatur sank bis 6 Grad Celsius unter Null. An den vorhergehenden Tagen herrschte meist chöncS Wetter. — Militärgericht. Wegen militärisch ausgezeichiieke» Diebstahls und Ungehorsams, der eine» erheblichen Nachteil herbei ührte, hat sich der 1873 zu Neu-LcuterSdorf bei Großschöium cborene, disziplinell wiederholt vorbestrafte Sergeant Reinhard löset von der 3 Kompagnie des 102. Jnfaiiterie-RegimentS in littan zu verantworten Der Angeklagte war bis vor kurzem als küchenunterosfizier i» der Mannschaftsküche des ersten Bataillons befohlen und Halle als solcher die Kaffee-Ausgabe zu überwachen Diese Gelegenheit machte Z zum Diebe, indem er es täglich beim Ausgeben des Kaffees nicht genau nahm, Ersparnisse machte und von Hoflinger aus dem Jahre 1781 und von Weilsch aus dem Jerhre 1404. Vor allem will einem bei diesen die Form der Naie befremdlich scheinen, die hier, im Gegensätze zu der in unserer Vorstellung herkömmlich gewordene Adlernase, spitz zuläust. Und doch „gibt es auch hierüber ein erklärendes Zeugnis eines Zeit genossen. das in dem Schillerbuche von Ernst Müller zitiert wird. „Wie anders in dem Johre 1794 (gegen 1781 und 1782)! Au''allend hatten sich alle seine Züge verschönert. Die eingedrückte Nene chatte sich zur Adlerucffe erhoben, und ausgegossen^waren über sein ganzes Gesicht Lieblichkeit und Grobheit" Schiller ielbit soll wiederholt scherzweise geäußert haben, daß er,sich.seine Adlernase durch beständiges Zuvten erst allmählich selbst geschaf fen babe. Es ist natürlich hierbei auch zu bedenken, daß sich im Publikum bei allen berühmte» Persönlichkeiten im Laute der Jahre ein Jdealtypus herauszubilden pflegt, der, wenn er von dem wirklichen auch bisweilen erheblich abweicht, ibm doch als 'Norm vastir gilt, ivelche Züge ein Bildnis des Betreffenden ou'veilen muß, uni ,bm glaubhaft zu erscheinen. Nicht in allen Fallen bar eine Meiiterfchöpsuna diesem populär gewordenen Typus zu gründe g^egen, wie das z. B. ganz besonders in den durch Joisef Sn hl er geichaüenen Bildnissen Goethes und Beethovens der Fall ist. Leider besitzen wir von diesem Künstler kein nach dem Leben gemaltes Porträt Schillers. Zu dem Kops, oen er für daS König^Ludwig-Album nach Schillers Tode zeich- nete, soll er sich aus Lchillerscbem Familienbesiy das Simanowiz- sche Pastell geliehen haben. In Stielers Zeichnung wirkt der Kopf etirms weichlich, übcridecilmert: man merkt ihm an, daß chm die Inspiration der persönlichen Gegenwart des Dargestell- ten geschlt bat Aber wie auch er au» das Simanowizsche Vor- bild zuruckgiitg. so darf man wohl sagen, daß letzteres im Verein mit der Danncckerschen Büste am ersten den Dichter so zeigt, wie wir uns ihn vorznstellen lieben. In diesem Sinne darf auch daS Gemälde von Kügelqen, obwohl erst nach Schillers Tode ent- standen, ein gutes Schillerbildnis genannt werden: aber die vor- genannten haben vor diesem den Vorzug, unmittelbar nach dem Leben gemalt zu sein. Nm die von der Photographischen Gesellschaft herausgegebenen Bildnisse in der chronologischen Folge auszuzählen, so rst da zu nächst da» von Hoflinger. das für den Intendanten Heribert Dalberg in Mannheim im Jahre 1781 gemalt worden fein soll, also in dein Jahre, wo „Die Räuber" zum ersten Male anonym in Buchform erschienen, deren erste Aufführung erst im nächsten Jahre stattsand. Es ist jedenfalls in Verbindung mit den übrige» gerade durch die Abweichungen, die es in manchen Zügen aus- weist, von Interesse. Als das Original seinerzeit von dem Be sitzer der Tochter Schillers zur Begutachtung gezeigt wurde, äußerte diese (die ihren Vater allerdings persönlich kaum noch gekannt hatte) ihr Befremden darüber, daß die Augen eine aus gesprochen braune Farbe zeigten: sie erkannte sonst „viel Schiller- >che Züge darin". Eine spätere Restauration des Gemäldes durch den bekannten Professor Hauser zeigte, daß u. a. auch die Augen durch spätere Übermalungen verändert worden waren, und stellte die ursprüngliche Farbengebung, mit blau-lichtbraunen Augen, wie Karoline v. Wolzoaen sie geschildert hat. wieder her. Das Original soll nach dem Tode des jetzigen Besitzers dem Deutschen Kaiser zufallen. Das Bild von Anton Grass, im Körner-Museum in Dresden, neben dem Simanowizschen Kuicstück das ver breitetste Bildnis des Dichters, zeigt ihn im 31. Lebensjahre. Nachdem der Versuch, den Schiller gemacht hatte, dasselbe als Geschenk für seine Frau zu erwerben, an der Höbe der vom Künstler geforderten Summe gescheiten war, kaufte sein Freund Christian Gottfried Körner es für sich. In künstlerischer Hin sicht steht es zweifellos unter den erhaltenen Bildern obenan. Ludooica Simanowiz. geb. Reichenbach, die mit Schillers Schwester Christine eng befreundet war, gebührt das Verdienst, den herrlichen Menschen so festgehalten zu haben, wie er vor ollem in der Vorstellung feines Volkes weiterlebt. Sie malte den Dichter in Schwaben in den Jahren 1793/94. Die noch erhaltene und hier zum ersten Male herausaegebene Studie zu diesem Bilde, die sich in Weimarer Privatbesih befindet, ein Brustbild, in Pastell ausgesührt, hat den ganz besonderen Reiz überzeugender Ursvrünglichkeit. Das hiernach vermutlich etwas später ousgesührte Oelgemälde, daS jetzt im Morbacker Schiller- inuseuin hangt, zeigt den Dichter im Kniestück, sitzeM, den Kops im Profil, leicht gebeugt, und wirkt auch durchaus lebensvoll und natürlich. Schiller selbst hat diese- Bild sehr hoch geschätzt, wie aus seinen in dem Museum noch ausbewahrten Briefen an die Künstlerin hervorgehl. In der Plastik hat Dannecker in seiner Marmorbüste, di« ebenfalls im Jahr« 1794 in Stuttgart entstand, ein ivahres Meisterstück geschaffen, wie auch Schiller selbst in einen, Briese an Körner sie nennt. Sie hat den meisten späteren plastischen Bildnissen als Vorbild gedient. Die Wieder- gäbe der Photographischen Gesellschaft ist nach, der ersten Aus führung in der Großhcrzoglichen Bibliothek in Weimar yn- gefertigt worden, der vor der .Kolossalbüste DanneckerS aus späteren Jahren allgemein der Vorzug gegeben wird. Zehn Jahre später, also 1804, ein Jahr vor Schillers Tode, zeichnete ibn der Galeriedirektor We itsch in Berlin nach dem Leben während seines Aufenthaltes dort. Dies Bild, das im König!. Kupferstichkabinctt ansvewahrt wird, bat namentlich im Ausdruck der Äugen etwas Müdes und KrcmkeS. In Schillers letztem Lebensjahre hat auck I. F. A. Tischbein lvcr Jüngere), Direktor der Leipziger Akademie, diesen noch nach dem Leben gezeichnet, mußte sedoch sein Genälde nach der Danneckerschen Düste vollenden, weil Schiller darüber erkrankte. Das Original bild, in römischer Tracht, mit rotem Mantel, besindcl sich im Leipziger Museum. Es wirkt auf uns befremdlich-theatralisch. Wiederholungen in Oel existieren in Weimar. Dresden, aut dem Schlosse des Grafen v. Äleichcn-Rußwurm usw. Wahrscheinlich unmittelbar »ach Schillers Tode hat Gerhard v. Kügelgen ibn gemalt, der sich als Porträtist der meisten Weimarer Großen seinerzeit einen Ruf erwarb und Schiller auch persönlich gekannt hat. Das Bild existiert ebenfalls in verschiedenen Wieber- yoliingcn. Das Antlitz scheint die Spuren seines Leidens zu traacn, der Ausdruck ist aber durchaus sympathisch. Die Aeyn- lichkeit soll nach dem Urteil von Zeitgenossen eine sehr große gewesen sein. Von der Zeichnung von Stieler, die nach dem Simanowiz- scheu Pastellbilde entstanden ist, war bereits die Rede. Do- gleichsalls neu herausgegebene Bildnis der Gattin deS Dichter» auS dem Mcirbcicher Schillcrinuseui», auch von Lndovica Simanowiz gemalt, wird als «ine gute Wiedergabe der so sympathischen Persönlichkeit von Charlotte v. Schiller viele« willkommen sein. Unter den so dargebotenen Bildern de» Dichter» selbst wird aber wohl jeder, je nach persönlichem Ge- schmack, dasjenige finden können, das seiner Vorstellung am nächsten kommt. Hierzu behilflich zu sein, war der Wunsch der Photoaratzhischen Gesellschaft, indem sie alle hier erwähnten Btldnrsse sammelt« und neu herausgab P. ll. 8.