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902 Börsenblatt f. d. Dtschu. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 17, 22 Januar 1912. subventionierten Unternehmens besser einzuhalten wären. Es ist kein gesunder Zustand, auch nicht für ein Geschäft, das vorwärts geht, wenn der größte Teil des Kapitals, mit dem es arbeitet, Fremden gehört. Als Nachteil der Konzentration betrachtet der Verfasser die Abhängigkeit, in die der Betrieb leicht von der Masse der An gestellten gerät. Die sozialen Gegensätze zwischen Betriebsleiter und Angestellten bilden sich leicht zu einer Schärfe aus, die in einem Mittelbetriebe wohl kaum in solchem Maße Vorkommen wird, weil der einzelne Angestellte mit dem Leiter in steter Ver bindung bleibt, was bei einem Großbetriebe fast unmöglich ist. Streiks unter den Angestellten sind deshalb nichts weniger als ausgeschlossen, und gerade in einem Kommissionsgeschäft sind der artige Unterbrechungen von den unangenehmsten Folgen begleitet. Auch eine erhebliche Zuführung fremden Kapitals ist nicht ohne wirtschaftliche Bedenken, und dies nicht nur für den Kommissionär, sondern auch für den Kommittenten. Neben der Erweiterung des Kredits, die der Kommittent bei dem Kommissionär genießt, wird häufig auch eine Verkürzung stattfinden, »die mitunter für den Einzelnen zur vollen Kreditverweigerung führen kann«. Ver fasser meint nur zwar, daß dies eher ein Vorteil sei, der im Interesse des Gesamtbuchhandels liegt. »Sie (die Kreditverweige rung) würde vor allem dahin wirken, den Kreditverhältnissen zu einer Gesundung zu verhelfen, die von der Allgemeinheit nur begrüßt werden kann. Gerade die Eleinente, die auch finanziell die schwächsten sind, würden die Existenzberechtigung und -Mög lichkeit verlieren « Diese Folgerung scheint mir in keiner Weise zwingend, es ist gar nicht ausgeschlossen, daß der Kom missionär gerade die schwächeren Elemente hält, weil er eben nur auf diese Weise hoffen kann, sein Kapital zu retten. Die Haupt gefahr der Konzentration für die Kommittentenwelt sieht der Verfasser in der Ausschaltung der Konkurrenz. »Die Be dingungen werden diktiert werden. Wie weit dies aber einer Erhöhung gleichkvmmt, wollen wir dahingestellt sein lassen.« Wenn sich also Vorteile und Nachteile der Konzentration für die Kommittentenwelt so lange die Wage halten, bis eine Aus schaltung der Konkurrenz erfolgt ist, so würden mit diesem Augen blicke die Vorteile für sie wieder verloren gehen, »— solange das Kommissionsgeschäft nicht von ihr selbst betrieben wird«. Der Verfasser empfiehlt die Überführung des Kommissionsgeschäfts in den genossenschaftlichen Betrieb, »dessen Gewinne nun mit Aus schaltung aller Zwischenexistenzen allein den daran beteiligten Genossen, den Verlegern und Sortimentern, entsprechend der Beteiligung zufließen«. Jordan behandelt dann die retardierenden Momente in der Konzentration, zu denen er auch rechnet, daß nicht abzusehen ist, ob es den Mittel- und Kleinbetrieben unmöglich wird, neben der Konkurrenz der Großbetriebe zu bestehen oder sich weiter zu entfalten. Daß es den Mittel- und Kleinbetrieben auch ferner möglich sein wird, zu bestehen, dafür spricht schon die Erfahrung, daß »die Dinge im Kommissionsgeschäft durchaus nicht, wie in der Industrie und im Warengeschäft, nur einer rein kapitalistischen Bewertung und Beurteilung unterliegen«, ferner persönliche Momente, Pietät und Tradition, die, wie wir ja wissen, in dem Verhältnis zwischen Kommissionär und Kommittent glücklicherweise bis jetzt noch nicht ausgestorbeu sind. Die Nachteile und die Vorteile der Konzentration für die Angestellten werden in einem besonderen Kapitel behandelt, ihre Arbeit, die Arbeitsteilung usw. wird ausführlich erörtert. Das letzte Kapitel betitelt sich Re form Vorschläge und Probleme, in dem eine Zusammenstellung des im ganzen Werke behandelten Stoffes versucht wird. Dies Kapitel bringt auch eine Zusammenstellung der Versuche, die seither gemacht worden sind, den Buchhandel von den Kommissionären bzw. von ihrer Kreditgewährung zu befreien. Er bespricht die Gründung von Barsortimenten, die von einzelnen Gruppen im Buchhandel versucht worden sind, auch das Berliner Vereinssortiment, dem er meiner Ansicht nach nicht genügend gerecht wird. Die Schwäche dieser Gründung lag wesentlich in der Hoffnung der Begründer, lediglich mit den eigenen Mitteln der Mitglieder ein Vcreins- sortiment schaffen zu können. Dies war nicht möglich, und so ist mit ihm nicht nur das Barsortiment, sondern auch eine ganze Menge anderer Hoffnungen und Entwürfe eingesargt worden, die von mir in Verbindung mit Otto Nauhardt und dem leider zu früh dahingegangenen Hans Reimarus geplant waren. Auch uns schwebte der Gedanke vor, daß eine Stadt (in diesem Falle Berlin) nur einen Kommissionär haben solle, und wir haben, soweit es ging, auch diesen Gedanken zur Ausführung gebracht. Auch eine Ersetzung des vom Kommissionär gewährten Kredits durch einen genossenschaftlichen gehörte zu den Zielen, die verwirklicht werden sollten. Der Verfasser erkennt an, daß die Frachtzentralisation eine der Grundlagen des Berliner Unternehmens sein sollte, cs schwebten uns aber noch manche andere Ziele vor, deren Er örterung hier zu weit führen würde. In einem Schlußwort gibt der Verfasser »Zusammen fassung und Ausblick«. Er betont auch hier noch einmal, daß die Lösung des Problems in einem genossenschaftlichen Betriebe zu suchen ist, »namentlich, daß das Koni Missions geschäft von den Parteien, deren Vermittlung es dient, von den Verlegern und Sortimentern allein in einer der Be nutzung entsprechenden Beteiligung an Spesen und Gewinn ausgeübt würde«. Was für ein erfreulicher Ausblick und eine Hoffnung für die Zukunft! — eine Zukunft, die ich nicht mehr erleben werde, die aber vielleicht Gedanken verwirklicht, deren Ausführung ich Zeit und Kraft gern geopfert habe, obwohl die Erfüllung mir nicht reifen sollte. Die Besprechung dieses Buches ist länger geworden, als es sonst üblich ist. Bei dem Interesse aber, das die Sache für den gesamten Buchhandel hat, glaubte ich hierbei auf die Nachsicht der Leser rechnen zu könneu. Ich wünsche, daß diese Besprechung recht viele veranlassen möge, das trefflich gearbeitete und auch gut geschriebene Buch selbst zur Hand zu nehmen. Kleine Mitteilungen. Zum Gesetz über die Privatbeamtenversicherung. — Dem Reichsamt des Innern gehen fortgesetzt Eingaben von Ge sellschaften und Einzelpersonen zu, in denen um Auskunft über die Paragraphen 390 und 393 des Versicherungsgesetzes für An gestellte gebeten wird. Diese Paragraphen behandeln die Be freiung derjenigen Angestellten von der Beitragsleistung nach dem neuen Gesetze, für die vor dem 6. Dezember 19ll bei einem öffentlichen oder privaten Lebensversicherungsunternehmen ein Versicherungsvertrag geschlossen worden ist. Da das Reichsamt des Innern zur Entscheidung dieser 'oder anderer das Reichsversicherungsgesetz für Angestellte betreffende Fragen nicht zuständig ist, so müssen, wie der Neue politische Tagesdienst schreibt, die Eingaben einstweilen unerledigt bleiben und gesammelt werden. Sie werden demnächst dem Direktorium der zu errichtenden Neichsversicherungsanstalt für Angestellte zur Erledigung übergeben. Die Bezeichnung der für das Direktorium in Aussicht genommenen Mitglieder soll bald zu erwarten sein. Ihre Er nennung kann erst nach Verabschiedung des Etats für das Direk torium durch Bundesrat und Reichstag erfolgen. Internationale Graphische Ausstellung 1914. — Der stellung im Jahre 1914 zwischen München und Leipzig entstandene Prioritätsstreit ist durch beiderseitiges Übereinkommen in der Weise beigelegt worden, daß der Münchener vorbereitende Ausschuß seinen Plan um einige Jahre verschoben hat. Der Deutsche Buchgewerbe verein hat dem Münchener Ausschuß für dieses freundliche Entgegen kommen besondere Anerkennung ausgesprochen und sich bereit