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- 2S4 - wird's ändern. Die Kunst geht nach Brat, und hinter dem bunten Flitterkram macht lict» die Sünde und die Sorge breit. Schließlich rührt einen nicht» mehr, man gewähnt lich an alles: nur einen Pflock am Bein darf »um dabei nicht haben. Ich bm üver .0 Iadre lang verheiratet gewesen und froh, nun endlich wieder allein zu sein." Frau Kalhe starrt« sie mit naivem Staunen an. „Hat Ihr Mann Sie verlassen?" fragte sic teilnehmend. „Nein, gesiorbeu ist er, am Säuferwahnsinn, vor Jahren schon. Seitdem Imbe ich Ruhe." „Und Ihre Kinder? Halten Sie denn keine minder, Frau Fegewstch?" Die Souffleuse blickte sich nach ihrem Korb und nahm ihn unter den Arm« ein Zeichen, daß sie gehen wollte, „freilich," erklärte sie gelassen, „aber Rinder passen nicht ui eine Tnealerwirlschast. Sie i»ade» nicht die notige Pflege und sterben gcivöhn- ich sr-uli . . . Adieu, meine Dame, ich muß nun wohl gehen. Sie legte die Hand auf die Klinke und öffnete die Tur. aber Käthe hielt sie durch einen Ruf zurück. „Emen Augenblick noch!" lind dann, mit einem Anflug von Befangenheit, fuhr sie fort: „Sagen Sir mal, Frau Fegewiick. Ihr erster Lieblmber, der Herr von der Marne, der so nett und anständig aussicht und so herrlich spielt» ist der auch so ... so ... wie die anderen Schauspieler?" Der Alten schien die Irage nicht zu passen. „Kann sein, kann auch nicht sein." '. enetzte sie kurz. „Jedenfalls leidet er keine »cot und lxrt «in Herz für seine ärmeren Kollegen." „Wohnt er nicht liier in der Nähe?" „Ja, drüben in der „Hoffnung" hat er ',we: schöne Stuben für sich ganz allein. Mitunter bekommt er auch seinen Besuch. Der Doktor llding ist in letzter Zeit oit bei ihm gewesen und dann sitzen sie zusammen und reden immeriort nur über das Theater." ,,Wober wissen Sie denn da» so genau, Frau Iegetvrch ?" „Nun. ict, besorge ihm doch seine Wäsche und habe mitunter eine Bc. stellung vom Direktor. Der hält viel von ihm. Aber nun muh ich wirklich gehen. Die Tame reist doch nicht etwa schon ab?" „Nein, nein, ich erwarte sogar meinen Mann noch einmal." Die Souffleuse nickte vor sich hin. „Das ist man gut! die Dame kommt ioiitt womöglich nock aui dumme Gedanken." Und mit dieser wenig schmeichelhafte» Acußcrung verlieh sie das Hans. Am Nachmittage desselben Tages wurde Iran Käthe wieder zu der Fürstin ge ilsten und gebeten, ihr aus einem französischen Roman vorznlesen. Die Angen der alten Dame waren schlecht und die Ge'ell'ckia'lerin tollte inzwischen einige Besorgungen machen. Sie trug eine blaue Brille, die sie sehr entstellte. Käthe, die über jedes Zusammentreffen mit der interessanten Fremden und über ,ede Gelegenheit, ihr näher zu kommen, glücklich oar. «nullte ihren Wstch sehr gern und wurde siir die kleine Mülie auch gleich belohnt, .lnnächst schob ihr die Fürstin nämlich eine ganze Schale mit rnislschem Marmeladen- konsekl hin. sür das sie schwärmte, und dann gab der Inl-alt des Romans Gelegenheit „n einer Unterhaltung, die Frau Käthe in ihren kühnen Hossnungen wiederum be stärkte. ^ Es war in dem Mich von einem Geheimnis die Rede, das zu den wunderbarsten Verwicklungen geführt lmtte und jahrzehntelang treu bewahrt worden war. Tie Fürstin wrack, darüber sehr eingehend und jagte schliehlich: ,,DaS alles klingt seltsam genug, aber daS wirkliche Leben ist vst noch romantischer als ein Roma». Es braucht durchaus nicht immer eine Schuld zu sein, welche sich jo scheu verbirgt. Mein eigenes Schicksal ist höchst wunderbar und reich an Ueberraschungcn. Man muß mitunter lange warten auf ein ersehntes Glück, aber schließlich kommt cS doch, und ich -will es hier treffen, hier in d'.c'eu! unscheinbaren kleinen Erk." Iran Käthe war überzeugt, daß dies die Einleitung war zu der überwältigenden Eröffnung, welch« die Fürstin ihr zu machen hatte, und als der Oberst von Hageneck etwas spater kam. um sie zum Abendkonzert am Kurhaus abzuhoken, teilte sie ihm glück« wlig ihr Erlebnis und ihre Hoffnungen mit. Der O berst schüttelte ernst den Kov'. „Ich glaube das alles nicht; aber gesetzt den IaII. Ihre Vermutungen bestätigten sich: könnten Sie denn die alte schrecklich« Per- wn, die !o häßlich ist und so böse anssieht, wirklich lieb haben? Wäre eS Ihnen natür- ltch, sie Mltler zu nennen?" .... ,-^the Kelting wurde ganz rot. „Vorläufig nicht . . . aber ich denke mir. das Gesum kommt, wbaid man di« volle Gewißheit hak. Nun weiß ich übrigens auch, wie mein Vater ausgeiehen hat." „So? Das ist ja merkwürdig. Nun, wie denn, wenn ich tragen dan?" „Er muß bildlichen gewesen sein, aber der Ausdruck seines Gesichts tvar unbeichreibllch traurig. Die Fürstin, hat nämlich sein Bild, das heißt nur den Kops, :n emem kleinen, goldenen, mit Türkisen besetzten Rahmen auf ihrem Schreibtisch stehen, und als rch ne heute fragte, wer Las sei — ich dachte eigentlich an einen Söhn — sagte »e stolz: ,HE-c> muri — mein Mann!" Ick denke mir, die Ehe war sehr glücklick, und der 'Arme ist jung gestorben." „Weshalb sollte aber das reiche, junge Ehepaar eine ganz widerncilurüche .Handlung begangen und das einzige Kind im fremden Lande ausgesetzl laben? lind weshalb hielt sie sich bis heute fern?" Lrau Käthe fand auch hierfür eine Erklärung. „Ach, in Rußland ist alles mög- lich. Viel.eicht waren meine Eltern verbannt, vielleicht wurden sie als politische Flücht- i'.nge verfolgt und ihr Kind mit ihnen. Um mich zu retten, ließen sie mich hier in Roten- - Dü - Hahn, vielkicht blutenden Herzens, zurück und wagten mich auch später vicht -uriickzu» sordern. weil die Gefahr noch nicht behoben war." Das Zusauunentresfen mit anderen Bekannten machte der Unterhaltung «in Ende. DaS war dem Obersten angenehm. Trotz seiner Borliebe für die „tolle Kleine" gab eS doch Seiten, wo sie ihm nicht ganz gefiel und er nicht umhin konnte, sie für kokett, Herz- los und oberflächlich zu halten. Besonders zuwider aber war ihm eine zuweilen hervor« brechende Rührseligkeit, der immer ein falscher Ton beigemifcht schien, und die mit einem echten, ties«n Gefühl nicht das Geringste zu tun batte. In einer Hinsicht aber tat er der fungen Frau unrecht. Sie litt wirklich unter der steten Spannung und Ungewißheit und ihr innere» Gleichgewicht war stark erschüttert. In dieser Mcht lag sie lange lvach, und als sie endlich gegen morgen einschlief, vereinigte,> sich die verschiedenen Eindrücke des Tages zu einem verworrenen Traum. Sie fuhr mit der Fürst»» durch die russische Steppe, aber ihr gegenüber saß Herr von der Marne, und jedes Wort, das sie sprechen sollte, wurde ihr in einer ganz fremden Sprache von Frau Fcgemisch souffliert, die mit ihrem trübseligen Gesicht neben dem Schlitten perlief und immerfort sprach. 8. Kapitel. Zum Frühschoppen war es »och zu früh, zum Spaziergang schon zu heiß, und so ging Aaron Fritz ins Kurhaus, setzte sich ins kühle Lesezimmer und vertiefte sich in die Zeitungen. Hier herrschte lautlose Stille. Die wenigen Personen, die außer ihm noch La waren, verhielten sich vollkommen ruhig, und wenn jemand aufstand, um sich ein anderes Blatt zu holen, geschah es mit möglichster Vermeidung eines Geräusches. Plötz- lich fühlte Baron Fritz eine Hand aus seiner Schulter. Er geivahrte seinen Onkel, der teile herangckommen war. „Komm mit hinaus, ich muh Dir etwas Mitteilen," flüsterte er.. Gehorsam, wenn auch etwas erstaunt, folgte Fritz ihm auf die große Loggia, die um diese Zeit menschenleer war. setzte sich ihm gegenüber an einen Tisch am Geländer und empfing eine» dicken Brief, der an den Oberst gerichtet und bereits geöffnet war. „Lies! Lies ihn ausmerksam! Die Kruhlchen ist eine kluge Person. Ich glaube beinahe, sie hat recht, und während Du Dich in das Schriftstück vertiefst, werde ich mir meine zweite Zigarre anzünden. Mich verlangt schon danach." Mit beschaulicher Umständlichkeit zog er seine Zigarrcntasche hervor, die für ch», den ständigen Raucher, ein sehr wichtiger Gegenstand war, und wählte eine leichte Havanna. Dann fetzte er sich rücklings auf einen Stuhl, lieh die Arme auf der Lehne ruhen und Paffte in die laue Sommerlust hinein, während seine Augen aus der reizenden Gebirgslandfchast ruhten, die hier, -wischen den zwei mächtigen Läulen, wie in einen Hellen Rahmen eingefügt erschien. Zuweilen schweifte sein Blick auch niit schneller Prüfung zu dem Neffen hinüber, der in seinem Hellen Sommeranzua, dem weißen Stroh hut und der kleinen roten Krawatte nicht nur „sehr patent" ausiah, sondern auch frisch, fung und liebenswert. Ein Gefühl warmer Zärtlichkeit wallte in dem alten Hern» auf, als er ihn so heimlich beobachtete, und eine gewisse Besorgnis, eine Regung von Mitleid stieg in ihm empor. Aber dann gab er sich einen Ruck, guckte wieder in die Welt hinein und dachte: Lies nur, mein Junge! Eine kleine Lehre kann Dir nicht schaden; wir werden ja sel>eii. wie Du die Nachricht auffassen wirst. Der Brief war von der Hausdame des Obersten, Fräulein Kruhl auS Berlin, «nd für Baron Fritz wohl ebenso sehr bestimmt, wie für den Adressaten selbst. „Lieber Herr Baron! Ihr langer Brief aus Bad Rotenhahn l-at mein altes Herz erfreut, und wenn Sie darin sagen, Laß wir Frauenzimmer uns für Herzen-- und Heiratsgeschichten immer am meisten interessieren, so haben Sie vollkommen recht. Die weltbekannten Schwächen unseres Geschlechts bestreite ich ja nie! Diese Heiratsgeschichte interessiert mich aber ganz besonders, weil sie sür die Zukustt von Baron Fritz bedeutungsvoll ist oder werden kcnui, und wie sehr er mir lieb und wert ist, das wissen Sie am allerbesten. Was Sie mir von Fräulein Ilse von Reiherstieg schreiben, gefiel mir in einer Art sehr aut, in der anderen Art gar nicht, und zugleich kam mir, als ich den eigentümlichen Namen las, die Erinnerung an eine Bekannte, die früher bei den Neihersttegs Erzieherin war und jetzt hier in Berlin an einer Töchterschule angestellt ist. Sie kennt die Familienverhält- nisse ganz genau und konnte mir die beste Auskunft geben. Ich begab mich also gleich am ersten dkbeild ngch Empfang Ihres Briests zu ihr, fand sie zu Hause und erfuhr folgendes: Es gab vor 20 Jahren zwei Barone Reiherstieg, die Brüder toaren und wiederum zwei Schwestern, die Fräulein von Hahneutrapp, heirateten. Die Frauen Iiotten ein ganz hübsches Vermögen, sie selbst waren hauptsächlich im Besitz von Gruben- anteilen, die -u ihres Vaters Zeiten fast wertlos geworden waren und bei ihrer Heirat gar nichts mehr galten: man betrachtete die Papiere ungefähr als Makulatur. Trotzdem Vielt sie Baron Max. der ältere Bruder, fest, während Baron Arthur, der ein bißchen leichtlebig war. sie obne Wissen seines Bruders sür ein paar tausend Mark an einen Juden verknuste und dabei nock, ein großartiges Geschäft zu machen glaubte. Als dann die Grubcnanteile plötzlich in die Höl>c gingen und einen ungeahnten Wert erreichten, tvurd« Baron Max ein mehrfacher Millionär, während Bckron Arthur nichts besaß als ein kleines Rilleigut und das hübsche, aber immerhin bescheidene Vermöge» seiner Fron,* (Fortsetzung folgt ) <1I>. KillitM, Li'cm!6u<Mer- I^drik. HllrLULll8tra83S IS tvuck »in Strosse). Tiukiiinrxon on«l ^ulorveltei» s alter Kronleuchter, sowie » Ausführung K«n,pll«tte-I- Anlagen Lsrisr N " snr Gas und eleklr. Licht. Mtzll! IlMlLllMkl' "»..«<.''.1'"' GaS- Eigene Fabrikation. giühlichl mcLemsl. Stils. I Billigste Preise. bester I'uLLboäökböla.A t'ür Ammer, Lorriäore, Irexxsn ete.. 200 cm breit. vlaltdraun L 2.50. 3.40. 4.00. 4,00. 5,25. 6.00. 6,50, 6,75 M. oUvo, powpkfj. rot, «rüo Derracotta etr. Ledriiokt s 2.75.4.00.4.50 M.. -»arkvtt-, Dopple!»- und ^Ilesoowostor. (Uranit ä 5.25. 6,50, 7.00 M. i vollständig - , . , " ^ > durcbgeheude I I»Illid 2 7.50, 8.00. 9.00.10,00. Il.OOM. 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