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die leider manchenorts so mißverstandene Weimarer Konvention vom Herbst 1936. Es bleibt zu wünschen, daß diesem Aufruf an die Verantwortung aller, die in der Abwehr der Bedrohung unserer gemeinsamen europäischen Kultur sich verbunden fühlen, ein voller Erfolg beschicken ist. Es ist nicht zuletzt in Ihre Hand gegeben, Buch und Schrifttum zu einem starken Bollwerk des europäischen Friedens und der europäischen Kultur zu machen, und es ist unser aller Wunsch, daß sich jeder bei seiner Arbeit am Buch von dieser europäischen Verpflichtung zu Verständigung und Frieden auf der Grundlage der Selbstbestimmung und der Ach tung der völkischen Lebensnotwendigkeiten bestimmen läßt. Das nationalsozialistische Deutschland weiß sich in der An erkennung des hohen Wertes, der dem Buche zukommt, und in der Anerkennung der schöpferischen Verantwortung des Verlegers mit fast allen Staaten des Auslandes, von Sowjetrußland als ein ziger Ausnahme abgesehen, einig. Wir haben in Deutschland dem ausländischen Buch keine Be schränkungen auferlegt; ja, wir können geradezu sagen, daß in folge der wiedergcwonnenen Freiheit und Weltgeltung Deutsch lands die Anteilnahme unseres Volkes in steigendem Maße sich den Fragen zuwendet, die die anderen Staaten und Völker be schäftigen. Wir haben wieder die Zeit gefunden, den Blick von der eigenen Not hinweg auf die geistigen und künstlerischen Vorgänge in der Welt unserer Nachbarn und Freunde zu lenken. Der nationalsozialistische Staat wird auch in Zukunst größte Sorgfalt auf die Pflege der Verbindungen mit den anderen Völkern im Be reiche des Schrifttums legen. Dieses Bestreben zeigt sich in der von uns herausgegebenen übersetzungsfülle der besten schöngeistigen Werke der Kulturnationen. Deutlicher kann sich die Weltoffenheit unseres Kulturlebens nicht erweisen als in der Tat sache, daß es wohl kaum ein repräsentatives Werk ausländischen Ursprungs gibt, dem nicht durch die deutsche Übersetzung der Weg zum deutschen Leser geebnet wurde, und nicht selten hat dabei eine deutsche Übersetzung den Ruhm und das Ansehen des auslän dischen Dichters erst begründet. Leider ist es häufig mit dem deutschen Buch im Auslande anders bestellt. Mögen die Besprechungen Ihres Kongresses, die sich mit den besonderen Voraussetzungen der übersetzungsfragen beschäftigt haben, auch für das deutsche Buch den Erfolg bringen, den wir uns erhoffen, und von dom wir überzeugt sind, daß er einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Erhaltung des Frie dens darstellt. Wir haben oft mit Bedauern festgeslellt, daß die ausländische Öffentlichkeit nicht die Möglichkeit hatte, sich ernst lich mit den das nationalsozialistische Deutschland beschäftigenden Fragen auseinanderzusetzen. Allzulange galt im Ausland ein Schrifttum als das eigent liche deutsche, das mit dem wirklichen Deutschland, wie Sie, meine Herren, es um sich sehen, wahrhaftig nichts zu tun hatte. Wir haben es immer wieder erlebt, daß die Menschen, die unser Vater land besuchten, voll Überraschung, voll Anerkennung und auch wohl voll Freude zu uns kamen und nicht begreifen konnten, daß sie ein ganz anderes Deutschland vorsanden, als sie es, durch eine uns abträgliche Literatur beeinflußt, erwartet hatten. Es ist unser Wunsch und zugleich eine Bitte, die ich an den Kongreß richte, er möge dazu bei tragen, daßdasBilddeswahrenund wirklichen Deutschlands als eines Landes der Arbeit und der Pflichterfüllung im Dienste der gesamten europäischen Kultur bei den übrigen Völkern immer lebendiger werde. Man hat nicht die Möglichkeit, sich ein Deutschland vorzu stellen oder einzureden, wie man es sich vielleicht wünscht. Man kann nur mit dem Deutschland rechnen, das in Wirklichkeit vor handen ist. Ich verkenne dabei keineswegs, daß wir in der Ver breitung des deutschen Buches von Jahr zu Jahr stärkere Erfolge zu verzeichnen haben und daß wir mit einer Reihe von Völkern über den Weg des Schrifttums zu einem nachhaltigen geistigen Meinungsaustausch gekommen sind. Es ist nicht möglich, das Geistesleben eines Volkes auf sich selbst zu beschränken. So wie die Völker in ihrem materiellen Da sein auf das vielfältigste miteinander verbunden sind und diese Verbundenheit zum großen Teil den Hochstand ihrer Zivilisation ausmacht, so sind sie es auch im geistigen. Jahrhundertelang haben sie in einem fruchtbaren geistigen und künstlerischen Austausch gestanden. Dieser läßt sich nicht unterbrechen, ohne daß in unserer Gesamtkultur schwerster Schaden eintritt. Wenn wir von unserem Erdteil sprechen, dann tritt uns ungeachtet der sonstigen Verschiedenheiten der Völker das Ge meinschaftsbewußtsein unserer Kultur als die Realität des geisti gen Europas gegenüber. An diesem Europa haben alle Völker Anteil; das nationalsozialistische Deutschland hat niemals die Ab sicht gehabt, sich aus dieser Verbundenheit zurllckzuziehen. Immer wieder weisen wir in allen unseren Veröffentlichungen, Büchern, Zeitschriften, in der Presse sowie in unseren großen Volksorgani- sationen darauf hin, daß die Beschäftigung mit dem Geistesleben anderer Völker die Voraussetzung für ein friedliches Zusammen wirken und eine immer stärker werdende Annäherung ist. Mögen auch das Ausland und insbesondere die ausländische Verlegerschaft, die in Ihnen ihre Vertretung besitzt, diese Notwendigkeit des geistigen Austausches stets erkennen und fördern, mögen Ihre Arbeiten, die der kultu rellen Annäherung der Völker dienen, dabei von vollem Erfolg gekrönt sein. Der national- sozialistische Staat aber wird Ihre Bestrebun- gen, auf diese Weise dem Frieden der Welt zu dienen, jederzeit mit allen seinen Möglich keiten fördern. Er hat die Macht dazu! Er will das, und er kann das! Es liegt an der Welt, in die offene Freundeshand einzuschlagen, die wir ihr entgegen st recken. Starker, immer wieder aufrauschender Beifall zeigte dem Minister den Dank für seine Ausführungen, den ihm Präsident Karl Baur im Namen des Kongresses mit einer kurzen An sprache zum Ausdruck brachte, in der er sodann die zwölfte Tagung des Internationalen Verleger-Kongresses in feierlicher Form für beendet erklärte. Reichsminister Or. Goebbels empfing an schließend die Vertreter der einzelnen Länder im Rittersaal der Kroll-Oper. * Festaufführung im Deutschen Opernhaus und Empfang Schon wenige Stunden nach der Ankunft des Sonderzuges der deutschen Reichsbahn am Donnerstag nachmittag in Berlin füllten sich das Parkett und die Ränge des Deutschen Opernhauses mit den Teilnehmern des Internationalen Verleger-Kongresses. Das festliche Haus mit seinen weiten Treppenaufgängen und Vorräumen war ein wunderbarer Rahmen für das glänzende Bild, sodaß schon vor Beginn der Aufführung jene besondere Stimmung herrschte, die außergewöhnlichen Ereignissen voran geht. Kurz bevor sich das Haus verdunkelte, erschien Staats sekretär KarlHanke, neben dem der Vizepräsident der Reichs schrifttumskammer Hauptamtsleiter Wilhelm Baur, Ministerial rat Hederich, Präsident Karl Baur und andere Ehrengäste Platz nahmen. Schon nach dem ersten Akt zeigte der begeisterte Beifall, daß die Aufführung der »Fledermaus« alle in ihren Bann gezogen hatte. Die vollendete künstlerische Leistung aller Mitwirkenden und die hervorragende Ausstattung, die in der großen Ballszene des zweiten Aktes ein phantastisches Bild entrollte und zu spon- Nr. 147 Dienstag, den 28. Juni 1938