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.tp 156, 8. Juli 1916. Redaktioneller Teil. Wenn wir auch als selbstverständlich annehmen, daß Sie sich in den Dienst der Sache stellen, erbitten wir doch um gehende Rücksendung beiliegender Karte und werden wir den jenigen Firmen, die dadurch ihr Interesse bezeigen, die Pla kate und Instruktionen, welche das bayerische Landeskomitee des Roten Kreuzes an seine Sammelstellen hinausgehen läßt, Ende dieser Woche zuscnden. Diesem Schreiben lag eine Antwortkarte bei: Im Besitze Ihrer Mitteilung betreff. Reichsbuch woche erkläre ich mich bereit, für die Durchführung in der Weise zu wirken, daß ich mich mit Vorrat versehe, mein Schau fenster in der Reichsbuchwoche entsprechend einrichte und die Plakate, welche mich als Sammelstelle bezeichnen, in dieser Zeit anheften werde. Von 182 angsschriebenen Firmen erklärten 114 ihre Bereit willigkeit, die wir dann mit dem entsprechenden Material ver sahen. Das Zentralkomitee hatte die großen Kosten der Propaganda übernommen, ließ ein eigenes, recht hübsches Plakat Herstellen und hat sich überhaupt der Angelegenheit in dankenswerter Weise angenommen. Das Ergebnis war in den einzelnen Städten ganz verschieden. Im allgemeinen kann man es Wohl als ein zu friedenstellendes bezeichnen und die Freude darüber ausdrücken, daß unseren Truppen auf diese Weise willkommene geistige Nah rung zugeführt wird. Bedauerlich war es, daß ein Feiertag in die Buchwoche fiel, wodurch der Absatz verringert wurde. Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß viele Firmen durch hübsch her- gerichtcte Schaufenster und Ausgabe von Katalogen lebhaft für den Erfolg der Sache eintraten. Behörden-Ra batte. Schon in einer früheren Generalversammlung war durch Kollegen Niehrenheim in Bayreuth angeregt worden, den sogen. Behörden-Rabatt abzuschaffen. Der Vorstand hielt damals den Zeitpunkt für ungeeignet, nahm aber jetzt die Angelegenheit wie der auf, da er die gegenwärtigen Verhältnisse für geeignet er achtet. Unterm 2. März 1916 ergingen Eingaben an die sämt lichen bayerischen Ministerien, in denen darauf hingewiesen wurde, daß bisher den Behörden, öffentlichen und Anstaltsbiblio theken bei Bücherlieserungen ein Skonto von 5°/l> eingeräumt wurde. Aus der Eingabe sei erwähnt: »Der Abzug dieses Skon tos erfolgte von den von den Verlegern angesetzten Verkaufsprei sen und ging also von dem ohnehin schmalen Verdienst des Sor timents ab. Die Lage des Sortimentsbuchhandels in Bayern ist durch den Krieg in ganz besonderer Weise in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Notwendigkeit, sich Einschränkungen auf zuerlegen, hat gerade die Kundschaft besserer Literatur in erster Linie veranlaßt, die Ausgaben für Bücher zu verringern. Außer dem sind die besten Kunden, die Studenten und die jüngere Ge lehrtenwelt im Felde, ja sogar die Behörden schränken ihre Käufe trotz der verständnisvollen Aushebung des Sparerlasses vom 14. August 1914 möglichst ein. Während alle anderen Geschäfte auf die ihnen von den Pro duzenten bewilligten Verkaufspreise Teuerungsaufschläge ma chen, die ohne Widerspruch gebilligt werden, stellt der Buch handel nur die Bitte, ihm den noch aus früheren Zeiten über nommenen Skontoabzug zu erlassen, eine Forderung, deren Er reichung uns aus den Kreisen des bayerischen Buchhandels dringend nahegelegt wird. Da wir dieses Ersuchen für berech tigt erkennen, richten wir an die Ministerien die Bitte, die unter stehenden Behörden anweisen zu wollen, daß Abzug des bis herigen 5"/<>tgen Rabatts nicht mehr verlangt werden möge.« Die Ausnahmebestimmungen, welche für Bibliotheken be stehen, die einen Jahresetat von mehr als 16 000 «kk haben, sollen hierdurch nicht betroffen werden. Wie wir hören, besteht begründete Aussicht, daß unserer Bitte entsprochen wird. Es wäre nur sehr wünschenswert, daß der noch immer in Leipzig und Berlin bestehende Rabatt an das Publikum, den wir in Bayern schon seit mehr als 10 Jahren be seitigt bnbeu. endlich auch abgeschafft würde. Fahrbare Feldbücherei. Bei den norddeutschen Truppen hatte Herr Pastor Hoppe die sogenannten fahrbaren Feldbüchereien eingerichtet, die den Truppen hinter der Front leihweise Bücher vermittelten. Auf Anregung dieses Herrn wurde diese Sache auch in Bayern zur Durchführung gebracht. Ein Komitee, dem unser Mitglied Herr Nufser als buch händlerischer Beirat angehört, stellte einen für unsere bayerischen Verhältnisse geeigneten Katalog zusammen, in dem insbesondere auch bayerischer Verlag berücksichtigt war. Es konnte diesem ein Umsatz von ea. 20 000 zugeführt werden. Kommissions sitzung in Goslar am 4. und 5. September 1915. Der Vorstand der Kreis- und Ortsvereine konnte infolge der Kriegsverhältnisse im Herbste keine allgemeine Versammlung von Vertretern cinberufen. Die Sitzung beschränkte sich darauf, daß jeder Kreis- und Ortsverein einen stimmberechtigten Abge ordneten entsandte. Es wohnten der Versammlung außer dem Vorstande 34 Abgeordnete bei. Unfern Verein vertrat Herr Kom merzienrat Schöpping. Hauptgegenstand der Verhandlung war die Schaffung einer Stelle, die die Vertretung des deutschen Sor timents übernehmen sollte. Di« ursprüngliche Meinung des Vorstandes der Kreis- und Ortsbereine, dies durch eine Umgestaltung des bisher bestehen den Verbandes zu erreichen, fand lebhafte Gegnerschaft und wurde abgclehnt. Dagegen wurde beschlossen, daß die Verbands- Vorstände die Gründung einer außerhalb des Rahmens der Kreis- und Ortsvereine bestehenden Organisation des Sorti ments in die Wege leiten und unterstützen sollten. Diesem Auftrag entsprach der Vorstand der Kreis- und Orts vereine, und so wurde zur Ostermesse des Jahres 1916 die Buch händlergilde gegründet, die nach den letzten Mitteilungen an die 1000 Mitglieder umfaßt und einen Mitgliedsbeitrag von 24 ^ verlangt. Es muß der Zukunft überlassen bleiben, ob es dieser neuen Vereinigung gelingen wird, die Interessen ihrer Auftraggeber zu schützen, ohne den Machtbereich des Börsenvereins und der Kreis- und Ortsvereine zu verletzen. Ein weiterer wichtiger Punkt der Tagesordnung: »Die Er haltung des Schulbüchergeschäfts für das Sortiment« führte leider zu keinem positiven Resultat. Teuerungsaufschläge auf die Ladenpreise. Die außerordentlich schwierigen Verdienstverhältnisse des Sortiments während des Krieges, die sich erst jetzt recht fühlbar machen, ließen die Anträge »Paetsch und Genossen« in der Haupt versammlung des Börsenvereins willkommen heißen. Schien es doch nach dem Vorgang der übrigen Geschäftszweige im Deut schen Reich als selbstverständlich, daß auch der Buchhändler Ent schädigung für den Ausfall zu erlangen versuche. Leider ist die Durchführung durch die Bestim mungen unserer Satzungen unmöglich gemacht worden, da dieser Teuerungszuschlag auf die von den Verlegern fest gesetzten Ladenpreise ein Streitpunkt zwischen Verleger und Sor timenter zu werden droht«. Der Vorstand des Börsenvereins hat durch seine Erklärung vom 14. April 1916, daß nur der Verleger das Recht habe, auf seine Laden- und Nettopreise Teuerungsaus schläge sestzusetzen, das Schicksal der Anträge vorweg entschieden. Nun ist zu hoffen, daß der in der letzten Hauptversammlung ein gesetzte Ausschuß seine Aufgabe erfüllt, die darin besteht, daß er durch geeignete Bekanntgabe der erhöhten Netto- und Laden preise durch die einzelnen Verleger die jetzt herrschende biblio graphische Unsicherheit beheben und feststellen soll, wie die Ab rechnung über die zu alten Preisen ausgeführten Kommissions? lieserungen und der Disponenden zu erfolgen hat. Hoffen wir, daß trotz allem das schwevkämpfende Schiff des Buchhandels der Zeiten Not glücklich überwinden wird, und daß alle Mitglieder, sei es im Verlegerverein, sei es im Kreis- und Ortsverein oder in der neuen Buchhändlergilde, des alten Spruches eingedenk sein mögen: Ooneorckia parva« ISS orssvunt, Oiseorckia maximre ckilabuntur! 899