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Arerdutt Nachrichten -'S,,, Nr.lkl ^ Wie au- gutunterrtchietrr tung türkischer Quelle verlautet, scheint es, als ob die Mörder Mahmud Lchcsket Pascha- von Parteigängern de- Prinzen Labah Edöin gedungen ivvrden seien. Ruf Grund diese» UntersuchungsergeönisseS srei-t deren Verhaftung un mittelbar bevor. » Die Antwort ans das Zaren-Telegram«. Sofia Bo» zuständiger Stelle verlautet, da- Telegramm öeS Kaisers von Rußland werde dabln beantwortet werden: Bulgarien verstelle den Bündnisvertrag so, -aß das Schiedsgericht nur slir die strittigen Zonen zuständig sei, Sab man jedoch die Räumung -es unbestrittenen bulgarische» Gebietes von Serbien ohne weiteres verlangen könne. Der Plan des KoalitionSkabincttS auf breiter Grundlage be gegnet Schwierigkeiten, da Radoslawow seine Be teiligung verweigert. Demission de- rumänischen konservative» Führers. Bukarest. Das Exekutivkomitee der konservativen Partei hat die Demission -es Parteiführers Carp an genommen. Die Partei wird vorläufig von den Ministern Majoresco. Marghiloman und Cantacuzcne. sowie dem Vorsitzenden des konscrvanven KtubS Johann Lahovar» geleitet werden. den iure Neueste Drahtmeldungen vom 12. Juni. Deutscher Reichstag. Berlin. ,Priv.-Tel.) Die zweite Lesung der Wehroorlage wird fortgesetzt. Krieqsminister v. Heeringen erklärt zu den Behauptungen Rostes über die Atlas- Werke: GS ist ganz ausgeschlossen, dah die Behauptungen des Prospektes der AtlaS-Werke auf irgendeine Zusicherung der Militärverwaltung zurückzufnhren sein könnten. Weder an daS Kriegsministerium noch an eine der in Frage kommenden General Inspektionen ist bis jetzt ein Mit glied des Gründungsausschusses der Atlas-Werke heran getreten. auch der Aero-Klnb und die anderen Flugvereine, an die ich mich um Auskunft gewandt habe, wissen nichts von der Angelegenheit. Damit kann die Militärverwal tung die Sache als erledigt ansehcn. Bezüglich der von Noske kritisierten Tätigkeit der Intendantur in S ü d w c st - A f r i k a stelle ich zunächst fest, dah die hiesige Militär-Intendantur weder an der Mobilmachung noch an der späteren Versorgung des Expeditionskorps irgendwie beteiligt gewesen ist. Sic hat lediglich die Anweisungen Ges MalerialamteS und dcS Oberkommandos der Schutz- truppe ausführen lasten. Die Intendantur des Expedi tionskorps stand aber vor ganz besonderen schwieri gen Verhältnissen. Wir hatten nur zwei Lanöungs- stcllen, in Lüdcritzbucht und Lwakvpmnnd, und selbst hier war zu befürchten, daß die Schiffe scheiterten, jedenfalls, dab erhebliche Verluste bei de» Löscharbciten eintraten. Dazu kamen die grohen Entfernungen von den Hafen- pläyen. Für die Beförderung der Vorräte standen vielfach nur Ochsen oder Kamele zur Verfügung. Man konnte mit keiner Sicherheit darauf rechnen, wann die Transporte cintrcffen würden. Bei der Länge dcS Weges mußten die Vorräte monatelang vorausbesrellt wer den, während ^ anderseits die Verhältnisse bei dem Eintreffen der Schisse gar nicht zu übersehen waren, wo die Operationen gerade stattsanden. Ferner war es sehr schwer, eine Uebcrsicht über die Vorräte im Lande zu ge winnen. Die Folge war eine ungeregelte Anhäufung von Vorräten im ganzen Lande, und der spatere Verbrauch wurde erschwert durch die sprunghafte Verminderung der Schutztruppc. UebrigenS wird das Gebiet der Intendantur recht häufig verwechselt mit den Gebieten verschiedener anderer Behörden. Was hinter der Front ist. ist nicht immer Intendantur, sondern Train. Etappenrveien, Eisen bahn. Die Beschattung von Vorräten und alles das ist Sache anderer Behörden. Schwierigkeiten müsten unver meidlich entstehen. Die Intendantur hat aber nichts damit zu tun, auch steht die Verpflegung im Kriege unter anderen Gesichtspunkten als im Frieden. Im Frieden hat die In tendantur mit ganz bestimmten Mitteln möglichst billig zu wirtschaften. Im Kriege ist die Rücksicht ans die Reichskaste auch nicht ganz aus dem Auge zu verlieren, aber die Haupt sache bleibt die rechtzeitige Versorgung der Truppen, die die Unabhängigkeit der oberen Führung sicherstellr. Ter schwerste Vorwurf wäre, wenn unter dem Mangel von Nahrungsmitteln die Operationen litten. Da man damit im Kriege rechnen must, so müssen die Vorräte immer möglichst doppelt und dreifach gedeckt werden. Tie oberste Führung muh von der Intendantur unabhängig sein. Berücksichtigt man diese Gesichtspunkte und daneben die ganz ausnahmsweise enormen Schwierigkeiten in Afrika, so bat die Intendantur in Afrika gut funktio niert. Bei dem bedauerlichen Vorkommnisse auf dem U c b u n g s p l a tz c von Arys. bei dem fünf Soldaten den Tod fände», lagen besondere Verhältnisse vor. Während der Ucbungcn, als einige Sol daten krank wurden, wurden sofort Pausen gemacht, in denen nach Möglichkeit für die Erkrankten gesorgt wurde, und erst aus dem Rückwege, kinz vor den Quartieren, kamen mehrere OhnmachtSanfäüe vor, die bei einigen Leuten den Tod zur Folge hatten. Von diesen war während der Hebung kein einziger erkrankt: sie hatten sie ohne Beschwerde durchgcmacht. ES ist nun eine alte Erfahrung. dab diejenige«» Soldaten, die die meist, Energie und mersten Ehrgeiz besitzen, tm letzten Moment, wenn Kräfte doch versagen. Umfallen, und dann gleich so schwer erkranken, daß die Vorgesetzten und Aerzte dem ratlos gegenllbcrstchen. Aerztttche Hilfe war sofort zur Stelle Bon den 22 im Lazarett behandelten Mannschaften konnten acht schon am 7. Juni entlassen werde»: acht werden wenigen Tagen entlassen: sechs Fälle -letbcn dann noch übrig: davon sind vier ohne Komplikationen, bet zweien ist es zweifelhaft, aber Lebensgefahr besteht nicht. Ten Vorgesetzten ist keine Schuld betzumessen. Die Schuld an dem Unsalle trägt der Umstand, dah die Trup pen in der MittagS«eit von einer Gewitterschwül« mit einem hohen Grade von Feuchtigkeit überrascht wurden. ES ist sofort alles geschehen, um die Truppen au» diesem schwierigen Gelände herauszubringen. Dah «S nicht völlig gelungen ist. wird niemand mehr bedauern, als die un mittelbaren Borgesetzten: auch ich bedaure, dah fttn brave Soldaten in dieser Weife ihr Leben im Dienste des Vaterlandes lasten muhten. Abgeordneter Dr. Müller fragte nach der Angelegenheit des österreichischen Obersten Redl und verlangte eine Bestätigung des Wolffschen De incntis. Diese Bestätigung gebe ich ihm sehr gern in ll c b e r e i n st i m m u ug mit dem General stab. Der Oberst Redl ist nicht in der Lage gewesen, irgendein Ge heimmaterial der deutschen Heeresverwaltung zu verraten, iveil er es überhaupt nicht in die Finger gc- kriegt hat. iBeisall.) Dr. Müller hielt mir weiter vor. ich hätte mich in der Budgetlommission unnötig hinter die K o m m a n d o g c w a l t zurückgezogen. Das ist nicht richtig. Tic R echte des Kaisersin bezug auf die Armee sind genau scstgelegt, ebenso die des Reichstags. Die Ver öündcten Regierungen haben noch nie den Versuch gemacht, den Rechten des Reichstages entgegenzutreien. Greift man aber in die durch die Verfassung gewährleisteten Rechte des Kaisers ein. so ist der Kriegsminister nicht nur berechtigt, sondern verpflichtet, Front zu machen und sich zu wehren, um so mehr, als die gesetzlich gewährleisteten Rechte des Kaisers gerade das innere Wesen des Heeres betreffen. Es handelt sich vor allem um die Stellung des Offizier korps. Der Kaiser allein hat über die Anstellung und die Entlassung von Ossizieren zu entscheiden, er hat auch die Bedingungen sestzufctzen. die für die Zulassung und Beförderung der Offiziere maßgebend sind. Eine juristische Festsetzung der Rechte des Offiziers besteht natürlich nicht. Das paht auch nicht in die Verhältnisse der Armee hinein. Das innere Wesen des Osfizter- korpö beruht ganz wesentlich auf seinem unmittelbaren Verhältnis zum obersten Kriegsherrn: davon hängt das teste Gefüge und die Einheitlichkeit des OsfizierkorpS ab, sein Geist und seine Pflichterfassnng. Dieser Geist wird in der Armee gewährleistet, so dah sie, wie jederzeit, ein festes Instrument in der Hand des obersten Kriegsherrn zur Sicherheit dcS Vaterlandes ist. Dr. Müller hat dann den nicht sehr geschmackvollen Vergleich ge braucht, dah der Kricgsminister nur der Prügelknabe des Ehcfü des M i l i t ä r k a b t n c t t S sei. DaS weise ich sehr bestimmt zurück. Ich bekomme weder Weisungen noch Befehle vom Chef deS Militärkabinetts, ich bin in der Lage, dem Kaiser meine Angelegenheiten vollkommen allein vorzutragen. Seinen Weisungen bin ich natürlich verpflichtet nachzukommen, denn nicht der Kriegs minister. sondern der König von Prcuhen kommandiert die preußische Armee. Dr. Semler bat von kleinen Gar nisonen gesprochen. Aber die kleinen Garnisonen haben auch ihre Vorzüge. Wir können die Homogenität unseres Offizierskorps nicht durch massenhafte Ver setzungen schädigen. Es wurden Versetzungen von Regi mentern an die Grenze angeregt. Der Versuch wird immer unglücklich aussallen. Ein Regiment wurzelt in der Gar nison nicht nur wirtschaftlich, sondern in der ganzen Be völkerung. Versetzt man ein Regiment, so dauert eS eine ganze Zcitlang, ehe es an einem neuen Orte wieder Wur zel saht. Eine besondere Bevorzugung bezüglich der Gar nisonen und bezüglich der adligen Offiziere besteht nicht. ES gibt gute Garnisonen, wo das Offizterkorps bürgerlich ist. und es gibt schlechte Garnisonen, wo das OsfizierkorpS adlig ist. Zu meiner Freude hat die Budgetkommission unseren Forderungen zugestimmt, nur in einem wesent lichen Punkte nicht, das sind die geforderten Kavallerie-Regimenter. Ich hatte gehofft, dah die vertrauliche Drucksache, die wir der Kommission überreicht haben, ihre Wirkung haben mühte. Ich kann das hier in der Oesfentlichkcit natürlich nicht auseinanderseyen. Unser Hauptgrund ist aber der, daß unsere Nachbarn uns an Kavallerie wesentlich überlegen sind. Die letzten kleineren Kriege können für den Wert der Kavallerie nicht als Be weis herange.zogcn werden: selbst im russisch-japanischen Kriege mar Kavallerie so gut wie gar nicht zur Stelle. Ein großer europäischer Krieg aber ist ja in letzter Zeit nicht geführt worden. Die wichtigste Rolle im Ansange des Krieges wird die Kavallerie immer behalten. Diese Rolle können die Flugzeuge, zumal sic von der Witte rung abhängig sind, niemals übernehmen, sie können ja auch den Feind nicht aushaltcn und nicht schlagen. Gegenüber diesen durchschlagenden Gründen sollte die Be hauptung, daß höfische Rücksichten für unseren Vor schlag maßgebend seien, verstummen. Lassen Sic sich bei der Entscheidung dieser Frage nicht von poli- tischen Gesichtspunkten leiten. Wenn politische Rücksichten ausschlaggebend sind, dann kommen die militärischen entschieden zu kurz. Hier aber handelt es sich um eine so ernste Frage, daß sie mit allgemeinen Ausfüh rungen nicht beantwortet werden kann. jZustimmung rechts.) Wenn Sie die von uns vorgcschlagene Zahl der Ka nach Auf» vallerie-Regimcnter nicht bewilligen, fassung de» Krt»a»mt»istertumS und de» Ge'ntralstabes so wesentliche Lücken, daß sie bet Ausbruch eine» Krieges sich auf da» empfindlichste bemerkbar machen würden. -Lebhaftes Hört, hört! recht».) Des halb richte ich die dringende Bitte an Sie: Bewilligen Sic. was die Negierung gefordert hat. es ist das Mindestmah dessen, was gefordert werden muh. Der Antrag der Kon servativen. noch zwei Regimenter mehr zu bewilli gen, wäre für die Milttärnerwaltung gewiß gut, denn niemand kann die Verhältnisse so vollständig übersehen, baß er mit absoluter Sicherheit sagen kann, welche Truppen- zahl genügen wird. Aber wir haben uns auf da» unserer Meinung nach zulässiqe Mindestmaß beschränkt. Mehr wird zweifellos besser sein. lAusttmmung rechtst Widerspruch link» ) tFortsetznng .« Morgenblatt.j - » Au» der vudgetkommisflo«. Berlin. Die Budgctkommission de» Reichstags beendet« heute die erste Lesung de» Gesetzentwurfs betreffend das Erbrecht deS Staates und nahm die Vorlage mit den i« Laufe der Beratung beschlossenen Abänderungen an. Eröffnung der preußischen LandtagSsesston. Berlin. Die Session des preußischen Landtages wurde heute vormittag 11 Uhr mit einer vom Ministerpräsidenten Dr. o. Bethmann-Hollweg verlesene» Thronrede eröffnet, die folgenden Wortlaut hat: «Erlauchte, edle und geehrte Herren von beiden Häusern des Landtages! Sc. Majestät der Kaiser und König haben mich zu beauftragen geruht, den nach Auslösung deS Hauses der Abgeordneten gemäß Art. 51 der Verfassung vcrsam- mellen Landtag zu eröffnen. Indem ich Sie im Aufträge Sr. Majestät hiernach willkommen heiße, gebe ich -er Hoff nung Ausdruck, daß es unS beschickten sein möge, auch in der neuen Legislaturperiode in gemeinsamer, fruchtbringen der Arbeit dem Vaterlande zu dienen. Der Eintritt in einen neuen Abschnitt parlamentarischer Tätigkeit vollzieht sich in einer Zeit, die großen Erinnerungen geweiht ist. Mögen die idealen Kräfte» die vor einem Jahrhundert in Preußen lebendig waren und die es in fester Gemeinschaft von König und Volk aus tiefer Zerrüttung zu ruhmvollem Ausschwung führten, auch unsere Zeit -urchdringen und in uns allen wirksam werden zur Er- itllung der Pflichten der Gegenwart und der Ausgaben, welche die Zukunft bringt. Wie wir mit Stolz und Freude euer Schicksalswende unseres Volkes gedenken, so rüsten wir mit dankcrsülttem Herzen zur Feier des Tages, -er unserem Allergnüdigsten Kaiser und König die Vollendung einer 25jährigen Regierungs zeit bringen wird. Als Se. Majestät vor 25 Jahren zum ersten Male den Landtag der Monarchie begrüßte, sprach er die Zuversicht aus, dah eS uns auch in Zukunst gelingen werde, in gemeinschaftlicher, von gegenseitigem Vertrauen getrage- ncr und durch die Verschiedenheit prinzipieller Grunöanschau- ungen nicht gestörter Arbeit die Wohlfahrt deS Landes zu ordern. Diese Hoffnung hat sich in reichem Maße erfüllt. Unter dem Schutze des von Sr. Majestät mit starker Hand gewahrten Friedens sind während dieser 25 Jahre im Reiche und in Preuhen die wirtschaftlichen und die geistigen Güter der Nation durch die weitblickende Fürsorge des Kaisers und Königs und die rastlose Arbeit des gesamten Volkes genährt unb gefördert worden. Mit dem Danke da für, dah Sr. Majestät Lebensweg bisher so reich gesegnet wurde, verbindet sich die Bitte, daß Gottes Gnade ihm noch lange vergönnen möge, einem treuen und vertrauenden Volke voranzuschretten auf den Bahnen aufsteigender staat licher Entwicklung. Auf Befehl Sr. Majestät de» Kaiser» und Königs erkläre ich Len Landtag der Monarchie für er öffnet." Die Thronrede wurde mit lebhaftem Beifall aufgenom men. Nach der Verlesung brachte der bisherige Präsident des Herrenhauses v. Wedel-Piesdors ein dreifaches Hoch aus den König aus. in das die Mitglieder beider Häuser begeistert «instimmlen. Die erste Ucberseesahrt des »Imperator*. Nordsee. Durch Funkspruch über Norddeich. Der Dampfer „Imperator" passierte gestern abend gegen 10 Uhr Borkum-Riff mit einer Schnelligkeit von 23 Seemeilen. Trotz grober See und fortgesetzter böiger Gegenwinde bei. Windstärke 0 vcrsviirt man auf dem Dampfer nicht» von dem unruhigen Seegang. Alle Decks sind ununterbrochen be- etzt. Auch die Zwischendeckspassagiere bleiben noch in großer Masse auf ihrem Deck in freier Luft. Der Gegeu- atz zwischen dem Heulen des Sturmes und der ungestörten Geselligkeit in allen Teilen dcS Schisses erregt in den Kreisen der Fahrttetlnchmer aller Klassen lebhafte Be- riedigung über die praktischen Einrichtungen des Schiffes. Scheweningen-Hase». Der Dampfer »Imperator" hat gegen 8^ Uhr Dover passiert. Der Wind hat nach gelassen. Es strahlt freundlicher Sonnenschein. Zn« Berrat der reichsländjscheu „Ansnahmegeseße". Straßburg. Als Urheber der vorzeitigen Veröffent lichung im „Matin" betreffend die Anträge der elsaß- lothringischen Regierung beim Bundesrat wurde nach der „Straßburger Neuen Zeitung" gestern der hiesige Vertreter des „Matin". Paul Bourson, vernommen. Er ver- aus „Lohengrin". Hervorhebensmert ist aus dem Orchcster- teil des Konzerts noch eine mit großem kompositorischen Geschick gearbeitete „Lieges-Onvcrtllre" von K. Blenle, die auf Motiven des Torgaucr Marsches von Friedrich dem Grohen anfgebant ist und in eine Paraphrase über „Prinz Eugen, der edle Ritter" wirkungsvoll aus- klingt. Bei der Ausführung iin Freien und lim wesent lichen« mit Streichinstrumenten gingen allerdings viele Feinheiten des komplizierten Tonwerks verloren. Man würde der interessanten Komposition gern einmal in einem Konzert saa l c iviederbegegnen. —ät. !-* Professor Fritz Klimsch, der am letzten Freitag, als die Berliner Sezession ihre entscheidende Generalversamm lung abhielk, an der Enthüllungsfeicr seines neuen Ulanen denkmals in Saarbrücken terlnahm. hat setzt nach seiner Rückkehr nach Berlin gleichfalls seinen Austritt aus der Sezession erklärt. v* Ehrendoktor der Universität Cambridge. Unter den Gelehrten, die am Mittwoch von der Universität Cambridge das ihnen verliehene Ehrcndoktorat in Empfang nahmen, befand sich auch der Berliner Naiionalökonom Professor D r. A d o l f W a g n e r. Tie Verkündigung fand vor einer glänzenden Versammlung von Gelehrten statt. -e* Peter Rosegger Ehrendoktor. Die philosophische Fakultät in Wien beschloß, Peter Rosegger zu seinem 70. Geburtstage am 31. Juli zum Ehrendoktor der Wiener Universität in Vorschlag zu bringen. Die Urgeschichte unserer Musikinstrumente. Unser modernes Orchester mit seiner unendlichen Ver feinerung der Instrumente und seinem anherordcnilichen Reichtum an Mischungen und Nüancen des Klanges scheint aus den ersten Mick nichts mehr gemein zu haben mit den rohen Tönen, die in serner Vorzeit der primitive Mensch seinen grob gefertigten Instrumenten entlockte. Und doch sind die Grundfarben des heutigen Orchesters sämtlich schon ! in jener grauen Vergangenheit vorhanden und bekannt ge- j wesen, der Klana der Flöte wie Ser Oboe, die Helle Farbe ! der Blechinstrumente, wie die der Saiten und auch die Rhnthmisierung durch Trommeln und Pauken. Tie Grund formen unserer Musikinstrumente gehen auf uralte Vor bilder zurück, die sich über ungeheure Strecken ziemlich un verändert verbreitet und durch die Jahrtausende erhalten haben. In einem soeben bei B. G. Tcnbncr erschienenen Buch, das das Wesen und die Entwicklung der Instrumente darstellt. schildert der bekannte Musikhistoriker Professor Fritz Volbach die Entstehung und erste Entwicklung dieser ehrwürdigen Ahnen unseres Orchesters. Auch der primitive Mensch begnügt sich nicht mit dem stets glcichblcibendcn Klana seiner Stimme: er verlangt nach buntem Farbenwcchsel. spitzt Sie Lippen, um der Bög- lein süßen Gesang nachznahmen, und bläst wohl eines Tages zufällig über ein ossenes Rohr oder eine Kürbis- flaichc hinweg, die den Ton seines Mundes voller un- stärker anichwcllen lassen. Das am besten klingende Rohr verwendet er zur Flöte, die als das erste aller In strumente gelten muh. Die einfache, aus Nenntiir- tnochcn gefertigte Flöte finden wir schon bei den Menschen der Steinzeit: sie existiert bei säst allen Völkern, die noch heute auf der Kindhettsstnse der Menschheit stehen: sie war vor Jahrtausenden den Aegnptern und wohl ebenso lange den Chinesen bekannt. Tie Söhne der Mitte erzählen, dah im Jahre 2700 v. Chr. der weile Ling-lun im Austrage des Kaisers Hong-Ti sich verschieden lange Vambnspseisen aus einem hohen Berge schnitzte, um die Töne des Wnndcr- vogcls Fung und seines Weibchens Hoang nachznahmen. Aus der Verbindung solcher Röhren in regelmäßiger Ab- stnsnna zu einem einzigen Instrument entstand die Pans- slöte oder Syrinx. Tie hohe Bedeutung, die dies Instru ment bei den alten Aegnptern als Urbild aller Harmonie hatte, geht schon daraus hervor, dah es als Hieroglyphe „Verstand Erkenntnis", ,a logar „Gott" bedeutete. Ganze Orchester von zum Teil mannshohen PanSpseisen besitzen manche Negervölkcr. die Papuas und Polynesier. Eine künstlerische Ausbildung der Flöte ging von der Erfindung der Tonlücher aus, die durch Ausdrücken der Finger ge schlossen und geösfnet werden können und das Hervor- bringen von Tönen verschiedener Höhe ermöglichen. Schon ein paar Tausend Jahre vor Christi sind solche Lang- und Querflöten in Aegypten in Gebrauch. Zu gleicher Zeit ent- stand in diesem ältesten Kulturland«: in der altägyptischen Schalmei, der Mast, der Vorfahr unserer Oboe. Diese Klangfarbe wird durch ein Stückchen Rohr erzeugt, da» man mit seinem oberen Ende zwischen den Lippen zu- sammcndrückt. so dah ein enger Spalt entsteht. In Aegyp- len findet auch der griechische Anlos, ein unserer Klarinette ähnliches Instrument mit einfachem Nohrblatt. sein Muster. Bon keinem Instrument -aber sind auf ägyptischen Denkmälern so zahlreiche und prachtvolle Darstellungen er halten. als von dpr Harfe. Jahrhunderte einer lang, samen Entwicklung müssen vorangegangen sein, bevor die wundervollen Rtcsenharscn aus den KünigSgräbern von Theben gebaut werden konnten. Wie die Flöte, so ist auch die Harfe ein Urelement aller primitiven Musik. Höchst wahrscheinlich ist sie aus dem Bogen dcS Schützen ent standen. Jeder Jäger und Krieger muhte ja Len Ton hören, den die Sehne des Bogens beim Losschnellen er tönen läßt: bald machte man die Beobachtung, dah dieser Ton bei veränderter Spannung ein anderer wurde. So entwickelte sich das e r st e aller Musikinstrumente, der Mnsikbogen, der sich noch bei primitiven Völkern in mehreren Weltteilen findet. Die Kongoncger am Albert- iec z. B. legen die Saite des Musikbogcns an die Zähne und bringen mit der linken Hand durch Verkürzen und Verlängern Töne verschiedener Höhe hervor. Schon bei den Naturvölkern trete» als Resonatoren an Stelle dcS Mundes künstliche Hohlräume, ausgehühlte Kürbisse usw.' Statt der eine» Satte werden auch mehrere von verschiede ner Länge in den Bogen cingespannt, und so entsteht die primitive Form der Harfe, wie sie auf den ältesten ägyp. tischen Bildern erscheint und heute Lei manchen Neger stämmen noch anzutrcssen ist.