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X- 76, 30. MärZ 1922. Nedaktion«ll«i Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Jahrbücher, die im Jahre 1918 die Klasse 19 bildeten und schon 1919 nicht mehr besonders aufgezählt worden waren, scheinen endgültig aus die andern Klassen verteilt worden zu sein. Rm bei drei Kategorien ist eine Abnahme zu verzeichnen: Kriegswissenschaft (—91), Allgemeine Bibliographie (—8) und Verschiedenes (—6). Alle anderen weisen eine Zunahme auf, die manchmal ansehnliche Zahlen erreicht. Nach der Zunahmezifser geordnet, haben die Klassen nachstehende Reihenfolge: Schöne Literatur (->-1596), Philologie (->-672), Handel (-s- 576), Er- ziehung (->-535), Theologie (->-455), Heilwissenschaft (-s-417), Geschichte (-P337), Jugendschristen (-P335), Pilosophie (->-296), Architektur (->-250), Naturwissenschaft (->-207), Hauswirtschaft (->-202), Erdkunde (->-132), Rechtswissenschaft (->-90), Stu- dentenwesen (->-38), Schöne Künste (->-18). Die folgende Liste zeigt die Verteilung der betreffenden Bücher: 1919 1920 1. Allgemeine Bibliographie, Gesamt-Werke usw. 580 572 2. Theologie 1847 2302 3. Rechts- und Staatswissenschaft 4321 4411 4. Heilwissenschaft, Tierheilkunde 1072 1489 5. Naturwissenschaft, Mathematik 11Z8 1345 6. Philosophie, Geheimwissenschaft 654 950 ,7. Erziehung und Unterricht 2614 3149 8. Sprach- und Literaturwissenschaft 1054 172« 8. Geschichte, Biographie 966 1303 10. Erdbeschreibung, Karten 781 913 11. KrtegSwissenschaft 311 220 12. Handel, Gewerbe, Verkehrswesen 1499 2075 13. Bau- und Jngenieurwissenschaft 731 981 14. Haus-, Land- und Forstwirtschaft 787 989 15. Schöne Literatur 5051 6647 1k. Jugendschristen, Bilderblicher 1016 1451 17. Kunst, Musik. Theater 833 851 18. Studentenwesen, Sport 161 199 19. Verschiedenes 778 772 Insgesamt: 28184 32345 Die Gesamtzahl von 32345 Veröffentlichungen zerfällt in: 19078 neue Werke (1918: 10 417, 1919: 15 876), 8715 Neuauflagen (1918: 4326, 1919: 6432) und 4552 Zeitschriften (1919: 3886). Hinsichtlich der Zeitschriften fragten wir uns schon letztes Jahr, was die angegebene Zahl besagt, die uns viel zu klein erscheint, um alle deutschen Zeitschriften zu umfassen, und zu groß, um sich nur auf die neugegründeten zu beziehen. Eine von der Deut schen Bücherei in Leipzig dem »Börsenblatt s. d. Deutschen Buch handel« übersandte und am 15. August 1921 (Nr. 189) veröffent lichte Mitteilung vermag das diese Punkte umgebende Dunkel nicht zu lüften. Sie lautet: »Sperlings 1858 begründetes Zeitschrtften-Adretzbuch, von dem 1915 die letzte (49.) Ausgabe erschien, war mit etwa 6500 Titeln die ausführlichste Bibliographie, Paul Schulz es 1921 im 57. Jg. erschienener .Deutscher Zeitschriften-Katalog' enthält etwa 3300 Titel .deutscher Zeitschriften, Jahrbücher, Sam melschriften und anderer periodischer Erscheinungen', Müllers 1921 im 13. Jg. stehendes Zeitschriften- und Zeitungsadreßbuch verfügt über 4758 gezählte Titel. In Wirklichkeit muß man die Zahl der laufenden, heute noch erscheinenden Zeitschriften auf ungefähr 15 000 festsetzen. Die Deutsche Bücherei verfügt über rund 22 000: unter diesen besinden sich jedoch auch die Titel der jenigen Zeitschriften, die seit 1913 das Erscheinen eingestellt haben. Im Jahre 1920 betrug die Zahl der neugegründeten Zeitschriften rund 1000, es haben also täglich mindestens 3 neue Zeitschriften das Licht der Welt erblickt«. Nach einem Aufsatz, den Herr Siegismund in der -Pa pier-Zeitung» (Nr. 6, von 1920) veröffentlicht, erscheinen die neuen Werke fast ausnahmslos in einer kleinen Anzahl von Exemplaren. Das würde bis zu einem gewissen Grade erklären, woher es kommt, daß der deutsche Buchhandel über einen be ständig schlechter werdenden Verkauf klagt, obgleich die Zahl der Neuerscheinungen, die im Jahre 1920 die fabelhafte Höhe von 19 078 erstieg, ebenso bedeutend ist wie in den "besten Perioden der Vorkriegszeit. Die gegenwärtigen Preise werden durch die Herstellungskosten bestimmt, die in übermäßiger Weise empor geschnellt sind: das Papier kostet 15- bis 20mal (19211) mehr als vor dem Kriege. Die Satz- und Drucktasten betragen das Zehnfache, die Einbandkosten noch über das Zehnfache. Daraus ergibt sich, daß selbst eine große Auslage keine genügende Verbilligung mehr herbeisührt, um diejenigen zum Kauft zu ermutigen, die das Buch nicht unbedingt brauchen. Die beschränkte Auflage gestattet dem Verleger nicht, den Sortimentern in Kommission zu liesern. Diese sind genötigt, die Bücher aus seste Rechnung zu nehmen, und wollen nur für Werke, deren Erfolg sicher scheint, das Risiko tragen. Das Steigen der Herstellungspreise ist besonders sür den wissenschaftlichen Buchhandel verhängnisvoll, denn infolge dessen sind Universitäten und Studenten, deren Geldmittel meist bescheiden sind, in großer Verlegenheit, sich die letzten Neuheiten anzuschasfen. So müssen z. B. in Österreich die Bibliotheken sich die Bücher, die von den Studenten gebraucht werden, bei den Bibliotheken anderer Länder leihen'). Aus so schwierigen Marktverhältnissen glauben sich die neu- gegründeten Verlagsstrmen nur dadurch herausziehen zu können, daß sie die Reklametrommel mächtig schlagen, und hierbei lassen sie sich durch zahlreiche Vermittler helfen, die sich in ihren Muße stunden mit dem Bücherverkauf beschäftigen. Daher hat die deutsche Bücherproduktion an Qualität verloren, was sie an Quantität gewonnen hat. Die unzüchtige Literatur, die Schund romane, die Gelegenheitsbroschüren, die Flugschriften nehmen darin eine zu hervorragende Stelle ein, und das berührt den Verleger von altem Schrot und Korn schmerzlich, der noch etwas auf seinen guten Ruf hält. Wie früher schon, verdanken wir auch dieses Jahr der Lie benswürdigkeit der Buchhandlung Gustav Fock G. m. b. H. in Leipzig, daß wir die jährliche Statistik aus ihrer Fachzeitschrift »Bibliographi scher Monatsbericht» veröffentlichen können, die den Dissertationen und akademischen Abhandlungen gewidmet ist. Leider erscheint diese Zeitschrift in Zukunst nur noch vierteljähr- lich. Andrerseits wurde der den Studenten auferlegle Zwang, ihre Doktordissertationen drucken zu lassen, wegen der Höhe der Kosten abgeschafft. Sie beschränken sich jetzt darauf, die Schluß folgerungen und kurze Auszüge zu veröffentlichen, die meist nur zwei Seiten umfassen. Die Firma Gustav Fock ist der Ansicht, daß es nicht der Mühe lohnt, diese kurzen Inhaltsangaben in ihrer nunmehr Vierteljahrsbericht gewordenen Veröffentlichung aufzunehmen, sodaß es künftig schwer sein wird, Auskunft über die Zahl der akademischen Schriften zu erhalten. Das 32. Jahr des -Monatsberichts» verzeichnet 2688 Ver öffentlichungen, nämlich 1078 weniger, als im Jahre 1919 (3766). Nachstehend die vergleichende Tabelle der beiden letzten Jahre: 1919/20 1920/21 Klassische Philologie und Altertumskunde Neuere Philologie. Neuere Sprachen und neuere 62 41 Literatur 128 111 Oriental. Sprachen. Vergleich. Sprachwissenschaft 29 8 Theologie 23 32 Philosophie, Psychologie 71 34 Pädagogik 22 3« Geschichte und Hilfswissenschaften Erdkunde. Neisebeschretbungen. Anthropologie. 104 72 Ethnographie i« 19 Rechtswissenschaft ^ Staatdwissenschaft und Volkswirtschaft i 915 570 Medizin Beschreibende Naturwissenschaften. Zoologie, Vota- 1749 1240 nik, Geologie, Mineralogie Exakte Wissenschaften. Mathematik, Physik. Nstro- 107 89 nomte. Meteorologie 180 109 Chemie 199 173 Technische und Handelswissenfchafte» 89 106 Land- und Forstwirtschaft. Viehzucht 15 19 Bildende Klinste 42 9 Musik 7 6 Verschiedenes. Bibliothekswissenschaft. Reden 8 8 Insgesamt: 370« 2088 *> Siche eine Mitteilung von Wtlh. Müller im »Neuen Wiener Tagblatt», die im Bbl. Nr. 295 vom 30. Dezember 1920 wieder- > gegeben ist.