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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 24.09.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030924021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903092402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903092402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-24
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
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§1 Der Rat bewilligte zur Verbesserung der Wasser zu kührzrng der Vorstadt Plauen 33300 Mk. für Äasfeihailptrohr- le^una in der Nossener. Zwickauer, Falken- und Reisewitzer Straße aus dem ErweiterunossondS der Wasserwerke und erklärte sich ferner damit einverstanden, daß in Vorstadt Mickten den Anliegern der Stern-, Trachauer, Herbst-, Jäger-, Winter- Radeoeuler. Pestalozzi-, Jahn- und Kaditzer Straße auf ihr Am suchen Wasser aus den städtischen Werken zugeführt wird. —" Zur Erinnerung an den deuligen Geburtstag. den 23 September 1791. des HeldenjünglingS Theodor Körner war seine Geburtsstätte. Körnerstraße Nr. 7 (wo fick seit 1875 das Körnermusenm befindet» mit Blumenschmuck ausgezeichnet worden —* Einen selten schönen, erbebenden und würdigen Verlaus nahm der am gestrigen Abend vom Turverein für Neu- und Antonstadt in seiner Verrinsturndalle veranstaltete Ehre nabend, der beredtes Zeugnis davon ablrgte. wir deutsche Turner ihre Getreuen in schlichter aber von Herzen kom mender Weile zu ehren wissen. Bis auf den letzten Platz war die geräumige Turnhalle, an deren Nvrdseite ein mit Draperien und Pflanze», sowie der eichenbekränzten Büste des Turnvaters Jahn und der prächtigen Vereliissahne sinnreich gczchmückies Podium Aufstellung gefunden batte, von Mitgliedern und deren Angehö rigen gefüllt. Als Ehrengäste waren anwesend die Herren Kreis- vertreter Direktor der Königl. Turnlehrerbilvungsanstalt W. Bier, Gauvertreter Oberlehrer Dr. Nowack, Gautucnwarl Pötzsch u. a. Nach einem einleitenden Musikstück begrüßte namens des Tnrn- rates Herr O- Wtllberg die Erschienenen und schloß seine An sprache mit einem „Gut Heil" auf den anwesende» einzig »och lebenden Mitbegründer des Vereins. Herrn Privatus Schneider. Wort zu einer längeren mit lebhaftem Beifall ausgenonimene» Ansprache, in der er dem nunmehr 40 Jahre als blühendes Reis am Stamme des Vereins bestehenden Herren-Turnklub die Glück wünsche des Vereins zu diesem Jubelfeste dardracdle. und im Anschluß hieran die Ernennung des Seniors des Klubs. Herrn HofratS Dr. mcd. Krug, zum Ehrenmitgliede des Turnvereins be kannt gab, dem Geehrten gleichzeitig eine künstlerisch anSgelührte Urkunde überreichend, worauf die Sänger „Das treue deuliche Herz" vorlrugen. ^Mtt schwungvollen Worte» feierte sodann der Vorsitzende der Sängerschaft. Herr Ratssekretär Bartzich, den Jubilar. Nachdem Herr Hofrat Dr. Krug und Herr Kaufmann Kloß namens des Turnklubs ihren Dank abgeitattet. sowie Herr Pfarrer Göblcr, ebensalls vom Turnklud. seine von edler Be geisterung und hohen, Idealismus durchglühleu Worte der Jung mannschaft des Vereins gewidmet, scharte sich die Vortnruerschast um die Vercinsfahne und vollzog ihrerseits durch ihren Vorsitzen den, Herrn Prokurist R. Franz, ebenfalls eine seltene Ehrung, indem sie ihr treuverdienles Mitglied. Herrn Hauptkasseu-Rendant Schrener. der in diestm Jahre aus eine -tOiäbrrge ersvrießliche Tätigkeit als Vorturner zurückblicken kau», zum Ehrenmitglrede der Vorturnerschaft ernannte. Auch diese Ehrung umrahmte die Sängeischafl durch Vortrag des Liedes „Bleib' dem Turnen immer treu und zugetan". Mit bewegten Worten dankte der Geehrte, dem außerdem noch zahlreiche Glückwunschtelegramme von den Stätten seiner früheren Wirksamkeit zngaigen. Hreiauf schil derte Herr Turnlehrer Weise das 10. deutsche Turnfest in Nürn berg. Daran anschließend, folgte eine sinnige Ehrung der beiden dem Verein angehörendeii Sieger dieses Festes, .Herren Roscher «Sieger im Sechskanipf) und Merz (Sieger im Dreikamps». Naniens des Vereins überreichte der stellvertretende Vorsitzende jedem ein prachtvolles, in eichenem Rahmen gehaltenes BiidxiS „JahnS" als äußeres Zeichen der Dankbarle>t und zur freundlichen Erinnerung. Gemeiinanie Gelänge beschlossen die seltene von großer Begeisterung für die deutsche Turuersache getragene Feier. — Damen, die gern einem nützlichen und wohltätigen Verein beitretcu möchten, sinden in der Fr a u en o r t s g r u v P e des Allgemeinen Deutschen SchulVereins zur Erhaltung des Deut'chli'.ms :»i Auslände im Anschluß an gut deutsch gesinnte Frauen und Mädchen ein geeignetes Feld. Tie Frauenorlsgruppc versendet soeben ihr Winlerprogramin und gibt bekannt, daß sie am Donnerstag, den 24. September, nachmittags von 4 bis 6 Uhr im „Hotel vier Jahreszeiten", Nenstädter Markt,, wieder mit den alter 14 Tage siattsiirdenden Doiuicrstags.Zusammen- künften beginnt, dre sich seil Jahren großer Beliebtheit erfreuen. Sic geben den Mitgliedern Gelegenheit, sich persönlich kennen zu lernen und interessante Mitteilungen, Neuerungen oder Bekanntmachungen über die Wirksamkeit des Vereins entgegen zu nehmen. Der Verein unterstützt deutsche Schulen und Kinder gärten im Auslande, um es den dort lebenden Deutschen zu ermöm sichen, auch fern von der Heimat ihr Deutschtum zu bewahren und ihre Kinder deutsch zu erziehen. Der geringe Jahresbeitrag von 0 Mk. legt kein allzu großes Opfer auf. Auch lätzt es sich der Vor stand angelegen sein, an diesen Nachmittagen den Mitgliedern ab wechselnd musikalisch-deklamatorische oder unterhaltende und be lehrende Vorträge zu bieten. Begonnen wird am Donnerstag um einem musikalischen Vortrag, dem in 14 Tagen der erste wissen schaftliche folgt. —" Ler > oz i a l d e m o kra ti s ch e Parteitag hat vielen Rednern Gelegenheit gegeben, sich den sorichwört- lichen Stein vom Herzen herunter zu reden: dabei ist aber auch manche schöne Redeblüte zu tage gefördert worden. So sprach Walter-Eoburg, vom Eiter der Rede hingerissen, von dem „leider zu spät verstorbenen Genossen Lieb knecht". Derielbe Redner behauptete von dem wohlbeleibten Singer, er sei „scblank" durch den Eoburger Bahnhof hin- diirchgesabrcn. Dr. Ouarck-Franksurt tadelte, daß man die Ge nossen ser meinte Franz Mehring damit) gewissermaßen unter Polizeiaufsicht stelle, daß man „ihnen vis in ihre späte sten Tage nachgehe". Das dürste nicht ganz leicht sein, und mancher lebt vielleicht nicht lange genug dazu. Grünwald- Hamburg trug zur Erweiterung der geographischen Terminologie bei, indem er apodiktisch feststellte: Breslau-Land liegt um Breslau 'rum". Die tcmperamenioolle Genossin Zetkm sprach in ihrem Feuereifer von dem bösen Harden als dem „Genossen Harden"; sie nahm diesen Ausdruck allerdings alsbald als „Real-Injurie" gegen den Parteitag zurück. Wenig orientiert in Len Himmelsgegenden zeigte sich Gewehr-Elberfeld, der behauptete: „Wir hauen im Rheinland viel Zuzug ausdem De st en, aus O st Preußen usw." 'Dem besonnenen Dr. tzemnch Braun lief im Ester der Sich« da« RechenKmftftück unter., »atz er behauptete, unter 100000 Sozialdemokraten wür- den mindesten- S9SOOO von de» revisionistischen Streitigkeiten nicht berührt. Bernstem sprach schnöder Weise von „Bebel« materialistischer GeschäftSaufsassung". Er meinte „natürlich' Geschichtsauffassung. Tanz unmotivierte Heiterkeit erregte die Genossin Rosa Luxemburg, als sie von der Liebe sprach, die sie mit dem Parteivorstande verbinde. Ein Parteivor stand ist doch in gewissem Sinne ein Abstraktum. Kaulsky, da« „Gehirn" der orthodoxen Sozialisten Deutschlands, stellte dem wmmerschen den „Münchnersähen Grenadier^ entgegen. Iber auch dem alten Parlamentarier Bebel schlüpfte ein schiefes Bild durch. Don Harden behauptete er: „da er sich mit der feinen Nase, die ihn al« Journalisten zweifellos auszeichnrt, sagte usw." Mit den Fremdwörtern steht Bebel, obwohl er sie mit großer Vorliebe anwendet, aus Kriegsfuß. ES passierte ihm der Inpsus lino-uus, daß er von einem Inpsus lin/xao sprach, und mehrere Male behauptete er, er wäre mit diesem ober zenem ganz ck'vnoor sck'aooorckj. Gegen die Jremd- wörterleidenschast des alten Herrn erhob sich aber auch aus der Versammlung Widerspruch, denn als er von dem tost imc>- nium panportatis sprach, das Bernhard sich ausgestellt, habe, wurde ihm zugerusen: „Wir sind doch keine Fran zosen! Deutsch reden!" Gut verdaut hat dagegen seine Fremd wörter der Genosse Timm, der Bernstein allen Ernstes als das „Jnfantiräe-uebel der Partei" bezeichnet«. —* Der neuernannte Handelssachverständige bei dem Deutschen Generalkonsulate in Buenos Aires, Dr. Karl Theodor Stöpel. ist bereit, schon vor seiner Mitte Oktober erfolgenden Abreise nach Südamerika Wünsche der am Handel mit Argentinien beteiligten Firmen eistgogenzunehmen. Zu münd- sicher Rücksprache ist er am Freitag den 25. September, von 8—12 und von 3—6 Uhr, in den Geschäftsräumen der Handels kammer Leipzig, Neue Börse, anwesend. Es ist dabei Vorsorge «troffen, daß die Beteiligten einzeln und streng vertraulich ihre Pünsche vortragen können. Schriftliche Anstagen an Herrn Dr. Stöpel sind nach Halle a. S-, Riebeckplatz 3. zu richten. —* Mehr und mehr finden die Vorstellungen des Herrn Zivilingenieurs Kade-Zwickau im hiesigen VereinShause, Zinzendorfstraße, den Beifall des Publikums. Das beweisen die allabendlich nahezu ausverkausten Häuser. 2Vs Stun den unterhalten in rascher Auseinanderfolge und in buntem Wechsel die plastischen phono-kinematoaraphischen Glanzdar bietungen. telephonisches Konzert und Gesang usw. auf das Beste. Groß und Klein bekunden bis zum Schluß des fast über reichen Programms das regste Interesse. Dies bewirkt vornehm lich die Art und Weise der Vorführungen in dem schönen, ge räumigen. zu dergleichen Vorstellungen wie geschaffenen Vereins- haussaale und nicht zuletzt die Exaktheit, mit der sich daS Riesen- Programm in drei Teilen mit mehreren Abteilungen abspielt Fehler laufen nur selten unter. Wenn Herr Kode bei Erklärung der kinematographischen Borführungen sich einer deutlicheren Aus sprache befleißigen, auch lauter sprechen und für Abhilfe der zu- weilen recht kreischenden Automatcnmusik besorgt sein wollte, dann räbe eS au den Eliteoorstellungen nichts auszusetzen. Besonderen Reiz gewährt den Vorstellungen das große Repcrtoir, so daß man wiederholt die Abende in der viel Unterhaltung und Be lehrung bietenden Kuuststätte verbringen kann. Das Publikum, das sich aus allen Kreisen der Bevölkerung zusammcnsetzt, kargt mit wohlverdientem Beifall nicht und veranlaßt dadurch oft den Unternehmer zu hübschen Extranummern. In der größeren Pause sorgt die Vereinshausleitung für Stärkung des äußere» Menschen durch Ausstellung reich ausgestatteter Büfetts. Alles in allem kann ein Besuch der Kosmographie. „des Instituts zur Pflege interessanter Unterhaltung", jedermann angelegentlichst empfohlen werde». —* Polizeibericht. 23. September. Vorgestern abend explodierte in der Friedrichstadt in der Wohnung einer 67iäl,rigen Almosencmpfängerin die Petroleumlampe, wobei die Frau im Gesicht und am ganzen Oberkörper der artige Brandwunden erlitt, daß sie am folgenden Tage in das Stadtkrankenhaus gebracht werden mußte. — Am 28. v. M. hat eine Verkäuferin auf der hiesigen Landhausstraßc einem un bekannten 9—11jährigen Schulknaben ein Sparkassenbuch mit 600 Mk. Einlage mit dem Aufträge übergeben, 50 Mk. ab zuheben und ihr diese Summe nebst Buch nach der Kreuz- straßc zu bringen. Der Knabe hat auch den Auftrag insoweit ausgeführt, als er das Geld abgehoben hat. ist aber mit diesem Betrage und dem Buche verschwunden. Etwaige sachdicn- üche Mitteilungen werden zu C. Unbck. A. 3363 an die Kriminal abteilung — Hauptpolizei, Zimmer 29 — erbeten. —* Heute morgen in der siebenten Stunde hat sich der aus der Nemmingstraße 24 wohnhafte, in den vierziger Jahren stehende Schmied E. Langncr im Abort erhängt. Das Motiv zur Tat scheint Lebensüberdruß zu sein. —* Brießnitz. Der am 1. Januar zu begründenden 'emeinicnncn Orlskrankenkasse wird auch die Gemeinde Oberwartha beitreten. Bis jetzt haben sich für Errichtung dieser Kaste die Gemeinden Br.eßnitz, Kemnitz, Stetzsch, Cossebaude, Gohlis und Oberwartha vereinigt, denen sich hoffentlich noch mehr anichließen werden. —* Schwurgericht. Die beiden ersten heutigen Verhand lungen belrcsstn Vorgänge, welche sich anläßlich der Mai- kra walle zntmge». In der ersten Verhandlung hat sich der I9lährtge Fleische>gestlle Johann Georg Schumann aus Dresden wegen A » fruhrs und L a n d s r i ed e n S b ru ch s zu verant- woiten. Am Abend des 28 Mai mengte sich der Angeklagte ans purer Neugier und Lust am Skandal unter die sich am BstchosS- wege und in der E'chenstiaße ansammrlnde Menschenmenge, die sich aus Anlaß der damaligen Mauieranswecrung in einer Stärke von 3000 bis 4000 in dem dortigen Stadtteile ant und abbewegte Tie Menge brüllte und johlte, so daß alle Befehle der Gendarme in dem Lärm veidallten. bis endlich die Beamten mlt blanker Waffe Vorgehen mußten. Nun flog ein Steinhagel aus der Menschenmenge, auch fiel aus der Menge ein scharfer Schuß Mehrere Beamte wurden durch Steiiiwürse verletzt und etwa 70 Straßenlaternen zertrümmert. Schumann war einer der schlimmsten Schreier und hat auch fleißig mit Steinen geworfen, ledock ließ sich nicht Nachweisen, daß er auch nach den Gendaimen geworfen Kat. Er wäre irdoch als Täter niemals entdeckt woiden. reich Bollee und Panhard u. Levassor, diese zunächst al» Lizenz nehmer von Daimler, später selbständig. De Dion-Bouton nehmen außer dem Baue ihrer Dampfwagen die Herstellung der Motor räder mit Benzinmotor aus, dst von 1895 bis heute eine große Verbreitung gefunden haben, jetzt aber durch das Motorzweirad verdrängt werden. Auch die elektrischen Motorwagen werden in größter Vollkommenheit hergestcllt und gelangen im inneren Stadt verkehr. namentlich als Geschäftswagen und Motordroschken, zu großer Verbreitung. Krieger in Par-Z erfindet den Vorderantrieb für Elektromobile, Fülmen >n Paris. Lettner in London und Gott- stieb Hagen in Köln verbessern die Akkumulatoren, io daß die Elektromobile mit einer Ladung bis 120 Kilometer fahren können: als Rekord werden von Krü'-ger 1901 beim Rennen zwischen Paris und Ehotellerault 307 Kilometer mit einer Ladung erreicht. Es beginnt die Zeit der sportlichen Veranstaltungen. Das Rennen Paris-Bordeaux mit emer Höchgeschwindigkeit von etwa.33 Kilo metern. Paris-Berlin, Paris-Wien und schließlich die nicht be endete Schnellfahrt Paris-Madrid, Diele zeigte, daß die Leistungs fähigkeit der Automobile eine Höhe erreicht hat, daß sie ohne Ge fahr für Fahrer und Passanten nicht mehr ausgenützt werden kann. Durch die Unglückssälle in diesem Rennen und andere, wie den Todesslurz des Herrn Zborovski im Bergstraßenrennen von La Turbie, wurde die öffentliche Meinung mit Recht erregt. Ein Teil der Presse möchte das Automobil durch Bestimmungen, wie die des englischen Parlaments von 1840 vollständig verdrängen, Bestimmungen. durch die der englischen Industrie die Vorherrschaft aus diesem Industriegebiet genommen unk das in diesen Fabriken angelegte Kavstal vernichtet wurde. Soll es mit dem A»tc>- »lobilismns ebenso gehen wie mit der Entwicklung der elektrischen 'Zahnen, die in Deutschland ihre erste praktische Ausführung und Erprobung durch Siemens fanden und anfangs auch allgemeines Interesse erregten, das sich aber bald in das Gegenteil kehrte? Ta nahmen sich die klugen Amerikaner der Sacbe an, und in kurzer Zeit von 1885 bis 1890 waren fast alle Pferdebahnen in elektrische umgewandelt. Jetzt sahen wir Deutschen und andere Europäer unsere Fehler, wir kauften uns sür schweres Geld amerikanische elektrijchc Straßenbahnwagen und ihre Patente, und richteten dann auch unsere Straßenbahnwagen elektrisch Zn. so daß heute auch bei uns die Pferdebahn ein überwundener Standpunkt ist. Aber wir hätten es früher und billiger haben können, wenn wir den einmal von Siemens so erfolgreich betrete nen Weg weiter verfolgt hätten, das Kapital dafür war auch damals vorhanden. Die Lage des Automobilismus ist heute etwa dieselbe, wie die der elektrischen Bahnen 1880. Es ist heute erwiesen, baß man mit dem Motorwagen schneller und billiger fahren kann, als bei Pserde- betrieb. Aber statt die Vorzüge des neuen Verkehrsmittels an zuerkennen, werden nur seine oft übertriebenen Mängel getadelt und übertrieben. ,,Es stinkt, es macht Lärm, cs überdeckt die ganze Landschaft mit Staub und fährt alles tot , hört man rufen, und das Publikum, das nie aus einem 'Automobil gesessen, beict es gedankenlos nach. Tie Schattenseiten des Automobiibctricbes zeigen sich eigentlich nur bei Rennen. Das dem praktischen Ver kehr bei mäßiger Geschwindigkeit dienende Automobil wiroelt keine Staubwolken auf, ist nicht gefährlich, und be> den heutigen ver besserten Motoren, namentlich aber bei Sviritusbetrieb, ist von Geftank nicht viel zu merken, ganz abgesehen von den elektrisch betriebenen Automobilen, die im inneren Stadtverkehr vorzuzicben sind und überhaupt keine Gase verwenden, auch keine gefährlichen Geschwindigkeiten entwickeln können. Wird durch unnötige Kontrollvorschriften die Entwicklung des Automobils nicht gestört, so wird seine Anwendung für praktische VerkebrSzwecke den jetzt noch zu stark in Erscheinung tretenden Sporloetrieb bald üver wiegen. Das Großkapital wird eingreisen und es werden Fabriken entstehen, die bestimmte Typen von Automobilen in Massen Her stellen Nach der Zeit der schwachen Versuche, die meist mit einem Mißerfolg avsckilicßen, dürfte die Zeit des tapferen Durchhaltens in der Automobil-Industrie folgen, so daß wir hoffen dürfen, daß Deutschlands Automobil-Industrie nicht nur durch die bessere Kon struktion und gediegene Arbeit, sondern auch durch die größere Leistungsfähigkeit die Industrien der anderen Staaten, Frankreich einbegriffen, überholen und dann in jeder Hinsicht an erster Stelle stehen wird; schon jetzt hat Deutschland bei den großen automobil sportlichen Veranstaltungen die Stegespalme durch seine alle über- treffenden vorzüglichen Konstruktionen errungen. Damit dieser Erfolg »ns beschieden sei, müssen der Kleinmut und der Pessimis mus, die infolge der Fehlschläge einiger Automobil-Unter nehmungen und durch die Depression, die in den letzten Jahren aus der ganzen Industrie lastete beseitigt werden. Mit Pessimis mus ist noch keine Industrie in die Hohe gebracht worden. «MN et sich nicht seiner Lo,l»wlrtln ae^nü»« ,chi«««t hm«, „tüchtig mttgetan und. mindesten« 4 Laternen elnaeworstn zu baden". An dem fraglichen Tage war er erst wenig über 18 Iah» alt. Der Staat«a»walt Brenvler beantragt eine strenge Be- strafuna, im Hinblick auf die argen AuSschzeilungen und die Be harrlichkeit drS verbrecherische» Willen«; der Verteidiger. Rechts anwalt Dr. Knoll, kann nur sür Zubilligung mildernder Umstände «Intreten, welche dem Angeklagten von den Geschworenen auch ,o- gebilligt werden. Aus Grund des WahriprucheS der Geschworenen erkennt da« Gericht aus 3 Jadre Gefängnis und 3 Jahre Ehrver lust : die Untersuchungsdalt kommt mit 3 Monaten in Anrech nung. — Darauf betritt der 1877 in Aliböfgrn geborene, verbeiratete Maurer Franz Oskar Oehmig dl« Ankagebank. um sich wegen Landsriedensbruchs zu verantworten. Er wird beschuldigt, sich am 36. Mai an einer Zuiarnmenrottung von Menschen aus der Schästistraße beteiligt und den Ztmmrrmann Svbrinann tätlich angegriffen zu baden. Oehmig arbeitete bis Mitte Mai aui dem Kirstrnschen Neubau auf der Sck>ästr«i,aßk und wurde von dem Bauleiter aufgefordert. auS dem Verbände der organisierte» Maurer auszutrete» und eine dahin gehende Er lläuing zu unterschreiben. Er weigerte sich, dir- zu tun und wurde infolgedessen mit vielen a»b<den au»gelperrt. wohingegen der Baubcrr eine Anzahl .gz borg'«" Arbeit«. darunterTohrmann. einslkllle. Dieser verließ am Abend des 26. Mat in Gesellschaft feiner arbeitswilligen Kollegen den Neubau. Dl« Arbertswilltgeii winden totort von der draußen harrenden Menschenmenge umringt, beschimpft, gestoßen und geschlagen. „Schlagt sie nieder; schlagt dir Hunde tot! Schämt Ihr Euch nicht, hier zu arbeiten?" er tcholl es aus der Menge. Am meisten kam Solnmann inS Be dränge ; er kam wiedecholt zu Fall und mußte schließlich zu seiner Verteidigung das Messer ziehen, machte aber davon keinen Ge brauch. Ein Gendarm kam dem Arabedränate» zu Hilfe und brachte ihn nebst einigen Zeuge» »ach der Polizeiwache, wo der Tatbestand sestgrslellt wurde. Dem 'Angeklagten wird, wie bereits bemeikt, beigcinessen, sich nicht nur an der Zusammenrottung, sondern auch und zwar deivorragend an der Mißvandiuiia und dem tätlichen Angriffe auf Svdrmann beteiligt zu buben. Er bestreitet legllche Teilnahme und will erst hinzugekommen sein, alS G. von dem Gendaimen in Schutz genommen worden iel. B>S abends >/,7 Uhr habe er vor dein Slreikloknl. der KlauSichen Restauration, Posten gettaiiden und sei nicht aus Neugstrde. sondern um eine Besorgung zu machen, nach der Schäserstraße gekommen. Eine Beeinflusst»'« der AideilSwilliaen bade Ihm völlig kern gelegen. Auf einen Vorhalt des Borsitzende». warum sich der Angeklagte nicht den Arbeitswilligen angeschiossen habe, «folgt die Antwort: „Ich bin noch nicht lange im Verbände: man bat sonst keine Ruhe aus den Baue», wenn man nicht mittut. und die Arbeits willige» sind doch immer in der Minderheit. Der Verletzte >elbst. Sohrmann, und noch zwei weitere Zeugen könne« mit Bestimmt heit nicht angeben, daß O. gegen den Sohrmann tätlich geworden iei oder Trvhreden gesuhlt habe. Zeuge Brauer bekundet nur. daß Oehinig immer „voran mit war" und den S. auch an der Schulter gefaßt habe, eine weitere Teilnahme ergibt die Beweisaufnahme nicht. Staatsanwalt Birndl« beieuchict in seinem Plaidoyer eingehend die gemmlen damaligen Straßenunruben und kommt zu den, Anträge, den Angeklagten im Sinne der Anklage schuldig zu tprecbeu. Es sei erwleie», daß O. de» S. angesaßt habe, wie der Zerige Brauer bekundet, darin liege schon eine Gewalttätigkeit, wenn sich der Zeuge S- auch nicht dagegen wehste. Die Ge- ichworenen finden den Angeklagten nur der Teilnahme an einer Zusammenrottung, nicht aber der Gewalttäligkeit gegenüber Sobr- nian» schulistg und billigen ihm mildernde Umstände zu. Das Urteil lautet auf 1 Jahr 3 Monate GcsängniS. wovon 1 Monat als verbüßt gilt, und 3 Jahre Ehrverlust. Als Verteidiger war Rechtsanwalt Langheineken tätig. — 'Amtsgericht. Die 33 berw. 51 Jahre alten Maurer Ernst F>anz Peteriohn und Emst Moritz Haale arbeiteten im Monat Juni auf einem Neubau an der Gneiienausttaße mit einem Beriissgenossen zusammen, der ihrem Gewerktchastsverbande nicht aiigeköite. Ter Nichtvcibändler lehnte den Beitritt zum Verbände hauvtsäcbiich deshalb ab. weil er eine Jnvalioenunter- slützung bezieht, der er durch Zugehörigkeit zu einem tendei'ziöien Aibeilcrverbairdc verlnslia zu geben fürchtete. Tie Angeklagten bestreiten zwar, durch Beschimpfungen des BerusSgrnossen einen Truck aut diesen auSgeübt zu haben, doch wird ihnen dle'es durch die Beweisauinakme nachgewiesen. Sie werden daher zu je 6 Wvmen Gefängnis verurteilt. — Der .Miäkrige Zimmermann Paul Max Richter, der sich ,etzt In der städtischen ArbeiiSanstalt befindet, kam am 15. Juni Helmuten nach Hanie: darüber wie auch noch wegen eines anderen un^iibercn Borkommnisses machte ihm tcine Ekeirau berechtigten Bo»,alt. der zu Differenzen führte, in deren Verlaus Rick»« aui seine Frau mit einem singerstark«» Robrstock los'chlug. Tie mißhandelte Frau holte einen Gendarmen zu Hilst, den, aber wies Richter die Tür und beleidigte ihn. Der Angcttagie nicht auch stiner Frau einen Teil der Schuld an den Zerwürfnissen beizumessen; inwieweit dies zutrifft, bleibt unaus- gekiält. da die Frau ihre Austage verweigert. Richter erhält 3 Wochen Gefängnis und 3 Tage Hast. — Der 26>ährtge Ge schäftsreisende Georg Baumert stellte sich zwei zusammen wohnen den inngen Männern vor und machte ihnen Osierte in Wäscbe- artikeln: sie lehnten eine Bestellung ab. B ließ sich ab« dadurch nicht abweistn. Er unterhielt sich mit ihnen und nahm ihnen Maß. damit er sie, wenn sie später einmal eine Bestellung machen sollten, nicht wieder zu belästigen brauche. Die Maße schrieb B. auf einen Vordruckickein. den er den jungen Leuten, dst auS Holland stamme», reichst mit der Bitte, in eine Ecke ihren Namen zu srtzen, damit er deren Schreibweise kenne. Diesen Zettel be iintzie B. zur Aufgabe von Bestellungen für seinen Geschästsherrn. Die jungen Leute erhielte» darauf sür etwa 75 Mk. Wlffche. deren Annahme sie verweigerte». Durch die daraus entstehenden An Handlungen mit dem Geschästsherrn ergab sich die betrügerische Maiiivulatton des Reisenden, der am II. Juli veihaftet wurde. Er ist zwar noch »nbesiraft, wird aber mit Rücksicht ans die große Dreistigkeit stiner Haiidlmigsweist zu 3 Monaten Gefängnis ver urteilt: 2 Monate 1 Woche davon gelten als verbüßt, da er ge ständig ist. — Der 28 Jahre alte Arbeiter Ernst Alexander Weiß buch ist beichuldigt, eine au: 10 Mt. bewertete Henne seines trühere» HauSwists in Cottn am 18. Juli im Hüknerslallc in Arrgernis erregender Weist mißhandelt z» haben, an deren Folgen das Tier am ande>en Tage verendete. W stellt jede Schuld von vornherein in Abrede mit der Behauptung, an dem genannten Tage gar nicht das Hosgrundsiück seines WstteS betreten zu haben. Die«« Einwand wird ihm völlig wideilegt. W- lebte in Streitig keiten mit «einem Vermieter, die ihn zu dem Racheakt verleiteten. Die Folge ist eine 14lägige JreiheitSslrase. Amtliche Bekamltmachimlieu. Die Geschäftszeit der Schauämter der hiesigen Schlachtvieh, und Fleischbeschau wird für die Woch«r- tage des Winterhalbjahres — vom 1. Oktober bis mit 31. März — wie folgt festgejetzt: Es sind geöffnet: 1. Schauamt Schlachtoof. «> Geichästsstelle vormittags von 8 Uhr ian den Tagen ver Schlachtviehmärkte von früh 7 Uhr> bis 1 Uhr und nachmittags von S bis 6 Uhr. ks Kaisenslelle vormittags von halb 9 bis 1 Uhr und nachmittags von halb 4 bis 7 Uhr: an den Tagen der Schlacht viehmärkte aber ununterbrochen von vormittags 7 Uhr bis nach mittags 2 Uhr; es Trichinenschaustelle ununterbrochen von 7 Uhr vormittags bis 6 Uhr nachmittags, an Montage,i bis 7 Uhr nach mittags. Die Beschau der Tiere auf dem Schlachthofe findet un unterbrochen von 7 Uhr vormittags bis 6 Uhr nachmittags, an Montagen bis 7 Uhr nachmittags statt. 2. Schauamt Altstadt. Vormittags von 7 bis 12 Uhr und nachmittags von 3 bis 6 Uhr. A» Sonn-, Fest- und Bußtagen bleiben die Schauämter geschloffen. Es wird jedoch an diesen Tagen für den Schaudienst im Viehhofe ein Tierarzt im Schauamt Schlachthof anwesend sein. TaneSgeschichte. X Deutsches Reick». Tie „Köln. Zto." schreibt: Die Acuße- rungen des Grafen Bnlow zu einem Mitarbeiter des „Neuen Wiener Tagblatts" verbreiten volle Klarheit über die Stellung, welche die deutsche Politik zu den Wirren auf der Balkan- Halbinsel einnimmt. Deutschland überläßt die Führung in dieser Frage den zunächst interessierten Mächten Rußland und Oesterreich-Ungarn und tchließt sich ihnen durchaus bei jedem Schritt an, den sie zur Erhaltung des Weltfriedens tun. DaS Blatt verweist ferner auf die gegen Deutschland von verschiedenen Stellen und verschiedenen Leuten betriebene Feindschaft und be tont, der Besuch Kaiser Wilhelms in Wien habe aufs neue Zeug nis abgelegt, daß die sicherste Bürgschaft des Friedens, daS enge Einvernehmen des Dreibundes, in ungcschwächtcr Kraft sei und daß alle Versuche, in sein festes Gefüge Keile zu treiben, er-
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