Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.05.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020514017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902051401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902051401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-05
- Tag 1902-05-14
-
Monat
1902-05
-
Jahr
1902
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.05.1902
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
- -- -- - Verug5gedüdr: WatErü« »VN.« - dur» »t, «»«>, «t Dt» -Dr»*t«>»rNackrr»t»n' ntckntn«! «i>«I>ch di« «,«i»I,»r w Tr»*dm und t>»r nüidkn. Um,»dun» »« dt» ftunozun, dur» »>»rn, Bore» oder »onimimnnLk» »rtolar. «rdali« t»1 vlaii an w»<t>»nia,»n. di» »tcku aul Kanu- od«r S»t»na,k tot«». t> Uvm »dkilaudaad«» «» >»» und «,r„»O tn,»«i»U>. kür «ückaad« »tnakiaudicr Lchr«- tü«l» kn« ver»>utliLI«ü. k«rn>»r»Lan«<I>>ud: «»1I «r. U und «r. »0»» T»I»ir«mm-Adrett«: «»chilch«»» » «»da» St-riliöel 1856 SoIUel»-»«»«» a» <l»> »a«üa» -«l «»ui,,»». <7LoooI»«r»L, kior«I»«r>ri»uk kltmaclcl 2. Haupt. GelchSsttsielle: «-rtruftr. »8. Mreigen-canf. Di« »nnadm« v»a «l»küudt,un,»n «tolal tn drr Lauv»«ki<dL»»ii«L« und »«>, R»d»nanu,l>mkli»llm in Drtddku di« Nack»,,«»»,« »Uhr Sonn- und KrikNa,« nur Marirnlrrabk s« von »> die'/,» Utir, Dl» r Wallt,» Grund- »»>>» <ca. « Sttbkiv so W,.. An- tündiaunaen aus derPrtvatirii« Lette » P!,.: die ripaltts» Lette als .,lt>i>»e>andl" oder aui leltieiie so Pi,. 8n Nummern nack Sonn- und Seier- la«en i- de», slvalttae «rundietten so, so de« « und so Bt«. aalh deionderem Tarif. LulwLrttae «uitrLae nur Vorausdetabiun,. BelegblLUcr werden mit U> BI,, derechuet. ^nli»8 MitMtUi«!! 4»» M«« PM^t. W. I. HL. eIeiicIil«llM-(!e»<!nMa«ltz tvr Va«, «lotzt,. lüedt. k«tral»arn. ltorioa. ^ * I * MM* ^ DE" vr Sr»»»«ßs» lilll 8»I8Nst1NÜIl d«»1v »nxvnvkm »ekmoolcvQä, »iokor virlronä uuä sskr^nrirt un»okL«1- Uok. N«u»okv > LUc., vor,Mrkt 1.20 51k. ^UsinvorlLLUt u. Vorssmät Q»ek »LsvArr« Kvumurilt 8. 8»I«i»»m8-^p«tlw>tv, Vrü,»t«, l-»e«rl V»»«üss1t«1»«L« <)u«Utt»«o »u k»brtttp»cl»«v t» ,ek»Bv»rr o«r«» rvtk Qumml, »uet» st» tt»vk »«1 tt«nt Uvinmift. ^ dVö»L»vee/säl</«e an-/ Qäe/n»» //adu//. svkisuvkv kr«knksr6t l^eupolt, Vres6en SruvdbLUÄLevll «m,>ü«>KIt rnmk d«r,L»>rt«r «iuva- FH —»UI-^ — W .-I. kou-ti-udtlon „nä »n äar llunck 1,21*1 Wl M H 1* »II I* 1^ von ito^I.rl^sr prullilneiior U-UI I I» Vst UMIZUll VlI, L>s»»ruass »us 1>NS«-NI Vs Ist Lf;I. HoMoleranti unck ^mtli'lior LuolirsrsILnckißsör, §1l'uve8ll'S88e 11. tu«- 1 L«iu»«s- MilUoueuscdwittdcl. Au- Lnndton-frrisen. ^rrirnlolonien. Psink>silo>idkr,uae, Tnrameler. Landtags- Muchmasiliche Wittening l Fts»!!". vtthaiidluiigei,. Bciliciiid reisinver Kttufleuie. ,.Undine', Berliner Meisler'piele. Lochenal Zu Rege« neigend. Mitlwoch. I4.Mi>i N»<»2. Der Riesenschwindel Humbert-Erawford. Der welle Ben Akiba. der den Satz ausgestellt hat. daß eS nicht» Neue» unter der Sonne giebt. sondern dak. bei Licht be trachtet. Alle» in irgend einer Aorm ichon einmal dagcweien ist. würde sein Antlitz wodl in erstaunte Falten legen und leine» aoodiktilchen Spruch einer Nachprüfung unter,ieben. wenn er lange genug gelebt bülte. um Zeuge des Ungeheuerlichen, nahezu Unsagbaren zu lein, da» sich im Jahrhundert der Anlklürung und de» Jortichrlit» iett zwei Jahrzehnten im Mittelpunkte der fran- zolilchen Intelligenz abivielt; abipre» mit einer Naiveikit des Grotes ken, al» wenn e» sich nicht um folgerichtige Thatlachen inmitten einer vernünftigen Welt, ivndern um erdichtete phanra'lilche Vor gänge in einem Märchen handelte. Slewiß. aeirbwindrlt worden ist lrit Adam» Zeiten mehr als genug in aller Herren Ländern im kleinen und grotzrn Stile und immerdar bot sich dir grobe Masse Terienigen. die nicht alle werden, in den ichia» gciponnenen Netzen tolentirter oder vielleicht auch genialer Slauner langen lassen, die sich einen höheren N>mduS zu geben und die Schwächen, die Leichtgläubigkeit, die Vlewinniucht ihrer Mitmenichen sich dienstbar zu machen verstanden. Gerade da» 18. Jahrhundert, da» sich auch einer brionder» freien Geistes, ichtring unter der Führung der fronzösircbr» Enevklopädisien riibrnen durlte, lab aus dem'klben Boden mit ,enen Verrechlern der ,einen Bemunit einen Lagliostro Triumphe feiern, den bigotte» Wnndrimann. der sich ein tanlrndiährigrS Leben und direkten ständige» Verkehr mit der Geisterwelt zwchried und damit selbst in de» höchsten Kreisen Glauben fand Da» 18 Jahrhundert brachte e» teurer in Frank reich zu ienrr berüchtigten ichwindelhalten Halsdandgeschichte, in welche dir Könlgin Marie ?lntoi»ette leibst hineingezoge» wurde und die durch die Untergrabung de» AmebenS der Krone das Ihrige zum Ichlieklichen Stnrze der Monarchie beitrug Alle dieie Fälle aber und welche sonst immer man zum Vergleiche heran,iehen mag. sie wollen lämmtlich nichts bedeuten gegenüber dein geradezu fabelhaften, durch lange Jahre iortgesetzien grandiosen Betrug, den eine allzu findige und allzu gewissenlole Eva-rochker an, Ende des IS. und Anfang des 20. Jahrhunderts ebenfalls in Frankreich geübt und zu einem förmlichen System von io seinem Na'sinement aiisgebaut hat. daß diese Ur- und Erzgannerci zwerlellos in der Sittengeschichte der Gegenwart eine» hervorragenden Platz ei»,u- nedmen bestimmt ist. Dieiciiiaen. die sich von der wackeren Madame Humbert so furchtbar habe» dünnen und an der Skale hcrumsühre» lassen, haben alle Anwartschaft daraus, Sebastian Brant'S alte» .Narren>chrff der Zeit' zu besteigen und mit ihm durch den Strom der Jahre dahin zu legeln. um kommenden Geschlechtern ein warnendes Zeichen der menrchlichen Jirthnmer zu sein Ein warnendes? Do» ist wohl zu optimistisch gedacht! Ergötzen wird sich zwar sicher noch mancher unserer Nachfahren an dem Parlier Nieienlchwindel Hrrnibert Erawford und klüger zu lein als die Gefoppten wird auch wohl io ziemlich Jeder vermeine», der sich jetzt oder künftig mit der Alsaire beschäftigt. Wenn es aber znm Klappen kommt und eine andere Gesellschaft die Probe aus ihre Widerstandsiäh'gkeit gegenüber ähnlichen Verhältnissen machen ioll. dann wird höchst wahrscheinlich rin neuer Betrug im großen Stile genau dieselben Ekancen des Gelingens haben, wie deute. Da» it» nun einmal io der Laut der Welt, in der. wie es heißt, .sie' nicht alle werden .... Allo wie war cS doch eigentlich im Falle Humbert-Crawford? Man m»ß sich erst rin wenig dir Stirn reiben, um inmitten des Wrisies von rnmanliichem Schwindel, der dabei auigebärrst ist. zum Bewußtsein der Wirklichkeit zu konnnen. Ta leben in einer mittlere» Stadt Frankreichs zwei Schwestern Namens Aurignac, die ein Prihgeschäst betreiben Der einen von ihnen ilt die be grenzte Welt ihres eintönigen Taierns zu enge: ei» unstillbarer Diang. etwas zu gellen, reich, angesehen, unilchwärrnt z» werden, bohrt in ihr. Zunächst setzt sie desbalb ihrem Nainen ein „von" vor; da» giebt schon rin gewisse« Relief. Dann sinnt sich die UnternehmringSlnstige in ihren Mußestunden einen ipannende» Roman an», wie sich »ach ihre» Wünschen etwa ihr Leben gestalten könnte: rin immen« reicher Amerikaner tritt in ihren Laden, wird von einem Nnwohlsel» befalle», sie verreist mit ihm nach Italien und pflegt ihn; « ltirbt unter ihre» Händen und hinter läßt ihr ein ungezähltes Vermögen. Nun der nächste Schritt: was von der Phantasie frei «sonnen ist. wird als Wirklichkeit ausgegcben: der reiche Erblasser bekommt den Namen Crawsord. das Testament wird von Nizza. 6. September 1877 datirt und die Summe der Hinterlassenichast auf 100 Millionen beziffert. Man horcht, man flüstert, man neidet und staunt und man — glaubt I Die geschäf tige Fama trägt die Kunde weiter von Ort zu Ort und es dauert gar nicht lange, so findet sich ein .Glücksritter' ein in Gestalt deS Sohne» de» früheren Justizniinister» der französischen Nepnblik. Humbert, der Herz und Hand der .reiche» Erbin' zu Füßen legt. Dir Abenteurerin ist nunmehr Frau Humbert geworden und der «lehnte Eintritt in die Salon» der vornehmen Gesellschaft steht ihr offen. Jetzt beginnt erst ihre wirkliche .Laufbahn'. Um die Täusch ung üb« da» Testament und den Nachlaß de» angeblichen Craw- ford aufrecht zu «halten, läßt sie zwei ebenfalls fingirte Neffen des Erblassers auf der Bildfläche erscheinen, die sich aus ein an gebliche» Gegentestament berufen, in dem Fron Humbert nur mit einer geringen Iabresrente abgefunden wird. Mit dielen .Neffen' schlägt sich Frau Humbert volle zwei Jahrzehnte hindurch vor allen möglichen Gerichien deS Landes herum, und die io fortwährend «zielten Gerichisbeschlüsse. Urrhrile und Vergleiche geben ihr die beglaubigende Grunolage zu ihren grandiosen Schlüpfungen, die sich insgeiammt aus 56 Millionen belaufen. Es stand ja schwarz aus weiß zu lesen, daß die ltO Millionen wirklich vorhanden waren, daß ein regelrechter Prozeß darum geführt wurde; dazu der angr ebene Name der Fran: «r^o kann man wohl sein Geschäft bei der Sache machen. Und da kamen sie denn i» Hellen Hausen, dir gütigen Geber: große Banken, wie der Crädit Foncier. die Socists Gänsrale, der Eisdit Industrie!, schossen unbedenklich viele Millionen vor, ja sogar dir Bank von Frankreich öffnete ihre Tresors, wenn Frau Humbert anklopste. Andere kleinere Bankier» lockie Frau Hnmderi durch Provisionen von fabelhaft« Höhr und zog von ihnen Millionen über Millionen, bis sie schließ lich ruinirt waren und Gift und Revolver ihr Werk verrichteten. Frau Humbert aber hatte .höhne' Ziele; was wollen da ein paar armselige Menschenopfer brlage»? Sie beschränkte ihre Tdätigkeit keineswegs blos aus das Anpumpen, bewahre! Daneben gründete sie eine Bank, eine Zeitung, eine koloniale Handelsniederlaffrrng. eine Versichkinnasgeicllschaft. zu welch« der Papst seinen Segen spendete, eine BniorgunaSkasse für alte Priester, endlich verschmähte sie auch nicht den EngroShandel mit Diamanten. Gemälden, Schlössern und Landgütern;'mit einem Worte: der Name Hnmbert war in All« Munde und wurde sortgeietzt darin erhalten. Wo aber befand sich inzwischen der Talisman, von dem dieser ganze märchenhafte Zauber ausging? Er stand in einem entlegenen Gemache eine» der Schlösser der Madame Humbert in Gestalt einer eisernen Kassette, dle angeblich das Originaltestamenl mit- sainmt den lOO Millionen enthielt und von de» Erawfoids in einem famosen gerichtlichen Vergleiche der Madame Hunibert in Verwahrung gegeben worden war. unter der Bedingung, daß sie bet Strafe des .Verlustes aller Rechte' vor der .rechtskräftigen Beendigung des Prozesses' nicht geöffnet werden dürfe. Die gcheimnißvolle Kassette hvonotisirte alle Welt; an ihr richtete sich der wankend gewordene Glaube geprellter Geldgeber wieder aus und ihr mystischer Inhalt lockie immer neue Opfer in'S Garn der Betrügerin. Endlich, endlich ichlng dann ja auch die Stunde der Offenbarung, freilich erst, als .Herr und Fra» Humbert' bereits verduftet waren, nachdem sie noch am Abend vorher in ihrer mit ZOOM Francs jährlich bezahlten Opernloge in unirawahmlich vor nehmer Pole arri die Masse der „gewöhnlichen Siervlichen' unter ihnen herablvrgnettirt batten. Man lagt, das würdige Eiievaar beffnde sich aus einer .Erholungsreise" auf der Frau Humbert gehörigen, eines Newhorker Milliardärs würdigen Dampfyacht. Wie müssen „Herr und Frau Humbert" gelacht haben, gelacht, daß ihnen die Thränen Herunterliesen und das Zwerchfell zu springen drohte, als sie aus ihrer Meerfahrt ^»es Momentes gedachten, da im schönen Frankreich daheim der Deckel der Zaubcrkassette unter dem gerichtlichen Hammerschlage aussprang und unter anderem werth losem Inhalt auch ein — Hosenknops an das Licht des Tages kam! In der That, diese Madame Humbert hat Humor. Wollte sie vielleicht mit zarter Andeutung den von ihr Geschädigten zu verstehen geben, wie hoch sie alle Diejenigen schätze, die sich von ihr hoben über das Opr hauen lassen? Wer weih! Leider hatten die offenbar allzu prosaisch veranlagten Gläubiger, die bei der Eröfsirungsceremonie zuqegen waren, kein rechtes Verständniß für dos „Scherzhafte" der Situation; sie wurden vielmehr, wie ein Bericht besagt, blaß wie eine Kalkwand, und ein Advokat siel sogar „beinahe in Ohnmacht". Solche „Spaßverderber"! Den Hosenknopf, den Madame Humbert in einem Anfälle jovialer Laune in ihrer Hundcrtnirllionenkassette zurückgclasscn hat, sollte sich übriacns in erster Linie die französische Justiz zum warnenden und beschämenden Erempel in ihr Wappen und Siegel einsügen lassen. Geht man nämlich der Sache ein bischen auf den Grund, so kommt die französische Rechtspflege bei der Assarre schlecht weg. Zunächst muß man fragen, wie es möglich war, daß 20 Jahre lang um eine angebliche Erbschaft vor französischen Gerichten prozessirt werden sonnte, ohne daß irgend ein Gericht einmal auf den doch gewiß naheliegenden Gedanken kam, nach dem Original des Testaments zu fragen und es sich vorlegen zu lassen. Weiter drängt sich die Frage aus, wie die gerichtlichen Siegel an die ominöse, in der Verwahrung der Frau Humbert befindliche Kassette gelegt werden durften, ohne daß die Gerichts behörde sich veranlaßt sah, vorher zu prüfen, ob der Inhalt der Kassette den Parteibehauptungen entsprach. Ferner mutz es Be denken erregen, daß die gerichtlichen Vertreter der angeblichen Brüder Crawsord diese selbst niemals zu Gesicht bekamen, sondern sich stets mit deren „Beauftragten" als Mittelspersonen bei der Führung der Verhandlungen begnügt haben; das läßt mit Sicher heit auf ein Eirrverständrriß verschiedener Advokaten bei dem Schwindel schließen. Die Unzulänglichkeit der Rechts pflege tritt noch schärfer in die Erscheinung, wenn man vernimmt-, daß der jetzige Ministerpräsident Waldeck-Rousseau schon 1898, al» er noch Advokat war und den Prozeß eines der Gläubiger Frau Humbert'S führte, vor den Schranken selbst seine Zweifel an der Existenz fämmtlicher Crawsords ausgesprochen hat, dieser „vagobundireirden Millionäre", wie er sie ironisch nannte, die nirgends ein Heim hätten, nirgends zu fassen seien. Dos Alles ist so gravirend, daß man wohl der „Voss. Ztg" Recht geben muß, wenn sie erklärt: „Diese Thatsachen beleuchten ein schauerliches Bild sittlicher Verkommenheit, nicht nur der Hum- berts, sondern auch ihrer juristischen Helfer; sie bedeuten den vollkommenen Bankbruch der Rechtspflege in Frankreich." Da neben fällt freilich auch ein schlechtes Licht aus die Regierung des Herrn Waldeck-Rousseau, der, nachdem er als Advokat bereits die Humbert-Afsoire als den „größten Schwindel des Jahr hunderts" bezeichnet hatte, doch jedenfalls als Ministerpräsident die Pflicht gehabt hätte, mit aller Energie von Amiswegen einzu schreiten und nicht erst das private Vorgehen des um Millionen geschädigten Bankiers Cattani abzuwarten. Kein Wunder, daß unter diesen Umständen von nationalistischer Seite Beschwerden darüber geäußert werden, daß dem Ehepaar Humbert Zeit zur Flucht gelassen worden sei; man will daraus schließe», daß ein Prozeß vermieden werden solle, der für die am Ruder befindliche republikanische Partei unerfreuliche Enthüllungen bringen könnte. Halsbandgcschichle am Ende des 18. und Humbert-Schwindel am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts — damals Sturz der Monarchie und dieses Mal . . . ? Soviel ist jeden falls sicher, es ist Manches faul, sogar oberfaul in dieser dritte» Republik, und wenn sie sich trotzdem über Wasser hält, so ist daran nicht etwa ihre eigene Güte, sondern lediglich der Umstand schuld, daß die moralischen Qualitäten ihrer Gegner auch nicht besser sind. >! Neueste Drahtmelduugen vom 13 Mau <Sia,l„s emgeuende Drpetlven oefiuden sich Sette 4.» Berlin. Der Bundesralh überwies heute den Entwurf von Besiimuiungen über die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugcnbuchen Arveftercnnen i» Walz- und Hammerwerken dem -u- ständ.gen Ausschuß. Zustimmung wurde errhellt den Vorlagen l detr. die Vcraroeftung von Mehl zu Baäwaaren im Wege des Vercdclunysdcrkchrs, bcir. die Erstattung von Verbrauchsabgaben für ausgestihrlen, aus dem sreien Verkehr entnommencn Zucker und detr. die Erstattung des Zolles für Arac, ferner den Aus- ; schußbencht über den Antrag Bayerns berr. die Anordnung der ^ Reifezeugnisse der bayrischen Industrieschule als vollgiltigcn Bor blldungsnacyweis für tue Zulassung zur Prüfung der Nahrungs rnittelchemikcr, endlich der Vorlage bctr. Acnderung des Statuts der Pommerschcrr Hypolheken-Akttenbcmk. Berlin. sPrw.-Tcl.s Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig, welcher als Vertreter des Kaisers der Eidesleistung und Thronbesteigung des Königs Aifons von Spanien am 17. v. M. beiwohnen wird, hat heute Nachmittag von Braun- fchweig aus die Reise nach Madrid über Paris angetreten, i Berlin. lPriv.-Tel.s Die Hoffnungen auf eine weitere Besserung des Arberts markt es hat der Monat Avril nicht erfüllt. Zwar hat eine Zunahme der Beschäftigten statigesunden. ober sie ist geringer, als in normalen Jahren, bleibt sogar ! hinter derjenigen im Jahre 1901 erheblich zurück. Nach den .Mitgliederziffern der Krankenkassen betrug die Steigerung der Be schäftigten im Berichtswonat 3,4 Prozent gegen 6.1 Prozent im Vorjahre. Die Abweichungen von diesem Durchschnitt sind in i einzelnen Orten sehr erheblich. In Ehemnitz z. B., wo im Tertil- gewerbe flotter Geschäftsgang herrscht, stieg dre Zahl der Beschäs- " trgten um 9.4 Prozent, gegen 0,7 Prozent im Vorjayre; dagegen . hat Mülhausen i. E., ebenfalls ein Sitz des Textilgewerbes, eure ^ absolute Abnahme von 6.6 Prozent zu verzeichnen, während sich im Vorjayre eine Zunahme von 4,8 Prozent ergab. Die im > Allgemeinen schwächere Aufnahme von Arbeitern i» der Industrie hat auch das Angebot von den Arbeitsnachweisen wieder zum Steigen gebracht. Während im April des Vorjahres an den ösfentl-chen Nachweisen auf je 100 offene Stellen schon 143 Arbeits suchende kamen, sind es in diesem Jahre sogar 147 gewesen. Dabei bat sich neben dem Angebot der männlichen auch das der weib lichen Arbeitskräfte verschärft. Allein in Berlin sind am 1. Avril 2377 Dienstmädchen aus der Provinz cingctroffcn und polizeilich gemeldet worden, es sind das 1000 Mädchen mehr, als zur gleichen Zeit im Vorjahre. Der Dienstbotenmangel hat doycr einigermaßen nachgelassen. Leipzig giebt das Gegcuthcil der bisherigen Marktlage, nämlich ein lleberwiegen des Angebots " von Dienstboten über die Nachfrage an. Die nur geringe Steiger ung des Beschäftigungsgrades im Gewerbe ist in der Hauptsache auf die gedrückte Lage im Bergbau, Eisen- und Baugewerbe zurückznfiihren. ^ Wiesbaden. Der Kaiser besuchte heute Vormittag das j städtische Ncfthhaus, wo Oberbürgermeister Dr. v. Jbell und die Mitglieder der Ausschmückungskommisston zum Empfange er- , schienen waren. Der Kaiser trug seinen Namen in das Goldene Buch der Stadt ein und besichtigte die Räume des Rathhauses. § Wiesbaden. sPriv.-Tel.j Der Drogist Siebcrt, welcher durch grobe Fahrlässigkeit Strbchnin statt Salol verabreiche» ließ und dadurch den Tob einer Frau herbeifnhrte, wurde von der Frankfurter Strafkammer, wohin das Reichsgericht die Verhand lung verwies, zu 1b Monaten Gefängnis; vcrurrherlt. I Halle a. S. Der Professor der Theologie Oberkonsistoriol- rath Köstlin ist gestorben. ! Kiel. Die 50jährige Jubelfeier des 1. Secbataillons i wurde gestern Abend mit einem Kommers und einer Begrüßung > der aus allen Theilen Deutschlands erschienenen alte» Sccsoldatc» , seitens des Bataillons durch Major v. Borsewisch und von Seiten deS Festkomitees durch Oberstleutnant a. D. Ärützmacher cin- geleitet. Kiel. sPriv.-Tel.) Der schwedische Dampfer „Konstantin" überrannte im KrieoShafen, unweit der Kairalmündung. den dänischen Fischerkutter „Karen". Der Däne, der ein schweres Leck erhielt, sank sofort, während der Schwede weiter fuhr. Die Bs- S s -'S ? -2?
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite