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„Antwortcn Sie doch endlich!" stieß Kloßman» hervor. „Quälen Sic mich nicht so entschlich," begann Eva »ach kurzer Panse »nd versuchte, indem sic sich aufs Bitten verlegte, ihn zu rühren, obwohl sic sich cingestand, daß das sehr wenig helfen würde. „Ich kann ja nicht ihre Fra» werden! Und wenn ich cs täte, es wäre unser beider Unglück. Versprechen Sic sich den» von solcher Ehe ein Glück, wenn ich, dem Zwange gehorchend, die Ihre würde? Ich empfinde nichts, rein gar nichts für Sie! Diese Verbindung würde für uns nur eine schwere Kette sein, die wir wieder abschütteln möchten, je eher, desto lieber! Glauben Sic mir doch, ich kan» Ihnen meine Liebe nicht schenken ." Eva stockte plötzlich. Unmöglich konnte sie vor solchen Ohren das Geheimnis ihres Herzens preis- gcbcn, sie konnte nicht erzählen, daß ihre Liebe einem andern gehörte, einem andern, der zwar für sie ver loren war, dessen Bild jedoch noch innner in ihrem Herze» lebte. „Warum vollenden Sie nicht?" fragte Kloßmann. „O, ich weist schon, was sie Mir verschweigen, — ich weist es ohne Frage! Aber jener Man», um dcssen- willcn Sie mich verschmähen, denkt ja längst nicht inchr an Sie. Jetzt sind Sie ihm nur gleichgiltig, aber — er wird Sie verachten, wenn er erfährt, daß sic die Tochter eines — Betrügers sind! Er wird der Erste sei», der sich voll Abscheu abwcndet!" Ena rang die Hände in furchtbarer Onal. -Denken Sic doch an meine arme Mutter," flehte sic. „Soll die alte Frau noch mehr Kummer, »och mehr Herzeleid erfahren? Ist es noch nicht genug des Jammers? Handelte es sich um mich allein, ich würde kein Wort weiter verlieren, aber die Aermste kann ich nicht leide» sehen." „In Ihrer Hand liegt es, sie davor zu bewahre». Geben Sie mir das Recht, und ich werde jeden, der das Geringste gegen Ihre Ehre anfbrinyc» wollte, zu züchtigen wissen. Und was das Glück unserer Ehe anbelangt, darüber mache» Sie sich keine Sorgen. Ich bin fest überzeugt, Sie werden mich nach und »ach lieben lernen, wenn sie einsehen, wie ich mich bemühe, Ihnen jeden Wunsch an den Auge» abznlcsen. Aber so groß meine Liebe ist, so groß wird mein Hast werden, wenn Sie mich abweisen! Deshalb hüten Sie sich!" „Haben Sie Mitleid," bat Eva in weichem Ton, ohne zu ahnen, daß sic dadurch das Feuer der Leiden schaft nur noch mehr anfachtc, dast sie ihm »och un widerstehlicher erschien „Werde mein, — Eva!" rief er, seiner selbst kaum mächtig und versuchte, den Arni um die schlanke Taille zu schlingen. Sic entzog sich ihm rasch. »Ist Ihnen das Mitleid mit dem Leiden anderer etwas so ganz Fremdes?" fragte sic bebend, iunner noch in der Hoffnung, ihn rühren zu können. „Was habe ich, was hat meine Mutter Ihnen getan, daß Sie sich so grausam rächen wollen?" (Fortsetzung folgt). Mannigfaltiges. — Was eine Milliarde bedeutet. Als Frank reich 1871 sich verpflichtete, an Deutschland fünftausend Millionen Franks — 4000 Millionen Mark — als Kriegskosten zu zahlen, sie in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum auch bezahlte, schlug alle Welt die Hände Uber den Köpfen zusammen und meinte: „So viel Geld gibt es gar nicht!" Der Ansicht waren selbst grnndgescheite Finanzleute. Heute sind vier tausend Millionen Mark nichts so Fürchterliches mehr, der Wert der deutschen Eisenbahnen beträgt schon mehr, und bei der bekannten Gründung des nord- amerikanischen Stahltrustes ivard festgestcllt, dast sein Kapital höher sei, als die französische Kriegskostcn- Entschädigung von 1871. Allerdings sollte von dieser Summe ein recht erheblicher Teil auf dem Papier stehen. Nun ist aber noch in einem andere» Falle diese Milliarden-Summe überschritten, auf Grund der bestehenden deutschen sozial-politische» Vcrsicherungs- gcsetze sind bereits, wie konstatiert ist, mehr als vier- anscnd Millionen Mark an deutsche Arbeiter aus- bezahlt worden. Gewiß ein hoher Ruhm des Deut- chen Reichs und der deutschen Industrie! — Versucht jemals ein Engländer, einen Deutschen deutsch anznsprechen? Es fällt ihm nicht ein, da er weist, dast der Deutsche in der Mißachtung seiner Nationalität auf die englische Anrede sofort englisch antwortet. Der alte Kaiser Wilhelm hat einst ein Beispiel gegeben, wie ein Deutscher zu reden hat. Es war ans der Reise nach Düppel am 21. April 1864. König Wilhelm war auf dem Bahnhöfe in Schleswig einactroffe». Es war ein nur verhältnismäßig kleines Publikum anwesend, darunter einige Offiziere und der Betriebsdirektor der in englischer Verwaltung stehenden chlcswigschcn Bahn. Nachdem der König einige Worte an die Offiziere gerichtet, einen Brief gesiegelt und an die preußische Post auf dem Bahnhofe gegeben hatte, wurde ihm vom diensttuenden Offizier initgc- teilt, daß Direktor Lonth dem König vorgestellt zu werden wünsche. Ans das sofort erfolgende zustimmendc Zeichen trat Lonth vor und sprach den König in eng lischer Sprache an. Der König fiel ihm in die Rede mit der Frage: „Sprechen Sic kein Deutsch?" Mr. Lonth erwiderte: „Sticht deutsch, nur englisch." Der König erwiderte mit scharfer Betonung: „Ich spreche nicht englisch, nur deutsch!" »nd kehrte dem verblüfften Direktor den Rücke». — Die Kinder als Naturfreunde. Die kleinen Kinder sind von jedem Tier entzückt, mit Freuden lassen sie sich sogar eine Spinne oder einen Käfer Uber die Hand laufen, bis die entsetzte Mutter gebietet, „das scheußliche Tier" sortzutun; aus der Straße wird dem kleinen unnütze» Schlingel gleich damit ge droht, daß jener böse Hund, für den er eben noch höchst freundschaftliche Gefühle hegte, ihn beißen wird, vor jedem Pferd, dem die Kleinen sich nähern, werde» sie gewarnt, weil dasselbe mit dem Fuße ausschlüge: kurz, fast vor allen Tieren, mit Ausnahme der Vögel, wird de» Kindern entweder Furcht oder Ekel einge- flöstt. Ein fünfjähriger Knabe hatte sich eine Raupe mit »ach Hanse genommen in der Absicht, sie in einem Kästchen so lange zu pflege», bis ein Schmetterling daraus würde. Selig ging er mit seinem Schaj- davon, aber wie betrübt war er am andern Lage „Meine Raupe ist fort", klagte er, „Mama hat sie aus dem Fenster geworfen, sie sagt, solche häßliche Raupe will sie nicht i» der Wohnung haben." Aus meiner Kindheit — schreibt ei» Mitarbeiter der „Tägl. Rundschau" — Ist mir noch erinnerlich, wie eine Mutter auf einem Spaziergang bei jedem Tierchen, welches in ihre Nähe kam, die Hilfe ihres Sohnes anrief: „Arthur, mach mal das Tier tot!" Kann man sich da wundern, wenn die Kinder keine Tierfreunde sind? Ein kleines taubstummes Mädchen, mit dem ich einen Nachmittag ini Walde verlebte, Zeigte beim Anblick eines jeden Tieres eine unbändige Freude; ihren scharfen Augen entging auch kcins; die Ameisen ent zückten sie; Raupen, Frösche, Käfer, alle nahm sic in die Hand, um sie liebkosend zu streicheln; sie liebte wahllos jedes Tier, hatte sie doch nie gehört, daß man sich davor ekeln oder gar fürchten könne. Das Kind setzt bei allem seine eigenen Empfindungen vor aus; es schlägt eine» Stuhl, an dem es sich gestoßen hat, um ihm denselben Schmerz anzutun, den er ihm soeben verursacht hat; wieviel mehr wird cs bei einem Tier Gefühl und Schmerz vermute»; darum glaube ich auch nicht, wie so viele meine», daß der kleine Tierquälcr gedankenlos handelt, ohne sich klar zu machen, daß das gemißhandelte Wese» nichts empfindet, weil cs seinen Schmerz nicht äußern kann. Die schlimmsten Tierquäler sind die Kinder, welche selbst viel geschlagen werden, sie haben das Bedürfnis, das, was sie täglich leiden müssen, ohne sich wehren z» können, an Schwächere wcitcrzugeben; diese Kinder schlagen auf ihre Puppen und Holzpfcrde, kurz alles. Uber das sie die Macht haben. Das Kind liebt alles, was Vater und Mutter liebe»; darum müssen die Eltern der Tierwelt Steigung entgegenbringen, und sie werden an ihren Kindern Tierfreunde erziehen. — lieber den riesigen Kohlenverbrauch eines ein zigen der große» transatlantischen Schnelldampfer macht man sich im Binncnlandc kaum eine richtige Vorstellung. Der bekannte Schnelldampfer des Nord deutschen Lloyds „Kaiser Wilhelm II.", dessen beide Maschinen, die stärksten der Welt, etwa 48000 Pferdc- kräfte entwickeln, gebraucht bei voller Fahrt pro Tag etwa 670 Tonnen, also die Kleinigkeit von 13400 Zentnern. Für die ganze Reise von Breme» nach Neuyork erhält das Schiff einschließlich der Reserve- kohlcn etwa 6000 Tonnen gleich 100000 Zentner Kohlen und ebensoviel für die Rückreise. — Der Wert des Eisens. Ein Stück Eisen im Werte von 60 Pf. erhält, zu Hufeisen ausgearbeitet, den Wert von 2 Mk., als landwirtschaftliches Werk zeug 3 Mk., als kunstgewerbliches Produkt 30 Mk., als Stadeln 60 Mk., als Knöpfe 500 Mk., und als Uhrenzeiger oder Uhrfedern kann der Wert bis auf 30 000 Mk. gesteigert werden. Nachrichten des K.StandcsamtcS zu Reichenbrand vom 7. bis 13. Mai «ln»«. Geburten: Dem Schlosser Ernst Otto Lorenz in Siegmar l Mädchen; dem Färberciarbcitcr Emil Otto Pfüller in Reichenbrand 1 Knabe; dem Handarbeiter Panl Otto Herschel in Siegmar 1 Mädchen. Aufgebote: Vakat. Eheschließungen: Vakat. Sterbcfälle: Dem Fabrikarbeiter Ernst Clemens Gebhardt in Reichenbrand 1 Sohn, 8 Monate alt. Lrpeditiorrszeit des Standesamtes. Wochentags: 8—12 Uhr vonn. nnd 2—6 Uhr nachm. Sonntags: Vs12—12 Uhr vorm, nur zur Entgegennahme von Totgeburtsanzeigen. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstcin vom u. bis >3. Mai IM»«. Geburten: 1 Sohn dem Sattlermeister Alwin Moritz Bonitz in Nabenstein; 1 totgeborencr Sohn dem ans. Bäckermeister Robert Louis Tippmar in Rabenstein. I Tochter dem Maschinenformer Bruno Richard Nenhaust in Rottluff; dem Milchhändlcr Friedrich Ernst Winkler in Rottluff; dem Kupferschmied Richard Syrbe in Rabenstein. Hierzu noch ein unehelich geborener Knabe in Nabenstein. U-LL-..: ! Sterbefälle: Marie Camilla Ochme in Rabenstcin, 16 Jahre alt. 1 Sohn des Expedienten Richard Alfred Kühn in Raven stein, 2 Wochen alt; dcS Schleifers Friedrich Traugott Pötschke in Rabenstein, 1 Jahr alt. Zufa m m eu: 6 Geburten und zwar 3 mänul. und 3 wcrbl-, — Ebeaufßebot. (darunter 1 Totgeburt. — Eheschließung. 3 Sterbefälle und zwar 1 männl. und 2 weibl. Heschästszeit. Wochentags: 8—12 Uhr vorm, und 2—6 Uhr nachm. Sonntags: 11—12 Uhr vorm, nur zur Entgegennahme von Totgeburtsanzeigen. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Ai» Sonntag Exaudi den 15. Mai ». c. vorm. l/,9 Uhr Predigtgottesdienst. — Vorm. 11 Uhr Unter redung mit de» Jungfrauen. Parochie Rabenstein. Am Sonntag Exaudi den 15. Mai s. c. vonn. >/r9 Uhr Predigtgottesdienst. zur 14«. Königl. Sachs. Landes-Lotterie «Ziehung I. Kl. »in lü. und lk. Juny sind zu haben bei DL«i»»v,>8 Lr»I»i»vr, Buchhandl-, Zeitungsspedition u. Lotterie-Kollektion, Telephon Ne. I». bövlrolpklcinrsn, klktsrn, Riesen-Ltiefmütterche», Röslcin, Nelken, Aurikel, Vergißmeinnicht, Epheu, Georginen in Töpfen, diverse Gemüscpflaiizeu, blühende Azaleen, Zinerarien, Pelargonien, Verbenen, Lobelien und Pyretrum, sowie Sämereien empfiehlt O. Gärtnerei, Reichenbrand, Pelzmühlenstr., ncb. Nevoigt's Fabrik. ZimMMsl!,'L Bindereien frischen Myrten in empfehlende Erinnerung.D. O. (L,»esin Vcr sofort in Siegmar otzxr Reichenbrand billige Wohnung, bestehend aus Stube, Schlafstube und Kammer. Offert, erb. an 01. Satmor »nt. „Wohnung" bis Sonntag. gesucht. kiMUmiK. Den resp. Herren, die sich bereits zur Teilnahme an dem Kursus in der einfachen Buchführung bei Herrn Max Ernst, Schwcizerhaus Ra benstein, gemeldet, die ergebene An zeige, daß der Unterricht Mittwoch, den 18. dss., abends 8 Uhr daselbst beginnt. Weitere Anmeldungen zu deniselben nimmt Herr Max Ernst entgegen, bei dem auch das Nähere zu erfahren ist. Mn Herr kann ein Zimmer mitbewohncn Siegmar, Rosmarinstr. 24. Blitzableiter- prüfmrgsapparat, Benzinlötkolben, Benziiilötlarnpe billig zu verkaufen bei Lickov, Siegmar, Wiesenstr. 1, 2 Tr. Quartettverein Reichenbrand. Morgen Sonntag d. IS. Mai nachmittags Punkt 5 Uhr Generalversammlung in der „Schiller-Eiche". Um vollzähliges Erscheinen bittet der Vorstand.