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219, 20 September 1900 Nichtamtlicher Teil. 7021 bereitungen zu treffen, uni die Organisation des Vereins auf das ganze Deutsche Reich auszudehncn. Auf einen noch näher zu be stimmenden Sonntag dieses Jahres sollen in Ausführung dieses Planes die Inhaber der hervorragendsten Steindruckereien und lithographischen Anstalten der Hauptstädte Deutschlands und die nußersächsischen Vereine nach Leipzig in das Deutsche Buchgewerbe haus eingeladen werden, um über die Gründung eines Vereins deutscher Steindruckcreibesitzer zu beraten. Verbrauch von Ansichtspostkarten.—In den Zeitungen finden wir die folgenden Angaben über den Verbrauch von Ansichtspostkarten in den verschiedenen Ländern. Im Verhältnis zur Bevölkerung werden die meisten Ansichtspostkarten in der Schweiz verbraucht, wo jährlich 22 Millionen (7„ pro Kopf) auf gegeben werden. Nach der Schweiz kommen Belgien und Holland mit je 12 Millionen (1,g pro Kopf) jährlich. Deutschland verbraucht jährlich 88 Millionen (I,7„ pro Kopf), Oesterrcich-llngarn 31 Mil lionen, Italien 27 Millionen, England 14, Frankreich 8, die Türkei 2, Spanien 4 Millionen im Jahre. Von der Pariser Weltausstellung. — Die Weltausstel lung hat jetzt den Höhepunkt ihrer Besucherziffern erreicht. Wie vorausgcschen werden konnte, ist der September ihr glänzendster und ergiebigster Monat. Der Andrang der Ausländer ist größer als je zuvor, die Provinz scheint sich bis zur Entleerung des Landes in die Hauptstadt zu ergießen, und die Pariser selbst, die großenteils von der See, aus den Bergen, von der Sommerreise heimgekehrt sind, stellen täglich gewaltige Kontingente zum Aus stellungsbesuche. Der -Wiener Ztg.» werden folgende Zahlen mitgeteilt: Vis zum 1. September waren rund 30 Millionen Eintrittskarten verbraucht, es blieben also für 65 Tage noch 35 Millionen verfügbar, oder für jeden Tag rund 539 000. Nun denn: dieser ungeheure Durchschnitt wurde am jüngsten Sonntag überschritten,' von 600 381 Besuchern wurden näm lich 554 956 Karten abgegeben, und beim Blumenfcste der ver gangenen Woche, als der Eintrittspreis bis um 10 llhr morgens zwei und von da ab vier Karten betrug, steigerte sich der Ver brauch sogar bis zu 963 000, fast einer vollen Million. Diese Aus sicht hat schon zu einer Verteuerung der Eintrittskarten geführt. Jni August waren sie vorübergehend bis auf 23 Cts. im Groß handel und bis auf 25 Cts. ini Einzelverkaufe gesunken. Dann hielten sic sich etwa 14 Tage lang auf 26 bis 27 Cts. im Groß handel und auf 30 Cts. im Straßenverkaufe. Seit kurzem werden sie mit 28 bis 29 Frcs. das Hundert gehandelt. Es ist nicht un wahrscheinlich, daß noch 18 bis 20 Millionen Karten verbraucht werden, so daß schließlich von den 65 Millionen vielleicht nur 10 bis 12 Millionen übrig, bleiben werden, während es Mitte Juli den Anschein hatte, als sollten 20 bis 25 Millionen keine Ver wendung finden. -Danubia-, Verein jüngerer Buchhändler in Donau wörth. — Eine wohlgclungcne Feier veranstaltete der Verein jüngerer Buchhändler -Danubia» in Donauwörth am 8. und 9. September anläßlich der Anwesenheit des Vertrauensmannes für den Kreis Bayern des -Allgemeinen Deutschen Buchhandlungs- gehilfen-Verbandes-, Herrn Adolf Liederwald aus München. Den Glanzpunkt bildete eine Festversammlung am Abend des 8. September, zu der alle Mitglieder der »Danubia- (sämtlich zugleich Vcrbandsmitglieder) mit ihren Familienangehörigen und Freunden im Gartenpavillon des Gasthauses zu den drei Kronen erschienen waren. Der etwa 100 Personen fassende Pavillon war in gescknnackvoller Weise mit Tannenguirlanden, Fahnen, Wappen, Lampions, auch mit bezüglichen Inschriften reich geschmückt und bot einen überaus festlichen Anblick. Das Hauptdekorations stück bildete ein großes Oelgemälde: -Buchhändler-Wappen» dar stellend. Ein Streichsextett und die Sänger der -Danubia- sorgten für musikalische Genüsse in vorzüglicher Weise. Die Reihe der Reden cröffnete der Vorstand der -Danubia», Herr Mager, der durch eine kurze Begrüßung alle Festgäste, ins besondere Herrn Liederwald, herzlich willkommen hieß. Anschließend hieran beschloß die Versammlung, dem verdienten 1. Vorstande des Verbandes, Herrn Paul Hempel in Leipzig, telegraphisch ihren Gruß zu übermitteln. Den Höhepunkt erreichte die Fest stimmung, als der Obmann der Ortsgruppe Donauwörth des Allgemeinen Deutscheit Vuchhandlungs-Gehilfen-Verbandcs, Herr Wieland, sich erhob und dein gefeierten Vertrauensmanne den herzlichsten Dank für sein selbstloses, mühevolles Walten zum Wähle der Buchhandlungsgehilfen im allgemeinen und der Verbandsinitglieder im besonderen anssprach und im Namen der Ortsgruppe Donauwörth ihm zum Zeichen der Dank barkeit und Verehrung einen lorbeerbekränzten silbernen Pokal überreichte. War Herr Liedcrwald schon durch die reiche Dekoration und den herzlichen Empfang angenehm berührt, so war er durch diese Ehrung sichtlich überrascht und mit bewegten Worten sprach er seinen Dank für diese — wie er meinte, unverdiente — Ehrung aus. Noch nie sei wohl, sagte er, ein Vertrauensmann so geehrt worden, wie heute er. Mit einem feurigen Aufruf an alle an wesenden Buchhändler, treu zusammenzuhalten und einzustehen für die idealen Aufgaben des Verbandes, bei festlichen Anlässen auch nicht zu vergessen der ärmsten unter den Kollegen: der Kranken und Invaliden, der Witwen und Waisen, schloß er seine begeisterte und begeisternde Rede. — Gesangs- und Jnstrumentalvorträge wechselten mit ernsten und launigen Reden (es toasteten Herr Geschäftsvorstand Rappl auf Frau Liedcrwald, Herr Zwick auf die anwesenden Damen, Herr Wieland auf das von auswärts zum Festabend erschienene Verbandsmitglied Herrn Buchhändler Rahner in Rain a/Lech), bis die schon ivcit vorgerückte Stunde zum Aufbruch mahnte. Sonntag vormittags vereinigten sich die Mitglieder des Ver bandes in demselben Raume zu ernster Versammlung. Herr Liedcrwald berichtete in rednerisch vollendetem Vortrage über die letzte Generalversammlung des Verbandes und berührte da neben verschiedene, zur Zeit schwebende Fragen im Vcrbandslebcn. Nachdem der Obmannn Herr Wieland dem Vertrauensmann für seinen interessanten Vortrag den Dank der Versammlung aus gesprochen hatte, forderte das Verbandsmitglied, Herr Geschäfts vorstand Rappl, auf, heute schon die Mahnung des Herrn Lieder wald in die That umzusetzen durch eine Sammlung zu gunsten der Verbandskasse, was allseits Zustimmung fand. Diese Samm lung ergab das erfreuliche Resultat von 26 85 H, welcher Betrag sofort dem Herrn Vertrauensmanne eingehändigt wurde. Das Ehrenmitglied der-Danubia-, Herr Ludwig Auer, Direktor des Cassianeums und Besitzer der -Buchhandlung L. Auer-, der zur großen Freude aller Teilnehmer die Versammlung mit seiner Gegenwart beehrte, erhob sich hierauf, uin Herrn Liederwald seine Anerkennung und Hochachtung für sein selbstloses, uneigennütziges Wirken auszusprcchcn. Sehr selten, so un gefähr führte er aus, seien in heutiger Zeit die Männer, die nicht nur nach eigenem Vorteil trachten, die noch einstehen und kämpfen für diejenigen, die der Unterstützung am meisten bedürfen, für Kranke und Hilflose, für Witwen und Waisen. Er beglück wünschte die Verbandsinitglieder zu einem solchen Vertrauens manne und sprach Herrn Liederwald auch seinerseits ein herzliches -Vergelt's Gott- aus für alle Mühen, die er freiwillig auf sich genommen habe. Sein Hoch galt dem unermüdlichen Vertrauens- inanne, der durch herzliche Worte für diese Anerkennung dankte und auf den Gönner des Verbandes, Herrn Direktor Auer, toastete. — Gegen '/,1 Uhr wurde die so schön verlaufene Sitzung durch den Obmann geschlossen, nachdem kurz vorher ein vom stell vertretenden Vertrauensmann, Herrn Vermehren in München, ein getroffenes Begrüßungstelegramin verlesen worden war. Nachmittags veranstalteten die Festtcilnehmer teils mit Rad, teils mit Bahn mit ihren Familien einen Ausflug nach dem schön gelegenen Städtchen Harburg i/Ries. Nach Besichtigung der alten interessanten Oettingen'schen Burg vereinigte ein schattiger Keller nochmals die -Danubia- und ihre Gäste, bis der anbrechende Abend zuerst die Radler, dann auch die anderen zur Heimkehr mahnte. Noch ein kurzer Abschied am Bahnhof in Donauwörth, und das Dampfroß entführte unseren Festgast Herrn Liedcrwald nach München. — Hochbefriedigt über den Verlauf dieses echt kollegialen Festes kehrten die Mitglieder der »Danubia- zu den heimischen Penaten zurück. Herrn Licderivald rufen wir ein herz liches -Auf Wiedersehen im nächsten Jahre» zu. - (Sprechsaal.) Centralbuchhandlung L Antiquariat C. Sprung in Frankfurt a. O. (Vgl. Börsenblatt Nr. 167, 172.) Auf ineinen bei der Staatsanwaltschaft in Frankfurt a. O. gestellten Strafantrag, dem sich viele Kollegen anaeschlossen hatten, ging unter dem Datum des 14. September der Bescheid ein, daß cs mir überlassen bleibe, insoweit ich Ansprüche auf einen Teil der in dem Geschäftslokal des flüchtigen Karl Sprung befindlichen Bücher erhöbe, die Verfolgung meiner Rechte durch Ausbringung eines Arrestes oder aus sonstige Weise zu sichern. Dem Verleger verein sei hiervon Mitteilung gemacht und dieser ersucht worden, ein gemeinsames Vorgehen der Geschädigten in die Wege zu leiten. Eine entsprechende Bekanntmachung werde in Kürze von dieser Seite im Vörsenblatte erfolgen. Berlin, den 18. September 1900. lllich. Eckstein Nachf. (H. Krüger). 941 CicbeninidseLzlkister Jolnamm.