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Redaktioneller Teil. 272, 24. November 1914. 1905 — gefangene Polen werden mit Knuten nach Sibirien gejagt — sie müssen dort in Bergwerken bis zur Ermattung arbeiten: das sind die Bilder des Büchleins, grell und bunt; dazu kommen polnische National- und Kirchenlieder — und vom Text dürfen wir erwarten, daß der Abgeordnete Erzberger sehr geschickt operiert hat. Das Büchlein, in Massen ver breitet, wird eine wichtige Mission erfüllen. Unterdessen geht der Krieg weiter, die Kriegsrüstung nimmt ihren Fort- gang: amtliche Publikationen aller Art tragen den be- sonderen Umständen Rechnung; Magistratsverordnungen, Regierungsämlcr, Konsistorien, Kreisbehörden, Schulbehörden, Sanitätsinslitulc u. a. m. erlassen Verordnungen und erteilen Verweise. Die Amtlichen Nachrichten der Behörden sind den kriegerischen Ereignissen entsprechend auf einen neuen Ton gestimmt: Fürsorge für die Hinterbliebenen, Arbeits gelegenheiten, wärmende Unterkleider, Liebesgaben aller Ar!, Pferdemusterungen. Einstellung von Freiwilligen, Ausstichen von Geschossen, Betreten des Operationsgebietes, Einrichtung von Lazaretten u. a. m. sind die .Hauptgegenstände. Alle diese Publikationen gingen regelmäßig bei der Deutschen Bücherei ein, und der Krieg hat die Regelmäßigkeit da vielleicht noch erhöht. Die Druckerzeugnisse des stehenden Heeres selbst, zumal die unserer Truppen im Feindesland, erfordern das stärkste Interesse. Auch da hat die Deutsche Bücherei die Wege ge funden, die zum Ziele ihrer Sammlung führen. Zwar ist es manchmal schwierig und oft unangebracht, unseren Truppen in Todesnot und in den Stunden größter Gefahr mit unserer Bitte zu kommen. Aber auch da hat geschicktes Einsetzen der vorhandenen Kräfte uns schon bedeutende Teilerfolge erringen lassen. Nach berühmten Mustern wird sich die Deutsche Bücherei bemühen, die Teilerfolge in weitestgehendem Maße auszu nutzen. Im Konzentrationslager der Deutschen Bücherei sind z B. eingeliefert der Aufrus des Generals vom 19. Armeekorps an die russischen Polen, die sich während des Krieges auf deutschem Boden befinden, vom 6. August i914. Von größter Wichtigkeit sind die Erlasse des kaiserlichen Generalgouverneurs für Belgien, des Freiherrn v. d. Goltz Sein Aufruf vom 2. Sep tember 1914, gegeben in Brüssel, ist in drei Sprachen abge faßt und für die erste Organisation in Deutsch-Belgien von maßgebender Bedeutung. Die weiter fortschreitenden mili tärischen Ereignisse in Belgien veranlassen den Gouverneur von Lüttich, den General Kolcwe, zu Proklamationen. Am 2. Oktober 1814 verbot er den brieflichen Verkehr mit Antwerpen, am 8. Oktober 1914 kündigt er eine Übung im Scharfschießen an. Ebenso haben die Erfolge unserer Truppen in Frankreich eine Organisation der Gendarmerie nach deutschem Muster erforderlich gemacht, auch Ausrufe über die unerhörte Kriegs- sührung der Engländer sind erlassen worden. Diese und andere Kundgebungen gelangten gleichfalls in den Besitz der »Deutschen Bücherei«. Rührend und sröhlich zugleich sind die Zeitungen von unseren Truppen selbst. Der alle Humor lebt in Schützen gräben und Eiappenstationen in frischer Derbheit auf. Wenn die Türken in ihrer »ckekeuso nationale« unsere Helden feiern — Htndenburg, surnonnne Io eauekeinar ckes liussee, Kluck, ia terreur eins kVariHais, und Bescler, ie üöros rl'Lnvsrs —, dann richtet der deutsche Landsturm sich in Frankreich wohnlich für den Winter ein. Er setzt seine Pfeife in Brand und liest seine Wochenblättchen: »Der Landsturm«, erster und letzter Jahr gang, Einziges deutsches Militär-Wochenblatt auf Frankreichs Flur (Nr. I am 11. Oktober I9i4 - Nr. 4 am 1. November 1914), erscheint in Vouziers. Der erste Leitartikel feiert den Landsturm, «die reifen Leute, die Träaer der wirtschaftlichen Kraft, sie lassen Kanzlei und Kontor, Websiuhl und Werkstatt stehen und greifen mit dem bittern Ernst ihrer Jahre zur Wehr. Mag brechen, was da brechen will: an der Sonne des Sieges werden alle die hängenden Blüten geschäftlichen Wohlstandes sich bald wieder farbenprächtiger entsallen als je zuvor«. Die Landsturmfirma selbst — Berger, Rauch, Vogt und Ludwig, sämtlich aus Leipzig — »empfiehlt sich als Buchdruckerei-G. m. b. H. mit Hand- und Fußbetrieb, Vouziers, rue Obauex, Herstellung der Wochenschrijl ,Der Landsturm' lv86 unter .schmierigen' Verhältnissen, Anfertigung von Massen auflagen deutscher Siegesbotschaften und aller Drucksachen sür den Armeebedarf. Spezialität: Geschmackvolle Offerten für Zigarren, Delikatessen usw. usw. Die Druckerei garantiert sür riesigen Absatz dieser Artikel, wenn vorher ein Muster eingcsandt und der Piels verschwiegen wird . . . .« So hat sich »Der Landsturm« schon wochenlang in Vouziers gehalten: ernst und würdig in seinen politisch-militärischen und geschicht lichen Mitteilungen, heiler und gemütvoll in seinem Anzeigen teil. Die Nummer 1 bringt eine Zusammenstellung der vom sächsischen Landsturm verpflegten Verwundeten und Ver sprengten, fast bullOO Personen wurden in drei Sepicmbcr- wochen beköstigt. Nr. 2 enthält z B. Ernst Lissauers Haßgesang auf England, eine Betrachtung über den Weltkrieg, aus einem Kriegstagebuch, Anzeige eines humoristischen Monstre-Konzerts, Einladungen zur Fuchs jagd usw. Nr. 3 enthält die höchst stimmungsvolle Schilderung einer Grabmalweihe für deutsche Krieger auf dem Friedhof von Vouziers, wo sie neben den deutschen Gefallenen von 1870 liegen Ansprachen des evangelischen Feldgeistlichen, eines Franziskaner-Paters und Übergabe des Denkmals an den Erzpriester und den Bürgermeister von Vouziers werden wiedergegeben - dann folgt ein Bild einer fröhlichen Reitjagd. In der vierten Nummer erbittet die Bataillonsbäckerei Be stellungen auf Weihnachtsstollen, sucht die Expedition der Zei tung tüchtige Botenfrauen usw. Die Versuchung, bei diesen reizenden Stimmungsbildern länger zu verweilen, ist fast zu groß: doch genug für diesmal. Ein andermal andere Bilder aus der Kriegssammlung der Deutschen Bücherei. 0r. Lerche, Hilssbibliothekar an der Deutschen Bücherei. Unsere Berussgenossen im Felde. I. Deutsche Armee. XTVI. <X4V siehe Nr. 2K7.) Firma: Dienstgrad ».Truppenteil: i. H. Quelle L Meyer 45. Landsturm-Brig. Name und Borname Albrecht, August v. Caelleu, Otto Dambach, Leo Elsenschmidt, Rudolf Günther, Ernst Hochmeister, Ernst s-Hager, Emil* *) Hergeselle, Walter Hintsch, Albert Hoffmann, Walter Laube, Gustav fLieblng, Walter**) Maser, Heinrich Mantoux. Fritz Mantoux, Hans Mllnzenbcrg, Willy Rauckc, Carl Leutnant d. Laudm. Kriegskreiw.i d Mun.- in Leipzig i. H. I. P. Bachem in Köln i H.Volksoereins-Verl., GmbH.. in München- Kol d. Eis Ers Train- Giadbach Bat. Nr iü Inh.'R Elsenschmidt in Hauptm d.R.a D. Kom- i. H. M. L H. Schaper Geir. d LandIV im slles - in Hannover Jäger Bat Nr 23. Geschäfts!.: A. Mockcr Ui,Irraff IM Nes.-Jns.» in Bremerhaven Ngt Nr 3l i H. Deutsche Berlags- Vizese dwebel i. Gren.- Ansiait in Stuttgart Ngt. Nr 118 i. H Quelle L Meyer Kriegsir. i Res-Inf - in Leipzig Ngt. Nr. 214. i. H Pani List in KriegsireUv. i. d. Er Leipzig i. H. Paul List in Leipzig früher i. H. W. Dau stein in Sagan Bau d Feldart-Rgis. Nr 48. Nriegssreiw. > Laudm- Ing Ngt. Nr. ii>». Ngt-, 4 Armee Ober- i. H. Franz Pietzcker in Kriegssreiw. >m Res- Tübingen Jus.-Rat. Nr. 24». i. H. Kober C F Spitt- Sergeant i. Bekleidgs.- lerS Nachs. in Basel Ami d 14 Armeek Jnh.:KriedrichMo lioux Keldarlillerisl b Xl. IN Trüpa (Pez. Rassel) General-Kommando Inh. Bültmaiiii L Unlervfs n Beritiführ. Gerriets in Oldenburg beim X. Alineek. sGrostheizagi) t. H Ernst Wasmnth, Res-Jäger-Bai. Nr. 18. A.-G. in Berlin t. H. M är H Schaper Gesr. des 2. Haniwo. *> Gefallen, stehe Personalnachrichten Nr. 288. *) Gefallen, stehe Pcrsonalnachrtchten tn dieser Nr.