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Redaktioneller Teil. 12Ü, 2S. Mai 1916. noch viel zu wenig gute Zeitschriften hinausgehen. Die Mengen von Unterhaltungs- und Bildungsstoff, die in unseren ersten Zeitschriften <cs sind nicht die Bilderhcfte gemeint), alle vierzehn Tage oder allmonatlich vom Verlag aus verbreitet werden, bieten einen außerordentlich dankbaren Lesestoff für unsere Feldgrauen. Außerdem gewinnt der Sortimenter durch die regelmäßige Zu stellung der Hefte an ihm bisher unbekannte, jetzt zugefiihrte Kunden engere Flihlung mit diesen, vielleicht in die Zukunft hinein. Wer 'mal die lebhaftere Geschäftszeit hinter dem Ladentisch mitgemacht hat, kennt den Seufzer des Publikums, selbst des sogenannten gebildeten: ich soll etwas schenken und weiß nicht was. Während der Reichsbuchwoch« werden viele so seufzen! Vielleicht, daß noch die Variante dazukommt: ich weiß nicht, wem. Der Verkäufer wird auf derartige Unentschlossenheiten sofort mit den nötigen Auskünften und Hinweisen zu antworten wissen müssen. Dazu muß er allerdings Kenntnis von nächstgelegenen Sammelstellen, Lazaretten usw. haben. Auf alle Fälle empfiehlt cs sich, sofort auf Wunsch jedes Buch versandfertig zu machen. Der Herr Publikus ist faul und nennt es beschönigend ungeschickt. Vielfach wird ein Gutschein beste Dienste tun; seine Vorderseite trägt den Aufdruck der Feldpostkarte, seine Rückseite den Ver merk, daß A. in der Buchhandlung B. den und den Betrag be zahlt habe, und Herr Z., an den die Karte ins Feld geht, möge sich etwas nach seinem Geschmack nun schicken lassen. Solcher Art hat der Sortimenter in der Stadt sein Geld vorweg und vielleicht einen neuen Kunden. Mit frohen Hoffnungen rüstet der Buchhandel zur Reichs buchwoche. Viele betrachten sie und den Krieg als Saatzeit, die Ernte soll der Frieden bringen. Auch eine Folgeerscheinung aus dem ungeheuren Ringen: der dem Buche früher abgeneigte, jetzt gewonnene Freund. Und Wenns von tausend nur einer ist! Lassen wir jeglichen Optimismus und Pessimismus beiseite, und warten wir es ab! M. Braunschweig. Werbedrucksachen für die Reichsbuchwoche. Wenn man gelegentlich der Kantatetage in Leipzig auf das bevor stehende »große Ereignis« im Buchhandel, die Neichsbuchwoche, zu sprechen kam, fehlte es nicht an Pessimisten, die im Hinblick auf die Teuerung, die fortgesetzte Inanspruchnahme des Publikums für Wohl tätigkeitszwecke, nicht zuletzt auch auf die oft beklagte Indolenz des Publikums allerlei schlimme Befürchtungen hegten. Alle diese Um stände, auch die Wahl der Zeit unmittelbar vor Beginn des Sommers, werden gewiß nicht ohne Einfluß auf den Verlauf der Neichsbuchwoche bleiben. Darüber aber, daß der Erfolg nicht von alledem abhängig ist, sondern lediglich von der Arbeit und vor allen Dingen von der Art der Arbeit des Buchhändlers, sollte kein Zweifel bestehen. Denn trotz aller Schwierigkeiten in der Heimat steht dort immer noch der Gedanke im Vordergründe, wie man den Tapferen draußen seinen Stolz und seine Dankbarkeit am besten in Gestalt von Liebesgaben znm Ausdruck bringen könne. Da sich nun der Platz für Wurst und andere Lebensmittel in den Liebesgabensendungen leider beträchtlich verringert hat, so muß mit dem Bestreben gerechnet wer den, ihn mit anderen geeigneten Dingen auszufiillen. Was wäre zu diesein Zwecke passender als das Buch, dessen Genuß noch nicht oder nur wenig durch Preissteigerungen verkümmert wird? Dieser Umstand wird der Neichsbuchwoche zuhilfe kommen. Eine Sache, die gut ist, ja einem hohen ethischen Zwecke dient, muß auch unter ungün stigen Verhältnissen durchgedrückt werden können, wenn sie richtig und mit dem nötigen Aufwand an Energie angefaßt wird. Nicht allein darum handelt es sich, während der Tage der allgemeinen Bttchersamm- lung einen möglichst großen Umsatz an geeigneten Büchern und Schrif ten zu erzielen, sondern, wie in diesem Blatte bereits mehrfach betont wurde, eine Saat auszustreuen, die für das deutsche Buch und den deutschen Buchhandel in der kommenden Zeit des Friedens noch reiche Früchte tragen soll und auch tragen wird, wenn jeder der Beteiligten sich in das Ganze der Organisation einzufügen und von den reichen Hilfsmitteln den richtigen Gebrauch zu machen weiß, die ihm für die Zwecke der Neichsbuchwoche zu Gebote stehen. Der Erfindungsgabe und dem Tatendrang der einzelnen ist dabei ein unbeschränkter Spiel raum gelassen. Wenn in folgendem der Versuch gemacht wird, die schon jetzt ge leistete Arbeit, soweit sie sich in Gestalt fertiger Drucksachen dem Be urteiler zeigt, darzustellen, so wird sich wohl niemand der Überzeugung 866 verschließe» können, daß in diesem Werbematerial bereits ein größerer Teil der Grundlagen für den Erfolg gelegt ist. An vorderster Stelle steht dabet die Leistung des B ö r s e n v e r e i n s, der znm ersten Male mit Werbemitteln größeren Umfanges und rein praktischer Natur an das Sortiment hcrangetreten ist. Sie zeigen dem Buchhändler zunächst den Weg für die organisatorische Durchführung der Veranstaltung und besitzen — zumal der Börsenverein die Hälfte der Unkosten bestreitet den Vorzug der Billigkeit. Da das Schaufensterplakat, das Buch zeichen, die Uberweisungsliste und das Quittungsformular bereiis in Nr. 99 d. Bl. besprochen worden sind, erübrigt sich ein weiteres Eingehen auf diese Drucksachen. Hinzugekommen ist inzwischen noch das vom Gesamtausschuß zur Verteilung von Lesestoff heransgegebcne Flugblatt »Deutsche Volksgenossen!«, das unter Hinweis auf das Re sultat der ersten Kriegsbuchwoche im vergangenen Fahre in warmen Worten das immer noch nicht voll befriedigte Lesebedürfnis unserer Krieger betont und auf die Notwendigkeit der Stiftung weiterer Bü cherliebesgaben aufmerksam macht. Der erneuten Bitte um solche Stiftungen schließen sich allgemeine Angaben über die Gesichtspunkte an, nach denen, den gemachten Erfahrungen entsprechend, die Auswahl der Bücher zu treffen ist. Um Jrrtümer und Mißgriffe nach Möglich keit zu vermeiden, ist eine Reihe Gattungen geeigneter und ungeeig neter Bücher genauer bezeichnet. Unterzeichnet ist das Flugblatt vom Zentral-Komitee der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz Abt. 19 und vom Gesamtausschuß zur Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten, sowie von den Persönlichkeiten dieser Organisationen, die sich zu einem besonderen Arbeitsausschuß vereinigt haben. Von Wert ist diese Drucksache hauptsächlich auch deshalb, weil in ihr ein gewisser amtlicher Charakter der Veranstaltung zum Ausdruck kommt, der die Annahme ausschließt, als handle es sich bei der Neichsbuchwoche lediglich um ein geschäftliches Unternehmen der Buchhändler. Auf den gleichen Umstand weist auch eine fertige, gematerte Anzeige hin, die ebenfalls vom Börsenverein zur Verfügung gestellt wird und be sonders zur Propaganda in Zeitungen und Zeitschriften geeignet ist. Uber der Vignette, wie wir sie auf dem bereits früher beschriebenen Buchzeichen finden, steht der bekannte Spruch Friedrich Lienhards: »Ein edles Buch — ein Teil der Kraft, die an des Reiches Seele schafft!« Darunter in fetter Schrift das Wort »Neichsbuchwoche« und der weitere Text: »Vom 28. Mai bis 3. Juni 1916 wird mit Genehmigung der Behörden in allen mit dem großen gelben Plakat versehenen Verkaufsstellen Lesestoff fürs Feld verkauft und angenommen. Geeignete Bücher in jeder Preislage sind dort vor rätig«. Diese Kollektivanzeige hat den Vorteil, daß, wenn die Zei tungen nicht geneigt sind, sie unberechnet aufzunehmen, die Unkosten auf die Buchhändler einer Stadt verteilt werden können. Die Zeitschriften verleger werden auch eher geneigt sein, die Anzeige unentgeltlich auf zunehmen, da dadurch Satzkosten erspart werden. Was das Flugblatt unter den Werbedrucksachen des Börsenvereins dem Publikum ist, soll das Merkblatt für die Reichsbuch woche, bearbeitet von F. Volckmar, L. Staackmann, Albert Koch L Co. in Leipzig, Stuttgart und Berlin, den Buchhändlern sein. In kurzen Worten werden Zweck und Ziel der Veranstaltung nochmals zusammen gefaßt, die Veranstalter genannt und auf die besondere Unterstützung des Börsenvereins hingewiesen. Daran schließen sich zwei Seiten (zwcispalt.) Winke und Hinweise auf allerlei Wichtiges für die Neichs- bnchwoche, was für den Sortimenter von Nutzen sein kann, und zwar nach Stichworten geordnet in alphabetischer Reihenfolge. Hier wird auch unter Werbearbeit auf die in Nr. 11V d. Bl. vom 13. Mai abgedrucktc Gebrauchsanweisung für die Neichsbuchwoche des Berliner Sortimenter-Vereins hingewiesen. Wie zu erwarten war, hat auch sonst das Barsortiment die Ge legenheit nicht vorübergehen lassen, seine Werbearbeit in den Dienst der Neichsbuchwoche zu stellen. Die seinen Katalog- und Vertriebs- abteilungcn durchaus zuzusprechende, aus der Erfahrung gewonnene ständige Übersicht über den gesamten Büchermarkt setzt es in die Lage, dem Buchhändler mit wertvollen Hilfsmitteln für die Werbearbeit zuhilfe zu kommen. Unter dem gemeinsamen Titel: »Gute Bücher — gute Kameraden« hat der neugegründete Barsorti- m e n t s - K a t a l o g - V e r l a g G. m. b. H. in Leipzig einen Katalog, ein Plakat und eine Werbemarke geschaffen, die in jeder Beziehung dem Zwecke entsprechen und wohl als geeignet erscheinen, bei richtiger Anwendung und Verteilung znm Erfolge der Neichsbuchwoche beizu- tragen. Der mit Anzeigen 88 Seiten umfassende Katalog (15 in Partien billiger), ist cingeteilt in die Gruppen: Humoristisches Ans der älteren Literatur — Erzählungen — Dichtungen — Mannig faltiges (Liederbücher, Vorträge, Reden, Spiele, Beschäftigungen, Rätsel) — Erbannngsschriften — Philosophie, Erziehung, Selbster- ziehnng — Deutsche Heimat, Deutsches Volk — Geschichte und Kultur geschichte — Lebenserinnerungen, Biographien, Briefe nsw. — Aus ! dem Weltkriege Deutschland und das Ausland (Streitschriften, Po-