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130, 4. Juni 1924. Redaktioneller Teil. Lörimdlatl s. d. Dtlchn. Buchtzand-l. 7927 Redaktioneller Teil. <Nr. 87.) Vertreter des Börsen oereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Bekanntmachung. Nachdem di« durch die Hauptversammlung vvm 19. Mai 1924 wiedecgewählten bzw. neu gewählten Herren sich zur Annahme der Wahl bereit erklärt haben, geben wir nachstehend die Zusammensetzung des Vorstandes des Arbeitgeber- Verbandes der Deutschen Buchhändler, Sitz Leipzig, für das Geschäftsjahr 1924 bekannt: Max Rover- Mülheim, Vorsitzender, Hofrat Richard Linneman n « Leipzig, Schatzmeister, Ernst Reinhardt- München, stellvertr. Vorsitzender, Georg E l s ne r - Berlin, Vertreter der Ortsgruppe Berlin. Hans V o l ek in a r - Leipzig, Schriftführer, Vertreter der Orts gruppe Leipzig. Paul Theodor Ackermann-München, Vertreter der Landes gruppe Bayern. Curt A. H o s e m a n n - Stuttgart, Vertreter der Ortsgruppe Stuttgart. Adolf OPetz - Leipzig, Vertreter des Zwischenbuchhandels. Jacob Haas-Berlin, i vr. Alfred Gieseck««Leipzig, l . Paul Stuermer - Köln, ^ allgemeine Vertreter. Theodor Weitbrecht - Hamburg, Als Rechnungsprüfer sind die Herren: Richard Einhorn- Leipzig, Georg Schreiber-Leipzig und Hilmar Klasing - Leipzig wiedergewählt worden. Leipzig, den 2. Juni 1924. Der Vorstand des Arbeitgeber-Verbandes der Deutschen Buchhändler, Sitz Leipzig. Max Röder, Vorsitzender. Bekanntmachung. Unter Hinweis auf die Veröffentlichung über den Spesen- aufschlag stn Börsenblatt Nr. 125 vom 28. Mai 1924 teilen wir den Kreisvereiucn und sonstigen örtlichen buchhändlerischen Organisationen mit, daß der mit dem Reichswirtschaftsministerium über den Spesenaufschlag gepflogene Schriftwechsel nunmehr ver- sendungsbercit vorliegt. Wir müssen den Unterorganisationen die Übersendung des Materials an die örtlichen Preisprllfungs- stellen überlassen, da es uns nicht gelungen ist, das Adressenmaterial zusammenzubringen. Seitens der Geschäftsstelle erfolgt lediglich Übersendung an di« Landespreisprüfungsstellen. Abzüge in bette- biger Anzahl stehen zur Verfügung. Leipzig, den 2. Juni 1924. Geschäftsstelle des Börscnverctns der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, vr. Heß, Syndikus. Wirtschaftliche Betrachtungen. Von G. Kilpper. Die Kreditsperre der Reichsbank hat den Schleier, hinter dem sich di« Armut unserer Wirtschaft bisher immer noch verbarg, zer rissen; offenkundig werden die schweren Schäden der letzten Jahre, mit ihnen aber auch die zahlreichen Fehler des Systems unserer Gütererzeugung und -Verteilung. Im Grunde kann ja von einem System in dem verwirrenden Chaos einzelner wirtschaftlicher Jnteresscnströme überhaupt nicht mehr gesprochen werden; umso notwendiger ist es aber, sich immer wieder die einfachsten Regeln einer geordneten Volkswirtschaft und die elementarsten Voraus setzungen für einen Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft vor Augen zu halten. Daß wir nicht dauernd mehr Rohstoffe und Lebensmittel aus dem Ausland einführen können, als wir mit fertigen Waren zu bezahlen imstande sind, begreift schließlich auch der Kurzsichtigste; sehr viel schwerer fällt es aber schon einem großen Teil unseres Volkes, einzusehen, daß wir das notwendige Gleichgewicht zwischen Einfuhr und Ausfuhr nur durch erhöhte Arbeitsleistung und durch Verzicht auf einen nicht unwesentlichen Teil des Jnlcmdkonsums, d. h. also durch weitestgehende Einschränkung unserer Lebenshal tung herbeiführen können. Noch bis vor kurzem konnten di« meisten Fachgruppen der deutschen Industrie von einer »Konjunktur«, ja sogar von einer »Hochkonjunktur» berichten, obwohl von einem größeren Export kaum irgendwo mehr die Rede war. Der Jnlandskonsum hat also fast die gesamte Menge an erzeugten Gütern allein ausgenommen — ein Zustand, der für «in Land, das einen großen Teil der wich tigsten Rohstoffe entführen muß und daneben noch ungeheure Re parationsverpflichtungen erfüllen soll, unerträglich und wider sinnig ist. Wir können und dürfen normalerweise in Deutschland für absehbare Zeit kein« Jnlandslonjunktur mehr haben, denn sie ist nur «in Zeichen dafür, daß unser Volk feine Pflicht noch nicht erkannt hat, -di« Pflicht, zu sparen und die Spargelder, statt sofort wieder in Waren oder überflüssigen »Sachwerten» anzulegen, der deutschen Wirtschaft in ihrer Gesamtheit zur Erhöhung ihrer Leistungsfähigkeit und ihrer Exportmöglichkeit zuzufllhren. Eine reine Jnlandslonjunktur ist Raubbau und fast ebenso gefährlich wie die Jnflationskonjunktur der letzten Jahre, vor deren Wiederholung uns vr. Schacht und all« guten Geister bewahren mögen. Für den einzelnen Wirtschaftler, d. h. also in unserem Falle für den einzelnen Verleger oder Sortimenter ist es freilich nicht ganz leicht und angenehm, aus dieser theoretischen Erkenntnis nun auch die Praktischen Folgerungen zu ziehen, denn sie gipfeln letzten Endes darin, daß wir unseren gesamten Bücher-Erzeugungs- und -Verteilungsapparat mit der natürlichen Aufnahmefähigkeit einer bis auf den Grund verarmten Bevölkerung in Einklang bringen müssen. Bis zu einem gewissen Grad wird das die Entwicklung der nächsten Monate auch ohne unser Zutun und in ziemlich schmerzhafter Weise besorgen; darüber hinaus wird sich aber auch der lebensfähige Teil des Buchhandels, also diejenigen, die da mit rechnen können, daß sie die kommende schwere Krise überleben werden, daraus einstellen müssen, daß das deutsche Volk in den nächsten Jahren Wohl nur noch wenn nicht einen noch gerin geren Teil der Büchermenge des Jahres 1914 wird aufnehmen können. Einschränkung in der Erzeugung, Beschränkung auf das Allerbeste und Wichtigste wird also die Parole für den Verlag heißen müssen. Sie wird nicht ganz leicht in di« Praxis umzusetzen sein, da es in der Natur der Sache und — des deutschen Verlegers liegt, daß jeder zumeist seine eigenen Erzeugnisse für die besten und wichtigsten hält, auch wenn er ein Buch, das schon in 20 verschiedenen Ausgaben existiert, in ganz neuer Druckausstattung und in ganz neuem Einband zum einundzwanzigsten Male heraus- bringt. Wenn aber nur jeder Verleger sich vornehmen wollte, von je 3 Büchern, die er in Friedenszeiten verlegt hätte, nur noch 2 zu bringen; wenn jeder sich über seinen Schreibtisch ein Plakat be festigen würde: »Lerne nein sagen!», so wäre schon manches ge wonnen. Auf welche Weise der Apparat der Bücherverteilung auf «in natürliches Maß zurückgeführt werden könnte, ist schon oft gesagt worden; hier kann nur, so hart es auch klingen mag, das Verschwinden der zahlreichen nicht lebensfähigen Existenzen, die immer noch dem wirtschaftlich gesunden und gutgeleiteten Sorti ment das Leben schwer machen, Besserung schaffen. Wenn die Ver tretung des Sortiments diese Existenzen durch künstliche Mittel am Leben zu halten versuchen würde, so wäre das wirtschaftlich ebenso falsch gehandelt, wie ich'es für kurzsichtig halte, wenn da und dort schon von Verlegern ausgesprochen wurde, sie könnten für ihre. 1028»