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am Sonntag den »0. Oktober dsS. JahreS für die Gcburtsjahrgänge 187» und 1874. Sammeln: Je pünktlich II Uhr vormittags anf dem Rathaus platze. UnentschuldigteS Nicht- oder nicht pünktliches Erscheine« wird nnuachsichtlich bestraft. Bemerkt wird »och. daß zum Dienste in der Pslichtfcuerwehr alle männ lichen Einwohner von Ravenstein, soweit sie nicht nach 8 24 der Feucrlösch- ordnnng ausdrücklich befreit sind, vom vollendeten »8. bis znm zurückgelegte« »S. Lebensjahre verpflichtet sind. Es ist jedoch jedem Verpflichteten nachgelassen, seiner Dienstpflicht in der Freiwilligen Feuerwehr Genüge zu leisten. Solchenfalls sind diejenigen, welche 2 Jahre lang bei der Freiwilligen Feuerwehr ununterbrochen Dienste geleistet haben, oder aber eine separate jährliche Abgabe von 10 Mk. leisten, von allen weiteren Verpflichtungen bezüglich des Fcuerlöschdienstes befreit. Rabenstein, am 21. Oktober 1904. Der Gcuieindevorstand. Wilsdorf. Sitzung des Gemeinderates zu Reichenbrand vom 14. Oktober 1804. 1. Den« Vereine zur Fürsorge bildungsfähiger Krüppel wird ein jährlicher Beitrag von 10 Mark zngcstchcrt. 2. In Sparkassettsachen wird Kenntnis genommen vom Nevisionsprotokoll vom 37. September 1904. l Darlchnsgcsuch wird auf Vorschlag des Ausschusses bedingungsweise bewilligt. 3. Der Entwurf eines VII. Nachtrages zum hiesigen Anlagcnrcgulativ wird in 1. Lesung genehmigt. Oertliches. Aabenflein. Wie im ganzen Vaterlandc Sachsen, das durch das Hinschcidcn des allverehsten Königs Gcvrg so tics berührt worden ist, wird auch in Nabcn- stei» ein Trauer- und Gedächtnisgottesdienst zu seinem Andenken de» 23. Oktober vormitt. 9 Uhr gehalten. Die Militärvereine, die ihren Protektor so bald wieder verloren haben, werde» wohl zu diesen« Gottesdienste Kirchenparade halten. Um >/j,9 Uhr solle» sich die Mitglieder bei AurichS Restaurant ver sammeln, um sich um 9 Uhr unter Glockengelänte ins Gotteshaus zu begeben. Auch andere Vereine könnten sich, vielleicht auch mit florumhüllter Fahne, diesem Zuge anschlicße». — Man hatte hier für diesen Sonn tag eigentlich eine andere Feierlichkeit beabsichtigt, nämlich mit den Konfirmanden in Gegenwart ihrer Eltern und Angehörigen, auch ihrer Lehrer in feier licher Weise de» Konfirmandcnunterricht mit einem Gottesdienst zu eröffnen. Weil aber nach obrigkeit licher Verordnung der Haupigottcsdicnst zum Trauer- gottcsdienst wird, so soll diese Feier abends 6 Uhr im Gotteshansc durch einen Prcdigtgottesdienst be gangen werde». Wollten alle Väter und Mütter der Ostern 190» konfiriniert werdenden Kinder andächtig an diesem Gottesdienste teilnehmcn! Es werde» aber alle Gemclndcglieder ohne Ausnahme dazu eingcladen. Flaienstein. I» der in vergangener Woche ab- gehaltcne» Sitzung des Ausschusses der Konfir mand c»s p a r k a s s e des Einwohncrvereins teilte der Kassenvorstand V. Uhlich mit, daß durch die Ein zahlungen im 3. Vierteljahre die auf der Gemcinde- sparkassc »icdcrgclcgtc Sparsumme am 30. September sich ans 0877,15 Mk. beläuft. Daneben war noch ein barer Kassenbcstand von 34 Mk. vorhanden. Die Zahl der neu auSgegcbenen Bücher beträgt 20. Die geehrten Eltern werde» erneut darauf hingewiesen, daß für die Kinder von frühester Jugend an gesteuert werde» kan». Bei rund 14jährigcr Sparzcit kan» dann auch mit geringe» Sparbeträgen eine ganz hübsche Summe zttsammcngcbracht werden. HlaSensicin. DerhiesigcStcnographenverein „Gabclsbergcr" hat wieder cinen Ansängerkursus zur Erlernung der Stenographie Gabelsberger be gonnen, zu dem sich bis jetzt 20 Teilnehmer, darunter auch erfreulicher Weise mehrere Damen, gefunden haben. Die Unterrichtsstunden finden jede» Freitag abends >/«9—i/zl» Uhr in Kühn's Restaurant statt. Die Leitung liegt wie in den Vorjahre» in den Händen des Herrn Lehrer Na». Derselbe leitet auch einen BolksschülcrknrsuS, der in einem Schulzimmer der oberen Schule erteilt wird. Zur Fortführung und Fortbildung der Redeschrift ist ebenfalls in einem auch Freitags abends bei Kühns stattfindenden Kursus Gelegenheit gegeben. Anmeldungen zu den drei Kursen sind mir noch bis nächste Woche bei Herrn Kühn oder Herrn Ran z» bewirken. Wer also noch Lust und Zeit zur Erlernung der Redczeichenkunst hat, mag unlgehend sich melden. Rechte des Herzens. Original-Erzählung von Irene v. Hellmuth. IS. Fortsetzung! Der Hund kehrte sich indessen nicht daran. Nur von Zeit z» Zeit warf er einen scheuen Blick auf das Mädchen, als wüßte er, daß er etwas Unrechtes tat. „Du möchtest den Waldi wohl gern wieder haben, Anny?" fragte Herr Freiwald. Ein leuchtender Blick aus den blauen Kinderaugen traf den Sprecher. „O, wie gern — aber ich darf ihn ja nicht mit nach Hause nehmen ." „Das wird sich finden," sagte Major Freiwald mit Nachdruck. „Einstweilen will ich seheil, daß ich ihn znrückkaufen kann. Mit Geld läßt sich vieles machen. Wartet mal einen Augenblick." Der gute, alte Herr verschwand eilfertig in dem Hause, das ihm Anny als Waldis neue Heimat bezeichnet hatte. Nach weniger als zehn Minuten kam er schmunzelnd zurück. „So Anny/ sagte er, „das wäre abgemacht. Du kannst Deinen alten Freund behalten. Der Mann ist froh, daß er den Hund los wird. Er versicherte mir, das Tier wäre ihm viel zu teuer verkauft worden, und er hätte viel Aerger damit gehabt, weil Waldi immer herumstrenne." Anny fühlte sich kotz der Freude sehr beklommen. Sie wußte es, die Tante wurde einen Höllenlärm machen, wenn der Hund zurückkam. „So, und nun zu dem Kampf mit dem Drachen," rief Freiwald humorvoll. Im Hausflur war es schon völlig dunkel, als Anny mit ihre» Begleitern dort anlangtc. Die Kuchen türe stand weit offen, eine Oellampe hing an der Wand. Auf dem Herd prasselte heißes Fett in einer Pfanne, und verbreitete cinen unangenehmen Geruch. Waldi, mit alle» Räumlichkeiten wohl verkant, war schon vorausgeeilt, durch die Küche und die nur an gelehnte Tür des Wohnzimmers geschlüpft. Dort gab er seiner Freude durch lautes Bellen Ausdruck. Jetzt wurde die zornige, unangenehme Stimme einer Frau vernehmbar. „Was willst Du den» hier, Du dummes Vieh? Gleich machst Du, daß Du fortkommst! Willst Du die Peitsche habe»? Wart' nur. Ich hole sic! Wo steckt denn das gnädige Fräulein, he? Alle beide werd' ich euch mal ordentlich durchbläucn ." Die Scheltende war inzwischen in die Küche und von da in den halbdunklen Flur geeilt, wo sie vor läufig nur Aiiiiys ansichtig wurde, da Freiwald sich mit seiner Gattin im Hintergrund hielt. „Ah, sieh mal an, Du bist auch schon da?" schrie sie erbost und stemmte beide Hände i» die Seiten. „Seit nahezu zwei Stunden bist Du fort, — wo hast Du Dich nur wieder Herumgetrieben, he? — Faules, unnützes Mädchen! Du glaubst wohl, ich werde Dich abfiittern, und dabei noch all? Arbeit allein verrichten? Heute bekommst Du nichts? Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen! Kannst meinet wegen wieder hingehen, wo D» hergckommen bist, ich bin froh, wenn ich Dich nicht wieder sehe! — Geh mir ans den Augen!" — Die hochgchobene Hand der wütenden Frau wäre im nächsten Moment unfehlbar auf das Haupt des bleichen, zitternden Mädchens niedergesaust. Rasch trat aber Freiwald in den Bereich des Lichtes. Die Hand sank herab, und ein Ausdruck halb Ueberraschnng, halb Verlegenheit, trat in das rote Gesicht der Scheltenden. „Sie wünschen, mein Herr?" fragte die Frau, rasch in einen freundlichen Ton übergehend. „Suchen Sie vielleicht ein möbliertes Zimmer? Ich habe zwei sehr nette, beaueme Räumlichkeiten zu vermieten." „Nein," gab der Gefragte barsch zurück. „In Ihrem Hause wäre mir zu viel Lärm." „Na ja, wenn man sich auch den ganzen Tag mit solchen Rangen ärgern muß," entschuldigte sic sich. Nun trat auch Frau Minna vor. „Den Aerger mit Anny sollen Sie heute znm letztenmal durchgeinacht haben," sagte sic rasch, einen Blick auf den Gatten werfend, um sich zu überzeugen, daß er mit Ihrem Handeln einverstanden war. Er machte ein sehr zufriedenes Gesicht und lächelte seiner Frau zu. Die Tante begriff natürlich nicht, was man von ihr wollte, sie sah fragend von Einem zum Andern. „Wir beabsichtigen nämlich, Ihre Nichte zu uns zu nehmen," begann Frau Minna wieder. „Ich habe mir schon längst ein so liebes, kleines Töchterchen gewünscht, und Ihnen ist das Mädchen, wie es scheint, sehr im Wege." Anny war mit einem lauten, jubelnden Freuden schrei aus ihre gütige Beschützerin zugecilt, und schmiegte den blonden Kopf mit dem krausen Lockengeringel zutraulich an deren Brust. In ihren Auge» leuchtete es freudig auf. „Gott lohne Ihnen, was Sie an mir arme Waise tun! O, wie glücklich machen Sie mich!" Das Mädchen lachte und weinte zugleich, und wußte sich kaum zu fassen. „Ich will mich bemühen, meine Dankbarkeit durch die Tat zu beweisen, so lange Ich lebe!" „Aha, also da wills hinaus!" rief die Tante. „Sie glaube», nachdem ich das Mädel vier Jahre lang umscnst gefüttert, daß ich es jetzt, wo es mir ein wenig von meiner Arbeit abnehme» könnte, so ohne weiteres fortlaffe» werde? Daraus wird nichts! Sie soll erst abverdienen, was sie mir gekostet hat, dann kann sie gehen, eher nicht! Auf Dankbarkeit kan» man so wie so nicht rechnen!" Anny war glühend rot geworden. „Glauben Sic nicht, gnädiger Herr, daß ich un dankbar bin," beteuerte sie weinend, „aber diese Frau hat kein Herz; schlecht bin ich behandelt worden, Schläge und Püffe habe ich genug bekommen, aber desto weniger zu essen, — ich kann ihr nicht dankbar sein, — ich kann nicht! — Wenn ich manchmal ver stockt und trotzig erschien, so trug sie selbst die Schuld daran! Ein freundliches Wort, wenn sie mir gegönnt hätte, so konnte sie mich um den Finger wickeln, ich sehnte mich nach Liebe, nach einem Herzen, das es »t mit mir meinte! Aber seit mein Vater tot ist, mt mir niemand ei» gutes Wort gesagt, — bis heute, — bis Sie kommen! O, wie wohl hat i»ir das getan, — wie unsäglich glücklich bi» ich geworden! Sie haben mir den Himmel gezeigt, ach lassen Sic sich nicht wankend machen in Ihrem hochherzigen Entschluß. Bitte, bitte, nehmen Sie mich mit! Sie könne» »sich nicht wieder in diese Hölle stoße». Haben Sie Mitleid!" „Weine nicht, Anny," begütigte Frau Minna das aufgeregte Mädchen. „Du sollst noch heute aus diesem Hanse fort. Ich denke, Deine Tante wird das heilige Vermächtnis eines Toten respektieren. Jetzt geh, und hole das Bild und den Brief, von dem Du sprachst. Das Weitere wird sich morgen finden. Wir setzen uns mit Deiner Tante schon auseinander: heute begleitest Du uns." Und sich an die etwas verblüfft dreinschauendc Tante wendend, fuhr sic fort: „Wenn unsere Ver mutung uns nicht täuscht, so haben wir ein Anrecht auf Anny. Sic ist von ihrem sterbenden Vater an uns verwiesen. Freilich erfuhren wir erst heute von der Sache, sonst wäre Ihnen das Mädchen sicher nicht so lange zur Last gefallen." Rasch atmend kam Anny mit einem großen Oel- geniälde zurück, und reichte dieses, sowie den Brief ihres Vaters der gütigen Frau hin, die nur einen ' einzige» Blick auf das Bild warf, dann rief sie bewegt: „Kein Zweifel, — das hat Willy gemalt, — o armer, — armer Freund!" Auch der Major blickte mit umflorten Augen auf den Brief, den ihm die Gattin gereicht. „Hier ist nicht der Ort, wo man das Schreiben aufmerksam lesen kann," sagte er, „deshalb kommt, wir wollen nach Hause gehen. Morgen sollen Sic das Nähere hören," fügte er, zu der Tante gewandt, hinzu. Dann nahm er Anny an der Hand, und reichte seiner Frau de» Arm. „Komm, Waldi," lockte er den Hund, der laut bellend in mächtigen Sätzen voraussprang. II. Es war ei» sehr gemütliches Zimmer, wo An»» mit ihren neuen Freunde» an dem runden Tisch saß. Die große Hängelampe verbreitete ein angenehmes Licht, im Ose» brannte ein leichtes Feuer, während draußen der Wind in den Bäumen rauschte, und klatschende Regenkopfen an das Fenster schlugen. Anny hatte sich in ihrem Leben nie so wohl gefühlt, wie diesen Abend. Die besten Bissen hatte man ihr vorgelcgt, und sie ließ es sich köstlich schmecken. Hie und da siel auch für Waldi ein Leckerlsiffc» ab. Der Hund streckte sich behaglich zu den Füßen seiner junge» Herrin auS. Frau Minna schaute „dem Kinde" lächelnd zu und füllte den Teller immer wieder aufs neue, bis Anny erklärte: „Nun bin ich aber wirklich ganz satt, gnädige Frau." „Nicht so, mein Kind," wehrte diese eifrig, „ich will für Dich nicht „gnädige Frau" sein; nenne mich .Du", — und wen» Du willst — „Tante", ich will schon sorgen, daß Du Dich bald heimisch bei uns fühlst." „Ach wie gut Sie — Du bist," verbesserte sich Anny errötend, als Ihr Frau Minna mit dem Finger drohte. „Ich werde mich erst an all das Schone gewöhnen müssen, Du wirst viel Geduld nötig haben. Mir ist, als käumte ich einen wunderschönen Trauvi, als erlebte ich ein Märchen. Ab« bitte, nun «zählt mir von meinem Bat«. Ihr kanntet Ihn, als er noch jung war?" Fortsetzung folgt. verstellbar« Jacquardkarte mit Versetzharen federnden Stegen, D. R. G. M. 230226 von Otto Münnich, Jacquardkartenfabrik, Chemnitz. Jacquardkarten für Jacquardstrickmaschinen werden,