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Diener entfernte sich eilig. Maja las mechanisch die Aufschrift. „An Fräulein Neman, — Wohlgeboren," stand da. Dem Schreiber mußte die Hand gezittert haben, denn die Buchstaben erschienen seltsam wackelig. Maja riß den Umschlag ab. „Sehr geehrtes Fräulein!" las sie. „Verzeihen Sic, wenn ich Sie zu belästigen wage und schreiben Sie dies der schweren Sorge eines geängstigten Vaters zu. Meine kleine Lilly ist totkrank! Der Arzt erklärt, daß es ein bedenklicher Anfall von Diphtherie ist. Er gibt mir wenig Hoffnung, daß wir das zarte Leben erhalten werden; es müßte denn bald eine Wendung zum Besseren cintretcn. Sie können sich denken, daß ich in Verzweiflung bin. Lilly ist das Einzige, was mir von einem verfehlten Leben noch übrig blieb! Das Kind verlangt stürmisch nach Ihnen! Ich glaube, daß schon Ihr erscheinen allein genügt, uns alle zu beruhigen. Ich vermag der armen Kleinen nicht länger mehr zu widerstehen und vereinige meine Bitte mit der des Kindes: Kommen Sie bald! Lilly hat furchtbare Sehnsucht. Ihr ergebener Arnold v. Brandt." Nur einen Augenblick stand Maja und starrte auf das Briefblatt. Heiße Tränen rannen darauf. Daun kam eine fieberhafte Tätigkeit über sie. Laut und schrill tönte eine Klingel durch das Hans. Einige Diener stürzten eilig herbei. Fritz soll anspanuen, — sofort!" „Fritz ist doch ausgcgangen," scholl cs ihr entgegen. „Ich habe keine Zeit zu warten," rief Maja ungeduldig. „So steht doch nicht da und gafft, — dann soll eben ein anderer anspanncn!" In diesem Augenblick kam ihr Vater die Treppe herab. „Was gibt es denn? Weshalb schreist du denn so?" „Ich muß augenblicklich fort," antwortete Maja. „Nanu, — wo brcnnts denn?" Der alte Herr hatte bereits den Zettel an sich genommen und durchgelesen. Nun stellte er sich breitspurig vor seine Tochter hin. „Du, daraus wird nichts. Das dulde ich nicht!" „Was meinst du, Papa?" „Ich meine, dieser Herr v. Brandt muß vollständig den Kopf verloren haben, sonst würde er nicht verlangen, daß du zu einem diphtheriekrankcn Kinde gehst. Das darf man mir nicht zumuten! Jeder ist sich selbst der Nächste! Du könntest angestcckt werden! Die Krankheit ist sehr leicht übertragbar! Jeder Arzt kann dir das bestätigen!" Maja hörte kaum auf ihn. „Papa, du hältst mich bloß auf. Es hilft dir ja doch nichts." „Das werden wir sehen! Heda!" rief er in den Hof hinaus, wo eben die Pferde aus dem Stall geführt wurden, „nicht anspanuen! Meine Tochter bleibt hier!" Maja war ganz blaß geworden. ^^„Vajer^ fort g^he^ich doch und sollw iH den We^ zu ^ Der Va?er verlegte sich auf gütliches Zureden. „Bedenke doch, Maja, ich Hab keine ruhige Minute, wenn du da draußen bist. Liegt dir denn an den fremden Leuten mehr als an mir? Und es schickt sich auch nicht, daß du hingehst und vielleicht stundenlang bleibst. Was sollen die Leute sagen!" „Maja lachte verächtlich. „Darum kümmerst du dich auch noch, Papa? Darnach frage ich nicht." „Aber ich frage darnach! Man soll nicht über dich reden!" „Vater, für so kleinlich hätte ich dich wirklich nicht ge halten! Das Kind ist totkrank, du hörst es ja. Man wartet auf mich in Sehnsucht und Angst! Ich bin vielleicht imstande, etwas zur Beruhigung des verzweifelnden Vaters beizutrageu! Und du willst mich zurückhalten mit deinen kleinlichen Be denken? Ich sage dir, — ich muß hinaus! Also halte mich nicht länger auf." Sic wollte an ihm vorüber, aber er hielt sie am Arme fest. Er war sehr zornig, das sah man. „Ich will doch scheu, wer hier eigentlich Herr ist! Mit so einem widerspenstigen Kinde, wie du bist, hoffe ich noch fertig zu werden!" Dann eilte er hinaus und ehe Maja sich noch besinnen konnte, hatte er den Stall erreicht und den Schlüssel abgezogen. „So, und nun fahre, wenn du kannst! Denn zum Laufen wird dir bei diesem Schneegestöber doch die Lust vergehen, denke ich!" Maja lachte zornig auf. „Gott sei Dank gibt es in der Stadt noch mehr Droschken und Pferde," sagte sie dann ruhig. Sie wandte sich ohne ein weiteres Wort um, stieg die Treppe empor und verschwand in ihrem Zimmer. Sie nahm sich nicht Zeit, das Hauskleid mit einem andern zu vertauschen; sondern schlüpfte nur in ihren eleganten, Pelzverbrämtcn Mantel, setzte das Mützchen auf, band den Schleier um und in kaum fünf Minuten trat sie wieder unter die Türe. Der Vater stand noch ans demselben Fleck. Offenbar überlegte er, was zu tn» sei. Zornig stampfte er mit dem Fuße auf, als Maja ihm zum Abschied die Hand reichte. „Adien, Papa! Du wolltest doch wegen des Inspektors nach der Fabrik hinaus fahren? Also *aß dich nicht stören und sorge dich nicht um mich! Am Abend komme ich zurück." Dann ging sie wirklich. Reinau hatte cs nicht für mög lich gehalten. Er sah ihr nach, indem er vor sich hinbrunnnte: „Da seh mir einer den Trotzkopf an. Was will ich nun machen? Ich glaube immer, dieser Herr v. Brandt steckt dem Mädel tiefer im Herzen, als cs scheint." Mit einem schweren Seufzer wandte er sich nach dem Stall zurück und ließ sich sein Fuhrwerk anspanncn. Maja war inzwischen nach dem nächsten Droschkenhaltcplatz geeilt. Ohne zu fragen reichte sie einem der dort auf- und abgehcnden Kutscher ein Goldstück und sagte: „Fahren Sie mich so schnell Sic können nach Neulinden hinaus! Aber ich habe Eile!" Der Mann schien sehr verwundert. Mit offenem Munde starrte er auf die zierliche Dame, die gar nicht nach dem Preis fragte. Das kam selten vor. Maja war schon längst eingestiegcn, als der Kutscher noch knixend, den Hut in der Hand, am Wagenschlag stand. Erst ein wiederholter Anruf des jungen Mädchens weckte ihn aus seinem Staunen. Um ständlich zog er einen ledernen vom Gebrauch schwarz ge wordenen Beutel heraus, betrachtete erst einmal grinsend das funkelnde Goldstück, che er es sorgfältig hincinlegtc. Der jungen Dame trippelte cs vor Ungeduld in allen Fingerspitzen. Endlich kletterte der Kutscher auf seinen hohen Sitz und hieb auf die Pffrde^cin.^ D^r Wagm Lauste bald ^uf der aufstob. Rechts und links gewahrte man verschneite Wälder, hie und da erhob sich ein hungriges Rabenvaar, das krächzend davonstog. In der Luft war ein Flockengewimmel, daß man fast nichts mehr unterscheiden konnte. Die Fahrt dünkte heute dem Mädchen endlos lang. Als die ersten Häuser des Dorfes sichtbar wurden, hob ein tiefer Seufzer die junge Brust. Maja be,zeichnete dem Kutscher den nächsten Weg zu dem kleinen Hause am Waldsaum. Der Wagen hielt und sie sprang heraus, nickte dem ehrerbietig grüßenden Manne flüchtig zu und verschwand hinter der Türe. Sie dachte gar nicht daran, wie es werden würde am Abend. Sie war cs so gewöhnt, daß ihr Fuhrwerk für sie bereit stand, sobald sie es wünschte. Aber der Geoanke an die Heimfahrt wurde in den Hintergrund gedrängt von der Sorge um das Mud. Der Wagen war längst wieder davongefahren und Maja stand noch immer mit hochklopfendem Herzen in dem halb dunklen Flur und lauschte. Es regte sich nichts in dem kleinen Hause, das so still und verlassen dalag inmitten der lautlos niederwallcnden Schncemasscn. Der jungen Dame wurde ganz bang ums Herz. Sollte der Todesengel bereits das zarte Leben vernichtet haben? Führte er das Kind hinüber in das Reich der Schatten? Würde der kleine Mund nie mehr lächelnd „Tante Maja" rufen, wie er so oft getan? Würden die süßen Auge» sich schließen für imnier? Maja schauderte bei dem Gedanken. Wahrhaftig, das Kind war ihr ans Herz gewachsen. Sic fühlte erst jetzt, wie lieb sic das kleine, reizende Ding hatte. Wie war es nur möglich gewesen, daß sie es in der letzten Zeit so ver nachlässigte. Weil der Vater des Kindes ein hartes Wort gesprochen? Wie töricht und klein kam sie sich jetzt vor. (Fortsetzung folgt.» Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reichenbrand vom S. bis S. Oktober IV08. Geburten: Dem Etsendrcher Friedrich Ernst Augustin 1 Knabe; dem Fabrikant Rudolf Ewald Lasch l Knabe; dem Packer Franz Hugo Wolf 1 Mädchen. Eheaufgebote: Der Schlosser Paul Theodor Schneiderheinze mit Frieda Helene Mattin; der Strumpfwirker Ernst Max Brödiur mit Marie Sclma netto. Löffler geb. Bretschncider. sämtlich tn Reichenbrand wohnhaft. Ehefchtictzungen: Der Schlosser Ernst Emil Vogel in Mittelbach mit Frieda Lina Setfett in Rcichenbrand. Sterbefälle: Der Strumpfwirker Friedrich Moritz Neubett. 77 Fahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 30. September biS 8. Oktober 1008. Geburten: Dem Glasergehilfen Hermann Karl Friedrich Rudolph ein Mädchen. Nachrichten des Königl. Standesamtes zn Neustadt vom 2. biö 9. Oktober 1908. Geburten: Dem Schlosser Richard Otto Emmrich 1. toter Knabe. Eheschließungen: Der Tüllweber Carl Richard Bauer in Chemnitz Kappel mit Frieda Helene Meier in Neustadt. Der Kaufmann Carl Max Ehrenrcich in Siegmar mit Anna Paula Weiß in Neustadt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabeustem vom 2. biS 9. Oktober 1908. Geburten: Fn Rabenstein: 1 Sohn dem Bauarbeiter Oswald Max Ackermann; 1 Tochter dem Pfarrer Richard Wcidauer, und 1 Sohn dem Lackierer Karl Heinrich Ahlig. In Rottluff: 1 Sohn dem Fabrikarbeiter Karl Oskar Zienert, und 2 unehelich geb. Knaben in Ravenstein. Eheaufgebote: Der Wirtschastgehilfe Ernst Paul Förster in Seifers darf mit Helene Maria Richter in Rabcnstein. Eheschließungen: Der Ingenieur Carli Stall in Leipzig mit Martha Anna Kunze in Rabenstein. Sterbefälle: 1 Sohn dem Dachdecker Oswald Guido Bonitz in Rottluff, 3 Monatc alt. "Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 17. Sonntag p. Ina., d. 11. Oktober 1908, vorm. 9 Uhr Predigtgottesdicnst. Parochie Ravenstein. Am 17. Sonntag p. Inn., den 11. Oktober, vorin. 9 Uhr Predigtbvttesdienft, nachmittags Gustav Adolsfest des Vereins für christliche Liebeswcrke in Niederfrohna- Festgottesdienst 3 Uhr (r. von Funke, Marienberg), Nach- versammlung ö Uhr. Mittwoch, den 14. Oktober, abends 8 Uhr Jungfrauen- vcrein im Pfarrhause. ckie an/Lss/erL b'e/v77äH/e/77K' so cke/r 5. OLko-e/' /96S. §ko// llttck /^ae/ Fsö. /Cll/rre. Für die in so reichem Maße uns zugegangenen Ehrungen und Geschenke sowie für den Gesang der „Harmonie" Mittel bach anläßlich unsrer Hochzeit danken wir hierdurch herzlichst. Mittclbach, Oktober 1908. Ernst Vogel und Kau geb. Seifert. " ii ii V »c ii '' »' i i kur ciie uns Luläkslicb unseren VermäbluoZ; ltnr- Aedracbten UdrunAeu unck Oesellenlle sagen vir dierckured unseren derLlivksteo Dank. o . , ^ ^ Ruüolk Ullis Kkiebeobrauck n. 6rnna. , , in: Oktober 1S08. ^1«» Vdlv Aed. 1>urlc. Me mit Ummer an kinderlose Leute sofort zu vermieten Ravenstein, Limbacherstraße 11. Ein Herr zum Mitbewohnen eines möbl. Zimmers gesucht. 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