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noch zugerufen, gleich mit uns zurückzukehren und den Fang stecken zu lasse»; denn mit der Springflut ist nicht zu spaßen. Was er darauf antwortete, habe ich nicht recht verstanden; aber er blieb noch." So sprach der Fischer und ging weiter. Olwine war schon längst weiter gerannt nach der Abfahrtsstelle ihres Mannes. Er war nicht da, wohl aber vernahm sie das dumpfe Tosen der an steigenden Flut. Sie wußte nicht mehr, was sie that, eilte auf's Watt hinaus und betete in ihrer Qual: „Barmherziger Gott, strafe mich nicht so hart!" — „Luth, Luth!" schrie sie dann hinaus in das näher kommende Getöse, das ihren Ruf verschlang. Schon sah sie die ersten kleinen Wellen herankommen, schon netzten sie ihr die eilenden Füße; die Sinne wollten ihr schwinden. „Luth!" entrang es sich noch einmal ihren zitternden Lippen. Die bebenden Beine wollten sie nicht mehr weitertragen, sie drohte umzusinken. In diesem Augenblick der höchsten Not vernahm sie ganz in der Nähe den keuchenden Atem eines Menschen, ihres Mannes. „Luth!" jubelte sie, keines weitern Wortes fähig. „Olwine, Du hier!" rief er erstaunt und zugleich erschrocken, „wie kommst Du hierher. Schnell zurück sonst sind wir verloren." „Luth, mein lieber, guter Luth, ich kann nicht weiter, eile, rette Dich, aber vergib mir!" Flehend streckte sie die Arme nach ihm aus. Ohne ein Wort zu antworten, hatte er sie mit seinen nervigen Armen erfaßt und auf den Schlitten gehoben, was die halb Ohnmächtige willenlos geschehen ließ — und fort gings mit der doppelten Last durch das Wasser, das dem Schiffer bis über die Knöchel reichte. Aber nach und nach wurde es seichter, endlich blieh es hinter ihm, nun noch eine Strecke übers Watt, und jetzt fühlte er auch schon den sichern Strand unter seinen Füßen. Erschöpft sank er neben dem Schlitten auf den Sand, zu sehr hatte die wilde Jagd seine Kräfte ermattet; sein Puls hämmerte und der Schweiß floß in Strömen. Unmöglich war es ihm zu sprechen, aber seine Augen waren fest auf seine Frau gerichtet, die noch immer bewegungslos auf den Granatsäcken thronte. Nach einer Weile kam Olwine zu sich. Was geschehen war, zog au ihrem Geist vorüber; langsam verließ sie ihren Sitz, wankte zu ihrem Mann, kniete neben ihm und begann mit bittender Stimme: „Luth, kannst Du mir vergeben?" Mild blickten seine Augen, als er antwortete: „Danke Gott, daß wir gerettet sind; fünf Minuten später wären wir beide verloren gewesen." „Das habe ich schon gethan, aber, Luth, sage mir ein Wort, daß Du mir verzeihen willst; ich kann diese Last nicht länger tragen. Ich verspreche Dir, daß nie wieder ein hartes Wort gegen Dich über meine Zunge kommen soll. Diese Nacht wird mir unvergeßlich sein und mich stets an mein jetziges Versprechen mahnen. Aber sprich!" „Ja, mein herziges Weib, was soll ich Dir denn vergeben? Die ganze Sache war ja nicht der Rede wert. Daß Du mich lieb hast, habe ich stets gewußt und diese Nacht erst recht erkannt." Sanft hielten ihre Arme ihn umschlungen und selig schaute sie ihm in die treuen Augen. Nachrichten des K. Standesamtes zu Neichenbrand vom 6. bis 12. September 1902. Geburten: Dem Fabrikanten Ernst Joseph Otto Jaeger in Siegmar 1 M-; dem Lehrer Karl Johannes Hunger in Siegmar 1 K.; dem Hilfsbahnsteigschaffner Otto Emil Kühnert in Siegmar 1 M.; der ledigen Formerin Anna Rathei in Siegmar 1 todtgeb. M. Aufgebote: Vacat. Eheschließungen: August Hermann Frenzel, Handarbeiter in Siegmar mit Frieda Anna Seifert, Strickerin daselbst. Sterbefälle: Der Strumpfwirker Traugott Friedrich Hoff mann in Reichenbrand, 73 Jahre alt. KLpeditionszeit des Standesamtes. Wochentags: 8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr Nachm. Sonn- und Festtags geschlossen. Nachrichten vom Kgl. Standesamt Rabenstein. 1. bis 10. September 1902. Geburten: Ein Sohn: Cartonagenfabrikant Karl Emil Markel; ledige Handschuhstrickerin Lina Klara Wächtler (Rottluff); Gußputzer Karl Hermann Uhlig (Rottluff); Handarbeiter Max Albin Uhlig. Eine Tochter: Schlosser Hermann Brüning. Ehcaufgebote: Keine Eheschließungen: Fleischer Ernst Richard Hanke in Birkwitz b. Pillnitz mit Fanny Martha Heil, Wirthschaftsgehilfin in Rabenstein; Elektro-Monteur Max Wilhelm Sehl in Raben stein mit Linda Selma Holstein, Handschuhstrickerin daselbst. Sterbefällc: Pauline Ernestine Matthes geborene Müller, Strumpfwirkers-Ehefrau, 53 I. (Rottluff); 1 Sohn des Handschuhstrickers Max Hermann Schindler, 2 M.; 1 Sohn des Gutsbesitzers Friedrich Antou Lohse, 4 M- (Rottluff); 1 Sohn des Strumpfwirkers Ernst Emil Leuteritz, 3 M.; 1 Sohn des Bassinwärters Louis Hermann Schubert, 5 M. (Rottluff). Zusam m c n: 4 Geburten und zwar 3 männl-, 1 Weibl. — Eheaufgebote. 2 Eheschließungen. 5 Sterbefälle und zwar 4 männl., 1 Weibl. Geschäftszeit. Wochentags: 8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr Nachm. Sonntags: 11—12 Uhr Vorm. nur zur Entgegennahme von Todtgeburtsauzeigen. Kirchliche Nachrichten. Am 16. Sonntag p. Irin. d. 14. September u. c. Predigtgottesdienst Vorm. Uhr in der Schule zu Reichenbrand, Vorm. 10 Uhr in der Schule zu Siegmar. Empfehle zu billigsten Preisen Herm-, KuHnp mii> KmlMAliM, einzelne Jaquetts, Hosen und Westen, sowie Arbeitshosen in allen Qualitäten, fertig und nach Maatz. KeivkksHigs IVIustei'Irollelrlion »KekR Lun Verfügung. Ferner empfehle: Borhemdchen, Kragen, Schlipse, Corsetts, Hemde», Schürzen in schwarz und bunt, Francnrörke, blaue Leinwand, Handtücher, Wischtücher, Taschentücher, Kinderlätzchen, wollenes Strickgarn, Socken und Strümpfe, Unterhosen, blaue Arbcitshosen und -Blonsen, Hosenträger, wollene Kopftücher, wollene Borhemdchen, Wachstuch, Spitzen, Galanteriewaaren und verschiedenes mehr. Hochachtungsvoll Reichmbrand. »SI'MSNN Das allbekannte hochstM KttWm laus der Exportbrauerei Culmbach i. 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