Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt und Rabenstein. Dieses Blatt wird an jede Haushaltung der obigen Gemeinden unentgeltlich vcrtheilt. 34. Sonnabend, den 27. August 19V4. Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags. Anzeige)) werden in der Expedition tReichenbrand, Ptlzmühlcnsirabe 47V), towie von den Herren IO-bser. Barbier Kirsch in R-ichenbrand, Buchhändler Clemen »Bahner in Siegmar unk Kaufmann Emil Winter in Rabenstein cntgegengenommcn und pro lspaltige CorpuSzeile mit 10 Pfg. berechnet. Ml Inserate gröberen Umfang» und bei Ssteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Nachstehende Bekanntmachung der Königlichen Aintshauptmannschaft wird hierdurch zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Rabciistein, am 26. August 1904. Der Gcmciiidcvorstand. W'.lsdorf. Die beim Obstpflücker» auf Gemeinde- und Privatwegen zu beobachtenden Unfall- verhiitunasvovschriften. Nach Punkt /X III Absatz Vvcr Ilnfallverhütungsvorschriften der land- und sorstwirtschastlichcn Bcrnfsgenosscnschaft für das Königreich Sachsen müsse» die in landwirtschaftlichen Betrieben gebrauchte» beweglichen Treppen und Leiter» sich in gutem, brauchbare» Zustand befinden und, der Beschaffenheit des Fuß bodens entsprechend, mit eisernen Spitzen und Hake» versehen und so eingerichtet sein, daß sie nicht abgleiten oder abrulschcn können. Längere Leitern sind außer dem noch init Gcgcnstützcn z» sichern. Im Hinblick darauf, daß nach den gemachte» Wahrnchmunge» namentlich beim Obstpflücker, auf Gemeinde-, sowie Privatwegen sich noch viele Unfälle er eignen, die in der Hauptsache aus Nichtbefolginig dieser llnfallvcrhütungsvor- schriften zurückzusühren sind, erhalten die Gemeindebehörde» und Gutsvorstcher der selbständigen Gutsbezirke Veranlassung, darüber zu wachen, daß diese Vor schriften seiten der Eigentümer und Pächter von Obstnutzungsbetrieben, sowie der von ihnen beim Obstpflücken verwendeten Personen genau befolgt werden. Zuwiderhandlungen sind gegebenenfalls dem Vorstande der land- und forst wirtschaftlichen Berufsgenoffenschaft für da« Königreich Sachsen in Dresden zur Bestrafung anzuzeigen. Lhemnih, am 23. August 1904. Die Königliche AmtShauptmannschaft. I. A: v,-. Herkek. Bekanntmachung. Den I. September IS«4 wird der ». Termin der diesjährige» Gemeindeanlagen fällig. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß diese Anlagen zur Vermeidung des Zwangsvollstreckungs- Verfahrens bis zum IS. September I»«4 an die hiesige Gemeindekasse ab- zusührcn sind. Rabenstein, am 26. August 1904. Der Gcmeinderat. Wilsdorf, Gemeindcvorstand. Sitzung dcö Gemeinderates zn Reichenbrand vom 19. August 1904. 1. Eiii Gesuch des hier unterstützungswohnsitz- bcrcchtigten St. um Gewährung von Ratenzahlung zur Rückerstattung von ausgelaufenen Konfirmations- lostcn wird bewilligt. 2. Das vom Verfaffungsansschuß anfgcstelltc Orts statut über die AnstcllungS-, Gehalts- und Pcnsions- vcrhältniffc der hiesigen Gcmeindcbeamtcn wird mit einigen Abänderungen angenommen. 3. Das Gesuch eines hiesigen Einwohners um Benutzung des Forstwcgcs zum Einlegen einer Wasser leitung wird unter jcderzeitigen kostenlosen Widerruf genehmigt. 4. In Wcgcbansachcn wird auf Vorschlag des Banansschnffcs beschlossen, den ncuerbantcn Teil der Pelzmühlcnstraße, sowie den »eucrbautc» Fußweg unter den vom Amtsstrabcnmcistcr gestellten Bedingungen ans die Gemeinde zu übernehmen. Gertliches. Aeichenvrand. tzz ist st, letzter Zeit mehrfach vorgekonnnen, daß sich bei de» Abonnenten von elektri schem Licht und elektrischer Kraft Personen unter dem Vorwände vorslellte», die Leitungen »achzusehen oder zu prüfen. Hierbei kann cs jedoch nur darauf abge sehen sein, die betreffenden Räumlichkeiten zwecks event. Einbruchs oder Diebstahls auszukundschaftcn. Die Monteure des Elektrizitätswerks an der Lnngwitz sind sämtlich mit Lcgitimationskarte» versehe» und tragen Uniform. Wer sich mithin vor Schaden bewahren will, verlange jedesmal die Karte, damit nicht Unbe rufene in die Wohnungen eindringe» können. Das Elektrizitätswerk a. d. Lnngwitz in Oberlungwitz zahlt Jedem, welcher einen solchen Fall zur Anzeige bringen kann, eine angemessene Belohnung. Navenflei«. Es naht wieder einmal im Jahre die Zeit, wo ans gar zahlrr'chcu Häuser» unsres Landes und Ortes die kräftigsten und gesündesten jungen Männer abgerissen werden, ihre Zeit und ihre frische Jugcndkraft in den Dienst des Vaterlandes zu stellen. Manchem ists eine Freude, wenn er den bunte» Rock anziehen darf und in neue, fremde Orte ziehen kann, wenn auch die persönliche Freiheit dabei einer großen Beschränkung unterzogen wird. Manchem ists wohl auch gar nicht recht, wenn er die gute Stellung, die er innc hat, oder den guten Verdienst, den er sich jetzt erwirbt, aufgebe» soll. Und mancher junge Mann wird auch am fremde» Orte in stiller Abendstunde mit Wehmut der Heimat und des Elternhauses ge denken, das ihm zwei Jahre lang so fern liegen wird. Es ist überhaupt eine gar wichtige Zeit, in welche diese jungen Männer cintreten; eine Zeit, in der mancher ein ganz andrer Mensch wird, als er bisher war: und wenn er heim kommt, merkt man die tiefe Aendcruiig seines ganzen Denkens und Fuhlens. Und das kann für gar manchen ein großer Vorteil sein. Weil es aber ein solch wichtiger und folgenschwerer Schritt ist, de» diese sogenannte» Rekruten auf ihrem Lebenswege tu», so wird cs gewiß von allen Eltern und Angehörigen derselben gern gesehen, wenn diese jungen Leute diese» Schritt tu» im Aufblick zu ihrem Gott und Heiland. Andere Jahre sind in unsrem Kirchspiel Nabenstein >»it Rottluff die Rekruten und ihre Eltern einzeln und persönlich durch eine Zuschrift eingcladcn worden, vor ihrem Fortgang noch einmal zn Gottesdienst und Abcndmahlstisch zu kommen. Im laufenden Jahre sind aber den zuständigen Stellen ihre Namen bisher nicht zugegangen, sodaß sie heute hier in diesem Blatte zu dem feierlichen Gottesdienst herzlich eingcladcn werden, der Sonntag den 4. Sep tember um >/-9 Uhr im Gottcshause gehalten werden soll. Wollte» recht viele sich beteilige»! Aaöenstein, 23. August. Heute vollendeten sich 25 Jahre, daß Herr Branddirektor Emil Großer hier als Hauptniann der freiwilligen Feuerwehr fungiert. Aus diesem Anlaß wurden dem Jubilar vom Ge meinderat und von anderer Seite allenthalben Glück wünsche re. dargebracht, auch versammelten sich abends in Aurich's Restauration die aktiven und passiven Mitglieder der Kompagnie und Gemeindevertretcr zu einem Fcstaktus. Bei diesem überreichte der stellvertr. Hauptniann Herr Uhlinanu in kräftiger schwungvoller Rede dem Jubilar eine Statuette: „Der Alte im Sachsenwalde". Rede» und Gesänge wechselten hierauf bei leiblichen Genüsscn, für die i» freundlicher Weise gesorgt worden war, in ernster und humorvoller Weise ab. Der Jubilar, der Fcldzugsteilnchmcr von 1866, 1870/71 ist, war über diese Ehrung sichtlich gerührt und brachte alle» seinen Dank dar, dabei die Feuer wehr auffordernd, jederzeit zum Wähle unserer Mit menschen zusammen zu halten und mit der Gemeindc- vcrtrctung stets wie bisher Schulter an Schulter zu gehen, zn Nutz und Frommen des gesamten Feuer löschwesens in unserem Orte. Die Sühne des Fischers. Original-Erzählung von Ludwig Bliimck.-. Die Wogen rauschten und spritzten ihren Schaum in das schwankende Fahrzeug, spritzten ihr kühlendes Naß in des Fischers glühende Antlitz. Wie sie ihn umschmeichelten, wie sie ihn lockten: „Komm hernieder zu »ns, tief im Meere ist Ruhe!" Aber da stand er noch, der Greis mit dem Silberhaar, er redete eine andere Sprache. Jens war es, als hörte er deutlich, wie der Vater sagte, was er so oft gesagt, früher, wenn Not und Trübsal in das Hüttlein em- gezogcn waren: „Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken." Der Vater war ein frommer Christ, er verstand Trost zu finden in Gottes Wort und andere mit diesem Tröste zu erquicke». Wohl war der Vater streng, wohl haßte er das Arge, aber, weil er Gottes Wort kannte, so mußte er auch verzeihe» können. Wenn ich zu ihm gehe, wie der verlorene Sohn, wen» er meine Tränen sieht, ach dann wird er mir vergeben. Er wird Rat wissen. Diese Gedanken kamen Jens in das verzweifelte Herz, sic verscheuchten die finsteren Selbstmordgedanken und ließen eine» schwachen Lichtstrahl in die Nacht um ihn fallen. Spät am Nachmittage war Jens vom Fischfang heimgekehrt mit dem feste» Vorsatz, den Eltern alles, alles, was er getan, einzugcstehen, ihre Verzeihung zu erflehen und ihnen zu geloben, ein anderer werde» zu wolle». Auch Ove Outzen und Hanstne sollten ihn kennen lernen, wie er war, in all seiner Schwachheit, in seinem Leichtsinn, in allen seinen Lastern. Hanstne würde sich mit Abscheu von ihm wenden, er würde ihr entsage» müssen; aber das wäre ja nur die wohl verdiente Strafe für seine schwere Schuld. Da kam Hansine eben lachend auf ihn zu. Da bot ihm das gute, unschuldige, engelreine Wesen die Hand, ihm dem Schuldbeladenen. Er tat einen leisen Seufzer und schaute das junge Mädchen verzweifelt an mit seinen großen, dunklen Auge». Hanstnes Lachen verstummte und ihr rosiges Gesicht wurde ernst. „Jens, was ist mit Dir?" fragte sie i» strengem Ton. „Jetzt will ich endlich wissen, was Du mir und auch Deine» Eltern bisher verborge» hast. Du kannst es nicht leugnen, daß Du etwas auf dem Herzen hast, das Dich quält. Wenn Du mir nicht alles sagen willst, so ist Deine Liebe nicht echt, so hast Du kein Vertrauen zu mir. Warum siehst Du so traurig aus, warum schlägst Du immer die Auge» nieder, wen» Deine Eltern, oder mein Vater, oder ich mit Dir sprechen?" Jens seufzte wieder tief, drückte Hanstnes Hand an sein Herz und sagte: „Ich liebe Dich bis in den Tod, aber Du sollst mich nicht mehr lieben, ich ver diene cs nicht. Du sollst »ach dem Wunsche Deines Vaters handeln und eines reichen Mannes Weib werden."