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aio Allerlei für dle Frauenwelt. <D»«n«ch«». von Hann» Mbrecht. Die Sein« Traude vollendete bald daS dritte Ledensjadr, und noch immer wurde es ihr rr.Höort« und Silben zu formen, an ländige Sätze war gar mcht zu denken. »st wenn ste im größten Eiter etwas ausdrücken wollte, legt« sie den kleinen Finger an die noch kleinere Nase und lispelte: .Erst sinnen!" Da» war so niedlich, das; die Mama sie in die Arme schloß, an das Herz drückte und sagte: „Mein Dummchen!" Und von der Zeit an hieß die kleine Traude „Dummchen", als wäre das ihr Taufname gewesen. Die ältere Schwester Ilse war ein geistig auffallend befähigte» Kind und hatte sich — trotzdem es sie schlecht kleidete — anaewohllt, ein unkindliche», überlegenes Lächeln zu zeigen, wenn Dummchen einmal wieder etwas Dummes sagte oder tat. Das störte aber das kleine Dummchen nicht, denn «S merkte da» überlegene Lächeln nicht und fuhr fort; kein verlegtes Spielzeug oder keinen fortgerollten Ball zu finden, keine Karben zu unterscheiden, kein Tier zu er kennen und die gelegentlichen liebevollen Püffe der Schwester mit rührendem Gleich, mut zu ertragen. Aber da die Natur immer gerecht sein will, so hatte sie Dummchen für die offenbar geringer entwickelte Intelli genz «ine ausfallende körperliche Gewandt heit, Geschicklichkeit in den Händen und zu- letzt das Beste: ein engelreincs, gutes Herz gegeben. Sobald nur das Dummchen eine Unmutsfalte auf der Stirn der Mutter sab, die sie gar nicht veranlaßt hatte, kam s>e heran, streichelte und schmeichelte und fragte mit dem Hellen Stimmchen: „Gute Mama, böse?" Da lächelte denn die Mama wieder und sagte: „Nein, Dummchen, Mama nicht böse! Es wäre auch gar nicht möglich gewesen, dem Kinde böse zu sein, denn in seiner lieben, stillen Art tat es nie ein Zuviel oder ein Unrecht: es spielte für uch und beschäftigte sich und ahmte vor allen; jede Handoewegung, jede Handlung der alteren Schwester nach, als sei dies das einzig Erstrebnswerte, so übermütig und ungezogen wie diese zu werden. Aber es gelang ihr nicht, sie blieb immer das liebe, gute Dummchen, dessen blaue Augensterne «ine Welt von Güte und Herzlichkeit aus- strahlten und jedem, der hineinsah, das Herz Warm machten. Als Dummchen dann end lich sprechen gelernt hatte und in die Schule ging, — zum Glück hatten sie ihre Eltern in eine Privatschule gegeben, in der die Lehrenden Rücksicht ans jede Veranlagung »ahmen —. fiel ihr wohl das Lernen schwer, aber ihr gutes Herz, der Wunsch, das Rechte zu tun, ließ sie ihre Pflichten me versäumen, und so kam sie. in der Schule gerade so aut fort, wie manche befähigtere Schülerin, sie deshalb dachte, sie könnte an Fleiß sparen. Die Schulzeit war vergangen, Traude war zu einem schönen, kräftigen Mädchen erblicht. Sie sah mit klaren Augen das Leben an, wie es war. ohne sich besondere Illusionen von der Zukunft zu machen. Malstunden bekam sie nicht, wie ihre Schwester Ilse, und mit dem Musikunterrichte batte man schon längst ausgchört, weil er ihr so viel Mühe schuf und kein Fortschritt zu spüren war. Aber mit junger, schöner Stimme konnte sie ein Liedchen singen, und reizend klang es, wenn die beiden Schwestern ge meinsam sangen: die dunkel gefärbte Stimme der Traude und die Helle, süße der Alse! In der Wirtschaft ging Traude der Mutter freudig zur Hand. Nach und nach nahm sie lo liemlich alle Sorgen und alle Arbeit auf ich, die der grögere Haushalt mit sich brachte. Immer vergnügt war Traude. und mit lachenden Augen schaute sie um sich, denn Zweifel und mancherlei Wirrnisse, wie sie andere junge Mädchen haben, kannte ie nicht, eben Weil sie sich keine Zweifel chuf. Ihr junges, lebensfrohes Herz wählte >enn auch schnell und freudig den Mann, dem dies Herz zuslog, und da Traude das wirkliche Leben anzusassen und sich mit allen feinen Ereignissen aufs beste abzufinden ver- stand, kam ihr auch in der Ehe keine Ent täuschung. Ein paar blühende, gesunde Kin der tonnte sie ihrem Manne und der Welt schenken und zog sie mit so viel Natürlich, keit, Lieblichkeit und Anmut groß, daß es eine Freude war, die glückliche Familie anzu- schauen. Die Wirtschaft ging wie am Schnürchen, mit dem Einkommen deS Mannes wurde sparsam bausgehalten. das, was zu ermöglichen war, wurde an Garde- robc, Wäsche usw. von ihr selbst angesertigt. Und dabei immer Freudigkeit »no Herz lichkeit, eben weil es keine Enttäuschungen gab, da keine unerfüllbaren Ansprüche an die Welt und das Leben gestellt wurden. Freilich Mozart, von Haydn oder Beethoven konnte die Traude immer noch nicht unter- fcheiden, und wenn ihre Kinder, — die sonderbarerweise musikalisch veranlagt waren, — Klavier übten, da sagte sie ge- wöhnlich: „Spiel' doch die hübsche Sonate von Haydn noch einmal", gerade wenn es eine von Mozart war. Da lächelte» denn wieder ihre Kinder ein kleines bißchen über- legen, fo>, wie vor vielen Jahren die Schwester Ilse, und antworteten: „Aber, Mama, die war doch von Mozart!" Und das Kunstverständis war auch nicht gerade besonders entwickelt im Laufe der Jahre. Wahl hing die Rafaelsche Madonna im Salon über dem Sofa, und Traude blieb gern mit ihren Kindern vor den Auslagen der Kunsthandlungen flehen, aber Boden- bauien und Seifert waren ihr lieber als Böcklin und Klinger: „diese verstehe ich nickt," pflegte sie zu sagen und machte sich darüber kein Kopfzerbrechen. Mit vollen Kräften juchte sie die Wirklichkeit praktisch zu durch- dringen: ihr einfacher, aber klarer Verstand blieb an den Dingen, die greifbar zu er fassen sind, basten und fand sich damit aufs beste ab. Und oft, wenn aus irgend eine kleine Epiiode ihrer Kindheit oder ersten Jugend dje Rede kam. lächelte Traude. »klklilMt W««» Erscheint Begründet 18S6 W täglich Mo. LL4 Donnerstag, den «. Juli. Zwei Freunde. Roman von M. Eitner. t«. Fortsetzung.) tNachdruck verboten.) «,Werner!" rief Mila voll Todesangst und umklammerte seinen Arm mit ihren Hände», „was willst Du mir sagen ? Du kannst doch nichts Unrechtes getan haben." ^Nichts, das in den Augen anderer ein Unrecht oder ehrenrührig ivar," entgegnete Stechow. „Ich weiß jedoch zur Genüge, daß Deine Ansichten sich von denen anoerer unterscheiden." „So jage doch nur schnell, was ich hören soll," bat Mila mit einem Ausdruck in den Zügen, als erwarte sie ihr Todesurteil. Einen Augenblick schwieg Stechow, dann sagte er: „Ich war verlobt, Mila. Meine Braut wurde mir angetraut. Am Hochzeitstage setzte ich die Scheidungsklage ans und wurde geschieden." Mila starrte den Professor an, als versiehe sie kaum, was eben an ihr Ohr drang. — „Verheiratet," murmelte sie dann, „verheiratet und geschieden! Mein Gott! Und lebt Deine Frau'?" „Ich weiß es nicht, Mila, ob die lebt, die vor dem Altar mein Weib wurde, ohne es doch ie zu sein, da wir uns am selben Tage trennten und ibr, aus meinen Antrag hin, das Recht abgesprochen wurde, meinen Namen zu führen." „Verheiratet!" murmelte Mila wieder, „und geschieden, mein Gott! geschieden!" Immer noch stand der Professor unbeweglich. „Mila," rang es sich dann von seinen Lippen, „Hans Hagen, der Ala»», der die Ehrenhaftigkeit selber ist, hat nie etwas Ehrenrühriges in meiner Handlungsweise gefunden. Elisabeth ist in ihrem Verkehr mit mir nie anders geworden, trotzdem sie alles wußte. Mein Pflegevater hat mir nur den Vorwurf gemacht, daß ich, betört durch die Bitten einer falschen Frau, ihm von dem ernsten Schrill vorher nichts gesagt. Keiner meiner Bekannten hat einen Stein aus mich geworfen. — Mila!" stieß der Professor heraus und warf sich vor seiner Bram aus die Knie, „Mila! so sage doch nur ein Wort, ein Wort der Liebe. Sage doch nur, sprich es aus. daß ich dennoch Deiner wert bin." Abwehrend streckte Mila ihre Hände ans: „Las; mich jetzt, Werner, laß mich," sagte sie schluchzend. „Wie durstest Du das vor mir geheim Hallen! Werner, Werner, wie soll ich je wieder Vertrauen in Dich setzen?" Der Professor zuckte zusammen. „Ich Hobe das, lvas hinter mir liegt," sagte er, „wie eine drückende Last mit mir umber- getragen. Die Erfahrung, die ich gemacht, hatte die Fröhlichkeit aus meinem Leben gestrichen. Ich sah den Anbruch eines neuen glücklichen Lebens vor mir. als ich Dich kennen lernte. Ich bätte Dir alles gesagt, hättest Du nicht so schroff Deine hohen Er wartungen den Menschen gegenüber ausgesprochen. Sag' ein Wort, Mila, sag', daß Tu mich noch liebst." „Laß mich allein, Werner, laß mich nur jetzt allein." „Mila. ich gehe morgen fort für achte Tage. Soll ich so gehen?" Mila erwiderte nichts. Sie hatte die Hände über ihr Gesicht gelegt und sah nicht auf, als Stechow jetzt das Zimmer verließ. Er ging direkt in des Baurats Arbeitsstube. Ohne Zögern erzählte er olles, waS sich eben zugetragen, legte jene Episode aus seiner Vergangenheit klar, beschönigte nichts, führte nur als Entschuldigung für sein Geheimhasten Mitas Ansichten an, welche die Furcht in ihm erweckt hatten, sie, trenn er alles gesagt hätte, nicht zu gewinnen. Als Mann dem Mann gegenüber, wurde es ihm leichter, sich völlig rückhaltslos auszu- sprechen und alles zu sagem Ter Baurat war sehr bestürzt durch das, »was er hörte. Er konnte in dem, was der Professor ihm bekannte, nichts Ehrenrühriges finden, nichts, das ihn unwert er scheinen ließ, seine Tochter heimznnihreii, aber er tadelte väterlich und freundlich das Geheimhallen der annzen Sache. Er verstand wohl, daß der Professor über das, was hinter ihm lag, Mila gegenüber nicht hatte sprechen mögen, aber er setzte hinzu, daß er nicht als recht erachte, sich durch Verheimlichung von irgend etwas ein Glück erkaufen zu wollen, und daß dcr Professor ibm gegenüber sich hätte völlig aussprechen müssen, ehe er Mila seine Liebe gestand. Stechow konnte nichts dagegen erwidern. Er fühlte seine Schuld lies und bat den Banrat nur noch, bei seinem Onkel und Pflegevater in Königsberg ein Urteil über die ganze Sache einzuholen. „Mila hatte kein Wort mehr für mich," sagte er schließlich. „Cs ist vielleicht auch besser so. Morgen früh mrtz ich fort, und wenn sie sich dafür entscheidet, sich von mir zu trennen, mich nicht mehr wieder zusehen, so muß ick das hinnehmen und habe nichteinmaldas Recht, dagegen zu murren." „Das wird sie nicht tun," sagte der Baurgt. „Mlg hricht nicht so leicht M gegebenes chmen Sie Mr Interesse wahr uvtl cloestvu 8io Ist reu Leäarl' kür äio Anstuuki, iu Lamt- uvä Löiäsustoüsv, Llussv. LoMmröeLsv, LLnäsrn. usn., äsuu vir verbuk«, Sie lew« kW re Mi» »mlmbm» ste«. Lrestllltt Zrläenhsu; Zrilett 4 Lo.. vr-g-r;>»« Vvxov dvvor8todv»<Ivr Inventur vvrkrmlv Oaräliiou, 8tnrv8, VltruMN, kettdsoLon oto. snnr kLäeutvuiI nntvr I'rels. stMM Kenlleee - IM Mil liier, korn8prooli6r 1038. IVn!86uksu88tra886 IS — Li6r1!n8liau8. ülsvisl'rliielgMslo üWlex. Ltokavlrstv Han«Niabr»»s. — «rüsste Alvclulatlvir. L.otet»tvntoe I»e«laltr1tt. ! ILoi>rvr1-8lo»pIvx Mk. 1000, 8»Iou - 81>uz»lvx Mk 850 VorkÜIirrnitx ^ecloirklt. 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