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277, 28, November 1912. Nichtamtlicher Tech Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 15169 samkeit zuwenden. Die Firma Hermann Seemann Nachs. in Berlin hat z. B. einen Schaufensterwettbewerb für ihren Verlag veranstaltet, allerdings, wie sie berichtet, nicht mit dem erwarteten Erfolg. Dagegen schreiben andere Firmen, daß das Ergebnis derartiger Ausstellungen durchaus befriedigend Abbildg. 11. Richard Bong, Leipzig (Friedrich,Fleischer), ausgefallen wäre. Das »Was« der Ware und das »Wie« der Auslage kommen als entscheidende Faktoren in Betracht, wenn auch nicht geleugnet werden soll, daß das Interesse des Publikums in einzelnen Städten und Gegenden sehr ver schieden für derartige Veranstaltungen ist, so daß die Wirkung mehr elementar gehaltener Auslagen oftmals vorteilhafter erscheint. Auf Abb. 8 haben wir ein derartiges Spezialjchausenster. Es handelt sich um eine Sonderausstellung Staackmannscher Verlagswerke, die die Firma Emil Gräfe in Leipzig in ihrem Schaufenster veranstaltet hat. Auch hier ist die Beschränkung in der Anzahl der ausgestellten Objekte unverkennbar. Der starke einheitliche Zug, der durch diesen Verlag wertvoller meist von den Autoren Jungösterreichs stammenden Bel letristik geht, kommt sicher zur Geltung. Der gute Eindruck wird durch Verwendung von Plakaten und durch Tafeln mit aus geklebten Titeln der broschierten Bände, sowie durch Porträts erhöht. Dieses Fenster kann getrost als Vorbild einer derartigen Spezialauslage gelten. Wieder mehr durch die Fülle des Ge botenen sucht das Schaufenster der Firma R. Jantzen in Ham- bürg <vgl. Abb., 9 u. 10) zu wirken, das eine Sonderausstel lung des Verlags von Alfred Janssen, gleichfalls in Hamburg, enthält. Leider sind die gemachten photographischen Aus nahmen nicht scharf genug, um ein abschließendes Urteil abzu geben. Der geschäftliche Erfolg dieser Veranstaltung soll ein guter gewesen sein. Das Einbandmaterial der FirmaRichardBongz.B.istin seinen zahlreichen Variationen zu dekorativen Zwecken wie ge schaffen. Es lag daher sür den Verlag nahe, zur Veranstaltung von Sonderschaufenstern unter den Sortimentern anzuregen. Ein derartiges Schaufenster <s. Abb. II) ist von der Firma Friedrich Fleischer in Leipzig anläßlich des vorjährigen Schaufensterwettbewerbes de koriert worden. In Nr. 271 dieses Blattes vom 21. November 1911 wird darüber berichtet: «Das Schaufenster der Buchhandlung zeigte auf schwarzem Hintergrund aus Regalen ausgebaut ein Arrangement der Bongschen Goldenen Klassiker - Bi bliothek meist in roten, zum Teil in gelben Farben, Leinen-' und Lederbände, darüber die Gipsbüste Schillers. Das Ganze, das offenbar auf einen möglichst würdigen und vornehmen Eindruck abgestimmt werden sollte, war aber doch etwas zu düster und feierlich geraten. Unverkennbar aber war das Obwalten einer wohldurchdachten Idee, die vielleicht in ihrer Ausführung insolge des spröden Materials nicht den vollen Bei- fall der Preisrichter gefunden haben mag, immerhin aber als verheißungsvoller Anfang geschätzt werden muß.« Neben diesen, einem Verleger ge widmeten Schaufenstern lassen sich auch Gruppen der Erzeugnisse mehrerer Ver leger in einem Schaufenster vereinigen. Es muß natürlich eine innere Verwandtschaft dieser Gruppen untereinander bestehen. In dem Fenster der Firma Carl Singhol, Schwerin (Abb. 12), sind die Erzeugnisse der Firmen Lange- wiesche, Eugen Diederichs und Insel-Verlag vereinigt. Der Inhaber berichtet, daß es in einer reinen Beamtenstadt, Die Klassiker, die den eisernen Bestand einer jede» Bücherei des Gebildeten darstellen sollten und auch zum großen Teile darstellen, sind ein Artikel, mit dem jeder Sortimenter rechnen muß. Zu Weihnachten und Ostern wird er meist stark verlangt und auch durch Empfehlung des Sortimenters als Geschenkwerk verkauft. Die Veranstaltung einer Sonderaus stellung von Klassikern zur gegebenen Zeit dürfte daher kaum ihren Zweck verfehlen. An Material ist ja heute kein Mangel. > Die großen Klassiker-Verleger wetteifern miteinander, nicht! nur inhaltlich, sondern auch äußerlich Gediegenes zu schassen.! Abbildg. 12. Carl Singhol, Schwerin, die keine Industrie und keinen Fremdenverkehr habe, besonders schwer sei, das Publikum zum Kaufen zu animieren, und daß es infolgedessen nötig wäre, die Auslagen so individuell als möglich zu gestalten. Das hier abgebildete Schaufenster läßt die notwendige Beschränkung in der Anzahl der ausgestellten Objekte nicht vermissen. Die Anordnung ist geschmackvoll und übersichtlich. Wir kommen aus dieses Schaufenster noch zurück, wenn wir uns mit dem Aufbau der Auslage zu beschäftigen haben. M7S