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>6 172, 26. Juli 1934. Redaltioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. Deutsche Schicksalstage 13. Juli 1934 Glicht einer sprach: Es sprachen Millionen Aus dem Verratnen, der die Treue pries, Es sprach, wer )e um sie sein Leben ließ, Die Gräber sprachen aller deutschen Zonen. Es sprachen, die im Mutterleib noch wohnen, Geschlechter, die da kommen, sprach auch dies Lebende Volk, dem er die Wege wies, Die Adler sprachen der SA.-Legloncn. Sie alle Hörle man das Urteil sprechen, Als Deutschland von dem schwersten der Verbrechen, Von dem Betrug am treusten Mann erfuhr. Doch als er dann, umsubelt, nledcrstieg, Geschah es, daß es plötzlich in uns schwieg — Und dieses hetl'ge Schweigen war ein Schwur! Rainer Schlösser. Nationalsozialismus als Pflicht. vr. H. L. — Noch stehen wir alle unter dem gewaltigen Ein druck, den die erschütternden. Ereignisse vom 30. Juni und die große Rede des Führers vom 13. Juli in uns hinterlasscn haben. Noch lebt in jedem von uns der Augenblick fort, in dem wir aus dem Lautsprecher die Nachricht hörten, daß Hitler seinen Stabs chef Rohm aus der SA und aus der Parte! hatte ausstoßen müssen, die Nachricht, der Schlag auf Schlag eine Reihe weiterer Enthüllungen folgten, die im ganzen das Bild eines ungeheuren Verrates an unserem Führer Adolf Hitler und damit an Deutsch land ergaben. Wer von uns wäre zunächst nicht ohne Fassung und ohne Begreifen gestanden vor diesem Geschehen, das in der deutschen Geschichte fast ohne Beispiel ist? Gewiß, auch der erste große deutsche Freiheitskämpfer Hermann der Cherusker wurde einige Jahre nach seiner Bcfrciungstat das Opfer eines verräterischen Mörders; auch der deutsche König Philipp von Schwaben, der letzte Vertreter der staufischen Herrschaft von Rang, fiel im Jahre 1208 unter dem Dolchstich eines verräte rischen Mörders; immer wieder, wenn dem deutschen Volk und Reich ein großer Befreier und Führer erschienen war, hob sich im Hinterhalt lauernd gegen ihn ein Segestes auf, d. h., ein Verräter, der das größte deutsche Ziel und das heiligste Kleinod seines Volkes um kleinlicher Ehrsucht und eigennütziger Vorteile willen verriet. Wenn trotzdem keine dieser ruchlosen Taten in unsrer bisherigen Geschichte so schwer gewogen werden muß wie der Verrat vom 30. Juni, dann nur deshalb, weil wir in allen früheren Epochen unsrer Geschichte, in die diese Ge schehnisse sielen, noch nicht das große einige deutsche Reich hatten, mit dem die deutsche Zukunft überhaupt steht und fällt. Auch Arminius hatte mit seiner Befreiungstat noch nicht Deutschland zu schaffen vermocht; und auch als Philipp von Schwaben unter Mördcrhand siel, lag die gewaltige Käiscrzeit des deutschen Mittel alters schon hinter uns als ein überwältigender Ansturm zur Erreichung des Zieles, der Verwirklichung des universalen Reichs- gedanketts, der für die deutsche Geschichte begraben war, als Hein rich VI., der Nachfolger Barbarossas, nach nur kurzer glänzender Herrschaft von einem unbegreiflichen Schicksal hinweggerafft wurde. Die Ereignisse des 30. Juni stehen, auch geschichtlich ge sehen, in ganz anderem Licht. Wer heute die Hand gegen AdolfHitlercrhebt, und die Verräter vom 30. Juni haben es getan, der erhebt die Hand gegen Deutschland, gegen das einige deutsche Volk, gegen das deut sche Reich, gegen die deutsche Zukunft. Er erhebt sie also nicht nur gegen die heute in unseren Rcichsgrcnzen lebenden Deutschen, er erhebt sie auch gegen die fünfunddrcißig Millionen außerhalb der Reichsgrenzen, in aller Welt zerstreut lebenden Deutschen, die mit brennenden Herzen und mit gläubigem Erwarten auf ihr Vaterland sehen, und denen es unmöglich werden muß, auf ihren schwierigen Vorposten des Deutschtums auszuhalten, wenn das deutsche Mutterland und Multervolk innerlich ausein- anderfällt. Er erhebt sie aber auch gegen alle die, die in zwei tausend Jahren der deutschen Geschichte den deutschen Volks- und Rcichsgedanken verkörperten, für ihn kämpften, für ihn in den Tod gingen. Und er erhebt sie schließlich gegen die noch Ungebo- renen, die in hundert und aberhundert Jahren das Erbe ver walten sollen, das wir ihnen aus unserer Zeit übergeben. Es wird für einen Verrat dieser Art vor der Geschichte nie eine Rechtfertigung geben, denn es wird erst den späteren Generatio nen des deutschen Volkes ganz offenbar werden, daß Adolf Hitler die letzte deutsche Möglichkeit war und ist, daß in seiner Persön lichkeit und in seinem Wirken die große deutsche Stunde zum Schlag ansetzte, und daß, wenn sein Werk zerstört wird, die deut sche Zukunft für immer vertan sein wird, daß Deutschland, wenn das Aufbauwerk Adolf Hitlers nicht gelingen würde, d. h., wenn es ihm durch Verrat verwehrt würde, den Riesenbau des Dritten Reiches vor der deutschen Zukunft zu errichten, daß Deutschland dann auf immer ein Sklavenstaat zu bleiben verdammt wäre. Nur wenn wir die Vorgänge vom 30. Juni unter diesen histori schen Gesichtspunkten betrachten, wird uns das ungeheuerliche Aus maß des Geschehens, das sich dort in vierundzwanzig Stunden zusammenpretzte, ganz klar; nur dann werden wir begreifen, daß es für die, die an unsrem Führer und damit an unsrem Volk schuldig wurden, nichts anderes gab als die unverzügliche Hin richtung; und nur dann werden wir es auch langsam und voll tiefer, innerer Erschütterung fassen, daß das Schicksal des deutschen Volkes, daß die deutsche Zukunft überhaupt während dieser vier undzwanzig Stunden von Adolf Hitler ganz allein vor einem un ermeßlichen Abgrund bewahrt wurde. Doch müssen wir, das ist unsre selbstverständliche Pflicht dem Führer gegenüber, au- der ungeheuren Spannung dieser Ereig nisse, die einen Vergleich mit der zu Kriegsausbruch in Deutsch land herrschenden Spannung wohl auszuhaltcn vermag, hcraus- finden, um die für uns daraus sich ergebende einzig mögliche Fol gerung zu ziehen, nämlich die des abermaligen stillen Schwurs der Treue zu Adolf Hitler bis in den Tod. Wer diesen Schwur der Treue bis in den Tod heute noch als eine Phrase auffaßt, oder wer ihn hineinzieht in leichtfertige Krittelei, der gehört innerlich, wenn er äußerlich ihrem Los auch entging, doch zu den Verrätern des 30. Juni. Das ist eine harte Wahrheit; aber Adolf Hitler hat in seiner großen Rede am 13. Juli noch einmal, wie schon so oft, die Hand nach allen ausgestreckt; er hat allen, die vielleicht aus gutem Glauben beteiligt gewesen sind, den General- Pardon angeboren; jeder, der bisher unsren Reihen fcrnstand oder der uns vielleicht sogar haßte, hat jetzt noch einmal Gelegenheit, sein Verhalten gegen die nationalsozialistische Bewegung und ihren Führer, der nach den Ereignissen vom 30. Juni in fast un begreiflicher menschlicher Grüße über uns allen steht, an dieser harten Wahrheit zu überprüfen. Wenn er nicht versteht, sich unter sie zu beugen, dann wird er zwar äußerlich weitcrlebcn können wie bisher, aber innerlich wird er sich mit dem Aus weichen vor dieser letzten Entscheidung das Todesurteil sprechen, denn er schließt sich durch diese Flucht selbst aus dem deutschen Schicksal aus, er bekennt durch sie, daß er keine Verantwortung für die deutsche Zukunft übernehmen will. 671