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^ 68, 26. März 1913. Künftig erscheinende Bücher. Sombart's „Deutsche Volkswirtschaft" Ln Volksausgabe Nachstehend einige Urteile über Werner Sombart's „Deutsche Volkswirtschaft": Die neue Rundschau: ». . . Eben erscheint, neu aufgelegt und öurchgesehen, Sombarts deutsche Volkswirtschaft im neunzehnten Jahrhundert, und üer Eindruck beim nochmaligen Lesen ist noch stärker als öas erstemal, welche Verlebendigung der dummen Tatsachenhaufen! Oie Struktur des deutschen Wirtschaftslebens und wie es wurde, was es ist: das ist ihr Inhalt. Ein trockener Vor wurf, nicht wahr! Ein Thema für Männer, für Zachleute, verarbeitet in einem Suche voll histo rischer Sandwürmer, gespickt mit Tabellen, Seweisen, Vorlegungen, Selegen, Zitaten, Hypothesen und gelehrten Zänkereien, Sie sich als Selbstzweck breitmachen und den Aufstieg zu den Mssichts- türmen der Erkenntnis versperren. Es ist nicht wahr. Oer Mann kann sehen; und auf einen Gelehrten, üer sehen kann, kommen neununüneunzig Srillengelehrte. Vas Such enthält den Roman unserer Entwickelung aus abertausend wirklichen Daten so geschickt zusammenkomponiert, daß der Kleinkram nie den Slick trübt. Jeder weiß, daß es im sozialen Leben keine isolierten Fakten gibt, aber wie wenige haben Sombarts instinktsicheren Slick dafür, wie die wirtschaftlichen und kultu rellen Einzelerscheinungen im sozialen Raum zueinander stehen. Durch diese gewissermaßen optische vifton ist natürlich auch Sombarts Varstellungsstil charakterisiert: er ist mehr durch die Anschauung als durch den Gedanken bestimmt, er meidet dos trockene Gedankenschema und liebt die Spmbo- lisierung von Zusammenhängen durch besonders charakteristische Vorgänge. Daher seine Lebendigkeit, seine Stiühaftigkeit, sein ungesucht und ungewollt künstlerisches Kolorit, seine klare Durchsichtigkeit. Sombart hat den st^Ie lumineux der Lateiner, die er so sehr liebt. Ich wüßte ihm kein größeres Lob nachzusagen." S. Saenger Der Tag: »Man kann schon ziemlich weit in üer Volkswirtschaft herumgekommen sein und wird in Sombarts 8tanclarcl-ivorli Immer wieder auf bisher unbekannte Gebiete der Forschung und üer Schlußfolgerung, des Quellenstudiums und der Statistik stoßen. Ich habe von Rektoren der Volks schulen gehört, daß öas Luch für diese Mt von Schulen an verschiedenen Grten angeschafft worden ist. Das ist meines Erachtens ein sehr hohes Lob für öas Such. Daß es die Universitäten, ge lehrte Sibliotheken, Staatsbüchereien, hier und da auch Gelehrte und Politiker selbst kaufen, ist begreiflich; daß aber ein dickleibiges nationolökonomisches Werk, strotzend von Wissenschaft, ohne viel Federlesen und Empfehlung von oben zu den Volksschülern gelangt, öas war wohl noch nicht da. Nicht jeder Volksschüler wird es freilich begreifen, aber die Seffern können sich doch immerhin manches daraus aneignen. Sombarts klare, frische Vorstellungsweise, seine meisterhafte Mt der Überwindung spröder Formlosigkeit, die fast spielende Übersichtlichkeit gegenüber unvermeidlichen Daten, Tendenzen und Gesetzen erleichtern ungemein öas Vordringen zum Kern unserer wirtschaft lichen und politischen Probleme, was den Volksschulen recht, muß aber den höheren Schulen billig sein; auch ihre Zöglinge können Unterweisung in der praktischen Staatslehre für ihr späteres Staats bürgertum recht gut brauchen. Das Such Sombarts ist das nützlichste, anregendste Lesebuch für den Teil unserer Jugend, der über Romane und Räubergeschichten hinaus ist, üer den nötigen geistigen Trieb hat und üer jetzt ohne Führung den Rätseln moderner Wirtschaft gegenüber steht. Natürlich ist es auch für Erwachsene ein ausgezeichnetes Silöungs- und Erbouungsmittel. Es wird ihnen gut anschlagen . . . vor allem, Sombart kennt nicht das Oenere ennu^eux, die verwickeltsten Wirt schafte- und Venkprozesse gehen leicht vonstaüen; Pedanten nennen möglicherweise manche Scherze über abgestandene Nationalökonomenweisheit frivol und erschrecken auch über die Kühnheit mancher Schlüsse. Mer es ist doch ein 8t3Nllarci-vvorIi von deutschem Wissen und deutscher Gründlichkeit, nur in einer eleganten und liebenswürdigen Form und ,Mfmachung^ öargeboten." vr. hugovöttger, M. ü. R. frankfurter Zeitung: »Dieses Such, öas weniger für den Fachmann, als für die weiteren gebil deten kreise bestimmt ist, eignet sich vortrefflich nach Inhalt und Form zur Einführung in das Verständnis der modernen Wirtschaft. Es liest sich wie ein Roman und ist doch ein wissenschaftliches Werk, das Land und Leute, Recht und Technik, Sank und Sörse, Handel und Verkehr, die sozialen Klassen und anderes behandelt. Es legt die Entwicklung dar, die die deutsche Wirtschaft von 1800 bis 1900 genommen hat, und zeigt, daß in diesen hundert Jahren unsere Volkswirtschaft mehr Ver änderungen erfahren Hot als in den vorhergegangenen Jahrtausenden." Herlin tV. sr, » Georg Sonüi 406*