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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.04.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050407029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905040702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905040702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-04
- Tag 1905-04-07
-
Monat
1905-04
-
Jahr
1905
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Dresdner Nachrichten. s I sr « e L« -» Der «vrik ist seinem wetterwendischen Charakter bis jetzt außerordentlich treu geblieben: Rege». Sonnenschein. freundlich, unfreundlich, so nmr jetzt jeden Tag das Wetter. Heule morgen wurden wir aber noch nnt elnem recht ernsthaften Nachtiialcr des Winters überrascht, denn ein Schneesturm von seltener Heftigkeit wütete^ wiederholt längere Zeit, um dann bald daraus wieder von Sonnenschein abgelöst zu werden. Auch ein Gewitter bat uns der April schon gebracht, das in der Richtung aus Berlin zu gestern abend aus getreten ist, vier allerdings »ur durch einen ungemein heftigen Regenguß m der zehnten Abendstunde sich bemerkbar macht«. —* Rom 7. April ab ist der Fernsprechverkehr zwischen dem Ortsnetz Dresden und den belgischen Orten Antwerpen, Boom, Capellen, Lierre, Moll, sowie Turnhout. ferner zwischen den Nachbar- und Vororten von Dresden und den doppcldrähtig angeschlossene» Spwchstellen des Ortsnetzes Antwerpen zugelasscn Die Gebübr für ei» gewöhnliches Ge spräch von 3 Minuten Dauer beträgt 3Mk. Mit Antiveipen kann auch während der ganzen Nacht, nnt Capellen an Werktagen von früh 9 dis tO Uhr nachts und niit Boom. Lierre. Moll unvTurn- bont Werktags und SoiintagS von früh 9 bis lO Uhr nachts in Verkehr getreten werden Zur Nachtzeit sind zunächst »ur gewöhn liche Einzelgespräche zulässig: sie unterliegen den gleichen Bedin gungen wie am Tage —* Nack erfolgter Adrüstuna präsentiert sich nun auch der »weite, nach der Marienstraße zu gelegene T el e p h o n - T u r m des Telegraphen- und FernipreHcnnts-Gebäirdes am Post platze im Schmucke der an die Stelle der hölzernen Fahnen masten getretenen hübsch modellierten Zink-Aussähe. Als Er satz für die hier in Wegfall gekommenen sind an der Vorder front des Gebäudes in Höhe des ersten Stockwerkes zwei neue Flaggenstangen angebracht worden. — In immer größerem Umfange werden in Dresden Kabelkanäle für den Je i n sprechbetrieb ausgesührt. Es wird dadurch die endgültige Beseitigung der häßlichen Telephon-Gestänge aus den HauSdächern, wie sie zu», Teil bereits ;ur Durchführung gekommen ist. im ganzen Stadtgebiet angestrebt. Als weitere Vorteile ergeben sich^cine erhöhte Betriebssicherheit und der Wegfall der durch Wind, Schiieemasseii unv vernijachten ziemlich beträchtlichen Reparatiirkoste», Die Verlegung dieser Postkabel Röhren, von denen die verschiedensten in Zementgnß hergestellten Arten in Gebrauch sind, erfolgt im Auftrag und für Rechnlmg der Reichspvft-Verwaltuiig durch das städtische Tiefbau amt. Es wird bei der Ausführung in einzelnen Abschnitten, »ach Stadtvierteln, voigegangeii. um io dasKanalnetz immer weiter über das ganze in Frage kommende Gebiet ausdebiieil zu können. Mit Beginn dieser Woche bat man diejenige Anlage in Angriff genommen, die speziell der Wilsdruffer Vorstadt zu gute kommen toll. Vom Hauptpostgebäude ans werden sich die Röhren, mit den entsprechenden Abzweigkänen und -Brunne» sowieHauptveitellerii versehen, Am See entlang bis zur »leinen Plauenschen Gasse und von dort durch die Seiler- und RöbrbofSgaffe »ach der Annen- i'traße binzichcn. Hier erfolgt der 'Anschluß an schon vorhandene Zuleitungen und der Ausbau bis zur Balkenbrücke. Rosen-, Ehr lich' und Stiftsstraße sowie Freiberger Platz »sw. Wie man siebt, wird hiervon ein Gebiet betroffen, das teilweise erheblichen Ver kehr ausweisi. Die Arbeiten sind zunächst ans der Rosenslraße begonnen worden. . —"ZEine sehr zahlreiche Versammlung füllte gestern abend den großen Saal des VeremshauseS. in welchem Herr Professor , ^ Vortrag Führer icner Forschungsreise der berufenste Redner ist Tie vor- ge'ülirkcii Bilder, nach kurzer Erläuterung der geographischen Ver hält»!'"»: der zum Reiseziele bestimmten Regionen an der Hand kartographischer Darstellungen mit den ersten dem Schiffe begeg nenden Antarktischen Eisbergen beginnend, zeigte» in chronolo- giicher Folge die durchforschte», zum Teil neu entdeckten Land- gebiew. die zu dem großen vernnitlich den ganzen Südpol bedecken den Fesllandc gehören, welches den icchsie», richtiger wohl sieben ten Erdteil bildet, da man ia Grönland mit den »ach Norden und Rordvsten anschließenden Inselgruppen als besonderen Erdteil betrachten muß. — Mit welchen Schwierigkeiten die Expedition nr känwien batte,, ließ sich aus den Abbildungen der vegetations losen, seifigen »ulten leicht ermessen, mehr noch aus den vor Ein bruch der wochenlang dauernden Polarnacht aiisgenommeneii Winterguartieren, in denen die Enge des Rannics dazu beitragen mußte, mit der animalischen Wärme der Bewohner den mit Robbenspeck geheizten Ose» zu unterstütze». Einen fremdartigen Eindruck machten die Photographien der in unzähliger Menge zu Herden vereinten Pinguine, die neben Robben die einzigen Be wohner iener Gebiete sind, und die als hauptsächlichstes Nahrungs mittel nir die Expedition von höchstem Werte waren. Ein aufs tieffte ergreifendes Bild war die Darstellung des Unterganges deS vom Eile zerdrückten Erhedirionsschisfes. dessen Rettung trotz an gestrengtester unermüdlicher Arbeit nicht möglich war. Ebenso eindrucksvoll wirkte die Darstellung des Znsaiiimentrcffcns mit den im Verlause der ciaentlichcn Polarrciie getrennt zurückgebliebenen reiv. in anderen Richtungen vorgedrnngenen Gefäbrten. die das Lager Nordenskjötds gerade im letzten Augenblicke erreichten, um noch mit dein von der argentinischen Regierung zur Hilfeleistung gesandten Schiffe die Rückfahrt antreten zu können. Die Abbil dungen der aut dein antarktischen Festlande gefundenen Foffilien und im Gestein erhaltenen Pftanzenabdrücke wurden ebensalls vorge- nihrt als Zeugen dafür, daß einst auch in jenen. jetzt in ewigem Eis und «chuee erstarrten Gebieten ein üvpigcs Pslcmzenlehen geherrscht hat. Die anfgesnndenen Formen gehören der Kreidezeit und den Tcrliärsormationcn an, sind also in geologischem Sinne gar nicht einmal sehr alt. Für die Wissenschaft ist diese Fest stellung ehemaligen Pflanzen- und Tierlebens am Südpol und damit der Nachweis eines »liniaS van mehr oder minder hoher Wärme sehr wichtig, und die Expedition hat daniit ein Ergebnis erzielt, welches die anfgcwandten »osten und Mühen allein schon lohnen würde. — Tie Schlußbilder zeigten die Abfahrt von den antarktischen Küstengebieten, die Fahrt durch den Südatlantik und endlich die Ankunft und Einfahrt in di« von einer zahllosen und die Forscher mit echt südländischem Enthusiasmus begrüßenden Menschenmenge besetzten DockS von Buenos Aires. — Die Ver sammlung dankte dem Vortragenden mit lebhaftestem, niehrsach aufs neue eiuietzenden Beifnll. der Herr» Pwjessvr Nordenstjöld nötigte, sich mehrfach aus das Podium zurückzudegeben und seinen Dank zu wiederhole». — Der Dresdner Bezirk-Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke hatte am Dienstag abend zu einem ofsentlicixn DiskussionSabende eingeladen, der im Weißen Saale der „Drei Raben" unter reger Teilnahme staltsand. Ein geleitet wurde die Diskussion mit einem Referat des verdienst vollen Missionars Herrn Jalla, welcher 18 Jahre lang unter den größten Schwierigkeiten in Afrika gewirkt hat und demnächst wieder dorthin zurückgeht. Er berichtete über: „Die soziale Arbeit der Missionare". Redner hielt seine Aus führungen >n französilchrr Sprache: es stand ihm daher Herr Baron de Krusenstjerna als Dolmetsch zur Seite. Er führte seine zcchlrcicl>en Hörer nach Südafrika an den oberen Sambesi, wo die Varotse-Neaer ein Areal in der Größe wie Deutsch land bewohnen, und ging in seiner Schilderung von dem Zu stande auS, in dem die Barotse sich befanden, als er vor 18 Jahren zu ihnen kam. Durch die auftlärende Tätigkeit der Missionare ist das wilde Bolk bedeutend kultiviert worden. Es sind die Grausamkeiten, der Einfluß der Zauberer, die Vielweiberei, der Sklavenhandel usw. verichwundcn. All diese Aufklärungsarbeit wäre ohne das Christentum nicht möglich gewesen. Ein weiterer Erfolg der MiffionSarbeit ist der Rück gang der Trunksucht, da der König in der Erkenntnis, daß der Alkohol seinem Volke den größten Schaden bringe, selbst das Brauen des Bieres gänzlich verboten Kat. In der Debatte nahm zunächst Herr Capitauie BcNrand daS Wort, der in folge langjähriger Forschungsreisen durch den dunklen Erdteil ebenfalls ein guter Kenner der dortigen Verhältnisse ist. Auch er stimmte mit dem Vorredner darin überein, daß eine Zivilisa tion der Schwarzen ohne Christentum unmöglich sei, und ivandte sich in packender Rede, die, gleichfalls in französischer Sprache gehalten, von Herrn Pastor Wutlig übertragen wurde, gegen die Einfuhr deS Alkohols und das anstößige Verhalten mancher Europäer in diesen Ländern. Der Veriammlungsleitcr dankte den Rednern für ihre interessanten Ausführungen und schloß die Diskussion mit der Aufforderung zum Beitritt »n den tagenden Verein und den Verein „Sambesia", der sich die Hebung der inneren Verhältnisse Afrikas zur Ausgabe gemacht hat. Ein Auskunstsblatt mit der Bitte um Mitarbeit gelangte an alle Versammlungsbesucher zur Verteilung. — In der M u t t e r A ii n a - S ch u l e zu Dresden stzaiis- haltimasschule für Töchter höherer Stände im Alter von 16 bis 20 Jahren, Pensionspreis einschließlich Unterricht jährlich 1000 Mk., halbjährlich 600 Mk., gegründet durch den vom Landesverein für innere Mission eingesetzten Ausschuß für das HaushaltungS- 'chulwesens sind von den im ganzen auf die Zabl von zwanzig Pensionärinnen beschränkten Stellen ausnahmsweise für den nach dem Osterfeste beginnenden neuen Jahreskursus noch einige Stellen unbesetzt. Evangelische Eltern, die gern ihre Tochter auf der Grundlage einer christlichen Hausordnung und Erziehung zu gediegener hanswirtschastlicher Selbständigkeit kierangebsidet sehen wollen, seien zwecks alsbaldiger Anmeldung aus das rühm- iichst bekannte Institut aufmerksam gemacht, in dem von süns teils wissenschaftlich, teils lachtechnisch geprüften und erprobten Lehrerinnen in de» einschlagenden theoretischen und praktischen Fächern der gründlichste Unterricht erteilt wird. Die Schule, in der auch bloße Tages^chülcrinnen angenommen werden, ist samt Pensionat in einem villenartigen Gebäude unweit des Blasewitzcr Waldparks untergcbracht und durch mehrfache Linien der elek- triscixn Straßenbahnen mit dem Innern der Residenz verbunden. Den iungen Mädchen, die keineswegs in klösterlicher Abgeschieden- heil leben, ist daher leicht Gelegenheit geboten, unter anregender, das Verständnis für Kunst und Wissenschaft erleichternder An leitung und Führung der Lehrerinnen mit Nutzen für die All- gemcinbildung Museen, Sammlungen. Theater und Konzerte zu besuchen, im Winterhalbjahr auch auf Wunsch an einem Tanz kursus teilzunehmen. Die Leiterin der Anstalt, Frl. Ärctzschmor, Dresden, Tittmannsiraße 13. und gütigerweise Frau v. Nostih- Wallwitz, Dresden. Lindenstraße 14, 1., sind aus Anfragen jeder zeit bereit, näher« Auskunft zu geben. —* Zn dem Streik der Tischler in den Eschebach- schen Werken. Nadeberg, wird uns mitgcteilt, daß den Ar beitern bereits in diesem Jahre wesentliche Lohnerhöhungen ge währt und weitere Erhöhungen für den Herbst dieses Jahres (nach Fertigstellung des neuen Katalogs) bestimmt in Aussicht gestellt worden sind. Tie Tischler haben jedoch Lohnerhöhungen von 25, 50. 75, ja sogar 100 Prozent gefordert, ferner kürzere Arbeitszeit, neue Einteilung derselben, bestimmte Lohngarantien, Prüsung neuer Akkordlöhne durch eine Werkstattkommissioii, sichtbare Aus- Hängung dieser Bedingungen und der von ihnen festgesetzten Lohn- tarffe unv. verlangt und »ichen die Bewilligung diejer Bedingun gen durch den Streik zu erzwingen. —* Polizeibericht, 6. April. Am 4. d. M. ist von der hiesigen Kriminalpolizei «in in der Neustadt wohnender 35 Jahre alter Zimmermann wegen an seiner 13jährigen Tochter verübter Blutschande festgenommen worden. — Gestern abend gegen 10 Uhr sprang am Terrassennser eine 20jährige Kontoristin von einer Dampfschifflandungsbrücke in die Elbe, Ivurde aber vom Dampfschiffwächter Äretzschmar und dem Jäger Sachse mit einem Staken noch lebend wieder heraus- gezogen und hieraus in das Siechenhaus gebracht. Auf Be- tragen hat die Lebensmüde angegeben, daß sie wegen unverdient erhaltener Vorwürfe zu sterben beabsichtigt habe. — In der Alt stadt versuchte sich gestern eine 18jährige Arbeiterin mit von Sclzwefelhölzchen ausgeweichtem Phosphor zu vergiften.' Sie wurde in das Frledrichstädter Krankenhaus überführt. Ter! Beweggrund zu dem Selbstmordversuche ist in einer durch Arbeitslosigkeit entstandenen Notlage zu suchen. — Im Besitze. eines sestgenommenen Betrügers haben sich mehrere! Wechsel befunden, dl« von ihm selbst unter Benutzung der Namen Otto und Schlosser als Aussteller. EL. Haupt als Akzeptant, E Haupt-Meißen als Bezogener und Töpfermeister Sichler-Dres- den als Girant ausgestellt worden Rind. Da sich bisher nicht luit seststellen lassen, ob dieser junge Mensch deral. Wechsel bereits in Umlaus gesetzt hat, dies jedoch anzunehmen ist, so werden etioa auf diese Weise Geschädigte um Mitteilung an di« Hauptpolizei ersucht. — Am 5. d. M. «st hier ein 22jähnger Buchhalter fest- aeiiommen worden, der seit längerer Zeit wiederholt an die Geschäftsstelle und an Mitglieder des Vereins gegen Armcnnot und Bettelei unter verschiedenen Namen Bettelbriefe ge- schrieben Kat. In diesen hat er durch die falsche Angabe, er Hobe während seiner Mrlitärzeit den Arm gebrochen und dieser sei schlecht geheilt, Mitleid zu erregen versucht, um möglichst Hobe Unterstützungen zu erlangen. Personen, die in gletcher Weise von dem Betrüger belästigt worden sind, werden gebeten, der Kriminalabteilung Mitteilung zu machen. — In der Nacht zum 30. März ist in einer hiesigen SchanVvirtschast ringe- krochen, der Täter aber durch dos Hinzukommen einer Per- son gestört worden. Auf der Flucht hat er einen zum Ein dringen benutzten Zentrumsbohrer verloren und sich die Patte von der Billettasche seines schwarzen Winterüberziehers abge rissen. Diese tffegenstände liegen in dem im Hausflur des Polizeigebäudes befindlichen Schaukasten zur Ansicht aus Zweckdienliche Mtteilungen werden an die Kriminaladteilung erbeten. — Amtsgericht. Der Geschäftsreisende Arno Walter Kießling hatte Mitte Februar von einer Frau den Auftrag er halte», für sie Gegenstände zu verkaufen und zwar für den festen Preis von jOO Mk K. wandte sich a» einen Trödler und ver langte '200 Mk.. was dem Manne z» teuer »vor, schließlich ließ K. Ihm die Gegenstände für nur 46 Mk. Er gab sich mit jedem Erlös zufrieden, da er gar nicht willens war. daS aus dem Ver kauf erzielte Geld der Austraggeberin abzuttefem. Das Urteil lautet a»f 3 Monate Gefängnis. — Der 21jährige Chauffeur Max Richard Paul Lichtwciik cuis Langebrück fuhr am 26. November v. I. mit dem seiner Führung anvcrtranten Kraftfahrzeug über mäßig schnell durch die Reichsstraße und überholte beim Haupt bahnhof einen Straßenbahnwagen, ohne ein Warnungssignal zu geben Außerdem wurde infolge des rasche» Fahrens des Auto mobils ein Pferd scheu. DaS Urteil lautet aus 30 Mk. Geldstrafe. — Den Gelegenheitsarbeiter Karl August Kadner aus Geising »ahn, die Königl. Polizeidirektion wegen BettelnS mit 10 Tagen Haft in Strafe, wogegen er gerichtliche Entscheidung beantragte. K. suhlt mit einem Male einen großen Drang »ach Arbeit in sich, den er nicht befriedigen kann, wenn er die Strafe im Polizei- gcsängnis verbüßen »lichte. „Den ganzen Tag über dazu- Iitzeii und nur die vier Wände der Zelle aiizustarreii", wäre ihm zu schrecklich: er wolle daher während der Haft arbeiten, wozu ihm Gelegenheit ii» Geiictitsgefänaiiis gegeben würde. Das Ge ricbt erkennt bei den vielfachen Vorstrafen des Angeklagten aus 3 Wochen Hast. — Oessentli»« Versteigerungen tnde» Kdntgl. Amtsgerichten. Sonnabend, den 8. April. Auerbach: Töpfer Fekdi »and Friedrich Wilbclm PolilS einstöckige« Wobnhau« mit Anbauten für Stickmaschinen, Siall, Hol,Vorräte un» Was«raum 06,2 Ar) in Rebe-grun, 12 680 M. Lvrmnib: Johann Tbeodor Löschners Wobnhau«, Waschkuchen- gedäuvc und .vosramn <1,4 Ar) in itavpel, Qiorslrahe 6, 4L 760 M. Dresden: Anvreaü Vcmltck« Vorderwobngedüuve, Hintergebäude zu gewerblichem Be trieb, Schuppcnanbau, Hosraum unv Karte» <10.3 Ar) in DreSven-Striesen, Wittenberger Striche 3. 6> 780 M. etm-bliehli-b beS zum Betrieb einer Wäscherei bestimmten ZubebürS an Maschinen und Geräten. Meißen: Jovann Karl Martins Krundstück« in Weindöhia. Laubenstcaße 10: l. Wohnbau« mii Kewölbe-Anbau, Turm und AuSlrNI, ein weitere« Wohnbaus mit Austritt unv ein drittes Wohnbau« mit Scheunenanbau O Hektar l2,6 Ar). 38 260 M.: 2. Felo und Wiese <7S,7 Ar). 7670 M. veivng: Maler und Lackierer Louis Richard BolheS tm inneren Ausbau noch unvollendetes Wohnbau«. Waschhaus mit Werkstelle <6.7 Ar) in Leipzig. Kleinzschocher, Limburger Ltraße 27, «6 770 M. Zur völligen Herstellung vr« KrunvftückS sind »och etwa 4260 M. erforderlich. Leipzig: Bauunter nehmer Karl Friedrich Gabriel« im inneren Ausbau noch unvollendeicS Wohnhaus und Waschhaus <7,7 Ar) in Leivzia-L«leuhig, Rochliher Siraste 2», 60 400 M. Zwickau : Ernst Rickard Fleischers zum Betriebe vcr Kastwirts.basi cingenchicies Grundstück „gum Römer' : Eckwohnbau« nebst Seitenklügel 14,0 Ar) daselbst, Ecke Römer-und Bosenstrahe, 77 500 M Hauptgewinne ver 147. Kal. Sachs. LandcStottcrte. Fünfte Klaffe. Ziehung am 6. April lOOS. lLhne Gewähr.) 49.000 M. au! Nr. 34670 10,000 M aut Nr. 8603 »000 M. aus Nr 37692 3000 M. aus -Nr. »017 1 0066 10272 l7N4 42110 43127 48897 »742 66708 67388 677,0 67907 68204 69100 88231 888i3 96003 2000 M aus Nr 3039 4260 6tl3 12466 <5-003 27346 30710 31284 33327 34283 3766« L74II 6062t 62827 66933 68761 70338 90418 >000 M. aut Nr. 9 2066 2131 337« 6878 6078 8NI 8295 12627 13002 22826 23168 24226 26606 27404 287W 28803 28886 29786 3634« 36904 37061 3876g 40780 42690 43216 46146 46431 47663 48667 48833 66362 66663 67688 63268 66688 6>004 68648 60898 72127 76680 80000 81726 82»3> 84766 84836 84912 86941 88132 80220 8977« 91322 92693 96190 96126 97331. TVaiiei nanc- dei t*lt>e nno lltolvan. Bubweid Praa Pardubib Me>nik Leinne--", Aulstn Dresden 6. Avril -i- 68 -t- ,32 -t- 183 ch ,68 ch >33 ch 214 ch 68 8. April ch 62 ch 120 ch 165 ch 148 ch 127 ch 20« ch 70 TajitSncschichte. X Deutsches Reich. Der Koffer begab sich gestern nachmittag in Neapel in Begleitung des Prinzen Adalberts des Botschafters Grafen Monts, des Generalkonsuls v. Rekowski »nd anderer Per sönlichkeiten zu Wagen nach der Wohnung des Generalkonsuls und nahm dort den Tee ein. Das unerwnrtele Erscheinen des Kaisers an Land wurde von der Bevölkerung mit großem Jubel ausgenommen. x Ein Telegramm aus Deutsch-Südwestafrika mel det : Am 26. März im Gefecht bei Groß - Heusis gefallen: Leutnant der Reserve Elsner, früher im Hnsaren-Regiinent Nr. 16. Reiter Karl Schimmel, geboren am 25 August 1883 zu Beste, früher im Füsilier-Regiment Nr. 39. Am 26. März bei Kranz fälligen Droschken und TteHwcrgen, die es damals allein gab, brauchten eine aute halbe stunde dazu. Charlottenburg, das wst nur aus einer einzigen langen Straße, der Berliner Straße, mit einigen kurzen Querstraßen bestand, halte sich bis in die siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts seinen ländlichen! Charakter gewahrt. Jedes Haus fast hatte einen stattlichen Vorgarten, die meisten hatten außerdem noch aus ihrer Rück seite einen großen, schönen, schattigen Garten mit alten Bäumen. Charlottenburg nxir daher bis vor einem Bierteljadrhunderl noch sie natürliche Donmierrendenz für wohlhabendere Berliner Familien. An diese vermieteten die Charlottenburger den größten! Teil ihrer Häuser als Sommerwohnungen, unv wer damals > in Berlin „em bißchen was" war oder sein wollte, zog im Sommer i „selbstverständlich" nach Charlottenbiirg. Aber schon hatte diese Stadt in der Stille — die meisten Berliner wußten und ahnten ^ nichts davon — eine merkwürdige Entwicklung genommen. Nach, der Qlkseite konnte sie sich nicht cmsbreiten. Hinter den Steuer häusern sing gleich der Berliner Tiergarten an. So blieb vor läufig nur der Westen und der Südosten übrig. Im Westen — es war damals die berüchtigte, aber an znkunftreichen Schöpfungen nicht arme Gründerzeit — ariff der bekannte Unter nehmer Onifforri der künftigen Entwicklung weit vor, indem er mir einer nach damaiiaen Beariffen weltfernen, ungemein günstig gelegenen kleinen Anhöhe zwischen Charlottenburg und Spandau die Villcnkolonie Wettend begründete. Im Südasten aber, nach oem Berliner Westen zu. gab es eine ttch schier unendlich aus- oehnende städtische Feldmark, von der besagte Steine stammten, die ehedem die Eharlottenburaer an die Berliner verkauft hatten. 'Nun kamen die Berliner Spekulanten und kauften die Steine nntsaint der Feldmark, legten Straßen an und bauten drei- und vierstöckige Häuser, zu denen die an ihre Landhäuser gewöhnten Charlottenburger mit verlvunderlem Kopffchütteln emporsahen. Förmlich über Nackt war da ein neuer, echt großstävtiscker Stadt- teil entstanden, und es dauerte nicht lange, so hatten die Unter nehmer auch die erforderlichen ersten „Trockenwohner" gesunden. Diesen« ersten Stadtteile folgten bald andere ähnliche, und auch in Berlin VV. war man nicht faul gewesen und baute rüstig fort. Und so geschah es eines Tages, fast unversehens,, daß "ich die letzten Häuser von Berlin ^V. und die ersten Häiiser von Charlottenburg 80. sozusagen die Hände reichten, daß beide Städte gleichsam über Nacht ineinandcraewachsen waren. > Ja, es ««schab sogar, daß in einer und derselben Straße ein ^ Teil der Häuter zu Berlin und ein anderer, von jenem äußer-, ltch gan» unkenntlicher Teil zu Charlottenburg gehörte. Natür-! lich hatte die gewaltige Umwälzung auch den alten, ländlichen Teil des ehemaligen Ackerstädtchens nicht unberührt gelassen. Die so gar nicht für die Poesie des Landlebens empfänglichen Berliner Bauspekulcutten kauften auch die traulichen Lanvhäus- chen zu recht ansehnlichen, aber lange nicht entsprechenden Preisen an, ließen die herrlichen alten Bäume unbarmherzig fällen und bauten an Stelle der kleinen Villen hohe, protzige Mietskasernen mit Geschäftsläden und Restauralionslokalen nach dem klassischen Berliner Vorbilde der Friedrichstraße. Und so kam es, daß das heutige Charlottenburg an seinem LOOsährigen Geburtstage mit bewaffnetem Auge selbst von Berlin nicht mehr zu unterscheiden ist und daß um das unverändert idyllische, wie ein Dornröschen in tiefen Schlaf versunken daliegende Char lottenburger schloß mit dem wundervollen Mausoleum, in dem die Königin Luise und ihr Sohn Kaiser Wilhelm k. ruhen, «in wahrhaft weltstädtisches Leben und Treiben herrscht, wi« nur auf irgend einem belebten Berliner Platze. Nur noch ganz wenige ältere Gebäude erinnern daran, dag die Großstadt Cbar- lottenbura noch eigentlich in den Kinderschuhen ihrer Entwick lung steckt und vor einem Menschenalter noch eine vorwiegend Ackerbau treibende Kleinstadt gewesen ist. Ganz modern, ganz großstädtisch und mEerordenlltch elc- gant sind die Teile, die unmittelbar an Berlin VV. stoben, mit diesem vornehmsten Viertel eng verwachsen sind. Diese Char lottenburger Stadtteile, die man Berlin VVVV. nennt und wo hin die Berliner auszuwandern pflegen, wenn sie an Steuer kraft und Vermögen zunehmcn, enthalten die besten, neuesten, aber auch teuersten Wohnungen, die es in dem lbekanntlich nur auf dem Papiere stehenden, durch die Kurzsichtigkeit der Ber liner Stadtväter verpaßten! Groß-Berlin gibt. Zentralheizung, elektrische Beleuchtung und Personen-Auiziige lind in diesen neuen, prächtigen Häusern nahezu obligatorisch. Deshalb sind hier auch die Wohnungen trotz der hohen Mietspreise stark be gehrt, und während das Innere Berlins sich immer mehr entvölkert und in Berlin auch sonst zahlreiche Wohnungen leer- stchen, dürfen die Hausbesitzer in käcttn Teilen Charlottenbiiras sehr beruhigt sein: Sie finden stets zahlilngSsähige Mieter. Mit diesen zugleich haben sich aber auch die GelchäftSleute eingesl^lt. Noch vor 10 Jahren gab es in diesen neuen, vornehmen Straßen- zücen mir ganz vereinzelte Geschäftsläden. Jetzt sind solche in fast allen Häusern ausgebrochen worden, und wenn die Mieten natürlich auch noch nicht die Höhe der Leipziger und Friedrich-Straße erreichen, so bewegen sie sich doch bereit- aus einem sehr ansehnlichen Niveau. Auch Luxusgeschäfte aller Art tun sich auf, und, um einein längstgeffihlten Bedürfnis ab- zuhclfen, wird sogar demnächst in unmittelbarer Nähe der Kaiser Dilhelm-Gevächlniskirche. in der ihrer Breite und Aus stattung nach an die Straße Unter den Linden erinnernden Taucnzien-Straße ein großes Warenhaus errichtet werden. Eine .Hamburger Firma i>t die Unternehmerin, und man er zählt sich von dem Kaufpreis für den Häuserblock, von dem Gewinn einiger Häuserspekulanten, die vorher von der Kauf absicht Wind bekommen und die Häuser an sich gebracht hatten, sowie von den Abstandsgeldern, die an die verschiedenen Mieter, die noch längere Verträge hatten, gezahlt werden mußten, wahre Wunderdinge. Es lohnt nicht, diese Zahlen, die sich auf ihre Richtigkeit von einem Fernstehenden *>och nicht prüfen lassen, zu wiederholen. Jedenfalls ist es eine Tatsache, daß sich in diesen bevorzugten Gegenden die Grundstückswerte in wenigen Jahren verzehnfacht haben und immer noch sich in auffteiaenoer Entwicklung veiinden. Man begreift, daß sich die Charlotten burger Stadtverwaltung, obwohl sie au« neue Steuern nicht gerade «ahnden muß. da sie sich einer geradezu beneidenswerten Finanzlage zu erfreuen hat, ernstlich mit dem Gedanken trägt, eine Wertzuwachssteuer einzuführcn. Die Stadtverordneten sträuben sich nur noch dagegen, well sie von einer solchen Steuer einen Rückgang der baulichen Entwicklung ihrer Stadt be fürchten. Jedenfalls hat Charlottenburg alle Veranlassung, mit hoher Befriedigung aus den seit der Stadtwerdung vor 200 Jahren zuruckaelegten Weg zurückzitblicken. Clmrloltenburg nimmt heut« bereits unter den deutschen Großstädten die neunte Stelle ein. befindet sich in fever Hinsicht m einer glänzenden Lage und hat seine Entwicklung offenbar noch lange nicht znm Abschluß gebracht. Es zieht fortdauernd die besten und leistungsfähigsten Kreise der Berliner Bevölkerung an sich »nd vergrößert sich ständig auf Kosten der benachbarten Riesenstadt, d«e den ri«^ tigcn Augcublick zur Einverleibung Charlottenburgs verpaßt hat und jetzt zu eigenem Schaden den gewaltigen Fehler, der damit begangen wurde, erkennen muß. Heute ist Thar» lottciiburg eine selbständige »nd selbstbewußte Großstadt, die sich nicht mehr einvcrleiben läßt und die ein Recht darauf Hai. ein Soudcrdascin zu führen. Ihr« Verwaltung ist vorzüglich, macht sich rührig alle neuen Errungenschaften zu eigen und hat in mancher Hinsicht schon die nicht mehr ganz so bewegliche und strebsam« Berliner Stadtverwaltung ükertrossen.
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