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«8 Im Gegenteil Aber ..." Er dämpfte jetzt etwa- die Stimme. ..Man will den Wall hoser einfach mcht zum Dirigenten haben! Noch nicht 28 Jahre alt! Und wir besitze» doch unseren verdienstvollen. . ." Julie verstand nicht de» Namen, «ohl aber die ironische Betonung des Sprechers. ..Er ist im Theater — dort, sechste Reihe Parkett, aus der Seite drüben!" „Wahrhaftig ja! Und der Alte auch!" „Wer?" „Nun — Dein erster Kapellmeister — Dingsda!^ „Ach so! Der hat nichts gegen den Neue», oen Bincenz Wallhoser, denn er selber komoponiert keine Opern und wird aus seiner Stellung durch ihn nicht verdrängt." „Unsere Primadonna . . ." Sie flüsterten etwa« von de» Beziehungen, welche die Darstellerin der „Angelika" zu Wallhosers Neben buhler unterhielle. Ihre Launen und Unpäßlichkeiten heilten eS verschuldet, das, die Oper erst zum Schluß der Saison heranskam . . „St! Wallhoser ist da! Die Sache geht los!" In der Tat stand der Komvonist bereits am Dirigentenpult. Julie hatte über dem Geschwätz der beiden seine» Eintritt, dem sie so gespannt entgegensah. verpaßt. Jetzt drehte er ihr natürlich den Rücken zu. Doch erkannte sie durch ihr Glaö die schlanke Gestalt des Mozartbildes wieder. Nur halte sie ihn für weniger groß gehalten. Auch die nicht allzu Helte Gesichtsfarbe ließ seine seinen Züge männlicher, ernster erscheinen, als sie erwartete. Er klopfte aut sein Putt und erhob den Taklstock. Julie Meyring ließ ihn nicht aus den Augen. Bon seiner Musik verstand sie ja doch nichts, ein rein persönliches Interesse an vem Mann l-atle sie hergeführt. Ohne die Borgänge auf der Bühne zu beachten, Imstele ibr Blick aus der seingegliederten, schmale» Hand, welche dirigierte, ans der anderen, der linken, die leicht andeutend die dhnamijchen Schattie rungen markierte. Um sein Mienenipiel zu verfolgen, war ihr Platz zu ungünstig, aber in allen seinen Bewegungen drückte sich ein leblmsteS, nervöses Temperament aus, und nun begriff sie auch den Eindruck, den Bincenz Wallhofers Persönlichkeit aus Mathildes Phantasie und Sinne gemacht halte. Schon die Ouvertüre gab zu erkennen, das; der .Komponist der modernsten Rich tung huldigte und daß seine Musik zur „ernsten, schweren" Sorte gehörte, welche sowohl Julie Meyring, wie die alte Iran von Heideck für unverdauliche Kost anjcchen. Der blendende Glan- der Instrumentation deckte mitunter die Stimmen. Indes schienen die Sänger ehrlich bestrebt, ihr bestes zu geben — auch die Primadonna. Ein Liebes- duett zwischen Angelika und Roland, ans daS ein kurzes Finale mit einem feurigen Rüterchvr folgte, schloß wirkungsvoll den ersten Alt und fand zwar nicht allgemeinen, aber Loch immerhin lebhaften Beifall. „Sieh da, die Sache macht sich. Am Ende sängt das Pubiiknm gar Feuer!" sagte der eine von Julies Logennnchbarn. „Es ist auch keine schlechte Oper," erwiderte der andere. „Sehr originell sogar. Aber — die Leute sind sa Stockfische! Scheue» sich, mit ihrer Meinung hervorzulrelen, wenn nicht eine tüchtige Kiaciue anwärml. Und das hat der Wallhoser in seinem großen Selbstgefühl unter» iahen." Der zweite, etwas längere Akt schien die Zuhörer zu ermüden: der Applaus war schwach und verstummte schnell. Und jetzt nahm Julie wahr, daß Wallhoser nervös wurde. Sie sah sein Gesicht zwar nur von der Seile, indes konnte ihr der herbe Ausdruck deS »est geschlossenen Mundes nicht entgehen. Der Taklstock in seiner Hand sah aus wie eine icharse Waffe, mit der er gern dreingeschlagen hätte, und die Ausführung der zarten .nrischen Stellen begann unter dem Einfluß dieser Unlust zu leiden: die Verstimmung »Vertrug sich vom Dirigenlenpnlt aus die Bühne. „Ein verlorener Abend", sprach's aus allen Mienen. Jedoch im dritten Akt — nach der großen Pause — hatte Bincenz seine volle Ruhe wiedergewonnen. Wie ein Feldherr, der zwar auf den Sieg verzichtet, aber a e Ehre rette» will, leitete er seine Truppen im Orchester und aus den Brettern. , "onnerwetter, das war schöne Musik!" sagte der junge Künstler in der Loge nebenan. „Ich würde jetzt rechtschaffen klatschen, — wenn nicht der Kerl drüben in der sechsten Parkettreihe gerade hierher jähe! Na nu, cs wird gezischt! Hat denn das Publikum keine Ohren?" In der Tat regte sich gegen den nicht einmal besonders lauten Beifall heftige r. nvo'irion. Zum vorletzten Mast: lvar der Borhang gefallen. Und jetzt drehte Wall» bmer sich plötzlich um. und zum ersten Male sah Julie sein Antlitz, voll ihr zugcwandt. Es war sekr bleich, aber in den blaugrauen Augen wetterleuchtete es, und um die Lippen ! -r herausfordernder Trotz. Juice war allein in der Loge, rasch trat sie dicht an die Brüscung, lehnte sich weil heraus und applaudierte. Tie Zunächststchenden im Parkett Mmnten beiremdct ans sie. War auch Vineenz aufmerksam geworden? Julies kurzstch- i ge Augen gaben ihr darüber keine Gewißheit. Der Schluß der Oper, Rolands Tod bei Roneeoal, ging fast eindruckslos vorüber. Während der Heimfahrt ins Hotel dachte Julie, welch eine glückliche Fügung Mathildes Abwesenheit war. Wenn Rolands Angelika dem sieggekrönten Helden nicht b-.e Treue hielt, konnte von Mathilde nach einer Niederlage um w weniger Beständigkeit erwartet werden. Und war es nicht für den Künstler dgä beste? Er würde mcht - «V - Raserei darüber verfallen wie Roland, sondern, sein« Kessel ledig, mutvoll weker ringen nach dem Lorbeer. , Stock an demselben Abend schrieb Julie Meyring kur, an da« Fräulein von Leideck: ».Liebe Mathilde! Eben komme ich aus dem Opernhaus. wo Bilden» Wallhoser» »Roland" bei der Premiere glatt durchsiel. Ich rate Dir, nimm den Rittmeister! ES grüßt Dich Deine Julie." - - . ' S. Kapitel. Wallhoser hatte die bitterste Stunde seines bisherigen Leben« überstanden. Di« Aufregung stählte ihn, so lange er sich als Zielscheibe hämischer oder gar mitleidiger Blicke empfand. Hochciusgerichteten Hauptes verließ er das Theater. Im Wagen, der ihn durch die belebten, hellerleuchteten Straßen fuhr, überkam es ihn nach der lange» psychischen und physischen Anspannung seiner Kräste wie «ine Lähmung. Sein Her» schien still zu stehen, seine Glieder wnrden kalt und schwer, er starrte stumpf in die ouf- nnd obwogende Menschenslut, als hätte er keinen Teil mehr an ihren Freuden und Schmerze». Dies dumpfe Gcsükl wich erst, als er sich allein in seinem Zimmer befand, und an die Stelle trat leidenschaftliche, grenzenlose Berzweislung. Nicht zerronnen« Liebestrüume beschäftigten seine Seele. Die Bereinigung init dem reizenden Fräulei» von Heideck, das die Schwärmerei für ihn so offen zur Schau trug, hatte wohl wie ein« lieblich: Fata Morgana vor seinem Geiste geschwebt, doch in viel verschwommeneren Um rissen als bei der jungen Dame selber. Daß sein Werk — die liebevoll gehegte Frucht zweijährigen Schaffens — gescheitert war. nicht bloß an der Mißgunst seiner Neider, sondern am Unverstand und der Gleichgültigkeit des Publikums, das allem raubte ihm die Lust am Leben, ließ ihn verzweifeln an der Zukunst. Hier, in seinem Zimmer, beobachtete ihn niemand. Hier konnte er sich austoben. Cr hatte noch so viel Selbstbeherrschung, daß er seine Wut nicht an leblosen Gegen ständen ausließ. Er lies bloß, einem in engem Käsig eingesperrten Löwen gleich, rastlos aus und nieder, stundenlang, bis die Sohlen ihm brannten. Das beruhigte seine Nerven. Er wurde gefaßter und konnte seine Lage überdenken. WaS zunächst beginnen? Den Staub abschntteln von seinen Füßen, der Stadt den Nucken kehren, wo er für seine Musik kein Berständnis fand? Er hatte ein schönes Werk geschaffen, sagte er sich mit neuerwachendem Stolz, vielleicht war die Zeit nicht fern, wo man es erkennen, ihm Genugtuung geben würde für die Schmach, die seinem „Roland" heute widerfahren. Große Meister, an deren Höhe Bincenz sich selbst ein gestand, nimmer heranzurciche», halten denselben bitteren Kelch bis auf den Grund leeren müssen, ehe ihnen Anerkennung und Ruhm zu teil wurde. Auch er wollte ein Kämpfer sein wie sie! Aber — war er nicht anders geartet? Seine weichere »er- vösere Statur verlangte, um schassen zu könne», nach dem e-onnenschein des Glücks. Ent- täuscht, verbittert würde seine Kraft erlahmen. — Der Morgen graute bereits, als Bincenz Wallhoser völlig erschöpft sich aufs Sofa warf und in einen unruhige», fieberhaften Schlummer verfiel. Heller Sonnen- schein weckte ihn. Er kühlte die heiße Stirn, die brennenden Augen mit Wasser und trat dann vor den Spiegel, um sein Haar zu ordnen und einen andere» Rock anzu» legen — er war noch im Frack, so wie er gestern am Dirigentenpult gestanden hatte. Dann ging er ins Frnhstnckszimmer des Hotels. Es war fast leer. Er bestellte Kaffee, fühlte sich aber unfähig, etwas zu genießen, und griff nur mit zuckenden Fingern nach den Morgenblättern. Zwei enthielten schon einen kurzen Bericht über die gestrige Vorstellung, sein Auge fiel gleich auf den Titel seines Werkes und auf seinen eigenen gesperrt gedruckten Namen. „Die lang erivartete Novität „Roland", Dichtung und Musik von Vineenz Wall- Hofer, ist nun endlich vom Stapel gelaufen und hat bei der Erstausführung gründlich Schissbruch gelitten. Der Mißerfolg war. um gerecht zu sein, nicht durchweg verdient, das Werk enthält, neben viel öden, wüsten Stellen, manche Schönheiten: Herr Bincenz Wallhoser, den man, wie wir kören, sür einen Kapcllmeisterposien bei uns in Aus sicht nimmt, besitzt ein schönes Talent und hat als einstiger Schüler unseres Konserva toriums etwas Tüchtiges gelernt. Möge er beides in Zukunft besser anwenden, als es im „Roland" geschehen, über den wir uns kurz fassen wollen, da er wohl keine lange Lebensdauer haben dürste. Die Ausführung toar tadellos, die Künstler taten alles Menschenmögliche zur Rettung des Werkes . . . unsere unvergleichliche Primadonna sang die Angelika mit einer Vollendung . . . Und so weiter! Vineenz warf das Blatt beiseite und griff nach dem anderen. „Der Komponist des „Roland", ein noch sehr jugendlicher Künstler, dessen sympathische Persönlichkeit zu seinen Gunsten einrümmt. IFortsetzung folgt > » kpocliemsekelil!« Henkell! Liri ksrklixsr Srisksl nsoti LLsss. Von ür2t,1io^6n Lu.tlor1tzüi,sn snixkoklsn. Vorräkli§ Lrwsroioosns nnä Linäsr. XLbLloZs snk HVnnsok §7Lbi3 nnä krLNkol I?N88 ksttcd besckudt. XnecancinvA ciss 6I>i>5n»a-L1ebsnppnratLS. k»80 im LH-r8nIIa-8tistoI kür VLV8ÄVI» bei krsxeiTtr 24 8l ü. ÜWHI8I' krsxer 8tr. 24. Kaisen fneäncli Ouelle /kr/zv/i -L)r/e//e. Ventile r". IbiKKnc» nn,?«' 6. s K 'prNz«7Nt2ntAslHIK, Dresden. prialimen.?aclUlliig. Suche größeren Bosten Pflaumen zu pachten. Werte Off. erb. an Nern,»»,» Illlnon, Drcsden-N., Bürgerstraße 72. , Vst Dampskllb« Sololral»» »ock Mt erstclossixeo Touristen- u. kosräowpkero <40 Optr.), t'jovct-, LUstvn- u. tzi«rckv»pr»»Vtz>l ^ VVsttennsOkKsDnno, Tvävn 01sn»tatz nnä Lonnabemt, Xdcks. 12 Ulli-, «cd llemdvr», uionstoy; pjoeäeoute: Hsräsoger, 8osms, 6«ir»ujrer, liamsckal v. 250 bis 350 lud. 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