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— Der 29 Juni: Petri Pauli Auch ein Tag zum Kräuter- und Wurzelsammeln ganz geschickt, besonders merkwürdig dadurch, daß, wenn das beliebte Wundholz in der Mittagsstunde, oder früh vor Sonnenaufgang, ganz stillschweigend geschnitten wirb, solches eine bewunderns würdige Kraft erhalten soll Wie lange wird man noch Wundholz schneiden? Ist denn so viel Menschenverstand nöthig, um einzusehen, daß das Holz, es mag früh, Mit tags oder Abends, stillschweigend oder redend geschnitten werden, dennoch nur Holz bleibt und nicht mehr als an deres Holz, das eben aus dem Reißbündel gezogen wor den, Kraft haben kann? Der Aberglaube spiele also die Hauptperson und die Mitspielendcn haben die Narren kappe auf, damit es etwas zu lachen giebt. — Vergnügungen: Heule Evncert vom Häni- chener Bergmusikchvr auf dem Bergkcller; morgen eben daselbst Concert vom Winkler'schcn Musikchor zum Besten des 2. Vereins zur Unterstützung in Krankheit und Tod. Versammlung des allgemeinen Advokaten- Vercins in Bautzen den 30. Juni 1837. ES findet, wie schon angezei.st worden, de» 30. Juni v. I. in Bautzen eine Gcncraiveriammlung des allgemeinen sächsischen Advokatenvereins statt unv es hat vorläufig die Depuianon des allgemeinen Advokatenvereins im Königreich Sachsen eine» mit Fleiß und Umsicht auSaearbeiteten Bericht drucken lassen, welcher als Unterlage fiir die Verhandlungen dienen soll. Bei der am 27. Ocr. 1854 in Leipzig abgehalienen Generalversammlungdes allgem. Advokatenvereins war der uckachte» Deputation der Auf trag ertheilt worben, die in Betreff des Sachwalt.rstandes beste henden gesetzlichen Bestimmungen zu prüfen und über die Ver besserungen, welche hierbei als wünschenswenb befunden werden sollten, sich behufs künftiger Verhandlung darüber gutachtlich zu äußern. Der Bericht hebt nur die schon sitzt und unerwartet der im Gesetzeswege z» veihoffenden allgemeine» Reformen des Ad- vokätenstandes zu erstrebenden dringl chen Verbesserungen für den Sachwalterstand heraus und beantragt: >) Verminderung der übergroßen Zahl der Sachwalter; 2) Einreichung einer Petition beim K. Justizministerium, worin das Umsichgreifen der Winkel- schriftstellcrei und des Agenturwesens auseinandergesetzt und das K. Ministerium um Anwendung der nöthigen Maßregel» zur He bung dieser dem Interesse des Publikums, wie des Avvokatenstan- deS so nachthciligcn Ucbelstände angegangen wird; 3) eine er höhte Tarorbnung und 4) Einführung eines Disciplinar« oder Ehrenratbes. Diese Vorschläge zur Verbesserung der Stellung des Advo- katenstandes im Königreich Sachsen sind nicht neu, sic sind schon im Jahre 1840 in den beiden hierher gehörige» Schriften Be- schorncr's und Blechschmidt's berausgeboben worden, nur daß der Erstere dem Prinzipe einer unbeschränkte» Anzahl von Advokaten hnldigt, der Letztere aber nur in der Feststellung der Anzahl der Advokaten und in deren angemessener Verthcilung im Lande ein Mittel zur Besserung der Lage der Sachwalter findet Mit Recht stellt nun die Deputation die Reduktion der übergroßen Zai l der Advokaten auf eine durch das Bedürfniß bedingte Normalzahl an die Spitze, hier hat sie den Nagel auf den Kopf getroffen, denn eS ist kein anderes Heil in Israel, als Verminkerung der Zahl von 1097 Advokaten auf ungefähr 150 bis 160, denn so viel reichen für das Bedürfniß aus, wie dies z. B. in Württemberg der Fall ist, woselbst im ganzen Lande nur 150 Sachwalter eri- stiren, obgleich Württemberg 30,000 Einwohner mehr hat als Sachsen, während Dresden allein mehr als 150 in seinen Mauern zählt und Leipzig sogar 182 ausweist. Sachsen ist das einzige Land auf GotteS noch nicht untergegangenem Erdboden, in wel chem die größte Anzahl von Advokaten eristirt und zum Theil nur vegetin; wie i» dem Berichte Herausgehobe» wird, so ist die Zahl der Sachwalter im gesanimten Deutschland auf 6000 an- " zunehmen, wovon auf Sachsen allein 1097 nach den Ermitte lungen deS statistischen BureauS kommen; in Wien giebt eS eine geschlossene Zahl von 80 Anwälten und 40 Notaren, in Berlin eristiren 43 Rechtsanwälte, i» Preußen komme» 1 0,200 Köpfe auf einen Advokaten, in Württemberg über l 1,000 und in Sachsen nur 1800, unter denen eine Menge Proletarier, Kinder und über haupt Leute sind, die des Beistandes eines Anwaltes gar nicht bedür fen. Wer sich genau unterrichten will, wieviel in jedem deutschen Lande Advokaten eristiren und a» welchen Orten und wie sie heißen, der findet darüber die nöthige Auskunft indem „Anwaltschaftsbucht von BuddeuS". Der Zweck des Staates ist die Verwirklichung der RechtSidee, soll dieser aber erreicht werde», so kann dies nicht geschehe» durch eine Unzahl, sondern durch eine festzustellende und festzuhallende Normalzabl von Advokaten. Die Verord nung vom 21. Febr. 1857 setzt zwar die Zahl der vom nächsten Zabre an jährlich zu immatrwnlirenden Advokaten von 25 auf 18 herab, allein das ist höchstens ein Palliativmittel, hier ist aber eine Raeiealeur »ötbig und diese kann blos darin bestehen, daß die Jmmairiculation neuer Sachwalter vor der Hand und bis ans Weiteres gänzlich siftirt werbe, wie dies in Preuße» auf Antrag der dortigen RcchtSanwälie auch bereits mehr als ein mal der Fall gewesen ist. Daß aber eine Reduktion der Zahl der Advokaten auf eine je nach dem Bedürfnisse festzustellende Normalzahl nicht nur für de» Ädvokatenstand selbst, sonder» für die gesammte Rechtspflege von dem größten Einfluß und Vor theil sein muß, liegt auf der Hand und bedarf keiner weitern Erörterung. Mit de» übrigen in dem Berichte herausgehobenen Anträgen muß man sich auch vollkommen einverstanden erklären. Möge» nun die Verhandlungen in Bautzen einen günstigen Ver lauf nehmen unv die darauf bastrten Anträge bei der hohen Slaatsregierung ei» günstiges Gehör finden. Königliches Hoftheater. Die k. k. Hofopernsängerin Frl. TietjenS aus Wien beschloß ihr Gastspiel, nachdem sie in kurzen Zwischenräumen als Rczia, Donna Anna, Valentine, Euryanthe und Martha aufgetreten, am Sonnabend als Amazily in Spontini'S großer heroischer Oper „Ferdinand Cortez", eine Tondichtung voll wahrhaft imperatori schen Geistes und energischen, heroische» Schwunges. Nament lich bietet der zweite Akt im Ausdruck heldenmüthiger Kraft so viel glänzende Begeisterung, wie kaum eine andere dramatische Musik aufzuwcisen hat. Der Raum verbietet heute, auf die Schönheiten der Oper näher einzugehen. Die vorgestrige Dar stellung war im Allgemeinen eine vorzügliche und durch die Ge sangsleistung deS Frl. LierjenS in ihrer musikalisch höchst schwie rigen Rolle, die bekanntlich auch in Frl. Bunke eine treffliche Vertreterin hat, wesentlich gehoben. Frl. TietjenS gab das liebe warme, in Leidenschaft entbrannte und kämpfende Sonnenkind mit großer Innigkeit und charakteristischem Feuer, was sich be sonders in den treibenden und atbemloS pulstrenden Arien, wie in den Duetten mit Telasko und Cortrz bewährte, die ohne Aus nahme des Beifalls, mit dein sie vom Publikum belohnt wurden, höchst würdig waren. Hr». Tichatscheck'sCortez ist ohne Nebenbuhler. Die Kraft der Stimme, die Schönheit deS Tons, die Begeisterung des Ausdrucks — Alles ist an dieser Par tie bewundernswürdig. Eine vorzügliche Gesangsleistung bot auch Hr. Milterwurzer als Telasko. Trefflich gelang die berühmte Hymne der gefangenen Spanier, wobei sich besonders Hr. Ru dolph als Alvarez auszeichnete. Den merikanischcn Oberpriester darf Hr Abiger zu seinen besten Partien zählen. DaS ziemlich gefüllte HauS war sehr dankbar für die unter Direktion des Hrn. Kapellmeister Reißiger so gelungene Aufführung. Hr. Tichat scheck ward Im 2. Akte mit Frl. TietjenS bei offner Scene und nach dem Akte zweimal gewissen. Am Schluß erscholl abermals ein begeisterter Applaus und als Frl. TietjenS mit den Herren Tichatscheck und Miti.rwurzcr hervortrat, fielen reiche Blumen- > spenden auf die Bühne nieder, welche die Genannten in lieben--