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gegen sie führe». Welche Mittel sind aber gegen die Blutlaus anzuwenden? Mittel dagegen gibt es un zählige; sie habe» aber alle das eine gemein, daß sie teuer sind, und obendrein oft nicht Helsen oder den Bäume» noch mehr Schaden bringen als die Blutlaus selbst. Sehr große Vorsicht beobachte man bciderAnwenduugdesNetroleumsundder sogen. Petroleumemulsiou, da durch diese Mittel die Blätter oft verbrennen. Wo man leicht zu de» mit Blutlaus besetzten Stellen gelangen kann, zerdrücke man diese mit einem mittleren Anstrcichcrpinsel, dessen Borste» man mit scharfem Schnitt um >/» kürzt. Dann bestreiche man diese Stellen mit Fett; besser ist ein Bestreichen mit i» Spiritus aufgelöstem Baumwachs. Der Spiritus, der die Tiere tütet, verdunstet und das Baumwachs schützt die Stelle vor neuem Befall. Einzelne größere mit dem Ungeziefer besetzte Acste schneide man, wenn es die Form des Baumes erlaubt, heraus. Bäume, die seit Jahren so von der Blutlaus ge litten haben, daß sie dein Absterben nahe sind, haue man am besten ab und verbrenne sie. Sind die Bäume noch jung und gesund, so schneide mau die Kronen stark zurück und verbrenne das ab fällige Hol,. Bei größeren wertvolle» Obstbäumen, die man nicht gern missen mag, hilft manchmal ei» recht oft wiederholtes Bespritzen mit bloßem kalten Wasser (am Abend oder Morgen), Hauptsache dabei ist, daß die Blutläuse von dem scharfen Strahl herabgeschwemnit werden. Am leichtesten ist die Bekämpfung im Minier und Herbst, wo die Bäume ihr Laub abgcworfcn haben. (Zu dieser Zeit kann man auch die Petroleumemulsion anwcndcn!) Man glaube aber ja nicht, daß man mit einem Male der Blutlaus Herr werde; mindestens aller 8—14 Tage sind die Bäume genau durchzusehen und zwar das ganze Jahr hindurch. Gegen die unterirdische Form ist ein unfehlbares Mittel das Freilegen und Bestreuen des Wurzelhalses und der befallenen Wurzeln mit feinem Tabakstaub, wie er in Zigarrenfabriken billig zu erhalte» ist. Dann werden die Wurzeln wieder mit Erde bedeckt. Bor allen Dingen aber bringe man seine Bäume durch Bodenlockerung und Düngung In einen solchen Zustand, dass st« den Einflüssen der schädlichen «Schmarotzer erfolgreich Wider stand leisten können. Siegmar. Kraus«. Die Sühne des Aschers. Original-Erzählung van Ludwig Blümcle. (7. Fortsetzung.) ln-ch«-«» -"d"--»- „Pfui, Du hartherziger Egoist/ sagte Peter, auf die Erde spuckend. „Schäme Dich. Was Du da sagst ist ja alles reiner Unsinn. Wer sollte etwas dabei finden, daß Du Dein Glück in den Karten ver sucht hast? Aber Du willst mir nur nicht helfen, mein Unglück ist Dir gleichgiltig, Du willst mir nicht helfen, weil Du kleine Widerwärtigkeiten befürchtest. Onkel Steffen kan» Dir das Geld doch sehr gut leihen. Gehe zu ihm und bitte ihn darum. Und wenn er cs nicht gerne will, so leihst Du cs Dir ohne seinen Willen. Du weißt ja genau Bescheid. Er denkt nicht Schlimmes. Nach wenigen Wochen gibst Du es ihm zurück, legst es stillschweigend an den Ort und keine Menschensecle kümmert sich darum." „Du meinst also, ich sollte ih» bestehlen?" fragte Jens entsetzt „Wer spricht vom Stehlen," sagte Peter mit ver ächtlicher Gebärde. „Leihen sollst Du das Geld, nicht stehlen. Du bist ja wie ei» Kind im Hause bei Onkel Stessen." „Ich kann das Geld nicht beschaffen," stöhnte Jens. „Es ist ein Ding der Unmöglichkeit." „Nun gut!" rief Peter ans, und dabei leuchteten seine kleinen Augen, als wären es ein Paar glühende Kohlen, „gut denn, so muß ich selber Handel». Ich gehe zu Outzen und bespreche mit dem die Sache. Er ist ei» verständiger Mann, der wohl Einsehen haben wird. Er wird das Geld einfach von Hansines Mitgift abziehen, und damit ist die Sache erledigt. Der Spitzbubenkönig schickte sich an, zu gehen. Doch Jens packte ihn mir seiner kräftigen Faust an der Schulter und flehte: „Geh' nicht zu Outzen, Peter, ich will alles tun, was Du von mir verlangst. Aber Hab' Erbarmen und sprich zu niemandem etwas von unserem Kartenspiel. Wenn Du es verrätst, so gibt cs nur eine» Ausweg für mich, ich stürze mich in's Wasser. Aus Heller und Pfennig sollst Du Dein Geld haben, Tag und Stacht will ich arbeiten. Du wirst Dir das Reisegeld bei einem anderen leihen können, habe Erbarmen." Es schien dem Spitzbubenkönig eine gewisse Freude zu bereiten, den Mann mit dem gewaltigen Körperbau sich kläglich wie ein Wurm winden zu sehen. Er dachte vielleicht an jene Tracht Prügel, die ihm gerade an dieser Stelle geworden. Ein Lächeln der Genug tuung umspielte seine Lippen. „Ich muß mein Geld haben," sagte er dann ganz kurz. „In drei Tagen hast Du es niir zu beschaffen. Wie Du es anftreibst, ist mir gleichgiltig. Bekomme ich es über drei Tage um diese Zeit hier an dieser Stelle nicht, so gehe ich zu Ove Outzen. Hast Du kein Mitleid mit mir, so habe ich auch kein« mit Dir. Unsere Freundschaft ist zu Ende." Peter Nielsen ging, und JenS stand wie besinnungs los an sein Schiff gelehnt. Die anderen Fischer kamen vorüber, sahen Ihn, wünschten ihm einen guten Morgen und wunderten sich, daß er heute ihren Gruß stumm und ganz mechanisch erwiderte, während er doch sonst für jeden einige freundliche, scherzhafte Worte zu haben pflegte. Ihm war eS gleichgiltig, was die anderen dachten. Er hatte nur den einen Gedanken: Du bist verloren. „Wäre ich doch statt meiner wackeren Brüder in den Fluten ertrunken," seufzte er. „Ach, dann hätte ich jetzt Ruhe und meinen Eltern würde das Herz nicht brechen über einen ungeratenen Sohn." Dann faltete er seine Hände zu einem aus tiefen Herzen kommenden Gebet um Rettung au» der Not, in der er sich befand. „Hilf mir, Du ewiger Gott," flehte er, „vergib mir. Ich weiß kein Mittel und keinen Ausweg, erbarme Du Dich meiner." „Wenn ich den Eltern unter Tränen der Reue nun alles beichtete," sagte er dann zu sich selber, „würden sie mir nicht verzeihen? Sollte mein Pater nicht helfen könne»? Doch nein, nein, er kann nicht, er ist ohnehin so leidend, er würde gewiß vor Kummer sterben, und mein Gewissen wäre noch mehr beschwert." Aber trotz dieser Erkenntnis, daß keine Hilfe für ihn wäre, marterte und quälte Jens sein Hirn doch bei der Arbeit immerfort ab, um ein Mittel zu finden. Peter würde ihm keine Ruhe lassen, das war ihm sonnenklar, der Elende würde ohne Bedenken zu Outzen gehe» und nun alles verraten. Was Peter da von Onkel Steffen sagte, fiel dem ratlosen Fischer jetzt wieder ein. Zweifellos hatte jener gemeint, er solle die hundcrtundsünfzig Kronen stehlen und nachher wieder stillschweigend an Ort und Stelle legen. War denn das eine so vortreffliche Idee? Steffen war alt und altersschwach, er wußte gewiß nicht ganz genau, wieviel Geld er in seiner Mste hatte. Vielleicht zählte er es garnicht. Schwer war cs für Jens nicht, ganz unbemerkt den Deckel zu öffnen und einen Griff in den Schatz zu tu». Das konnte man ja, wo er sich in so bitterer Not befand und den festen Vorsatz hatte, das Geld zurück zuzahlen, keinen Diebstahl nennen. Das alles überlegte der junge Fischer. Nicht nur jetzt auf der See überlegte er es, den ganzen Tag und die ganze Nacht tat er eS auch. Und so kam er denn zu dem festen Entschluß, dieses einzige, gefähr liche Mittel zu wagen. Gegen Abend des dritten Tages begab sich Jens mit Fischen In's Gehölz zu Onkel Steffen, um das schwere, schwere Werk zu vollsühren. Der Alte hieß ihn herzlich willkommen, kaufte ihm Fische ab und nötigte ihn, ein Stündchen zu bleibe». Jens willigte mit laut klopfenden Herzen ein. Nachdem beide eine Weile miteinander geplaudert hatten, erhob sich Steffen schwerfällig und sagte: „Will doch ein Glas Erdbeerwein hcraufh,:!!::, das wird Dir gilt schmecke». Die Marie Ist eine Meisterin tu solchen Dingen, sie hat den Wein nach einem uralten Rezept bereitet." Steffen ging. Jens hörte, wie er langsam die Treppe hinab I» den Keller stieg. Das war eine günstige Gelegenheit! Mit zitternden Händen zog er die schwere Kiste unter dem Bett hervor, drückte auf den Kopf deS einen Nagels und der Deckel sprang auf. Wohlgeordnet lag das viele Geld in den einzelnen Fächern. Jens griff in das Fach mit dem Goldgeld. Das mußte stimme», ja, das waren genau 150 Kronen. Es war gar nicht zu merken, daß die Handvoll Goldgcld fehlte; nein, wenn Steffen eS nicht zählte, so konnte ihm der Verlust nicht auffalle». Schnell verschloß Jens die Kiste wieder und schob sie an ihren Platz. Als der Alte mit dem Wein heraufkam und ihm wohmcinend ein großes Glas voll einschenkte, da zitterte des jungen Fischers Hand so, daß er das GlaS nur mit großer Mühe zum Munde zu führen ver mochte. Wäre Steffen nicht so sehr kurzsichtig gewesen, so wäre ihm zweifellos seiues Gastes Erregtheit nicht entgangen. Nachdem Jens den Wein gekunken und Ihn ganz mechanisch sehr gelobt hatte, ging er mit wankenden Knieen heim und dachte mit Entsetzen an die Folgen, die dieses neue Verbrechen haben konnte. widerte Peter mit schadenfrohem Gesicht. „Wie bist Du denn zu dein Gelde gekommen, wenn man fragen darf?" „DaS kann Dir gleich bleibe», Peter," antwortete der Fischer. „Nimm das Deinige und frage nicht weiter. Sei versichert, es hat furchtbare Mühe gekostet." „Hm, hm, höre mal, Freundchen, wenn Du in der Lage bist," sprach Peter weiter, „so im Hand umdrehen solche Summen aufzutreiben, da hätte ich große Lust, Dich um weitere hundert Kronen zu bitten, leihweise will ich die natürlich nur haben. Ich könnte le ja wohl rechtlich verlangen, denn ich gewann Dir bekanntlich dreihundert Kronen neulich ab. Selbst verständlich würde ich Dir mit meiner Bitte nicht komme», nachdem ich einmal auf das übrige Geld verzichtet habe, aber die Not läßt den Menschen jegliches Gefühl des Anstandes und jegliche Bescheidenheit vergessen. Ich sehe, daß Du eine gute Hilfsquelle besitzt, darum will ich noch hundert Kronen von Dir haben." „Du bist toll, Unverschämter," rief Jens ans, sich in seinem Zorn gänzlich vergessend »nd die Faust ballend, als wollte er den frechen Mensche» zu Boden schlage». - Peter zog sich, nicht etwa Jens' Zorn fürchtend, sonder» nur aus Besorgnis, von de» eben heran- schreitenden Fischern gesehen z» werden, hinter die Düne zurück. „Wir sprechen später weiter über die Angelegenheit," sagte er ihm Fortgehen. Es mußte sich Ini Dorfe etwas Besonderes zu- etrage» haben, denn die Fischer, die dort eine Gruppe ildend, herankamen, sprachen eifrig miteinander und hatten es heute gar nicht eilig. Sie standen viel mehr häufiger still, wiesen bald zum Dorfe bald zum Gehölz und vergrößerten des verzweifelten Jens Angst noch mehr. Hatte Steffen den Diebstahl doch entdeckt, war derselbe bereits ruchbar geworden? Ohne Zweifel gab er die Veranlassung zu dem ausfälligen Verhalten der Fischer. Jens ging der Gruppe entgegen und fragte, was denn geschehen wäre. „Weißt Du es noch nicht?" antwortete ihm ei» graubärtiger Fischer. „Das Diebesgesindel in Ovcrby nimmt überhand, schon wieder ist jemand bestohlen worden. Dem alten Steffen fehlen 150 Krone» in seiner eisernen Kiste. Er läuft wie wahnsinnig im Dorfe umher und fordert die Leute aus, ihm den frechen Dieb auszuliefern. Eine hohe Belohnung hat er dem zugestchert, der ihm den Spitzbube» »amhaft machen wird. Im Dorse herrscht die größte Auf regung; kein Mensch ist ja vor dem DiebeSgclichter Jens hatte die Augen zu Boden gesenkt «nd wagte nicht, dem biederen Kollege», der sich so über de» Diebstahl ereiferte, in'S Auge zu schaue». X. Peter Nielsen war pünktlich zur Stelle. „Es ist mir gelungen, das Geld auszutreiben," sagte Jens, ihm die hundertundsünfzig Kronen in di« dargebotene Hand zählend. „So, so, Freund, es ist Dir also ganz ohne Mühe gelungen, soviel Geld zu bekommen. Ei sieh nur, da willst Du noch von Not und Armut sprechen," er- Erst als alle Fischer abgesegelt waren, stieg JenS, der sich todmüde und sterbenskrank fühlte, auch in sein Fahrzeug, um die schwere Arbeit seines Berufs anf- zunehmen. Doch ehe er es noch vom Ufer abgcstoßen hatte, kam Peter Nielsen wieder hinter der Düne hervor und winkte ihm mit der Hand. Er verließ sein Schiff und ging mit größtem Widerwillen zu dem falschen Freunde, den er jetzt ja iu seiner ganzen Erbärmlichkeit kennen gelernt. „Hast Du Dich besonnen, Jens?" fragte der Spitzbubenkönig mit teuflischem Grinsen. „Nein!" antwortete Jens mit zornig funkelnden Augen. „Du hast bekommen, was Dir zustcht. Reize mich nicht, Du weißt, daß ich ein leidenschaftlicher Mensch bin, der sich leicht vergesse» kann. Laß mich in Ruhe, ich habe Dich vollkommen durchschaut!" „Undankbarer, Falscher!" schrie Peter mit krächzender Stimme. „So lange ich reich war, nanntest Du mich einen guten Freund und jetzt möchtest Du mich am liebste» Prügel». Aber warte, zahlst Du mir nicht in drei Tage» noch hundert Krone» aus, so verdiene ich mir die Belohnung, die der alte Steffen für den auSgesetzt hat, der ihm den freche» Spitzbube» namhaft macht, der ihm, denke nur, gerade 150 Krone» gestohlen hat." Jens taumelte errötend zurück. „Peter!" stieb er hervor, „Du — Du hältst mich für - für den Dieb?" „Ich sage nichts weiter," sprach der Spitzbuben könig mit listigem Gesicht. „Ich weiß, wer der Dieb ist. Schaffe mir in drei Tagen aus Deiner vorzüglichen Hilfsquelle 100 Kronen, dann bist Du gerettet. Tust Du es nicht, so ziehe ich ohne Erbarmen die Schlinge zu, wie Du eS verdienst." Nach diesen, in großer Hast gesprochenen Worten, lief Peter davon, wahrend Jens sich erschöpft an die Düne warf und verzweifelt vor sich hin stierte. „Schlimmer kann eS nicht werden," rief er dann, plötzlich auffahrend, aus. „Der Tod und die Hölle sind nicht schrecklicher als diese Qualen. Ich weiß, was Ich tue." Damit eilte er auf sein Schiff, stieß hurtig ab und segelte in die graue, sturmbewegte See hinaus. „Hier war eS, wo man die Leiche des Bruders fand," sagte er zu sich selber, nachdem er eine Strecke