Volltext Seite (XML)
Slr. 47. ^»innerhalb ^des Deutjchen^ Nesches^ M^tmi^g^ieder Aeil^berechnet. — In dem illustrierten Teil: slir Mitglieder ^ ^ 3^ Mark" jährUch.^E ^>en!^«uslan^Lieserung ^ Nicht" ^ WlAM'üMMörftMereMö'er'SWWeM Leipzig, Sonnabend den 28. Februar 1916. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Mehr Bodenständigkeit! i. Len in Nr. 28 des Börsenblattes unter der Überschrift - »Literarischer Verein der Pfalz« veröffentlichten Mit- s teilungen und Anmerkungen über das auf der Jahrestagung! zu Neustadt a. d. H. mit Erfolg angeregte Vorgehen der pfälzischen Litcraturfreunde mit dem Buch handel zwecks Förderung des pfälzischen Schrifttums gestatte ich mir, einer Einladung der Schrifi- ! leitung folgend, als Anreger hier einiges anzufügen: »Do wisse'se wu Moskau leiht, un in der Ortsgemarkung! kann Bescheid«, sagt der Bauer in Hessisch-Pfälzer Mundart dichtung*) und er hat, obgleich er keinen Anspruch daraus macht, § -die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben«, den Nagel auf den Kopf getroffen. Gar viele eifrige Leser und Literaturfreunde ^ kennen sich in dem Schrifttum fremder Länder trefflich, auf dem heimischen Ackerboden oft gar nicht aus. Falls sie aber einmal sich herablasscn, mit den dichterischen Erzeugnissen des Heimat- bodens sich zu beschäftigen, soll es vielfach mit einem mitleidigen Lächeln geschehen; denn sie meinen — Wohl aus ureigener Er- i sahrung, von sich —: »Was kann aus Nazareth Gutes kommen?!« Ganz die gleiche Gesellschaft ist's, die, mit dem bekannten alt-deut-! scheu Erbfehler belastet, alles Fremde auch in der Literatur der- j matzen anstaunt und überschätzt, daß der fremde Autor sich manch- ! mal selber darüber wundert, was er, bei den vielen »Hineinge- - heimnissen« in seine Erzeugnisse durch deutsche Verehrer' und, Buchhändler-Anzeigen, für ein verflucht gescheiter Kerl ist. Alles, aber nur kein Neid, man gönnt es ihm, wenn er — das Zeug dazu hat und auch - im Buchhandel »zieht«! Mit dieser Sucht der Überschätzung fremdlän dischen Geistes dürfte jedoch die Zeit des gewaltigen Kampfes um unser Volkstum wie mit so manchen »ismen« auf- räumen oder wenigstens reinigend wirken; ist doch das deutsche Volk, auf allen Seiten von rücksichtslosen Feinden und Neidern! bedroht, auf sich selbst gestellt, durch Betätigung seines besseren Selbst zur Quelle seiner Urkraft zurückgekehrt. So geht's hoffentlich auch bei der Weckung des allgemeinen Sinnes für das heimatliche Schrifttum in allen Gauen des Vaterlandes durch verständnisvolle Zusammenarbeit der Freunde hei mischen und allgemein-deutschen Schrifttums! und des in einzelnen Verbänden marschieren den, aber vereint schlagenden, zielbewußten! deutschen Buchhandels, nicht zuletzt auch mit! dem Dritten im Bunde, mit der Presse! Von solchen Gesichtspunkten etwa ausgehend waren die An-! regungen und Verhandlungen auf der Versammlung zu! Neustadt a. d. H., in der auch der Badisch-Psälzische Buch-! Händler-Verband als solcher vertreten war und durch den Vor sitzenden des Literarischen Vereins der Pfalz herzlich begrüßt wurde. Möchte dieFühlungnahme desBuchhandels mit der Öffentlichkeit immer inniger und ausgedehnter werden, damit das gar oft verkannte Wesen des Buchhandels weiteren Kreisen erschlossen- und eine Wechselwirkung zwischen uns und der Allgemeinheit herbeigeführt wird, die dem Volks« *) Friedrich Leimig, »Etwas zum Lachen«. Wohl nur zugute kommen kann! Dabei werden auch die Kla gen des Buchhandels in seinem Kampf ums Dasein viel aufmerksamere Ohren finden, Wohl auch bei den Behörden, denn das richtige Wort am richtigen Ort ist vielfach mehr wert, als hundert noch so geschickt abgefaßte Eingaben. Es sollten nicht allein zu der großen alljährlichen Tagung des Börsenveretns, sondern auch zu den Versammlungen der einzelnen, aus die Be rücksichtigung der besonderen Wünsche des Gaues Wert legenden Kreisvereine Vertreter der Behörden geladen werden, insoweit natürlich die Beratungen öffentlich sind. Das sind nur be scheidene bodenständige Anregungen zur Aussaat für die Zeit, in der wieder die Sonne des Friedens-Frühlings lacht und neue Arbeit auch des Bürgers Zierde in den einzelnen Berufs- gruppen ist, mit der Hoffnung auf Segen für der Mühe Preis! Also mehr Bodenständigkeit, bei deren Pflege einer noch kein engherziger Spießbürger zu sein braucht, dessen Sinn in engem Raum sich noch mehr verengert, sondern sich jeder einen offenen Blick für den wirklichen Schatz im Schrifttum der fremden Völker bewahren kann. Selbst der grimmigste böse »Boche«, der dick köpfigste Ur-Teutone, der Europens englisch-übertünchtc Höflich keit im Weltkrieg nun einmal völlig lackfrei sieht, kann sich eine unbefangene Haltung gegenüber fremden Literaturen bewahren; die literarischen Mittel des Volkes der Dichter und Denker und endlich der Tat erlauben ihm das. Er hat's bei aller Bodenständigkeit wirklich »nicht nötig«! »Oivio Koma»»» sum«. erklärte der selbstbewußte römische Bürger, w i r sagen: deutsche Bürger sind wir: »deutsche Buchhändler!« Zw ei brücken, im Kriegs-Februar 1916. Jacob Peth. II. Mit Freude begrüßen wir das Interesse, das der Buch st a n d e l an den Bestrebungen desLiterarischenVereins der Pfalz nimmt*). So wie der Badisch-Pfälzische Buch händler-Verband, dank vor allein der verständnisvollen Teilnahme des Herrn Buchhändlers Peth in Zweibrücken, in ein beide Teile förderndes Verhältnis zu den Pfälzer Heimatvereinen ge treten ist, so müßte Wohl allgemein durch die deutschen Lande hin zwischen den Vertretern der Heimatpslege und dem deut schen Buchhandel, besonders den Sortimentern, ein immer tatkräftigeres Zusammenarbeiten sich entwickeln. Gerade jetzt und bald noch mehr !m hoffentlich nicht allzu fernen Frieden muß es eine lohnende Aufgabe sein, das örtliche Schrifttum aller deutschen Gaue zu hegen und zu Pflegen. War schon seit einigen Jahren das Interesse an der He i m a t li t er a tu r in erfreulichem Wachstum begriffen, so hat auch der Krieg dieses eben erstarkende Interesse nicht zurückzudrängen vermocht, und nach einem siegreichen Ende des Weltkrieges wird die Pflege heimischer Art und Sitte, Geschichte und Denkart, kurz jeder auf die Erforschung der Heimat gerichteten literarischen Tätigkeit sicher neubelcbt und gekräftigt werden. Im Bunde init den diesen Zwecken dienenden Vereinen, aber auch den Frem den- verke-hrsvereinen wird der deutsche Buchhandel seinen eigenen Interessen nicht minder als der Allgemeinheit, der Kräs- *i Vergl. Börsenblatt 1Ü16, Nr. 26 <vom 2. Februar) S. 118. 2>3