5120 ,54, 7. Juli 1930. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d.Dtschn.«uchhand-I. Soeben erschienen: Amschlag und 12 Federzeichnungen von Paul Neu. Preis 3 Mark. 999 Worte Bayrisch? fragt sich der Nichtbayer. Wenn schon lernen, dann doch lieber gleich 1000 Worte Französisch oder Italienisch, damit man bei einer Reise nach Nom, nach Südfrankreich auf der Löhe der Situation ist. Jeder bildungsbeflissene Deutsche weiß, daß nur mit der Kenntnis ihrer Sprache in den Geist fremder Länder einzudringen ist. And welcher Deutsche ist nicht bildungsbeflissen? Eine Ausnahme machen die Ostasienreisen. Chinesisch und Japanisch sind verdammt schwere Sprachen, und so zieht man es vor, im Schuldbewußtsein der Oberflächlichkeit dort nur zu suchen, was dem Auge gegeben wird. Dieselbe Ausnahme macht Bayern. Es wird — noch dazu viel häufiger und ausgiebiger als China — ebenfalls ohne Kenntnis der Landessprache bereist. Während sich aber jeder Norddeutsche der Schwierigkeiten des Chinesischen bewußt ist, macht er sich keine Gedanken über die des Bayrischen, ob wohl sie jenen in nichts nachstehen. Man vertraut darauf, daß viele Bayern nebenbei das Deutsche beherrschen, und so oft dieses Vertrauen auch enttäuscht wird, es stirbt doch nicht aus. Vielfach gibt man sich auch dem Irrtum hin, ein mehrmaliger Aufenthalt im bayrischen Lande könne zu sprach lichem Verständnis führen; ja, es gibt Verwegene, die solchermaßen der bayrischen Sprache kundig geworden zu sein sich vermessen. Ein Zeichen überheblichen Bildungsdünkcls. Nein, hier war eine Lücke zu schließen. Wer Bayern bereist, soll von nun ab Bayrisch lernen. Die wahrhaft chinesischen Schwierigkeiten in einem 999-Worte-Bändchcn halbwegs zu entwirren, konnte freilich nur versucht werden. Aber man darf behaupten, daß dieser Versuch niemand langweilen wird. Auch nicht jene eingeborenen Bayern, die an ihrer schönen Sprache ehrliche Freude haben. Uj München bei Georg Müller