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Nr. 134. ^ // ^ »jährlich frei Geschäftsstelle od^ Z^Nark äi^oflü^erweisung ^ für '^ 6. 17^M. statt 18M,. Stileng^esuche werden mit 10 Pf. pro ^ j?hrlich?"Nach ^dem^Äus^and'^olgt ^iefeimng ! ^aum lS p"^^6.^3!50M.^^6.2S M^. !/.^50M.: für Nicht" ^Züber Leipzig oder durä^ Kreuzband. a^Nichtmit^lieder in j Mitglieder 40 Pf.. 32 100 ^2N. —Beilagen werden»^ LEMnsüinö^sMrstM^rÄiü'öerSM1ch^nD'WNMler^u'^spsi^ Leipzig, Sonnabend den 13. Juni 1914. 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil Berliner Briefe. VI. (V siehe Nr. 117.) Alte und neue Fremdenführer. — Vom Berliner Büchermarkt. — Berlegerreklame durch Zeitschriften. — Jubilare. Berlin steht wieder im Zeichen des Reiseverkehrs — so lesen wir täglich in unserer Zeitung. Wenn man von den Fremden in Berlin verhältnismäßig wenig spürt, so ist das nicht allein durch die Größe der Reichshauptstadt zu erklären, sondern damit, daß sich bei uns, mehr noch als in anderen Städten, der Fremden verkehr ini wesentlichen auf ein paar Straßen konzentriert. Wenn die Fremden am Vormittag die »Sehenswürdigkeiten« besichtigen, so sind sie, wenigstens an Wochentagen, hübsch unter sich — der Einheimische Pflegt ja bekanntlich seine Kunstbildung gelegentlich von Reisen nach anderen Städten zu befriedigen, nur nachmit tags, wenn er Einkäufe macht, vielleicht auch abends bei den Vergnügungen bekommt der Fremde zu den vielen Berolinensien, die er pflichtschuldigst betrachtet hat, auch ein paar — Berliner zu sehen. Wer diesen Zustand unbefriedigend findet und nach Grün den dafür sucht, beginnt gewöhnlich auf die »Fremdenführer«, d. h. die gedruckten, zu schimpfen, die dem Fremden allerhand klassische Kunst vorsetzen, die womöglich nicht mal für die be treffende Stadt charakteristisch ist, statt den Versuch zu machen, ihn in das lebendige Treiben der Gegenwart einzuführen. Ob dieser Vorwurf zu Recht besteht, ob es überhaupt innerhalb der Grenzen eines gedruckten Führers liegt, den Fremden zu lehren, selbst zu sehen, selbst zu beobachten, erscheint denn doch zweifel haft. Wenn man aber diese Frage bejaht, so könnte es sich doch um keine Änderung des heutigen »Fremdenführers« han deln, sondern höchstens um eine gewisse Modernisierung, die sich be müht, die moderne Großstadt nicht ausschließlich unter dem Ge sichtswinkel des Ästheten zu betrachten. Einen solchen Versuch macht eine Sammlung kleiner Heftchen, die unter dem Titel »Stcrnfuhrer«*) soeben im Verlage von Arthur Col- lignon, Berlin, (Preis pro Heft 36 «s) zu erscheinen beginnen. Das Charakteristische dieser Hefte ist, neben einer Erweiterung des Programms die Subjektivierung, denn wo es sich nicht um ein Werk Schlüters, sondern um eine moderne Kunstausstellung handelt — von einer Schilderung des Vergnügungslebens, von Privatetablissements usw. ganz zu schweigen -, kurz in Fällen, wo ein feststehendes historisches Endurteil noch nicht existiert, wird auch der gewissenhafte Schildercr nur feinem eigenen Geschmack folgen können. In diesem Dilemma ist es Wohl das beste, man sieht in diesen »neuen« Führern keinen Ersatz, sondern eine Er gänzung der früheren, in dem Sinne, daß der Fremde, der am Vormittag die feststehenden Werte der Stadt fachkundig genossen hat, am Nachmittag an der Hand derncuen die problematischen Werte der Gegenwart auf sich wirken läßt. ch Bisher erschienen: v. Blllow, Berlin als Kunststadt (Bildende Kunst). — Jung, Berlin als Kunststadt (Angewandte Kunst). — Wals, Was machen Sie heute abend? — Colzc, Theater und Musik in Ber lin. — Hirschbach, Berlin für Fremde. — Der Sport in Berlin. Ein wichtige Neuerscheinung für Sortimenter mit juristischer Kundschaft bildet die im Verlag von Otto Liebmann, Berlin, neu herausgegebene grotzangelegte »Deutsche Strafrechts- Zeitung« (pro Quartal 3 Hefte 3 ««). Sie will, wie Professor Kahl in seinem inhaltlich wie stilistisch gleich ausgezeichneten Vorwort hervorhebt, nicht den bestehenden Fachzeitschriften Kon kurrenz machen, sondern ein Zentralorgan für alle kriminalisti schen Fragen, namentlich auch im Hinblick auf die bevorstehende Strafrechtsreform bilden. »Das moderne Zeitungswesen in Deutsch land« betitelt sich der neueste Band der »Volkswirtschaftlichen Streitfragen« (Leonhard Simion Ns., Berlin, Nr. 281; 1.—). Der Verfasser vr. Albert Haas steht selbst als Chefredakteur des »Berliner Börsen-Couriers« in der Praxis. Er gibt ein klares und anschauliches Bild der Presse unserer Tage. Wir sehen, wie auch die Zeitungen nicht — wie vielfach in Laien kreisen geglaubt wird — allerhand Zufällen ihreErfolge verdanken, sondern wie auch sie den allgemeinen Wirtschaftsgesetzen unter liegen. Auch hier müssen sich die kleinen genossenschaftlich zusammentun, um der übermäßigen Konkurrenz der Großbetriebe einigermaßen gewachsen zu sein, auch hier schließt sich an den Großbetrieb der »gemischte Betrieb« zur vollkommenen Aus nutzung der Menschen- und Maschinenkräfte an. Unter dem Titel »Berliner Bilder« gibt der Verlag Conrad Haber, Berlin, eine neue Bücherserie heraus. Ter erste Band betitelt sich »Der Tag des Kaisers« und ist dem Leben Wilhelms II. gewidmet. Naturgemäß wird gerade dieser Band dem Charakter der Sammlung nicht ganz gerecht, da sich unseres Kaisers Leben zum größten Teil außerhalb der Reichshauptstadt abspielt. Das Bildermaterial ist zum großen Teil schon durch die illustrierten Zeitungen bekannt, der Text bringt aber manchen intimen Zug aus dem Leben unserer Kaiser familie, so daß sich dieser erste Band als Geschenk für patriotische Festtage Wohl eignet. (Preis brosch. 2.50, geb. -<( 3.50 pro Band.) Im vorigen Jahre wies ich an dieser Stelle auf die Buch ausgabe des Dramas »Antinous«, von vr. Erich Zanke, Mitinhaber des Otto Janke'fchen Verlages und Herausgeber der »Deutschen Roman-Zeitung«, hin. Das Drama ist inzwischen in Bcrnburg erfolgreich aufgeführt und von mehreren anderen Bühnen angenommen worden. Der Buchverleger als Herausgeber einer Zeitschrift — im Gegensatz zum reinen Zeitschriftenverleger — wird in der Zeitschrift in der Regel nur ein Propaganda unternehmen für seinen Buchverlag erblicken; er wird auf die Überschüsse weniger sehen, ja unter Umständen auch einen regelmäßigen Verlust ohne Trauer auf Reklamekonto buchen, wenn er den Eindruck gewinnt, daß die Herausgabe der Zeitschrift seinem Gesamtverlage offenbaren Nutzen bringt. Be trachtet man die »Verlagszeitschriften« einmal unter diesem Ge sichtspunkt, so schlägt sich zwanglos eine Brücke zu den sonstigen verlegerischen Propagandamitteln, Prospekten, Katalogen, kurz all dem, was der Verleger zur Förderung seines Absatzes unter das Publikum verteilt, ohne — da das Propagandamaterial in 961