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7140 Nichtamtlicher Teil. 200, 29. August 1904. reiht. Noch heute sind »Lorcks Hausbibliothek« und »Lorcks Eisenbahnbüchsr-, Lorcks »Männer der Zeit«, seine Zeitschrift »Europa; Chronik der gebildeten Welt» (später an Ernst Keil übergegangen) älteren Buchhändlern in guter Erinnerung. Aber so rastlos und arbeitsfreudig Lorck seinen Unter nehmungen sich widmete, und so sehr ihn verlegerische Findig keit und Kühnheit auszeichnete, so hat ihm doch, wie er selbst bekennt, leider immer die unerläßliche Gabe kauf männischen Eigennutzes gefehlt, ohne die der dauernde Erfolg geschäftlicher Unternehmungen nicht denkbar ist. Nur die Sorge und Mühe der Arbeit hatte Reiz für ihn; seine wohlverdiente persönliche Befriedigung lag in der Besiegung sich türmender Schwierigkeiten. Das glücklich vollendete Werk aber und die Aufgabe, es nun als Kaufmann zu pflegen und seinen klingenden Erfolg zu sichern, konnten ihn nicht fesseln. So kam es, daß er diesen groß angelegten und mit äußerster Anspannung seines Willens durchgeführten Verlag schließlich aufgab und andern überließ. Das gleiche Geschick traf ihn als Inhaber der Fr. Nies- schen Buchdruckerei in Leipzig, die er 1856 erworben hatte. Es war ihm eine willkommene und mit großem Erfolge durch- gefllhrte Aufgabe, die etwas verödete Offizin zu neuem Leben zu erwecken. Große Ehre brachte ihm die Pariser Weltaus stellung 1867, deren Jury ihm die silberne Medaille zuer kannte und deren amtlicher Bericht erklärte, daß nur die Kaiserliche Druckerei in Paris mit seinen in 44 Sprachen hergestellten Druckwerken in Wettbewerb treten könne. Aber 1868 überließ er das durch ihn zur Größe emporgetragene Geschäft an W. E. Drugulin. In der Welt des Buchdrucks und des Buchhandels ist es bekannt, welchen Weltruf sowohl Drugulin wie insbesondere auch dessen Schwiegersohn und Nachfolger Johannes Baensch diesem Unternehmen geschaffen haben, dessen Grundlage durch Lorck gegeben war. Erst viele Jahre später, 1877, trat Lorck wieder mit einem eigenen Geschäftsunternehmen hervor und eröffnete unter der Firma seines Namens ein Kunstgeschäft in Leipzig, mit dem er einen ausgedehnten Vertrieb von Werken der Kleinplastik und des Kunstgewerbes verband, einen Verkauf von künstlerischem Zimmerschmuck, wie er besonders in den letzten beiden Jahrzehnten zu bekannter großer Entwicklung gelangt ist. Seit 1889 befindet sich dieses Geschäft im Besitz von C. Oehlmann. Schon in jungen Jahren hatte Lorck sich als buch druckerischer Fachschriststeller hervorgetan, und diese ihm willkommene Aufgabe hat er mit regem Eifer bis ins hohe Alter gepflegt. Dem älteren Leser des Börsenblatts für den Deutschen Buchhandel sind seine zahlreichen gediegenen Arbeiten in diesem Blatte ja sicher in Er innerung. 1869 unternahm er die Herausgabe eines Fach blatts, dem er Bedeutung errungen hat, der »Annalen der Typographie«, eines nach Lorckscher Weise vornehm und groß angelegten, ebenso auch durchgeführten »Central organs für die technischen und materiellen Interessen der Presse«. Fast gleichzeitig übernahm er die Förderung der Gründung des alsbald zu großer Bedeutung gelangten »Deut schen Buchdruckervereins« und auch dessen geschäftliche Leitung. Das Vereinsstatut ist von Lorck entworfen und aus- gcarbeitet, und über die schwierigen ersten Jahre hat seine Arbeitskraft und glückliche Begabung dem Verein hinaus geholfen. Bis Ende 1875 widmete sich Lorck dieser Auf gabe. 1877 gab er auch die »Annalen« auf. Von andern schriftstellerischen Werken Lorcks seien hier folgende genannt; 1868: Die Herstellung von Druckwerken, praktische Winke für Autoren und Buchhändler; 1873; Die graphischen Künste auf der Weltausstellung zu Wien; 1879: Die Druckkunst und der Buchhandel in Leipzig durch vier Jahrhunderte; 1879; Der Buchhandel und die graphischen Künste auf der Kunstgewerbe-Ausstellung zu Leipzig 1879; 1888: Geschichte des Vereins der Buchhändler zu Leipzig während der ersten 50 Jahre seines Bestehens 1883—1882; 1882/3: Handbuch der Buchdruckerkunst. 2 Bde.; 1884: Die Zukunft des Buchhandels in Leipzig. Eine Denkschrift, dem Königlich Sächsischen Ministerium des Innern ehrerbietigst überreicht von den Vor ständen des Kreises Sachsen des Deutschen Buch druckervereins, des Vereins Leipziger Buchdruckerei- Besitzer und der Typographischen Gesellschaft in Leipzig. Das Wohlwollen, das die Königlich Sächsische Re gierung dem Inhalt dieser Denkschrift entgegenbrachte, führte in der Folge zur Errichtung eines Buchgewerbe museums ersten Ranges in Leipzig, dessen Grundlage die mit Genehmigung der Kammern von der Regierung für 400 000 ^ angekauste Klemmsche Jnkunabelnsammlung bildet, ferner zur Gründung des »Centralvereins für das gesamte Buchgewerbe«, zur Errichtung der Königlichen Akademie für graphische Künste in Leipzig und zur un ablässigen Pflege des buchgewerblichen Ausstellungswesens in der Hauptstadt des Deutschen Buchhandels. Die Gründung des »Centralvereins für das gesamte Buchgewerbe« (des jetzigen »Deutschen Büchgewerbevereins«) erfolgte unter zahlreicher Beteiligung aus den Kreisen des Buchgewerbes und des Buchhandels am 24. Oktober 1884. Das Vereinsstatut ist Lorcks Werk, und Lorck ist es auch, der dem jungen Verein durch lange Jahre als dessen Sekretär und Geschäftsführer seine auch im Alter un- ermüdete Arbeitskraft geliehen hat. Lorcks unablässigem Betreiben und hingehender Vorarbeit verdankt auch das prächtige »Deutsche Buchgewerbehaus« mit der Ehrenhalle für das Drucker-Triumvirat: Gutenberg, Senefelder, König, der palastartige, interessante Bau, der das Grundstück des Deutschen Buchhändlerhauses zu Leipzig in würdigster Weise abschließt, sein Entstehen. Dem buchhändlerischen und buchgewerblicheu Aus stellungswesen hat Lorck Form und Richtung gegeben. Auch auf diesem Gebiet ist er der Mann des energischen Willens und der Tat. Um den deutschen Verlagsbuchhandel hat er sich durch seine sichere Leitung der Ostermeß-Ausstellungen, der Jahres-, Weihnachts- und Sonderausstellungen, ins besondere aber der Vertretung der Buchgewerbe auf Welt- und Landesausstellungen hoch anzuerkennende Verdienste erworben. Seit mehreren Jahren lebt der liebenswürdige Mann, von seiner Tochter gepflegt, und verehrt von allen, die ihn persönlich kennen, im wohlverdienten Ruhestand. Die Arbeit, sein Lebensbedürfnis, hat er keineswegs aufgegeben; aber das planvolle, dauernde Schaffen versagt in seinem hohen Alter nun doch. Möchte ein gütiges Geschick dem lieben alten Herrn noch weitere friedliche Lebensjahre gönnen, Jahre frohbewußten Aus- ruhens von einem Leben voll Anstrengung, Enttäuschung und Kampf, aber auch voll Uneigennlltzigkeit und Begeiste rung, voll Ehren und schöner, unvergänglicher Erfolge! Kleine Mitteilungen. Weltausstellung in Et. Louis. — Das Frauenkomitec der Weltausstellung in St. Louis (Loarä ok I-aäz- ÄanaAsi-s) hat Amerika in Berlin an das Deutsche Auswärtige Amt ein Schreiben gerichtet, worin die deutschen Frauen cingeladen werden, anläßlich der Ausstellung Informationen über die soziale