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14, 19. Januar 1914. Redaktioneller Teil. schädigen sich selbst in ihrem Verdienst durch die hohen Rabatte gerade an diese Konsumen ten mehr, als sie durch die schleudernden Warenhäuser geschädigt werden. Will aber ein Warenhaus sich anschlietzen, so erschwere Man ihm den Anschluß nicht unnötig durch allerlei kleinliche Bedin gungen. Als z.B. ein Dresdener Warenhaus den Anschluß nach suchte und sich an vr. Orth wandte, verlangte dieser die Angabe des Kommissionärs; eher könne nichts geschehen. Man ging zu einem Kommissionär, dieser verlangte erst Anerkennung durch den Börsenverein. Schließlich nahm er auf besondere Empfehlung eines anderen Warenhauses die betreffende Firma unter Vorbe halt der Zustimmung des Börsenvereins an. Viel mehr Umstände machte man einer Firma in Görlitz. Das Warenhaus hatte einen großen Neubau errichtet, einen tüch tigen Einkäufer für Bücher und Musikalien engagisrt, der schon in anderen angeschlossenen Warenhäusern tätig gewesen war, und beantragte nun den Anschluß. Vom Börsenverein ging s zum Orts- oder Kreisverein und wieder zurück so lange hin und her, bis die Eröffnung des Hauses vor der Türe stand. Man wollte erst nach der Eröffnung sehen, wie die Abteilung aussähe, und dann sagen, ob sie ausgenommen werden könne. Wie sollte aber die Abteilung eröffnet werden ohne Bücher und Noten, zu deren Bezug ein Kommissionär gehört, der ohne Anerkennung seitens des Börsenvereins aber die Vertretung nicht annahm? Da tat denn der Einkäufer, was ihm allein übrig blieb: er steckte Geld in den Beutel, fuhr nach Leipzig und Berlin, kaufte alles notwendige Sortiment ein — er hätte nochmal soviel be kommen können, auch ohne Anerkennung seiner Firma — und brachte nun große ganzseitige Anzeigen mit Schleuderpreisen her aus. Wollte man ihn nicht anerkennen, so wollte er wenigstens als Schleuderer bekannt sein. Er hatte mit seinen Anzeigen großen Erfolg, machte sich mit seinen billigen Preisen sehr bekannt und führte sich glänzend ein. Nun merkten die Herren vom Buch- und Musikalienhandel recht fühlbar seine Konkurrenz, und hatten Zeit, seine Abteilung auf standesgemäße Ausmachung hin zu prüfen. Sie hatten sicher wenig Freude an dem neuen Konkur renten, nahmen ihn aber jetzt schleunigst auf, und der Waren haus-Einkäufer konnte ganz zufrieden sein, daß man ihn zur Schleuderet gezwungen hatte: er hatte einen großen Umsatz ge macht und war als der billige Mann mit einem Schlage bekannt — dank der Kurzsichtigkeit seiner Konkurrenz. Eine Wiederholung dieses Vorganges wird sich über kurz oder lang in der Schweiz abspielen, wo man die Anerkennung der Warenhäuser auch prinzipiell äbgelehnt hat. Vergrößert sich dort ein Warenhaus so, daß cs eine große Speziäiabteilung für Bücher und Musikalien einrichten und dazu einen tüchtigen Einkäufer aus Deutschland engagieren kann, so wird der ganze Schweizer Buchhandel dagegen ohnmächtig sein und durch die Schleuderet, die das abgelehnte Warenhaus dann beginnen muß, schwereren Schaden erleiden, als wenn der Anschluß stattfindet. Zum Schlüsse soll noch Folgendes nicht unerwähnt bleiben: Die Warenhäuser, ganz gleich, ob sie einen Riesenbetrieb haben oder kleineren Umfangs sind, sind V o l l kaufleute, und unter solchen ist es Sitte, gegebene Versprechen zu Hallen. Jeder Groß- kaufmann empfindet es als eine Beleidigung seiner kaufmän nischen Ehre, wenn man von ihm verlangt, er solle als Garantie dafür, daß er sein Wort hält, eine Kaution hinterlegen. Ver stößt er oder sein Personal gegen Bedingungen, die er anerkannt hat, wiederholt und wissentlich, so wird er nichts dabei finden, wenn man zum Schutz gegen weitere Verstöße eine Kaution ver langt. Der Markenschutzverband und alle großen Konventionen handeln so und haben alle Warenhäuser zum Beitritt verpflichtet, ohne jede Kaution — warum folgt der Börsenverein nicht diesem Beispiel? Wenn Kaution von kleinen Sortimentern verlangt wird, die nachher vielleicht ihre Strafe nicht einmal bezahlen können, so ist das etwas anderer — beim Warenhaus ist doch die Zahlungs unfähigkeit nicht zu befürchten. Und warum verlangtman bei einem neuen Warenhaus die Kaution, man verlangt doch die Sicher stellung nicht von einer Sortimentsfirma, die sich neu etabliert? Auch die Ablehnung der Warenhäuser als Mitglieder des Börsenvereins gehört hierher. Statt mit den angeschlossenen Warenhäusern gemeinsam die Schleuderei zu bekämpfen, sich deren reiche Erfahrungen zunutze zu machen, lehnt mau sie ab und kttängt sic in eine Kampfstellung gegenüber dem Börsenverein. Globus-Verlag G. m. b. H. Häressduek kür üen öucti-, Kunst-, Fkusikallen- kisnüel und verwandte OesebüktsrrvsiAe dsr öster- relctiiscti-unxsrlzclien /Aonsrcliie. dlit einem r^n- kantze: vstorr.-uagar. Xeitunxs-^dressbueli. Heraus- xexeben von iAorllr perles. 1914. XI-VIII. dabißang. dlit dom Lildnisse von dullus Lenieö. 8'. 8.1 —XVI, 1—480, XVII—XXXVI. IVien. Vorlag von ÄoritL wertes, k. u. Ir. üokbuelrdündler, I. Loilergasso 4. Lrosest. 7.80, gbd. in Unbii. 9 no. dae. Ter kürzlich erschienene 48. Jahrgang des Perles'sche» Adreß buchs sür den österreichisch-ungarischen Buch- „sw. Handel zeigt das gewohnte Bild. Ais einzige Änderung gegenüber den Vorjahren ist im Verzeichnis der Buchhändlerfirmen <Abteilungcn I ». II) eine Zusam menfassung der bisherige» 5 Alphabete in deren 2 zu bemerken, während die Zusammenstellung der Kommissionäre mit ihren Kommittenten in die dritte Abteilung verwiesen ist. Maßgebend geblieben sür die Schei dung der Firmen in die erwähnten 2 Alphabete sind, wie bisher, 1. Sitz oder Vertretung an einem der drei Kommissionsplätze Wien, Budapest, Prag, oder 2. der Mangel solcher Vertretung bei Provinzsirmen, Daß die Zahl dieser unvertretcnen Firmen die Zahl 839 erreicht, darf, einem Gcsamtbestande von 3192 österreichisch-ungarischen Firmen gegenüber, als hoch bezeichnet werden. Während statistische Übersicht, Verzeichnis der Wiener Firmen- AdresseN und auch das der Jubclsirmen des Jahres aus den ein leitenden Seiten Platz gesunden habe», ist der III. Abteilung alles das zugeteilt morden, was »eben dem eigentlichen Adreßbuch zur fachlichen Orientierung dienen kann. Zunächst die Namen der Inhaber, Teilhaber usw. anderslautender Firme», die Kommissionäre mit ihren Kommitten ten, dann die Spezialhaublungcu und -Betriebe, Mitteilungen über Abrechnungen, über Vereine innerhalb und außerhalb der politischen Grenzen, seiner Rabatt-Tabelle, Spedittons- und Verkehrsnachrichten u. a. m. Tie IV. Abteilung dringt die Buchhändler-Geographie, die V. ein Zeitungs-Adreßbuch in zweierlei Ordnung nach Sprachen und Orten. Tie Gesamtheit der in de» Abteilungen I und II verzeichneten Fir men beiäust sich, wie schon erwähnt, aus die Zahl 3192. Bon diesen Firme» beschäftigen sich 2851 mit dem Buchhandel in seinen verschie denen Betriebsformen, zum große» Teil mit Vereinigung mehrerer dieser Formen bei einer und derselben Firma. De» Kunsthandel be treiben 4S5, den Musikaltenhandel 1197 Firmen. Auf den Zeit- schriftcnhandcl kommen 206, aus Annoncenbureaus 47, auf Kolportage 228, aus Papier- und Schreibwarenhandel 1197, auf den Eisenbahn- Buchhandel 114, den Lehrmittclhandel 52 Firmen. Der Kommissionsbuchhandel verteilt sich auf die drei Plätze Wien mit 83 Kommissionären und 1177 Kommittenten, Budapest s17 und 2S2>, Prag (13 und 311). 248 ausländische Firmen sind in Wien durch Kom missionär vertreten; 188 ausländische und 74 inländische Verleger haben Auslieferungslager i» Wie». Tie meisten Kommittenten (24Sj nächst Rechner X Sohn (288) vertritt der Herausgeber und Verleger des Adreßbuchs Moritz Perles. Tas Adreßbuch verzeichnet insgesamt 885 Orte, in denen der Buch handel betrieben wirb. Auf die einzelne» Kronländcr verteilt, ergebe» sich für Orte und Firme» folgende Zahle», denen hier überall die ver hältnismäßig bedeutende Firmcnzahl der Hauptstadt bcigcsctzt ist: Böhmen 220 Orte: 828 Firme» «Prag 187); Bukowina 18:47 «Czcr- nowttz 17); Taimatien 5:15 iZara 8); Galizien 71: 212 «Lemberg 44>; Kärnten II: 27 sKIagcnsurt 12>; Krain 7:17 «Laibach 1v>; Küstenland 11: 48 «Triest 25>; Mähren 88:152 «Brün» 22>; Niederöstcrreich 48:725 «Wien 854); Oberösterreich 18:48 <Linz 19); Salzburg 9:25 «Stadt Salzburg 14); Schlesien 28:54 «Troppaü 8); Steiermark 38:92 «Graz 35); Tirol und Vorarlberg 45: 122 «Innsbruck 25). Hierzu kommen die Königreiche Kroatien-Slavonieu mit 25 Orten und 86 Firmen «Agram 18) und Ungarn 258 : 881 «Budapest 207), serner Bosnien und Herze gowina 13: 33 «Sarajevö 18).